Ich bin ehrlich gesagt froh, dass auf den Opernbühnen nicht mehr alles züchtig und bieder zugehen muss, damit sich bloß keiner aufregt oder gar in einen kataplektischen Anfall taumelt.
Hierzu vielleicht recht amüsant ein Brief an die Intendanz:
Sehr geehrter Herr Everding, leider bin ich gezwungen, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß meine Ehefrau nach dem Besuch o. gen. Oper einen Nervenzusammenbruch (unter dem 1.Akt) erlitten hat. Dieser Zumutung einer disharmonischen Musik (Lärm) können Sie einem psychisch normalen Publikum nicht anbieten (*) [...] Ich meine, in der Oper sollte man sich entspannen und das Leben schön finden, aber keinesfalls durch krankhaften, überspannten "Musiklärm" traumatisiert werden.
(*) Abonnenten sind besonders ungeschützt!" [aus Aribert Reimanns "Lear", Weg einer neuen Oper, Hrsg. K.Schultz, dtv 1984; S.109]
Ebd. meint C.H.Henneberg, der Librettist des Reimannschen Lear: "Gewisse Bildungsvoraussetzungen gelten für die Oper und sollten rücksichtslos beansprucht werden." Er läßt dabei allerdings offen, ob diese Inanspruchnahme auch für "wahre Opernfreunde" gilt ...