Francis Poulenc

  • Das Werk von Martinu ist wirklich spannend!
    Kennt Ihr das folgende von Francis Poulenc in "ähnlicher" Besetzung? Und wer kann eine Aufnahme empfehlen?


    Hallo Hartmut,


    ich antworte Dir hier an richtiger Stelle (statt im Martinu-Thread). Es gibt eine ganze Reihe guter Aufnahmen vom Poulenc - Orgelkonzert, aber nicht übermässig viele, denn es ist nicht gerade ein Mainstream-Werk.
    Ich schätze es so hoch ein, dass sich bei mir inzwischen 4-5 Aufnahmen eingefunden haben - darunter Dutoit (Decca), Pretre (EMI) und meine Lieblingsaufnahme Brown (Decca).

    Die Aufnahme mit George Malcolm, Orgel / Academy of St.Martin in the Fields / Iona Brown hat nach meiner Empfindung den spannensten Zugriff mit einem packenden Orgelklang, der nicht zu sehr im Hintergrund in den Orchesterklang integriert ist, sondern deutlich rüber kommt. Interessant auf der abgebildeten CD, dass G.Malcolm der Solist an der Orgel wie auch am Cembalo beim wunderbaren Concert Champetre ist.
    Aus meiner Sicht kann ich zu den Werken ohenhin sagen: :angel: Das sind genau die Art und die Richtung von klassischen Werken, die bei mir voll ankommen - ;) und mich erreichen !


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    Decca, 1977, ADD


    Diese CD, die ich habe, scheint aber nicht mehr so einfach verfügbar zu sein.
    Aber die Aufnahmen finden sich neben weiteren Poulenc-Schmankerln auf auf dieser Decca-Doppel-CD:



    Decca, ADD/DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Francis Poulenc, der am 7. Januar 1899 in Paris geboren wurde, starb am 30. Januar 1963 ebenda.


    Heute ist sein 52. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Hallo,


    Les Biches (= die Hindin) eine Ballettmusik. (Zitat aus Wikipedia: Die Kerynitische Hirschkuh, Keryneische Hindin, ist ein Wesen aus der griechischen Mythologie, das die Felder in Arkadien verwüstet.)
    Dieser Zwiespalt aus Arkadien einerseits und Verwüstung andererseits ist in Poulenc Musik deutlich zu hören:


    1. Ouverture – das klingt, nur Holzblasinstrumente, anfangs archaisch, dann setzt das volle Orchester ein, wobei besonders die Blechbläser „wüten“, was das „Holz“ abmindert und immer wieder Akkorde, die ähnlich der Pentatonik, das Klangbild bestimmen; Dynamik und Rhythmus tragen das Bild der Verwüstung (letzterer gibt den Tanztakt vor).
    2. Rondeau - der Anfang wie bei 1. – auch der Klangeindruck ist der Ouverture ähnlich, aber der Rhythmus ist nun noch mehr tanzbetont, mit einem kurz eingeschobenen Legatoteil.
    3. Chanson dansée – der Anfang wie bei 1. – dann bestimmt der Männerchor, das Blech, Pauke und Trommel den martialischen Klangeindruck, der auch durch „lalala“ nicht verschwindet – auch hier (wie bei 2.) beruhigen sich Orchester und Chor, um mit dissonanten, „wüsten“ Klängen zu enden.
    4. Adagietto - der leichte Rhythmus im Stil eines Ländlers wird durch Blech, Marschrhythmus, „Pentatonik“ unterbrochen und der Satz endet in einem Mix aus „Ländler, Pentatonik“ und beruhigtem Blech.
    5. Jeu – nun ist der Kampf voll ausgebrochen, nicht nur der Männerchor ist mit eingebunden, auch der Frauenchor, also nun das „gesamte Volk“ (ein großer gem. Chor - die Ambrosian-Singers). Die Orchestrierung bietet alles auf, die Dynamik bewegt sich fast unentwegt am f/ff, die Rhythmik tut ihr übriges und auch die Harmonik wechselt zwischen gewohnt und „Pentatonik“ – ein Hei-Schrei in ff beendet des Satz.
    6. Rag-mazurka – ob das nun eine franz. ( 1 Mazurkaschritt, 1 Walzerschritt, 1 Mazurkaschritt, 1 Walzerschritt…) Mazurka ist,…??? Es endet friedlich, aber mit einem gewaltigen Paukenschlag und Orchestertutti in ff (der Zwiespalt bleibt).
    7. Andantino – ein sehr vergnüglich-leichter Beginn, den das Blech nicht dauerhaft stören kann – und zum Ende höre ich Anklänge an „Orff“ (in zeitlicher Reihenfolge doch wohl umgekehrt).
    8. Petite chanson dansée – petite bezieht sich nur auf die Dauer des Tanzliedes (gem. Chor), nicht auf die Art der Komposition.
    9. Final - Alles aus 1-8 wird kurz repetiert, bis auf die 3 Chöre.

    Diese Ballettmusik ist eine verständliche (das war auch ein grundsätzliches Anliegen von Poulenc), abwechslungsreiche Komposition, sehr wirkungsvoll und originell orchestriert, die ich gerne höre.


    Bei YouTube gibt es keine vollständige Einspielung, es sind aber mehrere Teil-Einspielungen der Sätze 1-9 vorhanden - ob sie eine komplette Einspielung ergeben?


    https://www.youtube.com/watch?v=F5tVIPBhTx4 Dies ist eine Bearbeitung für 2 Klaviere (nicht für alle Sätze 1-9), die den Reiz des Originals nicht erreicht.



    Die „Suite francaise“, auf der obigen CD in der Orchesterfassung, gibt es im Original für Klavier, welche ich für überzeugender halte.
    Die Interpretation und äußerst differenzierte Anschlagtechnik durch A. Tharaud – eigene Verzierungen? bei Track 9 - sind für mich genial.
    http://www.tamino-klassikforum…&postID=452855#post452855
    https://www.youtube.com/watch?v=sJBv3sOiZjA Dies ist die Aufnahme der CD meines Beitrages.



    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Zweiterbass,


    auch wenn es klangtechnische bessere Aufnahmen dieser Poulenc -Werke gibt (zum Beispiel die Decca-Aufnahmen mit Dutoit), so bleibt diese EMI-Doppel-CD ein :hail: Edelstein und gehört in jede gute Poulenc-Sammlung.
    Meine Favoriten sind daraus das Konzert für 2 Klaviere (autentisch mit F.Poulenc und J.Fevier an den Klavieren) und ebenfalls wunderbar interpretiert das fabelhafte Concert Champetre (mit A.van de Wile am Cembalo).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Diese Woche erreichte mich abgebildete CD mit unter Richard Hickox mit der City of London Sinfonia.
    Diese CD ist in der Virgin-5CD-Box enthalten, von der Gurnemanz bereits 2008 in Beitrag 8 kurz berichtete ... nur hätte ich damit Poulenc-Werke einkaufen müssen, die ich nicht noch einmal haben müsste.


    Hier sind die 3 Werke = Klavierkonzert - Concerto champetre für Cembalo und Orchester - Orgelkonzert enthalten:

    VIRGIN, 1990, DDD


    Im Vergleich zu meinen Aufnahmen mit Georges Pretre erfüllen diese Aufnahmen audiophile Ansprüche ... das ist ja schonmal was.
    Klanglich auch in diese Richtung gehen die Roge/Dutoit-Aufnahmen (Decca).


    Das Klavierkonzert mit J-B.Pommier und das Cembalokonzert mit Magie Cole klingt hier wesentlich rauher und moderner, expressionistischer, als unter den o.g.
    Hickox vermag es aus dem Orchester mehr Ecken und Kanten zu betonen, macht es so spannender und setzt auch mal einen scharfen Akzent, der bei den Anderen einfach abgerundet wird.
    :angel: Der Schlagzeugapparat der City of London Sinfonia und dessen Klangwiedergabe ist ein Traum an akzentuierter und präziser Wiedergabe.
    Nur eines habe ich zu bemängeln, woran aber Instrument bedingt alle kranken = das Cembalo ist zu leise aufgenommen. Da hat Pretre die Balance zwischen Soloinstrument und Orchester besser hin bekommen ... dafür sind bei Pretre der Schlagzeugapparat stellenweise nur wummerndes Beiwerk ... eben EMI ...


    Das Orgelkonzert hier mit Gillian Weir, kann es mit meiner Favoritenaufnahme Brown/Malcolm (Decca) aufnehmen und ziemlich gleichziehen. Super Orgelklang in richtigem Verhältnis zum Orchester und dazu fetziges prägnantes Schlagwerk ... was will man mehr ?!


    :thumbup: Ganz tolle Hickox-CD, die ich zufällig gesehen habe, als ich nach einem ganz anderen Werk unter Hickox schaute ...
    Hörspass pur !



    Wer sich für Bartok, Prokofieff, Martinu interessiert, bei dem dürfen diese Poulenc-Meisterstücke nicht fehlen !
    *** Ganz toll ist auch das charmante Konzert für 2Klaviere und Orchester ... trotz der Modernität = Ohrwürmer ohne Ende ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Einige Jahre lag die gezeigte - längst gestrichene - CD mit Klavierwerken von Francis Poulenc originalveriegelt auch dem Stapel "Warteliste"
    Heute habe ich mit das Abhören quasi als "Pflichtübung" verordnet. Meine Erwartungen waren eher diffus, aber sicher nicht positiv.
    Umso erfreuter und erstaunter war ich, als ich mit der Vielfalt an Ausdruck, konfrontiert wurde, von gefällig bis zu festlich feierlich, oft perlend und plappernd im irrwitzigen Tempo,, selten "schräg". eine durchwegs antideppressive Musik. Mir haben sich während des Hörens drei Fragen aufgedrängt
    "Für welche Art von Aufführung waren diese Werke gedacht"?
    "Was hätte Schumann in seiner Eigenschaft als Kritiker drüber geschrieben ?
    "Wie hätte eine Rezension Eduard Hanslicks ausgesehen ?"


    Die Stücke werden auf dieser Aufnagme - sie stammt aus dem Jahre 1966 von dem damals 32 jährigen Pianisten Gabriel Tacchino voll jugendkichem Übermut, bei gleichzeitig perfekter Technik gespielt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leider ist die CD nicht anzuklicken, bitte benenne einige Stücke daraus - Danke.


    VG
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Mir ist gerade ein recht amüsantes Regietheater-Paradoxon im Zusammenhang mit Poulencs Monooper La voix humaine aufgefallen: Die Oper wurde am 6. Februar 1959, also vor genau 60 Jahren im Salle Favart der Opéra-Comique in Paris unter der Leitung von Georges Prêtre uraufgeführt (vgl. hier [zuletzt aufgerufen am 06.02.2019]). Die Handlung spielt sowohl lt. Wikipedia, als auch lt. des Tamino-Opernführers (siehe hier) in der Gegenwart und endet damit, dass sich die (einzige, namenlose) Protagonisten mit dem Telephonkabel selbst erdrosselt.


    Vor welchem schier unlösbaren Problem wird die werktreue Regie bei diesem Stück in nächster Zukunft stehen? :untertauch:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.