Smetanas Ma Vlast

  • Er dirigiert ja auch die "Bamberger" (Du weißt, warum ich die "..." verwende!) Das ist ja schon lange her, aber die "Alten" werden/haben die Tradition weitergegeben/vererbt.


    ... weniger kryptisch ausgedrückt: Nach 1945 haben die deutschen Orchestermusiker aus Prag vertrieben in Bamberg ihre zweite Heimat gefunden und entsprechend eine Kolonie der böhmischen Tradition geschaffen. :D


    Ancerl habe ich ja auch - von wegen der Tonqualität muss ich mal schauen. In der Regel sind Supraphon-Aufnahmen eigentlich Top. Zum Vergleich: Die DGG hat in Prag die Chorwerke von Brahms aufgenommen mit Sinopoli und der Tschechischen Philharmonie, im Rudolfinum natürlich. Im Vergleich mit Supraphon ist die aufnahmetechnische Qualität wirklich sehr mäßig. Talich ist ein Phänomen, da hat Caruso völlig Recht. "Die Moldau" ist finde ich immer noch mit Ferenc Friscay exemplarisch.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich habe die hier:



    "Die Moldau" habe ich vorhin gehört. Aufnahmetechnisch ist das doch gar nicht schlecht. Aber - ich entdeckte, dass ich auch Talich habe :) :


    51p1Zq3zF7L._SS500.jpg


    Wie tänzerisch beschwingt macht das Talich doch zu Beginn der Moldau - da ist mir Ancerl zu steif! Insgesamt bleibt was die Interpretation angeht aber Friscay mein Favorit. Auch mag ich diese Symphonischen Dichtungen von Smetana (außer "Die Moldau") eigentlich längst nicht so wie die von Dvorak. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ancerl habe ich ja auch - von wegen der Tonqualität muss ich mal schauen. In der Regel sind Supraphon-Aufnahmen eigentlich Top.


    Hallo Holger und alle Smatana - Freunde,


    siehe zu dem misslungenen Remastering der Supraphon Gold-Edition auch die Beiträge 32 und 75.
    Diese Gold-Edition-CD habe ich irgendwann enttäuscht verkauft, nachdem ich mir die CD-Altausgabe (gem Abb) zugelegt habe, die zwar geringfügiges Grundrauschen mitbringt, aber ansonsten absolut natürlich klingt, so wie ganz früher meine Supraphon-Doppel-LP.
    Man kann sich glücklich schätzen, wenn man diese Erstausgabe auf CD noch bekommt:



    Supraphon, 1963, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Der ...... aus der "Gold-Edition" ist aber doch nicht schlecht? :hello:


    Nein, nein, das mit der Supraphon Gold-Edition war ein unangenehmer Einzelfall bei Smetana/Ancerl. Ansonsten ist die Gold-Edition voll OK.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nein, nein, das mit der Supraphon Gold-Edition war ein unangenehmer Einzelfall bei Smetana/Ancerl. Ansonsten ist die Gold-Edition voll OK.

    Lieber Wolfgang,


    ich hatte Dich irrtümlich so verstanden, als hättest Du die komplette Gold-Edition gekauft und wieder verkauft! :D


    Die von mir erwähnte Friscay-CD ist diese hier:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Die Fricsay-Aufnahme der "Moldau" hat mich auch stark geprägt. Das ist wirklich eine der stärksten Interpretationen überhaupt. Leider hat er nicht die übrigen Tondichtungen eingespielt, was aber um 1960 auch außerhalb Böhmens absolut nicht die Regel war. Noch beim Tanglewood Festival 1969 wurde die komplette Aufführung von "Má vlast" unter Ancerl als ziemlich ausgefallen angesehen (es dürfte auch die dortige Premiere gewesen sein).


    Ich hörte gerade via Spotify in die Aufnahme von Talich hinein. Leider ist es nur (wenn auch ordentliches) Mono. Der Tontechnik zum Trotze sehr schön detailliert und mit selten gehörten Nebenstimmen - auch das macht einen wirklich großen Dirigenten aus. Gefällt mir sehr gut. Danke für den Tipp!



    Nach vielen Hörvergleichen in den letzten Tagen würde ich sagen: Meine liebste Aufnahme ist Karel Ancerl beim Prager Frühling Festival 1968 am 12. Mai desselben Jahres (aufgelegt von tschechischen Label Radioservis). Man merkt die Euphorie dieser Tage. Ancerl war seinerzeit ja noch Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968 endete diese Phase bekanntlich, kurz darauf trat Ancerl von seinem Amt zurück und ging nach Kanada ins Exil. Schon aus diesen Gesichtspunkten eine ganz wichtige und bedeutende Aufnahme, fängt sie doch den Geist des Prager Frühlings ein. Leider ist die CD kaum erschwinglich, aber man findet es als Download bei Amazon und auch bei Spotify. Das Orchester spielt vom ersten bis zum letzten Takt ungemein beseelt und zugleich akkurat. In ihrer Geschlossenheit ist das wirklich eine der bemerkenswertesten Aufnahmen überhaupt. Der warme Tonfall, der dem böhmischen Ideal entspricht, ist hier noch mehr ausgeprägt als in der Studioaufnahme.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das weckt Jugenderinnerungen. Für die LPs habe ich damals meine letzten Pfennige zusammengekratzt, um sie im "Tschechoslowakischen Kulturzentrum" in Leipzig kaufen zu können.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Die von mir erwähnte Friscay-CD ist diese hier:


    Hallo


    wenn dies die Aufnahme von 1983 ist, dann habe ich die auch, allerdings auf CD.


    Kurz nach seinem Tod brachte BR-Klassik den Mitschnitt einer Orchesterprobe - wie er seine Interpretation dem Orchester nahe brachte, er sang z. T. vor - wie er mit den Musikern umging, so was von menschlicher Nähe und Wärme hatte ich von einem Dirigenten noch nicht erlebt - und das kam an bei den Musikern - und wie!


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Die von mir erwähnte Friscay-CD ist diese hier:


    Hallo,


    wenn dies die Aufnahme von 1983 ist, dann habe ich die auch, allerdings auf CD.


    Kurz nach seinem Tod brachte BR-Klassik den Mitschnitt einer Orchesterprobe - wie er seine Interpretation dem Orchester nahe brachte, er sang z. T. vor - wie er mit den Musikern umging, so was von menschlicher Nähe und Wärme hatte ich von einem Dirigenten noch nicht erlebt - und das kam an - und wie!


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Das weckt Jugenderinnerungen. Für die LPs habe ich damals meine letzten Pfennige zusammengekratzt, um sie im "Tschechoslowakischen Kulturzentrum" in Leipzig kaufen zu können.


    Interessant, in wievielen Editionen diese TOP-Aufnahmen bereits erschienen ...
    meine LP-Erstausgabe dieser Supraphon-Doppel-LP (die ich sogar noch habe), die auch in meiner Jugendzeit gekauft wurde, sieht so aus:


    81jfdQHOI5L._SL300_.jpg
    Ich finde dieses ansprechende Cover hätte man beibehalten sollen ...


    Diese gehörten bei mir damals zu den klanglich Besten LP´s.
    Meine CD-Ausgabe ist die Supraphon-Erstausgabe (gem.Abb in Beitrag 123), da die entsprechende spätere GOLD-Edition durch das Remastering in "Plastiksound" verunstaltet wurde.
    Da kam kommt das japanische Remastering heute gerade recht.
    8-) Aber da man mit der CD-Ersausgabe auch schon ordentlich zufrieden sein kann, kann man sich die Kosten eigentlich sparen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • ch finde dieses ansprechende Cover hätte man beibehalten sollen ...


    Ich finde dieses Cover auch wesentlich attraktiver als die Farbfelder, aber das ist wohl das original tschechische Cover, während die Platte in D m.W. als Übernahme bei Ariola Eurodisc erschien.

  • Da kam kommt das japanische Remastering heute gerade recht.


    Welche CD ist denn die mit dem japanischen Remastering, lieber Wolfgang? Ich habe zwar schon etliche Aufnahmen von "Má vlast" und daher eigentlich keinen Bedarf mehr für eine weitere, zumal das Stück auch nicht ganz oben auf meiner Beliebtheitsliste rangiert. Aber wenn Ihr alle so von der Ančerl-Einspielung schwärmt, dann "muss" ich mir die wohl auch noch zulegen. ;(

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aber wenn Ihr alle so von der Ančerl-Einspielung schwärmt, dann "muss" ich mir die wohl auch noch zulegen.


    Einfach das Bild in Beitrag 128 anklicken, an der Rückseite erkennst Du die japanische Produktion. Ob das Remastering diesmal gelungener ausgefallen ist, sollte man aber vorab noch verifizieren.


  • Einfach das Bild in Beitrag 128 anklicken, an der Rückseite erkennst Du die japanische Produktion. Ob das Remastering diesmal gelungener ausgefallen ist, sollte man aber vorab noch verifizieren.


    Danke! Wenn ich jetzt noch japanisch lesen könnte... 8o


    Ja, wenn niemand hier diese Japan-CD hat, dann ist natürlich ein Risiko beim Kauf. Vielleicht dann doch lieber die alte CD ohne Remastering, die ja offenbar auch ordentlich klingt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aber wenn Ihr alle so von der Ančerl-Einspielung schwärmt, dann "muss" ich mir die wohl auch noch zulegen.


    Es ist insgesamt schon eine tolle referenzwürdige Interpretation, von der Du keinesfalls enttäuscht sein wirst, lieber Bertarido.


    *** Aber ganz ausgefallen, gegenüber anderen Aufnahmen ist der Satz TABOR, den Ancerl mit einer umwerfenden harten Dramatik ( 8o und traumhaften Pauken) bietet, wo andere Aufnahmen nur noch einen braven "Softabklasch" liefern.
    Die alte Supraphon-CD halte ich jedenfalls klanglich für natürlich und OK. Klingt für 1964 eben so anständig, wie man es aus dieser Zeit gewohnt ist .


    Ich habe eigentlich alle meine anderen Aufnahmen (Einzel-CD´s) aus meiner Sammlung wieder entfernt, weil keine mich wirklich (nach Ancerl) noch angesprochen oder berührt hat.
    Zuletzt Dorati (Decca/Philips), der ansonsten eine runde zufriedenstellende Aufnahme ablieferete ... aber ausgerechnet Tabor war bei ihm Langeweile pur.
    :evil: Die Katastrophe von Mein Vaterland, hatte ich vor Jahren mit Harnoncourt erlebt - das war in allen Sätzen sowas von zerdehnt; so, dass das Wasser der Moldau zum stehen kam ... oder war da gar kein Wasser drin !?! Badest Ma Vlast ever heard !


    Neben Ancerl besitze ich nur noch eine Weitere, weil die in der Smetana-Complete Orchestral Works mit Theodore Kuchar (Brillant) enthalten ist ... die ist ganz OK ... :D;) nur Tabor nicht ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Das weckt Jugenderinnerungen. Für die LPs habe ich damals meine letzten Pfennige zusammengekratzt, um sie im "Tschechoslowakischen Kulturzentrum" in Leipzig kaufen zu können.

    In Sofia gab es auch so ein "Tschechoslowakisches Kulturzentrum", lieber Reinhard, da habe ich Supraphon-CDs damals ungemein günstig gekauft wie die Dvorak-Symphonien mit Neumann und auch die geistlichen Werke. Alles Geschichte!

    wenn dies die Aufnahme von 1983 ist, dann habe ich die auch, allerdings auf CD.


    Kurz nach seinem Tod brachte BR-Klassik den Mitschnitt einer Orchesterprobe - wie er seine Interpretation dem Orchester nahe brachte, er sang z. T. vor - wie er mit den Musikern umging, so was von menschlicher Nähe und Wärme hatte ich von einem Dirigenten noch nicht erlebt - und das kam an - und wie!

    Den Film würde ich auch gerne sehen. Die DGG-Aufnahme ist von 1960.


    Mir geht es wie Bertarido, anders als die Symphonischen Dichtungen von Dvorak stehen bei mir die von Smetana nicht so ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala.


    Zwei Gesamtaufnahmen besitze ich ja - hier würde ich auch keine andere als solche mit der Tschechischen Philharmonie haben wollen - Talich und Ancerl. Komischer Weise fehlt mir ausgerechnet Vaclav Neumann. Die ist unter Garantie mindestens ebenso gut wie Ancerl - Neumanns Aufnahmen der Symphonischen Dichtungen von Dvorak sind jedenfalls umwerfend. Die CD werde ich mir demnächst wohl auch noch bestellen, damit ich sie endlich habe und meine umfangreiche Neumann-Sammlung komplettiere:



    :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Obwohl ich auch andere Orchester mit diesem Stück gehört habe, komme ich immer wieder auf folgende Aufnahme zurück. Ich besitze sie auf einer Doppel-LP. Hier die CD-Ausgabe:

    W.S.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • 61nuAkL6d-L._SL300_.jpg


    Auf diese Einspielung, die es nicht zu der ganz großen Berühmtheit brachte, wurde in diesem langen Thread schon mehrmals sehr lobend hingewiesen. Ich konnte mich nun ebenfalls davon überzeugen. Es handelt sich um die erste Digitalaufnahme aus der Tschechoslowakei (September 1980). Václav Smetácek (1906-1986), von 1942 bis 1972 Chefdirigent der Prager Symphoniker, stand (wie Jaroslav Krombholc) zu Unrecht etwas im Schatten anderer großer tschechischer Dirigenten. Er setzte sich sehr für Orff ein und lieferte eine brillante Einspielung des Te Deums von Dvorák ab.


    Was nun hebt sein "Má vlast" unter den zahlreichen anderen Aufnahmen hervor? Allein mit der Tschechischen Philharmonie gibt es ja sehr viele. Vor allem die Detailarbeit. Smetácek war ausgebildeter Oboist. Die Holzbläser sind einfach unglaublich in dieser Interpretation. So habe ich manche zu Tode gehörte Stellen (etwa in der "Moldau") noch nicht vernommen. Ein idiomatischeres Orchester gibt es ohnehin nicht für dieses Repertoire, und die Tschechische Philharmonie strengt sich ganz besonders an: zupackend und subtil zugleich. Die Klangqualität ist superb und lässt alle Vorurteile gegenüber frühen digitalen Aufnahmen vergessen. Sie übertrifft die Neumann-Aufnahme mit demselben Orchester von 1975 klanglich deutlich. Wieso immer die Kubelík-Aufnahme von 1990 so gepriesen wird? Wohl aus historischen Gründen. Sie hält aber den direkten Vergleich mit Smetácek nicht stand, schon wegen der Live-Situation mit all ihren Unzulänglichkeiten. Auch finde ich sie besser als Ancerls Aufnahme vom Prager Frühling von 1968 (ich warte noch auf die Studioaufnahme von 1963). In Kritiken wird zuweilen hervorgehoben, dass Smetácek am ehesten von allen späteren Versuchen an Talichs vielgepriesene Einspielung mit der Tschechischen Philharmonie (leider in Mono) erinnere. Kurzum: Erstklassig und sicher unter meinen Top 3 der Aufnahmen dieses Werkes. Ein absoluter Geheimtipp.


    Die Spielzeiten sind völlig angemessen und weder verhetzt noch verschleppt:


    Vysehrad: 14:39
    Die Moldau: 11:15
    Sárka: 9:34
    Aus Böhmens Hain und Flur: 12:27
    Tábor: 12:35
    Blaník: 13:23

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Besagte Einspielung kenne ich nicht, aber Denon/Japan hat schon seit Mitte der 1970er Digitalaufnahmen gemacht, die zumindest teilweise auch mit tschechischen Künstlern (zB Smetana Quartett, Joseph Suk u.a.) waren und evtl. auf Supraphon-Platten erschienen waren. Kann sein, dass es da schon entsprechenden know-how-transfer gegeben hat. Frühe digitale Aufnahmen um 1980 von Decca sind oft auch sehr gut. Hauptsächlich DG und EMI haben in den 1980ern einiges versemmelt und grelle, flache oder anderswie schrottige DDD-Sachen hervorgebracht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Auf der Rückseite der gezeigten Supraphon-Ausgabe steht jedenfalls: "The first Czech digital recording."


    Eigentlich hätte ich nur den Thread von Anfang an lesen müssen. Ben Cohrs schrieb bereits vor 13 Jahren Folgendes:


    So sehr ich die Einspielungen von Norrington, Harnoncourt, Talich, Neumann und Kubelik schätze - mein absoluter Liebling ist die Supraphon-Aufnahme unter Vaclav Smetacek, den ich für mich immer den "böhmischen Klemperer" nennen. Mich hat bisher keine andere so sehr berührt. Sie ist, glaube ich, von 1981 oder 82 und eine der letzten dieses großen, unterschätzten Musikanten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auf diese Einspielung, die es nicht zu der ganz großen Berühmtheit brachte, wurde in diesem langen Thread schon mehrmals sehr lobend hingewiesen. Ich konnte mich nun ebenfalls davon überzeugen.(...)


    Guten Abend allerseits,


    ich hatte ja bereits im März 2008 den Beitrag Nr. 83 dieses Fadens über die in den letzten Tagen nochmals thematisierte Smetacek-Aufnahme geschrieben. Wie ich feststellen musste, sind die dort ursprünglich verlinkten Scans von Cover und Tray der von mir 1987 in Prag erworbenen CD offenbar nicht mehr online. Daher erlaube ich mir mal, die Bilder an dieser Stelle neu einzubinden:



    Inhaltlich hat sich mein Urteil zu dieser Einspielung in den vergangenen zehn Jahren nicht gewandelt. Die Aufnahme ist eine der schönsten dieses Werkes, welche ich je gehört habe. Wer die Chance hat, sie zu erwerben, sollte beherzt zugreifen.


    Beste Grüße :hello:


    Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Danke für diese Ergänzungen. Diese ursprüngliche CD-Veröffentlichung (noch ohne Barcode) ist heute offenbar gar nicht mehr greifbar (Amazon listet sie zumindest nicht). Es dürfte sich hier ziemlich sicher um die Erstveröffentlichung auf CD handeln, wohl primär für den tschechoslowakischen Markt bestimmt (das Orchester noch nicht in internationaler Translation).


    Was ich noch betonen wollte, ist, wie gekonnt sich Smetácek in dieser fulminanten Einspielung des Einsatzes von Ritardandi bedient. Stets organisch und sinnvoll, steigert es die Spannung noch. Es fiel mir besonders in "Tábor" auf, ohnehin für mich ein Höhepunkt von "Má vlast". Bei Smetácek rissen mich sogar die mittleren Tondichtungen "Sárka" und "Aus Böhmens Hain und Flur" völlig mit, die ich persönlich sonst weniger schätze als die anderen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Josef,


    ich bin gespannt was Du zu der Ancerl-Aufnahme von 1963 berichten wirst ... wenn Du sie denn hast.


    Seit dem Beitrag 133 berichte ich davon und auch das das Supraphon-Remastering auf CD in der Gold-Edition klanglich total in die Hose (in Richtung Plastik-Sound) gegangen ist. Die Gold-Edition-CD habe ich deshalb schon lange nicht mehr, denn die Doppel-LP in Beitrag 133 gehörte zu meinem klanglich besten LP-Aufnahmen.


    :!: Deshalb ist es mir ein Bedürfnis meine CD-Erstausgabe, die ich mir im Dez 2014 anstelle der Gold-Edion kaufte, hier auch mit Bild und Link noch einmal abzubilden, die klanglich mindestens so gut ist wie die alte Kratz...LP.



    Supraphon, 1963, ADD



    Übrigens ist auch bei mir auch, wie bei Dir, Tabor mit an erster Stelle für meine Beurteilung des ganzen Zyklus. ;):D Wen wunderts ....
    Wenn das nicht i.O.ist (wie ausgerechnet bei der ansonsten guten GA mit Dorati), dann ist bei mir der der Ofen aus.
    :hail: Und nicht nur Tabor ist hier der absolute Hammer ....


    *** Meine CD hat als Aufnahmedatum folgende Angabe:
    Recorded Dvorak-Hall Prag, 7. + 10. + 13. + 14. Januar 1963

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Josef,


    ich bin gespannt was Du zu der Ancerl-Aufnahme von 1963 berichten wirst ... wenn Du sie denn hast.


    Just heute traf sie tatsächlich ein - nach einer für Medimops ungewöhnlich langen Lieferzeit von über zwei Wochen (völlig untypisch). Wie dem auch sei.


    413Qc%2B60wDL._SL300_.jpg


    Mich erreichte die CD-Erstveröffentlichung von 1991 - ob das Remastering der "Briefmarken"-Ausgabe bereits ein anderes ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Definitiv aber ist es ein anderes als in der Gold Edition - Gott sei Dank. Lieber leichtes Grundrauschen an den leisen Stellen als zu Tode gefiltert.


    Ancerls Interpretation ist natürlich gelungen. Ich kannte ja bereits die Live-Aufnahme vom "Prager Frühling" von 1968. In Details finde ich aber andere Aufnahmen noch besser. Z. B. gehen bei Ancerl im Studio die Pauken in der Bauernhochzeit der "Moldau" völlig unter - live dagegen deutlich hörbar. Da man sie ansonsten in der Einspielung klar eingefangen hat, zumindest verwunderlich und wohl kein Makel der Aufnahmetechnik. Die ist insgesamt für das hohe Alter gut, nicht unbedingt herausragend. Ich muss ehrlich sagen: Smetácek mit demselben Orchester überzeugt mich da 1980 einfach mehr, hat auch großartige Ritardandi zur Spannungssteigerung. Klanglich auch eine andere Welt. Für z. Zt. gut 2 Euro (plus Versand) zu erstehen (s. Beitrag 142).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Josef,


    ich habe mir die Václav Smetácek - Aufnahme (Supraphon, 1980, DDD) heute bestellt und bin gespannt ... denn Ancerl ist bereits seit dem vorigen Jahrhundert mein Favorit.


    :D Wehe wenn TABOR nicht auch dort abgeht wie die Post. Was besseres als Ancerl habe ich nie gehört. Aber die saubere Spielzeit von 12:33 lässt nur gutes erhoffen.
    Der grösste Schrott in meinen Vaterland-Tests in den Jahren war allerdings :thumbdown: Harnoncourt als der absolute Langeweiler mit trockengelegter Moldau ... wurde so schnell wie möglich wieder entsorgt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wehe wenn TABOR nicht auch dort abgeht wie die Post.

    Hallo Wolfgang,


    da gibt es eine Aufnahme, die hier m.W. noch gar nicht genannt wurde und auch in Deutschland wenig bekannt sein dürfte:

    Sir Malcolm Sargent und das Royal Philharmonic Orchestra (Aufnahme: Februar 1964, London).
    Da geht bei Tábor wirklich "die Post ab", Sargent benötigt für das Stück exakt 11.30 Min.! (Für den gesamten Zyklus 73.47 Min.)
    Das ist, soweit ich das feststellen konnte, Geschwindigkeitsrekord für Tábor. Es mag ja vielleicht noch schnellere Versionen geben, die meisten Dirigenten brauchen aber zwischen 12 und 14 Minuten.


    Im übrigen klingt die Aufnahme für ihr Alter ganz großartig, und das von Beecham gegründete Orchester spielt mit großem Einsatz und ausgezeichnet, vor allem die Trompeten klingen ganz toll, und die Pauke bekommt reichlich zu tun. Das ist besonders im Zitat des Hussitenchorals "Die ihr Gottes Streiter seid" zu bestaunen.


    Ich habe die Aufnahme in einem LP-Doppelalbum Mitte der 60er Jahre in Köln erworben, damals war die Auswahl noch überschaubar. Der sachkundige Verkäufer im Musikhaus Tonger meinte, sie sei klanglich nicht zu schlagen und riet von der soeben erschienenen Ancerl-Aufnahme wegen der matten Klangqualität ab. Damals kamen gerade die ersten Supraphon-Aufnahmen auf den deutschen Markt; sie wurden von Ariola-Eurodisc vertrieben.


    Als die Sargent-Aufnahme 1989 erstmals auf CD erschien (in der "Laser"-Reihe der EMI), habe ich sie mir nochmals zugelegt. Sargent war der langjährige Chef der Londoner "Proms", und hier zeigt er, welches Temperament in ihm steckte. Leider wurde die Aufnahme bei uns nie so recht populär und verschwand sowohl als LP-Album wie auch als CD bald wieder aus dem Angebot. Beim großen Urwaldfluß gibt es sie aber noch in der oben gezeigten Ausgabe aus der Serie "Classics for pleasure".


    LG, Nemorino




    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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