Unbekannte Meister der Kammermusik des 18. und 19. Jahrhunderts VOL 2

  • Inzwischen sind bei cpo auch die vier Streichquartette von Woldemar Bargiel (1828-1897) herausgekommen. Über den Komponisten - Halbbruder von Clara Schumann und damit Schwager von Robert Schumann - kann man in den einschlägigen Quellen mehr erfahren, es gibt auch eine Gesellschaft, die sich um seinen Nachruhm bemüht und eine website hat.


    Das Oeuvre ist schmal, der Komponist hat in der Lebensmitte weitgehend das Komponieren eingestellt und sich ganz seiner Lehrtätigkeit gewidmet. Das 4. Streichquartett von 1888 ist ein später Nachzügler, das letzte Werk überhaupt. Somit ist es auch als eine Art Zusammenfassung seiner musikalischen Lebenserfahrung zu sehen. Ein 30-minütiges Werk mit den üblichen Sätzen steht es irgendwo zwischen dem späten Beethoven und Brahms. Nach Brahms klingt auch gleich der Anfang, was daran liegt, dass ein Thema einem aus Brahms Klarinettenquintett sehr ähnlich ist. Da Bargiels Quartett früher entstand und Brahms es offensichtlich kannte, ist die Inspiration hier dann vom Kleinmeister ausgegangen. Er war jedenfalls sehr stolz darauf, dass der "große Brahms" sich von ihm inspirieren liess. Ansonsten ist es ein hörenswertes Werk, das vielleicht Repertoirechancen hätte. Der zweite Satz ist ein Andante mit Anklängen an den späten Beethoven, das Scherzo sehr originell und auch der Schlusssatz hat viel eigenes zu bieten.


    Das Orpheus Quartett spielt schon seit 1986 zusammen und macht seine Sache hier gut.


  • Vor einigen Tagen ist auch bei mir die von Lutgra gezeigte Doppel-CD eingetroffen. Heute habe ich das erste Streichquartett gehört.
    Mein erster Höreindruck war durchaus negativ (akademisch trocken reizlos langweilig) und ich gestehe, ich bin dabei eingeschlafen.
    Sann noch ein Blick ins Booklet, wo das Werk ebenfalls als "Jugendwerk" oder "Talentprobe", bzw "schulmässig akribisch nach den Vorschriften" sowie "ohne jegliche Originalität" bezeichnet wurde. Ich war also "bestätigt" und wollte zur Tagesordnun übergehen und eine andere CD hören. Inzwischen war ich entspannt . und zudem hat eine innere Stimme mir gesagt, es sei angebracht das Werk ein zweites mal zu hören - und zwar bis ans Ende.
    Das war eine gute Idee, denn mein zweiter Eindruck war um vieles besser als mein erster. Da war durchaus vile hörenswertes dabei, vor allem der dritte Satz hat mir gefallen
    Das Booklet war meiner Meinung nach zu streng und machte mich auf einige Dinge aufmerksam, beispielsweise, daß Schuberts Streichquartette zur Zeit von Bargiels Komposition noch nicht verbreitet waren, ebenso Beethovens späte Quartette. Schumann und Mendelssohn seien damals "hypermodern gewesenm so bliebe (für das erste Quartett) vor allem Spohr (welcher meiner MOMENTANEN Einschätzung nach auch nicht gerade ein Temperamentbündel ist - aber damit muß ich mich noch näher befassen)
    Der Autor des Booklets lässt unterschwellig seine mangelnde Wertschätzung für Bargiels Streichquartett Nr 1 durchsickern, die aber allgemeiner Natur gewesen sein muß, denn das Quartett wurde nie gedruckt und hat auch keine Opuszahl
    Der Harenberg Kammermusikführer zieht sich in Sachen Bargiel - Beurteilung in gewohnter Manier elegant aus der Affaire:
    Er erwähnt den Komponisten nicht einmal !!!!


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diese Aufnahme ist nun vor wenigen Tagen erschienen und seit einigen Stunden in meinem Besitz. In der Präsentation des Labels finden wir folgenes Statement:
    "Reissiger war über 30 Jahre lang eine der einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten in Mitteldeutschland und neben Mendelssohn der prominenteste Kapellmeister."
    Mag sein. Kaum etwas ist von seinem über 300 Werken auf Tonträger verfügbar. Die beiden Streichquartette Nr 1 und 2 tragen die Opuszahl Nr.111. Ich vermag sie nicht zu beurteilen. Nach den ersten Tönen war ich regelrecht abgestoßen, alles klang sperrig und quietschig (raunzend) zugleich, nicht harmonisch, nicht lieblich, nicht einschmeichelnd, aber auch nicht wirklich feurig sondern oft weinerlich. Das milderte sich nach längerem Hören ab, und ich fand schließlich an einigen Sequenzen regelrecht gefallen - aber die wahre Begeisterung wollte sich bei mir (bis jetzt) noch nicht einstellen. Das kann sich oft völlig ändern, daher nehme ich von einer - auch subjektiven - Bewertung derzeit Abstand.

    Carl Gottlieb Reißiger (1798-1859) ist heute weitgehend vergessen, dabei hat er im deutschen Musiklebens des vorletzten Jahrhunderts keine unbedeutende Rolle gespielt. So folgte er Carl Maria von Weber als Hofkapellmeister in Dresden und übte diese Funktion bis zu seinem Tode über 30 Jahre aus.

    Da mir das Booklet nicht vorliegt, weiß ich nicht wie viele Streichquartette Reissiger komponiert hat (mindestens fünf finde man im Internet erwähnt). Auch von wann die beiden op. 111 stammen, ist mir nicht bekannnt, vermutlich sind sie zwischen 1830 und 1840 entstanden.

    Es handelt sich um gut gemachte, melodisch ansprechende Werke, deren Innovationswert allerdings gering ist. Mendelssohn fällt natürlich als Vergleich ein und dann auch Donizetti, denn einige Sätze klingen fast wie Belcantoarien für Streichquartett gesetzt.

    Das Camesina Quartet spielt wie auch schon auf ihren Vanhal und Dussek CDs historisch informiert, können aber in diesem Fall nicht überzeugend begründen, warum das für Musik dieser Epoche die optimale Darstellunsgweise sein soll (s. Alfreds Verdikt oben). Nichtsdestotrotz spielen sie m.E. im Rahmen des historisch informierten Ansatzes gut und insgesamt würde ich die CD als ansprechend wenn auch nicht essentiell kategorisieren.


  • Carl Gottlieb Reißiger

    Lieber Lutgra

    Danke für Deine Bewertung und Ergänzung


    Da mir das Booklet nicht vorliegt, weiß ichnicht wie viele Streichquartette Reissiger komponiert hat

    In silchen Fällen werde ich meistens bei WIKIPEDIA France fündig - die sind meist selbst bei deutschen Komponisten ausführlicher als der Rest der
    Welt. Dort werden ACHT Streichquartette angeführt - und auch jede Menge an Klavierquartetten, -Quintetten, Klaviertrios, Sonaten für Violine und Klavier

    Quintettes

    • Quintette à cordes (2 violoncelles), en sol majeur, op. 90
    • Quintette avec piano en mi bémol majeur, op. 20
    • Quintette avec piano en sol majeur, op. 191
    • Quintette avec piano en fa majeur, op. 209
    • Quintette pour piano, violon, alto, violoncelle & contrebasse, op. 206

    Quatuors

    Quatuors à cordes
    • Quatuor à cordes en la majeur, op. 111 n° 1
    • Quatuor à cordes en si mineur, op. 111 n° 2
    • Quatuor à cordes en mi bémol majeur, op. 111 n° 3
    • Quatuor à cordes en fa mineur, op. 155
    • Quatuor à cordes en mi bémol majeur, op. 179
    • Quatuor à cordes en sol majeur, op. 211 n° 1
    • Quatuor à cordes en fa majeur, op. 211 n° 2
    • Quatuor à cordes en ré majeur, op. 211 n° 3
    Quatuors avec piano
    • Quatuor avec piano en la mineur, op. 29
    • Quatuor avec piano en ut mineur, op. 70
    • Quatuor avec piano en ré majeur, op. 108
    • Quatuor avec piano en mi bémol majeur, op. 138
    • Quatuor avec piano en mi bémol majeur, op. 141
    • Quatuor avec piano en si majeur, op. 173
    • Quatuor avec piano en la mineur, op. 199

    Trios avec piano


    • Trio avec piano en si bémol majeur, op. 33
    • Trio avec piano en ut majeur, op. 40
    • Trio avec piano en fa dièse mineur, op. 56
    • Trio avec piano en ré majeur, op. 75
    • Trio avec piano en mi bémol majeur, op. 77
    • Trio avec piano en mi majeur, op. 85
    • Trio avec piano en fa majeur, op. 97
    • Trio avec piano en fa mineur, op. 103
    • Trio avec piano en ré mineur, op. 115
    • Trio avec piano en la mineur, op. 125
    • Trio avec piano en fa mjeur, op. 137
    • Trio avec piano en mi mineur, op. 150
    • Trio avec piano en ré mineur, op. 158
    • Trio avec piano en la mineur, op. 167
    • Trio avec piano en sol mineur, op. 170
    • Trio avec piano en ré mineur, op. 183
    • Trio avec piano en si mineur, op. 188
    • Trio avec piano en ré majeur, op. 192
    • Trio avec piano en ré majeur, op. 196
    • Trio avec piano en sol majeur, op. 201
    • Trio avec piano en ré majeur, op. 205
    • Trio avec piano en ré mineur, op. 213
    • Trio facile & brillant pour piano, violon & violoncelle, en sol majeur, op. 164
    • Trio facile & brillant pour piano, violon & violoncelle, en ré mineur, op. 175
    • Trio facile & brillant pour piano, violon & violoncelle, sol mineur, op. 181
    • Trio facile & brillant pour piano, violon & violoncelle, en sol majeur op. 186

    Sonates

    • Sonate pour violon & piano en ré majeur, op. 45
    • Sonate pour violon & piano en la majeur, op. 102
    • Sonate pour violon & piano en la mineur, op. 178
    • Sonate pour violon & piano en la mineur, op. 185
    • Sonate pour violon & piano en si mineur, op. 190
    • Sonate pour violoncelle & piano en la mineur, op. 147
    • Sonate pour violoncelle & piano en la mineur, op. 152
    • Grand duo en forme de sonate pour violon ou flûte & piano, en mi mineur, op. 94
    • Duo concertant pour violon ou clarinette & piano, op. 130

    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Eine weitere Edition, VOL 2, mit den restlichen 8 Quartetten war angekündigt -und zwar mit dem Amaryllis Quartett - ist aber meines Wissen nach nie erschienen.*


    Nun ist es soweit: die zweite Folge der GA der Quartette von Friedrich Ernst Fesca mit dem Amaryllis Quartett ist bei cpo erschienen. Die vier CD umfassende Edition enthält die Streichquartette

    op. 2 Nr. 1-3; op. 4 Nr. 1; op. 7 Nr. 1 & 2; op. 14; op. 36. Die Aufnahmen entstanden zwischen 2007 und 2013. Ob der Booklet-Autor sieben Jahre für seinen Text benötigte?


  • @lutga

    Danke für den Hinweis. Immer wieder wird mein Vorsatz (fast) keine CDs mehr zu kaufen ins Wanken gebracht . Fescdxa wird ber ein wenig warrten müssen, denn die Liste unerfüllter Wünsche - auch wenn sie immer wieder nach unten revidiert wird - ist lang....


    Heute ein neuer Kandidat - eigentlich gehört er IMO in die 3. Reihe:Leone Sinigaglia (1868-1944), Zwar hatte er auch Bekannte in wien und hat mit Antonin Dvorak gearbeitet - ich fand die hier vorgestellte CD eher dröge und nichtssagend. Er hat mehr Kammermusik geschrieben und etliche Lieder - alles keine besonders inspirierten Werke, wie ich meine. Insgesamt gibt es überraschenderweise immerhin einige Aufnahmen seiner Werke im Handel. Die deutschsprachige Wikipedia hat keinen Einrag von ihm.

    In den anderssprachigen Version gibt es den Hinweis drauf, daß er ein berühmter Bergsteiger war. Na wenigstens etwas.......:P


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mein Beitrag gehört sicher in diese Rubrik – die dritte Reihe … ;)


    Kammermusik aus der "zweiten Reihe" - im Rampenlicht



    Das ARCHOS Quartett hat sich dieses Komponisten angenommen – seit kurzem erhältlich. Die Hörproben haben mir sehr wohl zugesagt – die Geschmäcker sind halt verschieden …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Joseph Elsner (1769-1854) - war laut wikipedia "einer der herausragendsten deutschen Komponisten polnischer Musik in der Zeit der Aufklärung und Vorromantik. Außerdem war er Direktor des Warschauer Konservatoriums, Kapellmeister, Musiktheoretiker, Publizist und Musikpädagoge. Er nimmt als Vorläufer der polnischen Nationalbewegung und als Lehrer Fryderyk Chopins (dessen musikalische Begabung er früh entdeckt hat) eine bedeutende Stellung in der Musikgeschichte ein."


    Joseph Elsner hat laut meinem Streichquartett-Handbuch 11 Streichquartette komponiert, von denen bisher drei schon eingespielt waren und drei jetzt noch dazu kommen.




    Bei idagio konnte ich gestern die op. 8, 1 und 2 hören und war angetan. Das ist auf dem Niveau von Haydn. Formal recht originell, mal 2 lange Sätze, mal 3, mal 4. Melodisch einfallsreich mit interessanten Verläufen, keine 08/15-Ware. Auch der erdige Klang des polnischen Equilibrium String Quartet gefällt mir. Könnte bei der nächsten Bestellung dabei sein.


  • Drei Streichquartett-Ersteinspielungen sind mir in den letzten 2 Wochen untergekommen, von Werken von Franzosen, die um die Wende 19./20. Jahrhundert komponiert wurden und die ich fürs hörenswert bis essentiell einstufen würde.


    Da ist zum einen das Streichquartett von Ferdinand de la Tombelle, das sich auf der neusten CD des Mandelring Quartetts findet. Eine veritable Entdeckung, die ich nicht mehr missen möchte.



    Noch begeisternder ist für mich das 1. Streichquartett des berühmten Geigers Henri Marteau, das sich auf der 2 Folge der GA bei cpo findet und vom Isasi Quartett interpretiert wird.



    Und schliesslich das 1. Streichquartett von Theodore Dubois, das vielleicht nicht ganz so originell ist wie die beiden anderen, aber immer noch sehr hörenswert. Hier gespielt vom Quatuor Parisii.



    Schön, dass es in der Kammermusik immer noch tolle Werke zu entdecken gibt.

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  • Dass Charles Villiers Stanford sieben Symphonien komponiert hat, dürfte jeder wissen, der hier regelmäßig im Forum unterwegs ist, auf selbige wurde häufiger hingewiesen. Dass er auch acht Streichquartette komponiert hat, dürfte dagegen kaum bekannt sein.

    Von diesen sind bisher auch nur die ersten zwei eingespielt worden …


    Das Dante Quartett hat inzwischen alle acht Streichquartette eingespielt.


    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Juliusz ZAREBSKI: Klavierquintett op. 34


    Irgendwann werde ich den Threadtitel in "Wenig bekannte Meister, der Kammermusik des 18. und 19. Jahrhunderts" umbenenne - denn wirklich unbekannt sind ja die meisten der genannten nicht wirklich, dank eifriger Lkassiklabels wird die Gruppe jener Komponist, die man - wenn auch oft nur flüchtig - kennt allmählich immer größer. Heute Habe ich von der hier abgebildeten CD das Klavierquartett von Juliusz Zarebski gehört, ein feuriges und eindrucksvolles Werk mit vielen Meriten. Leider ist der Komponist schon sehr jung an Tuberkulose verstorben.

    Auf den ersten, lebhaft-feurigen Satz folgt ein melancholisch-melodiöser. versonnener der aber auch mit einigen eindringlichen sowie auch eigenwilligen Passagen aufwartet.


    Beeindruckend rhythmisch mitreissend und galoppierend ist das Scherzo, der Satz, der mich zu Begeisterungsstürmen hinreissen könnte.

    Man sollte nicht glauben welche Klangeffekte zwischen süßlich und aggressiv man mit nur 5 Instrumenten erzeugen kann. Zarebskis früher Tod ist wahrlich ein Verlust für die Klassikwelt. Auch der Finalsatz ist eher lebhaft und teilweise rasant, teilweise sogar mit "Temperament-Attacken" und Ausbrüchen von Fröhlichkeit.....

    1) Allegro

    2) Adagio

    3) Scherzo, Presto

    4) Finale Presto


    Es ist Zarebskis letztes Werk , entstanden in seinem Todesjahr 1885 und seinem einstigen Lehrer Franz Liszt gewidmet.

    mit seiner Spielzeit von beinahe 35 Minuten ist das Werk mehr als nur ein Füller dier CD, die eigentlich den beiden Streichquartetten von Stanislaw Moniuszko gewidmet ist....


    Hier ein Clip, der indes NICHT mit der CD Aufnahme identisch ist:



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die beiden auf dieser CD zu Ehren des 100. Geburtstags von Sjatoslav Richter vereinten russischen Komponisten sind weitgehend unbekannt. Der bekanntere ist sicher Felix Blumenfeld, dessen einzige Symphonie vor zwei, drei Jahren zusammen mit der von Georges Catoire auf Dutton eingespielt wurde und als eine veritable Entdeckung gilt. Welche Verbindung er zu Richter hat ist, mir nicht klar, er war der Lehrer von Vladimir Horowitz.
    Blumenfelds einziges Quartett entstand 1898 und gewann gleich einen Preis. Wie seine Symphonie ist auch dieses halbstündige Werk eine wundervolle Entdeckung, die mit dem Besten was Tschaikovsky, Tanejew oder Glasunow für das Genre geschrieben haben, mithalten kann.
    Das Quartett von Theophil Richter fällt dagegen vielleicht ein ganz klein wenig ab, aber auch dieses Werk ist hörens- und besitzenswert. Hier ist der Bezug zum Pianisten Richter etwas klarer, denn Theophil war sein Vater. Er wurde 1941 von Stalins Schergen ermordet, nachdem ihn jemand denunziert hatte. Sjatoslav hat das erst nach dem Krieg erfahren. Das Manuskript des Quartetts hat Sjatoslav gehütet wie einen Schatz, aber der derzeitige Aufenthaltsort ist unbekannt. Zum Glück gab es Fotokopien. Das Quartett hat das Borodin Quartett im privaten Kreis in Gegenwart des Pianisten einmal aufgeführt. Dies hier ist dann wohl die zweite Aufführung überhaupt.
    Das Odessa String Quartett spielt sehr gut und insofern gibt es eine dicke Empfehlung für diese Kammermusikraritäten.

    Der Name des Odessa String Quartett und das Cover mit der berühmten Treppe aus dem Film Panzerkreuzer Potemkin Eisensteins erinnern an die ukrainische Stadt Odessa.


    Ich hab mit die Scheibe geordert.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Stanislaw MONIUSZKO: Streichquartett Nr 1 in d-moll

    Stanislaw MONIUSZKO: Streichquartett Nr 2 in F-dur


    Auf dieser, bereits in Beitrag Nr 42 gezeigten CD befinden sich auch 2 Streichquartette von Stanislaw Moniuszko (1819-1872)

    Seine Landsleuter werde ich mir vermutlich zum Feind machen, wenn ich den wichtigsten polnischen Komponisten neben Chopin hier zu den "unbekannten" oder auch nur "wenig bekannten" Komponisten einreihe. Aber die Bekanntheit Muniuszkos' beruht auf seinen Opern. Mit Kompositionen aus anderen Bereichen ist er weniger vertreten. Ein eigener Thread lohnt also nicht. Ich fands die beiden Sreichquartette beim ersthören eher unspektakulär, aber doch irgendwie eigenwillig. Heute - ich höre sie bereits das 2. Mal haben sie mir wesebtlich besser gefallen als gestern. Insbeoindere der Finalsatz der Quartetts Nr 1 ist ein Kabinettstück von beachtlicher Wirkung.

    Dennoch bleiben die beiden Stück Nischenrepertoire....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !