die Rivalität Kna - Keilberth
Ich weiß nicht recht, ob das nicht vielfach einfach so behauptet wurde und wieviel wirklich dran war. Keilberth wurde gern zum jüngeren und moderneren Antipoden in Sachen Wagner stilisiert.
Mein Eindruck war immer, dass sich die beiden trotz des unterschiedlichen Stiles doch auf fachlicher Ebene als Kollegen ehrlich schätzten. So soll es einer von Wolfgang Wagner berichteten Anekdote zufolge sogar mal zu einer Art Verbrüderung gekommen sein, als die beiden bei den Bayreuther Festspielen gemeinsam ins Büro des Co-Chefs marschierten und dann schlicht und ergreifend erklärten, wie sie sich die Festspiel-Dirigate im nächsten Jahr aufteilen wollten – angeblich um einen nicht genannten Dritten zu verdrängen. Wolfgang Wagner betonte, dass der alles überragende "Kna" bei diesem Vorstoß natürlich vorne stand und der Keilberth, deutlich kleiner und gedrungener, dahinter.
Im "Spiegel" vom 11. August 1954 liest man Folgendes:
Joseph Keilberth, 46, Dirigent, leitete sechs von den acht Juli-Aufführungen der Bayreuther Festspiele und blies an einem weiteren Aufführungs-Abend zum Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Orchester eine Trompetenstimme im "Parsifal", während sein Kollege Hans Knappertsbusch, 66, den Stab führte. Frankreichs Star-Kritiker Feschotte kommentierte: "C'est Bayreuth."
Das klingt nicht unbedingt so, als hätten sich die beiden nicht ausstehen können.