Hans Hopf – Ein deutscher Nachkriegsheld

  • Besser ist es wohl, Du gehst mir einfach aus dem Weg.


    Sorry, aber es ist ja nun nachweislich nicht so, dass ich hier bewusst deinen "Weg" gekreuzt hätte, sondern genau andersherum. Schon im Klaus-König-Thread hast du kräftig gegen die von mir eingestellten Zitate gestänkert und damit bewusst meinen "Weg" gekreuzt. In dieser Rubrik war es ähnlich. Du solltest also deinen Rat an mich lieber selbst mal beherzigen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe also kein Problem mit Herrn Hopf, sondern mit der Rolle des Don Ottavio allgemein


    Immerhin widmet ihm Mozart zwei der allerschönsten Opernarien.


    Für mich ist gerade die Schilderung des farblosen Don Ottavio der notwendige Kunstgriff, der, gleichsam als Alibi für Donna Annas zwiespältige Haltung, diese Ambivalenz verdeutlicht.
    Denn ganz offenkundig hat Don Giovannis Überfall in ihr Gefühle erweckt, die sie selbst nicht wahrhaben will. Ihrer Liebe zu ihrem Verlobten ist sie sich jedenfalls nicht mehr sicher und hält ihn folgerichtig für ein weiteres Jahr hin.

  • Immerhin widmet ihm Mozart zwei der allerschönsten Opernarien.


    Das ist einerseits absolut richtig, andererseits ist die jahrzehntelang übliche "Mischfassung" mit beiden Arien so nicht von Mozart autorisiert. In der Prager Fassung gab es die eine Arie, in der Wiener Fassung die andere. Ich höre auch gerne beide an einem Abend, nur ist das inzwischen immer seltener der Fall.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mir ist die Idee gekommen, einen Thread über persönliche Irrtümer in der Wahrnehmung von Musik zu starten. Dieses Thema finde ich interessant. Aber im Moment steht mir der Sinn noch nicht danach. ;)


    Gott sei Dank gibt es auch bei dem engagierten Musikfreund eine Entwicklung. Die Wahrnehmung und das Urteil werden doch durch ständige Erfahrungen erweitert und verändert. Ich war und bin es heute noch: ein engagierter Verfechter Ensemblegedankens an Musiktheatern. Nur mit einem ständigen Ensemble, das auch eine Bindung an sein Opernhaus hat, können regelmäßig - besonders wenn die teueren Gaststars wieder abgereist sind - überdurchschnittliche Leistungen erbracht werden. Beispiele sind das legendäre Ensemble der Dresdner Staatsoper und das unvergessliche Mozartensemble in Wien. Heute bringen mittlere und kleinere Häuser oft herausragende Aufführungen, die sich nicht hinter den Leistungen der finanziell weit besser gestellten "Startheater" verstecken müssen. Aus Wenig mit Können und Leidenschaft Grosses zu schaffen, das ist Theater im besten Sinne. Also habe ich Herbert von Karajan damals "verflucht" - den ich als Dirigent sehr schätze - als er das internationale Stagioneprinzip durchsetzte und damit maßgeblich zur Auflösung der Ensembles beitrug. Heute weiß ich, dass es in der globalisierten Welt gar nicht anders geht als mit weltweiten Engagements von Sängerinnen und Sängern zu arbeiten. Ich hätte auch viele meiner schönsten Begegnungen mit Sängerstars wie Corelli, Siepi, Callas oder den drei Tenören wahrscheinlich nicht erlebt, wenn Herr von Karajan nicht die Internationalisierung des Opernbetriebs so gefördert hätte.
    Aus dem Saulus wurde also ein Paulus. Noch ein Beispiel des bedingten Wandels auf einem völling anderen Gebiet. In meiner Jugend war ich ein glühender Pazifist, heute weiß ich: Wer Freiheit, Demokratie und menschliche Werte will, muss bereit sein, diese zu verteidigen.
    Wahrscheinlich beruht die menschliche Entwicklung zum großen Teil darauf, dass wir Menschen wandel- und veränderbar sind und diesen Wandel zulassen auch hier in den Diskussionen in unserem Tamino-Klassik-Forum.


    Herzlich
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Gott sei Dank gibt es auch bei dem engagierten Musikfreund eine Entwicklung. Die Wahrnehmung und das Urteil werden doch durch ständige Erfahrungen erweitert und verändert. Ich war und bin es heute noch: ein engagierter Verfechter Ensemblegedankens an Musiktheatern. Nur mit einem ständigen Ensemble, das auch eine Bindung an sein Opernhaus hat, können regelmäßig - besonders wenn die teueren Gaststars wieder abgereist sind - überdurchschnittliche Leistungen erbracht werden. Beispiele sind das legendäre Ensemble der Dresdner Staatsoper und das unvergessliche Mozartensemble in Wien. Heute bringen mittlere und kleinere Häuser oft herausragende Aufführungen, die sich nicht hinter den Leistungen der finanziell weit besser gestellten "Startheater" verstecken müssen. Aus Wenig mit Können und Leidenschaft Grosses zu schaffen, das ist Theater im besten Sinne. Also habe ich Herbert von Karajan damals "verflucht" - den ich als Dirigent sehr schätze - als er das internationale Stagioneprinzip durchsetzte und damit maßgeblich zur Auflösung der Ensembles beitrug. Heute weiß ich, dass es in der globalisierten Welt gar nicht anders geht als mit weltweiten Engagements von Sängerinnen und Sängern zu arbeiten. Ich hätte auch viele meiner schönsten Begegnungen mit Sängerstars wie Corelli, Siepi, Callas oder den drei Tenören wahrscheinlich nicht erlebt, wenn Herr von Karajan nicht die Internationalisierung des Opernbetriebs so gefördert hätte.
    Aus dem Saulus wurde also ein Paulus. Noch ein Beispiel des bedingten Wandels auf einem völling anderen Gebiet. In meiner Jugend war ich ein glühender Pazifist, heute weiß ich: Wer Freiheit, Demokratie und menschliche Werte will, muss bereit sein, diese zu verteidigen.
    Wahrscheinlich beruht die menschliche Entwicklung zum großen Teil darauf, dass wir Menschen wandel- und veränderbar sind und diesen Wandel zulassen auch hier in den Diskussionen in unserem Tamino-Klassik-Forum.


    Herzlich
    Operus


    Dieser Bericht gehört für mich zu den beeindruckendsten, die ich diesem Forum verdanke. NB: Die Wiener Staatsoper hat bzw. hatte stets, unbeachtet Karajans Internationalisierungsmanie, ein erstklassiges Ensemble, für das uns die Opernwelt beneidet.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Die Wiener Staatsoper hat bzw. hatte stets, unbeachtet Karajans Internationalisierungsmanie, ein erstklassiges Ensemble, für das uns die Opernwelt beneidet.


    Genau diese Mischung ist es, die den ganz besonderen Rang der Wiener Staatsoper ausmacht. Zur Welthauptstadt der Oper wird Wien allerdings erst durch die österreichischen Opernfreunde, wie Du lieber Fritz einer bist, die ihre Oper lieben, die Ensemblemitglieder verehren und die Stars vergöttern.


    Herzlichst
    Operus, der sich freut bald wieder in Wien zu sein und seinen Freunden - selbstverständlich auch Dir - zu begegnen.

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  • Hans Hopf, der am 2. August 1916 geboren wurde, starb am 25. Juni 1993. Zu seinem Todestag habe ich diese Aufnahme ausgesucht:



    Heute ist sein 22. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Joseph hatte das Da-Capo-Interview mit Hans Hopf schon einmal verlinkt. Hier ist es wieder. Warum? Weil Hopf darin auch Bezug nimmt auf den SIEGFRIED an der Met unter Leinsdorf, den Willi eingestellt hat. Er geriet nämlich mit dem Dirigenten in Streit über das Tempo an einer ganz bestimmten Stelle im ersten Aufzug - nämlich dieser:


    "Aus dem Wald fort in die Welt ziehn:
    nimmer kehr' ich zurück!
    Wie ich froh bin, daß ich frei ward,
    nichts mich bindet und zwingt!
    Mein Vater bist du nicht;
    in der Ferne bin ich heim;
    dein Herd ist nicht mein Haus,
    meine Decke nicht dein Dach.
    Wie der Fisch froh in der Flut schwimmt,
    wie der Fink frei sich davonschwingt:
    flieg' ich von hier, flute davon,
    wie der Wind übern Wald weh' ich dahin,
    dich, Mime, nie wieder zu sehn!"



    Das Thema beginnt so um die 18. Minute.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger,


    ich habe mit großem Vergnügen den von dir eingestellten Film mit Hopf und Everding gesehen und war doch einigermaßen erstaunt, wieviel Wagner er gesungen hat, und er präsentierte sich dort immer noch in einer klangvollen Stimme. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, sprach er von den wirklich großen Maestri und denen aus der zweiten Reihe, zu denen er Leinsdorf offenbar zählte. Interessant.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute nun ist Hans Hopfs Geburtstag. Dazu habe ich nach einigem Suchen diese CD gefunden:



    Heute wäre Hans Hopf 99 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Ja Willi, diese CD ist ein Muß für Liebhaber deutscher Heldentenöre. Ich höre sie oft. In meinem Büro hängt ein Foto von Hans Hopf mit Widmung. Er hat ein Schwert in der Hand und schaut noch recht sangeslustig auf mich herab. :D

    W.S.

  • Es sei mir gestattet, an dieser Stelle auf den ausführlichen Beitrag zu verweisen, den Tamino hart heute nacht im Gräber-Thread gelegentlich Hopfs 99. Geburtstag eingestellt hat. Das Gedenken wird in diesem erhellenden Text unter der Nummer 288 mit einem Besuch am Grab des Sängers verbunden. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, dass sich Hopf in seinem Vornamen mit zwei N schreibt - also Hanns Hopf. So steht es auch auf dem Stein. Das ist absolut neu für mich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hans Hopf war einer der großen Heldentenöre der Nachkriegszeit. Dies können und sollten auch diejenigen, die ihn nicht schätzen, kaum weg diskutieren. Er hatte das Pech, dass in Neubayreuth von Wieland Wagner ein anderes Ideal des Tenors als Sängerdarsteller verlangt und auch durchgesetzt wurde. Deshalb haben auch andere große Heldentenöre der alten Schule wie Suthaus und Aldenhoff in Bayreuth das Handtuch geworfen. Hopf vollbrachte allerdings 1960 - 1964 im Ring von Wolfgang Wagner - übrigens dessen großartigste Regieleistung - eine allseits anerkannte Glanzleistung. Hans Hopf war privat ein prima Kumpel. Ich erinnere mich mit großer Freude an die Begegnungen mit ihm. So wie Publikum dabei war, verfiel er in das Rollenverhalten des großen Startenors, eine Rolle, die er nicht ausfüllte, weil er im Grunde ganz anders war. Diese Kammersänger-Attitüde fanden viele arrogant und nahmen sie ihm nicht ab und übel. Für mich ist und bleibt Hans Hopf einer der großen Tenöre des 20. Jahrhunderts.


    Herzlichst
    Operus

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  • Ich hatte ja noch ganz vergessen, dass ich Hans Hopf ja auch noch mit einer ganz besonderen Aufnahme in meiner Sammlung habe, nämlich mit dieser:



    Als "Halbe" LP, da h. nur einseitig bespielt, hatte ich den vierten Satz schon in meiner Jugend in meiner Schallplattensammlung. Ich werde mir die Aufnahme mal heute Abend wieder zu Gemüte führen. Die Neunte Beethoven kann man gar nicht oft genug hören :D .


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Hanns Hopf. So steht es auch auf dem Stein. Das ist absolut neu für mich.


    Lieber Rüdiger,
    für mich auch. Ich besitze ein Bild mit Autogramm, da ist der Hans ganz normal geschrieben. Wenn es auf dem Grabstein anders geschrieben steht könnte es sich um einen Fehler des Denkmalgestalters handeln.


    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber Rüdiger,
    für mich auch. Ich besitze ein Bild mit Autogramm, da ist der Hans ganz normal geschrieben. Wenn es auf dem Grabstein anders geschrieben steht könnte es sich um einen Fehler des Denkmalgestalters handeln.


    Herzlichst
    Operus

    Lieber Operus,,
    Lieber Wolfgang,


    ich bin da ganz bei euch! Er selbst konnte den Grabstein nicht mehr kontrollieren und wenn er sich selbst mit nur einem "n" im Hans geschrieben hat, sollten wir es hier alles dabei belassen! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hans Hopf, dessen 25. Todestag wir heute begehen, äußerte sich im "Da Capo"-Interview m. E. bereits vor ca. 30 Jahren sehr treffend zur Problematik des heutigen (also schon damaligen) Wagner-Gesangs. Er nannte, soweit ich mich entsinne, zwar keine expliziten Namen, aber dass er sich auf Tenöre wie Hofmann und Jerusalem bezog, war mir bereits beim ersten Sehen des Videos klar. Zu schnell zu schwere Rollen und vor allem zuviel Wagner und kaum mehr Mozart usw.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Joseph II: dass er sich auf Tenöre wie Hofmann und Jerusalem bezog, war mir bereits beim ersten Sehen des Videos klar.


    Und diese haben vielleicht gar nicht überlegt, warum Tenöre wie Fritz Wunderlich und Nicolai Gedda einen Bogen um Bayreuth gemacht haben, obwohl Nicolai Gedda wohl an der Oper Stockholm den Lohengrin gesungen hat und Fritz Wunderlich unter Konwitschny den Walter im Tannhäuser und den Steuermann im Fliegenden Holländer gesungen hat.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo,
    Nicolai Gedda hat den Lohengrin in Stockholm dreimal live gesungen (es existiert ein Mitschnitt), dann hat er die Finger von Wagner gelassen. Seine Stärken lagen nicht auf dem Heldentenorfach, sondern in sehr vilelen anderen Bereichen.
    Was aus Fritz Wunderlich letztlich geworden wäre, ist sicher Spekulation. Der Walther und der Steuermann sind nicht die wirklich großen Wagnerpartien, die macht er allerdings sehr gut. Ob ein Stolzing, Lohengrin oder gar Tristan, wie gern spekuliert wird, seine Partien gewesen wären, hm... Auf jeden Fall gilt auch für ihn, dass seine vielen Stärken (noch) nicht bei Wagner lagen.
    Schöne Grüße
    wega