Traditionelle Opernaufführungen im Vormarsch!!

  • Diese Schweinerei - die erst jetzt entdecke - geht zu weit. Solche Exzesse sind es, die selbst einen toleranten Musikfreund, wie mich empören. Diese Überschreitungen des guten Geschmacks sind es, die die Vorbehalte gegen das moderne Regietheater schüren. Und in diesem Fall sogar mit Recht.

    Habe mir den Trailer zur Gänze angeschaut und verstehe die Aufgregung nicht. Welche Schweinereien? Welche Exzesse? Welche Überschreitungen? - Oder wird hier ein vielleicht doch nur ein Standbild mißverstanden?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Diese Schweinerei - die erst jetzt entdecke - geht zu weit. Solche Exzesse sind es, die selbst einen toleranten Musikfreund, wie mich empören. Diese Überschreitungen des guten Geschmacks sind es, die die Vorbehalte gegen das moderne Regietheater schüren. Und in diesem Fall sogar mit Recht.


    schwer zu beurteilen, ob dein Beitrag satirisch zu verstehen ist :)


    Ja, ja deine Empörung können alle wahren Opernfreunde nachvollziehen. Es ist alles sogar noch viel schlimmer ! :(


    Denn unglücklicherweise erschöpfen sich bedeutende Kunstwerke, die man sich reinzieht, oft nicht in einem von unermüdlichen Anhängers des Wahren, Guten und Schönen dekretierten Gemeinsinn oder in "guten Geschmack".


    einige wenige Modelle zur Verdeutlichung dieses scheußlichen Trends:


    Die freie Atonalität der frechen Neutöner aus Neuer Wiener Schule wurde seiner Zeit als geschmacklos identifiziert. Keine Besserung heutzutage erkennbar, wenn man sich Mucke von Ferneyhough, Lachenmann oder Barraque reinzieht.


    Die Mucke Gustav Mahlers wird bis in die Gegenwart hinein des Verstoßes gegen den "guten Geschmack" bezichtigt. Dankenswerter Weise gab es es aufrechte Konzertbesucher, die bis in die späten 60ziger hinein bei Mahlersinfonien den Konzertsaal ostentativ verließen. Biildeten diese etwa bereits die Vorhut von späteren "RT-Flüchtlingen" ?


    Und schlimmerweise überlieferte uns bereits die Antike künstlerische Ergüsse, die an Abscheulichkeit eine Hannoverschen Fledermaus locker und weit übersteigen.z.B. aus Aischylos Agamennon (übersetzt von P. Stein) de Opferung von Iphigenie:
    . sie kralllte sich in die Gewänder ihres Vaters. Doch der Vater befahl den Dinern, sie ohne Zögern zu packen und wie eine Ziege hoch über den Blutstein zu halten, in Tücher gehüllt, die Kopf in den Nacken gezogen, damit die Kehle zum Blutstein weist.. gefesselt, geknebelt.. .. von Homer mal ganz zu schweigen ...


    Widerlich auch Shakespears König Lear; nicht nur die Blendung Glosters.. übringens, den Lear gibt es auch als Muckendrama von Aribert Reimann, auch eine ziemlich nervige Neutönerei (nicht ganz so wider den "guten Geschmack" wie Bazis Soldaten, was Mucke betrifft)


    Die Konzert- und Opernhäuser müssen daher unbedingt in Zukunft nicht bloß vom RT, sondern auch von derlei zersetzenden sog. Artefakten gründlich gesäubert werden.


    Somit war deine kämpferische und tapfere Philippika wider den "schlechten Gesachmack" seit mehreren 1000 Jahren längst überfällig. :thumbup:


    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir uns diese Hannover-Fledermaus 2 x reingezogen haben :untertauch: . Ich werde aus diesem Grund einen Therapeuten konsultieren, der mich in den Pfad des "Guten, Wahren und Schönen" zurechtbiegt. Aber voher werden wir uns zum 2. Mal die Verkaufte Braut gönnen:
    https://www.youtube.com/watch?v=FejkLBkMRnM

  • Ich habe mir den besagten Fledermaus-Trailer jetzt komplett angesehen, und war neugierig auf die "Schweinereien" - aber irgendwie kamen da keine :(


    Wer RICHTIGE Schweinereien sehen will, der sollte mal ein Drahdiwaberl-Konzert besucht haben, dann werden ihn ein paar schöne Frauen mit halterlosen Strumpfhosen nicht mehr die Zornesröte ins Gesicht steigen lassen :hail:



    Widerlich auch Shakespears König Lear; nicht nur die Blendung Glosters..


    Und erst die vielen sexuellen Anspielungen, die in seinen Werken enthalten sind, aber heute nicht mehr verstanden oder durch die dt. Übersetzung zerstört werden. Da empfehle ich das 3-bändige Werk "A Dictionary of Sexual Language and Imagery in Shakespearean and Stuart Literature" von Gordon E. Williams, das man auch auf Google Books lesen kann. Wenn man sich da mal durchliest, wird man überrascht sein, dass es bei Shakespeare (und seinen Zeitgenossen) vor Sexpraktiken und anderen Schweinereien nur so wimmelt.



    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir uns diese Hannover-Fledermaus 2 x reingezogen haben :untertauch: .


    Darum beneide ich dich!



    Ich werde aus diesem Grund einen Therapeuten konsultieren, der mich in den Pfad des "Guten, Wahren und Schönen" zurechtbiegt. Aber voher werden wir uns zum 2. Mal die Verkaufte Braut gönnen:
    https://www.youtube.com/watch?v=FejkLBkMRnM


    Viel Spaß! :)



    Gruß
    Hosenrolle1

  • Da hat Amfortas in der Schule nicht gut aufgepasst. Solche Scheusslichkeiten, wie im Agamemnon geschildert, fanden nie auf der Bühne statt, sondern wurden nur erzählt.
    Es blieb unserer Zeit vorbehalten alles zu zeigen, bis zum Kettensägenmassaker in Freiburg, bei welchem die Zuschauer in Mengen das Theater verlassen..
    Von Drahdiwabel habe ich nie was gehört, solche sogenannten "Konzerte" gehören für mich nicht zur Kultur!

  • Hab mir den Fledermaus Trailer angeschaut und bin enttäuscht. Ich hätte wenigstens eine nackte Adele oder Rosalinde erwartet :) . An diesem Trailer kann ich nichts anstößiges finden.

  • Hab mir den Fledermaus Trailer angeschaut und bin enttäuscht. Ich hätte wenigstens eine nackte Adele oder Rosalinde erwartet :) .


    Ich auch, das wäre mal was Sehenswertes, aber wenn mir mal eine unterkommt in einem Trailer oder einer Aufführung, dann melde ich mich :)


    Von Drahdiwabel habe ich nie was gehört, solche sogenannten "Konzerte" gehören für mich nicht zur Kultur!


    Weiß ich doch, lieber m.joho, weiß ich doch. ;)


    Schade nur, dass der Wiener Kulturstadtrat, der dem Bandgründer 2005 das silberne Verdienstzeichen verliehen hat, sowie Falco, der bei Drahdiwaberl Bassist war, da anderer Ansicht waren! Hätten die nur auf dich gehört! :hail:



    LG,
    Hosenrolle1

  • Da hat Amfortas in der Schule nicht gut aufgepasst. Solche Scheusslichkeiten, wie im Agamemnon geschildert, fanden nie auf der Bühne statt, sondern wurden nur erzählt.

    Wenn du sorgfältig dirs reinziehst, wirst du feststellen, dass das von mir – im Zusammenhang der Orestie - zu keinem Zeitpunkt behauptet wurde..

    Es blieb unserer Zeit vorbehalten alles zu zeigen, bis zum Kettensägenmassaker in Freiburg, bei welchem die Zuschauer in Mengen das Theater verlassen..
    Von Drahdiwabel habe ich nie was gehört, solche sogenannten "Konzerte" gehören für mich nicht zur Kultur!

    Das tut einen leid, deine höchst nachvollziehbare Nostalgie von den ach so guten alten Zeiten der Theaterwelt zu zerstören.
    z.B. in alten Rom war es üblich, dass die auf der Bühne zu sterbenden Protagonisten rechtzeitig durch reale Todeskandidaten ausgetauscht wurden.


    Die Blendung Glosters im Lear wird bedauerlicherweise nicht im Off vollzogen. Sorry dafür.


    Auch die Einschränkung durch dein „nur“ ist nicht haltbar. Die Schilderung der Opferung Iphigenies vom Chor kommt wesentlich grauslicher rüber, als aktuelle Massaker auf Bühnen oder im Film, weil sie eben nicht visuell gezeigt wird.


    Ich habe mir den besagten Fledermaus-Trailer jetzt komplett angesehen, und war neugierig auf die "Schweinereien" - aber irgendwie kamen da keine :(

    Du und Rudolfo habt euch einfach zu viel Shakespeare reingezogen, somit bereits völlig abgestumpft.
    Daher sollte Sommernachtstraum schleunigst vom Spielplan verschwinden.


    "Solche sog." „Komödien“ "gehören für mich nicht zur Kultur."

    Darum beneide ich dich!

    Viel Spaß! :)

    Nur wie erklär ich das meinen Therapeuten ?(

  • Habe mir den Trailer zur Gänze angeschaut und verstehe die Aufgregung nicht. Welche Schweinereien? Welche Exzesse? Welche Überschreitungen? - Oder wird hier ein vielleicht doch nur ein Standbild mißverstanden?


    Lieber MSchenk,


    ich habe mir tatsächlich nur das Standbild angesehen, war schockiert und habe sofort voll Zorn geschrieben, weil ich glaubte, dass hier eine Sexpraxis demonstriert wird, die ich zumindest in der Zurschaustellung auf der Bühne ablehne. Im Gesamtzusammenhang des Trailers wirkt es - wie noch eine weitere Szene zwar dennoch befremdent für mich - aber nicht mehr so skandalös.

    schwer zu beurteilen, ob dein Beitrag satirisch zu verstehen ist

    Lieber Amfortas,

    wie in meiner Antwort an MSchenk ausgeführt ist mein Beitrag nicht satirisch gemeint. Mit voller Überzeugung lehne ich brutale Gewalt, pornographischen Sex, ekelnde Darstellungen und Verhöhnungen des Genres Oper auf der Opernbühne ab. Ansonsten bin ich- obwohl eher tradtionell geprägt und orientiert -
    nicht gegen das moderne Regietheater. Ich schaue mir die Aufführung an und urteile dann, nach meiner Meinung gelungen oder nicht gelungen. Ich habe schon eine ganze Reihe herausfordernder, aber vielleicht gerade dadurch glänzender moderner Inszenierungen gesehen. Es scheint jedoch einfacher zu sein, traditionell ohne Risko zu inszenieren und den allgemeinen Publikumsgeschmack zu treffen.



    Die Konzert- und Opernhäuser müssen daher unbedingt in Zukunft nicht bloß vom RT, sondern auch von derlei zersetzenden sog. Artefakten gründlich gesäubert werden.

    Amfortas Du bist ein gewandter Dialektiker, deshalb wehre ich mich gegen die mir unterschwellig zugeordneten Ausdrücke zersetzend und gründlich gesäubert. Das rückt den damit in Verbindung Gebrachten in die Ecke von ewig Gestrigen und suggeriert eine Richtung, in die ich nun einmal wirklich nicht hinein gehöre und ich wehre mich, wenn ich den geringsten Ansatz zu erkennen glaube, der mich dorthin manövrieren will.


    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • ich habe mir tatsächlich nur das Standbild angesehen, war schockiert und habe sofort voll Zorn geschrieben, weil ich glaubte, dass hier eine Sexpraxis demonstriert wird, die ich zumindest in der Zurschaustellung auf der Bühne ablehne. Im Gesamtzusammenhang des Trailers wirkt es - wie noch eine weitere Szene zwar dennoch befremdent für mich - aber nicht mehr so skandalös.

    der Eindruck einer kompletten Aufführung ist anders, als der von Bildern und Trailern, selbst wenn mancher RT-Phobe (als den ich dich jetzt ausdrücklich nicht identifizieren will !) das nicht wahrhaben will.

    Mit voller Überzeugung lehne ich brutale Gewalt, pornographischen Sex, ekelnde Darstellungen und Verhöhnungen des Genres Oper auf der Opernbühne ab.

    ich kann mich an keine Inszenierung erinnern, einschließlich der misslungenen, die eine Verhöhnung des Genre Oper intendieren.


    Dass Regie zuweilen eine bestimmte Art des Reinziehns durch das Publikum auf die Schippe nimmt (z.B. Hannover Freischütz: Andachtsverkitschung des Jungfernkranzes durch Layout als Wildecker Herzbuben) ist nicht mit Verhöhnung und Verächtlichmachung dieser Kunstgattung gleichzusetzen. Wobei "ekelnde Darstellungen" allerdings auch in der Chose selbst liegt. Um beim Freischütz zu bleiben: "werft das Scheusal in die Wolfsschlucht! " kommt einen wesentlich ekelhafter und widerlicher rüber. Dagegen bilden pornographische Darstellungen harmlose Frozzeleien.

    wehre ich mich gegen die mir unterschwellig zugeordneten Ausdrücke zersetzend und gründlich gesäubert. Das rückt den damit in Verbindung Gebrachten in die Ecke von ewig Gestrigen und suggeriert eine Richtung, in die ich nun einmal wirklich nicht hinein gehöre und ich wehre mich, wenn ich den geringsten Ansatz zu erkennen glaube, der mich dorthin manövrieren will.

    Sorry meinerseits !


    Dann hatte ich dich in Eifer des "Gefechts" missverstanden und nehme das selbstverständlich zurück.

  • Sorry meinerseits !


    Dann hatte ich dich in Eifer des "Gefechts" dich missverstanden und nehme das selbstverständlich zurück.


    Danke, lieber Amfortas, das ist eine Geste mit Stil!
    Herzlichst


    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Da ich in Alfreds neuem Thread warum auch immer nicht antworten kann schreibe ich meinen Beitrag hier rein. Wer eine werkgerechte Aida sehen möchte, der sollte jetzt seinen Urlaub buchen und nach Buenos Aires fahren und sich im dortigen Opernhaus die Aida ansehen. Diese Inszenierung bestätigt nur leider meine Meinung zu werkgerechte Inszenierungen. Es wird hauptsächlich herumgestanden und es gibt die typischen Operngesten. Aber es wird hervorragend gesungen und das Publikum ist aus dem Häuschen und dort herrscht mehr Stimmung als bei den Liveübertragungen aus der Wiener Staatsoper.


    https://youtu.be/p8JbCrE34Sc

  • Da ich in Alfreds neuem Thread warum auch immer nicht antworten kann schreibe ich meinen Beitrag hier rein. Wer eine werkgerechte Aida sehen möchte, der sollte jetzt seinen Urlaub buchen und nach Buenos Aires fahren und sich im dortigen Opernhaus die Aida ansehen. Diese Inszenierung bestätigt nur leider meine Meinung zu werkgerechte Inszenierungen


    wobei Alfred beim Mailänder Rigoletto nicht mit Werkrechtigkeit sondern mit historischer Authenzität argumentiert.


    In der Tat kommt der Mailänder Rigoletto-Trailer hübsch rüber. Und es wäre ungerecht, über die Kostüme die Nase zu rümpfen, weil sie an Duzendware der Mantel-Und Degenfilme erinnern.


    Allein, Alfreds Forderung, dass SO UND NICHT ANDERS Oper zu inszenieren sei, erschließt sich nicht ganz. Denn z.B. der Hannover-Open-Air-Rigoletto vom 22.07.17gab nicht vor, historisch korrekt rüberzukommen - im Gegentum - und erfreute sich dennoch größter Besuchernachfrage.
    Auch, dass bei der Mailänder Inszenierung Renaissance geradezu hautnah erleben wäre, scheint mir beim Rigoletto eher zweifelhaft (damiit soll keinesfalls die Mailänder Inszenierung beurteilt werden, weil ich mir diese nicht reingezogen habe). Denn:


    1. Die literararische Sprache Piaves dürfte vermutlich von der aus der Renaissance bereits deutlich abweichen. Etwa wie z.B. die Sprache Dickens, Stevensons von der Shakespeares oder Marlowes.
    2. Verdis Mucke ist aus der Perspektive des 19. Jahrhunderts verzapft worden.
    3. Und zu erwägen wäre, ob derartige historische („hautnahe“) Authentizität der Rigoletto überhaupt intendiert (bzw. auch Monteverdis Poppea)


    Eine Lösung könnte sich aufdrängen:


    Der Rigoletto sollte neu komponiert werden, in einer Tonsprache z.B. der Gesualdos oder Monteverdis. Das Erleben wäre dann hautnäher.
    Doch halt:
    Zeitgenössische Komponisten bleiben am Geist des 21. bzw. 20 Jahrhunderts festgekettet. Die neukomponierte Mucke nähme letztlich doch wiederum die gegenwärtige Perspektive ein, selbst wenn sie im Stil der Renaissance entstünde.


    Tja. Da bleiben Fragen über Fragen… ?( ?(

  • Allein, Alfreds Forderung, dass SO UND NICHT ANDERS Oper zu inszenieren sei, erschließt sich nicht ganz. Denn z.B. der Hannover-Open-Air-Rigoletto vom 22.07.17gab nicht vor, historisch korrekt rüberzukommen - im Gegentum - und erfreute sich dennoch größter Besuchernachfrage


    Das mag schom sein, aber es ergibt sich für mich die Frage: Welches Publikum?
    Rolls Royce verlangte in seiner Glanzzeit nicht nur, daß man das Geld für sein Fahrzeug auch bezahlen konnte, sondern wes wurde auch nach der Herkunft des Geldes gefragt und nach dem sozialen Status des potentiellen Käufers.


    Aber es gibt natürlich auch Leute, denen allein die Ausführung durch Stimmen erster Wahl ausreicht um solch eine Aufführung zu besuchen.


    Ich sehe indes in solchen Inszenierungen - wenn denn das Wort hier überhaupt angebracht ist - eine BEWUSSTE Verschandelung des jeweiligen Werkes.


    Zu den Einwänden in bezug auf die nicht ädiquate Tonsprache:
    Dem ist nicht viel entgegenzusetzen,
    ausser vielleicht, daß die Kunstgattung "Oper" generell auf einem Mißverständnis beruht.
    Man wollte EIGENTLICH ursprünglich das Theather der griechischn Antike wiederbeleben, ein fataler Fehler mit Folgen.


    Ähnliches kann man in der Malerei des 17. Jahrhunderts sehen, Bei Darstellungen aus (damals bereits) historischen Ereignissen, die in "exotischen Ländern" spielen, fiel den meisten Malen nichts anderes ein, als ein Turban und reich verziertes Gewand.


    Ich glaube übrigens, daß dem "Hannover-Open-Air-Rigoletto Publikum" eine saloppe Bezeichnung wie "Mucke" (oder) "Mugge" ebenfalls gut gefiele,
    mir indes stellen sich die Nackenhaare auf, wenn ich das lese.
    Ich habe mich über den Begriff (der in Ö vermutlich generell unbekannt ist) ein wenig bei Wikipedia erkundigt und indirekt wird dort der "armeleutgeruch" dieser Bezeichnung bestätigt.
    Der angeblich in Österreich übliche Begriff "ein Gschäftl spielen" ist mir ebenfalls unbekannt. Vermutlich wird er nur von Musikern, die auf "Gelegenheitsarbeiten" angewiesen sind verwendet - was meine Vorbehalte nur unterstreicht.


    Kurz noch zu zr Frage Rudolfos, warum ich imn meinem neuen Thread "aus welchen Gründen" derzeit keine Beiträge anderer User zulasse.
    Eigentlich habe ich das schon erklärt. ich mach es gern nochnals;
    Ich will verhindern, daß in den für das traditionelle bürgerliche Operntheater reservierten Threads Einwürfe und Berichte über Regietheaterinszenierungen
    eingeschmuggelt werden. Dieser Thread hier ist ein exemplarisches Negativbeispiel.
    Mich erinneren die vielen Beiträge, die hier gar nicht sein sollten (und das wurde im Eingangsbeitrag genau definiert) an die Graffitti, die einem stets entgegengrinsen, wenn man eine Filmaufnahme an irgendeiner schönen Stell in der Altstadt machen will. Hier grist einem die ekelige Fratze des PROVOKATIVEN Proletariats (im üblen Sinne des Wortes) entgegen. Die ganze Stadt ist verseucht damit, ich gehe aber davon aus, daß unsere neue Regierung diesem Spuk bald ein drastisches Ende bereiten wird.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da ich amfordas Beiträge nicht lese, komme ich leider nicht umhin zu lesen, wenn er zitiert wird. Das mußte ich lesen:


    Zitat von »Amfortas08«


    Allein, Alfreds Forderung, dass SO UND NICHT ANDERS Oper zu inszenieren sei, erschließt sich nicht ganz. Denn z.B. der Hannover-Open-Air-Rigoletto vom 22.07.17gab nicht vor, historisch korrekt rüberzukommen - im Gegentum - und erfreute sich dennoch größter Besuchernachfrage

    Dieser Rigoletto war echt Klasse, auch ich war begeistert vom Ambiente, dem Orchester und den optischen und gesanglichen Vorteilen der Darsteller. Die spärlichen Kulissen vermochten nicht, die Oper zu verunstalten. Ich habs nur im TV gesehen, es steht wohl sogar jetzt noch in der Mediathek zur freien Sicht. Das war eine gelungene Inszenierung.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.


  • Dieser Rigoletto war echt Klasse, auch ich war begeistert vom Ambiente, dem Orchester und den optischen und gesanglichen Vorteilen der Darsteller. Die spärlichen Kulissen vermochten nicht, die Oper zu verunstalten. Ich habs nur im TV gesehen, es steht wohl sogar jetzt noch in der Mediathek zur freien Sicht. Das war eine gelungene Inszenierung.


    La Roche


    Lieber La Roche
    Auch ich habe die Aufführung im vorigen Sommer gesehen und kann mich erinnern. Aber eine gelungene Inszenierung??? Da kann ich Dir allerdings nur bedingt zustimmen.
    Es war ja eine Open Air - Veranstaltung, also ein bischen Freilichtbühnen - Spektakel. Ja, unter dem Aspekt da war das schon akzeptabel.
    Aber auf einer richtigen Opern - /Theaterbühne, möchte ich solche modernen Kulissen und Kostüme ganz sicher nicht haben.
    Von den Solisten hatten mir vor allem die Sopranistin "Nadine Sierra" und auch der Tenor "Stephen Costello" optisch und stimmlich sehr gut gefallen,


    so weit ich das noch in Erinnerung habe. Während mich "Ludovic Tezier" als Rigoletto nicht so überzeugte.
    Sächs. Grüße gehen nach Thüringen...
    CHRISSY
    Hier ein kleiner Ausschnitt (aber Inszenierung, Kostüme, Kulissen??? Also, ich weiß nicht...)
    https://www.youtube.com/watch?v=SykDHVDysxw

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Da ich amfordas Beiträge nicht lese, komme ich leider nicht umhin zu lesen, wenn er zitiert wird. Das mußte ich lesen:


    Im Thread "Operninszenierungen der letzten Jahre -TRADITIONELL auf Bühne und DVD (BluRayDisc)" findet erfreulicherweise die Produktion von Puccinis Manon Lescaut Beachtung :thumbup:


    Wir hatten uns die Premiere davon reingezogen. Das Publikum reagierte überwiegend reserviert auf Oliver Tambosis Regie, was an sich weder für noch gegen die Produktion spricht. Doch der YT-Auszug blendet erwartungsgemäß das Problem bzw. den Nachteil ab, der mit Tambosis Regie , dem Bühnenbild Frank Philipp Schlößmanns und den Kostümen Gesine Völlms verknüpft ist; nämlch ein optischer und überwiegend sinnfreier Overkill , der sich während der ersten beiden Akte wie Mehltau über die Härten und Lyrismen von Puccinis Mucke ausbreitete und sie zuschmierte; sowiie Manon-Oper zur tendenziell unverbindlichen Unterhaltungs-Story abschmieren ließ. Erst der 3. und 4. Akt ließ so etwas wie ein dem Werk angemessenes Konzept erkennen.


    Als "Wiedergutmachung" für den .. "Freischütz" würde ich diese Inszenierung nicht taxieren, weil nicht mal ein Jahr dazwischen liegt. Für Planungen von Opernpremieren ist das erfahrungsgemäß viel zu kurz ....

  • Diese Schweinerei - die erst jetzt entdecke - geht zu weit. Solche Exzesse sind es, die selbst einen toleranten Musikfreund, wie mich empören. Diese Überschreitungen des guten Geschmacks sind es, die die Vorbehalte gegen das moderne Regietheater schüren. Und in diesem Fall sogar mit Recht.

    Ich verstehe ehrlich gesagt Deine Aufregung nicht, lieber Operus. Was ich sehe, sind Ausschnitte, wo ein gewisser Sexismus ins Ironisch-Lächerliche gezogen wird. Das ist aber geradezu klassische Ästhetik des Hässlichen - ins Komische verwandelt hebt sich das Hässliche selber auf und wird damit ästhetisch (Rosenkranz). Wenn ich daran denke, wie bereitwillig der heutige Zuschauer vulgärsten Sex-Voyeurismus in nahezu jedem Kinofilm zu akzeptieren bereit ist ohne jede Aufregung und das ganz selbstverständlich legitim und unterhaltsam findet - warum darf sich ernste Oper nicht darüber lustig machen?


    Im Kino - gerade auch im ernsten - gibt es nun wirklich weit, weit härtere Sachen was die Darstellung von Sex angeht, z.B. von Lars von Trier. Das hier ist doch wirklich sehr ästhetisch-unterthaltsam und total harmlos.


    Was mich an der Phobie gegenüber der Darstellung von Sex stört - gerade in den USA, dem Land des Puritanismus, ist die Doppelmoral. Bei jedem auch nur halb entblösten weiblichen Busen fällt der Puritaner in Ohnmacht, aber Gewaltexzesse dagegen werden als etwas ganz Normales akzeptiert.


    Und wo die Sprache auf die Antike kam: Der antike Zuschauer hat nach elementaren Erschütterungen gesucht ("phobos" und "eleos" mit "Furcht und Mitleid" zu übersetzen, ist schon eine modern-humanistische Verharmlosung, gemeint ist sowas wie Schauder und Schrecken) und nicht nach einem "geschmackvollen" ästhetischen Erleben. Die "Ästhetik" ist eine Erfindung des Barockzeitalters. Wo man das schön nachvollziehen kann, ist, wenn man Schiller im Vergleich mit Aristoteles liest. Bei Schiller kommt die Ästhetik ins Spiel, die bei Aristoteles völlig fehlt. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Mit dem "Mailänder Rigoletto" hat Alfred eine großartige Inszenierung mit herrlich anzusehenden Kulissen und Kostümen reingestellt.
    Ich kannte diese Aufführung nicht und möchte mich bedanken, denn nach m. M. - so muß ein Rigoletto sein. Das ist Freude und Genuß pur.
    Da geht einem als Liebhaber dieser Oper doch das Herz auf.


    Auch "Amfortas 09" nahm dazu Stellung, Zitat:
    wobei Alfred beim Mailänder Rigoletto nicht mit Werkrechtigkeit sondern mit historischer Authenzität argumentiert. In der Tat kommt der Mailänder Rigoletto-Trailer hübsch rüber. Und es wäre ungerecht, über die Kostüme die Nase zu rümpfen, weil sie an Duzendware der Mantel-Und Degenfilme erinnern. Allein, Alfreds Forderung, dass SO UND NICHT ANDERS Oper zu inszenieren sei, erschließt sich nicht ganz.
    Ja, natürlich sollte, um nicht zu sagen "muß" ein Rigoletto so oder ähnlich inszeniert sein! Der ironische Ton im Zitat von Amfortas ist ja wohl ziemlich deutlich zu verstehen.
    Deshalb möchte ich kurz von einem anderen Rigoletto berichten. Kurz die Vorgeschichte dazu:
    Vor 2 1/2 Wochen sehe ich in der Programmvorschau von Classica - Rigoletto, eine Aufzeichnung von 2010 aus dem Teatro La Fenice.
    Na, große Vorfreude bei mir, denn diese Aufführung kannte ich nicht. Dann noch dazu "La Fenice", ein weltberühmtes Opernhaus, das muß doch richtig toll werden.
    Aber es wurde eine riesige Enttäuschung, ich habe mir das tatsächlich angetan, aber das hätte ich an diesem Haus wirklich nicht erwartet!
    Ich würde es auch nicht eine Inszenierung nennen, eher eine konzertante Aufführung mit Bewegung. Die Kulissen waren über die ganze Zeit ein paar hohe Rechtecke
    mit ein paar Öffnungen, die eine Tür und ein Fenster andeuteten. Und die Kostüme waren billige neuzeitliche Straßenklamotten.
    Die drei Hauptsolisten agierten überwiegend leidenschaftslos und waren stimmlich besserer Durchschnitt.


    Zugegeben, wie soll bei solch einer "Inszenierung" auch Leidenschaft und sängerische Freude aufkommen?!
    CHRISSY
    Hallo, Amfortas 09. Hier eine tolle "Verdi - Mucke" die Du Dir mal "reinziehen" kannst. Vielleicht gefällt Dir das:https://www.youtube.com/watch?v=Vi49ktg1YO8
    Und hier noch ein paar Auszüge:
    https://www.youtube.com/watch?v=eaG4wp0MrHk

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was diese unsäglichen Diskussionen m.E. immer sinn- und wertloser macht, dass inzwischen zumeist nur noch darüber geschrieben wird, wie scheiße oder eben nicht scheiße irgendeine x-beliebige Produktion an einem x-beliebigen Haus ist. Wenn es "gut" geht, wird nochmal ein Photo oder ein youtube-Video eingestellt, aber inzwischen fast regelmäßig kein Wort darüber, wer denn wohl Regie geführt hat, oder gar darüber, wer womöglich (wie) gesungen hat. Das darf sich der interessierte Leser dann brav selbst zusammensuchen. - Für das "führende" deutschsprachige Klassik-Forum ist das schon eine brilliante Leistung, Chapeau!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Was diese unsäglichen Diskussionen m.E. immer sinn- und wertloser macht, dass inzwischen zumeist nur noch darüber geschrieben wird, wie scheiße oder eben nicht scheiße irgendeine x-beliebige Produktion an einem x-beliebigen Haus ist. Wenn es "gut" geht, wird nochmal ein Photo oder ein youtube-Video eingestellt, aber inzwischen fast regelmäßig kein Wort darüber, wer denn wohl Regie geführt hat, oder gar darüber, wer womöglich (wie) gesungen hat. Das darf sich der interessierte Leser dann brav selbst zusammensuchen. - Für das "führende" deutschsprachige Klassik-Forum ist das schon eine brilliante Leistung, Chapeau!

    Falsch, falls ich gemeint sein sollte! Ich habe geschrieben...


    Die drei Hauptsolisten agierten überwiegend leidenschaftslos und waren stimmlich besserer Durchschnitt.

    Zugegeben, wie soll bei solch einer "Inszenierung" auch Leidenschaft und sängerische Freude aufkommen?!


    Mehr habe ich zu deren Leistung /Darbietung nicht zu sagen.
    Den Regisseur extra zu erwähnen habe ich nicht für notwendig erachtet, war es mir nicht wert. Hier aber als Nachtrag "Daniele Abbado".
    Und wenn Du solche, wie Du es nennst "Diskussionen", als wertlos erachtest - einfach nicht lesen und schon gar nicht sich daran beteiligen.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was diese unsäglichen Diskussionen m.E. immer sinn- und wertloser macht, dass inzwischen zumeist nur noch darüber geschrieben wird, wie scheiße oder eben nicht scheiße irgendeine x-beliebige Produktion an einem x-beliebigen Haus ist.


    Abgesehen davon, daß hier in diesem Thread sowieso nicht der richtige Platz dafür ist, ist es schon wichtig, daß man dem Netzwerk der RT- Bejubler, welches jahrzehntelang quasi eine einzige gleichgeschaltete Meinung auf die Bevölkerung losließ, ist es schon wichtig, den Anhängern des traditionellen Theaters zu signalisieren, daß es auch Gegner dibt. Ich würde solche Inszenierungen nicht als Sch... bezeichnen, ich fände dei Bezeichnung "widerwärtiger, geschmackloser Dreck" als angemessene, aber selbt das unterdrücke ich in den meisten Fällen und deute es gelegentlich allenfalls an. Die angepeilte Zielgruppe versteht es auch so.
    Es ist nicht mein Ziel, Anhänger des RT von der Schlechtigkeit zu überzeugen, das wäre verlorene Liebesmüh - und ausserdem interessieren mich diese Leute nicht wirklich
    Etwa so, wie ich mit jenen Leuten nicht kommunizieren kann und möchte, die regelmäßig unbrauchbare waren in "Internetrezensionen" als "für den Preis eigentlich niocht so schlecht" beschreiben. In meinen Augen gibt es nur brauchbare und unbrauchbare Dinge, Unbrauchbare Dinge bleiben es auch, wenn man sie geschenkt bekommt.


    Ich finde es ganz toll, daß sich immer wieder Leute Sorgen um die Reputation von Tamino machen, vorzugsweise von den RT Befürwortern, denen unsere Aktivitäten zu recht als "gefährlich" erscheinen. Mir persönlich ist die Verwendung von "sch..." in Text eher zuwider, weil hier in der Tat der elitäre Charakter des Forums in Frage gestellt wird. Dennoch bin ich der Meinung daß Tamino auch das aushalten wird.


    aber inzwischen fast regelmäßig kein Wort darüber, wer denn wohl Regie geführt hat


    WEnn ich eine inszenierung - schon von der Ausstattung her - als abstoßend empfinde - dann ist mir eigentlich ziemlich egal wer das verbrochen hat. Weg damit !!
    Es wäre IMO eher kontraproduktiv solche Regisseure und Ausstatter durch Namensnennung in Tamino einmal mehr zu erwähnen. Meine Strategie ist: ausgrenzen und totschweigen - Im Privatleben: Nicht streiten, sondern mit Zeigefinger auf die feindliche Person gerichtet zu sagen: mit ihnen rede ich nicht.


    Tamino hat ein ziemlich scharfes Profil - und dadurch naturgemäß auch viele Feinde


    Mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was diese unsäglichen Diskussionen m.E. immer sinn- und wertloser macht, dass inzwischen zumeist nur noch darüber geschrieben wird, wie scheiße oder eben nicht scheiße irgendeine x-beliebige Produktion an einem x-beliebigen Haus ist.

    Als wohlmeinender Trost ein Zitat aus Fledermaus (weil Anlass zu jüngsten Debatte):
    Glücklich ist, wer vergisst,
    Was doch nicht zu ändern ist! :)


    Und inzwischen hat dieser Thread als 20 000 Klicks. Das stellt - quantitativ betrachtet - Alfreds Thread Operninszenierungen der letzten Jahre -TRADITIONELL auf Bühne und DVD (BluRayDisc) locker in den Schatten.



    @ Chrissy
    "Hier eine tolle "Verdi - Mucke" die Du Dir mal "reinziehen" kannst.
    Vielleicht gefällt Dir das:https://www.youtube.com/watch?v=Vi49ktg1YO8


    Und hier noch ein paar Auszüge:


    https://www.youtube.com/watch?v=eaG4wp0MrHk


    Chrissy. Deine Fürsorge ist überaus rührend. Als herzliches Dankeschön dafür, zur aktuellen Fledermaus-Debatte eine unterhaltsame Glosse übers RT, der locker an Marie Louise Gilles Ergüsse andockt. Ein Zitat daraus:


    "Warum müssen Inszenierungen immer hässlich und oft zwanghaft durchsext sein? Warum muss jeder König oder Herrscher als Debiler auftreten, warum jeder Held zum Antihelden werden, warum geht es selten mal ohne nackte Darsteller, ohne Sperrmüllsofas, ohne SA-Uniformen, ohne Sperma, Blut und Kotze?


    https://www.michael-klonovsky.…tem/104-herunter-herunter


    Nebenbei. Wo bleibt eigentlich Knusperhexe? Deren Beiträge würden diesen Thread doch zweifellos noch stärker aufmöbeln.


    @ Holger
    "Was ich sehe, sind Ausschnitte, wo ein gewisser Sexismus ins Ironisch-Lächerliche gezogen wird. Das ist aber geradezu klassische Ästhetik des Hässlichen - ins Komische verwandelt hebt sich das Hässliche selber auf und wird damit ästhetisch (Rosenkranz
    )"


    Wir haben uns 2 x diese Wiedergabe reingezogen. Zu Beginn des 3. Aktes gab der Frosch ein für ihn eigens erstellten Monolog zum Besten, der alle Stammtisch-Vorurteile eines Spießbürgers über Sexismus-Debatte und das RT beinhaltete, die in manchen Foren nicht ganz unbekannt sein dürften
    Wow !. Das geriet zum coolen + komischen Mega-Brüller !



    Ein wesentlicher Teil des Konzepts vom Regiesseur - pardon Opernzerstörer - Martin Berger kam mir wie folgt rüber:


    Es ging Berger m.E. in der Fledermaus um Aufweichung von Identität, die erfahrungsgemäß einen als Zwang rüberkommt. Also fortlaufende Zwang, sowas wie ein Ich sein, seine Interessen durchsetzen, seine inneren Neigungen abblocken zu müssen, zu verhärten, um im Zustand von Schwäche im gesellschaftlichen Getriebe nicht unter die Räder zu kommen.
    Daher der verbreitete Wunsch bzw. Lockung quasi sich selbst abzuschmieren, oft in quasi verstümmelter Gestalt wie z.B. in Drogenrausch, im kollektiven bierseligen Stimmungsrausch im Stadion fürs eigene Buli-Team (mit und ohne Pyro), aber auch in beflissene, bereitwillig-dienstbare Anpassung an Hierarchien, Strukturen oder das Aufgehen in politisch totalitären Bewegungen. Denn in derartigen Situationen kann man doch seine eigene Rübe bequem und erleichtert als Hutständer abgegeben.
    Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein
    wollen alle wir sein, stimmt mit ihm ein!
    Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein,
    lasst das traute Du uns schenken,
    für die Ewigkeit, immer so wie heut,
    wenn wir morgen noch dran denken!
    Erst ein Kuss, dann ein Du,
    Du, Du, Du immerzu!
    Erst ein Kuss, dann ein Du,
    Du, Du, Du, Du!
    Duidu, Duidu, lala...


    in der Hannover Fledermaus kam szenisch diese Sehnsucht nach Auflösung des Ich-Zwangs auch/vor allem als Preisgabe von sexueller Identität rüber. Deshalb Männer in Damenklamotten und Strapsen, Frauen in Männer-Outfit, der Gefängnisdirektor Frank als Bisexueller, der in Strapsen andere anbaggerte und Prinz Orlowski als Hermaphrodit.


    Am Ende war im Publikum echt der Bär los. Riesiger Beifall. Das komplette Auditorium hatte sich prächtig amüsiert. Selbst eine Begleitung, die eher konservativ und rt-skeptisch/reserviert gesonnen ist, bestand sofort auf 2. Besuch dieser Produktion.


    Aus diesem Anlass erneut Werbetrommel für die Verkaufte Braut.
    Termine 10. und 26. Juni.
    ML. Daniel Klein und Regie gleichfalls der Opernzerstörer Martin Berger.
    [url='https://oper-hannover.de/index.php?m=440&f=03_werkdetail&ID_Vorstellungsart=0&ID_Stueck=445&ID_Vorstellung=4070']https://oper-hannover.de/index…k=445&ID_Vorstellung=4070


    Wem Herumreiserei zum Hannover-Kaff nicht zu aufwendig, wird es nicht bereuen.

  • ch verstehe ehrlich gesagt Deine Aufregung nicht, lieber Operus. Was ich sehe, sind Ausschnitte, wo ein gewisser Sexismus ins Ironisch-Lächerliche gezogen wird. Das ist aber geradezu klassische Ästhetik des Hässlichen - ins Komische verwandelt hebt sich das Hässliche selber auf und wird damit ästhetisch (Rosenkranz). Wenn ich daran denke, wie bereitwillig der heutige Zuschauer vulgärsten Sex-Voyeurismus in nahezu jedem Kinofilm zu akzeptieren bereit ist ohne jede Aufregung und das ganz selbstverständlich legitim und unterhaltsam findet - warum darf sich ernste Oper nicht darüber lustig machen?


    Lieber Holger,


    Deine Argumentation ist schlüssig und auf Expertenmeinungen gestützt. Es ist jedoch meines Erachtens eine sehr gewagte Parallele, wenn Du vulgären Sex auch in der Oper als tolerierbar bezeichnest. Ich toleriere dies nicht, vielleicht bin ich zu alt und zu traditionell geprägt, um diese Entwicklung in der Oper hinzunehmen. Besonders weil man Sexualität - besser wäre Erotik - in der Oper gekonnt und dennoch dezent wirkungsvoll darstellen kann. Ich kenne dafür gelungene regieliche Ideen. Nur ein Beispiel: In einer "Rigoletto"-Inszierung in München. Ich weiß nur noch, dass Thomas Tipton der Rigoletto und Hans Hopf der Herzog war. Wer damals inszenierte habe ich vergessen, obwohl ich über die Premiere berichtete. Hier wurde eine Szene mit ausgeprägtem sexuellem Charakter meines Erachtens vorbildlich gelöst. Sparafuciles Milieu konnte man als Freudenhaus interpretieren. Als der Herzog diese Welt betrat, öffnete er suchend einige Türen. Hinter jeder Türe sah man ein Paar in eindeutig erotischen Situatonen. Die Türen wurden allerdings nur ganz kurz geöffnet und sofort blitzschnell wieder geschlossen. Meines Erachtens hervorragend gemacht und gelungen. Alles nur angedeutet, alles zu ahnen, alles konnte, aber musste nicht sein. Das Nachdenken, die Phantasie wurde angeregt, jedoch Sexualität nicht vulgär breitgetreten. Das ist Meisterschaft in der regielichen Umsetzung, das andere ist eher abstoßend und Spekulation auf den billigen, vordergründigen Effekt. Wir haben auch weitere in dieser Richtung gelungene Lösungen gesehen z.B. im Venusberg-Akt im "Tannhäuser" oder in "Salome" oder "Lulu". In diesen Opern sind sexuelle Bezüge nicht wegzudenken. Die Darstellung sollte jedoch phantasieanregend und nicht plump schockierend sein.

    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • "Warum müssen Inszenierungen immer hässlich und oft zwanghaft durchsext sein? Warum muss jeder König oder Herrscher als Debiler auftreten, warum jeder Held zum Antihelden werden, warum geht es selten mal ohne nackte Darsteller, ohne Sperrmüllsofas, ohne SA-Uniformen, ohne Sperma, Blut und Kotze?
    https://www.michael-klonovsky.de/artikel…runter-herunter


    Lieber Amfortas08, Dank für den Link! Ich finde Klonovskys Glosse gut geschrieben und flott zu lesen. Er trifft es doch ziemlich gut! Es grüßt Hans.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Am Ende war im Publikum echt der Bär los. Riesiger Beifall. Das komplette Auditorium hatte sich prächtig amüsiert. Selbst eine Begleitung, die eher konservativ und rt-skeptisch/reserviert gesonnen ist, bestand sofort auf 2. Besuch dieser Produktion.

    :D Das Problem hier im Forum zeigt sich einmal mehr darin, dass man nach Art des Pawlowschen Hundes auf einen isolierten Sinnesreiz (ein Standbild (!) aus der Inszenierung) reagiert mit Speichelausschüttung von Wutschaum nach dem Reiz-Reaktionsschema. Was den Menschen aber von animalischer Konditionierung unterscheidet, ist, dass er nicht nur isolierte Sinnesreize wahrnehmen kann, sondern einen Kontext, von dem her das Einzelne, für sich genommen völlig sinnlos, seinen Sinn überhaupt erst bekommt. Hermeneutische Blindheit ist aber nun mal durchaus keine Tugend. Pawlows Hund hat keinen Sinn für Scherz, Satire, Ironie (das war jetzt eine Anspielung auf Grabbe, die ich mir als geborener Düsseldorfer nicht verkneifen kann ;) ), er kann eben nicht unterscheiden zwischen Spaß und Ernst.


    Es ist doch wohl so: Genauso, wie sich bestimmte Inszenierungsideen abnutzen und schal werden können, gilt das auch für Reaktionen darauf, die immer nach demselben Konditionierungs-Schema bei jeder Reizquelle erfolgen. Sie haben, weil absolut vorhersehbar, letztlich keinerlei Orientierungs- und Erkenntniswert, sagen deshalb so gut wie gar nichts darüber aus, was tatsächlich zu sehen ist, vielmehr geben sie Einblick in die besondere Psyche desjenigen, der sich da empört. :D


    Es wäre wirklich witzig, eine Umfrage unter RT-Empörern zu machen, wer Basic Instinct gesehen hat und toll fand - nach dem deutschen Kulturblatt Nr. 1, der "Bild"-Zeitung, der "schweinischste Film aller Zeiten". :D Er hat aber 350 Millionen Dollar eingespielt - offenbar findet die Masse solche "Schweinereien" höchst unterhaltsam. Der Opern-Hörer hat dann allerdings die Möglichkeit, sich zuerst an diesen "Schweinereien" im Kino zu ergötzen um sich dann nachher über vermeintlich eben solche in der Oper fürchterlich zu empören. Man weiß eben, wo man es "sauber" haben will und wo man den Schmutzfink in einem herauskehren darf. Vielleicht ist das auch die moderne Form des Ablasses und Ablass-Handels - erst kommt das schmuddelige Trivial-Vergnügen und hinterher die Katharsis in der hohen Kunst, die das quasi auslöscht. Wie meinte einst der Satiriker Kierkegaard: Der fromme Puritaner muss sich von der anstrengenden Frömmigkeit auch mal von Zeit zu Zeit Urlaub nehmen und sich dann so richtig austoben mit seinen Vergnügungs-Trieben. Aber genug der Satire.... :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Und inzwischen hat dieser Thread als 20 000 Klicks. Das stellt - quantitativ betrachtet - Alfreds Thread Operninszenierungen der letzten Jahre -TRADITIONELL auf Bühne und DVD (BluRayDisc) locker in den Schatten.


    Eine Binsenweisheit, daß ein 2 Jahre alter Thread mehr beiträge hat, als einer, der grade mal 2 Woche alt ist und in der Hauptsache eine Sammlung älterer Beiträge ist, die aus diesem total verseuchten Thread allmählich extrahiert werden.


    Unsere verschiedenen Auffassungen von gutem Geschmack und gutem Benehmen gehen schon daraus hervor, daß es mir nie im Leben einfallen würde in einem Bereich der als "TRADITIONELLE OPERNINSZENIERUNGEN" eindeutig von der Forenleitung gekennzeichnet ist, Werbung für Regietheaterdreck zu machen.
    Ich könnte diers natürlich spieled leicht zensieren, mache es aber derzeit noch nicht - weil es den Verfasser in gewisser Weise "entlarvt"


    Und schon finde ich spielend, spielerisch zum Übergang zum nächsten Satz:


    Das geriet zum coolen + komischen Mega-Brüller !


    Das ist eine Sprache, die ich in der Tat der Gosse zuordne.
    Da wird es vermutlich viel Widerspruch geben - weil nämlich das Gossenpublikum schon derart in das was man heite ironischerweise noch "Gesellschaft" nennt integrert ist, daß solch eine Ausdrucksweise schon beinahe als "Umgangssprache" gesehen wird -was sie heute leider im Grunde auch ist. Es fragt sich allerdings in diesem Zusammenhang, mit wem man Umgang pflegt.


    Cordialement


    Alfred Schmidt
    Forenbetreiber

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • offenbar findet die Masse solche "Schweinereien" höchst unterhaltsam.


    Volle Übereinstimmung.
    Lediglich mit der Einschränkung, daß die "Masse" in der Oper eigentlich nicht zu suchen hat.


    Ungeziefer und Ratten, Schmeißfliegen etc fliegen ja auch zielgerecht auf Unrat und verdorbenes zu.


    Und daß viele Opernfreunde auch "Schmutziges" und Pornographie mögen - daran finde ich nicht verwerfliches.
    ABER es hat halt in der OPER nichts zu suchen...
    Ebensowenig wie in unserem Forum...


    mfg aus Wien
    Alfred
    .

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist eine Sprache, die ich in der Tat der Gosse zuordne.

    Naja, gerade die feine, gebildete Gesellschaft von heute liebt es, mit der Gossen-Sprache zu kokettieren :D . Auch die verwöhnte Millionärs-Tochter kauft sich neben Desginer-Klamotten Jeans, die ungewaschen aussehen mit Löchern drin, weil das halt so "in" ist.

    Volle Übereinstimmung.
    Lediglich mit der Einschränkung, daß die "Masse" in der Oper eigentlich nicht zu suchen hat.


    Ungeziefer und Ratten, Schmeißfliegen etc fliegen ja auch zielgerecht auf Unrat und verdorbenes zu.


    Und daß viele Opernfreunde auch "Schmutziges" und Pornographie mögen - daran finde ich nicht verwerfliches.

    Pornographie finde ich auch widerlich und völlig abstoßend. So etwas kann ich mir nicht ansehen. Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen dem Vulgären und Hässlichen und der Ästhetik des Hässlichen. Ein Bordell kann auf der Opernbühne selbstverständlich aufgebaut werden, nur ist das dann kein wirkliches Bordell, sondern ein Opern-Bordell! Ich glaube auch nicht, dass die Bedürfnisse von Opern-Besuchern so erhaben unterschiedlich sind gegenüber denen normaler Kinobesucher. :D :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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