Musik, die euch zum Weinen bringt

  • DVD-Box mit sämtlichen Symphonien und Konzerten von Schostakowitsch. Live-Konzerte des Mariinsky Theater Orchesters unter Gergiev im Salle Pleyel, Paris 2013. Da gibt es einige Stellen, bei denen mir die Tränen kommen; entweder, weil's so erschütternd ist oder weil es so gut gespielt ist, z. B. das 1. Cellokonzert mit Gautier Capucon - diese Musikdarbietung ist schon fast ein erotisches Erlebnis.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Definitiv: Der Schlussatz der "Pathetique" von Tchaikovsky. All seine durchlebten Dramen, alles zu Ende. Sein ganzes Leid geht dahin. 9 Tage nach der Uraufführung ist er tot.
    Unfassbar traurige Musik.

  • Ein Tränenvergießer ist auf jedenfall Orfeos Lamento aus Monteverdis L'ORFEO......


    "Possente spirto" hier gesungen von Anthony Rolfe Johnson aus der Gesammtaufnahme mit Gardiner.
    Und hier gesungen von Nicolas Achten und seinem Ensemble "Scherzi Musicali".
    Bei dem Video mit N.Achten kann man sehr schön auch die Instrumente sehen die da gespielt werden, das ist höchst interresant. Das ist die Aufnahme Session zu dieser CD ........die hat auch schon mal jemand in eben gehört gepostet, sehr empfehlenswert!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Als ich 11 Jahre alt war hatte ich beschlossen, in meinem Leben nicht mehr zu weinen. Seither habe ich auch keine Träne mehr vergossen. Wenn dennoch etwas mich zu Ansätzen von Tränen zu rühren vermöchte, dann wäre es der Schneeflockenwalzer aus Tschaikowskis Nussknacker. Einfach, weil die Musik so schön ist.
    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Bei mir waren Tränen meist in Zusammenhang von Musik und Text bzw. mit einer bestimmten Inszenierung aufgetreten.


    Wenn Michael Rabsilber als Anastasio am Ende von Harry Kupfers legendärer Inszenierung von Händels "Giustino" seine Phrase "Die Eintracht kehrt zurück" sang und dann alle in einem Fugato mit einstimmten, um am Schluss das Publikum aufzufordern "Schaut nicht auf unser Glück", dann war das so ein Gänsehautmoment, wo mich nicht selten die Tränen überkamen.


    Ob die sterile Atmosphäre der Verfilmung im Studio zum vorher eingspielten Gesang dieses nachvollziehbar macht, sei mal dahingestellt:



    https://www.youtube.com/watch?v=9Qo0n7XsTZk&t=113s



    Vielleicht kann das noch eher dieser Live-Mitschnitt vermitteln, der zeigt, wie groß die Fallhöhe vom vorher reichlich genossenen Amüsement (wie man deutlich an den Publikumsreaktionen hört) zu diesem Finale war:




    https://www.youtube.com/watch?v=KcySFhoBs8c&t=1997s



    Emotional packend war auch die völlig triste und trostlose Arie der Arianna "Meine Seele ist betrübt".


    Ein anderer unglaublich emotionaler Moment, der mir häufig Tränen entlockte, war, wenn am Ende von Harry Kupfers "Figaro"-Inszenierung - ebenfalls an der Komischen Oper Berlin - die Gräfin (in den von mir in den Neunzigern erlebten aufführungen zumeist Dagmar Schellenberger) auf die beinahe zerbrechlich gesungene Bitte des Grafen (Roger Smeets) um Verzeihung (nach einer deutlichen Pause) antwortete: "Wie sollt ich dir zürnen? Ich sag gerne: Ja!" - und wenn dann das ganze Ensemble (darunter Hans-Martin Nau als Bartolo, Andreas Conrad als Basilio und nicht zuletzt Werner Enders als Don Curzio) einsetzten: "Wir werden vergessen, was heut' hier geschah".
    Hier die betreffende Inszenierung vom damaligen Japan-Gastspiel, leider ohne die Schellenberger in der einen oder anderen Rolle:



    https://www.youtube.com/watch?v=iIVN40VZQU4&t=3408s



    Ich weiß natürlich nicht, ob man meine damalige Live-Empfindung anhand dieses Videos nachempfinden kann, aber das gilt für alle solche Aufnahmen - sie bringen vor allem denen die Ereinnerung an Aufführungserlebnisse zurück, die sie selbst hatten.
    Hier noch ein Audiomitschnitt dieser Inszenierung, allerdings sang da die Schellenberger noch die Susanna und noch nicht die Gräfin:




    https://www.youtube.com/watch?v=jqa21M1BHgU&t=3607s


    Auch wenn in Kupfers "Traviata" die in seiner Inszenierung am Ende völlig allein gelassene "Traviata" (die Rückkehr Alfreds war bei Kupfer nur ein Fiebertraum Violettas) am Ende der Oper Alfred eine andere als Gattin empfahl, um dann zu sprechen: "Ja, ich fühl's, ich weiß, ich werde leben", um dann noch einmal singend aufzuschreien "O Freude!", wovor unerbittlich dramatisch Orchesterschläge diese Illusion beendeten, das war auch packend und ich kämpfte bei meinen Besuchen dieser Inszebieurng mit der unglaublichen Noemi Nadelmann in der Titelpartie auch häufiger mit den Tränen.



    https://www.youtube.com/watch?v=AnOdXmLS3Cw&t=395s



    Ein letzter Gänsehautmoment, der mir nicht selten die Tränen in die Augen trieb, war, wenn in der Erhard-Fischer-Inszenierung von "Jenufa" an der Deutschen Staatsoper Berlin Eva-Maria Bundschuh in der Titelpartie am Ende des 3. Aktes zuerst ihrer Ziehmutter, der Küsterin (Ute Trekel-Burckhardt) verzieh und dann danach ganz am Ende von Lacas "Ich will nur dich, Jenufa" überwältigt war und mit Laca (Peter-Jürgen Schmidt) in eine neue Zukunft aufbrach. Aber auch im 2. Akt liefen mir die Schauer da schon den Rücken rauf und runter, bei Jenufas Gebet, bei ihrem Fragen nach ihrem Kind an die gerade vom Ertränken zurückkehrende Küsterin, ihre Reaktion auf die Nachricht, das ihr Kind tot sei ("Hab geglaubt, das alles müsste anders sein, ganz anders sein, und nun bin ich schon am Ende angelangt, ja angelangt" - aus dem Gedächtnis zitiert, aber so oder ähnlich war es- und dann auch ihre erste Reaktion auf den Vorschlag der Küsterin, dass sie den Laca nehmen solle: "Mütterchen ist manches Mal so sonderbar." - absolute Gänsehautmomente, wo ich schon sehr am Wasser gebaut war.




    https://www.youtube.com/watch?v=7yGq6wSAWaE&t=5407s



    Diese "Jenufa"-Inszenierung habe ich leider "nur" 7x gesehen - stimmt gar nicht, einige Jahre später noch 2x in anderer Besetzung auf Tschechisch, aber das zählt nicht, die Inszenierung war ohne ihre Protagonisten nicht mehr die Inszenierung, es waren nur noch die Bühnenbilder, die Personenregie fand in der Intensität, wie sie die Premieren-Protagonisten hatten, nicht mehr ansatzweise statt. Die drei anderen genannten Inszenierungen der Komischen Oper, also "Giustino" (13x), "Figaro" (36x) und "Traviata" (37x) durfte ich hingegen in zweistelliger Zahl erleben - sie werden mir immer unvergesslich bleiben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"