Khatchaturian, Klavierkonzert Des-Dur: Singende Säge im Orchester?

  • Zitat

    Original von Travinius
    Wenn ich ehrlich sein soll: die ausgedehnten Baßklarinetten-Soli finde ich viel bewegender.


    Ich finde das Konzert grandios, mit oder ohne Flexaton. ***** auf meinem iPod.


    Du nimmst mir das Wort aus dem Mund, Travinius. Wie oft habe ich diesen 2. Satz in der letzten Zeit gehört (übrigens: auch auf der mir inzwischen gelieferten weiteren Kapell-Aufnahme mit Ormandy von 1944 ist nichts von einem Flexaton zu hören). Aber was mich - neben dem Klavierpart - regelmäßig fasziniert hat, war die solistische Betätigung der Bassklarinette. Obwohl ich immer noch so drauf bin, dass ich wenigstens einmal diese singende Säge hören möchte, so dass ich mir über kurz oder lang mal de Larrocha anschaffen werde, so sehr meine ich doch, dass andere Instrumente bei diesem Werk viel, viel wichtiger sind.

  • Von meinem Lieblingsklavierkonzert wollte ich (neben meinen zahlreichen Aufnahmen) endlich auch mal die in diesem Thread als interpretatorische Hammeraufnahme bezeichnete mit William Kapell /Koussewitzky (NAXOS von 1946) hören:
    (Erste Empfehlungen mit Abb ab Beitrag 20)


    :thumbup: Ich habe mich nun von William Kapells wirklich hervorragendem Klavierpart überzeugt, der mit den Besten Entremont/Ozawa (CBS) und Flier/Kondraschin (Melodiya) wirklich auf einer Stufe steht.
    ?( Aber der Klang von 1946 ist für mich eine Zumutung. Angesichts der vorgenannten gut klingenden Stereoalternativen, habe ich diese Aufnahme nun einmal gehört, ;) aber voraussichtlich will und werde ich mir diesen Klanggrauss so bald (wenn überhaupt) nicht wieder antun.
    :!: Die klanglichen Defizite in dieser Aufnahme stehen in keinem Verhältnis zu einer wirklichen interpretatorischen Verbesserung zu meinen beiden Favoriten.


    Nochmal zum Flexaton:
    Ob mit oder ohne Flexaton (wie bei Kapell) wäre bei einer guten Interpretation nicht ganz so wichtig !
    Aber meine beiden Favoritenaufnahmen sind mit Flexaton im 2.Satz !




    8| Offenbar muss ich warten bis Ozawa steinalt ist und irgendwann mal :D "The Best of Ozawa" in einer CD-Box erscheint. Denn meine alte CBS-LP hatte ich irgendwann mal abgegeben, weil ich dachte diese Aufnahme mit Entremont auf CD kaufen zu können .... :evil: so ein Ärger !
    :) Solange kann ich aber mit Flier/Kondraschin und 6 Weiteren gut leben !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich besitze seit ein paar Wochen folgende:
    Und ich muss sagen, dass Klavierkonzert ist phantastisch. ABer der Klang ist unterirdisch schlecht. Das ist sehr schade. Es ist, als ob ein dicker Vorhang zwischen mir und der Musik sei.
    Leider ist mein Musiketat fast am Ende, aber für irgendwann: welche Aufnahme bringt denn soundmäßig eine hohe Qualität?
    Danke im Voraus
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Hallo Klaus,


    ich habe die Aufnahmen des Klavierkonzertes in meiner Sammlung die wirklich alle sehr gut bis herausragend sind. Alles weitere würde ich nicht mehr hören wollen - es wäre also totes Kapital und würde wertvollen Platz einnehmen - sowas wird dann abgesetzt.


    Von daher kann ich nun eine Klangbetrachtung vornehmen, die ich in dieser Reihenfolge meiner Aufnahmen stellen würde:


    Constantine Orebellian / Scottish National Orchestra / N.Järvi (Chandos, 1987, DDD)


    Oxana Yablonskaya / Moskau SO / D.Yablonsky (Naxos, 1995, DDD)


    Mirka Pokorna / Dresderer Philharmonie / H.Förster (BerlinClassics edel, 1965, ADD)


    Alica de Larrocha / London PH Orchestra / Frühbeck de Burgos (Decca, 1972, ADD)


    Yakov Flier / Moskauer PH / Kondraschin ( Melodiya, 1963, ADD) - ***** Favorit auf CD !


    William Kapell / Boston SO / Koussewitzky (NAXOS, 1946, Mono) - Klang= (- - -)



    Die Aufnahme mit Orebellian ist von der Interpretation recht stahlhart und unromantisch. Da gibt es so manche Kritiker !
    Sie klingt aber sowohl vom Klavier- wie auch vom Orchesterklang wirklich super in aktueller Digitaltechnik ! Mir gefällt die Aufnahme insgesamt gut und ich höre sie gerne, denn auch Järvi läßt "die Post abgehen". Die Chandos - CD enthällt zwei kurze Suiten aus den Balletten Gayaneh und Maskerade.


    *** Wenn man nur geringe Abstriche im Klang, mit etwas das Aufnahmejahr bedingter Verfärbung hinnehmen kann, dann kann man nur zu Flier/Kondraschin greifen, die Beide eine Wahnsinnsinterpretation hinlegen. Ausserdem ist auf der Melodiya - CD die wichtigste, beste und wahnsinnigste Aufnahme der Sinfonie Nr.3 (alle anderen Aufnahmen sind dagegen kalter Kaffee) .


    *** Meine Entremont/Ozawa-Aufnahme war klanglich im guten oberen Mittelfeld. Die CBS-LP habe ich ja leider nicht mehr ... (deshalb auch nicht oben aufgeführt)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Post aus Toyko: Nach mehr als 15Jahren habe sie endlich wieder.
    Ich hatte damals auf die Schnelle eine aussergewöhnlich gute LP als Geschenk benötigt und in der festen Annahme die CBS-Platte kurze Zeit später als CD kaufen zu können an einen hochgeschätzten Musikkenner verschenkt.


    Meine CD-Suche blieb über viele Jahre ergebnislos, da die Aufnahmen des Khatachaturians Klvierkonzertes und der enthaltenen Ungarischen Fantasie für Klavier und Orchester von Liszt nicht auf CD erschienen sind. 8o Wie so oft wissen die Japaner wieder "was Sache ist" und haben diese hervorragende CBS-Aufnahmen erst letztes Jahr 2012 bei SONY JAPAN mit dem alten LP-Cover neu aufgelegt. Die INFO dazu kam von einem geschätzten Cellisten aus Münster, der mein Anliegen schon lange kannte.



    SONY, 1971, ADD


    Die Aufnahmen sind klangtechnisch ausgezeichnet remastert und klingen wie aktuelle Digitalaufnahmen. Es handelte sich ursprünglich mal um Quadro-Aufnahmen !
    *** Da ich ja seit dieser früheren LP-Zeit immer auf der Suche einer vergleichbaren Aufnahme des Khatchaturian-KK-Aufnahmen geworden bin, wurde ich Sammler fast aller KK-Aufnahmen und kann als heutiges Fazit sagen: Das ist nach wie vor die beste und mitreissenste Interpretataion des KK. Entremont habe ich vor und nachher nie so vollendet perfekt gehört.


    Spielzeiten KK: 15:21 - 11.42 - 9:48 = 36:51



    Auch die Ungarische Fantasie von Liszt gehört zu den besten Aufnahmen, die es locker mit Shura Cherkassky aufnehmen können - nur das saftige Orchester unter Ozawa mit prägnanten Pauken - da kommt die alte Cherkassky unter Karajan bei weitem nicht heran !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Als Anhänger der Klavierkunst von Alicia de Larocha habe ich mir ihre CD dieses KKs mit LPO unter Rafael Frühbeck de Burgos kommen lassen. Es ist mit Rach KK 3 gekoppelt und jenes ist im dortigen Thread nochmals in Erinnerung zu rufen.


    Nach fünf bis zehn Jahren in diesem Thread gibt es zu diesem KK keine grundlegenden neuen Erkenntnisse.


    Es handelt sich um ein äusserst effektvolles sympathisches Werk, das man ohne weitere Erklärung auch als Geschenk für einen als durchschnittlich informiert einzuschätzenden Musikfreund erwählen kann, neben Prokofiew KK 3 und Carmina Burana usw. :!:


    Der Klaviersatz ist nicht sehr schwierig und die Möglichkeiten auf dem Klavier werden kompositorisch keineswegs ausgereizt. Das passt auch gut zu der Klaviermusik der Sowjetzeit, in welcher das Mittelmass gefeiert worden ist (jede Menge Ausnahmen bestätigen die Regel). Der Einsatz des Flexatons, oder Windmaschine, oder von mir aus singenden Säge nervt mich etwas, ist z.B. bei Ravel viel besser in den Orchesterklang eingebaut. Das Klavier wird nicht behandelt wie z.B. von Tschaikowski oder Prokofiew als polyvalentes Instrument zur Gestaltung poetischer, liedhafter oder majestätisch zu führender Linien und Lieder (ohne Worte), sondern bleibt klanglich und spielerisch unpersönlich und ausdrucksarm. Doch im zweiten Satz zeigt der Komponist, was er vielleicht kann: einen lyrischen, vielleicht sogar schlichten Ausdruck wagen statt folkloristischem Schwelgen im Meer von Musikäusserungen jedweder (vor der Zensur Gnade findender bzw. erwünschter) Natur.


    Aber vielleicht sehe ich diese Dinge zu sehr als Mitteleuropäer ;) . Die Klangtechnick ist qualitätvoll sowohl beim Klavier als auch beim ganzen Orchesterapparat. Alicia de Larocha spielt gut, schön und unangestrengt, wie wir es von ihr kennen.



    MlG
    D.


    PS: es gibt von Khatchaturian eine für den Klavierschüler relativ leicht zu vollziehende "Toccata", die als Notentext schwierig aussieht und sich schwierig anhört, aber äusserst effektvoll klingt. // Das Violinkonzert von Kh. schätze ich als deutlich hochwertiger ein ( --> siehe dort)

  • Der Klaviersatz ist nicht sehr schwierig und die Möglichkeiten auf dem Klavier werden kompositorisch keineswegs ausgereizt. Das passt auch gut zu der Klaviermusik der Sowjetzeit, in welcher das Mittelmass gefeiert worden ist (jede Menge Ausnahmen bestätigen die Regel). Der Einsatz des Flexatons, oder Windmaschine, oder von mir aus singenden Säge nervt mich etwas, ist z.B. bei Ravel viel besser in den Orchesterklang eingebaut. Das Klavier wird nicht behandelt wie z.B. von Tschaikowski oder Prokofiew als polyvalentes Instrument zur Gestaltung poetischer, liedhafter oder majestätisch zu führender Linien und Lieder (ohne Worte), sondern bleibt klanglich und spielerisch unpersönlich und ausdrucksarm. Doch im zweiten Satz zeigt der Komponist, was er vielleicht kann: einen lyrischen, vielleicht sogar schlichten Ausdruck wagen statt folkloristischem Schwelgen im Meer von Musikäusserungen jedweder (vor der Zensur Gnade findender bzw. erwünschter) Natur.


    Aber vielleicht sehe ich diese Dinge zu sehr als Mitteleuropäer


    Hallo Damiro,


    ich finde mit dem Khatchaturian-KK gehst Du mit Deiner Analyse als Klassikkenner ein wenig hart ins Gericht. Als Klassikhörer will und kann ich hier kein klassisches Beethoven-KK erwarten; und von wegen "der Klavierssatz ist nicht schwer", davon würde ich mich auch distanzieren.
    ^^ Egal - es bleibt mein Lieblings-KK !


    Ich schätze Alica de Larrocha ausserordentlich; bes. für das spanische oder französische Repertoire, aber mit der Larrocha-Aufnahme (Decca), hast Du nicht die stärkste Aufnahme erwischt. Ich finde sie zu wenig russisch und sie geht an meinen Erwartungen (so wie bei meinen Favoriten Entremont/Ozawa (SONY) und Flier/Kondraschin (Melodoya)) einfach vorbei ... (habe die Decca-Doppel-CD-Version) ...
    das Dich dann dort auch das Flexaton nervt, kann ich in diesem Fall verstehen, denn es wurde hier mit de Burgos recht übertrieben und vorlaut in Klang gesetzt. Ansonsten finde ich (bei den richtigen genannten Aufnahmen) das Flexaton äusserst effektvoll und klanglich folkloristisch in den Orchestersatz eingebettet.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber teleton,


    hätte ich gewusst, das dieses dein Lieblings- KK ist, hätte ich nicht so achtlos meine Worte hingeworfen, sondern etwas anders formuliert. ;)


    Beim Durchlesen meines eigenen Posts vorhin habe ich festgestellt, dass ich die rhythmische Kraft des Werks - nicht die Härte des Klavierklangs - nicht adäquat erwähnt hatte. Und: ich wollte speziell keinen Russen als Pianisten bei diesem Werk, sondern das Gegenteil eines solchen :hahahaha: , eben vielleicht A. d. Lar.! Ausserdem kleine Pianistenhände beim Rach 3 KK, also nochmals: A. d. Lar. Von ihr hab ich sonst nur Mozart. Und den Khachaturian sonst nur mit Lew Oborin.


    Ich werde versuchen, das an anderer Stelle wieder gut zu machen. ^^ Hast du meinen Bericht über Badings angeklickt ? Welcher während deines Urlaubs entstanden ist... Rainhören !


    Und höre mal S. Rach. aus 1929 mit dem Carnaval op. 9. Da geht`s immer wieder sehr rasant zu.


    MlG
    D.

  • Ausserdem kleine Pianistenhände beim Rach 3 KK, also nochmals: A. d. Lar.

    Das zeugt von ihrer wirklich überragenden Spieltechnik, lieber Damiro, dass sie mit ihren eigentlich viel zu kleinen Händen solche sperrigen Brocken wie Rach 3 und die Liszt H-moll-Sonate so überlegen spielen kann! Rach 3 und die Liszt-Sonate von ihr sind absolute Top-Aufnahmen, die sich wirklich vor gar keiner Konkurrenz zu verstecken brauchen - warum kam wohl Horowitz persönlich zu ihren Konzerten? Sie ist eine geborene Mozart-Spielerin, aber letztlich verdanken wir ihr, dass die wunderbare spanische Klaviermusik überhaupt im Konzertrepertoire präsent ist. Sie ist "die" Interpretin für dieses Repertoire schlechthin. Besorge Dir vielleicht mal zur "Einstimmung" diese wunderbare CD :) :



    Das Khatschaturjan-Konzert finde ich kompositorisch recht interessant, das Niveau der Konzerte von Prokofieff hat es aber letztlich nicht. :D


    Schöne Grüße
    Holger

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