Edles Mono - Referenzaufnahmen

  • Auch diese "Jahrhundertaufnahme" verdient es, nicht in Vergessenheit zu geraten:




    Es ist ein Rundfunk-Mitschnitt vom Dezember 1947, in (für die damalige Zeit) recht ordentlicher Mono-Qualität.
    Vor allem wegen des Dirigenten Arturo Toscanini und der überragenden Darstellung der Titelfigur durch Ramon Vinay gehört sie in jede gute Opern-Diskothek.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber nemorino, dem stimme ich mit freudigstem Herzen zu! :jubel::thumbsup::jubel::thumbsup:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich höre gerade eine Top-Gesamtaufnahme in Vinyl von Verdis "Don Carlos" in Mono. Die Tonqualität ist für eine Aufnahme aus dem Jahre 1952 erstaunlich gut. Auch die Besetzung incl. Dirigat ist hervorragend. Einzig der "Don Carlos" von Mario Filippeschi fällt aus dem Rahmen. Er ist auch der einzige Schwachpunkt dieser Aufnahme.

    W.S.

  • Die Restaurierung dieses Thread hat sich als eine Sysyphus aufgba erwiers - und nach 6 Covern hab ich aufgegeben, als ich sach, daß da noch einige zig auf Restaurierung warteten. Da das meiste ohnedies nicht mehr erhältlich ist und sich das Interesse an derartigen Aufnahmen in engen Grenzen hält - habe ich fürs erste Abstand genommen, weiter zu restaurieren. Das würde Tage dauern. Mag aber sein, daß ich gelegentlich - wenn ich von Langeweile übermannt werde - ein oder das andere Cover restauriere.


    Ich habe den Thread heute gesucht und gefunden - weil ich ein paar Worte über "edles Mono" verlieren möchte, als jemand der im Rahmen meiner Filem selbst Tonaufnahmen - übrigens in MONO, obwohl meine (professionelle) Kamera in der LAge wäre 4KANAL aufzunehmen - das nur nebenbei.*


    Wenn wir "mono" sagen, dann verbindet der Normalhörer damit folgende Eigenschaften:

    Schellackklang mit rauschen eingeschränkter Dynamik und eingeschränktem Frequenzspektrum und fehlender Räumlichkeit.

    Indes trifft das nicht auf alle MONO Schallplatten zu.

    Ich werde hier versuchen die diversen Unterschiede zu erklären, bzw nahezubringen,wobei ich die Akustischen Schallplatten (vor 1925) ausklammere, wo man noch in den Trichter sang statt ins Mikrophon.

    #die Platten der 30iger waren indes auch nicht viel Besser: Qietschende, pipsende Frauenstimmen, ein flaches Klangbild mit viel rauschen und wenig Brillianz.

    in den vieziger verbesserte sich einiges, durch das Verwenden von Magnetbändern (die alten AMPEX Bänder rauschten indes wie ein Wasserfall) und der (zufälligen) Entdeckung der HOCHFREQUENZ- Vormagnetisierung, Sie war sozusagen der Startschuss für einen brauchbaren Klang.

    Ich bin - im Gegensatz zu "nemorino" daß eine erstklassige Interpretation ein Freibrief für schlechte Tontechnik sei. Es wird schwer sein "Audiophile" - wie immer man das definiert - vom Gegenteil zu überzeugen. Endlich - um etwas 1950 - war man in der Lage rauscharme CDs mit brauchbarer Dynamik und einigermaßen brauchbaren Frequentgang wiederzugeben. Das waren dann passabel Monoaufnahmen die - als sie entstanden sind - den ansprüchen genügten.

    Aber- viele haben das Manko fehlender Räumlichkeit - sie klingen flach und oft lieb- und lustlos.

    "Fehlende Räumlichkeit ? Ist doch klar - ist ja MONO" werden viele sagen - Aber genau das ist falsch !!

    MONO Aufnahmen - wenn sie richtig gemacht wurden - können durchaus räumlich klingen - und zwar so - daß man beim flüchtigen Hinhören - vorzugsweise bei der Wiedergabe mit Lautsprechern - fast keinen Unterschied zwischen Mono und Stereo hört.

    Es gibt zwar keine-Rechts-Links Ortung - sehr wohl aber eine in die Tiefe. Das muss der 'Balance- Ingenieur gekonnt und durch geeignete Mikrophonpositionierund so eingesellt haben. EDLES MONO - ist nach meiner Definition, dann erreicht, wenn eine räumliche Tiefenwirkung, ein voller Frequenzbereich und eine gute Dynamik erreicht wird


    Die hier von mir gezeigte Aufnahme wurde zwar zu Beginn des Threads zwar schon verlinkt - aber ich mache dies hier erneut, weil sie gradezu ein Musterbeispiel für das was ICH unter "edlem Mono" verstehe, darstellt

    Er muß nicht immer so spektakulär sein: Bei dieser Aufnahme war ich davon überzeugt, eine Stereoaufnahme vor mit zu haben, wohl wissend, daß dies nicht der Fall war

    Es geht hier nicht um die "herrliche Stimme" Wunderlichs, sondern um die Naturnähe mit der sie von den Tontechnikern des österreichischen Rundfunks eingefangen wurde...

    Edles Mono gab es etwa ab ca 1952, bis es ab ca 1960 von STEREO verdrängt wurde. DIESE Aufnahme stammt von 1965, der der ORF sendet damals noch in mono -folglich waren seine Übertragungen und Aufnahmen ebenso monaural.

    mfg aus Wien

    Alfred


    *)Sprachverständlichkeit und Nebengeräusche sind mit moauralen Richtmikrophonen besser in den Griff zu bekommen

    Später habe ich erfahren, daß das in zahlreichen Filmen ebenso gemacht wird. Im Studio oder bei Nachsynchronisation ist das wieder was anderes...

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Man sollte bei dieser Diskussion nicht vergessen, dass die klassische Mono-Ära mittlerweile einen relativ überschaubarer Zeitabschnitt darstellt. Setzt man bei der Einführung der elektrischen Aufnahme 1924 an (2024 also 100. Jubiläum!), so kommt man auf etwa 30-35 Jahre, wenn man die Marktreife der Stereophonie 1954 nimmt und deren endgültigen Durchbruch etwa fünf Jahre später. Im Rundfunkbereich hielt sich Mono noch länger, teilweise bis Anfang/Mitte der 1970er Jahre, auch wenn es stereophone Rundfunkübertragungen in ersten Ansätzen bereits ab etwa 1958 gab (Boston, USA). Setzen wir die Stereo-Ära großzügig ab 1960 an, kommen wir heute auf über 60 Jahre und damit einen deutlich längeren Zeitraum. Die letzte Generation, die ganz ohne Stereo aufwuchs, ist im Pensionsalter. Die kindliche Prägung scheint mir doch eine nicht unwesentliche Rolle zu spielen. Wer in jungen Jahren mit Mono aufwuchs, wird es auch im Alter leichter akzeptieren können.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wer in jungen Jahren mit Mono aufwuchs, wird es auch im Alter leichter akzeptieren können.

    Das glaube ich eigentlich nicht.

    Als ca 1960 stereo aufkam war der Widerstand relativ groß - von vielen Seiten

    Einige Plattenfirmen sträubten sich - weil sie zu recht fürchteten, all ihre jüngst um teures Geld gemachten Schallplatten künnten zur 'Makulatur werden und auf dem Müllhaufen landen. Die Sammler wollten ebenfalls nicht, daß ihre Platten plötzlich zum alten Eisen gehörten. Die Hausfrauen wollten kein Stereo ,wegen der 2 Lautsprecher im Wohnraum UND wegen der vielen Kabel. Auch die Kosten für eine neue Anlage waren nicht unerheblich.

    ABER: Fünf Jahre später war alles ganz anders. Man produziert, was das Zeug hielt, ob die Interpreten dafür geeignet schien - oder nicht. Das hatte einen weiteren Schub zur Folge: Stereoaufnahme der ersten Generation wanderten in Midprice Serien (Resonance, Privilege, etc etc.)

    MONOAUFNAHMEN waren ab diesem Zeitpunkt unerwünscht. Da gab es Serien, die in Mono begonnen wurden und in Stereo fertiggestellt. DENNOCH zwei jahre später wurden sie durch Stereoserien ersetzt.

    Stereo war TOT - und die Generation, die Du heute mit Recht zum Pensionsalter zählst (also meine - und älter), die kauften einfach keine Mono Platten mehr. Die verschawanden dann TOTAL vom Markt. Das wars dann. Das Wars dann ? etwa 20 Jahre später tauchten dann CDs am Markt auf, wo man - ohne darauf hinzuweisen- mono mit Stereo stücken mischte. Das konnte doch nicht gut gehen. Aber die Proteste blieben aus. Die NEUE Generation, durch Walkman und Sunblaster etc anspruchslos geworden, akzeptierte die Mono- Aufnahmen mehrheitlich.

    Eine Besonderheit stellte die Veröffentlichung des "Ringes" unter Wilhelm Furtwängler dar. 1972 !!- Die Aufnahme stammte von 1953, ein Jahr vor Furtwänglers Tod. Noch dazu eine LIVE aufnahme. Waren die Furtwängler Aufnahmen schon im Studie tontechnisch schlecht genug ! Die Aufnahme lag 20 Jhre auf Eis wegen rechtlicher Probleme, einge Sänger waren bei einer anderen Schallplattenfirma unter Vertrag - und die gat ihre Sänger nicht frei. Soeben habe ich nachgelesesen, daß es überdies auch nich tontechnische Probleme gab. 20 Jahre lang wurde die Aufnahme nicht veröffentlich - und nur sovie vorweg - sie bietet keineswegs "edles Mono"

    "Was ist der EMI nur dabei eingefallen solch einen Schund zu veröffentlichen, der schon 20 Jahre alt ist , mono live und in schlechter Tonqualität obendrein. Die konkurrierende Firma hat endlich ihre Künstler freigegeben - umsonst wirds nicht gewesen sein. Da gabs noch die Konkurrenzaufnahmen unter Karajan und jene - schon damals legendäre unter Solti mit einer superben Tontechnik. die werden auf ihrem Mist sitzenbleiben. Aber ich hatte unrecht - die Wagnerianer rissen sich um diese Box und sie war bald Kultgut.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In der Beethoven 8er CD-Box Box mit Interpretationen des Dirigenten Herrmann Scherchen sind 6 1/2 Scheiben von 8 in edlem Mono. Die Deutsche Grammophon hat Aufnahmen aus den 50er Jahren, die für das Label Westminster entstanden sind, restauriert.


    Man hört den Klängen, die aus den Lautsprechern kommen, gebannt zu. Der strenge Dirigent wird von den Orchestermusikern viel abverlangt haben. Hermann Scherchen hält sich an die Metronomangaben, damals im wahrsten Sinne unerhört. Das fällt uns Nachgeborenen nicht mehr auf, weil die heutigen Dirigenten sich an diese Tempi plusminus halten.


    Die Box ist selbstverständlich beim Labelpartner nicht mehr erhältlich. ;)


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich lege auch großen Wert auf guten Klang, deshalb sagt mir Mono auch nicht mehr viel. Ich vermute, daß es zu jeder Mono-Referenzaufnahme eine oder wahrscheinlich sogar etliche modernere Aufnahme gibt, die deutlich besser klingen. Da ich guten Klang sehr schätze, gibt es bei den vom mir konservierten Tonaufnahmen (einige 100 GB) nur ganz wenige (im Promille-Bereich) Mono-Aufnahmen.