Juan Diego Flórez mit Opernarien in der Elbphilharmonie, 05.04.2018

  • Im Rahmen des ProArte Zyklus D trat heute der 44jährige peruanische Tenor Juan Diego Flórez im Großen Saal der Elbphilharmonie auf, begleitet von der NDR Radiophilharmonie Hannover unter der Leitung von Riccardo Minasi. Geboten wurden mehrere Konzertstücke wie die Ouvertüre zu Mozarts Don Giovanni und Arien aus der Zauberflöte (Bildnisarie), Il re pastore (Mozart), Glucks Orpheus und Eurydice („Jài perdue mon Eurydice“), Lucia di Lammermoor („Fra poco a me ricovero“) vor, und Manon (Massenet), Werther („Pourquois me réveiller“), Rigoletto („Questa o quella“) sowie La Traviata (Verdi) nach der Pause gegeben. Flórez verfügt über eine schöne, warm und rund klingende, vibratoarm geführte, durchaus glutvolle, nicht sehr voluminöse, aber dennoch tragende Stimme. Was der Stimme meiner Meinung nach aber fehlt, ist eine von innen wirkende Kraft, das Dunkle, vielleicht auch eine das Morbide wiedergebende tiefere Stimmfärbung, damit stimmlich auch bis in die seelische Tiefe der vorgetragenen Stücke vorgedrungen wird. Was bleibt, ist Stimmschönheit, gepaart mit technischer Finesse, die letztlich aber nicht vollends zu berühren vermag. Das betraf zum Beispiel die Trauerarien „J’ai perdue mon Eurydice“ sowie „Pourqois me réveiller“, während Mozarts Bildnisarie oder die Arie des Herzogs aus Rigoletto sehr passend dargeboten wurden. Der Beifall war freundlich, gemischt mit einigen Bravos; erst mit den Zugaben geriet das Publikum außer Rand und Band. Denn Flórez trat mit Gitarre auf und begleitete sich bei einigen Liedern, darunter „Cucurrucucu Paloma“, scherzte mit dem Publikum und ließ sich schließlich noch zu (dem wohl von allen erwarteten) „Ah mes amis“ aus Donizettis Regimentstochter sowie zu „Granada“ hinreißen.


    Obwohl wir nun schon mehrfach in der Elbphilharmonie waren, verliefen wir uns nach der Pause und landeten nicht im Block V auf Ebene 16, sondern schräg gegenüber etwas außerhalb des sängerischen Schallwinkels (16 T). Flórez war im Block V gut und verständlich zu hören, danach leicht weniger schallstark. Das änderte sich aber auch nicht, als wir während der Zugaben weiter nach unten bis zur Ebene 13 schritten. Das Orchester war überall gleich gut zu hören. Was man wohl mittlerweile sagen kann, ist, dass die ganz oben im Saalkessel liegenden Plätze akustisch für Orchestermusik fast perfekt sind und zudem eine gute Sicht auf die Musiker bieten. Für gesangliche Darbietungen sollte man allerdings Plätze meiden, die außerhalb des Schalltrichters des Solisten bzw. der Solistin liegen, oben darf es aber schon sein.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv