Karl Böhm (1894 - 1981)

  • Deine Einschätzung folgt der meist vertretenen Auffassung, dass die Besetzung nicht ideal sei.


    Lieber Joseph II.,


    auch ich danke Dir für Deine Ausführungen.


    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich kann über die Aufnahme selber nichts sagen, weil ich sie nicht kenne, und eben wegen der Besetzung (vor allem der weiblichen Hauptrollen) auch gar nicht kennenlernen wollte. Auch wenn der Vergleich ein bißchen hinkt: Ich würde mir auch keine "Götterdämmerung" kaufen, in der Elisabeth Schwarzkopf die Brünnhilde singt!


    Wie die (in meinen Augen) etwas merkwürdige Besetzung damals zustande gekommen ist, werden wir wohl nicht mehr klären können. Immerhin sind seitdem über 50 Jahre ins Land gegangen. Die Aufnahme entstand im März 1967 in den Supraphon-Studios in Prag, es ist eine Co-Produktion DGG/Supraphon. Da mögen vertragliche Gründe eine Rolle gespielt haben, möglicherweise hatten Wunschsänger Terminprobleme, vielleicht wollte die Supraphon ein Wort mitreden ..... wie auch immer, mir kommt die Sängerliste bis heute seltsam vor und paßt so gar nicht zu den anderen Mozart-Opern, die Böhm in dieser Zeitspanne für die DGG erstellt hat.


    Ich bezweifle aber, daß Böhm es nötig hatte, für seine DON GIOVANNI-Aufnahme Reklame zu machen, denn erstens paßt das überhaupt nicht zu ihm (und dafür waren ja auch die Marketing-Strategen der DGG zuständig), und zweitens verkauften sich Mozart-Aufnahmen, auf deren Cover Namen wie Böhm oder Fischer-Dieskau standen, zu dieser Zeit ganz von selber.


    Ich werde im Gegenteil das Gefühl nicht los, daß Böhm sich die Aufnahme selber schönreden wollte, eben weil ihm eine Besetzungsliste auf's Auge gedrückt wurde, mit der er innerlich nicht einverstanden war. Ein so sachkundiger, feinsinniger Mozart-Kenner wie Böhm konnte sich für meine Begriffe nicht mit einer Nilsson als Donna Anna und einer Arroyo als Donna Elvira identifizieren! Man kennt das doch auch aus anderen Situationen, das ist ganz einfach menschlich, und auch ein Dr. Böhm war von menschlichen Regungen nicht frei. Wohlgemerkt: Das ist meine ganz persönliche Einschätzung, und sie erhebt keinen Anspruch auf irgendwelches Hintergrundwissen. Fakt ist, daß nicht weniger als drei ausgewiesene Musikkritiker vom Format eines Ulrich Schreiber, Joachim Kaiser und Jürgen Kesting die Aufnahme übereinstimmend als mißglückt, unausgewogen und entbehrlich bezeichnet haben, und bei diesen Urteilen keineswegs den Dirigenten im Visier hatten.


    Noch ein Wort zu Birgit Nilsson: Wie schon heute früh gesagt, ist sie für mich eine herausragende Wagner-Interpretin, aber schon als Leonore in Maazels Wiener FIDELIO-Aufnahme war sie für mich eine totale Fehlbesetzung, obwohl das ja eigentlich eine hochdramatische Rolle ist. Ich hatte mir die Aufnahme mit großen Erwartungen gekauft, sie aber schon bald darauf wieder abgegeben, weil sie mir nicht gefallen hat, nicht nur wegen Nilsson, sondern u.a. auch wegen McCrackens Florestan, und Böhme (Rocco) und Tom Krause (Pizarro) konnten mich auch nicht vom Hocker reißen. Am besten gefiel mir noch die Marzelline von Graziella Sciutti. Doch das ist eine andere Geschichte .....


    Ich habe heute festgestellt, daß ich insgesamt sieben Aufnahmen des DON GIOVANNI habe, die alle ihre Qualitäten, aber auch ihre Schwachstellen haben, aber ich denke, daß damit mein Bedarf an Giovannis gedeckt ist. Am höchsten schätze ich immer noch die alte Glyndebourne-Aufnahme von 1936 unter Fritz Busch, obwohl sie natürlich technisch total veraltet ist. Aber diese Lebendigkeit, diese herrlichen Stimmen, die großartige Regie (für die Fritz Ebert zuständig war), das ist niemals übertroffen worden. Da spielt die mangelnde Aufnahmequalität nur eine untergeordnete Rolle. Da ich das Timbre von Birgit Nilsson und Martina Arroyo genau im Ohr habe, bin ich mir sicher, daß die Aufnahme bei mir nur einen Regalplatz in Anspruch nehmen würde, den ich für andere Sachen besser gebrauchen kann. Das ändert nichts daran, daß der Dirigent Karl Böhm für mich bei Mozart nach wie vor eine allererste Adresse ist. Wenn ich hier Fricsay, Giulini oder Klemperer vorziehe, so hat das nichts mit dem Dirigenten, aber alles mit der Sängerliste zu tun. Und die kann mir keiner schmackhaft machen ......


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • wo ich nun gar nicht nachvollziehen kann, dass ihm jemand ernsthaft Anton Dermota vorziehen will. Ein bissl Gesangskultur gehört für mich zu Mozart schon dazu!


    Hallo, Stimmenliebhaber,


    die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, und das ist auch gut so. Aber einem so renommierten Sänger wie Anton Dermota, der ja u.a. zu dem legendären Wiener Mozart-Ensemble der Nachkriegszeit zähle, die Gesangskultur abzusprechen, das finde ich denn doch nicht in Ordnung!


    Ich gebe gerne zu, daß ich Peter Schreier als Mozart-Sänger nicht sonderlich mag, aber seine Gesangskultur würde ich deswegen keineswegs in Frage stellen. Für mich ist seine Domäne das Lied, aber auch in Sakralmusik höre ich ihn gerne.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Böhms Ausführungen in dem Interview sind für mich durchaus nachvollziehbar, und ich muss gestehen, dass mich das reiszt, nach der alten LP-Box zu fahnden. FiDi gefällt mir als Don Giovanni schon wegen seines lebendigen Rollenspiels und seiner dreckigen Brunnenvergifterlache (nicht nur Champagnerarie).


    Unter Böhm war FiDi auch ein fabelhafter Wozzeck. Auch da waren die SängerInnen opulent besetzt. Eine, wie ich finde, unschlagbare Aufnahme der Oper in jeder Hinsicht:



    Ebenfalls unübertroffen: seine Aufnahme der Schubert-Sinfonien. Aus der gezeigten GA möchte ich auf die Sinfonie Nr. 5 hinweisen, die unglaublich leicht und federnd gespielt wird. In seinen späten Jahren hat Böhm die 9. Sinfonie live mit den Dresdner aufgenommen, meine persönliche Referenz des Werkes (neben der Aufnahme unter Wilhelm Furtwängler):



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Aus der gezeigten GA möchte ich auf die Sinfonie Nr. 5 hinweisen, die unglaublich leicht und federnd gespielt wird.


    Dem kann ich nur zustimmen, wobei mir persönlich die folgende Aufnahme der 5. Schubert mit den Wienern fast noch besser gefällt. Liegt aber einzig und allein an meiner ganz persönlichen Vorliebe für den Klang der Wiener Philharmoniker:

    Die in dieser Kopplung enthaltene Pastorale ist aus der von Alfred zu Recht gelobten GA der Beethoven Sinfonien und gehört mit zu den schönsten Beethoven Aufnahmen, die ich kenne.

  • Unter den Einspielungen der Mozart-Opern durch Karl Böhm fristet die Studioaufnahme des "Don Giovanni" von 1967 aus Prag (kurios genug, aber auch authentisch) ein gewisses Schattendasein.


    Das hat Du - wie ich auch ich finde - richtig beobachtet, lieber Joseph. Ich habe mit der Aufnahme nie etwas anfangen können. Nach meinem Eindruck ist sie steril, sie lebt nicht. Zu danken ist Dir für die Verlinkung des Filmes , der dieser Produktion gewidmet ist. Ich kannte iohzn nicht und habe ihn mir mit Gewinn angeschaut. Sehr aufschlussreich erscheint mir die Infromation gleich zu Beginn. Alle Shenen mit Birgiut Nilsson hätten vorgezogen werdren müssen, weil sie bereits zwei Tage nach Beginn würde an der Scala auftreten. Man muss sich das mal vorstellen. Alle ihre Szenen, einschließlich der Rezitative. Gewiss war soetwas bei Plattenproduktion keine Seltenheit. Aber dachnach klingt es dann auch. Die Aufnahme woirkt kalt wie aus der Retorte und zerfällt in Einzelteile. Sie wirkt auf mich nicht zusammen. Sie ist eine ganz typisches Katalogprodukt mit Met-Aufkleber. Niemanden finde ich wirklich gut. Auch die Arroyo und die Grist nicht. Fischer-Dieskau war nie mein Fall als Don Giovanni. Bei ihm fehlt mir der maskuline Übermut, das Draufgängerische. Diese Don Giovanni liest den Damen am Kamin Rilke vor - und nimmt sie nicht. Dieskau singt seine eigene subtile Vorstellung von der Rolle und ist es nicht. Schreier passt insofern ganz gut, als er sich als Langweiler Ottavio garnicht erst verkleiden muss. Seine Tachnik ist untadelig. Aber reicht das aus?


    Als Gegenstück zu dieser missglückten Produkltion kommt für mich Böhms ungemein stimmungsvoller Salzburger Mitschnitt von 1977 infrage:



    Viel wirkungsvoller sah die erste Ausgabe aus:


    maxresdefault.jpg


    Da geht die Post ab. Die Ouvertüre setzt mit solcher Wucht ein, dass mir immer Hören und Sehen vergeht. Man kann darüber streiten, ob das so sein muss. Auf jeden Fall ist es der Wahnsinn.


    BESETZUNG:
    Sherrill Milnes, Don Giovanni
    John Macurdy, Il Commendatore
    Anna Tomowa-Sintow, Donna Anna
    Peter Schreier, Don Ottavio
    Teresa Zylis-Gara, Donna Elvira, Dame aus Burgos
    Walter Berry, Leporello
    Dale Duesing, Masetto, Bauer
    Edith Mathis, Zerlina, Bäuerin, Masettos Braut


    Die Inzsnierung samt Ausstattung stammte von Jean-Pierre Ponnelle. Sie spielte an einem einzigen Tag und offenbarte, dass dem alternden Don Giovanni nichts mehr gelang. Gute Idee!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, und das ist auch gut so. Aber einem so renommierten Sänger wie Anton Dermota, der ja u.a. zu dem legendären Wiener Mozart-Ensemble der Nachkriegszeit zähle, die Gesangskultur abzusprechen, das finde ich denn doch nicht in Ordnung!

    Das mag ja sein, dass du das so findest, aber mir bleibt der Mozart-Sänger Dermota einfach zu vieles schuldig, gerade auch Dinge, die ich als "Gesangskultur" bezeichnen würde. Bei Furtwängler-"Giovanni" 1954 werden diese Defizite meines Erachtens besonders deutlich. Ich bin auch nicht der Einzige, dem da etwas abgeht, wir hatten das Thema Dermota hier mindest schon einmal sehr ausführlich. Man muss auch nicht jedes Mal alle Diskussionen von vorne beginnen, wenn ein Neuling dazukommt. Dieser darf auch mal was nachlesen, was schon diskutiert wurde. Die Such-Funktion dieses Forums ist dabei sehr hilfreich.


    Hier kritisiert zum Beispiel "Cartman" Dermota als Belmonte:


    http://tamino-klassikforum.at/…&postID=614907#post614907


    Hier berichtet "Dr. Pingle" von einem Live-Erlebnis mit Dermota als Don Ottavio:


    http://tamino-klassikforum.at/…&postID=603632#post603632


    Hier und in den Folgebeiträgen gibt es auch einiges zu Dermota als Ottavio:


    http://tamino-klassikforum.at/…&postID=598295#post598295


    Sehr interessant finde ich noch diese Auführungen von "Caruso41" zu Dermotas Ottavio:


    http://tamino-klassikforum.at/…&postID=597934#post597934


    Und "Sixtus" stimmte diesen weitgehend zu:


    http://tamino-klassikforum.at/…&postID=598100#post598100

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ohje... Eine Grundsatzdiskussion über Dermota und andere Sänger derselben Rollen wollte ich hier gar nicht lostreten. Das andere wie du lieber Stimmenliebhaber ihn weniger hoch einschätzen, wie ich kann ich gut akzeptieren und die Anregung ihn mit Simoneau zu vergleichen wird derzeit in die Tat umgesetzt.
    Wie bereits gesagt soll meine ganz persönliche Vorliebe für Dermota keinesfalls bedeuten, dass andere Sänger objektiv betrachtet die Rollen nicht mindestens ebenso gut ausfüllen. Lediglich mir gefällt er auch auf Grund seines Timbres rein subjektiv sehr gut.
    Gerne lese ich mir auch bereits existierende Meinungsäußerungen durch.

  • Lediglich mir gefällt er auch auf Grund seines Timbres rein subjektiv sehr gut.

    Das ist ja auch völlig in Ordnung und auch mit dieser deiner Einschätzung stehst du hier nicht allein. Aber es ist schon interessant zu beobachten, wie sehr gerade dieser Sänger hier als Mozart-Sänger polarisiert. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das mag ja sein, dass du das so findest, aber mir bleibt der Mozart-Sänger Dermota einfach zu vieles schuldig, gerade auch Dinge, die ich als "Gesangskultur" bezeichnen würde. Bei Furtwängler-"Giovanni" 1954 werden diese Defizite meines Erachtens besonders deutlich. Ich bin auch nicht der Einzige, dem da etwas abgeht, wir hatten das Thema Dermota hier mindest schon einmal sehr ausführlich. Man muss auch nicht jedes Mal alle Diskussionen von vorne beginnen, wenn ein Neuling dazukommt. Dieser darf auch mal was nachlesen, was schon diskutiert wurde. Die Such-Funktion dieses Forums ist dabei sehr hilfreich.


    Hallo Stimmenliebhaber,


    Deine Meinung in Ehren, aber warum dieser gereizte Ton? Auch bei unterschiedlicher Auffassung muß Freundlichkeit und Verbindlichkeit nicht außen vor bleiben!


    Es war überhaupt nicht meine Absicht, hier eine Diskussion von vorne zu beginnen, sondern lediglich zum Ausdruck bringen, daß es zu Dermotas Gesangskultur auch andere Ansichten gibt. Der DON GIOVANNI von 1954 unter Furtwängler steht in meinem Schrank, ich habe ihn aber ewig lange nicht gehört, so daß ich explizit dazu jetzt nichts sagen kann. Vielleicht war der Sänger da gerade indisponiert, kann ja mal vorkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Sänger sich über Jahrzehnte bei den Salzburger Festspielen und in Wien, ausgerechnet in Wien, an vorderster Front halten würde, wenn er keine Gesangskultur vorzuweisen hätte. Und außerdem besitzt Dermota auch außerhalb Wiens eine hohe Reputation. Oder wie will man erklären, daß der Künstler als 70jähriger noch einmal in der Wiener Staatsoper als Tamino aufgetreten und umjubelt worden ist, mit "so frischer Stimme wie in seinen jungen Jahren", wenn er nicht ein außerordentlicher Sänger gewesen wäre? Vielleicht kann uns Alfred dazu etwas sagen? Er wird ihn doch sicher mehr als einmal erlebt haben.


    Über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht (oder trefflich) streiten, aber jemand die Gesangskultur abzusprechen, nur weil mir sein Timbre nicht liegt, geht mir zu weit. Aber ein Anlaß zu streiten ist mir das ganz sicher nicht.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich habe Anton Dermota im "Don Giovanni" mehrmals gehört (er wurde nach Wunderlichs Tod aus der Pension dafür zurückgeholt) und ihn als ausgezeichnet und mit immer noch voller Stimme bewundert.

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  • aber warum dieser gereizte Ton?

    Das hatte ich mich hier

    das finde ich denn doch nicht in Ordnung!

    auch gefragt...



    Oder wie will man erklären, daß der Künstler als 70jähriger noch einmal in der Wiener Staatsoper als Tamino aufgetreten und umjubelt worden ist, mit "so frischer Stimme wie in seinen jungen Jahren"

    Ich weiß nicht, ob das ein Kompliment für die Stimme "in seinen jungen Jahren" ist? ;)


    Was "Caruso41" und andere zu seinen Oktavio-Arien geschrieben haben, ist durchaus lesenswert. (Siehe Verlinkungen oben.)



    geht mir zu weit.


    Mich dünkt, des gedachtest du schon...


    Aber ein Anlaß zu streiten ist mir das ganz sicher nicht.


    Dann sollten wir dieses Thema jetzt hier nicht weiterverfolgen, wenn du wirklich deiner geäußerten Meinung bist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dann sollten wir dieses Thema jetzt hier nicht weiterverfolgen, wenn du wirklich deiner geäußerten Meinung bist.


    Das ist auch nicht meine Absicht, aber soviel noch dazu: Wenn ich eine Meinung äußere, dann tue ich das nicht ohne vorherige Überlegung. Und was die Gereiztheit angeht, so kann sich jeder hier selber seinen Reim machen. Wenn ich "etwas nicht in Ordnung" finde, so hat das mit Gereiztsein nicht das Geringste zu tun. Da ich vieles auf der Welt nicht in Ordnung finde, müßte ich demzufolge den ganzen Tag in gereizter Stimmung sein. Dazu ist mir meine Zeit aber viel zu schade!


    Gruß, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Als Bub hätte ich fürchterlich gerne die Gesamtaufnahme der Beethoven-Sinfonieen unter Karl Böhm besessen. Nun war das Angebot damals auch nicht wirklich groß: Karajans 2. GA war gerade herausgekommen, die Bernstein-GA besaß meine Schule, aber Böhm und Karajan, die waren ähnlich "Kult" wie Beatles oder Rolling Stones, wo man sich üblicherweise auch zu den einen oder anderen bekannte (in meinem Falle die musikalisch intelligenteren Beatles). Und bei der Klassik Karl Böhm. Karajan stand eher punktuell auf dem Wunschzettel, etwa als die Mendelssohn-Sinfonieen 1 und 2 erschienen (ein Doppelalbum, teuer!), oder Sibelius. Die Beethoven-Box mit Karl Böhm habe ich mir erst viele Jahre später zulegen können, hab' mich zuvor mit Tonbändern beholfen, die ich mir in der Musikabteilung der Stadt- und Landesbibliothek habe aufnehmen lassen (das ging damals).


    Nun gibt es sie wohlfeil als CD-Box:



    Meine Empfehlung: unbedingt kaufen.


    Liebe Grüße vom Thiomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Als ich gerade das Cover anklickte, lieber Thomas, sagte mir die daruf erscheinende Site:


    "Sie haben diesen Artikel am 10. September 2013 gekauft." :D


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S. 2001 war die Box sogar um eien Euro günstiger. :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich lese gerade, dass es auch zu Karl Böhm einen (neudeutsch) "Disclaimer" gibt:


    Zitat

    Dass der Karl-Böhm-Saal in Salzburg zwischen Felsenreitschule und dem Haus für Mozart seit dem 28. August 1979 diesen Namen trägt, ist eine Ehrung zum 85. Geburtstag dieses Maestros gewesen. Aufgrund seiner Verdienste um die Musik solle dies auch beibehalten werden, verkündete das Kuratorium der Salzburger Festspiele im Jahr 2015, ließ inzwischen aber im Saal den Hinweis auf eine Internetadresse anbringen, auf der die Persönlichkeit von Karl Böhm in deutscher und englischer Sprache als das dargestellt wird, was er gewesen ist: »ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender.« (Michael Ernst)


    Das Zitat stammt aus der Artikelbeschreibung der von mir gerade erworbenen CD.


    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich habe Den Thread bis rücwirkend März 2018 - so gut es ging eestauriert. Bei einigen Videoclips wird das nicht mögkich sein, denn sie wurden entfernt. Manche davon gibt es unter anderer Nummer wieder bei youtube eingestellt. Aber es ist schwer sie zuzuoden....


    Heute dager ein Cloß, der meiner Erinnerung nach bislang noch nicht im Forum existiert hat.


    Man beachte, daß dieser in der Nachkriegszeit erstellt wurde und sich damals niemand der maßgeblichen Leute und Prominenten darum gekümmert hat welche politische Überzeugung Karl Böhm je gehabt hat. Und für mich ist das auch heute noch so.

    Solche Dingen blieben einer späteren Generation von Bedeutungslosen vorbehalten, die selber nichts von Wert hervorgebracht haben und völlig uninteressant sind.

    Sie reissen übarall ungefragt ihre MÄuler auf und wollen die Welt nach ihren mittelmäßigen Maßstäben prägen. Pfui Deibel !!!



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich möchte nochmals auf das von Christian weitergegebene Zitat zurückkommen, wonach das Kuratorium der Salzburger Frestspiele am Karl-Böhm-Saal "den Hinweis auf eine Internetadresse anbringen" ließ, auf der die "Persönlichkeit von Karl Böhm in deutscher und englischer Sprache als das dargestellt" werde, was sie gewesen sei, ein "großer Künstler, aber politisch fatal Irrender".


    Kennt jemand diese Seite und den ganzen Text? Ich habe nichts gefunden und frage mich nun doch, was eigentlich unter einem politisch fatal Irrenden zu verstehen ist. Wer gehört in diese Kategorie? Wer legt das fest? Welche Kriterien müssen erfüllt sein? Damals wie heute? Ein Irrender? Da ist es nicht weit vom Irren. Was für ein seltsamer Umgang mit sprachlichen Inhalten und dem Irrtum als Erkenntnisgewinn. :?:


    Alfred sei Dank für den Film über Böhm, den ich nicht kannte. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger, anbei ein Link zum Karl-Böhm-Saal - wenn du dort auf „Mehr zu Karl Böhm“ klickst, öffnet sich ein Text mit Details zu seiner Haltung während des Dritten Reichs.

    https://www.salzburgerfestspiele.at/l/karl-boehm-saal
    Ich weiß nicht, ob das exakt die im Zitat gemeinte „Internetadresse“ ist, es würde aber passen.


    Herzliche Grüße

    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • Ein Irrender? Da ist es nicht weit vom Irren. Was für ein seltsamer Umgang mit sprachlichen Inhalten und dem Irrtum als Erkenntnisgewinn. :?:

    Das Bild eines Irrenden irritiert mich nicht sonderlich. Es wäre für mich erstaunlich, gäbe es Menschen, auf die das in keiner Weise zutreffen würde. Es gibt da so berühmte Sprichwörter, die ich hier in diesem Kreise wohl nicht explizit erwähnen muss. :)

  • Salzburg steht noch viel Arbeit bevor.


    https://www.sn.at/salzburg/pol…ns-strassennamen-27525919

    Mich wundert es, den Namen von Maria Cebotari dort unter "Keine Parteimitglieder, aber Verstrickungen" aufgelistet zu finden. Aber interessant, dass Salzburg so viel Zeit hat, nach fast 80 Jahren echte und angebliche NS-Kollaborateure aufzuspüren. Das Einfachste wäre, alle dort Gelisteten im Sinne der "Wokeness" zu Personae non gratae zu erklären.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Also beim lieben Gott sind diese Selbstgerechten nicht besonders gut angesehen ...

    Lukas 18, 9-14

    ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute.‹

  • Welchen Sinn es machen soll, diesen seit über 4 Jahren ruhenden Thread wieder auszugraben, um auf Dinge aufmerksam zu machen, die jedem Musikfreund hinreichend bekannt sind, erschließt sich mir nicht.


    Karl Böhm war Musiker, und nicht nur das, er war ein überragender Dirigent, nicht nur, aber vor allem der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart. Als ich anfing, mich für klassische Musik zu interessieren, nannte man ihn ziemlich unangefochten den "Mozart-Papst". In Wien, Salzburg, aber auch in Berlin, München und Dresden war er bis zu seinem Tod sozusagen eine Institution. Er war es, der die erste Gesamtaufnahme von Mozarts Sinfonien auf DGG vorlegte, und die Opern seines Landsmannes standen, wie auch seine Instrumentalwerke, zeitlebens im Mittelpunkt seines Wirkens und Schaffens.


    Karl Böhm war ein Kind seiner Zeit, er wuchs in einem konservativen Elternhaus in Graz auf und war, nach dem Ende der k.u.k.-Monarchie 1918, wie die meisten österreichischen Bildungsbürger von deutschnationaler Gesinnung. Die resultierte nicht nur, aber auch daraus, daß die "deutschen Kronländer" der Donaumonarchie plötzlich ohne ihr gewohntes "Umland" dastanden. Bis dahin beheimatete der Habsburgerstaat Deutsche, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Kroaten, Slowenen, Polen etc. in seinen Grenzen. Österreicher waren sie alle. Das nun allein stehende "Deutsch-Österreich" mit seiner zu 98 % deutschen Bevölkerung wollte sich mit Deutschland vereinen, wurde aber von den Siegermächten des 1. Weltkriegs daran gehindert. Im Jahr 1922, als noch keine Rede von Hitler oder den Nazis war, stimmten z.B. weit mehr als 90 % der Salzburger Bürger für eine Vereinigung mit Deutschland.


    Böhm hat, wie viele seiner Landsleute, 1938 den sogenannten "Anschluß" begrüßt. Hitler war lediglich der Vollbringer eines Wunsches der überwiegenden Mehrheit der Österreicher. Fakt ist, daß Böhm den neuen Machthabern einige fragwürdige Ergebenheitsadressen übersandt hat, aber er war nachweislich nie Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen. Die Sätze, die man ihm heute, immer wieder aus der gleichen Ecke heraus, zur Last legt, haben ihm zweifelsfrei geholfen, die Nazijahre 1938-1945 unbeschadet zu überstehen. Es ist auch unbestreitbar, daß er - wie viele seiner Kollegen - von der Ausweisung oder Flucht jüdischer Kollegen profitiert hat, aber konnte er Hitlers wahre Absichten und Ziele kennen? Er wird, wie die meisten Deutschen, "Mein Kampf" nicht gelesen oder zumindest nicht ernstgenommen haben. "Wer sich frei fühlt von Schuld, der werfe den ersten Stein", das steht schon in der Bibel, aber wen interessiert das heute noch? Jedenfalls hat sich Böhm, außer ein paar verbaler Entgleisungen, die aber eher dem ungehinderten Fortgang seiner Karriere dienen sollten, meines Wissens nichts zuschulden kommen lassen. Reicht das aus, um ihn heute, 80 Jahre später, mit Dreck zu bewerfen?

    Details zu seiner Haltung während des Dritten Reichs

    sind seit Jahrzehnten im Umlauf, dafür haben seine Gegner hinreichend gesorgt. Inzwischen ist längst Ruhe eingekehrt, aber im Zuge der Verächtlichmachung fast alles Vergangenen, vor allem geschichtlicher Persönlichkeiten, die im 19. und 20. Jahrhundert eine Rolle gespielt haben, spült nun der sogenannte "Zeitgeist", jeden Fehltritt, ob belegt oder nicht, wieder an die Oberfläche. Dafür sorgt trefflich die "woke" Gesellschaft, die nur das "Hier und Heute" gelten läßt und sich aufspielt, als ob sie die Weisheit sämtlicher Jahrhunderte gefressen hätte. Die gesamte abendländische Geschichte soll, nein muß umgeschrieben, am besten ganz der Vergessenheit anheim gegeben werden. Mit ihrem Halb- oder Viertelwissen fallen sie unterschiedslos über Persönlichkeiten wie Bismarck, oder neuerdings Karl May, her, meist ohne sich jemals ernsthaft mit den Biographien dieser Menschen beschäftigt zu haben.


    Karl Böhm war ein begnadeter Künstler, der sein ganzes Leben der Musik gewidmet hat. Das war seine Welt, mit Politik hat er sich nie befaßt. Sie war ihm schlicht egal. Es ist auch nicht bekannt, daß er jemals Kollegen oder ihm unterstellte Personen, wie Sänger, Orchestermitglieder etc. denunziert hätte.


    Wenn die Salzburger Festspiele sich heute mehr oder weniger von ihm distanzieren und damit dem Zeitgeist huldigen, so sollten sie sich einmal daran erinnern, was sie Karl Böhm alles zu verdanken haben. Doch Undank ist der Welt Lohn, und die "Wokerei" ist bekanntlich gnadenlos und macht vor nichts halt, außer vor sich selber.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Was ist an dem Begriff fatal Irrender denn so falsch. Karl Böhm war ja nicht dumm und wird genau gewusst haben, was für eine Ideologie die Nazis hatten. Er konnte weiter. dirigieren weil Hitler ihn unterstützt hat.

  • Welchen Sinn es machen soll, diesen seit über 4 Jahren ruhenden Thread wieder auszugraben,

    Um das zu verhindern, was Böhms Gegener so gern hätten: Ihn dem Vergessensein preiszugeben.

    Egal was über ihn geschrieben wird: Er bleibt im kollektiven Bewusstsein verankert und verhöhnt durch seine Interpretationen und die aufgezeichneten Meinungen zeitgenössischer Prominenter seine heutigen Gegner und zeigt was sie sind: erbärmliche rückgratlose unbedeutende Wichtigtuer.

    haben ihm zweifelsfrei geholfen, die Nazijahre 1938-1945 unbeschadet zu überstehen.

    Genau um das ging es Ihm: Durchzutauchen und sich vor Fronteinsätzen zu schützen und seine Karriere nicht zu gefährden


    Das war seine Welt, mit Politik hat er sich nie befaßt. Sie war ihm schlicht egal.

    So sehe ich das auch. Er wollte in erster Linie verhindern, daß die Politik seine Karriere gefährdete. Er war ein unerbittlicher Karrierist und auch Künstler, für den es unerträglich gewesen wäre, daß sein Elfenbeinturm und seine Vormachtsstellung gefährdet wäre.

    Aber er war nie wirklicher Anhänger einer Ideologie, hatte keine "Überzeugungen" irgendwelcher Art.


    Und vor allem war er bei den Musikern nicht "unbeliebt" - wie irgendwo weiter oben im Thread behauptet wurde.

    Er war (obgleich aus Graz stammend) ein typischer Wiener "Raunzer" mit pessimistischer Grundhaltung, der aber auch Lachen konnte.

    Konflikte mit Musikern gab es lediglich dann, wenn diese schlecht oder mittelmäßig waren.

    Da war er erbarmungslos - eine Eigenschaft, die er mit zahlreichen anderen Dirigenten seiner Zeit teilte.

    Diese sogenannten "Pultdiktatoren" kümmerten sich nicht um das psychische Wohlbefinden der Orchestermusiker, sondern um das optimale - nein überirdische schöne Klangerlebnis.

    Und das hört man eben.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was ist an dem Begriff fatal irrender denn so falsch.

    Zumindest die Orthographie. ;) In diesem Fall wird der Irrende groß geschrieben.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger, anbei ein Link zum Karl-Böhm-Saal - wenn du dort auf „Mehr zu Karl Böhm“ klickst, öffnet sich ein Text mit Details zu seiner Haltung während des Dritten Reichs.

    https://www.salzburgerfestspiele.at/l/karl-boehm-saal
    Ich weiß nicht, ob das exakt die im Zitat gemeinte „Internetadresse“ ist, es würde aber passen.

    Lieber Christian, herzlichen Dank für den Hinweis auf die Internetseite. Ich las den Text, der sich in Ausgewogenheit zu ergehen versucht, genau. Von einem politisch Irrenden steht darin explizit nichts. Die Verwirrung, die sich für mich aus der jpc-Artikelbeschreibung ergibt, löst sich mir nicht auf. Überhaupt frage ich mich inzwischen, warum der Onlinehändler ausgerechnet das neue Böhm-Album von Hänssler mit dieser politischen Erläuterung hat versehen lassen. Sollt das jetzt immer so sein, wenn es auf Böhm kommt? Was hat das letzte Dresdener Konzert von Böhm mit dem nach ihm benannnten Saal in Salzburg zu tun? Oder ergibt sich ein entsprechender Sinn aus der Tatsache, dass das Album mit Schubert 5 von 1942 eingeleitet wird? Schreib uns doch gelegentlich mal etwas über Deinen musikalischen Eindruck. Ich kenne nur den Mitschnitt der Großen C-Dur-Sinfonie aus einer anderen Quelle, die ich als sehr monumental und erschütternd in Erinnerung habe. Sie kam auch in der DDR bei Eterna heraus:


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    Das Bild eines Irrenden irritiert mich nicht sonderlich. Es wäre für mich erstaunlich, gäbe es Menschen, auf die das in keiner Weise zutreffen würde. Es gibt da so berühmte Sprichwörter, die ich hier in diesem Kreise wohl nicht explizit erwähnen muss. :)

    Es muss ja nicht gleich der Herr im "Faust" sein. Sehr gut gefällt mir eine Stelle aus den Brechtschen "Geschichten vom Herrn Keuner". Darin heißt es: "Woran arbeiten Sie? wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor."

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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    Lieber Rüdiger, genau diese Platte habe ich in meiner Sammlung, mit die packendste Aufnahme des Werkes, die ich kenne. Im Vergleich zu der deutlich älteren Studio-Aufnahme explodiert der betagte alte Herr im ersten Satz regelrecht.


    Ich gestehe frei heraus, dass ich seit Kindestagen große Sympathien für Böhms Aufnahmen hege. Stand eine Entscheidung Karajan vs. Böhm an, habe ich immer zu Böhm gegriffen. Das hat sich auch nicht geändert, als Jahrzehnte später die Verweise auf seine NS-Biographie kamen.Ich halte es für einigermaßen anmaßend, aus dem zeitliche Abstand sich zum Richter über einen Künstler aufzuspielen, der schon längst nicht mehr unter uns weilt, der aber über seine gesamte Karriere hinweg stets musikalische Höchstleistungen erbracht hat. Hintergrund sind wohl die Bücher von Kater und von Prieberg, von den ich Kater sehr skeptisch sehe. Seine Vorwürfe wirken immer wieder fadenscheinig konstruiert. Dass jpc da wieder sowas ausbudelt lässt vermuten, dass der Text von einem woken Praktikanten geschrieben wurde.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat von nemorino

    Das war seine Welt, mit Politik hat er sich nie befaßt. Sie war ihm schlicht egal.

    Zitat von Alfred_Schmidt

    So sehe ich das auch. Er wollte in erster Linie verhindern, daß die Politik seine Karriere gefährdete

    Zitat von anbei ein Link zum Karl-Böhm-Saal - wenn du dort auf „Mehr zu Karl Böhm“ klickst, öffnet sich ein Text mit Details zu seiner Haltung während des Dritten Reichs.

    Er war ein Profiteur des Dritten Reichs und arrangierte sich für die Karriere mit dem System.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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