Für mich zählte der DON QUIXOTE zu den Strauss-Werken, die ich immer besonders mochte, nicht wegen, aber auch nicht trotz seiner illustrativen Effekte. Die Assoziation mit dem TILL EULENSPIEGEL kann ich, gerade zu Beginn des Werkes, sehr gut nachvollziehen. Geprägt von den unten erwähnten frühen Aufnahmen, habe ich das Stück übrigens nie als ein primär solistisches, sondern als Tondichtung bzw. Orchestervariationen mit obligaten Soli empfunden. Der Rückgriff auf das Berlioz-Modell HAROLD EN ITALIE trug nicht wenig dazu bei, mir das Werk sehr schnell und nachhaltig nahe zu bringen. Leider habe ich es, wie so vieles, noch nie im Konzertsaal gehört, weil ich im Zweifelsfall doch immer lieber in die Oper gegangen bin.
Der hier zu Recht bereits gelobten Aufnahme unter Kempe (In den Jubel über die von mir seinerzeit noch für viel Geld erstandenen Brilliant-Box aller Orchesterwerke von Richard Strauss kann ich nur einstimmen) möchte ich noch drei Aufnahmen gegenüber stellen, die mir das Werk einst nahe gebracht haben, das lange Zeit zu meinen Lieblingsstücken gehörte.
Die von George Szell mit Pierre Fournier, mit der ich zunächst sozusagen groß wurde (und DON QUIXOTE in mir), wurde bereits erwähnt. Leider ist sie nicht mehr am Markt, aber wer das Werk liebt, sollte beruhigt zur Kenntnis nehmen, dass sie die 25 Euronen wert ist, die derzeit dafür gefordert werden (und weniger sowieso, wenn man dafür eine Aufnahme findet). Eine weitere (?) Szell-Aufnahme gibt es derzeit für ganz wenig Geld am Marketplace in Kombination mit Szell/Schwarzkopf VIER LETZTEn LIEDERn. Zu der kann ich aber nichts sagen:
Die zweite wurde gerade wieder als Hybrid SACD aufgelegt und klingt trotz ihres hohen Alters (Aufnahmedatum 1954) ganz hervorragend (jedenfalls tat sie das auf meiner LP):
Bis Ende des Monats gibt es diese maßstäbliche Aufnahme von Fritz Reiner und seinem Chicago SO mit Antonio Janigro (Cello) und Milton Preves (Viola) noch zum Sonderpreis.
Auch eine dritte Aufnahme mit Authentizitätsstempel sollte man nicht verachten, auch wenn dabei die Ansprüche an den Klang etwas zurückgeschraubt werden müssen:
Pierre Fournier (Cello) und Ernst Moraweg (Viola) werden begleitet von Clemens Krauss und den Wiener Philharmonikern. Da ich die beiden letztgenannten Aufnahmen (und den Szell auch) nur auf LP habe, habe ich sie ebenfalls schon länger nicht mehr gehört, aber es überrascht, wie viel solistischer Kempe die Partitur auffasst, als das in meiner Erinnerung an die älteren Aufnahmen der Fall ist. Vielleicht liegt das aber auch an der spektakulär durchhörbaren Aufnahmequalität (des Ashkenazy kenne ich leider nícht).
Ganz im Gegensatz zu Karajan übrigens, dessen Aufnahme mot Rostropowitsch und Koch ich nicht so sehr mag, weil Karajan das Stück teilweise arg dehnt, was ihm nicht gut bekommt, deshalb aber noch lange nicht zur Altscheibensammlung geben würde.
Ich muss wohl mal wieder meine LP-Anlage anwerfen oder im Lotto gewinnen, damit ich meine alte Sammlung endlich mal digitalisieren kann.
Jacques Rideamus