ZitatJohannes Roehl: Deutlich weniger Verständnis, wenn ein sog. "Schubert-Papst" wie Brendel im LP- und CD-Zeitalter, da 5 min. länger keine große Sache mehr sind, diese Wh. auslässt.
Bei Alfred Brendel, lieber Johannes,
verhält es sich ein wenig anders. Er lässt die Wiederholung der Exposition aus Überzeugung weg. Ich habe es vor Jahren, als ich mit den Beethoven-Sonaten begann, in seinem Buch "Über Musik" gelesen und auch in meinen Texten zitiert, konnte aber jetzt beim raschen Nachlesen die Stelle so schnell nicht finden. Er argumentiert sinngemäß, warum man einerseits Beethovens Wiederholungen spielen soll und andererseits Schuberts Wiederholungen nicht, dass sich bei Beethoven jede Note aus sich selbst heraus rechtfertige, auch in den Wiederholungen, das es bei Schubert jedoch reine Wiederholungen seien, und dass es deshalb nicht nur richtig sei, sie wegzulassen, sondern sogar geboten. So ganz habe ich das nie verstanden und bin auch nicht seiner Meinung, sondern ich bin der Meinung, dass der Komponistenwille zu respektieren sei.
Wenn man das z. B. allein schon auf D.960 bezieht, kann bei Weglassen der Expositionswiederholung passieren, was ich in meinem vorherigen Beitrag erklärt habe, dass nämlich acht wichtige Takte unter den Tisch fallen.
An anderer Stelle hat Brendel sogar selbst erklärt, warum das bei Beethoven so ist, wie es ist, und bei Schubert anders, dass beide völlig unterschiedlich komponieren.
Das Argument, dass manche Pianisten die Wiederholung weglassen, damit der Kopfsatz den Rest der Sonate nicht erschlägt, kann ich wiederum nicht verstehen. Dass würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass eine Mehrzahl der Pianisten nicht so denkt.
Ich habe daraufhin mal die drei hier in deinem Beitrag in Rede stehenden Pianisten Schnabel, Brendel und Arrau gegenübergestellt und der besseren Vergleichbarkeit so getan, als wenn auch Brendel und Schnabel die Exposition wiederholt hätten. In Klammern stehen die Prozentanteile:
Schnabel 1937/38: 40:29 - 18:02(44,5) - 11:10(27,6) - 4,07(10,2) - 7:10(17,7)
Arrau (1980)........: 44:01 - 20:07(45,8) - 10:49(24,6) - 4:45(10,8) - 8:20(18,8)
Brendel (1997).....: 42:19 - 20:11(47,7) - 09:13(21,8) - 4:10((09,8)- 8:45(20,7)
Wir sehen, dass sich so die Unterschiede wieder etwas nivellieren. Jeder der Drei tritt nur in einem Satz signifikant hervor: Brendel im Kopfsatz, Arrau im Scherzo und Schnabel im Andante.
Liebe Grüße
Willi