Die großen Stereo-Schallplattenaufnahmen der Analogära

  • Aber ich nominiere sie, weil sie in ihrer Glanzzeit - zumindest in Europa - schlechthin DAS Streichquartett in Sachen Wiener Klassik war. Ich habe das Amadeus-Quartett in meiner frühen Jugend schlechthin als DAS Streichquartett empfunden, quasi als Vertreter des Genres, so wie Caruso und Callas bei den Sängern und Furtwängler und Karajan bei den Dirigenten.


    Interessant, genau das gleiche hätte ich über das Alban Berg Quartett gesagt. Liegt vielleicht daran, dass ich ein paar Jahre jünger bin als Du. Als ich begonnen habe, mich für klassische Musik zu interessieren, war das ABQ bei Liebhabern und Kritikern der Goldstandard für das klassische Streichquartett-Repertoire, trotz vielleicht der einen oder anderen Mäkelei im Einzelfall. Und das mit Recht, wie ich immer noch finde, obwohl ich auch gerne neuere Ensembles höre, die etwas frischen Wind in die Interpretation dieser Werke bringen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das lag natürlich auch an der sehr guten Werbung und Vertrieb der entsprechenden Plattenfirmen. Die DG-Aufnahmen des Amadeus und später die Teldec bzw. EMI-Einspielungen des ABQ bekam man überall. Da musste man nicht nachdenken, nix bestellen usw.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Aufnahmen, mit denen man Werke kennenlernt, sind nicht selten die prägenden. Im Falle von Sibelius waren es die Einspielungen von Sir John Barbirolli mit seinem Hallé Orchestra, die er zwischen 1966 und seinem Todesjahr 1970 für EMI aufnahm. Enthalten sind neben den sieben Symphonien auch weitere Orchesterwerke wie Finlandia, die Karelia-Suite, Pohjolas Tochter und Auszüge aus der Lemminkäinen-Suite. Glücklicherweise konnte der bereits todkranke Barbirolli den Zyklus im Mai 1970 mit der 6. Symphonie gerade noch rechtzeitig beenden (er starb im darauffolgenden Juli). Die Klangqualität ist für das Alter durchaus als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Interpretatorisch gibt es wenige Gesamtaufnahmen, die durchgehend ein solch hohes Niveau vorweisen können. Besonders die großartige Einspielung der 2. Symphonie hat mich stark geprägt. Als besonders gut habe ich auch die 3., 4. und 6. in Erinnerung. Das stellenweise etwas ruppige Spiel des Hallé Orchestra mag zwar nicht allerhöchsten Erwartungen entsprechen, aber unter Sir Johns Leitung spielt es dafür umso engagierter und zupackender, so dass man geradezu von einer Live-Atmosphäre unter Studio-Bedingungen sprechen könnte.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es gibt so viele - ich fange mit dem Klavier an und beschränke mich auf einige wenige Referenzaufnahmen:


    Als eine der ersten Stereoaufnahmen 1957 entstand ABMs Einspielung des Ravel G-Dur-Konzerts und des 4. KK von Rachmaninow. Die Aufnahme hat zu Recht den Ruf eines Jahrhundertereignisses - auch die Klangqualität der Aufnahme ist erstaunlich!



    ABMs Einspielung der Images von Debussy sowie Childrens Corner erhielt sämtliche Plattenpreise auf dem Globus und verschaffte ihm endgültig den Ruf des Debussy-Interpreten schlechthin. Wenn ich die Aufnahme immer wieder höre, staune ich immer wieder besonders über Childrens Corner. Eigentlich sind die Stücke so leicht, dass man sie vom Blatt spielen kann. Unter ABMs Händen erscheinen sie einem aber unspielbar - ausgekocht ist kein Ausdruck!


    Maßstabsetzend auch seine unglaubliche Chopin-Platte (Joachim Kaiser: "Jahrhundertaufnahme des b-moll-Scherzo"):



    In diese Reihe gehört auch das 1. Beethoven-Konzert:



    Nun zu Rubinstein: Schon das erste Chopin-Nocturne mit seiner unerreichten Kunst, die ideale Linie zu treffen, zeigt, dass hier eine der ganz großen Schallplattenaufnahmen des 20. Jhd. vorliegt:



    Für eine Jahrhundertaufnahme halte ich ebenfalls die Grieg-Platte von Emil Gilels - das ist Klavierspiel vom Niveau von Michelangelis Debussy:



    Lazar Bermans Aufnahme der "Annees..." - er ist und bleibt der beste Interpret dieses Werks - von Liszt hat Intepretationsgeschichte geschrieben und viel dazu beigetragen, Liszt als Ernst zu nehmenden Komponisten wahrzunehmen:



    Zuletzt die CBS-Scarlatti-Platte von Vladimir Horowitz, die jeder Pianist der Welt kennt und die Scarlatti dazu verhalf, dass er auf den Konzertpodien der Welt so beliebt wurde:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich habe mich bisher hier nicht mit eigenen Beiträgen eingeklingt, da mir völlig egal ist ob eine Aufnahme analog oder digital aufgenommen wurde.
    Bei meiner Beschäftigung mit Edith Mathis, der wundervollen lyrischen Sopranistin, stieß ich aber nach längerer Zeit wieder auf die ungemein verdienstvollen Aufnahmen von Opern Joseph Haydns unter Antal Dorati! Die meisten sind mit ausgezeichneten Sängern besetzt!
    Ich würde mir bei einzelnen der Opern zwar lebendigere Interpretationen wünschen, aber man muss sagen, dass das Niveau außerordentlich ist und und die Edition als Ganzes nicht nur verdienstvoll sondern auch gut gelungen ist.


    Die sollte vielleicht in diesem Thread nicht fehlen, denn das war wirklich eine große Tat der Schallplattengesellschaft!
    Inzwischen gibt es alle in einer Box für einen höchst erfreulichen Preis!




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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