Die großen Sänger der DDR

  • Wie wenig solche langjährigen hochverdienten Opernsänger heute noch in unserem Bewusstsein sind, merkt man schon daran, dass ich im Internet kein einziges Foto von ihm finde ...


    Wohl wahr. Dafür ist Wolfgang Hellmich in etlichen einschlägigen Büchern auch auf Fotos dokumentiert. Dieses Bild zeigt ihn als Beckmesser im Schlussbild der "Meistersinger" 1981 an der Komischen Oper Berlin, inszeniert von Harry Kupfer:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Dafür ist Wolfgang Hellmich in etlichen einschlägigen Büchern auch auf Fotos dokumentiert. Dieses Bild zeigt ihn als Beckmesser im Schlussbild der "Meistersinger" 1981 an der Komischen Oper Berlin, inszeniert von Harry Kupfer


    Lieber Rheingold1876, herzlichen Dank für das Einstellen dieses sehr schönen und ausdrucksstarken Fotos! :jubel:


    Ich würde hier auch viel öfter schöne Fotos einstellen, die ich auch schon als Datei gespeichert habe, aber hieß es nicht, dass man hier nur Fotos einstellen kann, die ohnehin schon im Internet zu finden sind, und keine neuen hochladen kann?


    Wenn du mir dein Geheimnis verrätst, kann ich hier viel häufiger schöne Künstler- und Rollen-Fotos einstellen. :yes:


    Edit: Eine Hellmich-Rolle an der Komischen Oper Berlin, in der ich ihn häufig erlebte und die ich bislang unterschlagen habe, möchte ich übrigens noch nachtragen: der Dancairo in "Carmen" - in der Kupfer-Inszenierung war er 1991 Premierenbesetzung und im Schmuggler-Quintett für das Singen zuständig, während sein Schmuggler-Kollege Werner Enders als Remendado dann mit seinem Lacher bei Carmens Geständnis, verliebt zu sein, für den absoluten Höhepunkt des Abends sorgte. :rolleyes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich würde hier auch viel öfter schöne Fotos einstellen, die ich auch schon als Datei gespeichert habe, aber hieß es nicht, dass man hier nur Fotos einstellen kann, die ohnehin schon im Internet zu finden sind, und keine neuen hochladen kann?


    Wenn du mir dein Geheimnis verrätst, kann ich hier viel häufiger schöne Künstler- und Rollen-Fotos einstellen.


    Lieber Stimmenliebhaber, die Regel, nur Fotos einzustellen, die ohnehin schon im Netz zu finden sind, ist mir so nicht gegenwärtig. Vielleicht gibt es ja von kompetenter Seite dazu noch einen Hinweis. Ich verfahre gelegentlich so, dass ich Fotos in einem bestimmten, nur mir zugänglichen Ordner auf Facebook hochlade und von dort aus verlinke. Denn für jedes Foto, dass Du auf diese Weise ablegst, wird ja quasi automatisch eine Adresse generiert, die sich zum Beispiel über die rechte Maustaste abrufen lässt. Ein Foto, das hier sichtbar bleibt, muss ja immer online sein. Das ist es bei Facebook.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Stimmenliebhaber, die Regel, nur Fotos einzustellen, die ohnehin schon im Netz zu finden sind, ist mir so nicht gegenwärtig.


    Lieber Rheingold, besten Dank für deine Antwort. Ich wollte damit auch nicht auf eine Regel hinweisen, sondern darauf, dass das Einstellen von schon im Internet vorhandenen Fotos für mich technisch die einzige Möglichkeit ist, die mir hier zu Verfügung steht, oder irre ich mich da? Ich beherrsche jedenfalls keine andere. Sollte es doch möglich sein, hier Fotos von der Festplatte hochzuladen, wäre ich für eine entsprechende Anleitung durch einen "Eingeweihten" dankbar. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Spannend ist auch ein Live-„Giustino“, weil dort nicht nur die unmittelbaren begeisterten Reaktionen des Publikums eingefangen sind (im Vergleich dazu wirkt die Verfilmung, für die erst der Ton im Studio aufgenommen wurde und anschließend im Play-Back-Verfahren gespielt wurde, sehr steril), sondern will hier die vollständige Aufführung aufgezeichnet wurde, während in der Verfilmung ein ganz Handlungsstrang weggekürzt wurde, wodurch Rabsilber gleich zwei seiner Arien und Schellenberger ihre größte Bravour-Arie weggekürzt wurden und sich daher die Gewichte (ungerechterweise) zugunsten Kowalskis verschoben.


    Hier muss ich mich selbst korrigieren. Ich hatte zwar ein Daten-Video der Aufzeichnung mit nur zwei Stunden Länge, und so ist es wohl auch mal (in 3Sat?) gesendet worden, aber die ursprüngliche Fernsehaufzeichnung dieser legendären "Giustino"-Inszenierung von Harry Kupfer an der Komischen Oper Berlin unter Hartmut Haenchen mit Jochen Kowalski, Dagmar Schellenberger, Michael Rabsilber, Günter Neumann u.a. war doch vollständig und ist hier vollständig zu sehen:



    Fehlen zwar noch die unmittelbaren begeisterten Zuschauerreaktionen, die es bei den Live-Aufführungen gab (beim Kampf Giustinos gegen das Ungeheuer war teilweise die Musik nicht mehr zu hören, weil die Leute begeistert raunten und reinklatschten, an vielen anderen Stellen gab es ebenfalls heftige Reaktionen), aber es ist doch die wenigstens die komplette Aufführung, die hier aufgezeichnet wurde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Wie ich soeben im ARD-Videotext lesen musste, ist Kammersängerin Jutta Vulpius bereits am 16. November im Alter von 88 Jahren gestorben (am 31.12. wäre sie 89 geworden).


    Mit ihr verlässt eine überragende Künstlerin (Felsensteins Königin der Nacht, dann über Jahre die Koloraturprimadonna der Staatsoper Berlin, insgesamt mehr als 1100 Auftritte an diesem einen Haus), bedeutende Lehrerin (u.a. von Jochen Kowalski) und wunderbarer Mensch und Gesprächspartner diese Welt für immer.


    Da ich sie persönlich kannte, bin ich besonders traurig. Ich wusste zwar, dass es nicht gut um sie steht, aber dass es jetzt so schnell ging, ist doch trist. Immerhin ist sie fast 89 Jahre alt geworden und hatte ein langes erfülltes Leben, das sie ganz der Kunst und dem Gesang widmete (und trotzdem daneben noch zwei Töchter gebar und groß zog).
    Vor zwei Jahren habe ich sie besucht, nun wird es bei diesem einen Besuch bleiben.


    Ich werde ihr in den nächsten Tagen einen eigenen Sängerthread widmen, sie hat ihn verdient.


    Hier kann man sie schon mal in bisschen kennen lernen:



    http://www.berliner-zeitung.de…um-jutta-vulpius-25158160


    http://staatsoper-berlin.de/de_DE/nachruf-jutta-vulpius


    Sie war zweifellos eine der ganz großen Sängerinnen der DDR, vorrangig in den 1950er und 1960er Jahren.


    1981 war sie in der ersten Opernvorstellung meines Lebens die Mutter in "Hänsel und Gretel". 32 Jahre später erlebte ich sie ein zweites Mal auf der Bühne - mit 85 an der Seite von Jochen Kowalski in Kresniks "Villa Verdi" an der Berliner Volksbühne - ein sehr eindrückliches Erlebnis.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich lese gerade von dem Tode der Sopranistin Jutta Vulpius. Sie war wirklich eine große Sängerin. Ich besitze einige Aufnahmen von ihr. Möge sie in Frieden ruhen.

    W.S.

  • Heute Mittag habe ich die Nachricht vom Ableben der bedeutenden Mezzosopranistin Rosemarie Lang erhalten. Sie verstarb gestern im 70. Lebenjahr in einem Leipziger Krankhaus, erlöst von einer langen heimtückischen Krankheit, die sich mit den drei scheinbar harmlosen Buchstaben ALS abkürzt...



    Sie war eine der komlexesten Mezzosopranistinnen, die über Jahre im Berliner Musikleben in Oper, Konzert und Liedgesang Maßstäbe setzte.


    In der Deutschen Staatsoper erlebte ich sie u.a. als Klytämnestra in Glucks "Iphigenie in Aulis", Brangäne, Magdalene, Fricka ("Rheingold" und "Walküre"), Waltraute ("Walküre" und "Götterdämmerung"), Azucena, Schenkwirtin und Amme in "Boris Godunow", Herodias, Octavian, Komponist und Clairon.
    Darüber hinaus erlebte ich sie in zahlreichen Konzerten in allen möglichen Konzertsälen (von Bach bis Mahler), zudem mit mehr Live-Liederabenden als jede andere Sängerin. 1993 erlebte ich von ihr im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie die beste "Winterreise", die ich je von einer Sängerin erlebt habe (die andere war ein Jahr später Christa Ludwig...), danach viele weitere Liederabende im Apollo-Saal der Deutschen Staatsoper Berlin, wo sie eigentlich in jeder Spielzeit mit einem neuen Programm zu erleben war.



    Ich bin traurig, dass sie nicht mehr unter uns weilt und werde ihr in den nächsten Tagen eine eigene Portrait-Rubrik widmen.


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Laut Jubiläen-Auflistung im Online-"Merker" feierte Ruth Lange am vorgestrigen Sonntag ihren 100. Geburtstag - lebend, wohlgemerkt!


    http://www.der-neue-merker.eu/geburtstage-im-januar-2015


    Kann das wirklich sein? Weiß jemand mehr?

    Ruth Lange konnte 2015 nicht ihren 100. Geburtstag feiern, denn sie starb bereits 2008, wie ich gerade entdeckt habe.


    https://de.wikipedia.org/wiki/…%C3%A4ngerin)#cite_note-1


    http://saebi.isgv.de/suche/?snr=23849


    93 ist trotzdem ein gesegnetes Alter. Schön, dass es inzwischen einen Wikipedia-Artikel zu ihr gibt, der Klarheit schafft, die vor ein paar Jahren so noch nicht bestand.


    Hier singt sie den Pagen in der 1948er "Salome" unter Keilberth neben Christel Goltz und Josef Herrmann:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Rosemarie Lang ist tot - das bewegt mich sehr. Was für ein Zufall: Erst dieser Tage habe ich Mahlers "Klagendes Lied" mir ihr unter Herbert Kegel gehört und war abermals beeindruckt, was für eine gute Sängerin sie doch gewesen ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Wie ich soeben erfahren habe, ist der Bariton Karl-Heinz Stryczek in der vergangenen Nacht im 81. Lebensjahr verstorben. Das Todesdatum ist höchstwahrscheinlich der heutige 25. Januar und nicht der gestrige 24. Januar 2018.
    Es ging ihm seit Jahren sehr schlecht, der Tod ist letztlich eine Erlösung für ihn.
    Künstlerisch war er einer der herausragenden Baritone im Opernleben der DDR, der insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren an den Staatsopern von Berlin und Dresden geradezu unverzichtbar war, ob als Pizarro, Kaspar, Telramund, Rigoletto, Amonasro, Jago oder Falstaff.


    Hier bekommt man einen Eindruck von der Künstlerpersönlichkeit und seinem Leistungsvermögen:



    https://www.youtube.com/watch?v=SDuJGpjPluc



    https://www.youtube.com/watch?v=fhYIB0PXlI0



    https://www.youtube.com/watch?v=6iKrmhQDT78



    https://www.youtube.com/watch?v=aiPcz-v2GL0



    https://www.youtube.com/watch?v=SHAS9P0Pq5s


    Möhe er in Frieden ruhen und möge man sich seiner beachtlichen Leistungen auf der Opernbühne noch lange erinnern!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wie ich soeben erfahren habe, ist der Bariton Karl-Heinz Stryczek in der vergangenen Nacht im 81. Lebensjahr verstorben. Das Todesdatum ist höchstwahrscheinlich der heutige 25. Januar und nicht der gestrige 24. Januar 2018.

    Nachdem tagelang nichts Offizielles, keine Pressemeldung über das Ableben von Karl-Heinz Stryczek im Netz zu finden war und man schon zweifeln konnte, scheint es jetzt mit diesem (wohl hausinternen) Aushang in der Semperoper endgültige Gewissheit zu geben, gerade auch über das Todesdatum.


    Trotzdem schade, dass die Semperoper es offenbar nicht für nötig hält, diesen Nachruf auf der eigenen Homepage einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben...
    Und er war ein Sänger der ersten Reihe, wie soll das mit der Bekanntmachung von Sterbefällen erst werden, wenn Sänger der zweiten Reihe das Zeitliche segnen? :(



    https://www.youtube.com/watch?v=KBPxNFWPGcE&feature=youtu.be

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Aus den "Erinnerungen an verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker" vom 15. 4. 2018.


    Zitat von William B.A.:
    Es ist auffällig, dass viele Sängerinnen und Sänger aus den neuen Bundesländern relativ schlecht dokumentiert sind und keinen Wikipedia-Artikel haben, und es ist für mich sehr zeitraubend, halbwegs verlässliche Angaben im Internet zu finden.


    Antwort von operus:
    Lieber Willi, Du nimmst die umfangreiche, schwierige Arbeit dennoch auf Dich und dafür haben wir alle Dir zu danken. Stimmenliebhaber hilft und ergänzt wo nötig oft. Wenn das dann ganz ohne den Unterton :baeh01: "Ätsch, ich weiß es besser rüberkommt" ist das wertvolle kollegiale Hilfe, für die auch zu danken ist.. Die Sänger aus den neuen Bundesländern hatten es nicht nur bei der Dokumentation weit schwerer, als die Nachkriegssänger im Westen der BRD. Sie wurden auf allen Gebieten ihres künstlerischen Schaffen benachteiligt. Man raubte ihnen gewissermassen die Chance zur internationalen Karriere und damit zur Prominenz und bleibenden Erinnerung. Alles was hier an Wiedergutmachung geleistet wird, ist außerordentlich positiv.


    Drauf nochmals Willi:
    Lieber Hans, nach einem langen Ganztagsausflug, dem letzten gebuchten meines Urlaubs, melde ich mich hier wieder zu Wort. Mein Beitrag war keinesfalls als Kritik an Stimmenliebhaber gedacht, denn ich hatte Wilfried Schaal ja schon im letzten Jahr mit den gleichen, unwissentlich falschen Daten im Thread. Es war nur ganz allgemein eine Feststellung, dass die Musiker, die sicherlich mit dem gleichen Engagement wie im Westen komponiert, gesungen, gespielt und dirigiert haben, nicht in gleichem Maße ihrem Können entsprechend dokumtiert wurden wie die westlichen oder aus anderen europäischen Ländern stammenden oder überseeischen Musiker. Da nach meinem Dafürhalten die meisten Wikipediaartikel von privaten Autoren stammen, haben sich bedauerlicherweise für die Musiker aus den neuen Bundesländern nicht in dem gleichen Maße sachkundige Autoren gefunden, die bereit waren, fachlich ansprechende Artikel mit entsprechend zutreffendem Zahlenmaterial und korrekten Fakten zu erstellen. Das ist bedauerlich genug, aber vielleicht bessert sich das ja in Zukunft.


    Ende der Zitate.

    Ausgangspunkt dieses kleinen Austausches war die Frage, ob der vornehmlich in Dresden wirkende Bariton Wilfried Schaal 1929 oder 1930 geboren wurde. Da Willli aus verständlichen Gründen eigentlich keine Debatten in seinem Erinnerungsthread wünscht, möchte ich an dieser Stelle ein paar Bemerkungen anbringen.


    Wie richtig festgestellt, ist Wikipedia keine wissenschaftliche Enzyklopädie, die auf Vollständigkeit ausgerichtet ist. Dennoch gehen die Erwartungen oft in diese Richtung. Wikipedia ist nur eine Quelle und nicht einmal die zuverlässigste. Auch ich bediene mich dort nur zu gern. Es ist bequem und kostenlos. Dafür kann man aber auch nicht zu viel verlangen. Wer mehr wissen will, muss mehr Zeit und Arbeit in die Recherche investieren. Das kann Willi natürlich schon aus zeitlichen Gründen bei seinen Erinnerungen nicht leisten. Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings nicht nachvollziehen, dass Sänger der DDR bei der Dokumentation benachteiligt seien. Auch in der DDR gab es Bücher. ;) Als Wikipedia ans Netz ging, war die DDR seit mehr als zehn Jahren Vergangenheit. Auf Anhieb könnte ich zig Sänger aus dem Westen nennen, die Platten und Aufnahmen hinterlassen haben, bei Wikipedia und sonstwo aber und auch nicht dokumentiert sind. Ich sehe auch nicht, inwieweit die Sänger der DDR "auf allen Gebieten ihres künstlerischen Schaffen benachteiligt" gewesen sein sollen. Diese Dinge stellen sich doch wohl etwas differenzierter dar als in der Wiederauflage dieses steinalten Klischees.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Zitat

    Rheingold1876: Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings nicht nachvollziehen, dass Sänger der DDR bei der Dokumentation benachteiligt seien. Auch in der DDR gab es Bücher.


    Lieber Rüdiger, ich meine allerdings die letzten gut 25 Jahre, bzw. einen noch engeren zeitlichen Rahmen, als die Abertausenden von Schriftsätzen und Artikel über Musiker aller Art mit ihren Lebensdaten und ihrem musikalischen Wirken entstanden sind. Da hätte doch Einiges an Dokumentationen kommen können, eigentlich sogar müssen. Aus verschiedenen Gesprächen weiß ich und muss daher eher Stimmenliebhaber und Hans Recht geben, dass, vornehmlich nach der Wende, viele Agenten und Leiter von Konzerthäusern oder Opernhäuseren, wenn sie die Wahl hatten, einen Musiker aus dem Westen oder aus dem Osten für ein Konzert oder eine Oper zu vermitteln oder zu engagieren oder überhaupt einzuladen, sich eher für die Westmusiker entschieden haben, weil diese zumindest beim Westpublikum bekannter waren und so ein Erfolg des Konzertes oder der Opernaufführung zumindest wahrscheinlicher war.
    Ich hätte z. B. in den vergangenen 25 Jahren gerne mal ein Konzert oder ein Recital von Annerose Schmidt oder Peter Rösel erlebt. Bei allen Programmen, die ich in dieser Zeit studiert habe, tauchten diese Namen jedoch nicht auf.
    Wenn ich z. B. allein die Namen der Dirigenten aufzähle, die Wikipedia in der Zusammenarbiet mit Peter Rösel aufführt: Blomstedt, Dutoit, Fedossejew, Haenchen, Haitink, Herbig, Janowski, Kempe, Kitajenko, Kondraschin, Sanderling, Stein, Temirkanov, Tennstedt, Vonk und Masur u. a., so geht daraus hervor, dass diese Zusammenarbeit überwiegend im Osten Deutschlands und in weiteren östlichen Ländern stattfand. Bei Annerose Schmidt ist es noch krasser. Da taucht im Wikipediaarteikel nur der Dirigentenname von Kurt Muasur auf, und zwar im Zusammenhang mit der formidablen Aufnahme aller Mozartkonzerte, die ich seit vielen Jahren in meiner Sammlung habe.
    Was ich auch hier meine, wird z. B. aus einem kurzen Ausschnitt des Artikels in Bezug auf Annerose Schmidts beginnende internationale Konzerttätigkeit deutlich: "1955 erhielt sie eine Auszeichnung beim Chopin-Wettbewerb in Warschau. 1956 gewann sie den gesamtdeutschen Klavierwettbewerb und den Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Berlin. Damit begann ihre internationale Karriere. Sie unternahm nun Konzertreisen nach Polen, Rumänien, Ungarn, Bulgarien und in die Sowjetunion."



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi, mit dem Fall der Mauer 1989 wurden auch die Karten in der Musikszene neu gemischt. In der Tat verloren Künstler aus der DDR ihren DDR-Bonus. Plötzlich fanden sie sich in einem hart umkämpften Markt wieder und mussten oft selbst für sich sorgen. Alte Verträge wurden aufgekündigt, Privilegien gingen verloren. Das ist nach solchen tiefgreifenden Umwälzungen ganz normal und vielleicht auch nötig. Alle Bereiche des Lebens waren davon betroffen. Manche scheiterten auch, andere - wie Masur, der nach New York ging - machten eine zweite Karriere. Netzwerke an einigen Opernhäusern, in denen auch die Stasi verstrickt war, wurden zerschlagen. Das ging nicht ohne Dramatik ab. Schließlich wollte das DDR-Publikum nun auch mehr Künstler aus dem Westen erleben. Das machte den gestandenen Ostkräften das Leben zusätzlich schwer. Nicht nur den Künstlern. Auch den Produzenten in der Industrie. Der schale Ostkaffee war out. Jetzt musste Jacobs Krönung her. ;) Auch das sind ganz verständliche Vorgänge nach einem Systemwechsel, der die Menschen in Ost wie in West völlig unvorbereitet traf. Was 1989 vor sich ging, das hatte die Welt so noch nicht gesehen.


    Ob Annerose Schmidt oder Peter Rösel dann noch so oft im Westen auftraten wie vorher, entzieht sich meiner Kenntnis. Bis zur Wiedervereinigung waren sie aber weltweit aktiv. So steht es auch bei unserer vielzitierten Wikipedia. Zur Schmidt heißt es: "Ab 1958 folgten Konzerttourneen durch Westeuropa mit bedeutenden Dirigenten und namhaften Orchestern in Finnland, Dänemark, Schweden, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Österreich. Sie gastierte auch in Übersee in den USA, in Kanada und Japan sowie im Libanon." Dass die Dirigenten nicht aufgeführt werden, liegt wohl ehr am Verfasser des Eintrags. Beide Pianisten haben sehr viele Platten eingespielt, die auch im Westen veröffentlicht wurden. Im Netz kannst Du bei Discogs die nicht einmal vollständigen Diskograpgien nachlesen. Zumindest bei Frau Schmidt wird im Wikipedia-Beitrag auch erwähnt, dass sie in der DDR mit vielen Auszeichnungen geehrt wurde, darunter zweimal mit dem Nationalpreis. Der war mit bis zu 100 000 Mark dotiert. Das war seinerzeit gewaltiger Betrag. Menge GeldNach der Wende waren einigen Künstler diese Preise peinlich, weil sie sich dadurch zu nahe an die SED-Macht gestellt sahen. Genommen hatten sie ihn aber trotzdem. ;)


    Ich wiederhole mich: Von einer allgemein und pauschal festgestellten Benachteiligung der DDR-Künstler wie sie im Beitrag von operus anklingt, kann nach meiner nüchternen Feststellung nicht die Rede sein. Man sollte stets konkret werden und Ross und Reiter nennen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Schließlich wollte das DDR-Publikum nun auch mehr Künstler aus dem Westen erleben. Das machte den gestandenen Ostkräften das Leben zusätzlich schwer. Nicht nur den Künstlern. Auch den Produzenten in der Industrie. Der schale Ostkaffee war out. Jetzt musste Jacobs Krönung her. ;)

    Mit deinem Zwinker-Smiley zeigt du ja irgendwie doch an, dass du diese Aussage selbst nicht ernst nimmst und dass man diese auch nicht ernst nehmen muss, denn willst du wirklich ernsthaft behaupten, die Stimmen aller Opernsänger mit DDR-Pass hätten geklungen wie "Schaler Ostkaffee" und die aller Westsänger wie "Jacobs Krönung"? Ich denke nicht...


    Der war mit bis zu 100 000 Mark dotiert. Das war seinerzeit gewaltiger Betrag. Menge GeldNach der Wende waren einigen Künstler diese Preise peinlich, weil sie sich dadurch zu nahe an die SED-Macht gestellt sahen. Genommen hatten sie ihn aber trotzdem. ;)

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Klasse des Nationalpreises, mit der in der Regel Künstler geehrt wurden auch nur annähernd so hoch war, wie hier behauptet. Preise wurden im Westen auch verliehen, aber ein großes Gastspiel in einer Aufführungsserie an der MET oder an der Scala konnte eine solche Summe locker in den Schatten stellen - umgerechnet in harte Devisen natürlich. (Wir reden bei diesen Preisen ja von Mark der DDR.) Und eine solche finanziell effektive Gastspieltätigkeit konnten Künstler/Bürger der BRD weit problemloser und intensiver wahrnehmen als Künstler/Bürger der DDR, weil erstere im Gegensatz zu letzteren nicht nur Reise-, sondern auch Vertragsfreiheit hatten!
    Diese Nationalpreise hier überhaupt nur anzuführen, ist in meinen Augen diffamierend, da Preise in allen Staaten vergeben wurden und werden. Keiner redet darüber, wie viel Geld am Bundesverdienstkreuz hängt oder nicht - und das ist auch richtig so. Es geht nämlich um die Ehrerweisung erbrachter Leistungen!
    Diese Künstler haben auch in der DDR die Preise bekommen, weil die entsprechend würdige künstlerische Leistungen erbracht habe und nicht, weil sie so "rot" waren oder gute Stasispitzedienste geleistet hätten. (Diese "Preise und finanzielle Belohnungen wurden nun wirklich nicht öffentlich ausgeschüttet...)


    Ich wiederhole mich: Von einer allgemein und pauschal festgestellten Benachteiligung der DDR-Künstler wie sie im Beitrag von operus anklingt, kann nach meiner nüchternen Feststellung nicht die Rede sein.


    Die DDR-Künstler waren gegenüber den West-Künstlern genauso benachteiligt wie die DDR-Menschen gegenüber den West-Menschen insgesamt. Es fehlte Ihnen viele Freiheiten, die für die Menschen jenseits der Mauer und (Gott sei Dank) für uns heute völlig normal sind, nämlich zum Beispiel die Reisefreiheit. Ein DDR-Künstler konnte auch nicht einfach eine Gastspielanfrage aus dem Westen annehmen, sondern diese musste genehmigt werden. Ich weiß von verschiedenen Sängern, die später in ihren Stasi-Akten (und wir sprechn von ihren Stasi-Opfer-Akten!) von Gastspielanfragen der Scala und ähnlicher Erster Häuser gelesen habe, welche sie nie erreicht haben. Anfragen, welche die Staatliche Künstleragentur auf wessen Geheiß auch immer einfach zurückgehalten haben, die nie beim angefragten Künstler ankamen. Und die Genehmigung von Gastspielanfragen war bürokratisch und oft so langwierig, dass sich die Häuser drüben im Zweifel dann doch lieber Künstler nahmen, von denen sie wussten, dass diese auch wirklich (rechtzeitig) kommen können.
    In dieser mangelnden Reisefreiheit der DDR-Künstler wie aller DDR-Bürger keine Benachteiligung sehen zu wollen, darauf muss man erst einmal kommen... :no:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Man sollte stets konkret werden und Ross und Reiter nennen.

    In dieser Aussage stimme ich dir absolut zu. Nur verwundert mich dieser Satz am Ende eines Beitrags, der so viele Klischees und Vorurteile bedient und kaum ein Argument auslässt, um DDR-Künstler zu diskreditieren (auf den Nationalpreis kam ich schon zu sprechen) wirklich.


    Ein Beispiel:

    Netzwerke an einigen Opernhäusern, in denen auch die Stasi verstrickt war, wurden zerschlagen.

    Natürlich wurde in der Wende-Zeit politische und auch kulturpolitische Strukturen zerschlagen. Und natürlich nahm die Stasi auch an den Opernhäusern interessiert, gerade wegen Westkontakten durch Gastspielreisen von DDR-Künstlern ins Ausland oder auch Gastspielen von West-Künstlern in der DDR. Es gab also offizielle Kontakte zwischen offiziellen Stasi-Stellen und der Leitungsebene eines Hauses, um die sich letztere (wie Intendanten, Generalmusikdirektoren und Spartenleiter an kleineren Häusern) auch schlecht drücken konnten. Diese offiziellen Kontakte waren in diesem System leider "normal".
    Was nicht einmal durch DDR-Recht gedeckt und daher zu Recht moralisch verpönt war, waren die "Informellen Mitarbeiter" (IM), welche der Stasi (gegen Geld) Informationen über ihre Kollegen etc. in geheimen Berichten zukommen ließen. Diese Künstler wurden nach der Wende, als das herauskam, aus den Ensembles ausgeschlossen. Sehr viele mir bekannte Fälle sangen bis zur Rente weiter, gastierten an der Hamburgischen und Bayerischen Staatsoper oder gehörten zum Ensemble des Züricher Opernhauses...


    ABER: So wie nicht alle DDR-Bürger, die im wirtschaftlichen Umbruch der Wende-Zeit ihre Arbeitsstellen verloren haben, weil ihre Betriebe schließen mussten, beruflich unfähig waren und ihre Jobs zu Recht verloren haben, so wenig haben alle DDR-Künstler, deren Karriere nach der Wende einen Knick bekommen hat, diesen selbstverschuldet oder zu Recht erfahren, waren gar alle bei der Stasi. Die allermeisten Betroffenen waren dies nicht!!! Die pauschale In-Verbindung-Setzung des DDR-Künstler-Problems mit dem Thema Stasi finde ich daher genauso diffamierend wie schon im Falle des Nationalpreises und einiger anderer unglaublich pauschaler Plattitüden in deinem Beitrag. Vielleicht solltest du den einfach nochmal lesen und dir dann deinen abschließenden Satz noch einmal vergegenwärtigen:


    Man sollte stets konkret werden und Ross und Reiter nennen.

    Diesen Anspruch reißt dein eigener Beitrag um Längen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Rheingold 1876: "Ab 1958 folgten Konzerttourneen durch Westeuropa mit bedeutenden Dirigenten und namhaften Orchestern in Finnland, Dänemark, Schweden, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Österreich.


    Aber um das "imperialistische" Westdeutschland hats sie doch wohl einen Bogen gemacht (musste sie doch wohl einen Bogen machen?), vielleicht aus den bekannten Gründen?


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Lieber Willi, ob Annerose Schmidt vor 1989 in der Bundesrepublik Deutschland gastiert hatte, würde ich aus der eigenen Erinnerung eindeutig mit ja beantworten. Die Erinnerung ist aber nicht immer eine verlässliche Quelle. Da Dich diese Angelegenheit umzutreiben scheint, kann ich Dir nur raten, sie selbst ausfindig zu machen und zu befragen. Meist sind Künstler nach meiner Erfahrung sehr zugänglich und auskunftsfreudig, zumal dann, wenn sie ihre Karrieren beendet haben.


    Was nun die die "auf allen Gebieten ihres künstlerischen Schaffens" (Zitat operus) benachteiligten Sänger der DDR anbelangt, so überlasse ich die Deutungshoheit und die Wahrheitsfindung fortan gern anderen Tamino-Mitgliedern. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Was nun die die "auf allen Gebieten ihres künstlerischen Schaffens" (Zitat operus) benachteiligten Sänger der DDR anbelangt, so überlasse ich die Deutungshoheit und die Wahrheitsfindung fortan gern anderen Tamino-Mitgliedern

    Warum denn, lieber Rüdiger? An meiner zugegeben apodiktisch formulierten Meinung entzündete sich eine meines Erachtens lesenwerte Diskussion. Warum jetzt der Frust? Du hast viel zu sagen, verfügst über Unterlagen, die oft kein anderer hat. Bitte bringe Meinung, Information und Insiderwissen in bisher gewohntem Maße ein.
    Aller andere wäre ein Verlust für die meisten Taminos und für's Forum. :hello: :hello: :hello:


    Herzlichst
    Hans

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Warum denn, lieber Rüdiger? An meiner zugegeben apodiktisch formulierten Meinung entzündete sich eine meines Erachtens lesenwerte Diskussion.

    Aber diese Diskussion hatten wir hier schon (einen früheren Beitrag von mir dazu habe ich hier verlinkt) und dass sich diese neu entzündet und die unvereinbaren Positionen dabei erneut aufeinanderprallen, wäre meines Erachtens nicht zwingend nötig gewesen (schon gar nicht ihre Entstehung in Willis Gedenkrubrik, woran ich nun wirklich keinen Anteil hatte). Es ist nun aber, wie es ist...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Warum denn, lieber Rüdiger? An meiner zugegeben apodiktisch formulierten Meinung entzündete sich eine meines Erachtens lesenwerte Diskussion. Warum jetzt der Frust? Du hast viel zu sagen, verfügst über Unterlagen, die oft kein anderer hat. Bitte bringe Meinung, Information und Insiderwissen in bisher gewohntem Maße ein.


    Lieber Hans, ich bin nicht frustriert. Diesen Zustand kenne ich eigentlich nicht. Und wenn ich ein Problem auf mich zukommen sehe, dann versuche ich mich in einer individuellen Lösung. Die Lösung in diesem konkreten Fall ist, aus der Debatte auszusteigen. Das ist alles. Du siehst mich sehr vergnügt. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Was ich auch hier meine, wird z. B. aus einem kurzen Ausschnitt des Artikels in Bezug auf Annerose Schmidts beginnende internationale Konzerttätigkeit deutlich: "1955 erhielt sie eine Auszeichnung beim Chopin-Wettbewerb in Warschau. 1956 gewann sie den gesamtdeutschen Klavierwettbewerb und den Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Berlin. Damit begann ihre internationale Karriere. Sie unternahm nun Konzertreisen nach Polen, Rumänien, Ungarn, Bulgarien und in die Sowjetunion."

    Ob Annerose Schmidt oder Peter Rösel dann noch so oft im Westen auftraten wie vorher, entzieht sich meiner Kenntnis. Bis zur Wiedervereinigung waren sie aber weltweit aktiv. So steht es auch bei unserer vielzitierten Wikipedia. Zur Schmidt heißt es: "Ab 1958 folgten Konzerttourneen durch Westeuropa mit bedeutenden Dirigenten und namhaften Orchestern in Finnland, Dänemark, Schweden, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Österreich. Sie gastierte auch in Übersee in den USA, in Kanada und Japan sowie im Libanon."

    Lieber Willi, lieber Rüdiger,


    kürzlich habe ich die Doppel-CD aus der Reihe "Great Pianists" mit Christoph Eschenbach erstanden. Da beschreibt Peter Cosse eigentlich sehr schön das "Problem" der deutschen Pianistenschule nach Schnabel, Backhaus, Kempff, Gieseking, Erdmann Hansen... Sie hat einfach international ihre Bedeutung verloren. Ein Grund dafür war nicht zuletzt mit das eingeschränkte Repertoire, die exklusive Fixierung nur auf die deutschen Klassiker und Romantiker. Junge deutsche Pianisten gewannen keinen einzigen internationalen Wettbewerb mehr. So war es eine Sensation, dass Eschenbach einen solchen Wettbewerb gewann. Was ist aber passiert? Er machte schließlich Karriere als Dirigent! Für die DDR-Pianisten gilt wohl im Prinzip dasselbe. Sie haben international einfach nicht mehr die erste Geige gespielt. (Als Ausnahmen von Pianisten aus dem deutschen Sprachraum mit internationaler Bedeutung fallen mir jetzt nur Oppitz ein und einige Österreicher wie Buchbinder, Badura-Skoda oder Demus. Letzterer hat aber bezeichnend bei Michelangeli studiert! Aber auch da gibt es diese Repertiore-Fixierung auf vornehmlich "Deutsches". Demus als ABM-Schüler spielt immerhin Debussy.) Für die sozialistischen Staaten waren die großen Ausnahmekünstler Aushängeschilder für das Regime. Deshalb durften Gilels oder Richter in den Westen. Die russische Pianistenschule war und ist international führend. Benachteiligungen gab es allerdings da auch. Eine Koryphäe wie Vladimir Sofronitzky hat die Sowjetunion praktisch nie verlassen. Speziell in der Sowjetunion war und ist zudem der Antisemitismus ein großes Problem, weswegen viele der Spitzenmusiker, die Juden waren, emigrierten. Und wer in Ungnade viel dem Regime gegenüber, dem wurde übel mitgespielt. Beispiel: Lazar Berman, der schon vertraglich ausgemachte Plattenaufnahmen und eine Einladung ins Weiße Haus absagen musste, weil er keine Ausreise bekam. Wo es wohl einen Unterschied gibt, ist bei Künstlern nicht aus der ersten sondern zweiten Reihe. Da werden sich solche Beschränkungen sicher stärker ausgewirkt haben. Wer nicht so bekannt ist, ist eben kein Aushängeschild für das Regime.


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Obwohl es hier in erster Linie um Sänger geht, möchte ich auf deinen Beitrag noch antworten, lieber Holger. Mir sind da noch einige weiter Namen eingefallen:


    Alfred Brendel */**/***(war Preisträger beim Busoni-Wettbewerb 1949 in Bozen), Michael Endres */**/*** (u.a. Diapason d'Or), Till Fellner */** (1993 1. Preis beim Concours Clara Haskil in Vevey, Schweiz), Bernd Glemser * (ab 1981 Preise bei 17 internationalen Musikwettbewerben), Ingrid Haebler */*** (2. Preis IKW Genf und 1954 1. Preis IMW der ARD), Walter Klien */*** (Gewinner Busonie-Wettbewerb Bozen und Marguerite Long-Wettbewerb in Paris sowie Bösendorfer-Preis 1953 in Wien), Michael Korstick */**/*** (mit 11 Jahren 1. Preis bei "Jugend musiziert), Detlef Kraus * (weltweit angesehener Brahms-Pianist), Nikolaus Lahusen */*** , Christopher Park (Lotto-Förderpreis des Rheingau-Musikfestivals), Peter Rösel * (Gewinner Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau), Markus Schirmer * , Ragna Schirmer */** (zweimalige Preisträgerin beim Bachwettbewerb in Leipzig, 1992 und 1998), Annerose Schmidt * (Preiseträgerin beim Chopin-Wettbewerb in Warschau und Gewinnerin des internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs in Berlin), Herbert Schuch */** (dreimaliger Bundes-Sieger bei "Jugend musiziert"), Martin Stadtfeld */**/*** (verschiedene Preise bei „Jugend musiziert“, Preisträger beim Busoni-Wettbewerb in Bozen, Sieger beim Bach-Wettbewerb in Leipzig u. a. : https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Stadtfeld), Andreas Staier */**/*** (u. a. Preis der Deutschen Schallplattenkritik), Lars Vogt * (Preisträger beim IKW in Leeds), Ingolf Wunder * (2. Preisträger beim Chopin-Wettbewerb in Warschau, 2010 sowie dort drei einzelne 1. Plätze), Christian Zacharias /*/**/*** (1969, 2. Preis Concours de Genève, 1973 Preisträger beim Van Cliburn-Wettbewerb in Fort Worth, Texas, USA, 1975 1. Preis beim Ravel-Wettbewerb, Paris), Dieter Zechlin */*** (Sonderpreis beim Bach-Wettbewerb in Leipzig).
    * = in meiner Sammlung,
    ** = live im Konzert erlebt,
    *** = wird noch im laufenden Schubert-Thread (Sonate B-dur D.960) besprochen,
    Mir ist durchaus bewusst, lieber Holger, dass der eine oder andere von Ihnen nach der russischen Klavierschule ausgebildet wurde oder von ihr beeinflusst wurde, aber sie stammten bzw. stammen alle aus dem deutschsprachigen Raum (auch Brendel, obwohl er schon sein halbes Leben in England lebt). Und viele von ihnen sind oder waren als Hochschulprofessoren tätig und kümmern sich auf diese Weise um den "Nachwuchs", um auch ihre Wurzeln weiterzugeben.


    So, jetzt soll es von meiner Seit aus genug des "off topic" sein.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Obwohl es hier in erster Linie um Sänger geht

    Lieber Willi, in dieser Rubrik eigentlich nicht "in erster Linie", sondern geradezu ausschließlich! ;)
    (Wir sind ja auch im Bereich "Die berühmte Stimme".)


    Insofern wäre es schön, wenn die sicherlich auch interessante Diskussion über Pianisten in einer der dafür vorgesehen Rubriken ihre Fortsetzung finden würde. :yes: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Hans, ich bin nicht frustriert. Diesen Zustand kenne ich eigentlich nicht. Und wenn ich ein Problem auf mich zukommen sehe, dann versuche ich mich in einer individuellen Lösung. Die Lösung in diesem konkreten Fall ist, aus der Debatte auszusteigen. Das ist alles. Du siehst mich sehr vergnügt.

    Lieber Rüdiger,


    Du Glücklicher, der keine Frustrationen kennt. ( Keine zu kennen glaubt? Beim Psychologen geht gleich die rote Warnlampe an. Wegen Verdrängungen und all dem Kram) Erhalte Dir diese Frustrationstoleranz. Wenn ich endlich vernünftig würde und aus dem Job rausgehen würde, hätte ich sicherlich auch weniger. Im Moment bin ich wieder ganz dick in frustierende Probleme verwickelt. Ja es gibt halt auch Masochisten.!


    Doch noch eine Bemerkung zum Frust: Ich vermute, dass Alfred im Moment frustriert ist und dort der Grund seiner gegenwärtigen Abstinenz im Forum liegen könnte. Zu wenig Beiträge? Zu viel persönliches Geplauder? Zu viel Beiträge ohne tierfergehende, fachliche Substanz? Beantworten kann es nur Alfred. Er hat ja eine Zielsetzung, Erwartungen und eine klare Linie, wie nach seiner Vision sein Klassik-Forums sein soll. Nur wenn wir seiner Meinung nach vom rechten Weg abgekommen wären, dann soll der Boss mal wieder klare Kante zeigen, uns zur Ordnung rufen und das Schiff in die von ihm gewünschte Richtung lenken.


    Liebe Grüße :hello:
    Herzlichst

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • (Als Ausnahmen von Pianisten aus dem deutschen Sprachraum mit internationaler Bedeutung fallen mir jetzt nur Oppitz ein und einige Österreicher wie Buchbinder, Badura-Skoda oder Demus. Letzterer

    Lieber Holger,
    schön, dass Gerhard Oppitz - der stille, große Meister - hier einmal in seiner internationalen Bedeutung richtig gesehen wird. Wir haben ihn am 29. April 2018 mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll und der "Burleske" von Richard Strauss beim Heilbronner Sinfonie Orchester. Übrigens hat Stimmenliebhaber mit der 8. Sinfonie von Beethoven das passende Schlusstück gefunden. Er half mir damals, weil ich mich festgefahren hatte und einfach nicht auf die Lösung kam. Übrigens sind eine ganze Reihe von Taminos beim Oppitz-Konzert dabei. Sie werden sicherlich berichten. Ich selbst tue mich immer schwer, über das Orchester zu schreiben bei dem ich 45 Jahre lang Erster Vorsitzender war und heute noch maßgeblich an der Programmgestaltung und bei der Solistenauswahl mitwirke.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Mir ist durchaus bewusst, lieber Holger, dass der eine oder andere von Ihnen nach der russischen Klavierschule ausgebildet wurde oder von ihr beeinflusst wurde, aber sie stammten bzw. stammen alle aus dem deutschsprachigen Raum (auch Brendel, obwohl er schon sein halbes Leben in England lebt). Und viele von ihnen sind oder waren als Hochschulprofessoren tätig und kümmern sich auf diese Weise um den "Nachwuchs", um auch ihre Wurzeln weiterzugeben.

    Lieber Willi,


    das Problem ist natürlich komplexer. Die Globalisierung hat heute - wie Du schon anmerkst - auch die Ausbildung an Hochschulen ergriffen. Es gibt keine abgeschlossenen nationalen Schulen mehr. Die Vertreter der russischen Pianistenschule lehren in Deutschland (die Kehrers, Margulis´, Krainjews etc.), so kommen dann russische Pianisten nach Deutschland um bei ihnen zu studieren und die Deutschen bekommen so schon in der Meisterklasse internationale Konkurrenz, der sie sich stellen müssen. Bei Wettbewerben sitzen dann diese Schulhäupter in der Jury und es gilt das Prinzip: Keine Krähe kratzt der anderen die Augen aus - wenn du meinen Schützling gut bewertest, bewerte ich auch deinen gut. So bei Lev Natochenny mit Beziehungen und Vernetzungen und seinen Schülern Stadtfeld und Rubinova. Ich muss allerdings sagen, dass ich von Stadtfeld nicht eine einzige CD besitze. Bisher hat er mich noch nicht motivieren können, eine zu kaufen. :D


    Gulda und Brendel - Jahrgang um die 1930 - gehören noch zu den großen "Alten". Sie waren universell und haben und hatten Weltrang. Gieseking gehörte noch zu denen, welchen - wie Arrau, Richter, ABM oder Gilels - man nachsagte, der "größte Pianist" der Welt zu sein. Über wen der "deutschen" Pianisten der jungen und jüngsten Generation von heute könnte man das sagen? Dann kommt die Zeit der Jahrgänge 1940, 1950, 1960 - und da gibt es dann die Kontinuität solcher Größen nicht mehr. Sicherlich gibt bzw. gab es einige Spezialisten für ein ganz bestimmtes (deutsches) Repertoire, die damit internationale Bedeutung erlangt hatten und haben. Aber z.B. Pollini oder Ashkenazy z.B. haben dann doch Maßstäbe gesetzt, gerade auch was ein universelles Repertoire angeht.


    Die Frage: Sind Annerose Schmidt oder Peter Rösel benachteiligt worden als DDR-Bürger? Ich sehe da erst einmal keinen stichhaltigen Grund. Sie waren international präsent, haben aber international nicht die Bedeutung erlangt, die sie national in der DDR erreichen konnten. Woran mag das liegen? Vielleicht wegen der übermächtigen Konkurrenz?


    Herzlich grüßend
    Holger

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