Beethoven: Diabelli-Variationen

  • Hallo!


    Als ich kürzlich die Diabelli-Variationen hörte, wollte ich heraus finden, wie Beethoven (sowie anderen Komponisten) das Ansinnen angetragen wurde, Variationen über das Thema von Anton Diabelli zu komponieren. Ich hatte gehofft, das mit einem konkreten Datum versehen zu können, das ich für ein musikalisches Kalenderblatt verwenden könnte.


    Auf meine Anfrage


    "Ich beschäftige mich privat gerade mit den Diabelli Variationen. Ich habe versucht zu recherchieren, wann Diabelli Beethoven in der Sache aufgefordert hat, sich mit einer Komposition zu beteiligen. Ich habe mich jetzt dem 7. Mai 1819 angenähert, finde aber keine letztliche Bestägigung. Können Sie das Datum spezifizieren? Liegt der Brief vor und wenn ja, könnten Sie mir eine Abbildung zuschicken? Das wäre sehr nett."


    erhielt ich von der Wissenschaftlichen Abteilung des Beethovenhauses folgende Antwort:


    "wie Sie wissen, hat Diabelli etliche Komponisten zur Abgabe einer Walzervariation aufgefordert. Der älteste datierte Beitrag stammt von Carl Czerny und ist mit 7. Mai 1819 datiert – daher das von Ihnen eruierte Datum. Diabelli muss also schon vor Mai 1819 seine Einladungen verschickt haben, da Czerny am 7. Mai 1819 bereits mit der Aufgabe fertig war.
    Wann genau Beethoven das Thema erhielt, ist aber nicht bekannt.
    Es ist sogar denkbar, dass Beethoven gar keine schriftliche Einladung in Form eines Briefes bekam, denn immerhin ist er Diabelli regelmäßig in persona begegnet, es könnte also auch eine mündliche Absprache gegeben haben."


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Diese Idee von Diabelli, die berühmtesten zeitgenössischen österreichischen Komponisten einzuladen Variationen über ein von ihm selbst komponiertes Thema zu schreiben ist wohl ein marketingmässiger Geniestreich. Die Auswirkungensind in jeder Hinsicht bemerkenswert. Zum einen verdanken wie ihnen das letzt grpße Klavierwerk von Beethoven, zum anderen ist es ein Spiegel der Zeit. Zahlreiche, der hier durch eine Variation verewigten Komponisten sind heute nur mehr . wenn überhaupt - dem Namen nach bekannt.
    Durch ihren Beitrag an dem Projekt wurden sie indes dem totalen Vergessenwerden entrissen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ja, jetzt schiessen sie wieder wie die Pilze aus dem Boden, die Diabelli Variationen. Wobei ich gestehen muß, daß mich die "anderen" Diabelli Variationen eigentlich mehr interessieren, weil sie mir die Möglichkeit geben Komponisten zu hören, die derzeit fast niemand mehr kennt. Ich habe die Aufnahme von Buchbinder - aber Alternativen können nie schaden.

    Ich wurde auf die Diabelli Variationen wieder aufmerksam, als ich mich mit Joseph Mayseder befasste, der auch eine Variation beigesteuert hat.

    Die Komponisten stellen einen Querschnitt der Persönlichkeiten der komponierenden ÖSTERREICHISCHEN Elite jener Zeit dar.

    2015 wurde sie durch Hartmut Spiesecke hier bereits gezeigt.

    Hier nochmals die Liste der an dem Projekt Beteiligten


    Ignatz Assmayer, Carl Maria von Bocklet, Leopold Eustache Czapek,Carl Czerny, Joseph Czerny, Moritz Graf von Dietrichstein, Joseph Drechsler, Emanuel Förster, Jacob Freystaedtler, Johan Gänsbacher, Josef Celinek, Anton Halm, Joachim Hoffmann, Johann Horzalka, Joseph Huglmann, Johann Nepomuk Hummel, Anselm Hüttenbrenner, Frederic Kalkbrenner, Friedrich August Kanne, Joseph Kerzkowsky, Conradin Kreuzter, Eduard von Lannoy, Maximilian Joseph Leindesdorf, Franz Liszt, Joseph Mayseder, Ignatz Moscheles, Ignaz Franz von Mosel, Franz Xaver Mozart, Joseph Panny, Hieronymus Payer, Johann Peter Pixis, Wenzel Planchy, Gottfried Rieger, Philipp Jakob Riotte, Franz Roser, Johann Schenk, Franz Schoberlechner, Franz Schubet, Simon Sechter, Serenissimus Rudolfus Dux, Maximilian Stadler, Joseph de Szalay, Vaclav Tomaschek, Michael Umlauff, Friedrich Dyonisius Weber, Franz Weber, Karl Angelus von Winkhler, Franz Weiss, Johann Wittassek, Jan Vaclav Worzischek, Carl Czerny, Gottfried Rieger


    Wie oft praktiziert, so enthält die Edition 2 CDs wobei CD 1 Beethovens Diabelli Variationen enthält, CD 2 indessen die "allgemeinen" Diabelli Veriationen.

    Interpretation und Aufnahmetechnik sind ausgezeichnet, gezeichnet von Spielfreude und Freude an den Kompositionen - das englischsprachige Booklet stammt vom Pianisten selbst.

    Eine Empfehlung


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu dem Vielen Ungehörten meiner CD-Stapel gehört auch diese Aufnahme

    Lieber Holger,


    hast Du den Ashkenazy inzwischen hören können? Ich kenne diese Aufnahme nicht.


    Trotz Gulda, Brendel und Richter landet bei mir fast immer diese Scheibe im CD-Spieler, wenn ich die Diabelli-Variationen hören möchte:


    Rudolf Serkin (Aufnahme: 1955, Mono).

    Trotz der Monotechnik eine saubere, gut klingende Version. Und Serkin erweist sich wieder als großartiger Beethoven-Interpret.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • ich bin noch davon entfernt, die vollständige Architektur der Diabelle Variationen zu erfassen, also fällt es mir schwer, die einzelne Variation im Zusamnenhang des ganzen zu sehen. Auch die Reihenfolge erschließt sich mir nicht stärker als durch hin und wieder belebende Kontraste. Es bleibt mir hier nicht viel, als der reine Hörspaß und die etwas diffuse Erkenntnis, dass fast alle Musik verwandt ist und einen noch so banalen Anlass haben kann.


    Insofern stellt also jede Interpretation, wenn sie nicht offensichtlich missglückt ist, eine Bereicherung dar. In diesem Sinne möchte ich zwei Interpretationen vorstellen, die beide recht aktuell, wenn auch nicht mehr ganz neu sind




    Igor Levit in einer Zusammenstellung als Variationentrias. Levit spielt engagiert, aber nicht exaltiert. Die Fuge finde ich sehr gelungen.Igor Levit ist vielleicht kein Außenseiter mehr, der zweite Vorschlag schon. Der englische Pianist Michael Leslie gibt auf der CD eine sehr gelungene, reflektierte und sauber durchgestaltete kultivierte Interpretation (englische Zurückhaltung :)) mit der Fuge auch hier als faszinierendem Teil



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    Keiner Interpretation fehlt es an Schwung oder Humor (in letzterer eventuell etwas britisch :/). Reinhören lohnt sich meines Erachtens.

    Es grüßt

    Axel

  • Ich habe leider vergessen, wo ich das gelesen habe, aber man kann die Variationen in einige Gruppen gliedern, die jeweils gewisse "Abschlüsse" haben. Da ich Quelle und Details nicht mehr präsent habe und es da unterschiedliche Vorschläge gibt, kann ich nur so vage auf die englischsprachige Wikipedia verweisen, die Analysen u. Einteilungen von Solomon (4 Abschnitte) und Kinderman (3 Abschnitte) referiert. Es gibt obendrein vielfache "Anspielungen", natürlich das Leporello-Zitat in #22, #23 karikiere angeblich Cramer-Etüden. #14 erinnert an den langsamen Teil einer barocken franz. Ouvertüre. #31 ist ziemlich sicher eine Hommage an Goldbergvar. 25.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Insofern stellt also jede Interpretation, wenn sie nicht offensichtlich missglückt ist, eine Bereicherung dar. In diesem Sinne möchte ich zwei Interpretationen vorstellen, die beide recht aktuell, wenn auch nicht mehr ganz neu sind

    Lieber Axel,


    bei den Diabelli-Variationen habe ich eigentlich noch nie einen bewussten Interpretationsvergleich, weil ich das Werk eigentlich sehr selten höre. Bei mir stehen persönlich die Eroica-Variationen höher im Kurs, die ich noch von Emil Gilels in seinem letzten Solo-Konzertabend in der Düsseldorfer Tonhalle gehrt habe. Von den Diabelli-Variationen habe ich die Aufnahmen von S. Richter, M. Pollini, V. Ashkenazy, A. Ugorsky (zuletzt gehört) und sicher noch die eine oder andere, die mir im Moment nur nicht einfallen. :) Die beiden von Dir genannten habe ich leider nicht! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

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  • Was sollen denn die Totenschädel bedeuten? ;)


    Ich besitze eine absurde Anzahl von Aufnahmen; Katchen, Anda, R. Serkin in Boxen, Schnabel, Gulda, Rosen, Sokolov, Ugorski, Anderszewski, Mustonen, Kovacevich, Staier, Buchbinder (mit denen der anderen Komponisten), Brendel. Vgl. einige Anmerkungen oben. Die eigenartigsten sind Ugorski (u.a. stellenweise ultra-langsam) und Mustonen ("pointilistisch" und staccatissimo in einer Weise, die Gould in den Schatten stellt). Sehr individuelle, aber weniger provokante Lesartern sind Sokolovs und Anderszewskis. Die beiden letztgenannten würde ich durchaus empfehlen. Serkin und Schnabel sind zu recht Klassiker.

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  • Was sollen denn die Totenschädel bedeuten?

    :D Katchen habe ich auch - und wenn Brendel die ganz früh bei VOX aufgenommen hat, ist die ebenfalls in meiner Sammlung.


    Tot sind die Diabelli-Variationen bei mir keineswegs. Demnächst werde ich Ashkenazy hören. :) Allerdings sind bei mir bei den "Mammut-Variationswerken" an Nr. 1 eindeutig auf Platz 1 die Händel-Variationen von Brahms (in der wie ich finde idealen Aufnahme von Claudio Arrau). In dieses Werk bin ich geradezu verliebt! ^^ :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Was sollen denn die Totenschädel bedeuten? ;)

    wenn die Interpretation von Johannes Schlüter stimmt, dann ist die Aufnahme geradezu eine absurde Form von britischem Humor. Ich kann aber versichern, dass der Pianist die Probleme in den Griff bekommen hat :jubel:.


    Er gibt am Ende sowohl auf Englisch wie auch auf Deutsch noch ein paar Erläuterungen zu den Variationen, wobei die Totenköpfe aber nicht zur Sprache kommen.

  • Der Ausschnitt ist aus der Fuge Var. 32, aber häufiger als alle zwei Takte ein Totenkopf ist für einen Profi doch etwas häufig ;)

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  • Wenn ich recht erinnere, hatte Beethoven für die Diabellis vorübergehend auch mal eine Einleitung geplant. Staier improvisiert eine (oder hat sie komponiert) zwischen seiner Auswahl der Variationen anderer Komponisten und Beethovens.

    Eine Einleitung wäre eine weitere Parallele zu den Eroica-Var. gewesen. Denn in denen ist die "Finalgestaltung" schon im wesentlichen vorgezeichnet: Mollvariation (nur sind es eben drei hintereinander in op.120 und #31 sehr langsam und verziert, während in op.35 eine verzierte Durvariation auf das Minore folgt) Fuge (nur ist die in op.120 nicht in der Haupttonart) und als letzte Variation eine sehr koloristische in mäßigem/langsamen Tempo.

    Zwar ist die Idee, zumindest den Abschluss einer Variationenreihe in einer Art Steigerung zu gestalten nicht neu, aber Beethoven hat hier, wie auch sonst häufig, sehr deutlich zu einer Dramatisierung dieser Form beigetragen.

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  • Beethoven hatte ein gespaltenes Verhältnis zum Thema des Walzers, das ihm von Anton Diabelli zugesandt wurde.

    Er nannte es „Schusterfleck“ (= abwertender Begriff für eine Musik, die mit harmonischen Versatzstücken arbeitet) Nach der schriftlichen Anfrage für eine Variation liess Beethoven geschäftstüchtig und geschickt im Umgang mit Finanziellem den Verleger wissen, dass er für 40 Dukaten gerne bereit wäre, das Thema alleine zu bearbeiten. Diabelli bot ihm das Doppelte, wenn er nicht mehr als sieben Variationen schriebe. Diabelli mahnte Beethoven öfter schriftlich oder mündlich an. Beethovens Reaktion blieb aus. Wie wir heute wissen, hat sich der Komponist nicht daran gehalten nur sieben Variationen zu schreiben. 1823 übergab er als letzter Komponist den ganzen Zyklus von 33 Veränderungen.


    Alfred Brendel würdigt im Artikel "Das umgekehrt Erhabene: Beethovens Diabelli-Variationen" dieses Gipfelwerk der Variationskunst. Den Text findet man in Brendels lesenswertem Buch "Über Musik".


    Bei allem, was sie an Ernst und Lyrik, an Geheimnisvollem und Depressivem, an Sprödigkeit und besessener Virtuosität enthalten, sind Beethovens Diabelli-Variationen ein Kompendium musikalischer Komik. […] Diabellis Walzer wird von Beethoven „kommentiert, kritisiert, verbessert, parodiert, verlacht, ad absurdum geführt, missachtet, verzaubert, veredelt, beklagt, beweint, zerstampft und schliesslich humoristisch verklärt.



    In meinem Regal unter Beethoven habe ich diese Aufnahme der Diabelli Variationen mit dem Pianisten Daniel Barenboim aus dem Jahr 1965, 1988 bei mca Records, Label Ermitage erschienen. Tamino-Mitglied AcomA hat sie in seinem Beitrag 8 in diesem Thread gelobt.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die neuste Aufnahme der beethovenschen Diabelli-Variationen Op. 120 ist vor wenigen Tagen beim Label DECCA herausgekommen.


    Mitsuko Uchida ist die Pianistin.



    Ein Jahr zuvor wurde die historische Aufnahme von Maria Yudina veröffentlicht. Beigegeben ist die Klaviersonate Nr. 22 F-Dur Op. 54. Die Einspielungen entstanden 1951 bzw. 1961.


    In Beitrag 59 des Tamino-Mitgliedes Frank Georg Bechyna, einem Kenner der Klavierliteratur, wurde die Interpretation mit der Empfehlung hörenswert erwähnt. Frank Georg Bechyna verstorben



    Die Interpretation von Swjatoslaw Richter wurde bereits ebenfalls von den Tamino-Mitgliedern Wulf (Beitrag 32) und Christian B. (Beitrag 33) erwähnt. Ob es diese ist, weiss ich nicht, weil die Verlinkung nicht funktioniert. Die hier Vorgestellte stammt aus dem Jahr 1988, ist beim Label alto im Katalog und beim Werbepartner jpc zu erwerben. Gekoppelt ist Beethovens Op. 120 mit der mozartschen Violinsonate G-Dur KV 379, die der Pianist mit dem Geiger Oleg Kogan spielt.


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  • Ich genieße gerade die Diabelli Variationen - nicht nur die von Beethoven, sondern auch die 50 von weiteren Künstlern, die uns einen tollen Eindruck aus jener Zeit geben!

    https://youtu.be/q7wp3lNRHjk


    Ganz toll finde ich z.B. jene Variation vom 11-jährigen Lizst (41:50) (und die folgende), von J. Panny (47:51), Pixis (50:50) und natürlich Schubert (1:01:46) ...

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan

  • Diese aufschlussreiche, akribische Untersuchung mache ich durch die Verlinkung zugänglich:


    Thomas Glaser hat 2021 eine Arbeit zu "Formgestaltung aus aufführungspraktischer Perspektive. Zur Interpretationsgeschichte von Beethovens 33 Veränderungen über einen Walzer von A. Diabelli op. 120" an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz eingereicht und in der Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie/18/Sonderausgabe veröffentlicht.


    66 Aufnahmen, die zwischen 1937 und 2018 erschienen, hat der Autor untersucht. Mehr Informationen im Abstract.


    https://www.gmth.de/zeitschrift/artikel/1128.aspx

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  • Meine erste Begegnung mit den Diabelli Variationen war noch in den Siebzigern mit einer Platte von Rudorlf Buchbinder


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    Sie erschlossen sich keineswegs einfach. Auch heute noch finde ich das Werk merkwürdig, obwohl ich es natürlich vorwärts und rückwärts hören kann. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt schon an die Hammerklaviersonate gewöhnt, aber diese abrupten Übergänge in den Variationen, diese Kombination von brüsken Humorausbrüchen mit anschließender Innerlichkeit - und Buchbinder schont einen nicht - waren schon eine eigene Welt. da halfen die Sonaten nicht wirklich. Diese Interpretation war für mich trotz des jugendlichen, überhaupt nicht titanenhaften Aussehens des Interpreten prägend .... :)


    Nun hat Buchbinder zum Beethovenjahr eine neue Interpretation abgeliefert, die in gewisser Weise die Schärfen der ersten noch einmal deutlicher herausstellt. Nun bin aber jetzt auch fünfzig Jahre älter und vielleicht auch weiser (manche zweifeln daran ;)) und habe nicht mehr dieselben Rezeptionsprobleme und kann die Variationen genießen.



    Für diese Einspielung hat Buchbinder elf zeitgenössische Komponisten beauftragt, Variationen zu schreiben, was der Scheibe für mich einen eigenen Charme verleiht. Wir hören Variationen von u.a. Lera Auerbach, Johannes Maria Staud, Toshio Hosokawa, Jörg Widmann. Brett Dean schrieb eine Variation für Rudi :)


    Genauer gesagt ist es ein Kompositionsauftrag einer größeren Menge ....


    Zitat von Booklet


    "...ein Kompositionsauftrag von Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Brucknerhaus Linz, Centro Nacional de Difusión Musical Madrid, Gewandhaus zu Leipzig, Fundação Calouste Gulbenkian Lissabon, National Centre for the Performing Arts Peking, Palau de la Música Catalana Barcelona, Philharmonie de Paris, Stars of the White Nights Festival St. Petersburg, Stiftung Klavier-Festival Ruhr und Tonhalle-Gesellschaft Zürich, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung."


    Das Doppelalbum ist ein, wie ich finde, ausgesprochen empfehlenswertes Paket. Von den Variationen aus der Ära "Anton Diabelli" spielt er nicht alle fünfzig mehr ein, sondern nur noch die bekannteren von Schubert, Mozart (Sohnemann!), Czerny, Liszt (11 Jahre alt), Klalbrenner, Hummel und Moscheles


    Hier ein Teaser der Grammophon zum Diabelli Projekt



    Hier lacht Buchbinder in beethovenscher Manier über Diabellis Thema



    und hier hören wir das expressive Largo, die Fuge und den ätherischen Ausklang





    Ja und hier noch die Variation von Lera Auerbach



    Aucch Max Richter schrieb eine Variation. Hier macht er ein paar kleine Anmerkungen dazu