Der schönste Schluss

  • Ich gehe nur in eine Turandot wo der Alfano Schluß gespielt wird.

    Aber auch davon gibt es ganz unterschiedliche Versionen. Der komplette Alfano-Schluss wurde irgendwie 1980 oder so das erste Mal aufgeführt. Die Version, die man aus vielen Vorstellungen und Aufnahmen kennt, ist eine starke Komprimierung. Schon der Uraufführungsdirigent Arturo Toscanini hat den Alfano-Schluss massiv gekürzt (aus guten Gründen), später hat man teilweise noch kürzere Fassungen gewählt. Die komplette Variante finde ich teilweise unfreiwillig komisch. Und ob Puccini die Oper wirklich mit einem Chor, der die Melodie des "Nessun dorma" beendet hätte, werden wir nie sicher wissen. Wir wissen nur, dass er sie nicht beendet hat.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nachdem ich nun auch Dr. Pingel einige herrliche leise verklingende Schlußakkorde präsentieren konnte, mach ich nochmal ein bißchen Krach.


    Alexander Skrjabin: Le Poem de l Éxtase.


    Dieses relativ kurze Werk (max 20 min) mit einem Riesenorchester wird nicht jeden ansprechen. Der Rezensent der Uraufführung (Moskau 1909) Oskar von Riesenmann schreibt dazu:


    "Wer könnte sich einer Gänsehaut erwehren, wenn unter dem betäubenden Lärm von Pauken, Trompeten, Posaunen, Harfenglissandos, großen und kleinen Glocken endlich 8 Hörner das Thema der Selbstbejahung in die schreckensstarre Menge hineinbrüllen? Und es jubelt ein Schrei in die Welt hinaus: Ich bin!! Die Mitfreude über diese Tatsache kann bei Menschen mit schwachen Gehörnerven nur eine geteilte sein"


    Die rein physisch überwältigende Klangkulimination des Werks zählt zu den berauschendsten Momenten, die im Konzertsaal erfahrbar sind, so vermerkt es der Harenberg-Konzertführer. Und so erlebe ich es jedesmal, wenn ich meine CD mit dem Chicago-Sinfonierorchester unter Pierre Boulez auf den Teller lege. Live erst einmal gehört, die Wirkung des Finals ist eine ungeheure!!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Um die Worte von La Roche aufzugreifen - "Wer könnte sich einer Gänsehaut erwehren" - ja, wer könnte sich einer Gänsehaut erwehren im Finale
    von Rigoletto, La Traviata und La Boheme, sowie auch Mme. Butterfly", um nur einige zu nennen.
    Hier trifft aber statt "schön", wohl eher die Beschreibung "emotional berührend, bewegend, ergreifend" zu.
    Voraussetzung ist da natürlich, daß die Inszenierungen werkgetreu sind und die Solisten - und Ensembleleistung hervorragend ist.
    Ich erinnere mich noch genau an meine erste erlebte Boheme in der Berliner Staatsoper.
    Als das Finale verklungen war und das Licht im Zuschauerraum wieder anging, hatten etliche Zuschauer, auch viele männliche, ein Taschentuch an den Augen.
    Aber um mal bei dem eingangs geforderten Begriff "schön" zu bleiben - hier mal von mir etwas für die Rubrik "ins Fettnäpfchen treten",
    was mir jetzt bei einigen unter uns bestimmt gelingt...
    Ich hatte das früher, an anderer Stelle, schon mal erwähnt: Vor ein paar Jahren hatte unser KMD auch mal ein Stück von Olivier Messian in seinem Orgelprogramm.
    Ich hatte die Ehre und die Freude, daß ich ihm an der Orgel sehr oft registriert habe. Im Gegensatz zu mir, fand er dieses Stück großartig und war begeistert.
    Aber auch für mich gab es eine wirklich "schöne Stelle" - nämlich den Schlußakkord und das in doppelter Hinsicht.
    Zum einen, weil es tatsächlich ein schön klingender gewaltiger Dur - Akkord war, der sich in unserer großen Peterskirche wirkungsvoll und beeindruckend ausbreitete.
    Und zum anderen war es für mich wirklich "schön", wenn dieses Stück, was meinem musikalischen Empfinden und Seele und meinen Ohren richtig weh tat,
    mit diesem Akkord endlich zu Ende war. Zum Glück waren aber die anderen Stücke des Programms wirklich schön.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Der Schluß der Ariadne auf Naxos wurde in diesem Thread schon genannt. Es ist einer der schönsten Opernschlüsse.
    Neben vielen bekannten großartigen Aufnahmen steht die Züricher Claus-Guth-Inszenierung, deren Schluß ich hier verlinken möchte: Gibt es kein Hinüber?

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Der Schluß der Ariadne auf Naxos wurde in diesem Thread schon genannt. Es ist einer der schönsten Opernschlüsse.

    Ja, aber wirklich nur in der Zeitfassung. In der 2012 in Salzburg gespielten und von mir dort gesehenen Erstfassung singt nach den letzten Tönen von Ariadne und Bacchus die Zerbinetta nochmal länger, denn kommen die vier Wursteln nochmal und am Ende spricht Herr Jordain aus dem "Bürger als Edelmann" - furchtbar. Die Unterschiede im zweiten Teil, also der "Oper", waren für mich weit schlimmer als alles, was da im ersten Teil statt des erst für die Zweifassung komponierten "Vorspiels" veranstaltet wurde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"