Literatur für die Ohren - Hörbücher


  • Es ist wohl besser, ich verziehe mich mal aus Thread "Was hört ihr gerade jetzt" in dieses Hörbuch-Forum; hier paßt meine gerade aktuelle Hörmanie besser hin. Jetzt also Lessings Toleranz- und Humanismusdrama mit Ernst Deutsch als Nathan, Franz Schafheitlin als Sultan Saladin, Luitgard Im als Recha, Käthe Haack als Daja und anderen. Es ist eine Aufnahme nach der Inszenierung von Karl-Heinz Stroux (1956, Berlin).


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER


  • Diese Aufnahme kam soeben aus dem Player. Wie beim argon-Hörbuch-Verlag üblich, ist es nur eine erheblich gekürzte Aufnahme von Lessings Werk, aber mit engagierten Schauspielern wie Fritzi Haberlandt, Max von Pufendorf, Hans-Michael Rehberg und anderen.


    Goethe schrieb zu diesem Schauspiel: "Übrigens steckt das Stück voller Verstand, voller Weisheit, voller Blicke in die Welt."


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER


  • Die Hörlust brachte mich zu dieser Büchner-Produktion aus dem argon-hörbuch-Verlag; mit Werner Wölbern als Woyzeck, Sandra Hüller als Marie, Walter Renneisen als Doktor, Michael Rotschopf als Tambourmajor. Weiter noch dabei sind Bernhard Schütz, Fabian Busch, Florian von Manteuffel, Martin Leutgeb, Heinz Schimmelpfennig, und noch viele andere. Rainer Maria Rilke sagte über das Werk Büchners: "Das ist Theater, so könnte Theater sein."






    Mit Wolf-Dietrich Sprenger als Gerichtsrat Walter; Hilmar Eichhorn als Adam; Winfried Glatzeder als Licht; Jutta Hoffmann als Marthe Rull; Stephanie Schönfeldt als Eve, Jörg Malchow als Ruprecht.


    Damit ist momentan meine Lust an Hörbüchern mal erst wieder abgeschlafft. Es geht wieder zur Musik.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Nach der Musik und vor dem einschlafen gibt es momentan



    Vielleicht nicht unbedingt das richtige vor dem Einschlafen, da es eine insgesamt erschütternde Geschichte ist. Aber ein tolles Buch, gelesen von einer sehr ausdrucksstarken und angenehmen Stimme.


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)


  • Im Vorgriff auf den 100. Jahrestag des Attentats von Sarajewo (28. Juni 1914) und den Beginn des 1. Weltkrieges lausche ich gerade diesem spannenden Buch von Christopher Clark.


    Viele Grüße


    enkldu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Ich habe mir diese Woche gleich zwei Hörbücher angehört, beide von Stephen King: zuerst "The Green Mile", gestern "Puls", beide gelesen vom wunderbaren Sprecher David Nathan, der auch als Synchronstimme von Johnny Depp bekannt ist.



    Von Nathan habe ich schon mehrere Sachen gehört, etwa "Interview mit einem Vampir" und "Der Fürst der Finsternis" von Anne Rice (leider gekürzte Lesungen). Er hat eine sehr angenehme Stimme, die ich mir über Stunden am Stück anhören kann, ohne dass es lästig wird, und kann wirklich großartig erzählen.


    "The Green Mile" habe ich bereits als Film gesehen, das Buch zeigt, wie genau sich der Film an die literarische Vorlage hielt; nur die missglückte Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl, die schon im Film ziemlich eklig war, ist im Buch noch grauenhafter und detaillierter beschrieben. Großartig fand ich das Buch aber nicht.


    "Puls" (im Original "Cell") ist eine völlig andere Geschichte: ein Mann muss erleben, wie in der Stadt alle Leute, die mit Handys telefoniert haben, plötzlich zu einer Art Zombie werden, die eine seltsame Sprache sprechen und andere Leute anfallen und töten. Bald findet er heraus, dass über die Handys ein Impuls gesendet wird, der die Menschen dazu veranlasst.
    Die Geschichte beginnt ziemlich stark, als plötzlich und unvermittelt das Chaos um die Hauptfigur herum ausbricht. Auch gibt es ein paar gruselige Momente, aber dann entwickelt sich die Geschichte ein bisschen zu sehr in Richtung klassischer Zombiefilm, und ganz abstrus wird es, als die "Zombies" auch noch telepathische Fähigkeiten entwickeln.


    Also beides keine Bücher, die ich weiterempfehlen würde, aber gelesen wurden sie großartig!




    LG,
    Hosenrolle1

  • Also beides keine Bücher, die ich weiterempfehlen würde, aber gelesen wurden sie großartig!


    So eine Bewertung gefällt mir sehr gut. :) Es gibt viele Hörbücher, die exzellent gelesen werden. Insofern stimme ich Hosenrolle! zu, dass sich der Vortrag mitunter sogar selbständig machen kann. Mein Streben geht allerdings in die Richtung, für ein mich interessierendes Werk auch die mir passende Interpretation zu finden. Gern lasse ich mir Romane, die ich ich lesend nicht noch einmal als ganzes in Angriff nehmen werde, vorlesen. Thomas Mann, die große und nachhaltige Lesererfahrung meiner Jugend, habe ich - obwohl die Bücher allesamt im Regal stehen - fast nur noch hörend um mich. Dabei erschließen sich Details und Zusammenhänge, die ich beim lesen nicht gewann. Dickens hört sich auch sehr gut an für mich. Und Anna Seghers wenn sie ihre Erzählung "Der Ausflug der toten Mädchen" in ihrem schleppenden und unverwechselbaren Mainzer Dialekt vorträgt.



    Hörbücher betrachte ich als Vertiefung und Gewinn bringende Wiederholung. Als hörte man eine bestimmte Musikaufnahme immer und immer wieder. Manches kann ich inzwischen auswendig. Ich habe noch nie ein Werk gehört, das ich zuvor nicht auch gelesen hätte. Insofern ist mein Interesse etwas historisch betont.


    Schauspiele und Dramen schätze ich als Hörbücher, weil ich bei dieser Gelegenheit Interpreten vernehmen kann, die diesen Namen verdienen. Auf dem heutigen Theater sind Stücke viel zu oft verstümmelt und dazu noch erbärmlich gesprochen. Ich verstehe sie dann nicht gut genug, inhaltlich wie akustisch. Der verbreitete grelle Alltagsslang verleitet mir viele Stücke.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Dickens hört sich auch sehr gut an für mich.

    Es ist zwar noch nicht die passende Jahreszeit, aber ich habe mir vor längerer Zeit Dickens "Christmas Carol" als Hörbuch angehört, gelesen von Tim Curry. Mir gefiel die Lesung sehr gut, weil Curry selbst Engländer ist und Scrooge und die anderen Figuren gut rüberbringt.



    LG,
    Hosenrolle1

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo!


    Meinen Goethe sollte ich mal weiterhören - habe vor einigen Wochen bereits ausgesetzt:



    Parallel gibt´s demnächst noch folgendes (wir fahren Ende der nächsten Woche nach Spanien - das ist der Krimi für die Fahrt):



    Wer spannende und geradlinige Krimis mag, dem sei Harlan Coben wärmstens an Herz gelegt.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Der kaum bestreitbare Vorteil eines Hörbuches ist es, sich unkompliziert einem Buch nähern zu können, welches einen einerseits zwar recht oder schlecht interessiert, welches man andererseits aber nicht unzweifelhaft der Mühe für Wert erachtet, tatsächlich gelesen zu werden. Und dieser Vorteil wird noch um ein Vielfaches größer, sollte man - wie in meinen Fall - dem Zwang unterliegen, jedes begonnene Buch, und sei es noch so langweilig oder schlecht, zuende lesen zu müssen.


    Nun hat Paula Hawkins mit ihrem Bestseller Girl on the Train (GotT) sicherlich keinen schlechten oder langweiligen Thriller vorgelegt. Auch mag der u.a. vom SPIEGEL erhobene Vorwurf, es handele sich hier um einen durch Verlag und Lektoren "gemachten" Welterfolg nicht recht treffen, denn schließlich ist dies nichts anderes, als buisiness as usual und seit Poe, Doyle, King und einigen anderen "Altvorderen" sind ohnehin alle Krimis und Thriller irgendwie "Varianten vom Reißbrett". Interessanter wird GotT vielleicht dadurch, dass die Protagonisten names Rachel in keinster Weise eine Heldenfigur, sondern schlicht eine angehende Alkoholikerin ist, welche mit allen anderen in dem Buch vorkommenden Personen das Schicksal teilt, mehr oder weniger unsympathisch zu sein. Andererseits wird das Fehlen irgendeiner, wenigstens annähernd als Symphatieträger geeigneten Figur spätestens ab der Hälfte des Buches für den Leser bzw. Hörer etwas unbefriedigend.
    Der Plot wird ähnlich einem Tagebuch aus der Sicht dreier Frauen erzählt: neben Rachel gibt es Anna, welche Rachel ihren Ehemann Tom ausgespannt hat und nun glücklich mit ihm verheiratet ist, sowie Megan, die - mit Scott verheiratet - in derselben Straße in einem Vorort von London lebt, wie Anna. Als weiterers Personal wären noch Rachels Freundin, sowie zwei Polizeibeamte zu nennen, welche allesamt für die eigentliche Handlung jedoch ohne weiteren Belang sind. Die Idee des Hörbuches besteht darin, die Erzählungen der drei Frauen Rachel, Anna und Megan durch drei verschiedene Sprecherinnen lesen zu lassen. Das funktioniert recht gut, d.h. die Stimmen sind unterschiedlich genug, wenngleich mir auch hier - allerdings rein subjektiv - keine sonderlich symphatisch erschien.



    Ein inhaltlicher Abriß ist überall nachzulesen und braucht hier nicht wiederholt zu werden. Dem versierte Krimileser wird es nicht schwerfallen, sowohl Opfer, als auch Täter frühzeitig zu identifizieren um sich anschließend über einige logisch nicht unbedingt zwingende Einzelheiten zu wundern. Die größte davon vielleicht doch, warum es sich bei dem Buch um einen sogenannten "Weltbestseller" handelt ... !?


    Wer nun weder lesen noch hören mag, kann auch auf die inzwischen vorliegende Verfilmung zurückgreifen:



    Was übrigens den oben behaupteten Eskapismus vor dem realen Buch angeht, sind m.E. Verfilmungen anders als Hörbücher eher ungeeignet :untertauch:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hallo!


    Ich höre seit heute das neue Buch von Robert Harris: München.



    "Die Welt am Abgrund - nach "Vaterland" der neue Geschichtsthriller von Robert Harris.


    September 1938 - in München treffen sich Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier zu einer kurzfristig einberufenen Konferenz. Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden. Im Gefolge des britischen Premierministers Chamberlain befindet sich Hugh Legat aus dem Außenministerium, der ihm als Privatsekretär zugeordnet ist. Auf der deutschen Seite gehört Paul von Hartmann aus dem Auswärtigen Amt in Berlin zum Kreis der Anwesenden. Er ist Mitglied einer Widerstandszelle gegen Hitler. Legat und von Hartmann verbindet eine Freundschaft, seit sie in Oxford gemeinsam studiert haben. Nun kreuzen sich ihre Wege wieder. Wie weit müssen sie gehen, wenn sie den drohenden Krieg verhindern wollen?


    Der neue Politthriller von Robert Harris - ein Hörbuch über Hochverrat und Unbestechlichkeit, über Loyalität und Vertrauensbruch. Und wie immer bei Robert Harris lassen sich über die historischen Figuren und Ereignisse erhellende Bezüge zur aktuellen Weltpolitik herstellen.


    Grandios gelesen von Frank Arnold."


    Ich war schon von seinem Buch "Vaterland" (und dem Film) begeistert.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich muß gestehen, daß ich mich mit dem Kopfkino nur in Ausnahmefällen anfreunden kann. Und wenn, ist es meistens was aus dem Genre Krimi oder Horror. Lovecraft gelesen von Daniel Nathan ist ein wirklicher Nervenkitzel - und seltsamerweise stören mich die Manierismen des Autors weniger, wenn ich sie hör als wenn ich sie lese. Mein persönlicher Hörbuch-Höhepunkt ist bisher „Diskrete Zeugen“ von Dorothy Sayers, (leider gekürzt) gelesen - oder soll man sagen: als britische Gesellschaftskomödie inszeniert von Christian Brückner. Einfach grandios!

    ...

  • Beim Autofahren zur Arbeit liefen diese 6 CDs in der Lesung des Autors Roger Willemsen (1955-2016). In Momentum sind tagebuchartige Beschreibungen von erinnerten persönlichen Augenblicken wie an einer Perlenkette aufgereiht. Es folgt keiner Handlung. Ich hörte gespannt zu. Willemsen, ein Hochintellektueller, hat mich mit diesen Texten in ihrer Skurilität, Sprunghaftigkeit und Sinnlichkeit überrascht. Sie sind ähnlich wie seine Reisebeschreibungen. Doch geht er hier noch einen Schrit weiter und zeigt dem Zuhörer seine innere Welt und sein Erleben. 494 Minuten dauert die Lesung des ungekürzten Textes.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928