Zwangvolle Plage! Müh' ohne Zweck!

  • Aber etwas zwei Jahrzehnte früher - also in den späten 40er und frühen 50er Jahren - war Hotter irgendwie der Gott der Götter!

    Gibts nicht die ersten Wotan-Aufnahmen von Hotter schon von 1938? Und ein früher Münchner Holländer von Anfang der 1940er Jahre, da gefällt er mir auch ziemlich gut, und vor allem ein Mandryka aus den 1940er Jahren (?), zumindest war Hann noch als umwerfender Waldner dabei, in Aufnahmen nach 1955 gefällt mir Hotter eigentlich nicht mehr, nur noch im Charakterfach (Morosus, La Roche), und das nicht wegen, sondern trotz seiner Stimme, wegen seiner großen Gestaltungskraft und Authentizität.


    Adams trockene Stimme und sein ungepflegtes Vibato mochte ich nie.

    Ich kann das so pauschal nicht unterschreiben, auch wenn Adam lange überhaut nicht mein Lieblingssänger war. Aber es gibt sehr unterschiedliche Adams, den grobschlächtig forcierenden ebenso wie den feinsinnig phrasierenden und edel timbrierten. Wenn er nicht übermäßig forcierte, hatte er schon eine beeindruckend intakte und samtige Stimme, und da sbis ins hohe Alter (da fast mehr als zwischendurch, weil er da dann ncht mehr so forcierte beim Singen).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Fiesco: Hallo 9079wolfgang, gestern war da noch eine CD zu haben, ansonsten hätte ich das natürlich gesagt, tut mir jetzt leid !


    Mir war doch so, daß ich diese CD schon gehört habe, und ich bin fündig geworden. Ein guter Tamino-Freund hat mir diese CD gebrannt. Leider kann ich sie nicht auf einem CD-Player abspielen sondern nur auf dem Computer. Gottseidank habe ich dort zwei 2-Wege-Boxen von Quadral angeschlossen, sodass ich mich an einem recht guten Klang erfreuen kann. Doch sobald die von Dir eingestellte CD wieder lieferbar ist, werde ich zugreifen.


    Gruß Wolfgang

    W.S.


  • Es ist immer reizvoll, Aufnahmen zu hören, deren Ausführende man selbst schon auf der Bühne gehört und gesehen hat.
    Stephen Gould habe ich oft als Tannhäuser in Berlin, einmal als Lohengrin in Hamburg und einmal als Tristan in Berlin erlebt, ebenso Anna Larsson als Erda und Jochen Schmeckenbecher als Alberich 2016 im Ring an der Berliner Staatsoper. Dort sang Matti Salminen den Fasolt im Rheingold.
    Den Dirigenten hörte ich im Bayreuther Siegfried 2016 bei der Arbeit.


    • Siegfried: Stephen Gould
    • Mime: Christian Elsner
    • Wanderer: Tomasz Konieczny
    • Alberich: Jochen Schmeckenbecher
    • Fafner: Matti Salminen
    • Waldvöglein: Sophie Klußmann
    • Erda: Anna Larsson
    • Brünnhilde: Violeta Urmana


    Von der 82-er Janowski-Einspielung des Siegfried ist Matti Salminen noch dabei und seiner Rolle treu geblieben. Fafner ist - auch wenn der Komponist anderes vorschreibt - offenbar unverwüstlich.


    Ein kurzer Eindruck des Ersthörers muß heute genügen. Konzertante Opernaufnahmen sind ein wenig unentschieden: Die Perfektion einer Studioaufnahme können sie nicht erreichen, die Stimmung einer echten Opernaufführung nicht einfangen.


    Marek Janowski gewichtet die Steicher gegen das Blech etwas stärker. Dadurch hört man Überraschendes im Vorspiel zum dritten Akt, muß aber - wie ich finde - deutliche atmosphärische Einbußen beim Vorspiel zum zweiten hinnehmen.
    Stephen Gould, körperlich und stimmlich ein Recke, meistert die Titelpartie souverän, ohne Verschleißerscheinungen. Die Stimme Christian Elsners, seines Widerparts, bleibt mir als trocken, angestrengt, etwas rauh in Erinnerung. Kein Mime, dem man grinsend und nicht ohne Sympathie zuhört.
    Tomasz Koniecznys Wanderer kultiviert die Knurrigkeit und Rauheit. Er wirkt involvierter, als das "Zu schauen kam ich, nicht zu schaffen." nahelegt. Bei der Wissenswette aber erzeugt die Beschränktheit des Ausdrucks beider Protagonisten einen Anflug von Langweile bei mir.
    Jochen Schmeckenbecher gefällt mir in dieser Aufnahme am besten und dominiert die Szene vor der Neidhöhle.
    Violeta Urmanas Brünnhilde klingt heldisch, reif und etwas überscharf. Kein Gran Sanftheit des Mädchens ist der Erwachenden geblieben. Sie regt nicht dazu an, das herrliche Liebesduett erneut zu hören.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich war in dieser konzertanten Aufführung in der Berliner Philharmonie 2013, die hier verewigt wurde. Eine der unerquicklichsten "Siegfried"-Aufführungen meines Lebens, natürlich bin ich nach dem 2. Akt gegangen, allerdings wirklich arg enttäuscht.
    Die Orchesterleistung und fand ich bestenfalls solide und die dirigentische Interpretation grobschlächtig, an Thielemann oder Horst Stein durfte man nicht denken.


    Herr Gould mag die Partie (einigermaßen) souverän gesungen haben (der Spitzenton beim ersten Aufschwung kam damals nicht), ansonsten blieb er dieser Rolle interpretatorisch beinahe alles schuldig, sprachlich und auch im stimmlichen Differnzierungsvermögen, außerdem sah er fast genauso aus wie Mime und saß bei dessen längeren Passagen einfach unbeteiligt dabei.
    Christian Elsner, der ja eigentlich mehr als eine Mime-Stimme hat und kurz zuvor bei Rattle am gleichen Ort den Siegmund gesungen hatte, war kein Mime, versucht diesen besonders stimmkarikierend zu zeichnen und das war einfach nur unschön.
    Herr Koniecny klang mehr wie ein Alberich als wie ein Wanderer, während Herr Schmeckenbecher live im Saal auf mich stimmlich überfordert wirkte. Ja, und dann die lebende Legende Matti Salminen, endlich mal live als Fafner (in der Deutschen Oper hatte er immer nur Fasolt, Hunding und Hagen gesungen, nie den Fafner): was für eine Enttäuschung! Am Anfang mit einem Trichter ausgestattet, versuchte er noch auf das Volumen zu kommen, dass er eigentlich nicht mehr hatte- und präsentierte in der Folge leider nur noch schüttere Reste seiner einstigen Prachtstimme.
    Selten haben ich eine (konzertante) Opernaufführung so frustriert (vorzeitig) verlassen - und von denen, die blieben, habe ich hinterher gehört, dass ich im 3. Akt (Stichwort: Urmana als Brünnhilde!) auch nichts Positives mehr verpasst habe...


    Was waren das in der Deutschen Oper Berlin für Sternstunden, wenn Kollo (an guten Abenden) als Siegfried, Horst Hiestermann als Mime und Robert Hale als Wanderer den 1. Akt im Friedrich-Tunnel-"Ring" rockten, und wenn im 2. Akt beim Waldweben Witz und Poesie sich wunderbar vereinten. Aber in der Philharmonie? Keine Magie, kein Zauber, Null!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ja, und dann die lebende Legende Matti Salminen, endlich mal live als Fafner (in der Deutschen Oper hatte er immer nur Fasolt, Hunding und Hagen gesungen, nie den Fafner): was für eine Enttäuschung! Am Anfang mit einem Trichter ausgestattet, versuchte er noch auf das Volumen zu kommen, dass er eigentlich nicht mehr hatte- und präsentierte in der Folge leider nur noch schüttere Reste seiner einstigen Prachtstimme.


    Ich habe Salminen vor knapp zehn Jahren an der Semperoper als Fasolt (also im "Rheingold") erlebt, wusste das damals als relativer Einsteiger im Wagnerfach gar nicht voll zu würdigen. Ich wunderte mich aber schon damals, dass er nicht den Fafner sang, als den ich in in den Met-Aufnahmen unter Levine dann so schätzen lernte. Für die Bösen war Salminen m. E. prädestiniert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Ich habe Salminen vor knapp zehn Jahren an der Semperoper als Fasolt (also im "Rheingold") erlebt, wusste das damals als relativer Einsteiger im Wagnerfach gar nicht voll zu würdigen. Ich wunderte mich aber schon damals, dass er nicht den Fafner sang, als den ich in in den Met-Aufnahmen unter Levine dann so schätzen lernte. Für die Bösen war Salminen m. E. prädestiniert.

    Aber er war auch ein ganz wunderbarer Fasolt, häufig in Berlin erlebt, auch 2008 in Dresden, da war's dann schon nicht mehr so gut wie in den Neunzigern in Berlin, aber in Chereau-"Ring" hat er ja auch den Fasolt gesungen. In meiner ersten "Rheingold"-Aufnahme, Janowski 1983, war er ein markerschütternder Fafner, das hat mich ungemein beeindruckt und ich wollte ihn daher immer mal live als Fafner erleben - im "Rheingold" hat sich dieser Wunsch leider nie für mich erfüllt und von der Enttäuschung besagter "Siegfried"-Auffhrung hatte ich ja oben berichtet.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Was waren das in der Deutschen Oper Berlin für Sternstunden, wenn Kollo (an guten Abenden) als Siegfried, Horst Hiestermann als Mime und Robert Hale als Wanderer den 1. Akt im Friedrich-Tunnel-"Ring" rockten, und wenn im 2. Akt beim Waldweben Witz und Poesie sich wunderbar vereinten. Aber in der Philharmonie? Keine Magie, kein Zauber, Null!


    Ich bin auf jeden ein bißchen neidisch, der René Kollo in der Deutschen Oper gehört und gesehen hat.
    Wer hat bei Ihren Besuchen dort die Brünnhilde gesungen?

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Wer hat bei Ihren Besuchen dort die Brünnhilde gesungen?

    Viele: Anne Evans 1991 und 1992, Deborah Polaski 1993, 1994 Hildegard Behrens und Janis Martin, 1995 Eva Marton, 1998 im Frühjahr wieder Hildegard Behrens (da bin ich aber nach dem 2. Akt raus, weil sie mir 1994 gereicht hatte, wobei ich da noch nicht ahnte, dass die im OPERNGLAS immer so hoch gepriesene Frau Marton ein Jahr später noch viel schlechter war), im Herbst 1998 und im Januar 2000 dann Gabriele Schnaut, die mich als "Ring"-Brünnhilde von allen genannten insgesamt am meisten überzeugt hat, wenn auch am wenigsten im "Siegfried".
    1991 hatte ich als meinen ersten Siegfried Kollo, 1992 sprang Jerusalem ein, 1993 sang wieder Kollo, 1994 gab es zwei "Ringe" unter Horst Stein, ich sah nur den "Siegfriedd" doppelt, alles andere nur einfach, Kollo sagte beide Abende ab, Wolfgang Schmidt sprang ein und war sehr gut, 1995 sprang Heinz Kruse ein und war auch gut, 1998 bis 2000 sang Kollo dann noch 3x den Jung-Siegfried, mit Anfang Sechzig und stimmlich besser denn je, denn die Stimme war nachgereift und hatte im Alter genau die heldische Substanz, die sie vorher nicht hatte, er musste die Töne nur noch anstupfen und den Text wegsprechen und es war genug Substanz war - und musste nicht mehr so forcieren und nachschieben wie zuvor (sein Tristan und sein Tannhäuser Anfang der 1990er Jahre an der DOB waren für mich diesbezügich traumatische Erlebnisse). Mein absoluter Lieblingstenor war er nie, aber unter dem Strich habe ich nie einen besseren Siegfried erlebt, einen wirklich helfdischerne und einen, der so sehr Siegfried WAR wie er - und stimmlich waren wie gesagt seine drei späten Jung-Siegfriede Ende der 1990er Jahre besser als die Anfang der Neunziger Jahre erlebten (und dann sagte er ja wie gesagt auch gerne mal ab, bei seinen letzten großen Wagner-Auftritten zwischen 1998 und 2000 dann nicht mehr, was auch zeigt, wie sehr seine stimmliche Spätreifung diesen großen Wagner-Partien entgegen kam (nur die Schmisse und Texthänger nahmen zu, aber das ist ein anderes Kapitel...)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Viele: Anne Evans 1991 und 1992, Deborah Polaski 1993, 1994 Hildegard Behrens und Janis Martin, 1995 Eva Marton, 1998 im Frühjahr wieder Hildegard Behrens (da bin ich aber nach dem 2. Akt raus, weil sie mir 1994 gereicht hatte, wobei ich da noch nicht ahnte, dass die im OPERNGLAS immer so hoch gepriesene Frau Marton ein Jahr später noch viel schlechter war), im Herbst 1998 und im Januar 2000 dann Gabriele Schnaut, die mich als "Ring"-Brünnhilde von allen genannten insgesamt am meisten überzeugt hat, wenn auch am wenigsten im "Siegfried"...


    Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Die Namen der Damen haben alle einen guten Klang. Die paar Aufnahmen, die ich von Janis Martin habe (Holländer, Rienzi, Meistersinger) lassen eine schöne Stimme hören. Ich hoffe, daß sie auch als Brünnhilde reüssiert hat.


    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Die Namen der Damen haben alle einen guten Klang.


    Die Stimmen hatten ihn nicht immer. :D



    Die paar Aufnahmen, die ich von Janis Martin habe (Holländer, Rienzi, Meistersinger) lassen eine schöne Stimme hören. Ich hoffe, daß sie auch als Brünnhilde reüssiert hat.


    Sie war eine gute, solide Sängerin, nicht spektakulär, war damals stimmlich nicht mehr ganz taufrisch und sprachlich immer etwas akzentbehaftet, Polaski und Schnaut haben mich seinerzeit mehr beeindruckt, Behrens und Marton mehr gestört - heute wäre man vermutlich froh, solch eine solide Sängerin in diesem Fach zur Verfügung zu haben - die letzte Brünnhilde, die ich (2014) im Friedrich-Tunnel-"Ring" live erlebt habe, war Frau Bullock - im Vergleich dazu muss man natürlich vor Frau Martin ganz tief den Hut ziehen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • In diesem Sommer haben sich Frau Merbeth (Siegfried) und Frau Herlitzius (Walküre, Götterdämmerung) die Aufgabe geteilt.



    Beide haben mich beeindruckt.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*


  • Die Rudolf-Moralt-Einspielung wollte ich schon längst gehört haben. Leider ist die Bestellung nicht bei mir angekommen, und der Kurzbericht muß verschoben werden.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*