• Das ist die Aufnahme von 1959 - und Gobert stimme ich auf der ganzen Linie zu. :)


    Die Solisten: Jutta Vulpius, Hans-Joachim Rotzsch, Kurt Rehm, Kurt Hübenthal
    Chor des Leipziger Rundfunks
    Orchester des Leipziger Rundfunks


    Besten Gruß im Gedenken an Herbert Kegel von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn auch bei den Solisten nicht mit den großen Namen besetzt, mit denen die Sawallisch Aufnahme aufwarten kann, so möchte ich hier doch auch auf eine andere Orff-Einspielung hinweisen, die Kegel verdankt wird. Mit gefällt insbesondere der Mond (nach dem Märchen der Brüder Grimm), den Orff selbst einmal als "Welttheater" bezeichnete. Die zahlreichen Wechsel in den Rhythmen und Tempi läßt Kegel imO zwar abrupt aber ganz präzise ausmusizieren: ein insgesamt ganz stimmungsvolles Dirigat.



    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber JLang, Du hast es ja schon zum Ausdruck gebracht - ich möchte nachlegen: Sawallisch und Kegel könnten in einem vergleichenden Wettstreit sehr gut bestehen. Ich neige dazu, der Natürlichkeit der Solisten bei Kegel einen gewissen Vorzug einzuräumen. Du merkst, ich bin sehr vorsichtig mit meinem Urteil, weil ich die Sawallisch-Einspielung auch sehr gern habe.


    Was beim MOND unter Kegel umwerfend ist, ist der Erzähler Eberhard Büchner. Aber das ist ja schon ein anderes Thema, auf das ich komme, weil Du die Doppelpackausgabe eingestellt hast.



    LG rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat Rheingold1876

    Zitat

    Sawallisch und Kegel könnten in einem vergleichenden Wettstreit sehr gut bestehen.


    Lieber Rheingold1876,
    diese Auffassung teile ich absolut: ich kann mich nicht entscheiden, ob ich eine der beiden Aufnahmen "besser" finden kann. Mal ist mir mehr nach der einen, mal nach der anderen. Sawallisch hat natürlich Hotter als Petrus (Hotter ist bei mir immer ein Extrapunkt ;)), aber Eberhard Büchner gefällt mir als Erzähler eigentlich besser als Rudolf Christ unter Sawallisch.
    Es ist auf jeden Fall schön, beide Aufnahmen zu haben :)
    Herzliche Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Harald,
    das hatte ich mir gedacht, daß Du bestimmt noch etwas Hörenswertes kennst :D
    Vielen Dank für den Hinweis, ist allein aufgrund der Besetzung sofort auf meinem "Hörzettel" gelandet.
    Dann kommt sicher noch eine dritte dazu :)


    Beste grüße
    jLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Harald,
    das hatte ich mir gedacht, daß Du bestimmt noch etwas Hörenswertes kennst :D
    Vielen Dank für den Hinweis, ist allein aufgrund der Besetzung sofort auf meinem "Hörzettel" gelandet.
    Dann kommt sicher noch eine dritte dazu :)
    Beste grüße
    jLang

    Ist zur Zeit unschlagbar günstig zu bekommen:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Herbert Kegel, einer der großen Alten der mitteldeutschen Dirigentenszene, hat heute Geburtstag. Er wurde am 29. Juli 1920 geboren und starb am 20. November 1990. Zu seinem heutigen Ehrentage habe ich dieses Werk von Pendrecki ausgesucht, einerseits, weil sich Herbert Kegel viel für die zeitgenössische Musik eingesetzt hat, andererseits, weil in 8 Tagen der 70jährige Gedenktag zum schrecklichen Abwurf der amerikanischen Atombombe auf Hiroshima ist, dem Pendrecki mit seinem Werk "Threnos, den Opfern von Hiroshima" Rechnung trägt:



    Heute wäre Herbert Kegel 95 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe den drittletzten genommen :D .


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Dieser Tage bin ich auf ein Buch über Herbert Kegel gestoßen, das ich mir heute aus der Bibliothek ausgeliehen habe: "Herbert Kegel – Legende ohne Tabu - Ein Dirigentgenleben im 20. Jahrhundert" von Helga Kuschmitz, erschienen bei Kamprad.
    So sieht es aus:



    Es ist sehr gut gemacht, repräsentativ und reich mit Fotos und Faksimiles versehen. In den Texten, die ich bisher las, erscheint Kegel als ein kompromissloser Künstler, der immer an den Rand des Möglichen ging. Deshalb bewegen seine Aufnahmen noch heute sehr stark. Zumindest mir geht es so. Dem Buch ist eine CD mit diesem Werk im Zentrum in folgender Besetzung beigelegt:


    Gustav Mahler
    Das klagende Lied


    Magdalena Hajossyova, Sopran
    Rosemarie Lang, Alt
    György Korondi, Tenor
    Jürgen Kurth, Bass


    Rundfunkchor Leipzig (Choreinstudierung: Jörg-Peter Weigle)
    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
    Dirigent des Fernorchesters: Jochen Wehner
    Musikalische Gesamtleitung: Herbert Kegel


    Konzertmitschnitt Gewandhaus-Festtage 1985
    7. Oktober 1985, Leipzig

    Fassung
    : Waldmärchen im Original, Spielmann und Hochzeitsstück in der von Mahler später revidierten Fassung.


    Ich scheue mich nicht, von einer der packendsten Aufnahme dieses wundersamen Werkes zu sprechen, in dem schon der ganze Mahler angelegt ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin zu Kegel über seine Mahler Sinfonien gekommen ....


    Zu dem Buch hat E.Baumgartnerhier was geschrieben.


    Ich habe das Buch seit 2006, mir hat es gefallen!


    Ein Link zu Cinemusikmit einer Kurzbeschreibung und einer Telefonnummer zum Verlag (ob es das Buch dort noch gibt entzieht sich meiner Kenntnis ) aber wenn es interessiert kann es ja mal probieren!


    Und hier noch ein Link zu B.Casapietras Hompage!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco, bis zu Edwin habe ich nicht zurückgelesen. Ich nehme aber interessiert zur Kenntnis, was er angemerkt hat. Allerdings kann ich in einem Buch nicht verwissen, was ich nicht weiß. Deshalb gefällt auch mir das Buch, dem ich mich jetzt noch weiter widmen werden, so wie es ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Neben den fulminanten Aufnahmen der Carmina burana, Catulli carmina und Trionfo di Afrodite hat Kegel auch, beinahe unbemerkt, eine der Perlen der französischen Oper eingespielt: Ravels "L´enfant et les sortilèges", auf deutsch.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Seine konzertante Leipziger Parsifal-Aufnahme aus den späten Siebzigerjahren mit Adam und Kollo ist die hurtigste (passt auf 3 CDs!) und schlankeste, die ich kenne. Sehr schön, schlüssig, hörenswert! Ich höre sie ebenso gern wie manche andere, viel getragenere Aufnahmen.


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.


  • Herbert Kegel hat am Ende seines Lebens eine sehr hörenswerte Fünfte von Beethoven bei einem Gastkonzert in Tokio dirigiert (18. Oktober 1989, genau am Tage von Honeckers Rücktritt als Generalsekretär übrigens). Das Orchesterspiel der Dresdner Philharmonie ist zwar nicht über jeden Zweifel erhaben (einige Unsauberkeiten im Scherzo), aber die Intensität, die Kegel besonders im Finalsatz erzielt, ist wirklich "unerhört". Grandiose Agogik mit faszinierenden kurzzeitigen Tempomodulationen.


    Ich kenne Kegels "offiziellen" Zyklus der neun Symphonien leider nicht. Ist er auch da für solche Überraschungen gut?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Ich kenne Kegels "offiziellen" Zyklus der neun Symphonien leider nicht. Ist er auch da für solche Überraschungen gut?


    Lieber Joseph,


    Herbert Kegel hat begnadet gute Aufnahmen hinterlassen, aber sein Beethoven gehört imo nicht dazu.
    Die Gesamtaufnahme hat vielleicht einen "historischen Reiz", weil es die erste digital aufgenommene GA war, aber interpretatorisch lieferte Kegel leider nichts ab, was über "soliden Durchschnitt" herausragte.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Kegels Beethovensinfonien waren in den 80ern und frühen 90ern sehr verbreitet, weil preiswert und digital. (Daher auch meine erste GA auf CD.) Sie galten auch später teils noch als Geheimtip. So ganz kann ich das auch nicht nachvollziehen.
    Sie sind nicht uninteressant, z.B. war Kegel anscheinend einer der ersten, der die (philologisch umstrittene) Variante mit einer zusätzlichen Wiederholung im 3.Satz eingespielt hat, seltsamerweise fehlt dann aber die Expositionswiederholung im Finale, was dem 3. Satz irgendwie zuviel Gewicht gibt.
    EDIT: Das ist falsch. Ich weiß auch nicht, wie sich die falsche Erinnerung bei mir eingenistet hat (ich habe das nämlich schon ein paarmal behauptet... :untertauch: ). Kegel macht den 3. Satz ganz normal und lässt die Wdh. im Finale weg (was auch recht normal ist). Harnoncourt (und evtl. andere HIPisten) macht die zusätzliche (m.E. problematische) Wdh. im 3. Satz, aber dann auch die Wdh. im Finale.


    Auch sonst meine ich mich an ein Spektrum von Routine bis zu interessanten Details oder auch Eigentümlichkeiten (z.B. dominiert die Trompetenstimme in der letzten instrumentalen Variation vor dem Vokaleinsatz im Finale der 9. so, dass mich das, der ich einen satteren und ausgewogeneren Klang von der Karajan-LP kannte, als Teenager irritiert hat) erinnern, was eine pauschale Beurteilung schwierig macht. Aber ingesamt von mir auch keine dicke Empfehlung. Ich habe sie allerdings ewig nicht gehört, 1., 2. und 6. sind meiner Erinnerung nach unter den besseren.
    Sie dürften aber immer noch sehr preiswert zu finden sein, daher kann man sich risikoarm selbst ein Bild machen.


    Von Kegels Aufnahmen aus dem klassisch-romantischen Repertoire (also keine Musik d. 20. Jhds., davon wird immer sehr viel empfohlen), die ich kenne, ist m.E. die beste Brahms' Deutsches Requiem. Die ist beinahe uneingeschränkt empfehlenswert. (Einschränkung: Sopranistin, aber das betrifft gefühlt 90% der Einspielungen dieses Werks.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich schätze die Herbert Kegel-Beethoven-Sinfonien-Gesamtaufnahme auf "Capriccio" sehr. Und das schon seit Jahren. Mir ist sie auf jeden Fall auch lieber als Karajans zahlreiche Gesamtaufnahmen (und ebenso als Blomstedts Beethoven-Versuche mit der Staatskapelle).
    Kegel war eine Art "DDR-Klemperer", kompromisslos, strukturell, hart, modern, konsequent.
    Und die Dresdner Philharmonie stand und steht m. E. völlig zu Unrecht im Schatten der Staatskapelle. Sie ist ein hervorragender Klangkörper und hat mit Michael Sanderling auch wieder einen ausgezeichneten Chefdirigenten.
    Der Selbstmord von Herbert Kegel war und ist ein absolutes Drama.

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  • Ich möchte Kegels Aufnahmen der Beethoven Sinfonien verteidigen: Ich besitze aus diesem Zyklus 2 Cds mit den Sinfonien 1-2-5-8 Prinzipiell hat Norbert das selbe gehört wie ich . nur die Einstellung dazu ist eine andere:
    Kegels Beethoven - ich meine jene Dresdner Aufnahme - war gediegen, solide und klangschön. Sie war frei von Extravaganzten harschen Stellen überzognen Tempi.
    Ich war froh sowas zu bekommen, nachdem es ursprünglich hiess, Analogaufnahmen würden nie auf CD erscheinen (und da wär Karl Böhm mit dabei gewesen)
    Er war sozusagen der konservative Fels in einer Brandung von erneuerungswütigen Dirigenten (wobei die Frage gerechtfertigt erscheint, inwieweit HIP als "erneuerungswütig" einzustufen ist) Soweit mir bekannt hat sie Aufnahme sogar einen Preis eingeheimst...
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Als Kegels Aufnahme erschien und verbreitet war, war HIP-Beethoven noch eine kleine Nische (im Ggs. zu HIP-Bach, der sich schon beinahe durchgesetzt hatte). Es kann überhaupt keine Rede davon sein, dass HIP oder anderer, bewusst auf "anders" gebürsteter Beethoven 1986-1990 rum verbreitet oder gar Standard gewesen wäre.
    Die damals neueren Einspielungen, mit denen Kegels in dieser Zeit hauptsächlich um die Gunst der Kunden gebuhlt hätte, waren z.B. Karajans Digitalaufnahme (oder auch seine sehr bald auf CD erschienen analogen), Bernsteins oder Abbados Wiener DG-Aufnahmen, Muti/Philadelphia (EMI), Solti (Decca) und andere übliche Verdächtige.
    In diesem Kontext war Kegel gewiss kein "Fels in der Brandung", sondern im Westen ein mäßig bekannter Ost-Dirigent, der mit einem noch weniger bekannten Ost-Orchester eine angesichts dessen recht positiv rezensierte und v.a. billige (die GA kostete etwa so viel wie zwei oder zweieinhalb Vollpreis-CDs mit Karajan, Muti oder Bernstein) DDDIGITAL-Aufnahme vorgelegt hatte.


    Hogwoods oder Norringtons Beethoven-Aufnahmen waren in den 80ern absolute Außenseiter (jedenfalls habe ich das damals als unbeleckter Neuling so wahrgenommen. Kein Mensch kaufte sich die als erste Einspielung.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Als Kegels Aufnahme erschien und verbreitet war, war HIP-Beethoven noch eine kleine Nische (im Ggs. zu HIP-Bach, der sich schon beinahe durchgesetzt hatte). Es kann überhaupt keine Rede davon sein, dass HIP oder anderer, bewusst auf "anders" gebürsteter Beethoven 1986-1990 rum verbreitet oder gar Standard gewesen wäre.
    Die damals neueren Einspielungen, mit denen Kegels in dieser Zeit hauptsächlich um die Gunst der Kunden gebuhlt hätte, waren z.B. Karajans Digitalaufnahme (oder auch seine sehr bald auf CD erschienen analogen), Bernsteins oder Abbados Wiener DG-Aufnahmen, Muti/Philadelphia (EMI), Solti (Decca) und andere übliche Verdächtige.
    In diesem Kontext war Kegel gewiss kein "Fels in der Brandung", sondern im Westen ein mäßig bekannter Ost-Dirigent, der mit einem noch weniger bekannten Ost-Orchester eine angesichts dessen recht positiv rezensierte und v.a. billige (die GA kostete etwa so viel wie zwei oder zweieinhalb Vollpreis-CDs mit Karajan, Muti oder Bernstein) DDDIGITAL-Aufnahme vorgelegt hatte.


    Hogwoods oder Norringtons Beethoven-Aufnahmen waren in den 80ern absolute Außenseiter (jedenfalls habe ich das damals als unbeleckter Neuling so wahrgenommen. Kein Mensch kaufte sich die als erste Einspielung.


    Volle Zustimmung. Wollte gerade Ähnliches formulieren, doch du nahmst mir die Worte aus dem Mund.


    Ich nahm damals - Ende der 80er/ganz frühe 90er - diesen Kegelbeethoven aus den Augenwinkeln wahr und tat ihn als uninteressant ab - freilich ohne ihn gehört zu haben. Aber wie Johannes schon sagte: mäßig bekannter Ostdirigent mit zweitklassigem Orchester (ich weiß ... das stimmt alles nicht, aber so dachte ich in meiner Unwissenheit damals). Es brauchte dann noch ein bisschen, bis mir klar wurde, wie gut der Kegel war und wie gut sein Beethoven bis heute ist und dass auch die Dresdner Philharmonie der Staatskapelle durchaus das Wasser reichen kann.


    Grüße
    Garaguly

  • Herzlichen Dank für die zahlreichen Anmerkungen, die die Beethoven-Gesamtaufnahme Herbert Kegels für mich noch interessanter machen. Letzten Endes werde ich kaum darum herumkommen, mir meine eigenen Höreindrücke zu bilden. Dass sein Beethoven mittelmäßig sei, kann ich mir nach der gehörten Live-Aufnahme der Fünften eigentlich nur schwer vorstellen. Es scheint neben dem digitalen Zyklus zumindest noch eine Siebte mit der Staatskapelle Dresden zu geben (Studioaufnahme 1969) sowie einen Live-Mitschnitt der Neunten mit dem RSO Leipzig (wohl späte 80er Jahre).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo JosephII.


    lt. John Hunts Diskographie gibt es folgende Beethoven-Sinfonien von H. Kegel auf japanischen Labels (neben dem bekannten Zyklus mit der Dresdner Philharmonie)


    2. Sinfonie - Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig (1973) CD Weitblick SSS 0272
    3. Sinfonie - Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig (1975) CD Weitblick SSS 0512
    5. Sinfonie - Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig (1986) CD Weitblick SSS 0272
    5. Sinfonie - Dresdner Philharmonie (1989) CD altus ALT056 - live aus der Suntory Hall, Tokio
    6. Sinfonie - Dresdner Philharmonie (1989) CD altus ALT055 - live aus der Suntory Hall, Tokio
    7. Sinfonie - Staatskapelle Dresden (1969) CD Weitblick SSS0582
    8. Sinfonie - Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig (1974) CD Weitblick SSS 0512
    9. Sinfonie - Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig (1987) CD Weitblick SSS 0662 (Solisten: Hruba-Freiberger, Lang, Schwartner, Polster)
    9. Sinfonie - Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin (1973) (Solisten: Casapietra, Burmeister, Büchner, Adam) - nur 4. Satz, Rundfunkaufnahme, die nur auf LP erschienen ist


    zum Teil sind die CDs über amazon (wenn auch zu horrenden Preisen) erhältlich:


    Gruß,
    orsini

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Es brauchte dann noch ein bisschen, bis mir klar wurde, wie gut der Kegel war und wie gut sein Beethoven bis heute ist und dass auch die Dresdner Philharmonie der Staatskapelle durchaus das Wasser reichen kann.


    Ich könnte nun schreiben , ich hätte das damals schon erkannt -, aer die Wahrheit war, daß ich alle anderen zu Beginn der Digitalära einfach ablehnte.


    Kegel scheint eine gewisse Sympathie für Karl Böhm empfunden haben, wie der hier zitierte WIKEPEDIA Artikel zeigt.


    Zitat

    Ursprünglich wollte Kegel bei dem Dirigenten Karl Böhm studieren, der aber als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden ausgelastet war. Am 1. April 1935 schrieb sich Kegel im Hauptfach Klavier bei Diener von Schönberg an der Orchesterschule der Staatskapelle (ab 1937 Dresdner Konservatorium)[6] ein. Er studierte darüber hinaus bis 1940 Dirigieren bei Ernst Hintze, Chorleitung bei Alfred Stier, Komposition und Kontrapunkt als der letzte Schüler von Boris Blacher[7] sowie Gesang (Tenor) bei Karl Zinnert. Die Prüfung im Fach Chorleitung schloss er mit „sehr gut“ ab.[8] Neben dem Studium hospitierte er bei Böhm, der ihm schriftlich „vorzüglich technische und musikalische Veranlagung“ sowie „schlagtechnische Gewandheit und sicheres Auftreten vor Chor und Orchester“[9] bescheinigte.


    Die damals neueren Einspielungen, mit denen Kegels in dieser Zeit hauptsächlich um die Gunst der Kunden gebuhlt hätte, waren z.B. Karajans Digitalaufnahme (oder auch seine sehr bald auf CD erschienen analogen), Bernsteins oder Abbados Wiener DG-Aufnahmen, Muti/Philadelphia (EMI), Solti (Decca) und andere übliche Verdächtige.


    Ja hier hat Johannes Röhl recht, ich hätte wohl besser schreiben sollen, die anderen Aufnahmen mochte ich aus diversen Gründen nicht (irgendwie hab ich den digitalern Klang mit HIP vermischt. Die Kegel-Aufnahme klang indes sehr "analog"


    Wraum mochte ich die anderen Aufnahmen nicht ?
    KARAJANs dritte DGG Aufnahme der Beethoven Sinfonien waren damals für mich eine Enttäuschung. Sue hatten etwas,das ich "digitalen Beiklang" nenne und erreichten MO nich die Überzeugungkraft der einspielung von 1961/63, Heute emfinde ich das Klangmanko nicht mehr, vermutlich, weil ich es nicht mehr höre.
    Generel dürfte es aber vielen sogegengen sein, denn die Digitalaufnahme konmten den ersten Zyklus (und eigenartigerweise auch den zweiten) niemals verdrängen.


    Bernsteins Klang war bei mir immer mit CBS (heute SONY) verbunden, die zwar ein wenig rauschten, aber immer die Illusion eines realen Orchestrs vermittelten.
    Ich habe die Wiener Aufnamen,alles Mitschnitte aus dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, als leitcht "stumpf" empfunden. Heute höre ich die absoluten Höhen leider nicht mehr, sodaß ich diesen Fehler haute nicht mehr wahrnehme - oder aber die Aufnahme wurde neu remastert. (?)


    Solti habe ich als Dirigenten der Wiener Klassik nie gemocht, warum das so war vermag ich nicht zu sagen, ich hörte eine gewisse Glätte, die man ansonsten Karajan zu unrecht nachsagte. Soltis Vorzüge konnte ich schon deshalb nicht hören, weil sie bei jenem Repertoire zum Tragen kamen, das ich damals nicht hörte (ausgenommen Oper, wo ich ihn mochte) , Erst später erkannte ich, daß er in Verbindung mit dem Chicago Symphony Orchestra und dem Repertoire der klassischen Moderne ausgezeichnet war.


    Ich komme auf Kegel zurück. Mei subjektiver Eindruch - er mag falsch gewesen sein - war damals, daß man in der DDR keinen Bruch nach dem Weltkrie hören konnte, die Tradition wurde konsequenter und länger fortgesetzt als im Westen. Vielleicht habe ich andere Strömungen lediglich nicht wahrgenommen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich möchte Kegels Aufnahmen der Beethoven Sinfonien verteidigen: Ich besitze aus diesem Zyklus 2 Cds mit den Sinfonien 1-2-5-8 Prinzipiell hat Norbert das selbe gehört wie ich . nur die Einstellung dazu ist eine andere:
    Kegels Beethoven - ich meine jene Dresdner Aufnahme - war gediegen, solide und klangschön. Sie war frei von Extravaganzten harschen Stellen überzognen Tempi.


    Lieber Alfred,


    dem stimme ich vollinhaltlich zu.


    Natürlich sind Kegels Beethoven Aufnahmen keine "Fehlinterpretationen", es sind tatsächlich "gediegene, solide, klangschöne" Einspielungen, aber die für mich entscheidende Frage, "warum hat Kegel Beethoven aufgenommen?" beantworten mir seine Aufnahmen nicht.


    Ich schätze Kegel als eigenständigen Interpreten in vielen Aufnahmen, aber bei Beethoven entdecke ich diese Eigenständigkeit nicht. Das hat noch nicht einmal etwas mit Tempi oder mit "hip" zu tun. Es ist eher die objektiv nicht zu beschreibende "innere Einstellung" zu einem Werk, die ich bei Kegels "Deutschen Requiem" höre, bei seinen Mahler-Aufnahmen, bei seinen "Gurre-Liedern", aber nicht bei seinem Beethoven.


    Ich beschäftige mich derzeit beispielsweise mit den Beethoven-Aufnahmen von Kurt Sanderling. Er hat in etwa zeitgleich zu Kegel eine Beethoven Gesamtaufnahme produziert (1981). Sanderlings Sichtweise erinnert mich sehr stark an die von Otto Klemperer: Beethoven als "Titan". Aus der Erinnerung (ich besitze Kegels Gesamtaufnahme nicht mehr) ließ Kegel schnellere Tempi spielen als Sanderling, aber bei letztgenannten empfinde ich mehr innere Beteiligung, mehr Intensität und damit auch, trotz langsamerer Tempi, mehr Schwung.


    Das darf natürlich gerne anders gesehen werden.


    Im Übrigen muss man derzeit noch nicht einmal 10 € ausgeben, um die Gesamtaufnahme zu erwerben:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • ....... aber die für mich entscheidende Frage, "warum hat Kegel Beethoven aufgenommen?" beantworten mir seine Aufnahmen nicht.


    Und dabei ist diese Frage ganz einfach zu beantworten - allerdings muß man sich zuvor von ein paar liebgewordenen Vorstellungen lösen.


    Die wichtigste davon ist die Vorstellung, der Interpret müsse der Welt "etwas zu sagen" haben oder er müsse sich "künstlerisch verwirklichen" Letzteres geschieht ja leider in der Tat oft wirklich - nicht immer zur Freude des Publikums - weswegen Kunst ja oft von ahnungslosen Politikern subventioniert wird.


    Die Wahrheit ist indes, daß der Interpret vor allem darauf aus ist sein Leben mit seiner Kunst zu finanzieren und berühmt zu werden Es gibt natürlich Ausnahmen, die landen dann in B-Orchestern - wenn sie Gück haben - und manche werden auch wirklich berühmt.


    Und so gesehen ist die Frage leichter zu benatworten.
    Im Moment der Aufnahme, bzw Veröffentlichung war die Einspielung konkurrenzlos , Referenz für digital aufgenommen Beethoven Sinfonien. Dirigent und Orchester rückten damit schlagartig in den Focus des Interesse, denn so kam beispielsweise ich zu dieser Aufnahme. Man wollte seinen CD Player füttern und es gab kein Material
    Generell glaubten viele nicht an die neue Technik. Ich indes hatte die Zeichen der Zeit erkannt und zählte - progressiv wie immer - zu den Sammler-Pionieren...
    Die Aufnahme wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet, dessen Generalsekretär damals Ingo Harden war. (Vorher 1964-76 Chefredakteur des "Fono Forum") Das verschaffte der Aufnahme auch Beachtung und Respekt im Westen -eine einmalich Cance - und vermutlich einträglich noch dazu.


    Das sollte eigentlich genug Motivation sein, eine Aufnahme zu machen.
    Aber erneut gehen wir hier von einer falschen Annahme aus, die darauf beruht, daß wir es hier mit einem eher ungekannten Dirigenten, der einem zweitklassigen Orchester vorstand, zu tun haben. Die Wahrheit dürfte anders ausgesehen haben.


    Hier eine Liste seiner Auszeichnungen (Quelle: WIKIPEDIA)


    Preise und Ehrungen


    1959 Kunstpreis der Deutschen Demokratischen Republik
    1960 Vaterländischer Verdienstorden in Bronze
    1961 Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur, III. Klasse
    1966 Deutscher Schallplattenpreis[60] (für Paul Dessau: Verurteilung des Lukullus)
    1967 Preis der chilenischen Musikkritiker als bester ausländischer Interpret der Saison[39]
    1968 Chilenischer Kunstpreis (für die Interpretation sämtlicher Sinfonien Beethovens)[39]
    1968 Grand Prix du Disque der Akademie Charles Cros (für Kurt Weill: Die sieben Todsünden der Kleinbürger)
    1969 Premio della Critica Discografica Italiana (für Kurt Weill: Die sieben Todsünden der Kleinbürger)
    1969 zwei Schallplattenpreise der Zeitschrift „Musik und Gesellschaft“ (für Benjamin Britten: War Requiem/für Ernst Hermann Meyer: Toccata Appassionata)
    1969 Kritikerpreis der Berliner Zeitung[61] (für Benjamin Britten: War Requiem)
    1974 Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Silber
    1974 Arthur-Nikisch-Preis der Stadt Leipzig[62]
    19?? Grand Prix du Disque der Akademie Charles Cros (für Carl Orff: Trionfi)[16]
    1980 Ehrennadel des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR in Gold[63]
    1981 Goldener Lorbeer des Fernsehfunks der DDR[64] (für die großen Verdienste um die Popularisierung der Musik über das Medium Fernsehen)
    1986 Preis der deutschen Schallplattenkritik (für die Produktion aller Beethoven-Sinfonien 1983 – als erste digitale Gesamtaufnahme in der Welt)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aber erneut gehen wir hier von einer falschen Annahme aus, die darauf beruht, daß wir es hier mit einem eher ungekannten Dirigenten, der einem zweitklassigen Orchester vorstand, zu tun haben.


    Das wäre tatsächlich eine falsche Annahme. Nur weil Herbert Kegel die meiste Zeit einem Rundfunkorchester vorstand, war das ja nicht unbedingt zweitklassig. Er war ab 1958 Erster Dirigent und ab 1960 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig, was er bis 1978 blieb. Im Westen gibt es mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks und dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester vergleichbare Fälle.


    Kegels Wechsel nach Dresden hatte offenbar mit der Schwierigkeit zu tun, mit einem Rundfunkorchester Auslandstourneen zu machen, die ihm aber besonders am Herzen lagen. Auf Vermittlung von Heinz Bongartz wurde er 1977 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie und blieb dies bis 1985. Im selben Jahr wurde er aufgrund "nicht überwindbarer programmatischer Meinungsverschiedenheiten" von der Stadt Dresden anlässlich seines 65. Geburtstages in den ehrenvollen Ruhestand geschickt. Er blieb indes bis zu seinem Tode 1990 Ständiger Gastdirigent der Dresdner Philharmonie und unternahm noch einige Tourneen mit dem Orchester.


    Kegels Pech war vielleicht, dass er nie Chefdirigent der beiden renommiertesten DDR-Orchester, der Staatskapelle Dresden und des Gewandhausorchesters Leipzig, wurde. Er hat trotzdem auch mit diesen beiden Aufnahmen vorgelegt und hatte offenbar besonders zum langjährigen Gewandhauskapellmeister Kurt Masur ein gutes Verhältnis. Seine Wirkungszeit in Dresden fiel zusammen mit der Ära Blomstedt bei der Staatskapelle.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Herbert Kegel war doch nun in erster Linie ein exzellenter Interpret für Musik des 20. Jahrhunderts - das sollte nicht vergessen werden und wird bei Durchsicht dieses Threads auch sehr deutlich.
    Und so extrem konservativ und bieder, wie Alfred seinen Beethoven hier darstellt, ist er nun wirklich nicht. Er ist eben ohne irgendwelche HIP-Einflüsse gespielt, also großsinfonisch. Aber trotzdem sehr gut, dramatisch, mitreißend. An Karl Böhm erinnert das nun absolut nicht.


    Aber die CD, die mir vor Ohren geführt hat, wie unglaublich gut er als Dirigent der Moderne war, sind die Aufnahmen von Werken seines Lehrers Boris Blacher:



    Hier wird auch deutlich, was für Meisterwerke Boris Blacher komponiert hat. Eine überragende Aufnahme in jeder Hinsicht.

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