Sir Colin Davis — Meine Lieblingsaufnahmen


  • Wegen seiner eher getragenen Tempi war für mich Colin Davis nicht der ideale Mozart Interpret (wenngleich er berühmt für sein Mozart Dirigat war) Eigenartigerweise konnen mich die Einspielungen der Beethoven Klavierkonzerte Nr 4 und 5 auf Anhieb überzeugen. Was mir bei Mozart eins spur zu behäbig wirkte, empfand ich bei Beethoven als "majestätisch erhaben"
    Stereoplay schrieb im Jänner 1989 dazu:"Eher kontemplative als von Durchschlagkraft gekennzeichnete, dennoch sehr geschmeidige Darstellung. Höchst einfühlsame Begleitung durch die von Colin Davis dirigierte Staatskapelle."


    Sie waren im Hochpreis Sektor - und im Gegensatz zu heute jede war jedes dieser beiden Konzerte auf einer einzelnen CD angeboten . Also 44 Euro damals.....
    Mir war BIS HEUTE nicht bekannt - daß es da den gesamten Zyklus gab, das gleiche ist bei Kovacevich der Fall....


    Bis vor einigen Monaten hätte ich mit sofort BEIDE Gesamtaufnahmen gekauft, aber ich besitze derzeit so viel - oft noch ungehörte - CDs mit Aufnahmen von Beethoven Klavierkonzerten. daß ich davon Abstand nehme. Die ebenfalls günstige Aufnahme der Klavierkonzerte Nr 4 und 5 mit Kovacevich (analog 1969/1975) war schon beinahe auf meiner Bestellliste - bis ich bei der Kontrolle bemerkte, daß ich sie schon besaß.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute hörte ich diese Aufnahme und sehe zufällig diesen Thread:

    Felix Mendelssohn Bartholdy
    Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 "Schottische"
    Sinfonie Nr. 5 D-Dur op. 107 "Reformation"
    Staatskapelle Dresden


    Einfach großartig ist die Aufnahme aus dem Jahre 1997. Auch wenn Colin Davis den Mendelssohn hier etwas in die Romantik rückt, das Ergebnis gibt ihm recht. Eine wunderschöne Klangfülle tut sich auf, alles wird auf den Punkt gebracht und mit Leidenschaft und Ernsthaftigkeit präsentiert. Die Dresdner Staatskapelle war schon immer ein erstklassiges Orchester und zeigt hier ihre Spielkultur auf hohem Niveau. Ich habe mehrere Aufnahmen dieser Werke, aber diese hier ist am überzeugendsten und gehört deshalb hierher.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Von dieser Aufnahme:

    habe ich auch noch einen Mittschnitt auf DVD vom 5. KK von November 1984. Claudio Arrau ist da nicht mehr so gut zu Fuß, er wird von Sir Colin auf die Bühne geleitet, aber das Konzert ist dann ein Wunder und dann in Bild und Ton ein Dokument erster Klasse. Sir Colin und Claudio Arrau bilden mit der Staatskapelle, die in großer Besetzung angetreten ist, eine bestechende künstlerische Einheit. Diese Aufnahme ist einer der Solitäre in meiner Sammlung.
    Hier auf dieser Kopie wird zwar behauptet, das Konzert sei zu Arraus 85. Geburtstag aufgenommen worden, aber dann müsste es von 1988 sein:


    Wie dem au sei, allergrößter Respekt vor dieser Leistung und dieser betörenden Aufnahme!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine meiner Lieblingsaufnahmen wurde bisher nicht genannt:



    Elgar, Edward: Symphonie Nr. 1
    Staatskapelle Dresden, Colin Davis


    Weiterhin sind auf dieser Scheibe zu finden:
    Berlioz: Le Roi Lear op. 4; Beatrice & Benedect-Ouvertüre



    Das war eine musikalische Sternstunde … :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
    und die gibt es nicht so oft …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Zitat

    Hier auf dieser Kopie wird zwar behauptet, das Konzert sei zu Arraus 85. Geburtstag aufgenommen worden, aber dann müsste es von 1988 sein:


    Ich habe das Konzert gerade noch einmal genossen und in der Tat, hat derjenige, der es bei Youtube eingestellt hat, Recht, es ist wohl von 1988 und das Orchester und das Konzert sind aus London (ein Mitschnitt von Classica). Arrau ist also zu dem zeitpunkt schon 85 und Sir Colin 61. Um so höher ist die künstzlerische Qualität dieses Konzertes einzuschätzen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich kenne nicht viel von Colin Davis (7 Aufnahmen) , aber das, was ich kenne, hat mich immer überzeugt. Gerne höre ich die Sinfonien von Dvorak und Sibelius LSO in seiner Aufführung und sehr oft habe ich dem Messias von Händel in seiner Interpretation gelauscht ( eine ziemlich alte Aufnahme, aber auch mit guten Sängern). Colin Davis war wohl nie einer der absoluten Superstars, er ist auch nie so vermarktet worden, aber ich denke er gehörte stets zu den geschätzten Dirigenten.

    Liebe Grüße

    Patrik

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ich kenne nicht viel von Colin Davis (7 Aufnahmen) , aber das, was ich kenne, hat mich immer überzeugt. Gerne höre ich die Sinfonien von Dvorak und Sibelius LSO in seiner Aufführung und sehr oft habe ich dem Messias von Händel in seiner Interpretation gelauscht ( eine ziemlich alte Aufnahme, aber auch mit guten Sängern). Colin Davis war wohl nie einer der absoluten Superstars, er ist auch nie so vermarktet worden, aber ich denke er gehörte stets zu den geschätzten Dirigenten.

    Liebe Grüße

    Patrik

    Hallo Klassikfan1,


    dieser von dir angesprochene Messiah war einer meiner ersten CDs überhaupt. Ach, wie oft habe ich diese Aufnahme gehört...

    Sir Colin Davis schätze ich vorallem für seine frühen Berlioz Einspielungen, damals für das Label Philips eingespielt. Sie zählen noch heute zu meinen absoluten Favoriten. Aber auch seinen Mozart, Brahms, Sibelius (BSO) oder die Zeit mit dem Bayerischen Rundfunk möchte ich nicht missen. Auch in Dresden wurde weiter Berlioz musiziert, das selten aufgeführte Te Deum wurde bei Hänssler/Profil veröffentlicht.

    Für mich ein Großer.










    ...und vieles mehr


    Grüße

    Apollon



  • Auch nach über 50 Jahren (Einspielung 1969) noch immer die für mich maßstäbliche, unerreichte Werkinterpretation des Requiems (Grande Messe des morts) von Berlioz.

    In der gezeigten Pentatone-Ausgabe ist das Remastering zudem endlich mal kongenial gelungen und bügelt die klanglichen Einschränkungen, die häufig beklagt wurden, aus. Selbst in der reinen Stereo-Tonspur ein Erlebnis. Mehrkanal ist auf der SACD auch inkludiert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Klassikfan1,


    als Ergänzung und nicht als Kritik verstanden, möchte ich noch folgende Aufnahme anfügen, die wir drüben im Sibelius- Sinfonien- Thread vor ein paar Tagen erörtert haben. Teleton findet das Dirigat der Dritten von J.S. etwas "durchschnittlich", während ich die dritte Symphonie als Komposition nicht so toll finde. Mit der Aufnahme der Siebten waren wir beide, Teleton und ich, doch dann wieder zufrieden.




    Auch ich habe den Sir noch auf mehreren LPs als Dirigent, durchwegs tolle Musik.


    Jeder Komponist und jeder Dirigent (und jeder von uns) hat auch mal weniger gute Perioden.


    MlbG

    Damiro

  • Den Einsatz von Sir Colin Davis für Hector Berlioz kann man gar nicht genug loben. Wahrscheinlich hat sich kein anderer Dirigent in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dermaßen für diesen Komponisten stark gemacht. Und tatsächlich sind viele seiner Berlioz-Aufnahmen m. E. bis heute die ersten Anlaufstellen. Das gilt gerade auch für die Opern. Eine seltsame Ausnahme gibt es für mich indes: Mit Davis' Einspielungen der Symphonie fantastique wurde ich komischerweise nie so wirklich warm. Es gibt mindestens vier: Die frühe mit dem London Symphony Orchestra (Philips, 1963), diejenige mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam (Philips "The Originals", 1974), diejenige mit den Wiener Philharmonikern (Philips, 1990) sowie die späte wiederum mit dem London Symphony Orchestra (LSO Live, 2000). Die interessanteste wohl noch die aus Wien, wo Davis das ursprünglich intendierte Kornett im zweiten Satz einsetzt. Bei dem Werk bin ich allerdings dermaßen durch sehr französische Aufnahmen geprägt, dass ich diese vorziehen würde, allen voran Igor Markevitch mit dem Orchestre Lamoureux (DG "The Originals", 1961) sowie André Cluytens mit dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire (IMG Artists/EMI "Great Conductors of the 20th Century", 1964). Diese Orchester klingen einfach uridiomatisch - letzteres verantwortete sogar die Uraufführung im Jahre 1830.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Berlioz

    Mit Davis' Einspielungen der Symphonie fantastique wurde ich komischerweise nie so wirklich warm.

    :yes: Das geht mir genau so.

    Ich habe noch aus meinen Anfängen die Philips-5 LP-Kassette mit allen Berlioz - Sinfonien unter Colin Davis im Schrank. Nie hatte ich später erwogen mir diese Aufnahmen auch auf CD zu kaufen. (Wer diese LP-Kassette haben möchte möge sich bei mir melden !)

    Andere Aufnahmen waren aus meiner Sicht grundsätzlich vorzuziehen:

    1. Symphony Fantastique mit Solti (Decca), Markewitch (DG) und natürlich Bernstein (SONY, 63)

    2. Harold in Italien mit Barshai (Melodiya), Ormandy (SONY) und Bernstein (SONY)

    3. Symphony funebre et triomphale mit Dutoit (Decca)

    4. Romeo und Julia mit Dutoit (Decca)

    Von Romeo und Julia bin ich ohnehin nicht der Fan, da höre ich die nur die dreisätzige instrumentale Fassung, eben unter Dutoit.



    :!:Aber für Colin Davis und Berlioz möchte ich trotzdem ein grosses Lob aussprechen:

    Für die Berlioz-Ouvertüren, die ich nie wieder so energiegeladen und bestens disponiert gehört habe.

    Vom Klang her erste Klasse !


    91OJHENM71L._SL300_.jpg

    Philips, 1965, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Mit Colin Davis habe ich nicht viele CDs.

    Seine akurate aber selten wirklich hochemotionalen Int liegen mir nicht so ganz.

    Das fing mit Sibelius an. Während die Sibelius 2 mit dem Boston SO noch wirklich sehr ordentlich war (und auch heute noch in meiner Sammlung weilt), finde ich die späten Sibelius-Aufnahmen (LSO, ab 2002) bei aller Detailarbeit fürchterlich spannungsarm, ohne pepp und power.

    Auch die Beigaben auf der o.g. Sibelus 2 - CD (Philips, 1976) - Finlandia, Valse triste und Der Schwan von Tuonella sind derart langweilig und bieder, sodass für mich Colin Davis erst mal gegessen war ... der bleibt mir meist zu sehr auf dem Teppich ohne abzuheben.


    ... Ausnahmen bestätigen die Regel ....



    =O Für Strawinsky Le sacre und Petruschka (Version 1947) hätte ich Colin Davis nie zugetraut eine so packende Aufnahme zu stande zu bringen.

    *** Meine Lieblings-Colin Davis - CD

    :thumbup: die ist in allen Belangen (Int und Klang) der Hammer, was natürlich auch an den Werken selber liegt:


    91BJDC9GmhL._SL300_.jpg

    Philips, 1967/1977, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich schätze sehr Colin Davis' Einspielungen der sogenannten "Londoner Symphonien" mit dem Concertgebouw Orchester.

    Ich höre diese Werke am liebsten HIP. Aber eine schöne Einspielung in non-hip wollte ich auch gern.



    Davon gibt es noch eine zweite mit den hier fehlenden Werken, ich finde das Cover zurzeit nicht bei JPC.


    Die Werke werden alle mit großem Orchester aufgeführt, aber ich finde, dass diese Aufnahmen auch genug Dynamik, Dramatik, Virtuosität und Lebendigkeit haben, auch etwas von Haydns Humor meine ich darin zu hören. Auch mit den von mir geliebten Einspielungen von Harnoncourt, Brüggen, Goodman, Hogwood, Fey usw. greife ich auch immer gern auf diese wunderschönen Aufnahmen zurück.


    Beste Grüße aus Richtung Nordwest sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Eine kuriose Aufnahme gibt es mit Sir Colin auch:


    4011790208121.jpg

    Man beachte einmal die Satzreihenfolge. Das Adagio und das Scherzo wurden vertauscht.


    Nun meine ich gelesen zu haben, dass dies im tatsächlichen Konzert durchaus korrekt, also in der Abfolge Adagio-Scherzo, gespielt wurde. Bei der Veröffentlichung bei Orfeo soll Davis indes diese verdrehte Satzabfolge ausdrücklich nachträglich gebilligt haben. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Nun kann man die originale Reihenfolge freilich simpel selbst wiederherstellen.

    Kennt jemand die Aufnahme und könnte vielleicht etwas dazu sagen?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die interne Umkehrung war sehr kontrovers und ich denke, die Meinung zu dieser Leistung wurde von ihr dominiert.

    Auch wenn die Sätze vertauscht worden sind, ist die Aufnahme trotzdem gelungen.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • sehr oft habe ich dem Messias von Händel in seiner Interpretation gelauscht ( eine ziemlich alte Aufnahme, aber auch mit guten Sängern)

    Hallo, Klassikfan1,


    Sir Colin Davis hat Händels "Messiah" mehrmals eingespielt, doch ich denke, daß Du diese Aufnahme aus dem Jahr 1966 meinst:

    Bildergebnis für sir colin davis handel messiah

    Mit dieser Einspielung habe ich den englischen Dirigenten m.W. erstmals kennengelernt. Und zwar empfahl Ulrich Schreiber in seinem "Schallplatten-Jahrbuch" von 1973 sie als "bahnbrechend": " .... gibt es .... in der derzeitigen Händel-Diskographie nur einen einzigen Glücksfall: die Aufnahme des Messias unter Colin Davis. Aufgrund der von Julian Herbage verantworteten 'Originalausgabe' des Messias gelingt es Davis, seine streng an der zeitgenössischen Aufführungspraxis orientierte Interpretation mit solcher Frische und Spontaneität in Klang umzusetzen, daß Händels Meisterwerk wie von jahrhundertealter Schlacke befreit wirkt."

    Natürlich ist seitdem viel Wasser den Rhein bzw. die Donau heruntergeflossen, aber die Aufnahme hat trotz neuerer, vielleicht noch "authentischerer" Auslegungen nichts von ihrem Wert und ihrer Frische verloren. Und auch klangtechnisch ist sie durchaus noch konkurrenzfähig. Die Qualität der Solisten hast Du bereits hervorgehoben, sie können sich mit allen mir bekannten "Solistenquartetten" messen.


    Ansonsten kommt Sir Colin Davis, einmal abgesehen von seinen gerühmten Berlioz-Aufnahmen, einigen frühen Mozart-Sinfonien (mit der Staatskapelle Dresden) sowie als "Begleiter" von Claudio Arrau bei den Beethoven-Konzerten, in meiner Sammlung nur wenig vor.


    Auf eine Aufnahme möchte ich hier allerdings noch aufmerksam machen, und das vor allem, weil sie kaum jemals erwähnt und im deutschen Sprachraum auch wenig bis gar nicht bekannt sein dürfte. Es handelt sich um Beethovens Siebente, eine frühe Aufnahme des Dirigenten aus dem Jahr 1961, die ich vor vielen Jahren rein zufällig, nämlich wegen der in dem 2 CD-Album enthaltenen späten EMI-Aufnahme von Schuberts Großer C-dur-Sinfonie (Nr. 9) unter George Szell , erworben habe und schnell feststellte, welches Juwel ich da so ganz nebenbei mitgenommen hatte. Eine selten spannende, bis zum letzten durchdachte Interpretation, die ich zu den besten mir bekannten zähle. Ich weiß, daß der große Urwaldfluß hier (aus gutem Grund) in Ungnade gefallen ist, aber trotzdem erlaube ich mir den Hinweis, daß man die Box, die offiziell längst vergriffen ist, dort noch zu einem einigermaßen moderaten Preis erwerben kann:


    51-q5JMXF%2BL._SY300_.jpg


    Ein paar Jahre später wurde die Aufnahme in dem renommierten britischen "Penguin Guide" ausführlich besprochen und gewürdigt. Ich möchte sie hier allen Colin-Davis-Verehrern zur Kenntnis bringen: ".... eine wahrhaft großartige Leistung, die im gleichen Atemzug mit der berühmten von Carlos Kleiber (DGG) genannt werden kann. In dem neuen Remastering klingt sie ganz wunderbar, und die Interpretation ist ohne Tadel. Besonders sind die Holzbläser zu loben, die vor allem in den Ecksätzen herrliche Leistungen erbringen. Selten ist Davis eine solch ideale Umsetzung einer Partitur gelungen, es ist eine Interpretation, die sich wirklich überzeugend von Takt zu Takt weiterentwickelt. Nur die langsame Einleitung zu Kopfsatz kommt ein wenig glanzlos, doch von da an ist alles wirklich makellos. Köstlich sind die punktierten Rhythmen, sie haben sowohl Stil als auch Kraft. Der zweite Satz wird in ruhigem Tempo genommen, wirkt großartig kontrolliert, und das nicht nur in den detaillierten Phrasen, sondern im gesamten architektonischen Aufbau. Das Scherzo erklingt mit echt allen Wiederholungen, auch hier sind die Holzbläser wieder über alles Lob erhaben. Das Finale nimmt Davis überraschend schnell, es ist so aufregend, daß man schier atemlos lauscht und dem glanzvollen Schluß entgegenfiebert. Insgesamt eine unvergeßliche, einzigartige Interpretation."

    Ich kann mich dieser Kritik nur Wort für Wort anschließen, nicht ohne hinzuzfügen, daß das Royal Philharmonic Orchestra ganz großartig spielt und sich keine Nuance entgehen läßt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    Beethovens 7. ist auch in dieser empfehlenswerten, aber auch vergriffenen, Box vorhanden:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • gepunktete Rhythmen... ;) Wer hat das denn übersetzt. ..?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat von Norbert

    aber auch vergriffenen, Box vorhanden

    Aber nur bei unserem :!: Werbepartner !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • gepunktete Rhythmen... ;) Wer hat das denn übersetzt. ..?

    Hallo Johannes Roehl,


    sorry, das habe ich verbrochen! Ich mußte für ein paar Wendungen das Wörterbuch zur Hand nehmen, und in der Eile habe ich die Stelle nicht korrigiert. Ist aber inzwischen erfolgt!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Beethovens 7. ist auch in dieser empfehlenswerten, aber auch vergriffenen, Box vorhanden

    Lieber Norbert,


    danke für den Hinweis. Auch diese Icon-Box gibt es noch gebraucht zu kaufen. Wer vorwiegend an Colin Davis interessiert ist, sollte zu dieser greifen, wer aber außerdem noch George Szells Schubert-Vermächtnis kennenlernen möchte, dem empfehle ich das 2 CD-Album. Diese, im Vergleich zur früheren CBS-Einspielung, verhältnismäßig wenig bekannte Aufnahme der "großen C-Dur" ist nach meiner Einschätzung nicht nur klanglich, sondern auch künstlerisch der älteren überlegen. Sie klingt nicht so "preußisch-zackig", sondern weit mehr "wienerisch" und hat eine ungeheure Dramatik.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Sir Colin Davis schätze ich vorallem für seine frühen Berlioz Einspielungen, damals für das Label Philips eingespielt.

    Deine Einschätzung teile ich uneingeschränkt, vor allen Dingen der "Benvenuto Cellini" und "La Damnation de Faust" sind großartige Tondokumente. Dank Colin Davis, aber auch des umwerfenden Nicolai Gedda.


    Jammerschade, dass die Philips-Box nicht mehr lieferbar ist.

  • Zitat von nemorino

    Auch diese Icon-Box gibt es noch gebraucht zu kaufen.

    Lieber nemorino, nein, es gibt auch noch jede Menge neuer :!: Boxen .


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)