Schönste Romantik - Griegs Klavierkonzert


  • Rubinstein/Wallenstein finde ich auch grandios!


    Ich hörte vorhin via Spotify mal in die Aufnahme Bolet/Chailly hinein (obwohl ich diesen Dirigenten eher weniger schätze). Wirklich ansprechend. Auch sehr prägnante Pauken. Imposantes Spiel von Jorge Bolet.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es gibt ja so eine Unmenge an Aufnahmen dieses Konzerts, daß es schwer ist, den Überblick zu behalten bzw. erstmal zu bekommen. Claudio Arrau zum Beispiel hat es allein dreimal aufgenommen (mit Galliera, Dohnanyi und Colin Davis).
    Die Bolet/Chailly-Aufnahme ist für mich zu einem Maßstab geworden. Das liegt wohl in erster Linie wirklich an Jorge Bolet, den ich mit der Zeit immer mehr schätzen gelernt habe. Er gibt diesem Konzert eine selbstverständliche Größe und Tiefe, so daß ein Kitschverdacht gar nicht erst aufkommen kann. Chailly trägt dieses Konzept mit dem Orchester mit und ermöglicht Bolet die volle Entfaltung seiner Möglichkeiten. Unerreicht ist vor allem die Schlußphase. Wie Bolet dort das gesamt Orchester überflügelt - unglaublich. Das habe ich so nie wieder gehört.


    Es gibt übrigens noch drei weitere Decca-Aufnahmen, die absolut hochkarätig sind:


    1.) Clifford Curzon, London Philharmonic Orchestra, Oivin Fjeldstad (1959)


    2.) Radu Lupu, London Symphony Orchestra, André Previn (1973)


    3.) Olli Mustonen, San Francisco SO, Herbert Blomstedt (1994)

  • Eine Aufnahme, vor der ich wirklich eindringlich warnen möchte, ist diese:



    Peter Jablonski, Klavier
    Philharmonia Orchestra,
    Peter Maag, Ltg.


    (Decca, 7/1993)


    Also, eine derartig komatös-langgezogene und völlig uninspirierte und lustlos abgespielte Aufnahme ist mir von diesem Konzert noch nie begegnet. Was haben sich Jablonski und Maag nur dabei gedacht?
    Die Aufnahme ist eine Zumutung. Wohl noch nie habe ich das Philharmonia Orchestra derartig gelangweilt und unbeteiligt spielen hören. Jablonskis pianistische Fähigkeiten scheinen mir nicht wirklich konkurrenzfähig zu sein. Keine Prägnanz, huschig, "matschiger" Klavierklang. Zum Abgewöhnen.

  • Nach dem Totalausfall Jablonski/Maag habe ich mich wieder erfreulicheren Aufnahmen zugewandt:


    John Ogdon, New Philharmonia Orchestra, Paavo Berglund (EMI, 1971)

    John Ogdon noch im Vollbesitz seiner physischen und psychischen Kräfte. Was hatte der für eine Pranke - hier kann man es hören. Berglund dirigiert außerordentlich einfühlsam und idiomatisch - wunderbar. Sehr guter EMI-Klang.


    Julius Katchen, Israel Philharmonic Orchestra, Istvan Kertesz (Decca, 1962)

    Eine sehr zügige und virtuose Aufnahme. Kertesz drückt ordentlich aufs Gaspedal. Aber Katchen kann mithalten. Beeindruckend. Klanglich und orchestral sehr gut.


    Die Reihe wird fortgesetzt.

  • Lieber Agon,


    Julius Katchen ist für mich interessant, ich bin ein absoluter Katchen-Fan (Brahms, Rachmaninov).


    LG Siamak

  • Es gibt übrigens noch drei weitere Decca-Aufnahmen, die absolut hochkarätig sind:



    Danke für diesen Tipp. Ich habe heute in diese Aufnahme via Spotify hineingehört und war begeistert. Auch erstklassiger Klang.


    Ist es eigentlich künstlerische Freiheit Fjeldstads, dass er die Pauken am Ende bis zum letzten Takt durchspielen lässt? Oder gibt es das auch in anderen Aufnahmen? Habe ich so noch nie gehört.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Danke für diesen Tipp. Ich habe heute in diese Aufnahme via Spotify hineingehört und war begeistert. Auch erstklassiger Klang.


    Ist es eigentlich künstlerische Freiheit Fjeldstads, dass er die Pauken am Ende bis zum letzten Takt durchspielen lässt? Oder gibt es das auch in anderen Aufnahmen? Habe ich so noch nie gehört.

    Ich habe mir die Aufnahme eben nochmal angehört und bin mir nicht ganz sicher, was Du meinst. So wirklich anders klingt das am Ende doch gar nicht, oder?


    Auf meiner oben gezeigten Decca-CD ist da auf der Rückseite übrigens das falsche Orchester angegeben. Es ist nicht das London Philharmonic, sondern das London Symphony Orchestra, das da spielt. Das beruhigt mich sogar, denn das LSO war 1959 das beste Orchester Londons. Und auch die Peer Gynt-Auszüge werden in dieser Besetzung gegeben. Diese CD ist ein Schatz.

  • Zwei weitere Aufnahmen:


    Earl Wild, Royal Philharmonic Orchestra, Rene Leibowitz (Chesky, 1962)

    Eine absolut unsentimentale, klare, strukturalistische, moderne Aufnahme. Wild und Leibowitz ziehen an einem Strang. Hier gibt es keine Zurschaustellung pianistischer Virtuosität oder kitschige Verklärung. Leibowitz macht im Orchesterpart Dinge hörbar, die sonst nicht wahrnehmbar sind. Die Interpretation ist emotional distanziert, aber trotzdem zupackend und überzeugend. Klangtechnisch ein Meisterstück von Gerhardt/Wilkinson.

    Alice Sara Ott, Sinfonieorchester des BR, Esa-Pekka Salonen (DG, 2015)


    Zum Cover sage ich nichts, sonst wäre die CD sofort bei mir durchgefallen. Nein, ich habe mich nur auf den Inhalt konzentriert. Allerdings gefällt mir die Aufnahme auch nicht. Hier gibt es nichts zu hören, was nicht in anderen Aufnahmen wesentlich besser gemacht worden wäre. A.S.Ott kann zwar Klavier spielen, hat aber zum Stück offensichtlich nichts zu sagen. Sehr oft bringt sie pathetische Ritardandi, die bedeutungsschwanger daherkommen, aber völlig Fehl am Platz sind. Hier ist kein klares Konzept zu erkennen. Salonen und das Orchester begleiten gut, aber das wars. Eine ziemlich überflüssige Veröffentlichung.

  • Es gibt die Aufnahme tatsächlich bei Youtube (der Klang auf CD ist allerdings deutlich besser :!: ):



    Die Kadenz (ab 8.22) ist schlicht atemberaubend mit Gänsehauteffekt. ABM zeigt einmal mehr, dass er der absolute "Triller-König" unter den Pianisten ist. Das Triller-Crescendo zu Beginn ist schon einmalig und dann später im Forte und Fortissimo diese Akkordtriller-Dichtigkeit! Das Finale ist unglaublich furios, da erlebt man ABMs zündendes Temperament. Ich bezweifle, dass der von mir ansonsten auch hochgeschätzte Jorge Bolet (die Aufnahme habe ich nicht) da herankommt, zumal in einer Studioaufnahme. Man sollte die ABM-Aufnahme kennen! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Man sollte die ABM-Aufnahme kennen!

    Ich schätze Michelangeli sehr und kenne seine 1965er BBC-Live-Aufnahme des Konzerts:



    Das ist pianistisch überragend und seine manuellen Fähigkeiten dürften einmalig (geblieben) sein. Hier kann man außergewöhnliches Klavierspiel hören.
    Leider gibt es meines Wissens keine Aufnahme des Konzerts von Emil Gilels - da wäre ein Vergleich sehr reizvoll.


    Allerdings ist ABM für mich nicht der Maßstab bei diesem Konzert. Ob Jorge Bolet an Ihn "herankommt" oder nicht, interessiert mich ehrlich gesagt nicht. Für mich müssen zum Gelingen dieses Konzerts mehrere Faktoren zusammenkommen, nicht allein grandiose Pianistik.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Allerdings ist ABM für mich nicht der Maßstab bei diesem Konzert. Ob Jorge Bolet an Ihn "herankommt" oder nicht, interessiert mich ehrlich gesagt nicht. Für mich müssen zum Gelingen dieses Konzerts mehrere Faktoren zusammenkommen, nicht allein grandiose Pianistik.

    Die Interpretation von Bolet habe ich auch weder bewertet noch bewerten wollen, da ich die Aufnahme gar nicht kenne. Ich weiß nur aus meiner Sammlung, dass die Decca-Studioaufnahmen bei ihm in der Regel gemäßigter sind als so mancher Kontzertmitschnitt aus früheren Tagen. Deswegen kann ich mir kaum vorstellen, dass er in dieser Hinsicht ABMs Impulsivität im Schlusssatz erreicht oder überbietet, weil das eben angemerkt wurde. Und natürlich hat ABM weit mehr zu bieten als nur grandiose Pianistik. Das ist für mich eine absolut überragende Interpretation - das sage ich, den die Rubinstein-Aufnahme eigentlich geprägt hat. :D (Der BBC-Mitschnitt ist im Ansatz sehr ähnlich.) Seien wir doch froh, dass es auch solche Dokumente spontan-feurigen Musizierens des Perfektionisten ABM gibt. Es gibt auch noch bei Youtube einen allerdings klanglich eher mäßigen Mitschnitt mit Celibidache aus Stuttgart von 1972. Das ist schon deutlich klassischer und gemäßigter - ungemein ausgefeilt mit einer leicht melancholischen Nachdenklichkeit, die sehr gut zu Grieg passt. Auf CD gibt es das aber wohl nicht erhältlich.



    Schöne Grüße
    Holger

  • Die Interpretation von Bolet habe ich auch weder bewertet noch bewerten wollen, da ich die Aufnahme gar nicht kenne. Ich weiß nur aus meiner Sammlung, dass die Decca-Studioaufnahmen bei ihm in der Regel gemäßigter sind als so mancher Kontzertmitschnitt aus früheren Tagen. Deswegen kann ich mir kaum vorstellen, dass er in dieser Hinsicht ABMs Impulsivität im Schlusssatz erreicht oder überbietet, weil das eben angemerkt wurde. Und natürlich hat ABM weit mehr zu bieten als nur grandiose Pianistik. Das ist für mich eine absolut überragende Interpretation - das sage ich, den die Rubinstein-Aufnahme eigentlich geprägt hat. :D (Der BBC-Mitschnitt ist im Ansatz sehr ähnlich.) Seien wir doch froh, dass es auch solche Dokumente spontan-feurigen Musizierens des Perfektionisten ABM gibt.

    Ja, Jorge Bolet ist auch "gemäßigter" als Michelangeli. Die Aufnahme ist von 1985 - da war Bolet 71 Jahre alt. Aber das macht nichts. Irgendwo habe ich gelesen, daß die Aufnahme "untypisch" sei. Ich weiß aber nicht, was der Rezensent damit sagen wollte. Jedenfalls muß ich sagen, daß ich die Bolet-Aufnahme auch nicht mehr als allein selig machend empfinde. Es gibt einfach eine Reihe von Spitzenaufnahmen. Und ich bin auch froh darüber. Mit Arrau und Rubinstein werde ich mich noch beschäftigen...

  • Ja, Jorge Bolet ist auch "gemäßigter" als Michelangeli. Die Aufnahme ist von 1985 - da war Bolet 71 Jahre alt. Aber das macht nichts. Irgendwo habe ich gelesen, daß die Aufnahme "untypisch" sei. Ich weiß aber nicht, was der Rezensent damit sagen wollte. Jedenfalls muß ich sagen, daß ich die Bolet-Aufnahme auch nicht mehr als allein selig machend empfinde. Es gibt einfach eine Reihe von Spitzenaufnahmen. Und ich bin auch froh darüber. Mit Arrau und Rubinstein werde ich mich noch beschäftigen...

    Schön! :) Das Grieg-Konzert ist eigentlich das Repertoire, das Bolet besonders liegt. Die Aufnahme werde ich mir auch noch besorgen zur Komplettierung meiner Bolet-Sammlung. :D Der Mitschnitt Michelangeli/Rossi ist auch in der Warner-Box enthalten - da haben sie wohl die Lizenz von Fonitcetra erworben:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich bin von Jorge Bolet einfach auch grundsätzlich sehr begeistert. Wenn man sich seinen Werdegang einmal in Ruhe durchliest und sich klarmacht, was das eigentlich für eine Persönlichkeit war, dann versteht man mich vielleicht. Er wurde 1914 in Havanna (Kuba) geboren. Unter anderem hat er von 1927-34 Dirigieren bei Fritz Reiner am Curtis Institute of Music in Philadelphia studiert. Das alleine nimmt mich völlig für Ihn ein.
    Emil Gilels sagte über Ihn: "Der größte Pianist in der westlichen Hemisphäre".


    Hier der sehr gute Wikipedia-Artikel über Ihn:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Jorge_Bolet


    Neben seinen späten Decca-Aufnahmen sind natürlich auch seine früheren RCA/Columbia-Aufnahmen hörenswert.
    Das Grieg-Konzert mit Chailly gibt es in verschiedenen Ausgaben. Ich habe es in dieser:


  • Also, mit Arthur Rubinstein scheint es ja mehrere Aufnahmen des Konzerts zu geben.
    Vermutlich zwei RCA-Studioaufnahmen:


    1.) RCA Victor Symphony Orchestra, Alfred Wallenstein (RCA, 1956)


    2.) Philadelphia Orchestra, Eugene Ormandy (RCA, 1942)


    Ich kenne keine davon. Die mit Wallenstein wird wohl frühes Stereo sein, die mit Ormandy ist eben historisch.

  • Lieber Agon,


    zumindest mir erschien es so, als klänge es bei Curzon/Fjeldstad in den letzten Takten etwas anders. Ich habe in den letzten Tagen in zig andere Aufnahmen gehört, habe es aber nirgendwo so wiedergefunden. Der Paukenwirbel wird in den übrigen Aufnahmen am Ende ja unterbrochen, Fjeldstad macht das indes nicht.


    Es gibt sogar drei Aufnahmen mit Rubinstein: 1961 wurde ein Remake mit dem RCA Victor Symphony Orchestra unter Alfred Wallenstein eingespielt, das ein wenig breitere Tempi hat und wohl als noch gelungener angesehen wird. Ich zitiere mal aus einer Amazon-Rezension:


    Zitat

    This 1961 remake, with the same collaborating forces, fares much better. Tempi are more relaxed, and phrases are molded with greater flexibility. The orchestral playing is also on a higher level, with silky strings and sweeter sounding winds. Rubinstein was so pleased with this recording, that he issued a bold statement which appeared on the album cover: "In the rare coincidence of sound, balance, and performance of conductor, orchestra, and soloist, this is the most perfect recording I have made."



    Und dann gibt es noch eine ganz späte Videoaufnahme von 1975 mit dem London Symphony Orchestra unter André Previn auf DVD:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Neben seinen späten Decca-Aufnahmen sind natürlich auch seine früheren RCA/Columbia-Aufnahmen hörenswert.
    Das Grieg-Konzert mit Chailly gibt es in verschiedenen Ausgaben. Ich habe es in dieser:

    Lieber Agon,


    ich schaue gerade und sehe den unglaublichen Preis für die Box mit den RCA/Columbia-Aufnahmen. Da muss ich mich ärgern, das nicht rechtzeitig gekauft zu haben! Bolet gehört zu meinen "Lieblingen", klar! Bis nächste Woche habe ich das! :D

    Ich kenne keine davon. Die mit Wallenstein wird wohl frühes Stereo sein, die mit Ormandy ist eben historisch.

    Joseph II. hat schon darauf hingewiesen: Es gibt zwei Aufnahmen mit Wallenstein - ich habe beide und auch natürlich die von 1942 vor allem auch wegen der anderen Grieg-Stücke, die auf dieser CD versammelt sind. Nach meiner Erinnerung war die Schallplatte immer mit der 1956iger Aufnahme (ist Stereo!), als ich das Konzert so kennenlernte. Die spätere Aufnahme kommt an diese finde ich nicht heran (wenn ich beide nun nicht verwechsle). Ich finde sie ein bisschen spannungslos. Die alte Aufnahme vereinigt Rubinsteins Qualitäten, der volle, kernige Ton, das kraftvolle, poetische aber nie sentimentalisierende Spiel, die vollkommene Natürlichkeit eines immer organischen Spiels. Besonders ist hier finde ich die gewisse Dunkelheit und nordische Schwerblütigkeit, die in dieser Aufnahme durchkommt, ohne dass es schwerfällig wird. Die Idiomatik ist einfach ideal getroffen. Ebenfalls sehr (!) zu empfehlen ist die von Joseph II. abgebildete DVD - auch die habe ich. Da ist Rubinstein fast blind - ein unglaubliches Dokument. Hier realisiert man seine überragende Technik - in so hohem Alter diese alten "Schlachtrösser" noch so vollendet spielen zu können. Und wenn man auf die Finger schaut, sieht man, woher der überragende, wunderbare Rubinstein-Klang herkommt! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • zumindest mir erschien es so, als klänge es bei Curzon/Fjeldstad in den letzten Takten etwas anders. Ich habe in den letzten Tagen in zig andere Aufnahmen gehört, habe es aber nirgendwo so wiedergefunden. Der Paukenwirbel wird in den übrigen Aufnahmen am Ende ja unterbrochen, Fjeldstad macht das indes nicht.

    Hm, interessant. Ich werde das nochmal genau nachhören. Auf jeden Fall ist die Aufnahme ausgezeichnet. Curzon finde ich eigentlich immer mindestens gut!


    Was die Aufnahmen mit Rubinstein betrifft, da werde ich mir wohl die frühere mit Wallenstein zulegen. Bei spotify kann man ja sicher ausführlich reinhören.


    ich schaue gerade und sehe den unglaublichen Preis für die Box mit den RCA/Columbia-Aufnahmen. Da muss ich mich ärgern, das nicht rechtzeitig gekauft zu haben! Bolet gehört zu meinen "Lieblingen", klar! Bis nächste Woche habe ich das! :D

    Ja, ich bin auch geschockt, als ich den Preis für die Bolet-Box sah. Unverständlich, daß die schon wieder gestrichen wurde. Zum Glück habe ich sie kurz nach Erscheinen erworben (vor zweieinhalb Jahren). Hier kann man den Bolet der 50er, 60er und 70er Jahre hören. Außerordentlich sind besonders die Aufnahmen der Kammermusikwerke von Chausson und Franck mit dem Juilliard String Quartet. Die wurden vermutlich nie übertroffen.
    Das ist die Box, nach der man Ausschau halten sollte:


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Bezüglich Emil Gilels muß ich anmerken, daß hier ein Livemitschnitt mit dem Concertgebouworchester Amsterdam unter Eugen Jochum vom 28. Januar 1979 (Stereo) auf CD (Label Tahra) existiert:



    Es ist natürlich eine hervorragende Aufnahme, die auch klanglich in sehr gutem Rundfunkstereo eingefangen wurde. Mit Jochum hat Gilels ja auch bei den beiden Brahmskonzerten (DG) überragende Ergebnisse erzielt. Eine ausgezeichnete Künstlerpartnerschaft.

  • Meine Höreindrücke zu der wegen Agons Fürsprache für wenige Cent im August gekauften Bolet/Chailly-Aufnahme steht noch aus.



    Decca, DDD


    Zunächst kann ich Agon zustimmen, dass es sich um eine tiefgehende und pianistisch wohl ausgefeiltesten Aufnahmen handelt. Klanglich auch ausgezeichnet.
    Aber nützt mir das etwas ?
    :!: Ich bin einfach von der weit zügigeren und weniger romantisch orientierten hochvirtuosen Aufnahme mit Fleisher / Szell (CBS/SONY) geprägt.
    Das fängt schon beim Anfang an: Der sich steigernde Paukenwirbel tönt bei Chailly recht kurz und recht unspektakulär. Mir fehlt dort bereits der grosse Atem, die Spannung bleibt aus. Man höre wie packend Szell das macht !
    Das Tempo ist mir insgesamt auch zu langsam (sodass bei mir oft ein Gefühl des Anschieben wollens aufkommt). Das klingt mir bei aller interpretatorischen Reife einfach zu nobel und packt mich daher nicht in dem Maße.
    Weitere Aufnahmen wie Entremont/Ormandy (SONY), Zimerman/Karajan (DG) oder die scheinbare Aussenseiteraufnahme O´Hara/Judd (RPO) haben einfach eher das Zeug mich zu überzeugen.
    Für das gekoppelte Schumann - KK gilt im Prinzip das Gleiche ...


    ?( Ich lasse es derzeit offen, ob ich diese CD überhaupt in meine Sammlung übernehme.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nebenbei vorab:

    :| Die Decca-CD im Vorbeitrag hat es für mich nicht geschafft in meine Sammlung übernommen zu werden.



    *** Wegen der überschäumenden Kritiken und Dank nemorinos Empfehlung (im Kubelik-Thread) der Anda/Kubelik-Aufnahme(n) der Schumann und Grieg-KK habe ich mir diese CD diese Woche zugelegt:

    DG, 1964, ADD


    Zunächst nur zum Grieg - KK:

    Anda gelingt in der Tat eine grandiose Interpretation. Ich würde sogar sagen, dass ich soweit gehen würde diese DG-CD gegen die "hochkarätige" mit Zimerman/Karajan (DG) austauschen würde. Selbst die DDD-Klangtechnik wirkt recht mittig und ist bei Anda weiträumiger mit sehr gutem Klavierklang.

    Bei Zimerman finde ich das recht langsam gewählte Tempo im 1.Satz im Vergleich nicht ideal.

    Grieg - KK mit Zimerman = 14:03 - 7:13 - 10:53

    Grieg - KK mit Anda = ...... 13:06 - 7:03 - 10:44


    Bei aller pianisten Bewunderung für Anda sind mir aber aber auch Einschränkungen aufgefallen: Der Anfang mit dem ansteigenden Paukenwirbel wirkt leider bei Kubelik etwas harmlos und kommt auch mit dem Klavier nicht so recht auf den Punkt.

    Man höre wie packend mein Favorit Fleisher/Szell (CBS) das zelebriert und den Hörer gleich am Anfang packt. Vom Tempo her auch noch eher mein Fall.

    Grieg - KK mit Fleisher = 12:50 - 16:45

    Das Schumann - KK fand ich mit Anda idealer gelungen.



    *** Beim Vergleichshören ist mir die Aufnahme mit Entremont/Ormandy (SONY, 1958) äusserst positiv aufgefallen. Wie packend Entremont den Anfang gestalten und vom Paukenwirbel mit Klaviereinsatz total auf den Punkt bringen hat mich eindeutig mehr überzeugt, als Anda und Zimerman. So beeindruckend virtuos geht es dann weiter. Auch der Blick auf das Tempo zeugt von einer hochvirtuosen Interpretation.

    Die CBS-CD hatte ich bisher wegen der überragenden Aufnahme des Saint-Saens-KK Nr.2 im Blickfeld, aber das Grieg KK gelingt Entremont mit Ormandy ebenso faszinierend. Ormandys Orchestermitspiel ist im Vergleich zu Kubelik ungleich mehr auf Virtuosität und packenden Gestus gebürstet - ganz grosse Aufnahme, bei der Entremont und Ormandy am gleich Strang ziehen ! :love:

    Grieg - KK mit Entremont = 12:12 - 5:59 - 9:30


    CBS, 1958 (Grieg), 1965 (SS), ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei Zimerman finde ich das recht langsam gewählte Tempo im 1.Satz im Vergleich nicht ideal.

    Das liegt aber nicht an Zimerman, lieber Wolfgang, sondern die Tempovorstellungen sind die Linie von Herbert v. Karajan. Der hat den jungen Feuerkopf Krystian Zimerman "ausgebremst" - und es hat wie zu lesen zwischen den beiden auch ganz schön geknirscht deswegen. Trotzdem ist eine grandiose Aufnahme dabei herausgekommen. Bei diesem "abgedroschenen" Konzert tut es finde ich gerade gut, wenn eine Aufnahme nicht reißerisch ist, sondern die rein-musikalischen Qualitäten betont.


    In Sachen Grieg-Konzert ist für mich immer noch die Rubinstein-Aufnahme mit Alfred Wallenstein ganz oben (zusammen mit den ungemein feurigen und auratischen Mitschnitten von ABM), weil Rubinstein einfach wie kein Anderer idiomatisch ist, ideal den nordischen Grieg-Ton trifft. Die Anda-Aufnahme ist für mich eine Sternstunde wegen ihrer ungemein differenzierten, sehr individuellen Gestaltung. Es gibt sehr viele sehr gute Aufnahmen des Konzerts. Aber eben einige, die da herausragen.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Über die Jahre hat sich Griegs Klavierkonzert zu meinem persönlichen Favoriten in Sachen dieser Werkgattung entwickelt. Von der Kritikerzunft scheint es von jeher eher etwas unterschätzt worden zu sein. Auch wenn die Verwandtschaft zum Klavierkonzert von Schumann immer wieder betont wird, will mir Griegs Opus doch als Weiterentwicklung erscheinen, die das Schumann'sche noch übertrifft. Soviel aber nur zur subjektiven Einschätzung meinerseits.


    Auf Anregung aus dem Forum hörte ich in letzter Zeit u. a. die Einspielungen von Anda/Kubelík (DG, 1964), Arrau/Dohnányi (Philips, 1963), Arrau/Davis (Philips, 1980), Zimerman/Karajan (DG, 1981) und zuletzt Fleisher/Szell (Columbia, 1960). Daneben ein paar besonders skandinavische Interpretationen wie Eileen Joyce mit der Königlichen Kapelle Kopenhagen unter John Frandsen (Saga/Decca, 1958) - ihre einzige Stereo-Einspielung -



    und Kjell Baekkelund mit den Osloer Philharmonikern unter Odd Grüner-Hegge (RCA, 1959), die zu Unrecht ziemlich in Vergessenheit geraten sind. Besonders die letztere ist schon wirklich ungemein idiomatisch und hat mir sehr zugesagt. Man findet sie auf folgenden CDs:


    3h2n5rhv.jpg 


    Anda/Kubelík reißt mich, um ehrlich zu sein, nicht vom Hocker. Da fehlt mir doch das gewisse Etwas, ohne das jetzt wirklich benennen zu können. Und Fleisher/Szell ist auf eine seltsame Art unterkühlt, was mir nicht so behagt, orchestral in Richtung kammermusikalisch gehend. Arrau überzeugt mich in beiden Einspielungen nicht hundertprozentig, wobei die mit Sir Colin Davis besser klingt, er sich dort aber ein paar Unsauberkeiten erlaubt (immerhin 77-jährig). Gleich zu Beginn des Kopfsatzes ein Lapsus. Wieso blieb das so stehen? War es am Ende gar der beste Take, den Arrau noch hinbekam? Wirklich gelungen dafür Zimerman, den ich weit vorne ansiedeln würde, auch großartig begleitet von Karajan. Benedetti Michelangeli habe ich mir auch vorgenommen, aber da schreckt der grottige Mono-Klang des BBC-Mitschnitts unter Frühbeck de Burgos schon ziemlich ab; technisch beeindruckend.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Neben den altbekannten Aufnahmen dieses Konzerts, die praktisch alle schon genannt wurden, existiert in meiner Sammlung eine, die wenig bekannt und trotzdem erwähnenswert ist:

    Grieg/Schumann: Klavierkonzerte

    Horacio Gutierrez (Klavier) und das London Philharmonic Orchestra, Dirigent: Klaus Tennstedt (Aufnahme: 1976, London).


    Gutierrez ist ein US-Amerikaner kubanischer Herkunft. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er knapp 30 Jahre alt (* 1948). Er liefert ausgesprochen temperamentvolle Interpretationen, mit spürbarer Freude an kernigem Ton und mit echtem musikantischen Schwung. Da bleibt vielleicht manche Feinheit auf der Strecke, aber seine kraftvolle Brillanz nimmt den Hörer gleich von Beginn an gefangen, und das gilt für beide Konzerte. Vor allem das Grieg-Konzert, um das es ja hier hauptsächlich geht, packt er mit hinreißender Spielfreude an und liefert eine kerngesunde Version ab, wobei er von Klaus Tennstedt und den Londoner Philharmonikern glänzend unterstützt wird. Tennstedt läßt das Orchester brillant, aber ohne jeden Bombast aufspielen. Das Klangbild der Aufnahme ist ebenfalls farbig und sehr durchsichtig.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Das Grieg-Konzert ist der Kandidat für das Stück in meiner Sammlung, von dem ich noch nie eine Einspielung bewusst gekauft habe, das aber in unzähligen Versionen in Boxen oder als "Beifang" enthalten ist.

    Wenn ich recht sehe, sind allein 4 in der Rubinstein-Box drin... dann einmal Cziffra in Introuvables, Freire/Kempe in einer Dreierbox. Michelangeli in einer Box, Andsnes mit Grieg-Klavierstücken (Doppel-CD) und Fleisher (mit Schumann), letztere ist tatsächlich anscheinend die einzige Einzel-CD mit dem Werk.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wie Bruchs erstes Violinkonzert hat Griegs Klavierkonzert durchaus eine nicht von der Hand zu weisende Qualität - man (ich) hört sich an beiden Werken aber doch auch außergewöhnlich schnell satt, verglichen mit Schumanns Klavierkonzert etwa, das nur auf den ersten Blick ähnlich und vergleichbar, aber letztlich viel tiefer ist.


    Lieblingseinspielung bisher immernoch: Zilberstein / Göteborg / Neeme Järvi

    Er hat Jehova gesagt!

  • Ronan O´Hara / Royal PO / James Judd (RPO, 1994)


    wäre ein weitere noch nicht genannte Aufnahme in audiophiler Klangqualität, die aber auch von der brillanten Interpretation glänzt.


    Eine Zeit lang habe ich bei Rossmann; Müller & ähnlichen Drogeriemärkten (als die noch ein Klassik-CD-Regal hatten) regelmässig die RPO-CD´s gekauft. Die erfüllen vom Klang mit 32Bit-Digital-Sound fast alle audophile Ansprüche (darunter findet sich auch Holst Die Planeten mit Handley) und kosteten meist nur den Hammerpreis von 2,99Euro/CD.

    Auch das Grieg - KK aus dieser Serie kann sich sehen und hören lassen. Den Anfang des KK hat man selten mit solch prägnanten Pauken gehört .. dann gehts mit Feuer weiter; der sonore Klang des Flügels ist phänomenal und wird von Hara mit virtuoser Brillanz ausgeführt. Der 2.Satz sehr gefühlvoll mit Seele, um dann in einen feurigen Finalsatz mit allem drum und dran zu münden.

    Als schöner Filler hat die CD die Lyrischen Stücke drauf.


    Spielzeiten KK: 13:42 - 6:29 - 10:22


    RPO, 1994, DDD



    Diese RPO-Aufnahme kann sich in die Reihe meiner Favoriten einreihen:

    Entremont / Ormandy (SONY; 1958, ADD) - davon hatte ich in Beitrag 53 berichtet

    und

    Fleisher / Szell (CBS, 1960, ADD).


    ES wundert mich, dass Du, Josef diese tolle Szell-Aufnahme als unterkühlt bezeichnest. Ich finde sie Ideal und vom Tempo her liegt sie mir ungleich mehr als Zimerman / Karajan (DG), der mir einfach zu langsam ist. Holger meint das sei wegen Karajan´s Tempoauffassung ... aber auch klar ist, dass die auch in der obersten Riege anzusiedeln ist. Anda / Kubelik (DG) finde ich insgesamt noch besser als Zimerman / Karajan, aber da ist leider zu seichte Anfang ohne saftige Pauken verkorkst.

    Ganz andere Klasse bei Ormandy, der sicher auch bei Deiner Baekkelund-Aufnahmen orchestral überzeugend rüber kommt !?

    :) Ich denke mal, mit Hara / Judd (RPO) hättest Du auch Deine Freude ... und das wäre eine Aufnahme die uns Beiden voll liegt !


    nemorino berichtet von Gutierrez (EMI). Ein unheimlich brillanter und tempramentvoller Pianist, der mir durch die Prokofieff KK 2+3 mit Järvi (Chandos) als phänomenal aufgefallen ist - eine der besten Aufnahmen dieser KK. Aber wenn Tennstedt bei Grieg "orchestral keinen Bombast" liefert, dann kann das irgendwie nicht harmonieren ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • nemorino berichtet von Gutierrez (EMI). Ein unheimlich brillanter und tempramentvoller Pianist, der mir durch die Prokofieff KK 2+3 mit Järvi (Chandos) als phänomenal aufgefallen ist - eine der besten Aufnahmen dieser KK. Aber wenn Tennstedt bei Grieg "orchestral keinen Bombast" liefert, dann kann das irgendwie nicht harmonieren ...

    Lieber Wolfgang,


    ich glaube, ich muß meinen Eintrag von gestern ein wenig präzisieren. Mit "orchestral keinen Bombast" wollte ich sagen, daß Tennstedt nie versucht, den Pianisten mit dem Orchester zu übertrumpfen. Das soll aber nicht heißen, daß er nicht auch zupacken kann, wo es die Partitur verlangt.

    Um mein Gedächtnis aufzufrischen, habe ich mir heute früh die EMI-CD noch einmal vorgenommen. Fazit: Gutierrez liegt das Grieg-Konzert eindeutig mehr als das von Schumann. Er ist mehr Tastenlöwe als Musiker, und das bekommt Grieg besser als Schumanns "blauer Blume der Romantik", die vermag Gutierrez nicht recht zum Blühen zu bringen. Interessant ist, daß die Spielzeiten bei Schumann fast identisch sind mit denen von Géza Anda und Kubelik (DGG), während mir Gutierrez/Tennstedt das Tempo im Adagio des Grieg-Konzerts arg verschleppen (Vergleich: Gutierrez/Tennstedt 7.58 : Anda/Kubelik 7.03). Da läßt die Spannung deutlich nach, während der Finalsatz wiederum mit "Schmackes" dargeboten wird.

    Mein abschließendes Urteil: Wer Fleisher/Szell und Anda/Kubelik im Schrank hat, muß nicht zu Gutierrez/Tennstedt greifen. Letztere liefern eine virtuose, robuste und klanglich perfekte Version ab, die durchaus ihre Meriten hat, was vor allem für Grieg gilt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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