Ich schätze James Levine sehr, aber eben nicht bei Allem, was er dirigiert.
Sein Wagner interessiert mich eigentlich gar nicht, sein Mozart auch nicht.
Irgendwie wird er überwiegend als Operndirigent identifiziert, gut, als Chef der MET kein Wunder, aber er hat m.E. viel mehr als Konzertdirigent abseits des Mainstreams wirklich Außerordentliches geschaffen:
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S. Prokofiev: Sinfonie Nr. 5 [Chicago Symphony Orchestra, 1992]
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B. Bartók: Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta [Chicago Symphony Orchestra, 1989]
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J. Sibelius: Sinfonie Nr. 4 [Berliner Philharmoniker, 1994]
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I. Stravinsky: Le Sacre Du Printemps [The MET Orchestra, 1992]
Besonders hervorheben möchte ich hier die unglaublich gute Aufnahme des 'Sacre' mit dem MET-Orchester. Zunächst einmal finde ich es absolut erstaunlich, daß ein Opernorchester(!) in der Lage ist, auf einem derartigen Weltklasseniveau eines der schwierigsten Stücke der Musikliteratur überhaupt, zu spielen. Was hier geboten wird, ist die totale Perfektion in Sachen 'Sacre'. Das Einzige, was man Levine evtl. vorhalten könnte, ist, daß er das Stück an einigen Stellen etwas zu "poliert" angeht. Aber das stört mich überhaupt nicht - im Gegenteil: Levine zeigt, daß der 'Sacre' nicht nur Brutalismen enthält (die natürlich ebenso voll ausgespielt werden), sondern auch lyrische Feinheiten und mysteriöse Stellen, die eine absolute Feinabstimmung im Orchester nötig machen. Hier zeigt Levine, was er von George Szell gelernt hat - perfekte Orchesterbalance, ein geschärfter, attackierender Orchesterklang und trotzdem ein gewisser fülliger Wohlklang.
Alle oben genannten Aufnahmen und noch einige andere sind in der sehr schönen 4-CD-Box "James Levine - A Celebration in Music" anläßlich seines 60. Geburtstages 2003 erschienen (Deutsche Grammophon). Es ist zwar eine "Limited Edition", aber gebraucht ist sie wohl noch erhältlich:
Es grüßt
Agon