Strawinsky - Le sacre du printemps

  • Zitat

    Equipment von JVC


    Halte ich für unwahrscheinlich, wenn nicht gerade explizit in den Liner Notes so niedergeschrieben.
    Jedenfalls höre ich zum ersten Mal von dieser Kooperation.
    Viel wahrscheinlicher handelt es sich lediglich um ein Remastering der Original-Melodia-Aufnahme durch JVC.


    Viele Grüße
    Frank

  • Lieber Hüb´,


    auf der CD-Hülle (Rückseite) steht hinter den Aufnahmedaten "using Digital Recording System JVC DAS 90".



    Liebe Grüße


    Portator

  • Dank an Portator, der die Abb der JVC-CD gefunden hat, die ich nirgends mehr fand. Auch schön, dass Josef die Aufnahme in einer anderen Kopplung aufgegabelt hat. Es lohnt sich!



    Jedenfalls höre ich zum ersten Mal von dieser Kooperation.

    Warum nicht, die Aufnahme ist von 1984. Zu dieser Zeit waren die Zeichen der Zeit dort auch schon weltoffener. Es ist eine Gemeinschaftsproduktion von Melodiya mit JVC Japan.



    auf der CD-Hülle (Rückseite) steht hinter den Aufnahmedaten "using Digital Recording System JVC DAS 90".

    :thumbup:
    Von der Interpretation ist das auch die Hammeraufnahme, die ich gleich hinter Swetlanow (Melodiya, 1966) stellen würde --- nur klangtechnisch ist Fedossejew überlegen, sodass es sich hier insgesamt auch um eine der hörenswertesten Aufnahmen von Le Sacre du Printemps handelt. Ich hatte die JVC-CD Mitte der 80er bei Rhein Radio Bonn gekauft.
    Leider hat dieses "audiophile Wunderwerk" nur eine Spieldauer von knapp über 30Minuten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Es ist eine Gemeinschaftsproduktion von Melodiya mit JVC Japan.


    Ok und danke für die Hinweise.
    Mir war bisher nicht bekannt, dass Melodiya auch mit westlichen Labeln kooperierte.
    Entsprechende Zusammenarbeiten waren mir nur hinsichtlich Eterna und Supraphon bekannt.


    Man lernt nie aus.


    Viele Grüße
    Frank


  • Die Zusammenarbeit sowjetischer und japanischer Labels in der Schlussphase der UdSSR wundert mich jetzt gar nicht so sonderlich. Es gab spätestens seit den 70er Jahren ausgiebige Tourneen russischer Orchester nach Japan, besonders hervorzuheben sind hier Mrawinsky, Kondraschin und Swetlanow, die auch dort einen Kultstatus besaßen.
    Es ist allerdings so, wie oben angemerkt wurde, dass die sowjetische Aufnahmetechnik gar nicht so schlecht war, zumindest nicht in Moskau. Von Swetlanow (Chefdirigent des UdSSR-Staatsorchesters seit 1965) kenne ich eigentlich nur Stereoaufnahmen (sieht man mal von uralten Live-Mitschnitten ab), und auch von seinem Vorgänger Iwanow gibt es eine erstaunlich natürlich und räumlich klingende "Skythische Suite" von Prokofjew mit dem Staatsorchester von 1964 in astreinem Stereo. In Leningrad sah die Sache scheinbar bis in die 70er weniger günstig aus. Von Mrawinsky gibt es vieles bis dahin nur in Mono oder in nicht gar so gutem Stereo. Scheinbar gab es da ein gewisses Gefälle, das die staatlichen Orchester in Moskau (auch das Moskauer RSO) bevorzugte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Liebes Schneewittchen!


    In den Zeiten der alten Bundesrepublik gab es eine enge Kooperation von Melodia und Eurodisc. Viele der sowjetischen Einspielungen kamen damit auf unseren Markt. Geschätzt waren sie eher nicht. Die Platten lagen wie Blei in den Regalen. Damals haben viele Händler das Klassikrepertoire der Eurodisc gar nicht erst geordert.


    Melodia und Eurodisc hatten sogar für die Veröffentlichungen ein Logo, in dem beide Namen auftauchten.
    Zum Beispiel:



    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo,


    das Melodia-Aufnahmen von BMG bzw. vom BMG-Sublabel Eurodisc in Deutschland vertrieben wurden, war mir bekannt.
    Das ist aber IMHO weniger eine Kooperation im obigen Sinne. Jedenfalls nicht mit dem Ziel, der gemeinsamen Produktion von Aufnahmen, wie z. B. in den Fällen Eterna/EMI bzw. Eterna/Denon oder Supraphon/Denon. Letztere haben gemeinschaftlich Einspielungen für die unterschiedlichen Märkte produziert, so wahrscheinlich auch im Falle der obigen Melodia/JVC-Aufnahme, die vermutlich in R. durch Melodia, in J. durch JVC angeboten wurde.


    Viele Grüße
    Frank

  • Da gerade Inszenierung-Remakes (oder das was dafür gehalten wird) in der Diskussion sind, hier das Remake von der Original-inszenierung von Stravinsky's Ballettklassiker zum 100. Geburtstag aus dem Marinskij-Theater.


  • Ich nehme an, es wird ziemliche Verwunderung - vielleicht aber auch Proteste - hervorrufen, wenn ich meine persönliche Meinung zu dieser Ausstattung und Choreographie hier kundtue:
    Man kann das mit einem Wort beschreiben: Einfach unzumutbar !!!
    Oder man kann das etwas detailerter ausdrücken:


    Auf mich wirkt die Gesamtausstattung dilettantisch
    Die Kostüme sind schrecklich, die Choreograsphie ist weder ästhetisch ansprechend, noch erotisch, noch brutal, hypnotisierend, archaisch oder sonst etwas, dass die Wirkung dieser Musik wirksam unterstreichen könnte


    Die Realisierung durch Maurice Bejart trifft meine Vorstellung von diesem Werk eher, er setzt auf "Brutale Erotik" und das animalische oft fast pornographische dieser Musik. Manchen wird der Tanz zu ääh "direkt" oder "eindeutig" sein - Ich glaube aber, daß Strawinsky begeistert gewesen wäre. Auf jeden Fall ist er nicht lächerlich.



    Ich habe mir anlässlich diese Artikels einige Choregraphien und Ausstattungen angeschaut - und bin subjektiv zu dem Schluß gekommen, daß dies für ein Ballett gedachte Musik eigentlich gar nicht besonders geeignet dafür ist, bzw an den Choreographen ziemliche Ansprüche stellt, eine Herausforderung ist.(?)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich nehme an, es wird ziemliche Verwunderung - vielleicht aber auch Proteste - hervorrufen, wenn ich meine persönliche Meinung zu dieser Ausstattung und Choreographie hier kundtue:
    Man kann das mit einem Wort beschreiben: Einfach unzumutbar !!!
    Oder man kann das etwas detailerter ausdrücken:


    Auf mich wirkt die Gesamtausstattung dilettantisch
    Die Kostüme sind schrecklich, die Choreograsphie ist weder ästhetisch ansprechend, noch erotisch, noch brutal, hypnotisierend, archaisch oder sonst etwas, dass die Wirkung dieser Musik wirksam unterstreichen könnte

    Nein, keine Proteste, lieber Alfred. Volle Zustimmung! Das wirkt heute einfach nur komisch! :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Und es zeigt klar, dass Inszenierungen eben auch immer einem Zeitgeist unterliegen. Wagnerinszenierungen aus dieser Epoche würden vermutlich ebenfalls nur Kopfschütteln und Lächeln hervorrufen.

  • Das glaube ich nicht. Es gab auch früher Unterschiede zwischen gelungenen und danebengegangenen Inszenierungen.


    Zweifellos. Die Frage ist nur, ob uns selbst die gelungendste Inszenierung einer vergangenen Epoche heute nicht anachronistisch vorkäme. Gerade bei Wagner ist das m.E. sicherlich so (ich rede jetzt nicht von Wieland Wagner, sondern von älteren Produktionen).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das glaube ich nicht. Es gab auch früher Unterschiede zwischen gelungenen und danebengegangenen Inszenierungen.


    Ich weiss nicht, ob man von der legendären UA des Sacre, die damals nicht nur wg. der Musik ein Jahrhundertskandal war, als von "danebengegangen" reden sollte, nur weil man das Skandalöse heute kaum noch nachvollziehen kann. :S

  • Zitat

    ob uns selbst die gelungendste Inszenierung einer vergangenen Epoche heute nicht anachronistisch vorkäme..


    Die Frage stellt man sich häufig, leider läßt sie sich sicher nicht pauschal beantworten.

  • Die Frage stellt man sich häufig, leider läßt sie sich sicher nicht pauschal beantworten.

    Es ist ja auch anachronistisch, Musik zu spielen, die vor 100 Jahren komponiert wurde. Wie historische Inszenierungen wirken, kann man ja beim Film überprüfen. Ich kenne das aus dem Filmmuseum: Viele Leute kichern bei den unpassendsen Momenten - die finden also irgendwas komisch, was nicht so gedacht war. Andere finden sich zurecht. Insofern gibt es kein einheitliches "uns", dem die Inszenierungen anachronistisch vorkämen. Das Publikum, das zu "rekonstruierenden" Inszenierungen geht, zeigt recht deutlich, dass es das sehr schätzt. Es ist aber ein gebildeteres Publikum als der Schnitt, nehme ich an.


  • Ich weiss nicht, ob man von der legendären UA des Sacre, die damals nicht nur wg. der Musik ein Jahrhundertskandal war, als von "danebengegangen" reden sollte, nur weil man das Skandalöse heute kaum noch nachvollziehen kann. :S

    Der Gerechtigkeit wegen müsste man natürlich anmerken, lieber Lutz, dass Ausdruckstanz auf der klassischen Ballettbühne damals ein absolutes Novum war. Von daher sind gewisse "Geburtsschwierigkeiten" verständlich. Und so erotisch freizügig wie heute durften die Tänzer in dieser Epoche noch nicht auftreten.


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Lieber Holger,
    nur um die Perspektive klar zu rücken, ich schrieb kürzlich:


    Ich habe vor vielen Jahren in New York ein Remake der UA von Stravinsky's Le Sacre gesehen. Das war insofern interessant als ich und vermutlich fast niemand irgendeine Vorstellung davon hatte, wie das damals tänzerisch und bühnentechnisch umgesetzt worden ist. Aber ich hätte mir das nicht ein zweites Mal angeschaut, ganz im Gegensatz zu der Version von John Neumeier, bei der sich eine Beatrice Cordua wie Gott sie schuf zu Tode tanzt. Das - 1972 ebenfalls ein Skandal - hat mich 100mal mehr beeindruckt.


    Schön, dass Du wieder dabei bist. :hello:
    lutgra

  • Nun, so schlimm finde ich es nicht - man muss es einfach als das sehen, dieses Aufführung sein soll: "Remake der Originalinszenierung" !
    Einmal gesehen und abgehakt !


    Die moderne Aufführung von Maurice Bejart finde ich nun nicht "brutal erotisch". Die Tänzer sind schliesslich alle mit einem hautengen Dress angezogen, der alleine betrachtet weit langweiliger aussieht, als farbige Kostüme. Ein herausragendes Bühnenbild kann ich auch nicht erkennen.
    In den 90ern im Stadttheater Bonn gesehen - da waren wenigstens die Mädels oben ohne - das fand ich dann weit erotischer als die ganze Bejart-Aufführung.


    Aber egal, :thumbsup: die herausragende Musik von Strawinsky rückt alles wieder ins recht Licht, sodass mir warscheinlich jede Theater-Aufführung gut gefallen würde !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die moderne Aufführung von Maurice Bejart finde ich nun nicht "brutal erotisch". Die Tänzer sind schliesslich alle mit einem hautengen Dress angezogen, der alleine betrachtet weit langweiliger aussieht, als farbige Kostüme.

    Ich hatte mich auch schon über Alfreds Empfindung und Wortwahl gewundert. Vielleicht wollte er nur Interesse wecken und wir sind ihm doch tatsächlich auf den Leim gegangen.

  • Die moderne Aufführung von Maurice Bejart finde ich nun nicht "brutal erotisch". Die Tänzer sind schliesslich alle mit einem hautengen Dress angezogen, der alleine betrachtet weit langweiliger aussieht, als farbige Kostüme. Ein herausragendes Bühnenbild kann ich auch nicht erkennen.
    In den 90ern im Stadttheater Bonn gesehen - da waren wenigstens die Mädels oben ohne - das fand ich dann weit erotischer als die ganze Bejart-Aufführung.


    Ich hatte mich auch schon über Alfreds Empfindung und Wortwahl gewundert. Vielleicht wollte er nur Interesse wecken und wir sind ihm doch tatsächlich auf den Leim gegangen.


    Wie erotisch eine Aufführung ist, hängt doch nicht allein davon ab, wieviel nackte Haut zu sehen ist! :hello:


    Ich habe an anderer Stelle schon die Choreographie von Sasha Waltz erwähnt, die ich sehr gelungen finde:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Holger,
    nur um die Perspektive klar zu rücken, ich schrieb kürzlich:



    Schön, dass Du wieder dabei bist. :hello:
    lutgra

    Lieber Lutz,


    ich war ja nie weg - habe nur wenig Zeit wegen der Arbeit - daher meine Postings in aller Herrgottsfrühe! :D


    Interessant, dass es schon früher so ein Remake gab - und das auch noch in New York. Darüber gibt es wohl nur einhellige Meinungen! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich habe diese CD heute in einem Buchantiquariat in einwandfreiem Zustand erwerben können. Es handelt sich um die gezeigte JVC/Melodiya-Ausgabe in einer echten Japan-Pressung. Ich habe dafür mehr bezahlt als ich das normalerweise für eine ältere CD tun würde, aber diese war es mir wert. Ich bin wirklich froh, dass ich sie jetzt habe, denn ich habe sie lange gesucht, und ich wollte nicht die offensichtlich schlecht remasterte Melodiya-Doppel-CD erwerben, die Joseph II. in Beitrag 120 gezeigt hat.
    Meine Höreindrücke dieser Fedoseev-Aufnahme werde ich noch gesondert schildern.

  • Genau diese abgebildtete Melodiya/JVC - CD gehört zu meinen absoluten Edelsteinen.
    Ich hatte die CD (leider ohne Bild) im Thread Audiophile Aufnahmen von Sinfonischen Werken in Beitrag 2 gepostet.


    Wenn ich 10 CD für die Insel auswählen müsste, dann wäre die dabei !
    ;) (Zum Glück muss ich nicht so einen blödsinnige Auswahl treffen, sondern habe alle.)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wladimir Fedossejew wurde hier im Forum ja auch schon als "Krachmacher" abgetan. Ich kann das überhaupt nicht bestätigen. Ein Live-Erlebnis mit ihm und seinem Orchester (dem er seit 1974 vorsteht!) war schlichtweg sensationell. Es gab Tschaikowski. Auch Strawinski hätte ich gern mit ihm mal live erlebt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe mir also nun meine "neue" Sacre-Aufnahme mit Fedoseev (1981) auf JVC dreimal über meinen sehr guten Kopfhörer mit Kopfhörerverstärker angehört.


    Ergebnis: das ist eine erstaunlich kühle Aufnahme, die auf mich bisweilen ziemlich buchstabiert und wenig feurig wirkt. Die klangtechnische Präsenz ist nicht optimal. Ich musste meinen KHV ungewöhnlich laut aufdrehen, um eine angemessene Präsenz hinzubekommen. Das hat mich schonmal irritiert und negativ berührt. Aber gut, dies ist bei frühen Digitalaufnahmen des öfteren so (kommt auch bei BIS-CDs) vor. Ansonsten ist das Klangbild wirklich sehr transparent und klar - das muss man sagen. Aber von einem Vladimir Fedoseev hätte ich mir hier doch wesentlich mehr Power gewünscht. Tja, die kommt aber nicht wirklich. Es wird alles sehr klar und sauber gespielt, korrekt, deutlich, aber nüchtern und kontrolliert. Na gut, eben eine Sacre-Aufnahme mehr, ok.


    Meine Favoriten bleiben:


    - Orchester der Metropolitain Oper New York, James Levine (DG)


    - Philharmonia Orchestra, Eliahu Inbal (Teldec)


    - Cleveland Orchestra, Riccardo Chailly (Decca)


    - London Festival Orchestra, Rene Leibowitz (Chesky)


    - Philharmonia Orchestra, Igor Markevitch (SBT)

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