"Fachzeitschriften", oder: Was erwartet ihr von einer Rezension?

  • So leid es mir tut, ich muß dem Idealisten Operus widersprechen
    Professionellw Kritiken werten zwar, aber immer im Interesse des Auftraggebers, das kann bei einem kleinen drittklassigen Festival der Fall sen, wo über schwachbrüstige Bässe, Tenöre mit unangenehmen Timbe und kreischende Sopranstimmen einfach hinweggesehen wird, weil man ja seine Gage vom Fremdenverkehrsverein bezieht und anschliessend vom Bürgermeister zum Büfett eingeladen ist.
    Bei Tonaufnahmen spielt sich das niecht vile anders ab, kann sich kemand in den letzten Jahren an wirkliche Verrisse von CD- Neuaufnahem erinnern ? Allenfals ein leixhtes Stirrunzel erlabt sich manche Rezensent, um anschliessens sofort wirder Balsam auf die eventuell entstandene Wund zu schmieren.
    Was waren das für Zeiten, wo Kririker Neuaufnahmen genüsslich teil für Teil vernichteten und den Interpreten oder Dirigenten in einem Aufwasch ebenso


    "Der unglückselige Tennstedt und mit ihm die EMI lassen nicht von Mahler ab. So muß eben über das drittletzte Ergebnis im Gesamtzyklus ... , über jenes "Idyll der Vierten, in welchem eine innige Frömmigkeit ihren Himmelstraum träumt" (Bruno Walter), gesagt werden, daß Tennstedt die "Einfalt des Herzens" eigentlich nur in einem pejorativer Sinn zu Gebote steht."
    So beginnt eine der vernichtendsten Kritiken (HIFI Stereophonie 1985 U.D.)
    Sie war übrigens IMO nicht zutreffend. Aber der Rezensent hat sie mit Herzblut und Ironie geschrieben. Man konnte darüber nachdenken, beipflichten und widersprechen. Heute hat man den Eindruck daß die Texte der Kritiker schon in den PR-Abteilungen vorgefertigt werden, und damit dem Rezensenten das ungeliebte Abhören erspart.


    Das wird heute weitgehend so gesehen, deshalb haben ja die "Privatrezensionen" in Foren (in allen Bereichen) an Akzeptanz gewonnen. Weil hier wird zwar von sogenannten "Laien" geschrieben, allerdmgs ohne Einfußnahme der Tonträgerinsdustrie oder der Intendanzen. So sieht man auch bei Tamino eine gewisse Divergent bei den Beurteilungen - ewas, das sich eine Fachzeitschrift nicht leisten kann. Dorz wird quasi ein "zutreffendes " Urteil verlangt, schliesslich hat man ja für die Zeitschrift bezahlt. Dieses Problem kennen wir hier nicht - Wir sind nichtds und niemandem verpflichtet, nicht mal zur Neutralität....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin ein echter Rezensionen-Fetischist und lese sie immer und mit großem Vergnügen!


    Aaaber: Sie sind für mich nie DIE Wahrheit, nach der ich mich richte. Und sehr oft empfinde ich den Gebrauch oberflächlicher, nichtssagender Plattitüden auch als entlarvend und sehe sie sehr kritisch. Daher nehme ich sie eher als Information über die Existenz einer neuen (oder auch historischen) Aufnahme und als Anregung, ggf. weiter zu forschen und weitere Stimmen zu dieser Einspielung zu suchen. Aus deren Gesamtheit bilde ich mir dann selbst eine Meinung, ob ich sie mir vielleicht kaufe oder nicht.


    Und aufgrund dieses Umgangs mit Rezensionen schätze ich dieses Forum - unter anderem - so sehr: Sehr oft hat man hier mehrere und häufig höchst unterschiedliche Meinungen (das bietet einem keine Fachzeitschrift!) zu einer Aufnahme auf einen Blick.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • So leid es mir tut, ich muß dem Idealisten Operus widersprechen


    Professionellw Kritiken werten zwar, aber immer im Interesse des Auftraggebers, das kann bei einem kleinen drittklassigen Festival der Fall sen, wo über schwachbrüstige Bässe, Tenöre mit unangenehmen Timbe und kreischende Sopranstimmen einfach hinweggesehen wird, weil man ja seine Gage vom Fremdenverkehrsverein bezieht und anschliessend vom Bürgermeister zum Büfett eingeladen ist.

    Lieber Alfred,


    nur dieser Widerspruch geht ins Leere. Ich schreibe seit meinem 20. Lebensjahr Kulturkritiken. Bei mir wurde noch nie versucht, mich zu beeinflussen. Seit 1961 als ich zum 1. Vorsitzenden des Heilbronner Sinfonie Orchesters gewählt wurde, habe ich in der örtlichen Zeitung keine Zeile mehr über den Konzertbetrieb in Heilbronn geschrieben. Es konnte sein, dass man vom Veranstalter über Hintergründe der Aufführung informiert wurde: Der Sänger X ist indisponiert - Als Zugabe gibt es - Im Chor gibt es eine Reihe von Krankheitsfällen usw. Bei Chorkonzerten war es üblich , dass man zum Ausklang eingeladen wurde. Das habe ich am Anfang einige Mal gemacht, bald jedoch nicht mehr: Denn hier wurde man laufend gefragt: "Wie hat es Ihnen gefallen?" - "Was halten Sie von?". Die beste Ausrede war dann immer: "Ich möchte gerne, muss jedoch heute Nacht wegen dem Redaktionsschluss schon die Kritik schreiben. Stimmte sogar häufig.


    Richtiger Weise wird immer gefordert: Wir möchten ganz konkret diskutieren. Bei diesem Thema können wir es tun. Ich stelle dafür meine umfangreiche Besprechung über die erstmalig offiziell veröffentlichte Gesamtaufnahme auf CD von Wagners "Ring des Nibelungen" Inszenierung Wolfgang Wagner, Dirigent Rudolf Kempe zur Diskussion. Diese Rezension steht im Thread "Der Ring, der nie gelungen" (Nr. 299). Ich habe zum reinen Höreindruck auch meine eigenen Erlebnisse aus der Aufführung dazugenommen, denn dieser Ring war im Jahr 1961 mein erster wirklich großer Rezensionsauftrag. Die Kritik wurde im "Neuen Merker" Wien, einer Internetzeitschrift und auszugsweise in einem News Letter veröffentlicht. Da eine ganz Reihe von Euch diese Aufnahme nicht kennen werden, geht es nicht darum, wie Ihr die sängerische und musikalische Realisierung beurteilt. Es geht entsprechend der Fragstellung nur darum, wie Ihr die Kritik beurteilt, also z.B.
    Welchen Informationsgehalt hat die Kritik?, Schreibt der Verfasser verständlich?, Werden meine Erwartungen erfüllt? Stimmt das Verhältnis der Beurteilung von Inszenierung, Musik, Sängerleistungen? Kann der Rezensent wesentliches herausarbeiten und vermitteln?, Wie sind Stil, Formulierungen und Wortwahl?" Fühle ich mich als Leser angesprochen? usw.


    Gewünscht ist also, dass diese Kritik hier im Forum diskutiert und kritisiert wird. Wenn es ideal laufen würde, könnten wir zumindest aus der Tendenz Eurer Beiträge die gestellte Frage beantworten: Was erwartet Ihr von einer Rezension?"
    Ich bin gespannt auf Euer Urteil. Hoffentlich muss ich danach nicht endgültig meine Kritikertätigkeit einstellen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Und aufgrund dieses Umgangs mit Rezensionen schätze ich dieses Forum - unter anderem - so sehr: Sehr oft hat man hier mehrere und häufig höchst unterschiedliche Meinungen (das bietet einem keine Fachzeitschrift!) zu einer Aufnahme auf einen Blick.


    Eine Zusatzfrage für diesen Thread, die noch präziser ist: welche Qualifikationen erwartet ihr von den Rezensenten, egal wo sie schreiben?



    LG,
    Hosenrolle1

  • Zitat

    Eine Zusatzfrage für diesen Thread, die noch präziser ist: welche Qualifikationen erwartet ihr von den Rezensenten, egal wo sie schreiben?


    Ich wollte eigentlich diese Frage nicht zu beantworten versuchen, denn die "alten" Qualifikationen geleten IMO nicht mehr. Leiten meit allerlei Studenabschlüssen und Titeln haben oft anscheinend einen derart abstruesen Geschmack, daß man sich oft wundern muß. Aber vermutlich ist es so wie beim dirigieren: Man kann es nicht wirklich lernen, man hat das Gespür dafür - oder nicht.


    Dann aber habe ich "Orsinis" vernichtende Kritik über den Rigoletto im Römersteinbruch gelesen, die mit den Worten endet;


    Zitat

    Dies ist natürlich mein subjektiver Eindruck; die meisten Pressekritiken überschlagen sich in Lobpreisungen und sprechen von einem fesselnden Psychodrama, dass Arlaud dort auf die Bühne gewuchtet habe…


    Warum ist das so ? Weil die meisten heutigen Kritiker (naturgemäß) Kinder des Zeitgeistes sind - sie kennen die "werktreuen" Inszenierungen gar nicht.
    Und auch die alten Stimmen nur rudimentär. Manche machens sich gar nicht die Mühe sie zu hören: Tempi passati - Wir leben heute.
    Eine sehr amerikanisch - globale Einstellung wie ich meine. Das ergibt dann ein eigenes Weltbild - und sehr eigenartige Bewertungen.
    Irgendwie erscheinen mir nachfolgende Generationen wie KINDER. Sie nähern sich allem neuen naiv und offen, sind leicht zu beeindrucken und zu beeinflussen - und immer nett. Ein Kritiker darf nicht immer nett sein, sondern Tatsachen die übers subjektive hinausgehen SCHONUNGSLOS und UNBARMHERZIG aufzeigen.. Dazu gehört aber - was den meisten heutigen Kritikern ebenfalls fehlt - eine starke Persönlichkeit, die Angriffe der "Zeitgeistmafia" locker wegsteckt.
    Aber das alleine genügz nicht. Dahinter sollte noch ein Chef stehen der einen vor Angriffen von aussen schützt und nicht dem Kritiker in den Rücken fällt, wenn der Veranstalter, Produzent oder die eigene PR-Abteilung diesem "ans Leder will"
    Wie heisst das so schön, wenn die "Mächtigen" (oder jene die sich dafür halten) ihre Position stärken wollen ? "Der Markt regelt das schon" - wobei sie sich einen von ihnen kontrollierten Markt vorstellen. Aber der Markt regelt auch, wenn die Klassikhörer draufkommen, daß sie manipulierten Kritiken aufgesessen sind.
    Wer die politische Szene beobachtet, der wird bemerken, daß alte MAchtstrukturen auseinanderfallen und die "Mächtigen" diesem Prozess "machtlos" gegenüberstehen. So ähnlich wird es auch mit der Klassikszene sein.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Eine Rezension ist sehr wertvoll, manchmal. Durch eine Rezension sah ich mich veranlaßt, mir in Leipzig "Der Rebell des Königs" anzusehen. Und nur aus einem Grund, nämlich dem Hinweis in der Rezension, daß die Aufführung in historischen Kostümen stattfand. Im Thread zu dieser Oper habe ich darüber berichtet. Ohne die Rezension wäre ich nie reingegangen. Und wenn der Rezensent geschrieben hätte, daß es eine ganz tolle, zeitverlagerte Inszenierung mit Anklängen an heutige politische Themen gewesen wäre, hätte ich sie nicht einmal gelesen.


    Ich nutze Rezensionen vor einem Opernbesuch, immer, um für mich zu entscheiden, ob ich mir etwas ansehe oder nicht. Insofern ist eine Rezension für mich besuchsentscheidend, denn jeder Besuch kostet Geld. Im Fernsehen ist das anders. Knips, und weg ist´s.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich nutze Rezensionen vor einem Opernbesuch, immer, um für mich zu entscheiden, ob ich mir etwas ansehe oder nicht.
    Insofern ist eine Rezension für mich besuchsentscheidend,

    Das Lesen solcher Rezensionen hat mich vom Besuch zweier Aufführungen in meinem heimatlichen Musiktheater bewahrt,
    die für mich ganz sicher eine Enttäuschung gewesen wären. Das hat mir Zeit, Geld und Ärger erspart!

    Und wenn der Rezensent geschrieben hätte, daß es eine ganz tolle, zeitverlagerte Inszenierung mit Anklängen an heutige politische Themen gewesen wäre,
    hätte ich sie nicht einmal gelesen.

    Lieber La Roche, da sind wir doch wieder mal aber so was von absolut einer Meinung...


    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Und wenn der Rezensent geschrieben hätte, daß es eine ganz tolle, zeitverlagerte Inszenierung mit Anklängen an heutige politische Themen gewesen wäre,
    hätte ich sie nicht einmal gelesen.

    Lieber La Roche, lieber Chrissy und weitere in diesem Thread aktive Taminos,


    da mühen wir Kritiker uns so ab und wollen sicherlich auch zum Besuch von Veranstaltungen animieren und zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Werk herausfordern - und dann ist Euch das nicht einmal das Lesen oder einen Blick auf das wert, was mit Engagement und Herzblut geschrieben wurde. Frust pur! Wenigstens kann es der Verfasser archivieren, damit seine Nachkommen erkennen, was Papa doch für ein toller Hecht war. Aber wenn ich die Mehrzahl der Berichte hier im Forum lese, dann sind Kritiker nach Eurer Meinung : Gefälligkeitsschreiber, Phrasendrescher, Dampfplauderer, eitle Selbstdarsteller, selbstverständlich frei von jeder tiefergehenden Kenntnis, sprachlich verschroben, abgehoben, mit unverständlichem Fach-Kauderwelsch und auch noch parteiisch, wenn nicht sogar käuflich. Ach - und ihr Weltbild stimmt auch nicht, ist von vorgestern oder wird vom Zeitgeist so geprägt, dass der Beitrag beifallsheischende Anpassung an den aktuellen Mainstream ist.
    Wer bitte sagt mir, wozu Kritiker gut und überhaupt da sind? Wenn ich nicht bald auch Positives höre, dann verfalle ich in eine tiefe Depression. Dabei habe ich heute zwei im Grunde schöne Aufträge bekommen: Ein Interview mit Falk Struckmann und seine Aktivitäten zur Sängernachwuchsförderung und noch einen Artikel zum 75. Geburtstag von Bernd Weikl. Da das Wesen der Depression auch Antriebsschwäche, Versagensängste und Demotivation ist habt Ihr ganze Arbeit geleistet. Ich weiß nicht, wie ich aus dem seelischen Tief herauskomme und wie ich weiter schreiben soll. :thumbdown:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus,


    zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Werk herausfordern

    Was bedeutet für dich eine "kritische Auseinandersetzung"?


    Wer bitte sagt mir, wozu Kritiker gut und überhaupt das sind?

    Kritiken sind natürlich immer nur subjektive Meinungen. Ich lese Kritiken generell vor allem deswegen, um etwas dazu zu lernen, über neue HIP-Ensembles etwas zu erfahren, über neue Zugänge zur Musik. (Ich lese ja, wie ich schon schrieb, ausschließlich HIP-Rezensionen. Traditionen interessieren mich nicht, denn Tradition ist eine Form von Imitation dessen, was vorher war, einschließlich aller Fehler, und das wiederum bedeutet Stillstand. Und Stillstand führt nicht dazu, dass man einem Werk immer näher kommt).


    Ich möchte z.B. über ein neues Ensemble lesen, und wie es ein Werk aufführt, welche Räumlichkeit und Akustik dazu ausgewählt wurde, eventuell etwas über die Aufstellung des Orchesters, und welchen Zugang die Gruppe zur Musik hat, also welche Fassung sie spielen, wie sie die Musik interpretieren, welche eventuellen Freiheiten sie sich nehmen, etc. Um das zu beurteilen muss der Kritiker natürlich ein Fachmann sein.
    Es bringt mir persönlich wenig, wenn es etwa heißt "Das Orchester spielt sehr warm und weich, manchmal wird es richtig laut, der Schlusschor war mir zu schnell, auf der Bühne schöne Kostüme". Solche Kritiken haben natürlich auch ihre Berechtigung, bloß für mich haben sie keinerlei Relevanz.


    Von einem Rezensenten erwarte ich generell, dass er nur über HIP schreibt, und dass er sich wirklich gut auskennt, d.h. er besitzt die Partituren, kann Notenlesen und hat ein Interesse daran, sich selbst weiterzubilden. Laienrezensionen, oder Rezensionen, die quasi bezahlt sind und nicht mehr unabhängig, lese ich erst gar nicht. Wenn ich weiß, dass ein Kritiker ein bestimmtes Tempo nur deswegen zu schnell oder zu langsam findet, weil er sich an das Tempo irgendwelcher alten Aufnahmen gewöhnt hat, und gar nicht daran interessiert ist nachzusehen, was denn der Komponist wollte, oder sich einmal mit der Tempodramaturgie einer Partitur auseinanderzusetzen, dann habe ich als Leser nichts davon. Wenn der Kritiker etwas kritisiert, dann sollte das fundierte(!) Kritik sein, und keine geschmackliche.





    LG,
    Hosenrolle1

  • Nein, nein, mein lieber Operus, da hast Du mich (uns) falsch verstanden. Ich (wir) lesen Kritiken /Rezensionen, weil es evtl. Empfehlungen und Hinweise sein können.
    Mir ging es nur um dieses spezielle Thema, was mich auf der Bühne ganz sicher nicht interessiert und da würde ich mir auch die Zeit des Lesens sparen,
    weil ich in solch eine Inszenierung garantiert nicht reingehen würde. Da reicht schon das Lesen der Schlagzeile oder der Überschrift:

    Zitat von »La Roche«


    Und wenn der Rezensent geschrieben hätte,daß es eine ganz tolle, zeitverlagerte Inszenierung mit Anklängen an heutige politische Themen gewesen wäre,
    hätte ich sie nicht einmal gelesen.

    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Was bedeutet für dich eine "kritische Auseinandersetzung"?

    Liebe Hosenrolle,


    kritische Auseinandersetzung bedeutet für mich, dass man sich bemüht den Beitrag des Diskussionspartners zu verstehen, zu hinterfragen und zu analysieren, um dann in respektvoller Art und mit wertschätzender persönlicher Achtung durch These und Antithese, die Übereinstimmungen und Differenzen herauszuarbeiten. Danach sollte man weiter arbeiten und wenn möglich zu einer Synthese mit formuliertem Ergebnis gelangen .


    Ich möchte z.B. über ein neues Ensemble lesen, und wie es ein Werk aufführt, welche Räumlichkeit und Akustik dazu ausgewählt wurde, eventuell etwas über die Aufstellung des Orchesters, und welchen Zugang die Gruppe zur Musik hat, also welche Fassung sie spielen, wie sie die Musik interpretieren, welche eventuellen Freiheiten sie sich nehmen, etc. Um das zu beurteilen muss der Kritiker natürlich ein Fachmann sein

    Danke, liebe Hosenrolle, jetzt und im weiteren Verlauf Deines Beitrags werden Deine Aussagen so konkret, wie ich mir das für eine fruchtbare, konstruktive Diskussion wünsche. Das ist häufig im Forum zu wenig der Fall. Ich habe im Beitrag 33 angeboten, dass die Rezension einer Gesamtaufnahme von Wagners Ring, die neu auf CD herausgekommen ist und im Thread "Der Ring der nie gelungen ist" und von mir eingestellt wurde als Aufhänger genommen wird, um am konkreten Beispiel genau die Fragestellung zu diskutieren "Was erwartet Ihr von einer Rezension?" Ich habe sogar einige mögliche Beurteilungskriterien genannt. Bis jetzt Null Reaktion. Offensichtlich ist es doch leichter, abstrakt zu diskutieren und einfach seine Meinung oder Sicht der Dinge in den Raum zu stellen als klar seine Erwartungen zu nennen und zu begründen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • da mühen wir Kritiker uns so ab und wollen sicherlich auch zum Besuch von Veranstaltungen animieren und zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Werk herausfordern - und dann ist Euch das nicht einmal das Lesen oder einen Blick auf das wert,

    Mein lieber Hans,


    Du kannst Dein Weltbild wieder gerade rücken. Immerhin war es ein Rezensent, der mir den Besuch des "Rebells des Königs" in Leipzig nahegebracht hat.


    Und in vergangenen Zeiten habe ich jede Rezension verschlungen, im Opernglas z.B. bis 2013, bis es mir zuviel wurde, neue Handlungen und neue Konzepte bekannter Opern lesen zu müssen. Kritiker sind heute eigentlich fast wichtiger als in der Vergangenheit, denn sie schützen vor Enttäuschungen und unnützen Geldausgaben. Deshalb ran an den Weikl und den Struckmann, es wird viele, viele geben, die Deine Kritiken mit Begeisterung lesen werden.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Kannst du mir deine Rezension verlinken bitte?



    LG,
    Hosenrolle1

    Liebe Hosenrolle,


    gerne würde ich das tun, denn ich bin ja auf Feedback -gerade von Dir - neugierig. Aber ich muss passen: Ich schreibe zwar viel auf dem Computer, aber einen Link setzen oder ein Cover einstellen sind für mich böhmische Dörfer.Vielleicht das Alter oder stiller Protest gegen zu viel und komplizierte Technik?
    Du kannst die Kritik jedoch relativ einfach im Forum lesen. Gehe bitte in den Thread "Der Ring, der nie gelungen" und da zum Beitrag Nr 299 und schon hast Du meine recht umfangreiche Rezension, die zur konkreten Diskussion des Themas geeignet ist. :hello:
    Liebe Grüße
    Herzlichst

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Lieber Operus,


    ich habe deine Rezension jetzt gelesen. Weil du mich gebeten hast, hier ein paar Worte dazu.


    Was mir generell auffällt ist, dass die Sänger hier im Mittelpunkt stehen. Du widmest ihnen ganze 51 Sätze, während die Musik (hunderte von Partiturseiten) in gerade mal 5 Sätzen beschrieben wird. Die Sängerbeschreibungen selbst finde ich soweit ganz gut. Gerade Stimmen sind schwer zu beschreiben, da helfen die besten Wörter nicht, und die Frage ist auch, ob eine Stimme auch zu einer Rolle passt oder nicht. Manchmal schreibst du eh dazu, dass du findest, dass ein Sänger einer Rolle angemessen ist.
    Nur ein Satz ist mir hier aufgefallen:


    Zitat

    Fritz Uhl ist ein jugendlicher und feuriger Siegmund. Seine Gestaltung ist intelligent durchdacht.


    Was bedeutet "intelligent durchdacht"? Woran machst du das konkret fest?


    Was die Musik betrifft, da habe ich mit der Rezension meine Probleme.


    Zitat

    Kempes Dirigat zeichnet sich durchweg durch kammermusikalische Intimität, durchsichtige Transparenz, ruhige, fließende Tempi und äußerste Detailgenauigkeit, bei der alle Feinheiten der Partitur ausgeleuchtet werden, aus.


    Die "Feinheiten der Partitur", die "ausgeleuchtet" werden, sind - bitte nimm das nicht persönlich - eine Standardfloskel, die man zigfach in allen möglichen Rezensionen findet, und die austauschbar ist.
    Was stört mich an diesem Satz? Die Frage ist: kennst du die Partitur, und kannst du als Rezensent zumindest 15 Feinheiten spontan benennen, idealerweise mit Richtziffern- und Taktangabe? Wenn da auch noch steht "alle" Feinheiten, dann klingt das so, als würde der Kritiker auch "alle" Feinheiten kennen, um sie identifizieren zu können. Wenn der Rezensent von der Partitur spricht, dann gehe ich davon aus, dass er sie zumindest sehr gut kennt, sonst würde er sie nicht erwähnen


    Ich persönlich habe die letzten 11 Jahre ständig in der "Hänsel und Gretel"-Partitur gelesen (obwohl das zugegebenermaßen wegen der Salome nachgelassen hat), und finde immer noch neue Dinge, die mir bisher entgangen sind, und sogar der alte Harnoncourt meinte, dass er in der Figaro-Partitur selbst nach vielen Jahrzehnten noch neue Details findet.



    Zitat

    Deshalb dauert es lange, bis die Musik sich zu ihrem vollen Glanz entfaltet und das Wagnerische Feuer versprüht. Kempe gelingen allerdings gut geplante musikalische Steigerungen im Aufbau der einzelnen Ring-Abende. In der „Götterdämmerung“ wird dann das volle Leuchten und die glühende Intensität des Wagnerklanges machtvoll, prächtig und mit überwältigender Größe zelebriert.


    Als "HIP-Extremist" (ein ziemlich dummes und beleidigendes Wort, das ich hier einmal gelesen habe) muss ich natürlich kritisch nachfragen, was der "Wagnerklang" ist, bzw. was der Kritiker darunter versteht. Meint er damit das, was er von den Aufnahmen her kennt?
    Harnoncourt meinte, dass Wagners Musik zu seinen Lebzeiten wesentlich leiser war als heute, was auch an den Instrumenten liegt. Weiters meinte er, dass es frühe Schellack-Aufnahmen von ehemaligen Wagnersängern gäbe, wo Mozart gesungen wird, und die Stimmen da nicht "kaputt" oder ausgesungen waren, weil das Orchester noch nicht so laut war und die Sänger sich nicht so anstrengen mussten wie heute.


    Die Frage ist also, ob das, was wir durch Aufnahmen oder Live-Aufführungen mit modernen Instrumenten kennen, wirklich der "Wagnerklang" ist.


    Zum Beispiel deswegen weil zu Wagners Zeit noch auf Darmsaiten gespielt wurde, während man heute auf Stahlsaiten spielt, die ganz anders klingen, wesentlich "härter" und mit einem (für mich sehr unangenehmen und unschönen) metallischen Klang. (Harnoncourt meinte, unter Franz Schalk, der von 1918-1924 Direktor der Wr. Staatsoper war, sei es noch verboten gewesen, auf Stahlsaiten zu spielen, und als H. zu den Symphonikern kam, war er der Einzige, der Stahlsaiten auf seinem Cello hatte - alle anderen spielten auf Darmsaiten. Stahlsaiten haben sich auch erst sehr spät, im 20. Jahrhundert durchgesetzt, vermutlich deswegen, weil man ihren Klang nicht schätzte, sie aber billiger, haltbarer und robuster, aber auch lauter waren).


    So, das war jetzt meine Meinung zu der Rezension. Hoffentlich ärgerst du dich nicht zu sehr darüber!




    LG,
    Hosenrolle1

  • Die "Feinheiten der Partitur", die "ausgeleuchtet" werden, sind - bitte nimm das nicht persönlich - eine Standardfloskel, die man zigfach in allen möglichen Rezensionen findet, und die austauschbar ist.
    Was stört mich an diesem Satz? Die Frage ist: kennst du die Partitur, und kannst du als Rezensent zumindest 15 Feinheiten spontan benennen, idealerweise mit Richtziffern- und Taktangabe? Wenn da auch noch steht "alle" Feinheiten, dann klingt das so, als würde der Kritiker auch "alle" Feinheiten kennen, um sie identifizieren zu können. Wenn der Rezensent von der Partitur spricht, dann gehe ich davon aus, dass er sie zumindest sehr gut kennt, sonst würde er sie nicht erwähnen

    Liebe Hosenrolle,


    wenn ich empfindlich wäre, hätte ich eine Rezension von mir nie ausdrücklich zur Diskussion gestellt, also ein Beleidigtsein gibt es bei einem begründeten Urteil nicht. Die kurze Zeit bis zu Deiner Antwort lässt mich darauf schließen, dass Du spontan geantwortet hast. Dies muss kein Fehler sein. Richtig erkannt hast Du, dass für mich fast immer die Sänger und ihre gesanglichen Leistungen im Mittelpunkt stehen. Ich könnte aus der Haut fahren, wenn ich heute oft lese, dass in einer umfangreichen Besprechung die Sänger mit gerade mal 5 Zeilen bedacht werden. Sänger und ihre gesanglichen Leistungen zu würdigen ist so etwas wie ein "Markenzeichen" von mir. Schmunzeln musste ich bei Deiner obenstehenden Aussage. Selbstverständlich kenne ich die Musik und auch die Noten. Ob ich allerdings 15 Feinheiten von Kempes Dirigat spontan nennen könnte, wage ich zu bezweifeln. Den Kritikerkollegen möchte ich kennen, der von einem Riesenwerk wie Wagners Ring alle musikalischen Feinheiten mit Richtziffern und Taktwerten benennen kann. Ausserdem nun kommt die journalistische Praxis. Eine so detaillierte Besprechung würde gerade in den (zu) fachlichen und tief gehenden Betrachtungen gnadenlos gekürzt werden. Eine Kritik, besonders einer Opernaufführung, mit ihren unterschiedlichen Aspekten, muss generalisierend dem Leser einen Gesamteindruck vermitteln. Ich glaube wir haben verschiedene Erwartungen an eine Rezension. Ich empfinde Dich zumindest aus Deiner Stellungnahme als sehr detailorientiert und mit kaum zu erfüllenden Ansprüchen an den Kritiker. Ich beurteile eher nach dem Informationsgehalt,ob Wesentliches herausgearbeitet wurde, der Verständlichkeit, nach Ausdruck, Lebendigkeit und Überzeugungskraft der Sprache. Solange wir bei den Beurteilungskriterien keine Übereinstimmung haben, werden wir die von Dir gestellte Frage " Was erwartet ihr von einer Rezension" kaum übereinstimmend beantworten können. Vielleicht animiert unsere Diskussion über meine Kritik noch andere Taminos, ihr Urteil abzugeben. Wäre schön. Mir gefällt der schriftliche Disput mit Dir. Ich habe Anregungen bekommen und konnte meine recht pragmatische Auffassung dagegen stellen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Schmunzeln musste ich bei Deiner obenstehenden Aussage. Selbstverständlich kenne ich die Musik und auch die Noten. Ob ich allerdings 15 Feinheiten von Kempes Dirigat spontan nennen könnte, wage ich zu bezweifeln. Den Kritikerkollegen möchte ich kennen, der von einem Riesenwerk wie Wagners Ring alle musikalischen Feinheiten mit Richtziffern und Taktwerten benennen kann.


    Ich denke, das kann keiner :)


    Nein, worum es mir ging war, dass man die Partitur ganz gut kennt, sie überhaupt besitzt oder darin nachschlagen kann (gibt ja auch Online-Quellen dafür), um dort nachzusehen, welche RZ und Taktnummer eine Stelle hat.


    Natürlich kann man nicht auf jedes Detail eingehen, das wäre auch unnötig; interessanter ist es m.E., wenn man sich ein paar besonders nennenswerte Beispiele herauspickt, und die kurz bespricht. Idealerweise mit RZ-Angaben, oder, wie ich es manchmal versuche, mit Bildern der Noten, damit die Leser sich selbst ein Bild davon machen können.


    Einen Satz wie "Alle Feinheiten/Details/Raffinessen/etc. der Partitur ausgeleuchtet" würde ich persönlich generell nicht verwenden, aber ich denke, dass man durchaus begründen kann, WAS einem gefallen hat, und warum, oder was einem nicht gefallen hat, und warum.


    Es gibt, wenn du die Partitur kennst, sicher 3 oder 4 Stellen, die dir gut gefallen, wegen der Instrumentierung, wegen der Polyphonie, wegen der Verarbeitung der Motive, wegen der Rhythmik, oder so. Da kannst du ja diese Stellen nennen und sagen, wie die umgesetzt wurden. Ich kenne Wagners Werk praktisch gar nicht, nur die Walküre, und da eigentlich auch nur den 1. Akt, aber ich habe interessante Dinge gelesen über die Musik, etwa über den Feuerzauber. Richard Strauss schreibt etwa in der "Instrumentationslehre" folgendes:



    Zitat

    Diese Auffassung entspricht dem Stil der Instrumentation, den ich den klassischen nennen möchte, und der sich aus dem Geiste der Kammermusik auf die Behandlung des Orchesters übertragen hat. Diesem Stil, der die absolute Klarheit und Ausführbarkeit jeder Figur durch jedes Instrument als Hauptmerkmal trägt, kann ein anderer Stil der al fresco-Behandlung des Orchesters gegenübergestellt werden, der von Wagner so recht eigentlich eingeführt wurde und der sich zum ersten verhält, wie der Stil der aus der Miniatur-Malerei des 14. Und 15. Jahrhunderts hervorgegangenen Florentiner Meister zur „breiten Malweise“ eines Velasquez, Rembrandt, Franz Hals und Turner mit ihren wunderbar getönten Mischfarben und differenzierten Lichtwirkungen.
    Das eklatanteste Beispiel ist hierfür die Geigenbehandlung im Feuerzauber des dritten Aktes Walküre. Wagner schrieb da, zur Wiedergabe des lodernden und züngelnden Feuers, eine Figur, die kaum von einem vorzüglichen Solisten in allen Teilen ausführbar oder ganz sauber wiederzugeben ist (Partiturbeispiel 17). Von 16 bis 32 Violinisten ausgeführt, ist die Stelle im Ensemble von einer so wundervollen, schlagenden Wirkung, daß man sich eine bessere Wiedergabe des lodernden, in tausend Mischtönen flimmernden Feuers absolut nicht vorstellen kann. Wäre eine leichtere, vielleicht etwas gemessenere Figur vorgeschrieben, so könnte leicht der Eindruck der Steifheit eintreten, den ich persönlich im Rheingold beim Gesang der das Riff umschwimmenden Rheintöchter nicht loswerden kann.


    Wie viele, die den Ring oder den Feuerzauber rezensieren, wissen gar nichts von den "Maltechniken", die Wagner hier anwendet, und schreiben dann "Klingt sehr schön"? (Deswegen bin ich auch immer dafür, dass Rezensenten auch ein Interesse daran haben, sich selbst weiterzubilden, mit Sekundärliteratur etc.)


    Partiturbeispiele helfen aber auch dabei, dem Leser zu zeigen, welche Erwartungen mal selbst an ein Dirigat hat. Wenn man eine Partitur liest, gibt es Stellen, wo man dann eine bestimmte Vorstellung hat, wie sie am besten zur Geltung kommen. Manchmal schreibe ich dann sowas wie "Eine besonders gruselige Stelle findet sich bei RZ. soundso, Takt 33-38, wo musikalisch dieses und jenes passiert - beim Dirigat von XY klingt mir das zu weich, der Rhythmus der Streicher zu verwaschen" und so weiter. Also sowas in der Art.
    Das hat, wie gesagt, den Vorteil, dass der Leser weiß, was der Rezensent für einen Geschmack und für Vorstellungen hat, aber auch den positiven Effekt, dass er nebenbei auch etwas dazulernen kann, indem er auf Stellen aufmerksam gemacht wird, die ihm bisher vielleicht zu unwichtig, zu unspektakulär, zu nebensächlich vorkamen.
    Ich will die Begeisterung des Rezensenten spüren, dass er wirklich in der Materie drin ist, eigene Vorstellungen hat, und anderen zeigen möchte, was es da alles gibt. Das schon genannte "Leuchtet die Partitur aus" lädt mich als Leser nicht dazu ein, mich mehr mit dem Werk zu beschäftigen.
    Ich bringe meine Notenbeispiele und Hinweise auf manche Stellen deswegen nicht nur, damit Leute das besser nachvollziehen können, sondern auch, damit der eine oder andere sich vielleicht ermutigt fühlt, selbst mal genauer hinzuschauen und auf Entdeckungsreise zu gehen, neue Schönheiten entdeckt.


    Gleichzeitig sollte es aber auch so geschrieben sein, dass die, die keine Noten lesen können, nicht ausgeschlossen werden, deswegen versuche ich, die Stellen ein bisschen zu beschreiben, statt nur die Noten oder Richtziffernangaben zu posten. Aber das ist natürlich schwierig, denn wenn 20 Stimmen gleichzeitig spielen und sich da so viele verschiedene Sachen abspielen, kann man oft nicht mehr adäquat beschreiben, sondern darauf hoffen, dass der kundige Leser sich das selbst ansieht und es versteht. Klassische Musik ist nunmal keine "einfache" Popmusik (wobei es da auch gute und schlechte, aufwändige und billig gemachte gibt, ich habe nichts gegen Popmusik!), sondern ziemlich kompliziert, und dem kann man, so meine ich, mit kurzen Beschreibungen nicht beikommen.





    LG,
    Hosenrolle1

  • Hier habe ich ein konkretes Beispiel, wo es als Rezensent einer Aufnahme schwierig wird.


    Im "Hexenritt" aus Humperdincks Hänsel und Gretel gibt es eine schöne Passage, in der es richtig wild zur Sache geht:




    Hier passieren so viele Dinge: das Hexenmotiv wird gespielt, gleichzeitig auch das chromatische Motiv, das schon in der Hexenballade aus dem 1. Akt auftaucht, dazu spielen die Geigen hier immer wilder immer mehr "harte" Legato-Übergänge, bis sie im letzten Takt in Gegenbewegung geführt werden, so dass ein richtig gruseliger Effekt entsteht, als ob ein Ton gespielt wird, der aber unheimlich wabert.


    Natürlich achte ich darauf, wie das alles umgesetzt wird. Wird das Hexenmotiv klar herausgestellt, oder verschwimmt es? Hört man das chromatische Motiv ebenfalls, und wie klingt der Streichereffekt? Basstuba und Bassposaune spielen hier zusammen heftige Schübe nach oben (Harnoncourt würde vermutlich sagen "also ob ein Krokodil das Maul aufmacht" *gg*) - auch das geht oft unter und klingt recht matschig oder harmlos, dabei wurden diese Schübe schon in der Ouvertüre vorgestellt. Wie gut und deutlich ist das Schlagwerk zu hören?


    Wie soll man so eine Stelle beschreiben, wenn sie besonders gut oder besonders schlecht gespielt wird, ohne zu sehr ins Detail zu gehen? Da hilft oft nur mehr, die Noten zu zeigen, damit der Leser selbst sieht, was da passiert, und ergänzend dazu liest, was der Kritiker zur Umsetzung zu sagen hat.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Liebe Hosenrolle,keinerlei Gegenrede und Einschränkung, wenn Du bei Rezensionen den Idealzustand anstrebst. d' accord! Nur hier schreiben wir offensichtlich für unterschiedliche Zeitschriften und Redaktionen. Ich würde kaum jemals ein so umfangreiches Notenbeispiel auch in keiner Fachzeitschrift unterbringen. Wo dies manchmal möglich wird ist bei Einführungen in Programm heften, da weise ich auch bespielhaft auf Besonderheiten, typische Merkmale und Beachtenswertes mit Notenzitaten hin.Wir werden beide ja weiter schreiben. Sicherlich sind da auch wieder Rezensionen drin, wo sich eine kritische Diskussion lohnt. Meinen Geburtstagsgruß für Bernd Weikl habe ich heute verfasst und abgesandt. Bekam bereits eine positive Rückmeldung, vor allem mit der Zusage, dass nicht gekürzt wird. Da es bei den Taminos zahlreiche Weikl-Fans gibt werde ich vielleicht den Artikel im Forum einstellen. Zunächst hat jedoch die Zeitschrift das Veröffentlichungsrecht und das nächste Heft kommt Ende September heraus.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Lieber operus,


    diese Antwort ist speziell für dich gedacht. :)


    Nur hier schreiben wir offensichtlich für unterschiedliche Zeitschriften und Redaktionen.

    Achso, nein, ich schreibe nur hobbymäßig. Früher (vor ungefähr 10 Jahren) habe ich massenweise Rezensionen zu HUG und Freischütz geschrieben, z.B. auf Amazon. Die habe ich dann aber wieder gelöscht, weil ich gemerkt habe, dass ich zu wenig darüber weiß. (Heute hätte ich sie aber sowieso gelöscht, weil ich in Wahrheit keine einzige HUG und Freischütz-Aufnahme besitze, auch wenn sie noch alle in meinem Regal stehen, aber das wird sich bald ändern).


    Ein Problem bei Amazon etwa war auch, dass man keine Notenbeispiele bringen konnte, was die Sache zusätzlich erschwert hat. Ich finde es auch gut, dass du überhaupt Noten lesen kannst und dir Partituren ansiehst, da habe ich dann nicht das Gefühl, dass ich gegen eine Wand schreibe; für mich sind Kritiker, die Werke ausschließlich von Aufnahmen her kennen, absolut irrelevant.


    (Komisch, in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass ich von Shakespeare-Figuren beobachtet werde, die MICH rezensieren ...)



    Hast du dir schon mal verschiedene Interpretationen von Tonartencharakteristiken angesehen? Das ist ganz spannend zu lesen, speziell wenn man sie mit den Stücken vergleicht. Eine sehr bekannte ist die von Schubart (nicht Schubert), die 1784/85 entstand.


    Das Notenbeispiel hier bei Tamino, ganz oben, ist ganz klar die Arie "Dies Bildnis ist bezaubernd schön", und steht in Es-Dur. Über Es-Dur schreibt Schubart:


    Zitat

    Es dur, der Ton der Liebe, der Andacht, des traulichen Gesprächs mit Gott; durch seine drei B, die heilige Trias [Dreifaltigkeit] ausdrückend.


    "Porgi Amor", die Cavatine der Gräfin zu Beginn des 2. Aktes aus Mozarts Figaro steht ebenfalls in dieser Tonart, hier passt das mit dem "Gespräch mit Gott" eigentlich fast wörtlich.



    Cherubinos "Voi che sapete" wiederum steht in B-Dur. Schubart:


    Zitat

    B dur, heitere Liebe, gutes Gewissen, Hoffnung, Hinsehnen nach einer besseren Welt.


    Liebe, Hoffnung, Hinsehnen - trifft das Gefühl von Cherubino eigentlich ziemlich gut, wie ich finde.



    "Se vuol ballare" aus dem ersten Akt steht in F-Dur. Dazu Schubart:


    Zitat

    F dur, Gefälligkeit und Ruhe.


    Auch hier passt es m.E. zusammen mit dem Ausdruck, den Mozart erreichen wollte. Figaro bleibt hier ganz ruhig, von wenigen kurzen Ausbrüchen abgesehen, und ist zum Schein "gefällig", wenn er dem Grafen mit der Gitarre aufspielen möchte. Auch Susannas "Deh vieni non tardar" steht in F-Dur, hier ist eh wohl eher die "Ruhe".



    "Non piu andrai", das sich an Cherubino richtet und eine "lustige" Melodie hat, steht in C-Dur. Schubart:


    Zitat

    C dur, ist ganz rein. Sein Charakter heißt: Unschuld, Einfalt, Naivität, Kindersprache.


    Auf das Thema aufmerksam geworden bin ich durch das Buch "Oper, sinnlich - Die Opernwelten des Nikolaus Harnoncourt", wo es ein Beispiel gibt.


    Zitat

    Eingeleitet wird Florestans Arie [Fidelio] und damit der gesamte zweite Akt von einem Orchestervorspiel, das an expressiver Kühnheit seinesgleichen sucht. Die dunkle Tonart f-Moll, die nach der Tonartencharakteristik von Schubart unter anderem „grabverlangende Sehnsucht“ bezeichnet, die Häufung des Tritonus sowie dynamische Kontraste auf kleinstem Raum, das und noch viel mehr weist in der Musikgeschichte weit in die Zukunft.


    Schubart schreibt hier konkret:

    Zitat

    F moll, tiefe Schwermut, Leichenklage, Jammergeächz, und grabverlangende Sehnsucht.


    Er schreibt auch generell:

    Zitat

    (...) so muss man bedenken, dass es die Pflicht für jeden Komponisten sei, den Charakter seiner Töne genau zu studieren, und nur die sympathetischen [dem Charakter des Stückes angemessenen Tonarten] in seinen Lichtkreis aufzunehmen.

    Natürlich gibt es, wie schon erwähnt, unterschiedliche Auslegungen des Charakters verschiedener Tonarten, manchmal widersprechen sie sich, manchmal stimmen sie auch überein. Es ist natürlich auch ein bisschen eine Gefühlssache, WIE man die Tonarten empfindet, aber es steht auf jeden Fall fest, dass die Tonarten damals, bedingt durch die Stimmung und/oder durch die Instrumente von damals unterschiedlich klangen, bedingt durch die Terzenreinheit, oder die Art, wie sich der Klang eines Instruments verändert.
    Und natürlich hat auch Mozart das studiert und gezielt eingesetzt. Und das Publikum von damals war dann auch vielleicht überrascht oder begeistert davon, wenn ein Komponist ungewöhnliche, unvorhergesehene Tonarten verwendet hat, die man nicht erwartet hätte. Da stand eine Liebesarie dann vielleicht in einer Tonart, die überhaupt nicht mehr "lieblich" klang, wo die Instrumente "dumpfer" oder "unschöner" klangen, usw.


    Und das ist heute natürlich völlig verlorengegangen. Nichts von dem, was diese Musik ausmacht, ist übrig geblieben. Der Charakter ist weg, die Tonarten klingen nun alle genau gleich und sauber, die intendierten Klangfarben sind alle weg, bzw. gegen neue ausgetauscht, die das Werk drastisch verfälschen. Hier geht es aber nur um die Interpreten; Gunthard Born schreibt in seinem Buch etwas treffendes:


    Zitat

    Dies zu verfolgen fällt den meisten musikinteressierten Laien heute recht schwer, denn das Organ, mit dem sie Mozarts Modulationen als Ausdrucksmittel bemerken könnten, wurde ihnen durch nachfolgende Musiker betäubt, stillgelegt, verödet. Doch Mozart ging davon aus, daß Kenner auch seine Modulationen bewußt miterlebte und verstanden, sonst hätte er diesem Ausdrucksmittel in seinen Opern nicht so konkrete Aussagen anvertraut, ohne die sich der Inhalt der
    Dramen manchmal gar nicht verstehen lässt.

    Er spricht hier natürlich von den Zuhörern, die an dem interessiert sind, was Mozart wirklich komponiert hat, und ein ehrliches Interesse daran haben, wieder ein Gespür, ein Ohr für diese Musik zu bekommen. Jedoch haben sie gar keine Chance, ein Gefühl dafür zu bekommen, sich in diese Musik "reinzuhören", weil die Musik erst gar nicht so aufgeführt wird. Entweder aus Ignoranz, weil man als Musiker oder Dirigent meint, die Patina, die sich im Laufe der Jahrhunderte durch unterschiedliche Aufführungstraditionen und Sichtweisen angesammelt hat, sei schon eigentliche Werk, oder weil man es selbst nicht anders gelernt hat und/oder auch zu faul ist, sich da einzuarbeiten.


    Ich zähle mich zu den interessierten Hörern, die sehr wohl ein Interesse daran haben, diese Musik wieder so zu erleben, wie sie gedacht war, die den unterschiedlichen Charakter der Tonarten wieder wahrnehmen möchte, auch wenn das mit Zeit und Aufwand verbunden ist.


    Und - um wieder den Bogen zum Threadthema zu spannen - solange ich da kein Ohr dafür habe, werde ich den Teufel tun und auch nur ein Wort über eine Mozart-Aufführung oder -Aufnahme schreiben. Über un-HIPe sowieso nicht, aber auch über HIP-Aufnahmen.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Mein Gott, liebe Hosenrolle, Du hast ganz fundierte musikalische Kenntnisse. Du solltest wirklich über Deinen Schatten springen, schreiben und andere Musikfreunde mit Deinem Wissen bereichern und das ist die Krönung, Menschen an klassische Musik heranführen. Was heißt hier Kritiken nur als Hobby geschrieben? Wer hat denn Kritiker wirklich studiert? Der Journalist, woher sind seine musikalischen Kenntnisse? Der Germanist, der Musiker, ob er wohl verständlich und animierend schreiben kann, das ist eine große Frage.? Bliebe vielleicht noch am ehesten der Dramaturg. Die meisten rutschen aus anderen verwandten Tätigkeiten irgendwann in Kultur- oder Musikjournalismus hinein. Ich selbst habe zwar in der Jugend einige Semester Gesang studiert. Dann war ich 45 Jahre lang Erster Vorsitzender des Heilbronner Sinfonie Orchesters. In dieser Aufgabe habe ich dann aus blankem Selbsterhaltungstrieb mich intensiv mit Musik und dem Handwerkszeug zum Musikverständnis beschäftigt, weil ich sonst von den Dirigenten gnadenlos über den Tisch gezogen worden wäre. Heute arbeite ich als Ehrenvorsitzender immer noch mit und ich sage es jetzt einmal etwas hochgestochen: Ich bin Programmdesigner. Das heißt, ich stelle wirkungsvolle Konzertprogramme zusammen und kann absolut mit dem Dirigenten auf Augenhöhe diskutieren und dann mit ihm gemeinsam Konzerte erarbeiten, die anspruchsvoll sind, beim Publikum ankommen und auch noch finanzierbar sind. Dass es funktioniert beweist, dass das Heilbronner Sinfonie Orchester- in einer Zeit wo Abonnementreihen drastisch schrumpfen - mit rd. 1.400 Abonnenten und 1.700 Besuchern pro Konzert die publikumsstärkste Konzertreihe in Baden-Württemberg hat. Warum schreibe ich das alles? -Weil ich dazu ermuntern will, dass Leute wie Du sich äußern, öffentlich diskutieren, publizieren und durch ihr Engagement und ihre Meinungsäußerung unser Ideal Musik am Leben halten und auf- und ausbauen auch zur Freude kommender Generationen. Hier im Tamino-Klassik-Forum steckt so viel Fachwissen, dass sicherlich ein gutes Dutzend von geborenen Kritikern darunter sind. Sie müssten es nur tun, um dann durch lerning by doing immer mehr zu Könnern zu werden, die in ihren Rezensionen wirklich etwas aussagen und Menschen begeistern können. Dazu ist der gebildete Musikfreund meines Erachtens oft besser geeignet als mancher gewollt intellektuelle Schreiber, der den Bezug zum muskalischen Alltag verloren hat.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Mein Gott, liebe Hosenrolle, Du hast ganz fundierte musikalische Kenntnisse. Du solltest wirklich über Deinen Schatten springen schreiben und andere Musikfreunde mit Deinem Wissen bereichern und das ist die Krönung, Menschen an klassiche Musik heranführen.

    Danke für das Kompliment, aber ich habe überhaupt keine Kenntnisse.


    "an klassische Musik heranführen" - was bedeutet das? Ihnen die klassische MUSIK näherbringen, oder den heutigen klassischen Musikbetrieb?


    Ersteres hat keinen Sinn, weil es - auch wenn die HIP-Situation langsam besser wird - immer noch zu wenig Angebote, zu wenig Aufnahmen gibt, und letzteres werde ich niemals unterstützen, weil ich den Klassikbetrieb für unmöglich halte, um es harmlos auszudrücken. Ich juble über jedes Opernhaus, das dicht machen muss, über jedes moderne Orchester, das sich auflöst, weil dieser Wahnsinn, diese Zerstörung von Musik dann ein Ende nimmt. Anders gesagt: was bringt es, Leuten HIP näherzubringen, wenn sie hinterher nichts davon haben?
    Die Situation ist einfach nur ein Jammer.


    Laut dieser Eintrittskarte der Wr. Volksoper von 2006, die ich mir - neben zahlreichen anderen - aufgehoben habe



    habe ich den Figaro live gesehen. Aber das stimmt nicht, ich habe ihn nicht live gesehen, weil das nicht der Figaro war.



    Laut dieser Karte habe ich 2009 den Freischütz besucht:



    Aber auch das stimmt nicht, ich habe, obwohl ich mir insgesamt 6 oder 7 Vorstellungen davon dort angesehen habe, den Freischütz NIE live erlebt!


    Wie gesagt, es ist ein Jammer.


    Die Beispiele von Schubart habe ich aber nicht gebracht um dich zu begeistern, sondern um mit dir darüber zu diskutieren ;)
    Was hältst du davon? Hast du vielleicht 1 oder 2 Arien aus Mozart-Opern, die dir besonders gefallen?




    LG,
    Hosenrolle1

  • "Was erwartet Ihr von einer Rezension?" war die Frage dieses Threads.


    Ich möchte ganz kurz antworten - und dann doch wieder nicht kurz!


    • Zunächst erwarte ich bei einer Rezension von CD-Aufnahmen nicht, dass viel Allgemeines über den Komponisten und das Werk geschrieben wird, wie es leider inzwischen bei fono forum üblich ist. (Nicht zuletzt darum habe ich gerade fono forum abbestellt).


    • Ich erwarte vielmehr zunächst eine möglichst genaue Beschreibung der Aufführung. Wie wird das Werk verstanden und angegangen. Das muss nicht mit Fachausdrücken befrachtet werden. Meist geht es auch einfacher. Allerdings sollte es nicht auf Kosten der Genauigkeit und Prägnanz gehen.


    • Dann erwarte ich eine Analyse. Da müsste versucht werden, die Stärken und Schwächen der Interpretation zu erfassen. Dabei kann der Focus die Stringenz oder fehlende Stringenz im Aufbau sein, aber auch der Klang und die Klangdramaturgie, natürlich die Intelligenz oder Emotionalität....und so weiter. Hier kommt es darauf an, das Proprium der Aufnahme herauszustellen - oder ob ein Proprium nicht erkennbar ist!


    • Wichtig ist für mich eine Verortung um Feld der Vergleichsaufnahmen. "Wenn sie einen hellen, lichten, und zügigig gespielten Brahms wollen und ihnen die Durchsichtigkeit der Abläufe und des Aufbaus wichtig ist, dann greifen sie zu XYZ oder GMZ", "Wenn sie aber..... bei Brahms suchen, dann werden Sie mit der besprochenen Aufnahme höchst zufreiden sein"


    • Ich erwarte nicht eine Wertung! Wenn die Rezension genau beschreibt, analysiert und vergleicht, sollten sich lieber die Leser ihre eigene Meinung bilden können!


    Solche Rezensionen finde ich in deutschen Musik-Zeitschriften leider höchst selten. Deshalb habe ich schon seit den 60er Jahren gramophone und Fanfare abonniert!


    Da es gerade hier um den RING ging ist mir eingefallen, dass gramophone gerade jetzt, da die Veröffentlichung des RINGs durch Herbert von Karajan fünfzigJahre her ist, noch mal die seinerzeit erschienenen Originalrezensionen zugänglich gemacht hat. Sie zu lesen, halte ich noch immer für lohnend. Vielleicht sind sie ja auch ein gutes Beispiel, an dem man die Frage dieses Threads weiter diskutieren kann! Ich erlaube mir, sie deshalb hier einzustellen.



    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wer wirklich mustergültige Kritiken lesen will, der sollte die Berichte über die Erlebnisse des Holzwurms und seine Berichte von den Bayreuther Festspielen sorgfältig studieren. Sie sind im Thread "Allen Taminos zur Freude und Erheiterung" zu finden.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Sie sind im Thread "Allen Taminos zur Freude und Erheiterung" zu finden.


    Tut mir leid, lieber Operus, aber dieser Kalendersprüche-Sammel-Thread ist wirklich nicht mein Ding!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Übrigens, Danke Caruso für die eingestellte englische Ring-Kritik.
    Derartige Kritiken vermisse ich mittlerweile weitgehend in deutschen Publikationen.

  • Übrigens, Danke Caruso für die eingestellte englische Ring-Kritik.
    Derartige Kritiken vermisse ich mittlerweile weitgehend in deutschen Publikationen.


    Lieber m.joho!
    Das erlauben oft schon die Zwänge von Layout und Design nicht.
    Manchmal hat man solch ausführlichen Kritiken noch in der FAZ. In den selbsternannten Fachzeitschriften eher nicht.
    Darum lese ich eigentlich nur mehr angelsächsische oder französische Musikzeitschriften.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Mein Gott, liebe Hosenrolle, Du hast ganz fundierte musikalische Kenntnisse


    Hallo Operus,


    war Dein Beitrag Nr. 52, aus dem das Zitat stand, einzig als Antwort auf den Beitrag Nr. 51 von Hosenrolle1 gedacht?


    Im Beitrag Nr. 51 geht es aber hauptsächlich um die Tonartencharakteristik, die mit der heute üblichen und fast ausnahmslos angewendeten gleichschwebenden Stimmung ihre Aussage/Bedeutung verloren hat, was Hosenrolle1 selbst schreibt.
    Der von Hosenrolle1 gewünschte (angestrebte?) Idealzustand wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen (echte!!! HIP-Aufnahmen) nicht mehr erreicht.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Im Beitrag Nr. 51 geht es aber hauptsächlich um die Tonartencharakteristik

    Das stimmt, allerdings in Bedacht darauf, dass operus vorher von "Musikverständnis", bzw. dem "Handwerkszeug zum Musikverständnis" schrieb, und ich einmal fragen wollte, ob er über diese Dinge auch etwas weiß oder eine Meinung hat, weil zu den Werken bis etwa 1800, vielleicht auch noch kurz danach, gehört der unterschiedliche Charakter der Tonarten (gleich wie man diesen Charakter in Worte fasst) zum Werk dazu, ist eigentlich etwas Substanzielles, das zum Verständnis der Musik beiträgt. Vorausgesetzt, die Musiker spielen es auch richtig, und der Hörer hat ein bisschen ein Ohr dafür.


    Dass es schwierig ist, selbst bei bester Absicht ein Ohr dafür zu bekommen, oder diese Werke richtig zu hören, wollte ich in diesem Beitrag zum Ausdruck bringen, aber es ging durchaus um Rezensionen, bzw. um das "Wissen" eines Kritikers :)



    Zitat

    die mit der heute üblichen und fast ausnahmslos angewendeten gleichschwebenden Stimmung ihre Aussage/Bedeutung verloren hat

    Wenigstens einer der das versteht bzw. nachvollziehen kann! :)




    LG,
    Hosenrolle1

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