Beethoven, Sonate Nr. 8 c-moll op. 13 "Pathétique"
Annie Fischer, Klavier
AD: 1977-78
Spielzeiten: 8:29-5:06-4:31 -- 18:06 min.;
Auch Annie Fischer gehört mit 1:48 min. für das Grave zu den Langsameren. sie nimmt den Tempovortrag "Grave" wörtlich und spielt nicht nur langsam, sondern auch schwer und nutzt die dynamischen Vorgaben der Partitur voll aus. Das ist eine sehr überzeugende Einleitung voller dynamischer Kontraste.
Auch setzt sie hier und im nachfolgenden allegro di molto e con brio die Sforzandi deutlich und verleiht dadurch besonders dem ersten Teil der Exposition den aufregenden Rhythmus.
Auch im Seitenthema bleibt sie dem aufregenden Rhythmus und dem kontrastreichen dynamischen Spiel treu, spielt dabei aber leider etwas über das abschließende Decrescendo hinweg.
Die dynamisch äußerst kontrastreiche Schlussgruppe mit ihrem dramatischen Impetus spielt sie ganz hervorragend und wiederholt natürlich die Exposition.
Den ersten Grave-Einschub beginnt sie mit einem kraftvollen Auftaktakkord, den sie schön unvermittelt zum Piano abschattiert, ebenso wie die beiden darauffolgenden Takte, die sie mit einem berückenden Decrescendo beendet. Auch ist
wenigstens bis hierhin, ihr klares natürliches Spiel zu loben. Sie verliert sich nicht in einem nebulösen Piano Pianissimo.
Sie schließt eine äußerst kraftvolle Durchführung an, in der in der oberen Oktave die Halben-Oktaven das Geschehen souverän vorantreiben und an deren Ende sie stürmische Crescendi folgen lässt. Das ist schon ganz großartig musiziert!
Nach einem mitreißenden Achtelabstieg leitet sie auf eine Reprise über, die den gleichen dramatischen Impetus hat wie die Exposition. Diesmal sind die Halben-Oktaven, nun in der Begleitung, genau so souverän vorgetragen, auch mit der gleichen dynamischen Wucht, die zu Beginn des zweiten Grave-Einschubs in einen gehörigen dynamischen Kontrast einmündet und mit einem wiederum bemerkenswerten Decrescendo endet, dem eine ebenso kurzer wie dynamsicher Allegro-Schluss folgt. - Ein herausragend musizierter Satz, wenn man von dem überspielten Decrescendo (s. o.) einmal hinwegsieht.
Auch im Adagio cantabile besticht Annie Fischer nicht nur durch ihr klares, natürliches Spiel, sondern auch durch ihre mutige dynamische Gestaltung , in der Beethoven dem Interpreten im Thema ja völlig freie Hand gelassen hat, und so tritt in Annie Fischers Lesart besonders das strahlende Crescendo in Takt 11 hervor, das hier so wunderbar "richtig" klingt. Und auch ihr Legatospiel ist herausragend. Ihr Spiel ist purer Gesang.
Auch das Seitenthema, mit geringer Tempomodifizierung, ist wunderbar musiziert. In der Themenweiderholung setzt Beethoven dann dynamische Bezeichnungen, die Annie Fischer aber korrekt umsetzt und so einen organischen Bogen weiter fortsetzt. Auch in der Molleintrübung ab Takt 37, die wieder mit einer leichten Tempomodifizierung verbunden ist, bereitet sie wunderbar den kontrastreichen und kräftigen "Sonnenaufgang" vor, herrlich gespielt!
Nach der Überleitung folgt neuerlich das Thema ab Takt 51, ab Takt 59 dann oktaviert. Auch hier steigert sie dynamisch in Takt 61- wunderbar! Auch hier spielt sie das Thema wunderbar verhalten zu Ende, sicherlich auf Spitzenniveau! Temporal sind die beiden Sätzen etwa zeitgleich mit denen von Paul Badura-Skoda, auch interpretatorisch.
Auch das Rondo Allegro lässt sie wunderbar fließen, dynamisch herrlich bewegt. Auch die Portato-Sequenz unterbricht in keinster Weise den musikalischen Fluss und kulminiert am Ende der ersten Themenaufstellung wunderbar im Fortissimo in Takt 58.
Auch das lyrische Seitenthema in Dur ist zu Herzen gehend schön und auch im Crescendo hell und klar. In den wiegenden Sechzehnteln ab Takt 107 und den anschließenden Achteltriolen ab Takt 113 wird der dramatische Impetus organisch verstärkt und kulminiert wiederum im Fortissimo, hier in Takt 117. Nach einer neuerlichen Themenwiederholung spielt sie das Dolcethema ab Takt 134 herrlich klar in der hohen Oktave. Diesmal erwischt sie auch das Calando rechtzeitig und tritt wieder in das Thema ein.
Sie mündet dann in eine dynamisch hochstehende Coda ein, die sie höchst kontrastreich zu Ende spielt.
Eine große Interpretation!
Liebe Grüße
Willi