Von der 3. Sonate gibt es ja eine ganze Reihe von außergewöhnlichen, wirklich hörenswerten Aufnahmen. Daniil Trifonov überzeugt mich im Unterschied zu den absoluten Spitzen-Aufnahmen dann doch nicht restlos. Erst einmal finde ich den Klang des Fazioli-Flügels (eigentlich der Rolls-Royce unter den Flügeln) im Diskant erstaunlich blechern und ziemlich unschön. Und auch interpretatorisch ist das für mich nicht die erste Wahl. Im Unterschied zur tragischen, abgründigen und avantgardistischen 2. Sonate (b-moll) ist die 3. Sonate (h-moll) scheinbar vordergründig heiter, schwelgt in Bellini-Kantilenen und ist vom Aufbau her klassischer. Aber der Schein trügt. Das ist eine Heiterkeit vor dem Hintergrund einer absoluten Melancholie und Agonie. Deswegen lautet die Vortragsbezeichnung des Kopfsatzes nicht zufällig "maestoso". Der Interpret darf sich also nicht der Melodieseligkeit einfach hingeben, er muss der Musik "Tiefe" geben, so dass in der melodischen Schönheit die Sättigung mit Erfahrung eines ganzen, tragischen Lebens durchscheint. Und genau da erweist sich Trifonov dann doch viel zu leichtgewichtig. Er trifft das "maestoso" überhaupt nicht und das Seitenthema hat etwas von der Unbedarftheit eines jugendlichen Naivlings aus dem Märchen, der auszog, das Fürchten zu lernen. Was für eine andere Welt dagegen ist das bei Martha Argerich (mit einem schier unglaublich gespielten Scherzo!) Das ist eine Aufnahme auf Lipatti-Niveau - wie Claudio Arrau, Emil Gilels, Maurizio Pollini und Vladimir Ashkenazy auch, die man für mein Dafürhalten doch kennen sollte.
Als Fremdkörper habe ich persönlich das Scherzo noch nie empfunden - die Sonate lebt ja aus dem Wechsel von virtuoser Brillanz und melodischer Versenkung, der sich sowohl im Scherzo als auch in der Satzfolge findet.
Schöne Grüße
Holger