Zitat William B. A.
ZitatAber auch ein Schubert, lieber Jörn, kommt ohne Struktur nicht aus. Nur kommt sie bei ihm anders zu Stande als bei Beethoven. Während bei Beethoven alles mathematisch genau aufgebaut ist (ich habe ich den verschiedenen Beethoven-Sonaten-Threads schon öfter darüber berichtet), kommt die Struktur bei Schubert in der Tat "quasi im Schlaf", wenn man so will. Wenn wir nur mal die Sonate B-dur D. 960 nehmen, die in manchen Einspielungen über eine Dreiviertelstunde dauert und sicherlich zusammen mit der Hammerklaviersonate zu den beiden längsten Klaviersonaten der Geschichte zählt, so wäre es sicher, dass sie ohne Struktur völlig undenkbar wäre.
Ich habe mir schon vorgenommen, dass eines fernen Tages, wenn wir mit den Beethoven-Sonaten durch sind, ich mich mit den späteren Schubert-Sonaten beschäftigen werde. Das Projekt wird etwas überschauberer werden als das Beethovensche, aber sicherlich nicht weniger spannend.
Lieber Willi,
ohne Struktur kommen nur die wenigsten Musikstücke aus, das war nicht der Punkt meiner Frage. Die Frage ist, wie sehr die Güte einer Interpretation dieses Werke davon abhängt, diese Strukturen glasklar herauszuarbeiten. Ich meine, eine Beethovensonate verliert hier mehr als Schubertsonaten, wenn man diese dafür etwas anderes gibt, was ich Barenboim jederzeit zutraue.
Beste Grüße
Jörn