Gegeneinander ausgespielt?!?!

  • Ganz begeistert bin ich im Moment von deinen Einstellungen der Bühnenbilder. Im Moment genieße ich sie als screen saver auf meinem PC. Meine Güte, welchen Kahlschlag hat das RT angerichtet.


    Habe deinen Beitrag aus dem Kanon mal hierher kopiert. Weil er mich freut. Und er ist mir auch Antrieb. Ich dachte nämlich, wir diskutieren hier so häufig auf dem Trockenen. Da helfen Bilder doch immens. Sie illustrieren den Verlust, den wir erlitten haben und leider noch weiter erleiden.

  • ch dachte nämlich, wir diskutieren hier so häufig auf dem Trockenen. Da helfen Bilder doch immens. Sie illustrieren den Verlust, den wir erlitten haben und leider noch weiter erleiden.

    Der Kandidat erhält 10 Punkte (von 10 Möglichen)!!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Scheinbar bin ich aus der Art geschlagen, denn mir gefällt die Bildsprache der neueren Produktionen durchweg besser. :) Ich kann nun mal mit der "Mischung aus Kostümfilm und Fantasy-Kino" in der Oper nichts anfangen, wie es Holger recht treffend charakterisiert hat. Und statt Verluste zu beklagen sehe ich den enormen Gewinn, den das moderne Theater uns gebracht hat, gerade auch anhand der hier vergleichend gegenüber gestellten Bilder. Ich bin wirklich heilfroh, heute zu leben und nicht vor 50 Jahren, wo dieses altmodische Kostüm-Theater das einzige war, was man geboten bekam.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich kann das kaum glauben. Ich frage mich immer, wie solche Leute leben. Sorry, das ist jetzt gar nicht ablehnend gemeint. Es ist mir nur einfach völlig fremd und nicht nachvollziehbar. Welche Filme guckst du? Wie bist du eingerichtet? Welche Bücher liest du? Welche Architektur bevorzugst du? wie alt bist du? Du wirst das natürlich hier im Forum nicht beantworten können. Aber ich meine das wirklich ernst. Und in keinster Weise despektierlich. Beim Doktor und bei Dieter habe ich oft das Gefühl, dass sie nur aus Krawallsucht und Prinzip gegen die alten Inszenierungen moppern. Bei dir allerdings nicht. Deswegen versuche ich mir da ein Bild zu machen.


    Gefallen dir wirklich alle, wirklich alle, alle Fotos der modernen Inszenierungen besser als die der alten?


    Also auch so etwas hier?

  • Ich bin wirklich heilfroh, heute zu leben und nicht vor 50 Jahren, wo dieses altmodische Kostüm-Theater das einzige war, was man geboten bekam.

    Und ich dagegen bin heilfroh, daß ich jetzt zweimal in kurzer Zeit einen "Rigoletto" in sehr guter werkgetreuer Inszenierung, hervorragend dargeboten
    mit "altmodischen Kostümen" erleben durfte. Und das war zwar vor fünfzig Jahren und auch noch lange danach die Regel, aber zum Glück gibt es das heute noch,
    wenn auch selten, bzw. nicht überall.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Es ist mir nur einfach völlig fremd und nicht nachvollziehbar.


    Und mir ist Eure Ästhetik völlig fremd. Nachvollziehbar schon irgendwie, es ist aber eben überhaupt nicht meine.



    Welche Filme guckst du? Wie bist du eingerichtet? Welche Bücher liest du? Welche Architektur bevorzugst du? Ich meine das wirklich ernst.


    Ich habe nichts gegen Altes, ganz im Gegenteil. In meiner Wohnung stehen neben modernen Möbeln auch Antiquitäten, ich lese neben moderner Literatur auch ständig Klassiker der Weltliteratur (gerade Balzac), und meinen Urlaub in Südfrankreich in den vergangenen knapp zwei Wochen habe ich zu einem guten Teil damit verbracht, romanische Abteien zu besichtigen. Und ich habe auch nichts gegen Kostümfilme. Aber Theater ist für mich nichts Historisches, sondern eine zeitlose Auseinandersetzung mit immer aktuellen Fragestellungen. Und die funktioniert für mich erheblich besser mit einer modernen Bildersprache. Wenn ich sehen will, wie Menschen im 18. oder 19. Jahrhundert gekleidet waren und welche Möbel in ihren Wohnungen standen, gehe ich in ein Museum oder schaue mir entsprechende Bilder an. Im Theater interessiert mich das nicht die Bohne, da erschwert es mir den Zugang zu dem, worum es dort eigentlich geht.


    Gefallen dir wirklich alle, wirklich alle, alle Fotos der modernen Inszenierungen besser als die der alten?


    Nicht alle, aber die Mehrheit. Und die Frage ist doch, was "Gefallen" hier heißen soll. Ich bin nicht der Meinung, die Bilder im Theater müssten immer schön sein. Mir können auch hässliche Bilder gefallen, wenn sie Teil eines überzeugenden Regiekonzeptes sind. Aber davon habe ich hier mal ganz abgesehen und mich rein auf die eingestellten Bilder konzentriert. Und da finde ich die meisten der neuen Beispiele auch schlicht und einfach schöner. Die Bilder aus der Amsterdamer "Hänsel und Gretel" finde ich durchaus ästhetisch.


    Ganz krass ist z.B. das Gefälle bei den Rosenkavalier-Beispielen. Da finde ich die neueren eigentlich alle ansprechend, die alten alle furchtbar. Nur als direkte gefühlsmäßige Reaktion beim Anschauen der Bilder, ohne großes Nachdenken. Ähnlich bei der "Königin von Saba", der "Verkauften Braut" und beim "Holländer". Beim "Freischütz" gefällt mir keines der Beispiele so recht. Die alten schon mal gar nicht, und auch die neueren Versuche müsste ich mir erst "erarbeiten" indem ich mir die gesamte Aufführung anschaue und dann bewerte, wie sie darin funktionieren. Das wäre dann aber schon kein Ausdruck unmittelbaren Wohlgefallens mehr sondern ein reflektiertes Geschmacksurteil.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Bertarido,


    bisher habe ich ja auch versucht, Dich zu verstehen. Es fällt mir aber immer schwerer.


    Mir gefallen hübsche Frauen wesentlich mehr als die unansehnlichen. Die Natur hat uns beides gegeben, häßliche und schmucke Menschen, Männer und Frauen, also müssen wir damit umgehen. Verdi hat mit Rigoletto (und viele andere ja auch) eine Hauptrolle mit einem weniger attraktiven Mann besetzt. Er kann nicht auf die Bühne als Verführer kommen, dafür wurde der Herzog geschaffen. Es gibt also eine Trennung, auf der Bühne oder im Privaten. Es gibt Schönes und weniger Schönes. Warum aber ein Regisseur etwas Schönes häßlich darstellen soll (z.B. den Herzog als buckligen Trinker, oder als Affen usw), das leuchtet mir nicht ein. Er hätte sicher auch weniger Erfolg beim anderen Geschlecht, es sei denn aus Mitleid.


    Wenn ich vor einem Bild von Kaspar David Friedrich oder von Carl Gustav Carus stehe, dann geht mir das Herz auf. So viel Schönheit in einem Bild, das erfreut mein Auge, mein Herz, meine Seele. Geht es Dir anders? Sehe ich dagegen Guernica, so weiß ich wohl, worum es geht, nämlich um die Schrecklichkeit des Krieges. Aber das Bild gefällt mir nicht. Es gibt mir nichts, ich will es gar nicht sehen (wie ich auch nur widerwillig in Buchenwald war). So ist es auch auf der Bühne. Ich will etwas, was ich eigentlich als schön erwarte, weil es so beschrieben ist, auch schön sehen. Ich erinnere mich an einen Herrn, der in einer Theaterdiskussion sich darüber beschwerte, daß im Theaterstück "Geschichten aus dem Wienerwald" furchtbare Bilder zu sehen waren. Der Mann hat sich nicht vorher informiert, was ihn erwartet, er hatte mit Schrammelmusik gerechnet. Sein Pech, diese Enttäuschung hätte ich mir erspart. Ich informiere mich vorher, und dazu gehört neuerdings nicht nur eine Beschreibung der Oper, sondern auch ein Blick auf die Handschrift des Regisseurs, der in meinen Augen gar nicht das Recht hat, ein Stück zeitlich und figürlich zu ändern.


    Was will ich sagen? Wenn auf der Bühne jemand nicht sehen will, daß die Leute vor 200 Jahren anders gekleidet waren und anders gedacht haben als heute, sollte er da nicht hingehen. Ich erwarte das, wenn ich hingehe, und Du erhoffst Dir offensichtlich das Gegenteil. Ich verstehe nicht, wie man romantische Bilder von Carus nicht mit dem Freischütz verbinden sollte, und wenn es gedanklich ist.


    Und warum Du die klassischen Kostüme (bitte jetzt keine Spitzfindigkeiten, ich meine klassisch nicht im wissenschaftlichem Sinne) im Rosenkavalier nicht magst, solltest Du diese Oper völlig aus Deinem Repertoire streichen. Die Handlung paßt auch nicht in unsere Zeit, ebenso die von Andre Chenier, von Rigoletto, vom Freischütz, vom Trovatore, vom Othello..... nicht. Die Oper mit anderen Kostümen in andere Zeiten zu verlegen ist doch keine Lösung. Wo gibt es heute noch "Neger" als Bedienstete, Hofnarren, Revolutionstribunale, Freikugeln u.a.


    Deshalb bin ich dafür, solche Bilder wie sie Knuspi eingestellt hat, auch auf der Bühne zu sehen. Deshalb gehe ich nicht mehr in die Oper, wenn da etwas gemischt wird, was nicht gemischt werden kann. Deshalb fahre ich kommende Woche nach Leipzig, um endlich wieder einmal eine historische Oper in historischen Kostümen zu sehen. Und wenn Dir das nichts gibt, kannst Du mir eigentlich nur leid tun. Dann hast Du einen anderen Sinn von Schönheit als ich. Du hast einen anderen Sinn von Ästhetik als ich, als Knuspi, als Chrissy und viele andere. Du bist arm dran.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zunächst einmal danke für deine Ausführungen.


    Das wäre dann aber schon kein Ausdruck unmittelbaren Wohlgefallens mehr sondern ein reflektiertes Geschmacksurteil.


    Eindeutig. Hier soll es erst mal nur um die Bilder, die transportiert werden, gehen. Die Inszenierung ist dann noch einmal eine andere Sache. Da waren wir ja z.b. auch durchaus konform bei dem vergeigten Propheten aus Essen.


    Mir geht es genau andersrum als dir. Mich tröstet es geradezu, wenn ich Opern und Schauspiel im Kostüm und im Dekor der Vergangenheit sehe. Dann kann ich für mich viel mehr herausziehen und lerne daraus. Zu sehen dass die Menschen damals und heute kaum unterschiedlich sind fällt mir einfach leichter bei werktreuen Inszenierungen. Moderne lenken mich zu sehr ab. Ganz abgesehen davon, dass die Bildersprache in mir wirklich häufig Unbehagen bis Ekel hervorruft. Wobei ich auch felsenfest der Meinung, bin, dass Theater nicht nur schön sein muss.

  • Ich bin kein Dogmatiker.
    Für mich ist - da stimme ich Bertarido zu - entscheidend, ob mich ein Konzept überzeugt. Ich hielt zB den Ring in der Inszenierung von Kupfer, den ich in Bayreuth gesehen habe, für sehr gelungen (ob das aber im konsevativen Sinne werktreu war?)
    Ich sitze sicher nicht mit dem Libretto in der Hand in der Oper um zu schauen, ob im "Freischütz" auch alle Bäume an der vorgesehenen Stelle stehen. Wenn aber der gesungene Text mit den Aktionen der Beteiligten, Requisiten und Kulisse in groteskem Widerspruch stehen, halte ich das für eine Zumutung.
    Soweit es Text, Handlung vertragen, bin ich aber mit dem was ich - wenn es mich überzeugt - toleriere eher großzügig. Andererseits lasse ich mich auch gerne mal von einer märchenhaften Inszenierung faszinieren; unvergesslich sind für mich zB die Meistersinger in Düsseldorf aus den 80ern.
    Was mich heute oft stört sind phantasielose Inszenierungen, die auf eine vom Regisseur kraft eigener Wassersuppe dem Stück unterstellten Aussage zurechtgebogen werden und der oft plumpe pädagogische Anspruch dem Publikum gegenüber. Ich habe es schon erwähnt: Vom Elend der Welt und sozialen Missständen weiss ich vermutlich weitaus mehr aus täglichem Kontat mit den Niederungen und Abgründen der menschlichen Existenz als so mancher Regisseur, der populäre Werke als Vehikel seiner Weltanschauung missbraucht, da ihm sonst keiner zuhören würde.
    Außerdem ist es anmaßend, wenn ein Regisseur meint, dass zB Wagners Werke es nötig hätten in eine konkret nach des Regisseurs Gusto verortete zeitliche Kulisse hinein vergewaltigt zu werden, um dem Publikum die Aktualität ihrer Aussagen zu verdeutlichen.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ich kann das kaum glauben. Ich frage mich immer, wie solche Leute leben. Sorry, das ist jetzt gar nicht ablehnend gemeint. Es ist mir nur einfach völlig fremd und nicht nachvollziehbar.


    Ich glaube, Dein Erstaunen beruht auf einem typisch menschlichen Denfehler: Wir neigen dazu, bei einer Übereinstimmung in einem für uns existenziellen (und meist sehr speziellen; umso spezieller, desto besser) Punkt (hier die Liebe zur klassischen Musik im Allgemeinen und zur Oper im Besonderen) recht schnell auf eine grundsätzliche Übereinstimmung zu schließen. - Ist mir auch schon oft genug passiert!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wenn ich vor einem Bild von Kaspar David Friedrich oder von Carl Gustav Carus stehe, dann geht mir das Herz auf. So viel Schönheit in einem Bild, das erfreut mein Auge, mein Herz, meine Seele. Geht es Dir anders? Sehe ich dagegen Guernica, so weiß ich wohl, worum es geht, nämlich um die Schrecklichkeit des Krieges. Aber das Bild gefällt mir nicht. Es gibt mir nichts, ich will es gar nicht sehen (wie ich auch nur widerwillig in Buchenwald war).


    Ja, das geht mir anders. Carus und Friedrich schaue ich mir mal ganz gerne an, aber es ist keine Kunst, die mich großartig bewegen würde. Im Gegensatz beispielsweise zu "Guernica", zu vielen Malern des Expressionismus etc. Vor kurzem war ich mal wieder im Prado, und wieder war ich am meisten beeindruckt von Goyas "Pinturas Negras". Angenehm anzuschauen sind die gewiss nicht, aber es ist auch nicht die Aufgabe von Kunst, angenehme Gefühle hervorzurufen. Vor einem solchen Bild kann ich Stunden verbringen.


    Mir gefallen hübsche Frauen wesentlich mehr als die unansehnlichen.


    Mir auch. Aber das ist ein anderes Thema. ;)


    Und wenn Dir das nichts gibt, kannst Du mir eigentlich nur leid tun. Dann hast Du einen anderen Sinn von Schönheit als ich. Du hast einen anderen Sinn von Ästhetik als ich, als Knuspi, als Chrissy und viele andere. Du bist arm dran.


    Die Unterschiede sind zweifellos vorhanden. Deinen Schluss daraus empfinde ich aber als anmaßend, weil er dann doch wieder impliziert, dass es eine richtige und eine falsche Ästhetik gibt. Ich könnte Euch auch bedauern, weil Euch so vieles verschlossen ist, was ich im Theater als erhebend und ergreifend empfinde. Können wir es nicht einfach bei der Feststellung der Unterschiede belassen? Denk mal dran, wieviele Dinge es gibt, die von anderen Menschen genossen werden, Dir aber nichts geben. Trotzdem fühlst Du Dich wahrscheinlich nicht "arm dran". Ich tue das auch nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Misha, das ist ja noch einmal etwas anderes. Auch ich kenne moderne Inszenierungen, die mir von der Personenregie durchaus zugesagt haben. Genauso kenne ich Inszenierungen, die sich in Bühnenbild und Kostüm an das Libretto gehalten haben, aber keine gute Personenregie aufwiesen. Dennoch sehe ich letzteres immer noch lieber als moderne Produktionen. Jetzt mal ganz abgesehen von solchen Inszenierungen, die das Stück unkenntlich machen, weil sie die Personen komplett anders motivieren als es sich Komponist und Librettist gedacht haben. Solche Produktion ignoriere ich mittlerweile.


    Dein Freischütz Vergleich ist ein wenig unglücklich gewählt. Die Angaben sind da nicht so genau. Dementsprechend fielen ja die Bühnenbilder vor dem Regietheater auch immer sehr unterschiedlich aus, aber die Stimmung war überwiegend gleich. Eben romantisch. Ich habe sich Entwürfe zum Freischütz, die ich hier aber nicht posten darf. Sie sind alle unterschiedlich in der Anzahl der Bäume. ;) dennoch sind sie eben alle werktreu.


    Lieber La Roche, deine Ausführungen las ich erst jetzt, weil wir mal wieder parallel geschrieben haben. ich stimme dir voll und ganz zu.


    Lieber MSchenk, einen Denkfehler sehe ich da eigentlich nicht. Ich kenne wirklich niemanden in meinem Umfeld, und ich habe einen großen, sehr großen Freundes- und Bekanntenkreis, der aufrichtig dass Regietheater schätzt. Bei vielen kam auf Nachfragen nur heiße Luft, weil sie keine Vergleichsmöglichkeiten haben, weil sie meinen, es müsste so sein und so weiter. Deswegen frage ich mich, in welcher Welt diejenigen leben, die so etwas wirklich schön finden. Noch einmal Dank an Bertarido für die ehrliche Antwort.


    Grundsätzlich finde ich eben, dass es durchaus beides geben sollte. Aber das ist eben leider nicht der Fall. Es gibt zu 90% nur Regietheater.

  • Was mich nervt ist ,daß man sich ständig rechtfertigen muss, warum man etwas gut findet. Ich sehr mir eine Oper oder eine DVD an, weil sie mr gefällt. Und wenn ich RT gut finde, dannn hab ich halt einen anderen Sinn von Schönheit . Ist das so schlimm ? Den Wiener Wald Rosenkavalier hab ich in Köln gesehen, anlässlich des Bühnenabschiedes von Dame Kiri Te Kanawa. Dort hat sie die Marschallin gesungen. Der Museums Rosenkavalier kommt aus dem Aalto Theater in Essen. Während des Vorspiels sieht man einen Museumswärter, der eine Reisegruppe durch das Museum führt. Dieser Museumswärter entpuppt sich später als Ochs, der seine Geschichte erzählt.

  • Na ja, wir müssen uns ja wohl auch permanent rechtfertigen und werden in die reaktionäre, verstaubte und verkitschte Ecke gestellt. Außerdem gibt es für uns noch mal sehr, sehr wenig im Angebot. Das ist ja wohl nicht zu bestreiten. Und habe ich weiter oben ja gesagt, dass es durchaus beide Sichtweisen im Angebot geben dürfte. Eine gute Mischung , fifty-fifty modern und traditionell.


    Ich würde weiß Gott was dafür geben, noch einmal den Rosenkavalier zu sehen, der vor diesem grässlichen Wienerwald in Köln gespielt wurde. Das war der in der Inszenierung von Michael Hampe, von dem Krämer behauptete, er wäre total marode. Und dann hat er ihn klammheimlich nach Übersee verkauft. Für mich war das der schönste, wirklich der allerschönste Rosenkavalier, den ich je gesehen habe. Und die Nachfolgerproduktion fand ich einfach nur schrecklich. Albern Komma schlecht in der Personenregie und mit himmelschreiende Optik.

  • Hallo, Bertarido

    Du bist arm dran.

    Du hast recht, diesen unüberlegten Satz nehme ich zurück. Trotzdem haben wir total unterschiedliche Herangehensweisen an die aufgeführten Probleme.


    Bei mir regt sich ein Gefühl im Innersten, wenn z.B. im Rosenkavalier im 1. Akt die Marschallin ihre Sorgen vor dem menschlichen Alterungsprozeß darlegt, mit so viel Wärme im Herz, mit Ängsten, den Geliebten zu verlieren (was ja dann auch eintritt), mit Furcht vor dem Blick in den Spiegel. Dieses Gefühl habe ich aber nur, wenn die Fürstin Werdenberg auch äußerlich eine Adlige mit Bediensteten, Bittstellern, Unterhaltungskünstlern und Verehrern ist. Dazu gehört das entsprechende Ambiente, repräsentative Möbel, entsprechende Kleidung. Wenn das nicht da ist, wenn die Erwartungshaltung dem nicht entspricht, dann widern mich ihre Gedankengänge an, dann paßt etwas nicht. Dann ist das nicht die Marschallin, dann ist sie für mich eine Person X, für welche ich keine Empfindung habe. Ich beurteile dann wohl nur ihre Stimme, aber es fehlt etwas, etwas entscheidendes, um über dem Publikum "zu schweben". Ich weiß nicht, ob Du dieses Gefühl auch kennst, sich praktisch vom Stuhl zu lösen und "über den Dingen zu schweben". Übrigens habe ich dieses Gefühl auch im Konzertsaal.


    Während bei mir die Emotion, das Bauchgefühl über den Sinn einer Inszenierung entscheidet, scheint bei Dir eine nüchterne Analyse des Geschehens zur Beurteilung entscheidend beizutragen. Dieses Bedürfnis habe ich in der Oper und überhaupt in der Musik an keiner Stelle, deshalb kann ich nur bedauern, daß Dir solche Momente offensichtlich abgehen. Ich kann mich auch irren. Aber Deine Abneigung z.B. gegen David Friedrich ist mit emotionalen Herangehen nicht erklärbar. Deine Gründe für die Ablehnung kenne ich nicht.


    Noch ein kleiner Gedanke von mir. Unser geliebter Dottore hat in einem Beitrag behauptet, daß er nicht glaubt, daß es Taminos gibt, die mit Schlagern etwas anfangen können. Ich habe damals geschwiegen, aber jetzt paßt es wieder hin. Vor vielen Jahren machte ich meiner Frau beim Tanzen einen Heiratsantrag. Das Lied hieß "Sha la la, I love you", wurde gesungen von den Flippers mit dem damaligen Liedsänger Claus Backhaus. Das war vor fast 50 Jahren, und wir sind immer noch zusammen. Seitdem liebe ich auch Schlager, denn darunter gibt es Titel, die bei mir noch immer Emotionen hervorrufen. Das sind Rückblicke in die Vergangenheit. Genau wie Musikerlebnisse mit emotionalem Hintergrund bis hin zu feuchten Augen vorwiegend Vergangenheit sind, weil die Gegenwart musikalisch und auch politisch grauenvoll ist. Vielleicht brauche ich diese Erlebnisse, um die täglichen fürchterlichen Nachrichten und ihre Hintergründe zurückzudrängen. Dazu tragen bei mir solche Bilder bei, wie sie Knusperhexe eingestellt hat. Und das lasse ich mir nicht zerstören von Menschen, die dafür keinen Sinn haben. Nicht ich bin zu bedauern.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Wenn ich hier die Sentimentalitäten zum Rosenkavalier so lese, fällt mir eine angeblich wahre Geschichte ein:


    Zwei Theaterbesucher haben in der Wiener Staatsoper eine Aufführung des Rosenkavalier gesehen und gehen anschließend ins Sacher.
    Dort seufzt der erste: "der Rosekavalier wäre eine wundervolle Oper, wenn nur nicht die Musik vom Strauss wäre."
    "Wirklich wahr", sagt der andere "und der Text nicht vom Hofmannsthal!"


    Ich bitte zu bedenken, daß Ort und Handlung des Rosenkavalier mit dem theresianischen Zeitalter absolut nichts zu tun haben, es sind reine Erfindungen des Autors, die als Theaterstück sehr wertvoll wären, nicht aber als Oper, nachdem Strauss ohne jedwedes tieferes Verständnis der Person und der Intentionen eines Hugo von Hofmannsthal seine Komposition aufgepfropft hat (Kapellmeistermusik eben), wobei lediglich die hundertjährige Gewohnheit den Opernbesucher beides als Gesamtkunstwerk zu sehen verleitet hat.
    Insofern relativieren sich schon aus diesem Grunde Analysen der Inszenierung und des Bühnenbildes.
    Wenn man schon den Rosenkavalier vertonen wollte, wäre z.B. Ernst Krenek geeigneter gewesen.


    Ich hoffe, ich habe jetzt genug Leute beleidigt und wünsche noch ein schönes Rest-Pfingsten.

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Ich lebe in der Totalen Diaspora. Im Umkreis von 400 km wütet die Regietheaterpest

    Hallo, Knuspi
    Das tut mir für Dich und alle, die an guten, traditionellen und werkgetreuen Aufführungen interessiert sind, echt leid.
    Ich habe das Glück, daß von mir knapp 65 Km entfernt ein Haus ist, wo man bis jetzt (fast ausnahmslos) gegen diese Regietheaterpest immun ist.
    Und ich hoffe und wünsche, daß solche "Pest infizierten Krankheitsträger" weiterhin persona non grata bleiben!!!


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • nicht aber als Oper, nachdem Strauss ohne jedwedes tieferes Verständnis der Person und der Intentionen eines Hugo von Hofmannsthal seine Komposition aufgepfropft hat (Kapellmeistermusik eben), wobei lediglich die hundertjährige Gewohnheit den Opernbesucher beides als Gesamtkunstwerk zu sehen verleitet hat.

    Das ist böse und so auch nicht haltbar! Richtig ist aber, dass es Strauss natürlich überhaupt nicht darum ging, mit seiner Musik den behaupteten Schauplatz 1740 zu beglaubigen, sondern durch seine Musik das Stück sehr an seine Gegenwart, ins späte 19. Jahrhundert hinein, holt.


    Auch der böse Puccini hat ja bei "Manon Lescaut" nicht das Rokoko des 18. Jahrhunderts komponiert, sondern ganz frech Musik auf der Höhe seiner Zeit, also des späten 19. Jahrhunderts. Die eigentlichen "Verfälscher", die Ort und Zeit, die im Libretto angegeben sind, nicht einhalten, scheinen also die Komponisten zu sein! :thumbsup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich bitte zu bedenken, daß Ort und Handlung des Rosenkavalier mit dem theresianischen Zeitalter absolut nichts zu tun haben, es sind reine Erfindungen des Autors, die als Theaterstück sehr wertvoll wären, nicht aber als Oper, nachdem Strauss ohne jedwedes tieferes Verständnis der Person und der Intentionen eines Hugo von Hofmannsthal seine Komposition aufgepfropft hat (Kapellmeistermusik eben), wobei lediglich die hundertjährige Gewohnheit den Opernbesucher beides als Gesamtkunstwerk zu sehen verleitet hat.
    Insofern relativieren sich schon aus diesem Grunde Analysen der Inszenierung und des Bühnenbildes.
    Wenn man schon den Rosenkavalier vertonen wollte, wäre z.B. Ernst Krenek geeigneter gewesen.


    Was für eine kühne, ja abenteuerliche Deutung. ?( Nur in einem stimme ich Dir zu, dass "Ort und Handlung des Rosenkavalier mit dem theresianischen Zeitalter absolut nichts zu tun haben". Ansonsten empfehle ich aus einem umfänglichen Angebot an Literatur zunächst diesen Titel:


    Wer nicht gern liest, kann auch zuhören:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es gibt in Wien das Palais Auersperg. Wenn man sich mit der Geschichte des Hauses und deren Besitzern beschäftigt, sieht man alle Figuren aus dem "Rosenkavalier" vor sich.
    Hoffmannsthal also hat hier auf bestehendes zurückgegriffen.

  • Zitat

    Zitat von Misha: Was mich heute oft stört sind phantasielose Inszenierungen, die auf eine vom Regisseur kraft eigener Wassersuppe dem Stück unterstellten Aussage zurechtgebogen werden und der oft plumpe pädagogische Anspruch dem Publikum gegenüber. Ich habe es schon erwähnt: Vom Elend der Welt und sozialen Missständen weiss ich vermutlich weitaus mehr aus täglichem Kontakt mit den Niederungen und Abgründen der menschlichen Existenz als so mancher Regisseur, der populäre Werke als Vehikel seiner Weltanschauung missbraucht, da ihm sonst keiner zuhören würde.Außerdem ist es anmaßend, wenn ein Regisseur meint, dass zB Wagners Werke es nötig hätten in eine konkret nach des Regisseurs Gusto verortete zeitliche Kulisse hinein vergewaltigt zu werden, um dem Publikum die Aktualität ihrer Aussagen zu verdeutlichen.

    Lieber Misha,


    genau das ist es. Schon die Verlegung der Werke in unsere Zeit, wo sie nichts zu suchen haben, ist eine ungeheure Vergewaltigung. Wenn der Regisseur sie dann noch in eine völlig andere, einer hirnrissigen Phantasie oder einer Frustration entsprungenen abwegige Handlung zwingt, die absolut nicht mehr zum Werk passt und es damit hoffnungslos verunstaltet, ist für mich das Werk zerstört.
    Da Oper zum Hören und Sehen komponiert wurde, schaden solche irren Inszenierungen auch der Empfindung für die Musik. Wenn ein älteres Werk schon in unsere Welt hinein gefälscht und - wie du zu Recht sagst - vergewaltigt wird, dann darf es auch nicht mehr unter dem ursprünglichen Titel und unter dem Namen des Komponisten deklariert werden. Dann mag ruhig hingehen, wer Gefallen an so etwas findet. Alles andere ist Täuschung des Publikums.
    Andererseits denke ich, dass die Mehrheit des Publikums, die solche öden "Wassersuppen" (sehr schön deine Bezeichnung dafür) anwidern, ein Recht darauf hat, dass die Werke so gezeigt werden, wie sie der Komponist (in Zusammenarbeit mit seinem Librettisten) gedacht hat.
    Da du gerade Harry Kupfer erwähnst: Ich kenne seine Inszenierungen der "Rings" leider nur in Ausschnitten, in denen ich eine Verlagerung oder Verunstaltung der Handlung nicht erkennen kann, kann also nicht voll ermessen, ob hier die Handlung laut Text eingehalten wurde.
    Dagegen kenne ich seine "Holländer"- Inszenierung, die ich auf DVD besitze und mir schon einige Male angesehen habe, sehr gut. Ich finde, diese Inszenierung ist ein Musterbeispiel dafür, wie man den "Holländer" interpretieren kann, ohne die Handlung in irgend einer Weise zu verschandeln. Für die, die diese Inszenierung nicht kennen: Harry Kupfer fasst diese Handlung als Seelendrama der Senta auf. Das bewirkt er lediglich dadurch, dass er Senta während der gesamten Oper auf der Bühne (weitgehend auf einer Empore, von der sie dann herunterkommt, wenn sie nach Libretto selbst ins Geschehen eingreift) das unveränderte Geschehen mit erleben lässt und durch entsprechende Gesten ihre Empfindungen zeigt. Die Handlung ist aber an keiner Stelle durch irgendwelche modischen Mätzchen und Hinzufügungen entstellt.
    Nachdem ich erst kürzlich mich mit Dokumentationen zu Wagners "Tannhäuser" und seiner eigenen Sicht dieses Menschen zwischen Wollust und Askese befasst habe, ist auch z.B. dieses Werk von Wagner durchaus als Seelendrama gedacht. Daher schreibt er auch jede Handlung und Geste genauestens vor und verlangt, dass diese eingehalten werden (ich zitierte diese Anweisung aus seinen Briefen zur Aufführungspraxis erst kürzlich). Deshalb war er auch so verbittert, dass die Darsteller der Hauptperson (die auch heute für einen Sängerschaupieler nicht leicht darstellbar sein dürfte) sowohl bei der Uraufführung in Dresden (Tichatschek) und der Neufassung in Paris (Niemann) nicht in der Lage waren, dieses Seelendrama richtig zu erfassen und entsprechend darzustellen.
    Aber wie hat man diese Oper (wie auch den "Holländer") in den letzten Jahren in arger Weise vergewaltigt und hoffnungslos verunstaltet, weil man der Meinung war, ein Regisseur müsse unbedingt eine neue, modische, gänzlich abwegige Handlung herbei phantasieren!!
    Es wäre weitaus erforderlicher, wenn ein Regisseur, den ich gegen anders lautende Meinungen weiterhin nicht als eigenständigen Künstler, der mit dem Werk machen kann was er will, sondern als Diener am eigentlichen Werk betrachte, sich mehr um die entsprechende Darstellungsweise des Sängerschauspielers bemühen würde, statt sie zu zwingen, sich mit seinen unverständlichen Phantasien, die nicht zum Werk passen, abzuplagen, was sich in der Darstellung dann auch dem Zuschauer mitteilt.
    Aber das alles ist jetzt schon wieder eine Abweichung vom eigentlichen Thema, in dem die Gegensätze durch Bilder dargestellt werden sollen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Nachdem ich erst kürzlich mich mit Dokumentationen zu Wagners "Tannhäuser" und seiner eigenen Sicht dieses Menschen zwischen Wollust und Askese befasst habe, ist auch z.B. dieses Werk von Wagner durchaus als Seelendrama gedacht. Daher schreibt er auch jede Handlung und Geste genauestens vor und verlangt, dass diese eingehalten werden (ich zitierte diese Anweisung aus seinen Briefen zur Aufführungspraxis erst kürzlich).


    Lieber Gerhard, ich habe Deine Anmerkungen zum "Tannhäuser" an anderer Stelle gründlich gelesen, weil mich das Thema ebenfalls intressiert. Du hast aus dem Brief Wagners an Christian Julius Daniel Stocks in Schwerin vom 6. Oktober 1951 zitiert. Ich kenne den Brief auch in voller Länge. Wir stimmen gewiss überein, dass es sich um einen wichtigen und typischen Brief handelt. Stocks, ein ehemaliger Sänger, wirkte zu dieser Zeit am Schweriner Hoftheater als Rendant (!) und Chordirektor. Er sollte den "Tannhäuser" einstudieren. Regisseure nach unserem Verständnis gab es damals bekanntlich noch nicht. Kein Wunder, dass Wagner, der als politisch Verfolgter im Schweizer Exil festsaß, alarmiert gewesen ist. Um seinen dringlichen Appell, sich ja an aller Vorschriften der Vorlage zu halten, nachvollziehen zu können, muss man sich die Verhältnisse an den Theatern der Zeit ganz allgemein und am Schweriner Haus im Besonderen vergegenwärtigen. Sie waren katastrophal. Zufällig findet sich im Netz eine Untersuchtung zum Thema: "Geschichte des Schweriner Hoftheaters 1836 - 1855". Es lohnt sich, ein Auge darauf zu werfen. Wagner war sich Zeit seines Lebens sehr darüber im Klaren, mit seinen Werken Theater, Sänger und Musiker zu überfordern. Nur deshalb gab er sich bei der Beschreibung der Bühne und in den szenischen Anweisungen seiner Werke so detailreich und genau. Die Ausführenden sollten in jedem Moment wissen, was sie zu tun hatten. Wagner gab ihnen eine Handreichung mit. Daraus nun den Schluss zu ziehen, dass das für alle Ewigkeit so sein soll, halte ich für unhistorisch und irrtümlich. Käme Wagner nocheinmal zurück durch einen Zeittunnel, er würde - davon bin ich überzeugt - vieles über den Haufen werfen und nicht an seinen eigenen Vorschriften kleben. Man tut Wagner unrecht, wollte man ihn mehr als 130 Jahre nach seinem Tod immer noch darauf festnageln.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • @Joachim
    Komisch nur, dass Strauß und Hoffmannsthal darauf bestanden haben, dass der Rosenkavalier stets in der Ausstattung von Alfred Roller gegeben wird. So wie es Andrew Lloyd Webber bei seinem Phantom der Oper bestimmt hat. Will sagen, irgendwas werden sie sich schon dabei gedacht haben, dass es zur Zeit Maria Theresias spielen soll.

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Käme Wagner nocheinmal zurück durch einen Zeittunnel, er würde - davon bin ich überzeugt - vieles über den Haufen werfen und nicht an seinen eigenen Vorschriften kleben. Man tut Wagner unrecht, wollte man ihn mehr als 130 Jahre nach seinem Tod immer noch darauf festnageln.

    Lieber Rheingold,


    er hat auch schon damals immer wieder an seinen Opern und Musikdramen gefeilt. Er würde sicher einiges anders schreiben; vielleicht sogar ganz andere Opern, bezogen auf unsere Zeit. das will ich nicht bestreiten. Aber seine Opern sind nun einmal mit seinem Tod endgültig und abgeschlossen und er wäre sicherlich nicht (wohl keiner wäre das) damit einverstanden, dass man ihm so wie heute ins Handwerk pfuscht und seine Werke so verschandelt. Es kann doch wohl niemand ernsthaft behaupten wollen, dass das, was heute weitgehend verbrochen wird, noch die Werke Wagners sind.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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