Lieber Rüdiger,
als ich eben etwas nach oben scrollte, las ich deinen Beitrag:
ZitatAlles anzeigenRheingold1876:
Heute, 09:21
Man muss schon suchen nach den Kalendermonaten in der klassischen Musik. Bei einem meiner liebsten Komponisten, Carl Loewe, der um die 400 Balladen vertont hat, habe ich in deren Texten nur zweimal direkt den Monat Mai erwähnt gefunden. Ansonsten gibt es nur noch Mai-Glöckchen. Andere Monate sehe ich nicht erwähnt. Das für mich eindrucksvollste Beispiel ist der Titel Walpurgisnacht von Willibald Alexis - ein Dialog zwischen Mutter und Tochter:
Liebe Mutter, heut Nacht heulte Regen und Wind.
»Ist heute der erste Mai, liebes Kind.«
Liebe Mutter, es donnerte auf dem Brocken droben.
»Liebes Kind, es waren die Hexen oben.«
Liebe Mutter, ich möcht keine Hexen sehn.
»Liebes Kind, es ist wohl schon oft geschehn.«
Liebe Mutter, ob wohl im Dorf Hexen sind?
»Sie sind dir näher, mein liebes Kind,«
Liebe Mutter, worauf fliegen die Hexen zum Berg?
»Liebes Kind, auf dem Rauche von heißem Werg.«
Liebe Mutter, worauf reiten die Hexen zum Spiel?
»Liebes Kind, sie reiten auf’nem Besenstiel.«
Liebe Mutter, ich sah gestern im Dorf viel Besen.
»Es sind auch viel Hexen auf’m Brocken gewesen.«
Liebe Mutter, ’s hat gestern im Schornstein geraucht.
»Liebes Kind, es hat Einer das Werg gebraucht.«
Liebe Mutter, in der Nacht war dein Besen nicht zu Haus.
»Liebes Kind, so war er zum Blocksberg hinaus.«
Liebe Mutter, dein Bett war leer in der Nacht.
»Deine Mutter hat oben auf dem Blocksberg gewacht.«
Mit dieser Ballade ist Loewe eine - wie ich finde - seiner packendsten Kompositionen gelungen. Richard Wagner schätze sie sehr. Er hat Sängerinnen immer wieder dazu ermuntert, sie in ihr Repertoire aufzunehmen. Aus mir unerfindlichen Gründen ist die Zahl der Einspielungen sehr gering. Bei YouTube findet sie sich folglich auch nicht. Ich kann sie euch deshalb nicht präsentieren.
Wenn ich es richtig sehe, ist der Mai als Kalendermonat wohl mit Abstand am häufigsten anzutreffen. Oder irre ich mich?
und wirklich war es nur ein Zufall, dass gerade meine GA sämtlicher Lieder und Balladen Loewes nebem dem Rechner lag:
Da habe ich natürlich sofort die entsprechende CD aufgelegt (Vol. 4) und das Stück gehört: Es singt Gabriele Rossmanith, Klavier Cord Garben. Wirklich eine sehr beeindruckende Ballade, kurz und schnell, ein Steigerungslauf wie ein Hexenritt:
Liebe Grüße
Willi