WEINBERG Mieczyslaw - Die Symphonien

  • Hallo,



    Mieczyslaw Weinberg (1919-1996)
    Symphonien Nr.1 & 7


    Gothenburg Symphony Orchestra, Thord Svedlund
    Chandos, DDD, 2009
    Super Audio CD


    Ich hörte vor einiger Zeit diese Weinberg-CD mit den Sinfonien Nr. 1 und 7, die bereits weiter oben erwähnt wurde. Mir haben diese beiden vergleichsweise frühen Sinfonien sehr gut gefallen, auch wenn Weinberg noch nicht so modern und mutig klingen mag, wie dann in seinen späteren Werken. Dennoch geht er bereits hier eigene Wege und findet zu einem sehr persönlichen Ausdruck, vielleicht orientiert an Mahler und Sibelius, neben (natürlich) DSch. Zu diesem lohnenden Eindruck tragen ganz sicher das wunderbare Spiel der Gothenburger und die stupend-klare Aufnahmetechnik bei. Die Notwendigkeit von Alternativen drängt sich somit keineswegs auf, auch wenn Wettbewerb hinsichtlich der 1. Sinfonie ausgerechnet auf dem eigenen Label droht, in Form der Aufnahme des National Polish RSO unter Leitung von Gabriel Chmura (dessen angedachte Gesamtaufnahme leider bisher nicht fortgeführt wurde und nach nur 3 Folgen "stecken blieb").
    Vielleicht bildet diese CD sogar den perfekten Einstieg in Weinbergs Sinfonien. Jedenfalls liefert sie ein ganz starkes Plädoyer für diesen Komponisten.


    Viele Grüße
    Frank


  • Ende der Woche erscheint bei ECM eine Doppel-CD mit den 4 Kammersymphonien von Weinberg und einer Bearbeitung seines frühen Klavierquintetts. Die neue Aufnahme – das zweite Weinberg gewidmete Album der Kremerata Baltica – ist nach Kremers Empfinden »die gewichtigste Wegmarke in der Diskografie des Orchesters seit seiner Geburt.«

  • Am 12. und 13. Februar hat man in Stuttgart die Gelegenheit, der deutschen Erstaufführung einer Weinberg-Symphonie beizuwohnen, der letzten vollendeten Nr. 21.
    Thomas Sanderling dirigiert das Staatsorchester Stuttgart (das Opernorchester). Für den ersten Teil mit zwei Klavierkonzerten von Mozart konnte man Martin Stadtfeld gewinnen. Ich werde wohl dabei sein.


    WOLFGANG AMADEUS MOZART
    KLAVIERKONZERT NR. 1 F-DUR KV 37 (1767)


    WOLFGANG AMADEUS MOZART
    KLAVIERKONZERT NR. 9 ES-DUR KV 271 („JENAMY“) (1777)


    MIECZYSŁAW WEINBERG
    SINFONIE NR. 21 OP. 152 („KADDISH“) (1991), DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG

  • Die neue Doppel-CD enthält alle vier Kammersymphonien sowie eine von Andrei Pushkarev und Gidon Kremer eingerichtete Orchesterversion des frühen (1944) Klavierquintetts.
    Die vier Kammersymphonien sind - wie weiter oben schon erwähnt - späte Werke, die aber teilweise auf frühe Werke zurückgreifen. So ist die 1. Kammersymphonie offensichtlich nur eine reine Transkription des 2. Streichquartetts, Satzbezeichnungen und Spielzeiten sind identisch. Für die 2. und 3. Kammersymphonie gilt das nicht mehr, denn hier weichen sowohl die Satzbezeichnungen, die Spielzeiten wie z.T. auch die Zahl der Sätze voneinander ab. In diesen Werken hat Weinberg also zwar Ideen aus den Quartetten 3 und 5 einfliessen lassen, aber dennoch sind es eigenständige Werke. Für die 4. Kammersymphonie gilt das sowieso.
    Die ersten drei Kammersymphonien wurden am 13 Juni 2015 live im Musikverein in Wien bei einem Livekonzert eingespielt, was man aber praktisch nicht hört. Das Konzert für Klavier, Streichorchester und Schlagzeug und die 4. Kammersymphonie entstanden im Studio in Riga. Die 4. Kammersymphonie wird auch nicht von Gidon Kremer dirigiert, sondern von Mirga Grazinyte-Tyla.

  • Gestern hatten WoKa und ich die Gelegenheit der deutschen Erstaufführung von Weinbergs letzter vollendeter Symphonie Nr. 21 "Kaddish" beizuwohnen. Thomas Sanderling dirigierte das Stuttgarter Staatsorchester, Solistin war Mandy Fredrich.


    Zumindest für mich war es ein überwältigendes Erlebnis, für Wolfgang war es die erste Begegnung mit Weinbergs Musik überhaupt.


    Die 21. Symphonie entstand 1991 und ist fast eine Stunde lang, sie wird ohne Unterbrechung gespielt. Das Orchester tritt in größtmöglicher Besetzung an, inklusive zahlreichem Schlagwerk, Klavier, Celesta und Harmonium. Aber wie bei Mahler wird streckenweise kammermusikalisch bis fast solistisch gespielt, der Konzertmeister, der 1. Baßgeiger und der Englische Hornist bekommen ausgiebig Gelegenheit ihr Können unter Beweis zu stellen. Das Stück beginnt mit einem ausgedehnten Largo, dass in seiner emotionalen Intensität nur mit dem späten Mahler und Bruckner vergleichbar ist. Der Mittelteil ist etwas bewegter, hier kommt auch der Titel Kaddish zum Tragen, denn es gibt Bezüge zur Klezmermusik. Gegen Ende geht es über Andantino wieder zum Largo über, eine menschliche Stimme ertönt und singt bewegende Vokalisen. Das Stück klingt erschütternd aus.
    Stille und dann erst verhaltener später größerer Applaus. Man musste sich erst einmal wiederfinden. Der Maestro war sichtlich erschöpft von einer grandiosen Leistung und das Orchester spielte einfach fabelhaft. Schade, dass es nicht aufgezeichnet wurde. Für mich sind die letzten Symphonien von Weinberg inzwischen seine bedeutendsten Werke und mit die bedeutendsten überhaupt. Und ein Livekonzert auf bestem Platz ist halt durch keine Anlage und keinen Kopfhörer zu ersetzen.


  • Die verdienstvolle Reihe der Weinberg-Einspielungen durch das Naxos-Label wurde fortgesetzt mit der 17. Symphonie. Dies ist die erste der drei "Kriegssymphonien" und sie leitet die großen fünf letzten Symphonien ein, die ich für die wichtigsten des Komponisten halte. Nach dem Ableben von Dimitri Schostakowitsch und Allan Pettersson hat Weinberg dieses Genre wie kein anderer noch einmal durch grandiose Beiträge bereichert.
    Die Aufnahme aus Krasnoyarsk ist nicht die erste, Vladimir Fedosseyev hat bereits vor einigen Jahren das Werk in Bregenz mit dem Wiener SO eingespielt, aber die Aufnahme unter Vladimir Lande finde ich noch einen Tick besser und eindringlicher. Eine von beiden sollte man besitzen, wenn man sich für die Symphonik des 20. Jahrhunderts interessiert.


  • Ich besitze jetzt einige Aufnahmen der Serie, die 17. bislang leider nicht. Also wollte ich mit die 12. anhören, die hier ja bereits 2 oder 3mal kurz vorgestellt wurde. Unter anderm wurde auch auf die vernichtende Kritik auf der Seite Klassik.com. hingewiesen. Vernichtende Kritiken haben es so an sich, daß man sie gerne hinterfragt. Vor allem in diesem Falle, wo man sich hier nicht ganz einig drüber war, ob diese dem Gedenken an DSCH gewidmete Sinfonie nun den Hauch von DSCH in sich trägt oder nicht. Der Rezensent geht darauf gar nicht erst ein, sondern bezeichnet die Sinfonie generell als schwaches Werk, das durch eine noch schwächere Aufnahme nun weiter hinabgedrückt wird. Beginnen wir beim "schwachen Werk". Ohne das noch überprüft zu haben, halte ich das für durchaus möglich, denn mir ist kaum je ein Fall bekannt, wo ein "Anlasswerk" den Komponisten zu Höchstleistungen angespornt hätte. Das gilt auch für absolute Berühmtheiten. Dann wurde behauptet, das Klangbild sei entfernt und dumpf. Das allerdings konnte ich in den paar Minuten, wo ich hineingehört habe, sehr gut verifizieren und bestätige das ausdrücklich. Besonders gut konnte ich hier die Grenzen erkennen, nachdem ich gestern Aufnahmen von Rangström und Atterberg gehört hatte, und vom anspringenden Klangbild begeistert war. Gerade bei Schostakowitsch, Weinberg und anderen Komponisten, wo die raffinierte Orchestrierung und der dynamische Klang einen guten Teil der Wirkung ausmachen ist die gute räumliche Durchhörbarkeit, die Klangfarbentreue, die Brillianz und die Dynamik von essentieller Bedeutung für einen ansprechenden - in diesem Falle "anspringenden" - Klangeindruck. Ich habe dann auch eine englischsprachige Jubelkritik gelesen, da war wohl sehr viel Wunschdenken mit im Spiel....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also, ich denke, man kann es mit Weinberg kurz machen:


    Er kommt nicht an Shostakovich heran - und zwar in jeder Hinsicht.

  • Also, ich denke, man kann es mit Weinberg kurz machen:


    Er kommt nicht an Shostakovich heran - und zwar in jeder Hinsicht.


    Und ich denke, das ist ein krasses Fehlurteil, dass vermutlich auf einer Nichtkenntnis seiner bedeutenden Kompositionen beruht.


  • Und ich denke, das ist ein krasses Fehlurteil, dass vermutlich auf einer Nichtkenntnis seiner bedeutenden Kompositionen beruht.

    Nun, ich kenne genug von Weinberg, um eben sagen zu können, daß er an Shostakovich einfach nicht heranreicht.
    Dieser ganze Weinberg-Hype der letzten Jahre ist letztendlich künstlich geschaffen und eher eine Freude für die Plattenindustrie, um diese mittelmäßigen Kompositionen von ebenso mittelmäßigen Künstlern einspielen zu lassen. Dann wird noch ein bißchen erzählt, daß ihn Shostakovich ganz toll fand und ihn gefördert hat und das ganze blabla und in den einschlägigen Presseerzeugnissen preist man dann das "Wunder Weinberg".
    Immerhin habe ich als einer der wenigen eine Weinberg-Oper live erlebt, nämlich "Die Passagierin". Ich beziehe mich jetzt mal nur auf die rein kompositorische Seite: das war einfach nichts besonderes, das war bestenfalls ein seltsamer Stilmix, aber ohne irgendwie charakteristisch, prägnant oder einprägsam zu sein. Da sollte man lieber nicht an "Lady Macbeth" oder "Die Nase" denken. Und da würde ich auf jeden Fall Ernst Kreneks Drei Einakter vorziehen.
    Der Weinberg-Hype wird irgendwann wieder abklingen und Shostakovich wird weiter und mächtiger erstrahlen als je zuvor. Von diesem polnischen Provinzkomponisten wird dann keiner mehr reden.

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  • Zitat

    Nun, ich kenne genug von Weinberg, um eben sagen zu können, daß er an Shostakovich einfach nicht heranreicht.


    Ich würde das in dieser Form nicht bestätigen. Dazu kommt, daß ich klassische Musik nie als "olymische Disziplin" gesehen habe, wo der "Bessere" dann der Sieger wird.
    Ich beurteile Musik vorzugsweise danach ob sie mir gefällt oder ob sie mich wenigstens interessiert. Ich bin froh, wenn die sogenannten "mittelmäßigen" Kompositionen auf Tonträger gebannt werden und ich sie hören kann. Ich habe übrigens der Sinfonie Nr 12 - wie man so sagt - doch eine Chance gegeben. Ich habe das Volumen etwas erhöht und den Höhenregler etwas geöffnet. Dann war der Klang soweit in Ordung. Die Sinfonie war eher verhalten, es fehlte das Spritzige, aber bei einer Sinfonie zum Gedenken wäre das natürlich auch nicht angebracht. Interessant die Marimba am Ende der Sinfonie.
    Im Übrigen hat Weinberg persönlich nie die Beahuptung aufgestellt, er schriebe Werke im Stile von Schostakowitsch, das haben die Kritiker herausgefunden und dann propagiert....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieser ganze Weinberg-Hype der letzten Jahre ist letztendlich künstlich geschaffen und eher eine Freude für die Plattenindustrie, um diese mittelmäßigen Kompositionen von ebenso mittelmäßigen Künstlern einspielen zu lassen.


    Lieber Agon
    es steht Dir selbstverständlich frei, die Musik von Weinberg als mittelmäßig zu empfinden, ich sehe das anders und viele Kritiker auch. Dass nun auch die Künstler, die sich für die Musik von Weinberg einsetzen, alle mittelmäßig sein sollen, finde ich wenig überzeugend.

  • Er kommt nicht an Shostakovich heran - und zwar in jeder Hinsicht.

    Bei den Sinfonien mag das ja zum Teil zutrefen, bei den Kammersinfonien und Streichquartetten aber definitiv nicht mehr, da spielen beide in der gleichen Liga.

    um diese mittelmäßigen Kompositionen von ebenso mittelmäßigen Künstlern einspielen zu lassen.

    Gidon Kremer mittelmäßig? Und das Quatuor Danel auch?


    John Doe

  • Ne, der Stempel der Mittelmäßigkeit mag auch mir an dieser Stelle nicht recht gefallen. Nur weil man die Qualitäten von DSch vorziehen mag, wird die Musik Weinbergs aufgrund ihrer Nähe zu den Kompositionen DSch' ja nicht gleich absolutes Mittelmaß. Vielleicht ist es diese Nähe (ähnlich wie die von Ries zu Beethoven), welche das Urteil über Weinberg für manche Hörer stark beeinflusst? Für mein Empfinden ist bei Weinberg genug Kraft und kreative Energie vorhanden gewesen, dass sich eine Befassung mit seinen Werken lohnt. Mir hat bisher noch jede einzelne gehörte Komposition entweder (Hör-)Freude bereitet bzw. schien zumindest "interessant" (und nicht langweilend).


    Viele Grüße
    Frank

  • Weinberg hat 22 Sinfonien geschrieben, von denen nicht eine einzige bekannt ist oder aufgeführt wird.
    Shostakovich hat 15 Sinfonien geschrieben, von denen die meisten regelmäßig aufgenommen, aufgeführt und diskutiert werden.
    Kein namhafter Dirigent heutzutage interessiert sich für Weinberg und seine Sinfonien - warum wohl?
    Die Naxos-Aufnahmen seiner Sinfonien dümpeln nun wirklich in übelster Mittelmäßigkeit vor sich hin. Etwas besser sind Svedlund und Chmura auf Chandos und von mir aus auch Barshai und Kondrashin auf Melodiya. Aber die Werke sind einfach keine Meisterwerke und animieren auch nicht zum wiederholten Hören. Es gibt da nichts interessantes zu entdecken. Es ist viel Leerlauf, Inspirationsarmut und Plattheit zu vernehmen (in dieser Hinsicht Raff nicht ganz unähnlich). Er war ja ganz offensichtlich ein Vielschreiber - oder eher ein "Zu-Viel-Schreiber". Shostakovich hat auch sehr viel geschrieben und nicht alles ist genial - aber eben sehr vieles.
    Welches Werk von Weinberg "muß" man denn nun unbedingt kennen und warum?

  • Kein namhafter Dirigent heutzutage interessiert sich für Weinberg und seine Sinfonien - warum wohl?


    Dahinter dürften vorwiegend kommerzielle Überlegungen stecken. Welcher namhafte Dirigent setzt sich heutzutage überhaupt für (modernes) Nischenrepertoire von nicht-lebenden Komponisten ein?
    Es ist ja vollkommen ok, Weinberg nicht zu mögen...


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Es ist ja vollkommen ok, Weinberg nicht zu mögen...

    Tja, ich würde Ihn ja gerne mögen, aber es funktioniert einfach nicht. Vielleicht ist es das, was mich frustriert. Seine Musik hat halt wirklich mit der von Shostakovich so gar nichts zu tun, außer wohl das pazifistische und antifaschistische Grundengagement, was ich auch aller Ehren Wert finde, aber das allein macht eben noch keinen guten Komponisten. Immerhin hat er seine Erste Sinfonie der Roten Armee gewidmet. Das finde ich gut.

  • Dem Vorwurf der Mittelmässigkeit für Weinberg möchte ich mich nicht anschliessen ... aber so einen richtigen Durchbruch hat er bei mir auch noch nicht erreicht. Dazu dümpelt in den Sinfonien vieles zu sehr vor sich hin ohne wirklich Spannung zu erzeugen.
    Mit Schostakowitsch möchte ich ihn gar nicht in Zusammenhang bringen, da ich diesen gar nicht feststellen kann. Das haben die "geschrieben Worte", bevor man Weinberg kannte, eher erzeugt, dass man dadurch eine Schostakowitsch-Nähe erhoffte oder vermutete.
    Das Einzige was daran erinnert wäre die Sinfonie Nr.12, die Schostakowitsch zum Andenken gewidtmet ist. Und selbst die Zwölfte erinnert auch nur marginal an Schosty. Das Anfangsthema des 1.Satzes ist für mich bisher das Beste und Genialste, was ich von Weinberg im Ohr habe (Lutgra gefällt es, wie er seinerzeit schrieb, nicht !)
    Ich besitzte zumindest alle Sinfonien (teils auf CD, teils in den russ.Aufnahmen mit Kondraschin, Fedossejew und die von Chmura als YT-Dateien).


    Mein Fazit derzeit oder "heuer":
    Ich hatte mir insgesamt mehr von Weinberg erwartet :pfeif:
    Bei mir muss man bekanntlich schon mit "mehr" auffahren ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Durch einen Empfehlungsanstoss für die Sinfonie Nr.17 habe ich mich in den letzten Tagen wieder mit Weinberg beschäftigt ... siehe auch Beitrag 36 von Lutgra, der dort die beiden CD-Aufnahmen mit Vladimir Lande (Naxos, 2015, DDD) und Fedossejew (NEOS, 2010, DDD) abgebildetet hat und besitzt.
    Die Naxos-CD mit Vladimir Lande habe ich gerade noch als Ergänzung neu erhalten.


    Es gibt noch eine weitere Aufnahme von Fedossejew, die auf dem nicht mehr exitenten Label OLYMPIA 1984 in Moskau mit dem RSO der UDSSR Moskau gemacht wurde.
    Während er auf der NEOS-Aufnahme in den Mittelsätzen vom besonders langsamen Tempo her Ausreisser hatte, so ist er bei der früheren Aufnahme wieder auch wieder näher an den Spielzeiten von V.Lande bei Naxos.


    Hier die Spielzeiten zusammengefasst:
    Fedossejew 1984 / 2010 / Lande 2015


    1. 11:00 / 10:13 / 9:52
    2. 14:52 / 18:41 / 15:12
    3. 5:37 / 7:26 / 4:33
    4. 16:50 / 16:38 / 16:04



    Mit der o.g. OLYMPIA-Aufnahme (die mir als als YT-Datei vorliegt) und der Naxos-CD habe ich intensiv beschäftigt und bin zu folgendem Vergleich gekommen.


    Ich finde die Naxos-Aufnahme mit Lande gut-sehr gut, aber doch nicht besser als Fedossejew (Olympia 1984). Das Siberian State SO mit Lande ist nicht schlecht, aber doch nicht der Klangkörper der gerade für diese "Kriegserinnerungssinfonie" den total packenden Klang so umsetzen kann, den ein rusisches Orchester "der alten Schule" aus Moskau in der Lage ist abzuliefern. Die Fedossejew -Aufnahme klingt packender und das RSO der UDSSR Moskau wirkt noch kompetener für Weinbergs Sinfonik.



    NAXOS, 2015, DDD


    =>
    OLYMPIA, 1984


    *** Als Fazit ist für mich die beste Aufnahme (der 3 genannten) klar die von OLYMPIA 1984, die das Zeug hat das Erschüttern des 2.WK vollends in Klang umzusetzen.


    :angel: Auf jeden Fall ist die Sinfonie NR.17 eine der Weinberg-Sinfonien, für die sich eine intensive Auseinandersetzung voll lohnt. Die packt den Hörer, die reisst mit, die erschüttert.



    Kurze Anmerkung zu Weinberg und seinen Sinfonien:
    Ich hatte schon am Rande mit Weinberg abgeschlossen, da mir lange nicht alle Sinfonien gefallen. Durch die erneute Auseinandersetzung mt dieser Sinfonie Nr.17, hat mir das einen neuen Auftrieb für Weinberg gegeben.


    Bisher finde ich die Sinfonien Nr.1, 12 und 17 noch am hörenswertesten .. wie gesagt bisher ...... weniger bis gar nicht liegen und gefallen mir die Sinfonien Nr.8 und 18.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Lücke der noch nicht eingespielten Weinberg-Symphonien schliesst sich langsam, die neue Naxos-Aufnahme der 13. ist jedenfalls ein gewichtiger Baustein dazu. Die 1976 kurz nach der 12. Symphonie entstandene 13. Symphonie widmet Weinberg dem Andenken an seine Mutter, die wie der Rest der Familie in deutschen Lagern im besetzten Polen umgekommen ist. Das Werk ist einsätzig und dauert ca. 34 min. Der Satz hat eine bogenförmige Struktur. Er beginnt mit spärlich instrumentierten Streicherkantilen und endet auch so. Später treten Holzbläser hinzu und das ganze steigert sich zur Mitte hin zu intensiv bohrender Musik mit groß besetztem Orchester, in der auch Schlagzeug eine gewichtige Rolle spielt. Die Tonsprache ist spröde und am äußersten Rand der Tonalität angesiedelt, in dieser Beziehung sicher eine der "modernsten" Partituren von Weinberg. Der Tonfall ist durchweg Weinbergs eigener, die Musik weist schon stark auf das Spätwerk hin. Ich wüsste gerne, ob Weinberg die Musik von Allen Pettersson kannte, die in ihrem radikalen Ausdruck ähnlich wirkt. Da Weinberg, wenn ich mich recht erinnere, über Jahre von einem schwedischen Arzt unterstützt wurde, wäre das ja nicht so unwahrscheinlich.
    An der Umsetzung durch das sibirische Orchester unter dem ja jetzt ziemlich Weinberg-erfahrenen Vladimir Lande habe ich nichts auszusetzen.
    Eine wichtige Neuerscheinung.

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  • Weinberg hat 22 Sinfonien geschrieben, von denen nicht eine einzige bekannt ist oder aufgeführt wird.


    Ich halte dem entgegen, daß mit kein "unbekannter" Komponist des 20, Jahrhunderts bekannt ist, dessen "Wiederentdeckung" mit soviel Aufwand betrieben wurde, bze, die soviel Furore gemacht hätte. Das bezieht sich überigens auf alle Bereiche von Weinbergs schaffen. Und das IMO zu recht.
    Zur Qualität der Sinfonien sei gesagt, daß sie immerhin das Interesse oder - wer so will - Wohlgefallen - von Schostakowitch erregte.


    Hier noch ein Zitat aus WIKIPEDIA:

    Zitat

    Im Jahr 2015 gründete der Geiger Linus Roth gemeinsam mit dem Dirigenten Thomas Sanderling eine »Internationale Mieczysław-Weinberg-Gesellschaft«. Die Gesellschaft will dazu beitragen, dass Weinbergs Werk vermehrt aufgeführt und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird. Zur Ehrenpräsidentin berufen wurde Irina Schostakowitsch, die Witwe von Dmitri Schostakowitsch




    2019 ist ein Weinberg-Jahr - da wäre er 100 Jahre alt geworden


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute habe ich erstmals Weinbergs Sinfonie Nr 7 gehört, und zwar in der Aufnahme mit den Göteborger Sinfonikern unter Thord Svedlund
    Sie stammt von 1964 , hat eine Spieldauer von knapp über 30 Minuten auf 5 Sätze verteilt und ist Rudof Barschai gewidmet.
    Zu Beginn hatte ich den Eindruck, ich hatte eine falsche CD aufgelegt (Kein Witz. ich hab extra nochmal nachgeschaut), denn was ich zu Beginn zu hören bekam. war ein - Cembalo !! In der Tat setzt Weinberg in diesem an sich nur mit Streichern besetzten Werk ein Cembalo quai als kontrastierendes "Soloinstrument "ein, und zwar in den Sätzen 1, 2 und 6, wobei in einem Satz das Instrument sogar eine Laute imitiert, Generell zeigt Weinberg, was für Möglichkeiten ein Orchester auch ohne Bläser und Pauken hat. Die Krönung ist der Finalssatz, der sehr einfallsreich, skurril und wirkungsvoll daherkommt, Er ist nicht nur der beiindruckendste Satz dieser Sinfonie, sondern vielleicht einer der beeindruckendsten symphonischen Sätze des 20, Jahrhunderts überhaupt - zumindest aber einer der markantesten ;)

    Ich stelle hier einen Link zu einem Clip zu den Proben der Aufnahme ein, betone aber ausdrücklich, daß er in keiner Weise der Gesamtwirkung der CD nahekommt. Eigenartigerweise (oder absichtlich ?) werden bei solchen Clipd immer die belangloseseten Stellen der jeweils vorzustellenden Stücke ausgesucht . und ausserdem ist die Dynamik eingeschränkt. Die Aufnahmetechnik der Chandos CD ist übrigens ausgezeichnet.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !