Schon wieder ein neuer Thread über Antonio Vivaldi
Dabei gibt es hier schon einige:
Vivaldi - welche Violinkonzerte?
Vivat Vivaldi ! - Vivaldi Plus Ultra !
Was mich an Antonio Vivaldi fasziniert ............
Ist Vivaldi zu ersetzen ?
Vivaldi, Antonio: Die Sonaten für Cello und B. C.
Vivaldi-Transkriptionen
Antonio Vivaldi - Die Violinkonzerte und ihre Interpreten
Indes - jeder hat andere Schwerpunkte - und somit ist es möglich weitere 100 zu Eröffnen ohne sich im Wesentlichen zu wiederholen.
Heute möchte ich den Focus des Threads ein wenig auf das Vivaldi-Bild im Allgemeinen und seinem Wandel im Laufe der Zeit im Besonderen hinlenken.
Noch in meiner Jugend war Vivaldi ein relativ unbekannter Komponist. Natürlich kannte man seinen Namen, dazu noch die "Vier Jahreszeiten" (heute eher unter der italienischen Bezeichnung zu finden) und ein paar weitere Konzerte.
Auch wenn es vermutlich eine unzulässige Verallgemeinerung darstellt, so glaube ich, daß man mit Fug und Recht behaupten kann, Vivaldi führte noch vor 60 Jahren Jahren ein Schattendasein. Es gab wohl einige Werke auf Tonträger, aber weder waren sie historisch informiert (Ausnahme war hier wohl Harmonia Mundi), noch besonders charakteristisch.
Vivaldi wurde als Vielschreiber gefälliger Konzerte abgetan, der seine Werke stets mit einer freundlichen, immer gleichen Tünche ausstattete, ohne Tiefgang und Anspruch. Irgendjemand hat sogar (wahrscheinlich um mich zu ärgern) Vivaldis Werke als "Klassik für Kinder" bezeichnet.
Dann begann man sich vereinzelt mit Vivaldi näher zu befassen, und auch vermeintlich historisch korrekte Interpretationen aufzunehmen.
Che Surprise! Vivaldi klang plötzlich schlanker und silbriger (The English Concert) (was seine Werken guttut) und als Folge davon intimer und durchhörbarer.
Aber dabei blieb es nicht - Es folgte "Vivaldi mit Attacke" (Giardino Armonic als Beispiel). Wenngleich ich im Hinblick auf Authentizität so meine Zweifel habe, so ist das Ergebnis durchaus beeindruckend und hörenswert.
Der "neue Vivvaldi" war geboren. Andere Ensembles nahmen die allzuforsche Lesart allmählich wieder zurück, und vereinzelt meine ich sogar melancholische Untertöne bei Vivaldi vernommen zu haben (Marcon/Carmignola), nein- ich bin mir dessen sogar sicher.
Daß Vivaldi Opern geschrieben hat, hat man erst seit einigen Jahren zur Kenntnis genommen. Da es hieruber einen eigenen Thread gibt, möchte ich bitten sich hier auf die verschiedenen emotionellen Eindrücke zu konzentrieren, welche Vivaldis Musik - vor allen jenen die in den letzten Jahren veröffentlicht wurde bei Euch hervorruft - Vielleicht sogar mit Vergleichen in Alternativinterpretationen.
Nicht man die vielstrapazierten "Jahreszeiten" klingen überall ähnlich - jedoch hat sich das Werk so in den Ohren der Hörer festgesetzt, daß nur wenig Spielraum für extreme Deutungen gegeben scheint - zumindest wird - von ein paar Ausnahmen abgesehen, nicht allzuviel Gebrauch davon gemacht.
Anders jedoch bei Violin- und anderen Solokonzerten. Hier hat sich in den letzten 25 -30 Jahren geradezu ein Ozean von interpretatorischer Vielfalt entwickelt....
mfg aus Wien
Alfred