Opernaufführungen als Übertragungen per Rundfunk und Fernsehen

  • Spontane freudige Zustimmung, nicht nur zur musikalischen, sondern auch zur szenischen Umsetzung!


    Sage niemand, dass die Orientierung am Partitur-Text die künstlerische Freiheit einengt.


    Der Schreck über die Nachricht vom künftigen Wiener Operndirektor ist damit erst mal - verschoben...


    meint erleichtert Sixtus

  • Liebe Freunde,


    ich habe die Aufführung schon im vorigen Jahr gesehen und damals eine Stellungnahme abgegeben, die mir - außer den in meinen Augen nicht in allen Teilen passenden Belebung der Ouvertüre - insgesamt auch gut gefallen hat. Aus zeitlichen Gründen habe ich daher auf ein erneutes Anschauen in diesem Jahr verzichtet.


    Liebe Grüße und allen Freunden im Forum ein schönes Weihnachtsfest
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Anfang Februar gibt es die Übertragung von
    Meyerbeers "Les Huguenots"
    aus der Deutschen Oper Berlin
    und noch weitere interessante Sendungen



    In



    Zitat

    In der Sendereihe Interpretationen gibt es am Sonntag nachmittag eine vergleichende Betrachtung verschiedener Meyerbeer-Interpretationen.


    "Von der kühnen Hand eines Riesen aufgepflanzt“
    Giacomo Meyerbeer und seine Oper "Die Hugenotten“
    Gast: Jens Malte Fischer, Publizist
    Moderation: Olaf Wilhelmer
    05.02.2017 ab 15:05 bis 17:00 Uhr


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • In letzter Zeit erlebe ich als treuer Rundfunkhörer immer wieder Übertragungen hochwertiger Aufführungen aus dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona. So auch gestern:


    Unter der Leitung von Josep Pons stand ein Sängerensemble zur Verfügung, das die Aufmerksamkeit des Hörers pausenlos zu fesseln versteht, obwohl ich die wenigsten Sänger dem Namen nach kannte. (Habe ich da einiges verpasst?)


    Lebendige Rezitative gingen unversehens über in souverän gesungene Arien, Duette und Ensembles, und die beiden großen Finali waren köstliche kleine Komödien für sich. Auffällig war, dass die Sänger, offenbar von Dirigent und Regisseur gleichermaßen motiviert, ebenso souverän schön sangen wie über den Klang viele unterschiedliche Ausdrucksnuancen transportierten, so dass ich beinahe die Bühne nicht vermisste. Das Resultat war eine ebenso stilistisch ausgefeilte wie lebendige Mozart-Komödie ohne Durchhänger.


    Der bekannteste Name unter den Sängern war Mojca Erdmann. Doch die übrigen standen ihr keineswegs nach, weder sängerisch noch im komödiantischen Ausdruck. Es war einfach eine ungetrübte Freude, ihnen zuzuhören: Figaro war Kyle Ketelsen, Graf Gyula Orendt, Gräfin Anett Fritsch, Cherubino Anna Bonitatibus. Auch die kleinen Partien wurden auf hohem Niveau geboten. Es gab - und das will bei mit etwas heißen! - einfach nichts zu meckern. Dabei war es nicht nur ein kulinarisches Stimmenfest, sondern auch ein Schwelgen in der Meisterkomödie.


    Ich würde mich freuen, wenn noch jemand aus dem Forum den Mitschnitt erlebt hätte und mir seine Eindrücke mitteilen würde. Darauf freut sich, mit herzlichen Grüßen, ein lächelnder Sixtus. (Ja, das gibt´s!)

  • Nach dem Mitschnitt aus Barcelona am 21.1. konnte ich nicht widerstehen, mir eine Woche später einen weiteren vielversprechenden Figaro anzuhören, den ich damals bei der Erstsendung versäumt hatte: die Baden-Badener Festspielproduktion von 2015 mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Yannick Nézet-Séguin. Es wurde ein Fest der geistreich-spritzigen Lebensfreude ebenso wie des kulinarischen Genusses.


    Allein schon die Sänger-Riege war voller Namen, die sich wie handverlesen für dieses Meisterwerk zusammengefunden hatten. Das begann schon mit den kleinen, aber wichtigen Nebenrollen, die verblüffend prominent besetzt waren: Kein Geringerer als Rolando Villazon war sich nicht zu schade, sein komödiantisches Talent dem Basilio zur Verfügung zu stellen. Und Anne-Sophie von Otter, einst als Cherubino ein Hauptgewinn, fühlte sich offensichtlich wohl in der Rolle der verbitterten Marcellina. So konnte es nicht fehlen, dass beide ihre oft gestrichenen Arien im letzten Akt bravourös präsentieren durften.
    Die Namen der Protagonisten lasen sich wie eine Luxus-Ausstattung: Angela Brower als klangvoll-ungestümer Cherubin, Christiane Karg als souveräne Susanna, Sonya Yoncheva als ebenso prachtvoll singende wie leidende Gräfin. Und die beiden Herren standen ihnen nicht nach, denn sie hießen Luca Pisaroni (Figaro) und Thomas Hampson (Graf).


    Besser hätte man sie alle nicht auswählen können: Hampsons Stimme hat sich im Laufe der Zeit gesetzt, hat an Tiefe gewonnen, ohne die prachtvolle Höhe zu verlieren. So konnte er wunderbar herrisch auftrumpfen und noch schöner Abbitte leisten mit einem herrlichen "Contessa, perdono!" Und Pisaronis schlankstimmiger, stets präsenter Figaro behielt die Fäden stets in der Hand - außer in den Momenten, in denen sie ihm von seiner Braut sanft entwunden wurden.
    Aber die Krone gebührt der Gräfin: Sie, die hier als Einzige kaum Zugang zur allgegenwärtigen Heiterkeit hat, konnte dieses Manko mehr als ausgleichen mit einer Stimme, vor der man niederknieen musste. Deshalb fiel es ihr auch leicht, ihrem Gatten (zum wievielten Mal?) zu verzeihen.


    Und das alles war nicht nur zu hören, sondern in jedem Augenblick zu spüren - zur Freude, hoffentlich nicht nur, von Sixtus

  • Bevor uns Alfred die Luft abdreht, muss ich der Aktualität zuliebe noch eine Trouvaille melden.
    Gestern wollte ich vom WDR 3 aus Wien Korngolds Tote Stadt anzapfen. Doch eine Panne im Sender verhinderte die Übertragung. Als Ersatz (!) sendete man einen Ernani aus der Scala, und zwar die Inaugurazione vom 7.12.1982 (!) unter Riccardo Muti in der Besetzung Freni - Domingo - Bruson - Gjaurov! Das durfte ich mir und uns nicht entgehen lassen.
    Man muss diese Zeit (immerhin vor 35 Jahren) nicht nostalgisch verklären, um festzustellen: Es war ein Scala-Fest der Sonderklasse! Einzige nennenswerte Einschränkung: Die Elvira war für Mirella Freni eine Grenzpartie. Sie verströmte ihren kostbaren lyrischen Sopran, hatte aber ihre liebe Not mit den Koloraturen der Cabaletta und stieß auch mit dem Volumen der Stimme an ihre Grenzen.
    Aber die drei Herren vollbrachten wahre Wunder an rollendeckendem Verdi-Belcanto: Placido Domingo verzehrte sich in Verzweiflung, ohne sich zu schonen, und ließ seinen goldgrundierten Tenor in allen Lagen fast mühelos strömen. Nicolai Gjaurov orgelte mit beängstigender Autorität seinen Part als rächender Betogener und ließ seinen Prachtbass eindrucksvoll dröhnen. Schließlich Renato Bruson: Seinen Weg vom leidenschaftlich Werbenden über den kämpfenden Rivalen bis zum zugunsten der Kaiserwürde Verzichtenden beglaubigte er mit schonungslosem Einsatz seines dennoch belcantistisch geführten Baritons. Das von ihm angeführte Finale des 3. Akts konnte auch von seinen Kollegen trotz ihres verzehrenden stimmlichen Einsatzes im letzten Akt nicht mehr überboten werden.
    Riccardo Muti, offenbar durch solche Protagonisten beflügelt, steigerte sich und das Scala-Orchester zu echtem Verdi-Feuer, das vom Publikum auch gebührend gefeiert wurde. Ein großes Fest für Verdis erstes echtes Meisterwerk - meint Sixtus

  • Lieber Sixtus,


    daß mit Korngold bei WDR 3 war keine Panne, sondern der Tatsache geschuldet, daß KFV die Titelpartien krankheitsbedingt nicht singen konnte, und Herbert Lippert ist für ihn eingesprungen.

  • Danke für den Hinweis, Rodolfo. Da habe ich wohl eine Ansage überhört.


    Aber es ist doch interessant, dass ein Sender eine Übertragung aus dem aus dem Programm nimmt, weil der als Star gehandelte knabenhafte Held aus fernem Land durch einen fachgerechten Tenor ersetzt wird.


    Immerhin habe ich (und hoffentlich noch einige mehr) einen frühen Verdi der Extraklasse zu hören bekommen. Solche Ersatzprodukte dürfen gern mehr kommen - meint Sixtus

  • Aber es ist doch interessant, dass ein Sender eine Übertragung aus dem aus dem Programm nimmt, weil der als Star gehandelte knabenhafte Held aus fernem Land durch einen fachgerechten Tenor ersetzt wird.


    Lieber Sixtus,


    sollte hinter deiner Formulierung, dass nun nach der Absage von Vogt endlich ein fachgerechter Tenor eingesetzt wurde, die Vermutung gestanden haben, Vogt sein falsch besetzt gewesen, darf ich Dir sagen: der Paul war die beste Leistung die ich bisher von Klaus Florian Vogt gehört habe. Mit Abstand die Beste!


    Ich habe schon seinen ersten Paul gehört, den er in Bremen sang. Dann bin ich ihm wieder in Frankfurt (Eine Aufnahme von der Aufführung gibt es auf CD) und in Hamburg begegnet.
    Wie Klaus Florian Vogt den langen und kräftezehrenden Part des Paul hinlegte, ließ überhaupt keine Wünsche offen. Sein Tenor mit seinem lyrisch-hellen Timbre entfachte glaubhaft sowohl den Wahn wie die Sehnsucht der Figur. Die Höhen, die zumindest in Hamburg nun auch schon heldisch gefärbt waren, strahlten absolut sicher: er war der erste Tenor, den ich gehört habe, der da nie forcieren mußte. Die jungendstilhaften Melodiebögen sang er wunderbar traumverloren zwischen Versunkenheit und Entrücktheit. Außerdem spielt er mit beeindruckender Intensität. Eine Idealbesetzung.
    Einfach eine andere Klasse als Herbert Lippert, der mit der Partie über seine Grenzen gehen muß.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber Caruso,


    ich werde mich hüten, dein erfahrungsgesättigtes Urteil infrage zu stellen.


    Meine Einschätzung beruht bisher lediglich auf Interpretationen von Lohengrin und Parsifal -und auf einem peinlich dünnen Siegmund - und haben dazu geführt, dass ich dem Sänger in anderen Rollen bisher aus dem Wege gegangen bin.


    Da spielen natürlich persönliche Vorlieben und Abneigungen mit, welche Klanggestalt eine Opernfigur haben soll / kann - und innerhalb welcher Grenzen eine Interpretation tolerabel ist. Die Tote Stadt gehört nicht zu meinen Favoriten, und ich kenne sie nur in Ausschnitten. Deshalb war ich auch neugierig, diese Wiener Produktion zu hören. Aber es hat nicht sollen sein.


    Jetzt bin ich erst mal gespannt auf Florez und seinen Raoul - vor allem auf seine Mittellage, ohne die so etwas kaum zu machen ist.


    Herzliche grüße von Sixtus

  • Meine Einschätzung beruht bisher lediglich auf Interpretationen von Lohengrin und Parsifal -und auf einem peinlich dünnen Siegmund - und haben dazu geführt, dass ich dem Sänger in anderen Rollen bisher aus dem Wege gegangen bin.


    Lieber Sixtus!


    Dass der Siegmund von Klaus Florian Vogt Dich nicht überzeugt hat, glaube ich gerne. Die Parie liegt ja viel zu tief für ihn.
    Darum sollte die Erfahrung eigentlich kein Grund sein, um diesen Sänger auch in seinen guten Partien einen Bogen zu machen. Und der Paul ist sicher seine beste Partie.
    Ausserdem ist es eigentlich für einen Opernliebhaber nachgerade peinlich, nur Ausschnitte aus der "Die Tote Stadt" zu kennen. :huh:


    Es gibt etliche Aufnahmen von Klaus Florian Vogt in der Partie des Paul.


    Empfehlenswert finde ich insbesondere:




    Viel Spaß bei einer Entdeckungsreise


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Nun, lieber Caruso, auch dieses Werk kann man mit wesentlich besseren Interpreten hören. James King in der DVD aus Berlin, ganz zu schweigen von Auszügen mit Tauber und Schmidt...

  • Lieber Marcel,


    genau die Aufnahme mit James King habe ich auf DVD. Es ist die beste Aufzeichnung dieser Oper, die ich kenne.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber m.joho!


    Eigentlich will ich Dir nicht widersprechen. Muß ich auch gar nicht! Nur einige Anmerkungen:

    Nun, lieber Caruso, auch dieses Werk kann man mit wesentlich besseren Interpreten hören. James King in der DVD aus Berlin,

    Ob King besser war als Vogt, möchte ich nicht entscheiden. Auf jeden Fall war er ein wirklich vorzüglicher Paul. Ich habe ihn mehrmals live gehört und das war auch in seinem Repertoire eine der besten Partien.
    Vogt singt die Partie lyrischer, bleibt aber auch den dramatischen Passagen des Wahns und der Eifersucht nichts schuldig. Ganz stark in Erinnerung freilich sind mir die schwebenden, herrlich traumverloren auf dem Atem liegenden Pianophrasen. Da wird das Jugendstilhafte und Ornamentale der Melodik Korngold treffend realisiert.



    .....ganz zu schweigen von Auszügen mit Tauber und Schmidt...

    Die sind natürlich beide unerreicht. Aber wir haben sie auch nur mit zwei Ausschnitten - und gerade mit solchen Ausschnitten, die das Träumerische, Elegische, Melancholische der Partie zeigen.
    Schmidt hat natürlich den Paul keinesfalls auf der Bühne gesungen. Ob Tauber ihn gesungen hat, weiß ich nicht. Müßte mal in seiner Biografie nachsehen. Auf jeden Fall hätte er mit den Höhen in den dramatischeren Passagen wohl erhebliche Mühe gehabt.


    Aber interessant ist, dass Du keinen Tenor nennst, der die Partie heute singt. Da ist Vogt vielleicht doch konkurrenzlos?
    Auch bei Gesamtaufnahmen sehe ich nur King als wirkliche Alternative.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Nun, lieber Caruso, auch dieses Werk kann man mit wesentlich besseren Interpreten hören. James King in der DVD aus Berlin,


    Verzeihe, wenn ich mich einmische, aber das habe ich anders gehört (siehe hier), während auch ich ähnlich Caruso41 KFV als Paul nachgerade für eine Idealbesetzung halte und so auch live hier in Hamburg erlebt habe.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Caruso, bei allem Respekt vor deinen Fachkenntnissen: Aber dass es peinlich sein soll, die Tote Stadt nur in Auszügenzu schätzen, lasse ich mir auch von dir nicht einreden.


    Meine Einschätzung dieser Oper habe ich mir über eine Gesamtaufnahme mit Kollo erworben, bei der mir die Schwülstigkeiten dieses Stücks nicht unbedingt abendfüllend erschienen. Ich habe mir deshalb einige Highlights zusammengestellt, die meinem Bedarf an Korngolds nostalgischem Stil abdecken. Ich finde, man muss nicht alles schätzen, was der Markt nahelegt. So viel Spielraum muss sein. Das lässt sich Sixtus nicht abhandeln. Ich bin ja kein Briefmarkensammler, der alles haben muss, was gut und teuer ist. Und meine Einschätzung von Vogt ist frei von jeglicher modischer Jubel-Euphorik, wie sie heute durchs Feuilleton geistert.

  • Lieber Sixtus,


    dass Du jetzt behauptest, ich wolle Dir was einreden, ist schon sehr merkwürdig!!!!

    Lieber Caruso, bei allem Respekt vor deinen Fachkenntnissen: Aber dass es peinlich sein soll, die Tote Stadt nur in Auszügenzu schätzen, lasse ich mir auch von dir nicht einreden.
    Meine Einschätzung dieser Oper habe ich mir über eine Gesamtaufnahme mit Kollo erworben, bei der mir die Schwülstigkeiten dieses Stücks nicht unbedingt abendfüllend erschienen.


    Du selber hattest ja geschrieben, dass Du das Werk nur in Ausschnitten kennen würdest.

    Die Tote Stadt gehört nicht zu meinen Favoriten, und ich kenne sie nur in Ausschnitten.

    Darauf habe ich geantwortet. Da war doch die Bemerkung, dass es peinlich sei, über eine Oper zu urteilen, von der man nur Ausschnitte kennt, durchaus nicht unangebracht.
    Du solltest Dir merken, was Du wem geschrieben hast.
    Dass Du jetzt von einer intensiveren Beschäftigung mit der Leinsdorf-Aufnahme berichtest, kommentiere ich mal lieber nicht.


    Gruß
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso, da habe ich mal wieder den Eindruck, dass man bei dir nicht vorsichtig genug sein kann, wenn man nicht missverstanden werden will.


    Gemeint war: Ich habe einmal die Leinsdorf-Aufnahme angehört, um das ganze Stück kennenzulernen - und bin zu der Auffassung gelangt, dass ich mir einen zweiten Durchgang sparen kann, weil ich die Musik auf weite Strecken als schwüstig empfand. Nur gelegentlich höre ich mir die Highlights wieder an. Was daran peinlich sein soll, kann ich nicht nachvollziehen.
    Ich höre mir auch Mozarts Titus nicht regelmäßig an - im Gegensatz zum Figaro. Auch das muss mir nicht peinlich sein.


    Jeder hat wohl seine eigene Rangliste im Kopf. Ich beteilige mich nur nicht an öffentlichen Wettbewerben um die besten Ranglisten. Das wäre nun mir wieder peinlich. Menschen, auch Opernnarren, sind eben verschieden - meint, ohne sich zu schämen, Sixtus.


    Aber jetzt bin ich begierig auf deine Beurteilung der Berliner Hugenotten, an der ich mich gern beteilige.

  • Lieber Caruso, da habe ich mal wieder den Eindruck, dass man bei dir nicht vorsichtig genug sein kann, wenn man nicht missverstanden werden will.

    Ich habe Dich nicht mißverstanden.


    Du selber hast klar und deutlich geschrieben, dass Du das Werk nur in Ausschnitten kennen würdest.


    Zitat von Sixtus

    Die Tote Stadt gehört nicht zu meinen Favoriten, und ich kenne sie nur in Ausschnitten.

    Darauf habe ich geantwortet.



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • In der Erwartung, dass Caruso, der ja die Produktion gesehen hat, seine akustischen Eindrücke, nochmals nach der Rundfunkübertragung vertieft, hier ausbreitet, habe ich mich zurückgehalten. Aber jetzt, zwei Tage danach, möchte ich die Aktualität dieser Aufführung nicht verstreichen lassen und ein paar Anmerkungen machen.


    Über das künstlerische Niveau der Besetzung dieser Mammutproduktion gibt es wohl kaum Zweifel: Alle Partien waren handverlesen besetzt. Besonders die beiden weiblichen Protagonisten hatten mit Patrizia Ciofi und Olesya Golovneva sehr solides Niveau und wurden ihren anspruchsvollen Partien stimmlich und gestalterisch voll gerecht. Sie waren die Säulen der Aufführung.


    Ähnliches gilt für den Interpreten des Raoul, zumindest was die glaubwürdige Gestaltung und die Sicherheit der Gesangsleistung betrifft. Das grpße ABER bleibt jedoch auch hier am Tenor hängen: Juan Diego Florez gelang es nicht, diese extrem schwere Partie in allen stimmlichen Facetten auszufüllen. Die Stimme verfügt, wie bekannt und allgemein bejubelt, über eine schier unbegrenzte, strahlende Höhe, nicht aber über das für diese (auch) dramatische Rolle erforderliche Volumem. Besonders in der Mittellage verliert die schlanke Stimme, die an ihre äußerste Grenze geführt wird, weitgehend ihre leuchtende Farbe. Sie klingt dann angestrengt und blass. Was wäre die Alternative?


    (Ich habe kürzlich einen Tenor in Straßburg gehört, der eine vergleichbare Partie (Éléazar) bravourös gemeistert hat - als Einspringer! Es ist also nicht unmöglich, solche hybriden Partien adäquat zu besetzen.)


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Es wundert mich, dass bis jetzt noch niemand das Bedürfnis hatte, meine skizzenhaften Einlassungen, die nur als Einleitung zum aktuellen Thema gedacht waren, zu ergänzen bzw. ihnen entweder zu widersprechen oder zuzustimmen. So will ich vorsichtshalber selber noch einige fehlende Aspekte ergänzen, die mir wichtig scheinen:


    Aus den Pausen-Interviews habe ich entnommen, dass die Deutsche Oper Berlin mit dieser Produktion einen Meyerbeer-Zyklus fortsetzt - den ersten weltweit seit langer Zeit, in der der Komponist eine Art Dornröschenschlaf gehalten hatte. Seine Hauptwerke sind allesamt gewaltige und umfangreiche Stücke, die an die Ausführenden extreme Anforderungen stellen, besonders an die Sänger, denen selbst in kleineren Rollen viel abverlangt wird.


    Dem wurde in Berlin mit dieser Produktion musikalisch und sängerisch auf hohem Niveau Genüge getan. Denn auch der Dirigent Michele Mariotti hat nicht nur sensibel begleitet, sondern auch aus dem Orchester erstaunliche Farbnuancen herausgelockt und Spannungsbögen aufgebaut, was bei dieser stilistisch sehr vielfältigen Musik keine leichte Aufgabe ist.


    Für mich war das Zuhören ein Gewinn, wenn es mir auch schwerfällt, das fünfstündige Werk als Ganzes zu verdauen. Aber vielleicht liegt das an mir. Ich bin gespannt auf andere Meinungen!

  • Es wundert mich, dass bis jetzt noch niemand das Bedürfnis hatte, meine skizzenhaften Einlassungen, die nur als Einleitung zum aktuellen Thema gedacht waren, zu ergänzen.....
    Aus den Pausen-Interviews habe ich entnommen, dass die Deutsche Oper Berlin mit dieser Produktion einen Meyerbeer-Zyklus fortsetzt - ...


    Stimmen von heute - Juan Diego Florez - Endlich mal wieder ein kompletter Tenor?


    Lies mal die sehr kompetente Einschätzung von Stimmenliebhaber.


    Was den Meyerbeer-Zyklus der DOB angeht: der war ja schon öfter Thema im Forum!


    Ich habe die Übertragung von "Les Huguenot" mitgeschnitten aber nicht gehört. Ich habe ja die Produktion zweimal live mit Florez gehört und stimme weitgehend mit Stimmenliebhaber überein. Inzwischen habe ich sie auch mit Yosep Kang gehört. Vielleicht stelle ich Yosep Kang mal in dem Thread "Entdeckungen: Neue Stimmen" vor. Dann werde ich auf die Leistung ausführlicher eingehen. Immerhin habe ich ihn auch schon als Edgardo, Arnold und Riccardo gehört, sodass ich einen recht solide Basis für die Vorstellung hätte.
    Aber den Thread verfolgst Du ja wohl nicht?


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Soeben lese ich, dass die Tote Stadt in der Wiener Produktion jetzt doch nochmal geliefert wird, und zwar mit Nylund, Vogt und Eröd auf DLR Kultur am 18.2.
    Es handelt sich um einen Mitschnitt vom 9.und 12.1. Hoffentlich ist es nicht identisch mit der kürzlich abgesagten Aufführung, also womöglich eine logistische Panne.

  • In einer hochinteressanten Besetzung gibt es heute im NDRKultur:


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • In einer hochinteressanten Besetzung gibt es heute im NDRKultur:


    Genau, lieber Caruso! - Ich hatte hier auch schon darauf aufmerksam gemacht und werde die Vostellung am nächsten Samstag besuchen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Am 12. März überträgt Bayern Klassik die Premiere von Andrea Chénier aus dem Nationaltheater mit Jonas Kaufmann und Anja Harteros in den Hauptrollen. Beginn 19 Uhr.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Die guten Erfahrungen, die ich mit MET im Kino gemacht habe, lockten mich mal wieder, statt in die Liebestrank-Premiere, ins Saarbrücker CINESTAR, wo ich eine gelungene Rusalka-Neubesetzung vermutete. Und ich hatte mich nicht getäuscht:
    Die Inszenierung gibt es zwar schon länger; aber das ist ja, wenn sie etwas taugt, kein Fehler. Regisseurin Mary Zimmerman hatte sich von Daniel Ostling märchenhaft-romantische Bühnenbilder zaubern lassen, in denen sich die Darsteller (und vor allem als Sänger) so recht wohlfühlen konnten. Zumal ihnen von Mara Blumenfeld auch noch Kostüme angegossen wurden, die geradezu zum emphatischen Singen animierten. So nahm man auch die strichlose Fassung mit ihren üppigen singend und tanzend demonstrierten Ensembleszenen gern inkauf; denn sie wurden auf gewohntem MET-Niveau geboten.
    Die Protagonisten verdienten ausnahmslos das Prädikat rollendeckend. Es gab keine einzige schwächere Leistung, weder gesanglich noch darstellerisch: Eine Luxusbesetzung war die fremde Fürstin von Katarina Dalayman, der man ihre vielen Isolden durchaus zutraute - und die auch mit belcantistischer Stimmführung aufwarten konnte. Die Hexe Jezibaba war bei der Urkomödiantin Jami Barton bestens aufgehoben. Mit dem Mut zur Hässlichkeit zog sie alle Register ihres darstellerischen Temperaments für die übermenschliche Figur - und vergaß nicht, sie auch mit beeindruckend voluminösen Tönen auszustatten. Der Wassermann von Eric Owens war stets präsent, sowohl als gütige als auch als strafende Instanz - und wusste das auch mit enormer stimmlicher Statur zu beglaubigen.
    Das Liebespaar ließ keine Wünsche offen: Brandon Jovanovich sang und spielte einen Prinzen, dem die Rolle figürlich wie gesanglich maßgeschneidert schien. Vor allem vergaß er (zu alledem ein schöner Mann!) nicht, dass es sich nicht um enen Jammerlappen handelt, sondern um einen Mann. Für die Sängerin der Titelpartie muss es ein Vergnügen gewseb sein, mit ihm zu leiden, und so bot Kristine Opulais eine vollendete Wasserjungfrau von großer Hingabe .
    Auch dem Dirigenten Marc Elder machte es sichtlich (und hörbar!) Freude, dieses Ensemble zu betreuen, und das Orchester ließ sich nicht lumpen und gab alles für diese mustergültige Aufführung.
    So stellte sich Sixtus dieses spätromantische Märchen immer vor!

  • Lieber Sixtus,


    seitdem es in Leverkusen auch die Möglichkeit gibt, die MET im Kino zu sehen, sind viele der früheren Opernfreunde auf diese Möglichkeit ausgewichen, die zwar kein vollwertiger Ersatz, aber immerhin eine Alternative zum Regisseurstheater ist. Ich hatte mir die Rusalka auch vorgenommen, musste aber leider aus bestimmten Gründen darauf verzichten, was ich seh bedauert habe. Sie schien mir vielversprechend, und so wie du es schilderst, ist sie es denn auch gewesen. Schade!
    Dafür habe ich für meine Frau und mich am 25. März den Idomeneo gebucht und freue mich schon darauf. Die beiden letzten Vorstellungen muss ich leider auch versäumen, weil wir zu der Zeit nicht hier sind. In der kommenden Saison hoffe ich häufiger dabei zu sein.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose