Der Musiker Ehrenplätze


  • Gleich um die Ecke findet man die Gedenkstätte
    Anschrift: Stadtbücherei Rathausplatz 1, 95478 Kemnath




    [size=10]Peter Hofmann lebte fast zwanzig Jahre im Umfeld von Kemnath, das etwa 25 Kilometer von Bayreuth entfernt liegt. Schloss Schönreuth, das zu Kemnath gehört, liegt drei Kilometer östlich von Kemnath.
    In der Stadtbücherei befindet sich seit 2007 eine Dauerausstellung, die noch zu Lebzeiten des Sängers eingerichtet wurde und das Leben und Wirken von Peter Hofmann zum Inhalt hat, heute kann man von einem Gedenkraum sprechen.
    Eine vom Bildhauer Kurt Arentz, der im Laufe seines Lebens viele berühmte Persönlichkeiten porträtierte, 1983 geschaffene Büste bildet den optischen Mittelpunkt des Raumes. Daneben die erste seiner diversen Goldenen Schallplatten »Rock Classics«.
    Highlights seiner Gesangsauftritte kann man in einer Dia-Show sowie einer DVD-Dokumentation sehen.
    In dieser stillen Gegend, dem Tor zur Oberpfalz, wie sich Kemnath bezeichnet, fiel das zum Teil glamouröse Leben des Weltstars natürlich besonders auf.
    Im August 1983 fand hier ein vermeintliches Sommermärchen der besonderen Art statt, als der Heldentenor im Rahmen eines Medienspektakels »sein« Blumenmädchen Deborah Sasson, eine respektable Sopranistin, gleichsam von der Festspielbühne weg heiratete. Das Glück von Peter Hofmann schien vollkommen zu sein: Traumkarriere, Traumauto, Traumfrau, Traumhochzeit – ein Stoff, aus dem man Seifenopern macht.


    Sieben Jahre nach der Traumhochzeit wurde das Paar geschieden. Aus dem Blumenmädchen wurde eine Rock-Lady, aus dem Parsifal schließlich »Old Firehand« in Bad Segeberg. Hofmann verkaufte sein Schloss Schönreuth und wurde immer mehr zur tragischen Figur.
    Natürlich haderte er mit seinem Schicksal und stellte fest, dass diese Parkinson-Krankheit zu ihm, zu seinem sportlichen Typ überhaupt nicht passt; er wehrte sich zunächst dagegen, erinnerte sich an seinen Motorradunfall, von dem er so schnell genas, dass er seine Ärzte in großes Staunen versetzte.
    Er heiratete zum dritten Male; diesmal seine Therapeutin, die ihm 2003 eine Tochter zur Welt brachte, das gab ihm wieder etwas Lebensmut, aber letztendlich war die Krankheit stärker, in der letzten Zeit soll noch Demenz hinzu gekommen sein, wie aus Presseberichten hervor geht.


    In seiner Glanzzeit konnte man den Sänger hoch zu Ross sehen, oder in einem auffallend weißen Rolls-Royce mit dem Kennzeichen BT-PH 1; auch auf einer schweren Harley-Davidson. war er gerne unterwegs. Wer Glück hatte, konnte auch mal Loriot auf dem Sozius sehen ...
    Im Gedenkraum in der Bücherei hängt auch eine Widmung von Loriot, der unter dem Datum des 14. 8. 81 schreibt:
    »Für Peter Hofmann dem unvergesslichen Bayreuther Lohengrin mit herzlichem Dank von LORIOT«


    Im Buch »Der Glückliche schlägt keine Hunde«, von Stefan Lukschy, langjähriger enger Mitarbeiter und Loriot in mehr als drei Jahrzehnten freundschaftlich verbunden, lässt uns der Autor einen Blick in das Hofmannsche Leben zur Glanzzeit des Künstlers tun, wenn er einen Besuch in Schloss Schönreuth schildert:


    »Als wir ihn das erste Mal in seinem neu erworbenen Anwesen besuchten, führte er uns stolz herum. Zuerst gingen wir in den Garten, wo in voller Größe der originale Walkürenfelsen aus Chéreaus inzwischen abgespielter »Ring«-Inszenierung aufgebaut war. Hofmann hatte das riesige Dekorationsstück vor der Vernichtung bewahrt und es den Festspielen abgekauft. Das Einzige, was fehlte, waren zwei kleine Engelsköpfe, die über der Tür zu Brünnhildes Schlafgemach in die Wand eingelassen waren. Die beiden Köpfe hatte sich Chéreau selber als Erinnerungsstücke an seine Bayreuther Zeit mitgenommen.
    "Und jetzt zeige ich euch mein Musikzimmer!" Wir erwarteten einen Steinway-Flügel mit einer Wagner-Büste und staunten nicht schlecht, als wir in einen großen Saal des Schlosses traten, an dessen Wänden Plakate des Films "Easy Rider" hingen und in dessen Mitte ein riesiges Schlagzeug stand. Daneben große "Orange"-Verstärkerboxen und eine Auswahl von Elektrogitarren. Von einem Flügel und einer Wagner-Büste keine Spur. Peter Hofmann liebte Rockmusik - und schwere Motorräder, und Loriot, dem das alles eher fremd war, wurde gezwungen, mit dem Heldentenor eine Runde durch die fränkische Landschaft zu drehen. Loriot mit Sturzhelm auf dem Sozius einer Harley-Davidson, ein seltener Anblick.«


    Peter Hofmann hatte eben seinen ganz eigenen Stil, woraus dann eine besondere Popularität resultierte. Einem Journalisten sagte er einmal so ziemlich am Ende seines Lebens:
    »Es würde mich freuen, wenn sich die Menschen sowohl an das "Phantom der Oper" als auch an die "Walküre" erinnern. Beides gehört zu meinem Leben.«


  • Johann Gottlieb Naumann - * 17. April 1741 in Blasewitz; † 23. Oktober 1801 in Dresden war ein deutscher Komponist, Dirigent und Kapellmeister der Klassik.


    Blasewitz, der Geburtsort des Komponisten und Kapellmeisters Johann Gottlieb Naumann, ist seit 1921 ein Stadtteil von Dresden und liegt östlich der Innenstadt; als Orientierungspunkt kann die weithin bekannte Brücke das »Blaue Wunder« dienen, die allerdings erst neunzig Jahre nach dem Tod des Komponisten entstand.


    Mit dem Kapital das die Naumann-Stiftung aus Anlass des 100. Geburtstages des Komponisten durch musikalische Aktivitäten eintrieb und mit dem Geld, das Franz Liszt im Jahr 1844 mit einem Konzert eingespielt hatte, konnte die Gemeinde Blasewitz in den Jahren 1850/51 an der Naumannstraße ein von Gottfried Semper entworfenes Schulhaus errichten. Die Gemeinde mochte keinen schmucklosen Zweckbau, sondern eine Art Denkmal für den großen Sohn der Gemeinde. So entstand ein neogotischer Bau mit Staffelgiebel. Heute steht hier das am Anfang des 20. Jahrhunderts nach Plänen von Emil Scherz gebaute Stadthaus.


    Seit 1902 erinnerte eine Gedenktafel an der Fassade an Johann Gottfried Naumann. Die Bronzetafel wurde von Architekturprofessor Kurt Diestel entworfen und vom Bildhauer Bruno Fischer geschaffen. In der Naumannstraße hing die Tafel bis 1942; dann wurde sie entfernt und zur Einschmelzung für Kriegsmaterial vorgesehen.


    So entstand auf zum Teil abenteuerliche Weise1991 eine Kopie. Am 17. April 1991, zum Naumann-Jubiläum, konnte die Gedenktafel enthüllt werden.


    Es handelt sich hier nicht etwa um das Geburtshaus des Komponisten; sein Elternhaus steht nicht mehr. Er wurde im Jahre 1741 als Kind armer Leute geboren; der Vater war Landwirt, spielte jedoch auch Geige und Trompete, was ihm bei Sonntagsvergnügungen noch etwas zusätzliches Geld einbrachte. Mutter Naumann betrieb neben Gartenbau noch einen Kaffeeausschank und war in der Gegend für ihren Kuchen berühmt. Hofkapellmeister Naumann selbst soll sich zeitlebens als »Blasewitzer Bauernjungen« bezeichnet haben.


    Sein Lebenslauf war für die damalige Zeit schon etwas bewegt, wenn man alten Aufzeichnungen folgt, war er von Neapel bis Stockholm in Sachen Musik unterwegs, und das in aller Regel mit großem Erfolg. Allerdings waren diese Erfolge meist auf die jeweiligen Aufführungsorte seiner Kompositionen beschränkt.


    In Blasewitz gab es damals schon eine Schule, aber Johann Gottlieb wechselte dann zur Dorfschule nach Loschwitz, das am anderen Elbufer lag. Diese Schule besuchte er er von 1751 bis 1754. Sein Lehrer, der, wie damals allgemein üblich, das Organistenamt in der Kirche ausübte, führte in an das das Klavier- und Orgelspiel heran, als Zwölfjähriger durfte er bereits Gemeindechoräle begleiten.


    Aber neben musikalischer Begabung soll der Knabe auch eine ansprechende Stimme gehabt haben, sodass ihm sein Lehrer, Kantor Müller, eine Ausbildung als Sänger an der Kreuzschule empfahl - so sagen das einige Quellen, aber nach anderen Verlautbarungen gilt das nicht unbedingt als gesichert ...


    Der Vater wollte seinen Sohn als Schulmeister sehen, die Mutter sah das Glück ihres Kindes eher in einer Handwerkslehre und so wurde der nun 13-Jährige in eine Schlosserlehre nach Dresden gegeben. Die Sache ging gründlich schief, denn der Junge lief seinem Meister davon. Die Wochen dort müssen für ihn furchtbar gewesen sein, denn er drohte seinen Eltern mit Suizid, wenn er dorthin zurück müsse.


    Für die Bevölkerung begann eine schwere Zeit, denn 1756 brach der 7-jährige Krieg aus und die Preußen marschierten ein. Da kam auch ein junger schwedischer Geiger des Weges, kehrte bei Mutter Naumann ein und sah Noten von Johan Sebastian Bach auf dem Klavier liegen, seine Neugier war geweckt. Weeström, so der Name des Musikus, mochte den Sohn unbedingt kennenlernen und es wurde ein Treffen in einem Dresdner Hotel vereinbart. Weeström malte dem Jungen Italien in den schönsten Farben und lockte mit einer Ausbildung als Tonkünstler.
    Die Eltern waren von der Sache zunächst nicht begeistert, für den Vater war die größte Hürde, dass die Reise in ein katholisches Land gehen sollte. Dennoch stimmten die Eltern letztendlich zu, weil zu Hause der Militärdienst bei den Preußen drohte. Nachdem der Geiger den Eltern alle heiligen Eide geschworen hatte auf den Jungen wie ein Vater aufzupassen, konnte die Reise beginnen.


    Zunächst ging es nach Hamburg, wo der Geigenvirtuose erkrankte und der Junge auf einen anderen Schweden angewiesen war, der ihn über Wasser hielt und ihm auch von einer Weiterreise mit Weeström abriet. Im April 1758 war Weeström plötzlich mit der Postkutsche Richtung Süden unterwegs, hinterließ jedoch eine Nachricht bezüglich eines Treffpunktes. Als sich die beiden wieder trafen, war der junge Naumann - der Strapazen des Weges wegen - stark mitgenommen. Nun konnte der Junge auch die Kutsche benutzen und so erreichten beide im Mai Venedig.


    Weeström wollte seine Geigenkenntnisse bei Guiseppe Tartini in Padua vervollkommnen, so dass die beiden Musiker nach Padua reisten. Naumann hatte hier Glück, dass er als Notenschreiber etwas Geld verdienen konnte. Der miese Charakter Weeströms kam immer mehr zum Tragen, denn der Schwede benutzte ihn eher als Diener und tat sonst nicht für den Jungen. Aber für Naumann war wichtig, dass er irgendwie doch Bratsche und Cellospielen gelernt hatte.
    Bei Tartini, der 1728 in Padua eine Musikakademie gegründet hatte, versah er eine Weile Handlangerdienste. Eines Tages bat er den Meister darum, dass er dem Unterricht zuhören dürfe. Tartini gewährte ihm kostenlosen Unterricht und hatte große Freude an ihm.
    Inzwischen hatte Weeström Padua unter Hinterlassung von Schulden heimlich verlassen. Aber Naumann hatte inzwischen zwei junge Sachsen kennengelernt, die als Angestellte der Dresdner Hofkapelle zur Weiterbildung in Padua weilten. Zudem lernte er den so wichtigen Giovanni Battista Ferrandini kennen, dessen Töchter er in Musik und deutscher Sprache unterrichten durfte. Auf Anraten Tartinis suchte Naumann dann auch den Unterricht des Kontrapunktisten Padre Martini, was damals unter Musikern als eine Art Ritterschlag galt.
    Eine Reise brachte Naumann bis nach Neapel, aber schließlich wurde er dann erst einmal in Venedig sesshaft, wo er zunächst als Musiklehrer Fuß fasste und seinen Namen in Giovanni Amadeo Naumann modifizierte. Zum Karneval in Venedig komponierte er in nur vier Wochen seine erste Oper, die mit großem Erfolg aufgeführt wurde.


    Als daheim der Krieg zu Ende war, sandte er, inzwischen 23-jährig, eine Komposition an seine Eltern in Dresden, die dann der Kurprinzessin Maria Antonia überreicht wurde. Bei Hofe mochte man nicht die Katze im Sack kaufen und zog in Italien Erkundigungen über den Jungkomponisten ein. Der Bescheid war positiv und das hatte zur Folge, dass ihm das Reisegeld in die Heimat, sowie eine Anstellung am Dresdner Hof gewährt wurde.
    Postwendend kam der Auftrag ein geistliches Werk zu komponieren, eine Aufgabe, die Naumann binnen vier Wochen zum Abschluss brachte, obwohl er vordem noch nie ein geistliches Werk komponiert hatte. Man war mit dem Werk zufrieden und ernannte ihn zum »Kirchen-Kompositeur« mit festem Gehalt.


    Schließlich wurde er 1765 von seiner Kurfürstin zur Erweiterung seines Talentes nochmals nach Italien geschickt, dieses Mal reiste er als »Kammercompositeur« über Wien nach Venedig. Dort traf er seinen alten Lehrer und Freunde, komponierte einige Kirchenmusiken und reiste im Herbst weiter nach Neapel und komponierte 1767 für Sizilien im Sommer eine ernste Oper, die auf der Insel mit großem Beifall aufgenommen wurde.


    Wieder nach Padua zurückgekehrt, erhielt er dort sogleich neue Kompositionsaufträge, aber er musste nun wieder nach Dresden, weil dort Feierlichkeiten ins Haus standen, die Vermählung des Kurfürsten bedurfte der musikalischen Ausschmückung. So entstand auf die Schnelle die Oper »La Clemenza di Tito«


    1872 wurde ihm eine weitere Italienreise gewährt, auf der ihn sein Bruder, ein Maler, begleitete. In Venedig angekommen, erhielt Naumann sogleich den Auftrag für die Oper »Soliman«, die ihm dann zeitlebens stark am Herzen lag. In Padua erfolgte ein weiterer Opernauftrag, und auch noch einige in Venedig - alle diese Stücke wurden rundweg beifällig aufgenommen, das lässt sich praktisch von allen Aktivitäten sagen, die er ausübte.

    Im Frühjahr 1774 ging es wieder nach Sachsen, wo man nun nach dem Krieg ein Theater gründete. Inzwischen hatte sich der Komponist Naumann in der musikinteressierten Welt einen gewissen Ruf erworben; Friedrich der Große hätte Naumann gerne als Kapellmeister in Berlin gehabt.


    Finanziell war die Sache sehr verlockend, aber Naumann mochte gegenüber seiner Dienstherrin Anna Amalia nicht undankbar erscheinen. Dennoch wurde sein Gehalt in Dresden etwas angehoben, aber er musste sich sein Geld redlich verdienen, denn es gab eine Menge Arbeit.


    Hier ändert sich nun die Blickrichtung, denn Schwedens König Gustav III wollte kulturell aufrüsten, die Residenzen in Dresden, München und Wien hatten im Norden Begehrlichkeiten geweckt. Aber in Schweden sollten keine italienischen Opern aufgeführt werden, wozu Naumann ja prädestiniert gewesen wäre; der König wollte eine nationale Oper haben, die ihren Stoff aus der heimischen Geschichte schöpft. Etwas widerstrebend reiste Nauman über Berlin und Hamburg nach Stockholm, wo er in den vornehmen Familien der Stadt wohlwollend aufgenommen wurde. Das vorhandene Hoforchester war eher bescheiden besetzt und mancher Verbesserungsvorschlag Naumanns scheiterte zunächst auch an der sprachlichen Verständigung, aber nach einiger Zeit waren Fortschritte erkennbar. Schließlich wurde die Oper »Amphion« zum Geburtstag des Königs in schwedischer Sprache aufgeführt und beifällig aufgenommen. Man hätte ihn gerne in Schweden gehalten, aber trotz verlockender Angebote mochte er doch wieder in seine Heimat zurück.


    Seine bisherigen Erfolge ermöglichten es, dass er sich 1776/77 in Blasewitz ein stattliches Anwesen bauen lassen konnte, welches die Ortsbewohner als »Naumanns Palais« bezeichneten.
    Sein nördliches Engagement war aber längst nicht abgeschlossen. Für Stockholm komponierte er die Oper »Cora« (Cora och Alonzo), mit deren Aufführung am 30. September 1782 das neue Opernhaus in Stockholm eingeweiht wurde. Eigentlich erlebte das Werk bereits zwei Jahre vorher schon seine Aufführung in Dresden, aber das war eine modifizierte Form.


    Nun legte der König selbst Hand an - das waren noch Zeiten (!) - und konzipierte die Oper »Gustav Wasa«, die auf die Befreiung Schwedens Bezug nimmt. Das von Naumann komponierte Werk kann man als schwedische Nationaloper bezeichnen. Die Uraufführung war vor etwa 230 Jahren, nämlich am 19. Januar 1786. Von dieser Oper wurde übrigens 1992 eine CD produziert in der Nicolai Gedda mitwirkt.


    Schon 1784 fragte eine dänische Kommission bei Neumann an, ob er bei Problemen der Kopenhagener Hofkapelle helfen könne, aber damals wurde ihm dazu kein Urlaub gewährt, so dass diese Verbindung erst ein Jahr später zum Tragen kam. 1785 übernahm er nun für ein halbes Jahr die Kopenhagener Hofkapelle, wobei er sich aber auch aus Deutschland begabte Musiker dazu holte. Nun wurde auch eine Oper in dänischer Sprache komponiert, das neue Werk hieß »Orpheus« und war wieder ein Erfolg.


    Auch im privaten Bereich war der Komponist nun erfolgreich, er lernte in Dänemark seine spätere Frau kennen; die Hochzeitsfeierlichkeiten fanden allerdings erst 1792 in Pretzsch an der Elbe statt; Naumann war 51 Jahre alt. 1786 kam ein glänzendes Angebot aus Kopenhagen und Naumann war nun endlich bereit Sachsen zu verlassen. Aber als Naumann um seine Entlassung bat, bewegte man sich bei Hofe mächtig und unterbreitete Angebote, die für den Komponisten eine Menge Vorteile boten. daraufhin unterzeichnete er eine Erklärung, dass er nie die kursächsischen Dienste verlassen und keine weiteren Verbesserungen fordern werde.


    Das nächste Opernprojekt war »Medea«. Friedrich Wilhelm II. hatte aus Berlin angefragt, ob Naumann für ihn diese Oper nach einem Text des preußischen Hofdichters schreiben wolle. Natürlich wollte er, und nahm auch Friedrich Heinrich Himmel zur Weiterbildung an, der dann später Hofkapellmeister in Berlin war. Auch die Sängerin Auguste Amalie Schmalz setzte, aus Berlin kommend, ihre Gesangsstudien bei Naumann fort.
    Als der um 15 Jahre jüngere Mozart, damals ein »Weltstar«, 1789 Dresden über die Ostertage besuchte, betreute ihn Naumann, der seinerseits ein Bewunderer Mozarts war. Für Mozart war Dresden nur eine Zwischenstation, er hatte damals Berlin im Auge, aber dort zeigte Friedrich Wilhelm II. von Preußen dann kein besonderes Interesse.


    Naumann widmete sich nun immer mehr seiner Lehrtätigkeit und wandte sich verstärkt der geistlichen Musik zu. Naumann schrieb die Musik zu einigen Oden und zu dem als Psalm bezeichneten »Vater Unser« von Klopstock, das ihn über ein Jahr beschäftigte. Als diese Komposition dann im Mai 1799 in der Kirche zu Dresden-Neustadt uraufgeführt wurde, war dies ein vielbeachtetes Ereignis.
    Am 18. Oktober 1801 feierte man im Garten ein Fest, wie man das auch in früherer Zeit schon getan hatte. Bei dieser Gartenfeier waren die Sänger seiner letzten Oper »Acie e Galatea« zugegen.


    Drei Tage später erlitt Naumann auf dem Weg zur Gärtnerei im großen Garten einen Schlaganfall und man fand ihn erst am nächsten Tag auf einem Parkweg. Man brachte ihn zur Hofgärtnerei. Am 23. Oktober ist er dann in Dresden gestorben.


    Von Christian Gottfried Körner wird das Ereignis in einem Brief an Schiller mit dem Datum 25. Oktober 1801 so übermittelt:


    »Hier hat sich ein tragischer Fall mit Naumann ereignet. Am Dienstag voriger Woche geht er Nachmittags um 5 aus, und kommt nicht wieder nach Hause. In der Nacht wird er überall gesucht, aber vergebens; und erst Mittwochs früh wird er zwar noch lebend, aber erstarrt und ohne Bewußtsein in einer Seitenallee des großen Gartens gefunden. Man bringt ihn zum Hofgärtner, und alle medicinische Hilfe wird angewandt. Vier Ärzte und einige Chirurgen sind um ihn beschäftigt; aber in der Nacht darauf stirbt er, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein. Er war zum Schwindel geneigt, hat auch mehr als einmal schon Anfälle von Schlagfluß gehabt. Hierzu kam die kalte Nacht, die er auf feuchtem Boden zugebracht hat. - Sein Tod ist ein Verlust für die Kunst. In seinem Fache hatte er gewiß vorzügliches Talent. Viel Vermögen wird er nicht hinterlassen, und es wäre zu wünschen, daß sein Vaterunser gut in´s Geld gesetzt werden könnte. Ich wünschte besonders die englische Übersetzung des Textes. Sprich doch noch einmal mit Beresford, ob er schlechterdings etwas von der Musik dazu verlangt. Vielleicht könnte ich doch nunmehr die Themas von den Singstimmen bekommen.«


    Und welchen Stellenwert hat der Komponist Johann Gottlieb Naumann heute?


    In einer neueren Konzertankündigung des Dresdner Kreuzchors stand auch Musik von Johann Gottlieb Naumann auf dem Programm und wurde so angekündigt:


    »Die „Kruzianer“ singen neben sächsischen und böhmischen Weihnachtsliedern und der „Kantate zum 1. Weihnachtstag“ von Gottfried August Homilius die Messe von Johann Gottlieb Naumann. Die Kirchenmusik des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Komponisten Johann Gottlieb Naumann erlangte lange nach seinem Tod wieder an Bedeutung. Zu Lebzeiten noch hoch geschätzt, galt er als produktiv und komponierte über 100 Opern und Oratorien, die den Einfluss der italienischen Oper widerspiegeln ...«


    Der spätbarocke Komponist Johann Adolph Hasse war der unmittelbare Vorgänger Neumanns in Dresden. Als der Siebenjährige Krieg ausbrach ging diese Ära zu Ende, und erst nach Beendigung der Feindseligkeiten konnte in Dresden wieder an einen geordneten Musikbetrieb gedacht werden; das war dann die Stunde des Johann Gottlieb Naumann, der sich in Italien durch lange Studienjahre bei namhaften Meistern das fachliche Rüstzeug erworben hatte. Aus heutiger Betrachtung kann er als Brückenbauer zwischen Hasse und Carl Maria von Weber bezeichnet werden.

  • Zum heutigen Geburtstag - die Ehrenplätze des Komponisten und Pädagogen Josef Gabriel Rheinberger


    Josef Gabriel Rheinberger ist einer der bedeutendsten Vertreter der katholischen Kirchenmusik und der Chormusik des 19. Jahrhunderts. Auch heute ist seine Vokalmusik im Repertoire vieler Chöre lebendig. Als Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwigs II. nahm er eine zentrale Position innerhalb der katholischen Kirchenmusik in Deutschland ein.
    Als Josef sieben Jahren alt war, konnte man den kleinen Künstler bereits beim Gottesdienst an der Orgel erleben; aus dieser Zeit sind auch erste Kompositionsversuche bekannt. Es folgten Lehrjahre bei dem Cellisten und Komponisten Philipp Schmutzer in Feldkirch. Schließlich schickte man den hochbegabten 12- Jährigen nach München ans Konservatorium, wo er die älteren Mitschüler bald an Können übertraf.
    Als er 19 Jahre war, bot ihm das Konservatorium in München eine Dozentur für Klavier, später für Orgel und Komposition an, die er bis kurz vor seinem Lebensende ausüben sollte.



    Das Geburtshaus von Josef Rheinberger



    In diesem schon Mitte des 16. Jahrhunderts errichteten Haus, wurde Josef Gabriel Rheinberger am 17. März des Jahres 1839 geboren. 1930 wollte man dieses Haus abreißen, aber es bildete sich ein Komitee für den Erhalt des historischen Gebäudes. 1957 war der Abriss erneut im Gespräch, aber dann reifte die Erkenntnis, das Geburtshaus Rheinbergers zu erhalten; so viele große Musiker hatte das Land ja nicht ...
    Es wurde renoviert und umgebaut, so dass das Haus am 16. März 1969 - es war der Vorabend des 130. Geburtstags von Rheinberger - der Liechtensteinischen Musikschule zur Nutzung übergeben werden konnte. Ein Glasschild im Eingangsbereich weist darauf hin, dass der Komponist Rheinberger hier geboren wurde.


    Gedenktafel in München





    Den größten Teil seines Lebens verbrachte Rheinberger in München. In der Rheinbergerstraße, die natürlich damals noch nicht nach ihm benannt war und Fürstenstraße hieß. Das Haus ist ein reich gegliederter viergeschossiger romanisierender Eckbau, Rheinbergers Wohnung befand sich im ersten Stock. Die an der Fassade angebrachte Gedenktafel informiert darüber, dass Rheinberger hier von 1867 bis 1901 wohnte. Er starb in seiner Wohnung nachmittags 15:30 Uhr am 25. November 1901. Es ist nicht die einzige Gedenktafel in dieser Gegend; gleich um die Ecke weist eine Tafel darauf hin, dass Elisabeth Eugenie Amalie, genannt Sisi, die spätere Kaiserin Elisabeth von Österreich, am Weihnachtsabend des Jahres 1837 hier geboren wurde.


    Das Denkmal in Vaduz



    In Vaduz errichtete man dem großen Sohn der Stadt ein Denkmal. 1939 veranlasste die Fürstliche Regierung einen Wettbewerb für Bildhauer aus Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland. Als Standort wurde ein Platz vor Rheinbergers Geburtshaus und auch unmittelbar beim Regierungsgebäude und der Kirche ausgewählt. Eine dreiköpfige Jury einigte sich auf den Vorschlag des Bildhauers Franz Fischer aus Zürich, der das Denkmal auch ausführte.
    Die Inschrift auf der Steintafel lautet:


    SEINEM GROSSEN SOHNE
    DEM KOMPONISTEN
    JOSEF GABRIEL VON RHEINBERGER
    GEHEIMRAT UND PROFESSOR
    1839 VADUZ 1901 MÜNCHEN
    ERRICHTET LIECHTENSTEIN
    DIES EHRENMAL

  • Ermanno Wolf-Ferrari war unter anderem auch Schüler von Josef Rheinberger an der Akademie der Tonkunst in München, deshalb passen die zu erzählenden Geschichten hierher.






    So bietet sich die Gedenk-Ecke im Wolf-Ferrari-Haus zu Ottobrunn dem Besucher dar


    Der Komponisten-Vater war der Maler August Wolf aus Weinheim an der Bergstraße, der die Venezianerin Emilia Ferrari heiratete. Beider Sohn, als Hermann Friedrich Wolf geboren, der sich dann Wolf-Ferrari nannte, verfügte über eine ähnliche Doppelbegabung wie Othmar Schoeck, und wie dieser, wandte sich auch Wolf-Ferrari letztendlich nicht der Malerei, sondern der Musik zu. Aus den Namen von Vater und Mutter bastelte er seinen Künstlernamen zusammen und wird auch als italienisch-deutscher Komponist bezeichnet.


    In seiner ersten Schaffensphase orientierte er sich an Mendelssohn, Schumann und Brahms. Es gab für ihn Misserfolge, Schaffenskrisen und Erfolge; zu den Erfolgen kann man wohl die Wiederbelebung der Opera Buffa zählen; die von ihm geschaffenen Opern wurden stets in München uraufgeführt. In seinen späteren Jahren wandte er sich wieder mehr der Instrumentalmusik zu. 1939 wurde Wolf-Ferrari Kompositionsprofessor am Mozarteum in Salzburg.
    Eine interessante Geschichte ist die Entstehung seines Violinkonzerts D-Dur op. 26, das seinen Ursprung in der Oper »La Dama Boba« (Das dumme Mädchen), die 1939 uraufgeführt wurde, hat.

    Die damals 23-jährige amerikanische Stargeigerin Guila Bustabo, ein ehemaliges Wunderkind, war von Wolf-Ferraris Musik so angetan, dass sie ihn um eine Transkription einer Melodie aus dieser Oper bat, was er zunächst ablehnte; aber die Kontakte der beiden wurden intensiver und so entstand dieses Violinkonzert mit den wunderbaren Melodien dann 1943; der Komponist war damals im reifen Alter von 67 Jahren. Das im Konzert versteckte Zitat »Es waren zwei Königskinder« aus Lehárs Operette »Die lustige Witwe« hat wohl eine tiefere Bedeutung; in der Partitur ist vermerkt: »Für Guila Bustabo in Bewunderung«. Da sie die Idee zu diesem Stück geboren hatte und auch die Auftraggeberin war, hatte sie das Konzertstück für die Dauer von 10 Jahren exklusiv.


    Einige Jahre hatte Wolf-Ferrari seine Wohnsitze in München und Umgebung, präzisiert man dies, dann sind das die Orte Hohenbrunn-Riemerling, Ottobrunn und Kreilling. (auch Hermann Prey lebte in Krailling und hat sein Grab an diesem Ort)


    An seinen Freund Wilhelm Mauke schrieb Wolf-Ferrari im April 1921:


    «Du weißt, München ist meine andere Heimat, zu welcher der Blick meiner Seele alle diese schrecklichen Kriegsjahre hindurch sehnsuchtsvoll geblickt hat. Das Häuschen in Hohenbrunn ist die Stätte intimster Seelenkämpfe, sowohl als von entzückenden dichterischen Eingebungen gewesen: es war mein erstmaliges Heim, denn vorher, bei der anderen Frau, fühlte ich mich immer - wie in Pension. Dieses Heim mußte ich des Krieges wegen verlassen ...«


    Ich stieß auf diese Tatsachen, als ich nichtsahnend in Ottobrunn einen Kaffee trinken wollte und erstaunt war, dort ein Wolf-Ferrari-Haus zu finden. Hierbei handelt es sich um ein Bürgerhaus, das verschiedenen Zwecken dient und über einen Veranstaltungsaal verfügt.
    Im ersten Obergeschoss des Hauses findet man den Ehrenplatz des Komponisten und erfährt, dass Wolf-Ferrai 1915 bis 1931 in Ottobrunn lebte und hier einige Opern schrieb. Seine ehemalige Villa, diente von 1955 bis 1983 als erstes Rathaus.
    Es handelt sich hier in Ottobrunn nicht etwa um ein Wolf-Ferrari Museum, sondern um eine Nische innerhalb des großen Gebäudes, wo neben der Büste des Komponisten in Form von Fotos und Dokumenten auf das Wirken Wolf-Ferraris in dieser Gegend aufmerksam gemacht wird. Vor der Büste steht ein Klavier, das jedoch nur dekorativen Zwecken dient und ansonsten keinen Bezug zum Komponisten hat. Das echte Komponisten-Klavier steht im Rathaus des Nachbarorts.



    In diesem Rathaus steht das Original-Klavier


    Ein Klavier, ein Klavier ...


    Nein, das gute Stück, das tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Loriots Klavier hat, kam nicht aus Massachusetts, Gemeindearbeiter holten es vom örtlichen Bauhof, wo es zehn Jahre stand.
    Wolf-Ferrari hatte lange Zeit in der Gemeinde Hohenbrunn gewohnt und zog 1915 nach Riemerling, wo er, mit Unterbrechungen, bis 1927 eine repräsentative Villa bewohnte, die heute unter Denkmalschutz steht.
    Die Gemeinde Hohenbrunn erhielt das Klavier Wolf-Ferraris von Solveig Rot, die mit ihrer Schenkung verfügte, dass die Gemeinde das Klavier weder veräußern noch verschenken darf. Außerdem muss das Instrument stets in Räumen der Gemeinde stehen. Die Schenkungsurkunde trägt das Datum 10. September 1996. Der Großvater von Frau Roth kannte den Komponisten persönlich und so kam sie in den Besitz des guten Stücks. Aber so ganz gut war es wohl nicht mehr in Schuss, denn die Gemeinde investierte rund 3000 Euro in erhaltende Maßnahmen.
    Aktuell steht es nun im ersten Obergeschoss des Rathauses und ist jedem zugänglich, der mit einem Klavier umgehen kann ...



    Es darf gespielt werden ...


  • Was nicht auf dem Schildchen steht ... heute, 31. März, ist der Geburtstag von Elisabeth Grümmer


    Elisabeth Grümmer sagte einmal zu ihren Studierenden, als sie gefragt wurde was für Sie persönlich Gesang ist:


    »Ich halte das Singen für den Ausdruck einer überhöhten Lebensfreude; geboren aus Wohlbehagen, aus körperlichem und seelischem Wohlbehagen ...«


    Sie meinte, dass bei aller technischen Perfektion, die das künstlerische Singen erfordert, das Grundgefühl der Freude bleiben muss.


    Während ihrer Karriere erhielt Elisabeth Grümmer zahlreiche Ehrungen: So hatte sie bereits 1951 den »Preis des deutschen Kritikerverbandes« in der Sparte »Musik« entgegengenommen, 1965 wurde sie zur Professorin an der »Berliner Musikhochschule« ernannt und noch kurz vor ihrem Tod mit der Ehrenmitgliedschaft von der »Deutschen Oper« in Berlin gewürdigt. Von 1977 bis zu ihrem Tod war sie Vorsitzende der »Gesellschaft der Freunde der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Berlin e.V.« (heute »Paul-Hindemith-Gesellschaft« in Berlin e.V.). Als Musikpädagogin lehrte sie auch in Hamburg sowie auf Einladung des französischen Opernintendanten Bernard Lefort (1922 – 1999) an der »École de chant« der Pariser Oper.


    Elisabeth Grümmer wurde am 31. März 1911 in Niederjeutz, Elsass-Lothringen geboren, das war ein Landstrich, der wechselweise mal zu Deutschland und dann wieder zu Frankreich gehörte; heute heißt die Gemeinde Yutz und liegt an der Mosel gegenüber der Stadt Thionville auf französischem Staatsgebiet.
    Da der Vater bei der Reichsbahn beschäftigt war, musste die Familie Frankreich verlassen und siedelte nach Meiningen in Thüringen über, eine Stadt mit alter Theatertradition. Elisabeth verbrachte ihre Jugend in Meiningen und ging unmittelbar nach Erledigung ihrer Schulpflichten als Schauspiel-Elevin ans Theater. Es wird auch berichtet, dass ihr Vater Chorsänger beim Theater gewesen sei.
    Trotz der großen Tradition war das Theater zu diesem Zeitpunkt nicht auf ganz große Opernaufführungen ausgelegt, sondern war so konzipiert, dass da auch mal Operetten oder Opern aufgeführt wurden, wozu für anspruchsvolle Rollen Gäste von außen geholt wurden, ansonsten sangen eben Schauspieler, die etwas bei Stimme waren, so wie die Schauspielerin Elisabeth Schilz, die ohne professionelle Gesangsausbildung dann eben mal Mignon, Marzelline in »Fidelio« oder die Marie in »Zar und Zimmermann« sang


    Als der Geiger Detlef Grümmer am Meininger Theater aufkreuzte, war das erste was er von seiner zukünftigen Frau, dem Fräulein Schilz, hörte, das Lied »La Paloma«, ein Stück, bei dem man eher an Hans Albers denkt und nicht so sehr an Elisabeth Grümmer, sie hatte das Liedchen im Rahmen einer Schauspielaufführung gesungen.


    Aber wieso findet man in der Gemeinde Alsbach (seit 1977 Alsbach-Hähnlein) einen »Elisabeth-Grümmer-Stieg«?
    Alsbach liegt an der klimatisch günstigen Bergstraße zwischen Darmstadt und Heidelberg; nach Heidelberg sind es 45 Kilometer, nach Darmstadt knapp 20.


    Aus beruflichen Gründen zogen die Eltern von Frau Grümmer in den 30iger Jahren in das Haus Alsbach, Ludwigstr. 14. Am 26. Oktober 1934 heiratete sie vor dem Alsbacher Standesbeamten Glock den Violonisten und Konzertmeister Detlef Grümmer.
    An einem der schönsten Plätze in Alsbach (Weinbergstr. 15) ließ sich Frau Grümmer im Jahre 1957 ein Landhaus mit dem Charme der 50er Jahre bauen. In diesem Hause ist im Jahre 1974 ihre Mutter Karoline Schilz im hohen Alter von 90 Jahren verstorben.


    Während ihres Engagements an der Deutschen Oper in Berlin war Alsbach nur die Zweitwohnung von Elisabeth Grümmer; gelebt hatte sie in Berlin-Dahlem.
    Nach dem Tod von Frau Grümmer verkaufte die Tochter das Alsbacher Wohnhaus. Heute kann man feststellen, dass auch an diesem Haus (durch Umbau) die Zeit nicht stehen geblieben ist.
    Ihren letzten Auftritt bestritt Elisabeth Grümmer 1973 in ihrer Wahlheimat Alsbach bei der 1200-Jahrfeier des Ortsteil Alsbach. Bei einem Kammermusikabend sang sie Stücke von Schubert, Brahms und Volkslieder.


    In der Nähe des Hauses ihrer Eltern und gegenüber ihres eigenen, stieg Elisabeth Grümmer oft die Stufen hinauf zum Schloss und somit steht der Stieg nicht nur symbolisch in Verbindung mit der Opernsängerin.
    Im Kreise vieler Alsbacher Bürger wurde am 4. April 20014 das Straßenschild »Elisabeth-Grümmer-Stieg« feierlich enthüllt.


    Detlef Grümmer bekam ein Engagement in Aachen, wohin Herbert von Karajan, noch nicht mal 30 Jahre alt, aus Ulm gekommen war und dort , nur wenige Kilometer von der belgischen und niederländischen Grenze entfernt, ein kulturelles Zentrum vorfand und weiter ausbauen konnte. In Aachen gab es immerhin ein 80-köpfiges Orchester und 60 Chorsänger.


    Elisabeth Grümmer war inzwischen Mutter geworden und widmete sich ihren hausfraulichen Pflichten. Aber die sie umgebende Theaterluft verführte wohl dazu, dass sie sich ihrer Stimme widmete und die bereits am Theater in Meiningen praktisch erworbenen Kenntnisse durch intensive Schulung weiter entwickelte, immerhin ein Vorgang von sechs Jahren. Von diesen Aktivitäten hatte auch Herbert von Karajan etwas mitbekommen, und als er auf die Schnelle ein Blumenmädchen für seinen »Parsifal« suchte, fragte er einfach bei der Gattin seines Konzertmeisters an. Das war dann das eigentliche Debüt der Sängerin Elisabeth Grümmer. Der Meister war offensichtlich mit der Leistung zufrieden, ein offizielles Lob gab es nicht, aber weitere Rollen folgten.


    Nach dem Anfang in Aachen kam es im Herbst 1942 zu einem Engagement an der Duisburger Oper, die dann am 22. Dezember 1942 unmittelbar nach einer »Tannhäuser«-Aufführung zerstört wurde.1943 hat man das ganze Ensemble samt ihrer Familien nach Prag evakuiert.
    1943 gastierte Elisabeth Grümmer in Dresden, als sie die Nachricht erhielt, dass ihr Haus in Aachen vollkommen von Bomben zerstört worden ist; ein zweites Telegramm brachte dann die traurige Gewissheit, dass Detlef Grümmer tot in den Trümmern gefunden wurde.
    Bald darauf hatte der Krieg die Kunst besiegt, das Spiel war aus; in den Wirren des Kriegsendes sah man Frau Grimmer als Postangestellte.


    Aber schon 1946 trat Elisabeth Grümmer an der Deutschen Oper in Berlin auf, der sie dann bis zu ihrem Bühnenabschied 1972 treu blieb. Sie bezeichnete die Berliner Oper als ihr »Mutterschiff«
    Am 23. Dezember 1951 kam es zu einem Wiedersehn mit der Aachener Oper. Als das im Krieg fast völlig zerstörte Theater mit »Die Meistersinger von Nürnberg« wieder eröffnet wurde, stand das Blumenmädchen von einst als Eva auf der Bühne.


    Berlin war also zum künstlerischen Mittelpunkt ihres Lebens geworden, und von hier aus war sie dann immer mal wieder in den Musikzentren Europas und der Welt zu hören, so auch bei den Festspielen in Bayreuth, Salzburg, Glyndebourne, Edinburgh, Luzern ...


    Aber sie pflegte ihre Stimme nicht nur durch ständige Konsultation ihrer Gesangslehrerin, sondern noch viel mehr durch kluge Beschränkung der Rollen; wie gerne hätte sie Tosca oder Isolde gesungen, aber sie sprach von einem sicheren Instinkt, der ihr sagte, dass sie das nicht tun sollte.
    Durch ihre ursprüngliche Ausbildung als Schauspielerin am Theater in Meiningen, hatte sie auch darstellerische Möglichkeiten auf der Opernbühne. Bezüglich der Opernregie setzte sie eigentlich keine Prioritäten, sondern erkannte, dass jeder Regiestil etwas für sich habe, aber ganz besonders stellte sie einmal heraus: »Felsenstein hat mich zum zweiten Mal erschaffen!«


    Man sollte schließlich auch noch erwähnen, dass Elisabeth Grümmer eine vorzügliche Konzertsängerin war, was sie auch bei den Schwetzinger Festspielen 1958 unter Beweis stellte, es gibt sogar noch eine CD von dieser Veranstaltung.


    Als Elisabeth Grümmer 1986 an Krebs erkrankte, holte die Tochter ihre Mutter zu sich, das Grab befindet sich auf dem Friedhof in Everswinkel, ganz in der Nähe von Warendorf in Nordrhein-Westfalen.


    Eine belustigende Sache findet man im Internet bei YouTube wo jemand zu einem Musikbeitrag - Elisabeth Grümmer singt - schreibt:
    »Das ist meine Uhroma ...« und jemand antwortet darauf:
    »Deine Uroma war eine der besten lyrischen Sopranistinnen. Sie würde sich aber im Grab umdrehen, wenn sie erfahren würde, dass ihr Enkel aus ihr eine uHr-oma gemacht hat.«


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  • Aber schon 1946 trat Elisabeth Grümmer an der Deutschen Oper in Berlin auf, der sie dann bis zu ihrem Bühnenabschied 1972 treu blieb. Sie bezeichnete die Berliner Oper als ihr »Mutterschiff«


    Sie sang an allen drei Berliner Opernhäusern: An Walter Felsensteins neugegründeter Komischer Oper Orffs Kluge (neben Josef Herrmann als König) und an der im Ausweichquatier Admiralspalast spielenden Staatsoper Berlin taucht sie einige Spielzeiten hindurch ohne den Zusatz "a.G." (= als Gast) auf. Hier sang sie zwischen Oktober 1948 und November 1950 insgesamt mindestens 22 Aufführungen: 4x Pamina in "Die Zauberflöte", 4x Marfa in "Die Zarenbraut" (Premierenbesetzung), 3x Lucile in der Deutschen Erstaufführung der Oper "Dantons Tod" von Gottfried von Einem (Premierenbesetzung), 3x Eva in "Die Meistersinger von Nürnberg" und 8x die Julia in der Oper "Romeo und Julia" von Heinrich Sutermeister (Premierenbesetzung, Erich Witte war ihr Romeo und Gottlob Frick ihr Vater Capulet).


    22 Auftritte in gut zwei Jahren, das deutet nicht auf eine Ensemblemitgliedschaft hin (duie hatte sie in der Tat an der Städtischen Oper Berlin-Charlottenburg), aber sie war ein regulärer ständiger Gast am Haus - und sang erstaunlich viel Zeitgenössisches!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    schön, dass Du diese ergänzenden Details zu Frau Grümmers Wirken in Berlin lieferst; eigentlich ist es ja fast logisch, dass sie an allen Berliner Häusern gesungen haben muss, bei dem Bekanntheitsgrad, den sie zu dieser Zeit hatte.
    Mit Details ist das so eine Sache ... laut »Sängerlexikon« heiratete sie auch Detlev Grümmer, aber ich habe auf meinem Schreibtisch ein Faksimile der Heiratsurkunde liegen, die Unterschrift des Konzertmeisters zeigt eindeutig ein langes »f«
    Solche Sachen sind musikgeschichtlich zwar nicht von Bedeutung, aber es ist schön, wenn Dinge, die geschrieben stehen, stimmen.

  • Lieber hart, ich bin nach langer Abstinenz mal wieder auf dieses Thema hier gestoßen. Du hast es dir inzwischen zu eigen gemacht, wie es viele im Forum tun, Helmut Hofmann z.B., Seicento, William, WoKa (Kalenderblätter) und ich ja auch. Und das ist hier ein Schmuckstück, bei dem man genießt, wie liebevoll alles gestaltet ist, Text, Bilder und Hintergründe. Ich glaube auch, dass solche Themen das wahre Wesen des Forums sind und nicht die gerade aktuellen RT-threads.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)


  • Das Haus steht in Ehrwald in Tirol



    Zum heutigen Todestag von Clemens Krauss


    Seine Mutter war Hofoperntänzerin und Sängerin, der Vater stammte aus einer begüterten Familie und war ein berühmter Hindernisreiter.


    1902 beginnt er als Hofsängerknabe und studiert dann Klavier, Komposition und Chorleitung am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
    Seine erste Stelle tritt er 1913 als Chordirektor in Brünn an. Danach folgten rasch verschiedene Stationen an Theatern in Riga, Nürnberg, Stettin und Graz; danach war er von 1922 bis 1924 Dirigent an der Wiener Oper. Dort lernte er Richard Strauss kennen, woraus eine ersprießliche Zusammenarbeit über mehrere Jahre resultierte. In der Folge leitete er zahlreiche Uraufführungen Straussscher Werke und schrieb auch am Libretto zu dessen Oper »Capriccio« mit.
    Die Begeisterung und Verehrung war beiderseitig; Strauss war insofern begeistert, dass er bekannte seine Musik im Dirigat von Krauss neu zu hören, und das scheint mehr als eine Höflichkeitsfloskel gewesen zu sein.


    Ab 1924 ist Krauss Intendant der Frankfurter Oper. Schließlich wurde er 1929 als Musikdirektor an die Wiener Staatsoper berufen.
    Wegen der geplanten Uraufführung von Ernst Kreneks Oper »Karl V« gab es so gewaltige Turbulenzen, dass das Werk zunächst nicht aufgeführt werden konnte und auch seine weitere Arbeit dort war von Unruhen begleitet.
    Da kam die Berufung an die Berliner Staatsoper gerade recht; auch seine Frau Viorica Ursuleac war reisewillig, weil sie sich in Berlin größere Möglichkeiten versprach. Die Herren Franz Völker und Josef von Manowarda sahen das ähnlich und folgten dem Dirigenten nach Berlin.


    In Berlin befand sich ja nicht nur die Staatsoper, sondern auch das Zentrum der Macht und Krauss hatte direkten Kontakt zum »Führer«, der sein Dirigat schätzte, was dann auch zur Bayerischen Staatsoper führte, wo Krauss von 1936 an wirkte und 1937 zum Generalmusikdirektor aufstieg, bis 1940 war er dort auch Intendant.
    Als Österreich dann 1938 zu Deutschland gehörte, wollte Kraus unbedingt wieder nach Wien zurück, aber Hitler hatte andere Pläne, er wollte das musikalische Machtzentrum in München haben. 1941 wurde ihm die Leitung der Salzburger Festspiele übertragen. Um all diese Dinge gab es eine Menge von Verwicklungen und Intrigen. Als im September 1944 die Theater kriegsbedingt geschlossen wurden, stand Carl Krauss auf der berühmten »Gottbegnadeten-Liste«, das war wichtig zum Überleben.


    Dann kam die Wende - kaum vorstellbar - am 27. April 1945 gab es auf ausdrücklichen Wunsch der sowjetischen Kulturverwaltung im Wiener Konzerthaus ein Festkonzert unter der Stabführung von Carl Krauss, gute Musiker werden immer gebraucht ...


    Dennoch wurde Kraus danach mit Berufsverbot belegt, auch wenn er nicht Mitglied der NSDAP war, aber ab 1947 dirigierte Krauss wieder an der Wiener Staatsoper, bei den Wiener Philharmonikern und den Festspielen in Bayreuth.


    Clemens Krauss war eine der bedeutendsten Musiker-Persönlichkeiten vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg.
    Während einer Konzerttournee durch Mexico starb Clemens Krauss am 16. Mai 1954. Er war mit der rumänischen Sopranistin Viorica Ursuleac verheiratet, die ihn um 31 Jahre überlebte. Beide sind auf dem Friedhof - grad über die Straße - begraben.



    Das Anwesen von der Rückseite gesehen - man hat von hier aus einen herrlichen Blick auf Zugspitze und Sonnenspitze



  • Ausschnitt aus der Fassade des Schumann-Hauses



    Das rekonstruierte Geburtshaus


    Nach dem Auszug der Familie Schumann erlebte das Haus eine wechselvolle Geschichte; hier waren in der Folgezeit Geschäfte in bunter Vielfalt untergebracht.
    1910 wurde das Schumann-Museum gegründet und 1935 gelang es, das Geburtszimmer als Gedenkstätte einzurichten. Nachdem man Aufbaupläne entwickelt hatte und 1954 mit dem Bau beginnen wollte, kam man zur Erkenntnis, dass das Haus nicht mehr zu retten ist, denn das gesamte Eckgebäude wies, bedingt durch ein Hochwasser, solche Senkungsschäden auf, dass das Mauerwerk des Erdgeschosses nicht mehr gerettet werden konnte, ein völliger Abbruch des Gebäudes war unausweichlich.
    Im Sommer 1955 begann schließlich der Wiederaufbau des Gebäudes, das in seiner äußeren Erscheinung nach Bildvorlagen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und am 22. Juli 1956 feierlich eingeweiht wurde. In den 1990er Jahren wurde wieder umfangreich saniert und seit 2003 ist das Haus technisch auf der Höhe der Zeit und bietet eine Fülle authentischer Stücke. Das heutige Robert Schumann-Haus beherbergt die weltweit größte geschlossene Schumann-Sammlung mit mehr als 4000 Originalhandschriften Robert Schumanns und seiner Gattin. In acht Räumen werden zeitgenössische Dokumente, Gemälde und Plastiken gezeigt - auch der Flügel, auf dem Clara Wieck als neunjähriges Mädchen ihr Konzertdebüt in Leipzig gab, ist zu sehen.




    Das Robert Schumann-Denkmal befindet sich am Hauptmarkt der Stadt Zwickau; geht man diagonal über den Platz, steht man vor dem Geburtshaus des Komponisten, wo er in einem Eckstübchen der ersten Etage geboren wurde.


    Robert Schumanns Denkmal ist schon in der Stadt umher gewandert, erst seit 1993 steht es wieder an seinem ursprünglichen Platz, wo es 1901 hingestellt wurde, um den »größten Sohn« der Stadt zu ehren.


    1885 hatte sich ein Komitee gegründet, das um die Finanzierung des Denkmals bemüht war. Erfreulicherweise verfügte man schon vor der Jahrhundertwende über den Betrag von 35.000 Mark.
    Clara Schumann war noch von den Plänen unterrichtet worden, konnte jedoch die Einweihung nicht mehr erleben, die 1901erfolgte. Aber die Schumann-Kinder Marie, Elise und Eugenie, sowie einige Enkel waren bei den Einweihungsfeierlichkeiten dabei. Ebenso ältere Freunde Schumanns, wie Joseph Joachim und Carl Reinecke, der eine Festhymne komponiert hatte, die er selbst aufführte. Schumanns Musik sollte beim Festakt auch nicht fehlen; man wählte seine Festouvertüre mit Gesang über das Rheinweinlied op. 123.


    Robert Schumann wird am 8. Juni 1810 in Zwickau geboren; er war das jüngste von fünf Kindern. Sein Vater, August Schumann, ein literarisch interessierter und fleißiger Mann: Buchhändler, Verleger und Buchautor, fördert schon früh das musikalische Talent seines Sohnes. Der Vater hatte sogar die Absicht, Robert durch Carl Maria von Weber ausbilden zu lassen.
    Mit sieben beginnt Robert Klavier zu spielen. Bald ist er besser als sein Lehrer.
    Die Mutter, Tochter eines Chirurgen und entfernte Verwandte Lessings, war literarisch und musikalisch begabt.
    Als Schüler übersetzte Robert lateinische und griechische Texte, verfasste Gedichte und gründete mit zehn Mitschülern einen literarischen Verein und ist der Überzeugung, dass er mal ein berühmter Mann werden wird.
    Als Robert 16 ist, stirbt sein Vater im Sommer 1826. Roberts einzige Schwester hatte sich 1925 das Leben genommen, sie war 29 Jahre alt geworden; so etwas geht an einem 16-Jährigen nicht spurlos vorbei.
    August Schumann hinterlässt der Familie ein kleines Vermögen, das die Mutter nicht alleine verwalten darf; Robert erhält einen Vormund, der zum Jurastudium rät, und die Mutter teilt die Ansicht, dass die Jurisprudenz eine gute Sache ist. Der junge Robert nimmt seine Mutter eher als strenge Aufpasserin wahr, insbesondere nach dem Tod des Vaters.
    In einem Brief an Clara schreibt er einmal: »Mein Vater hatte mich zum Musiker bestimmt; doch die Mutter ließ es nicht zu.«


    Robert Schumann teilt die Ansicht der Mutter und des Vormunds bezüglich des Jurastudiums keineswegs und führt sowohl in Leipzig als auch später in Heidelberg, wo er 16 Monate zubringt, ein recht lockeres Studentenleben.
    Im Sommer 1830 schreibt der Jura-Student an seine Mutter, dass er sich dem Studium der Musik zuwendet; zu diesem Zeitpunkt ist es sein Ziel, ein hervorragender Pianist zu werden und sein späterer Schwiegervater, Heinrich Wieck, der ein guter Klavierpädagoge ist, bestärkt ihn in dieser Ansicht. Wieck schreibt Schumanns Mutter einen Brief und verspricht, ihren Sohn »bei seinem Talent und seiner Phantasie binnen drei Jahren zu einem der größten jetzt lebenden Klavierspieler zu bilden«.
    Seine Pianistenkarriere musste Schumann 1832 aufgrund eines Handleidens aufgeben und konzentrierte sich nun auf Komposition.



    Der auf dem Stuhl sitzende Schumann blickt hinüber zum Zwickauer Gewandhaus. Der 13-jährige Robert erlebte hier im Jahr 1823 die Aufführung von Webers Oper »Der Freischütz« und es ist überliefert, dass er begeistert gewesen sein soll.


    Seine spätere Frau kam mit ihrem Vater erstmals als 13-jähriges Wunderkind nach Zwickau. Am 18. November 1832. Anlässlich eines Konzerts beim Zwickauer Singverein wurde auch eine Komposition von Robert Schumann aufgeführt. Heute ist das Stück als die »Zwickauer Symphonie« bekannt.


    Als Clara Schumann 1847 zum dritten Male in Zwickau auftrat, war sie schon seit knapp sieben Jahren Roberts Ehefrau. Dieser Auftritt stand dann ganz im Zeichen des Komponisten Robert Schumann - er war zu einem Schumann-Fest gestaltet.
    Das Konzert fand im Gewandhaus statt, auf das der bronzene Schumann heute blickt; er sah danach seine Geburtsstatt nicht mehr.
    Auf dem Programm stand damals auch »Es ist bestimmt in Gottes Rat«, op. 84 - das war Robert Schumanns Abschied von Zwickau.


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  • Nachdem hart diesen thread so liebevoll bespielt und mit Zwickau eines meiner nächsten Reiseziele schon genannt hat, möchte ich nach langer Zeit zumindest einen kleinen Beitrag leisten. Vor etwa einer Woche war ich dienstlich in Weimar und habe es diesmal geschafft, das Haus und einen Erinnerungsplatz eines meiner liebsten Komponisten zu besuchen: Franz Liszt (1811-1886)



    Es handelt sich beim Liszt-Haus in Weimar um den Ort, an dem Liszt seine zweite Weimarer Zeit ab 1869 bis zu seinem Tod während eines Aufenthaltes in Bayreuth 1886, verbrachte. Am westlichen Rand des Ilm-Parks gelegen war das in klassizistischem Stil errichtet Haus eigentlich der Sitz der Hofgärtner und diente später dem Maler Friedrich Preller d. Ä. als Atelier (zwei Bilder mit Motiven aus dem Odyssee-Zyklus in der Prellergalerie im Neuen Museum Weimar hängen im Speisezimmer) Liszt wohnte hier während der Sommermonate, während er die übrige Zeit des Jahres in Budapest und Rom lebte und wirkte vor allem als Lehrer. Seine kostenlosen Unterrichtsstunden begabter Pianisten hielt er in diesem Gebäude auf einem Bechstein-Flügel und einem Ubach-Klavier ab, die sich heute noch im Salon befinden. Auch die übrige Ausstattung ist original, so dass man einen recht authentischen Eindruck von den Lebensumständen erhält: Wohn und Arbeitszimmer sind mit ihrer ursprünglichen Einrichtung erhalten (u. a. mit einer Totenmaske L. van Beethovens in Gips auf dem Schreibtisch), Schlaf- und Speisezimmer (mit allerlei Geschenken an den Maestro) sind allerdings rekonstruiert. Ermöglicht wurde dies durch die Entscheidung Carl Alexanders von Sachsen Weimar Eisenach (1818-1901), die Räume als Erinnerungsort zu bewahren. Dadurch hat sich auch das stumme Klavier erhalten, das Liszt mit auf Reisen nahm, um zu üben.


    Im Erdgeschoss ist eine multimediale Ausstellung zu Liszts Wirken eingerichtet, die sein gesamtes kompositorisches Spektrum abdeckt und thematisch geordnet ist. Besonders schön ist, dass man an einer Station die Ungarische Rhapsodie Nr. 6 (wenn ich mich recht erinnere) vergleichen kann, weil sie in verschiedenen Einspielungen (u. a. Cziffra, Argerich) genießen kann. Bei zwei Beispielen der Années (Sposalizio, Il Penseroso) sind die Werke (Raffaels Gemälde Vermählung Mariä & Statue Michelangelos in der Florentiner Medici-Kapelle) im Photo daneben gesetzt). Schön sind auch die Äußerungen von Liszts Schülern, die ganz stilecht von einer Photographie begleitet werden, die Lazar Berman bei einer seiner letzten Meisterklasse in Weimar im Jahr 2003 zeigen. Da ich seine Années so verehre, könnte ich mir kaum eine geeigneteren vorstellen, um Klavierschülern Liszt nahe zu bringen. Allein in diesem Teil kann man einen ganzen Nachmittag verbringen. Ein Besuch, der sich nicht allein für alle die, die List mögen, sehr lohnt.


    Öffnungszeiten:
    1.1. - 23.3.: Mo Mi Do Fr Sa So | 10:00 - 16:00 Uhr
    24.3. - 29.10.: Mo Mi Do Fr Sa So | 10:00 - 18:00 Uhr
    30.10. - 31.12.: Mo Mi Do Fr Sa So | 10:00 - 16:00 Uhr



    Nur wenige Meter entfernt von diesem Ort wurde 1902 in der Blickachse zum Haus das Liszt-Denkmal des Münchner Bildhauers Hermann Hahn aufgestellt. In der Mitte eines exedraförmigen Postaments mit zwei steinernen Sitzbänken steht die aus Carrara Marmor geformte lebensgroße Statue des Komponisten und Virtuosen auf einem viereckigen Postament mit Ehrenkranz. Er trägt zeitgenössische Kleidung, die rechte Hand hängt entspannt herab, die linke ist vor die Brust geführt und hält ein eingerolltes Notenblatt. Hier liegt der Akzent also vor allem auf seinem Wirken als Komponist und möglicherweise auch Dirigent, eine Tätigkeit durch die er das Weimarer Musikleben entscheidend prägte (er leitete ja u.a. die Uraufführung des Lohengrin).


    Mit bestem Gruß zum Wochenende
    JLang


    PS
    Eine schöne Einführung in das Wirken Liszts in Weimar bieten:
    Wolfram Huschke, Franz Liszt. Wirken und Wirkungen in Weimar (Weimarer Verlagsgesellschaft 2010).
    Detlef Altenburg (Hrsg.), Liszt und die Weimarer Klassik, Weimarer Liszt-Studien Bd. 1 (Laaber Verlag 1997).

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber JLang, liebe Leser dieses Threads,


    ins Liszt-Haus in der einstigen Weimarer Hofgärtnerei bin ich sehr gern gefolgt. Ich liebe dieses Haus sehr, weil es so authentisch ist. Meine ersten Besuche fallen in eine Zeit als es noch nicht so herausgeputzt war wie heute. Wenn ich mich richtig erinnere, wirkte es dadurch noch stärker auf mich als jetzt. Es gibt Fotos, die Liszt am Flügel zeigen. Genau so sah das große Arbeits- und Musikzimmer bei meiner ersten Visite aus. Bei einem dieser frühen Aufenthalte, ich war ein ganz junges Ding und hörte Liszt voller Enthusiasmus, begegnete ich auch einer Frau, die Liszt noch gekannt hatte. Wie das? Sie war 1880 geborden worden und hatte als Kind bei dem alten Liszt auf dem Schoß gesessen oder ging mit ihm spazieren. Es war Julie Kniese, die Tochter von Julius Kniese. Sie wohnte in Weimar und war bei unserem ersten Treffen schon steinalt. Sie kam wirklich wie aus dem 19. Jahrhundert, trug lange schwarze Gewänder aus Seide und eine Haube. Ja, so war das. Ihr Haus entsprach ihr – und umgekehrt. Vollgestopft mit Devotionalien. Sie zeigte mir auch den originalen Briefwechsel ihres Vaters mit Liszt und Cosima Wagner. Einfach so. Die Dokumente waren nicht geordnet und durcheinander geraten. Damals bekam ich einen Begriff davon, was magisch ist. Wie ich später erfuhr, ist der Nachlass erfasst und archiviert worden. Kniese war Chorleiter bei den Bayreuther Festspielen und so etwas wie die rechte Hand der Wagner-Witwe. Er starb bereits 1905 und ist auf dem Bayreuther Stadtfriedhof in prominenter Gesellschaft begraben. In Bayreuth ist auch eine Straße nach ihm benannt. Er stammte aus Roda in Thüringen, das jetzt Stadtroda heißt. Dort gibt es am Geburtshaus in der Neustädter Straße 5 eine Gedenktafel:


    Während der Vorbereitungen zur Uraufführung von "Parsifal" führte er einen Klavierauszug, in den er alle Anweisungen Wagners akribisch eintrug. Seine Tochter, die später das Buch "Der Kampf zweier Welten um das Bayreuther Erbe" verfasste, setzte sich ein Leben lang dafür ein, dass auch in Zukunft nach diesem Buch, das streng national und konservativ ist, verfahren würde. Erst dieses Buch, das ich von einem alten Bibliothekar geschenkt bekam, brachte mich auf das Thema. Es ist oft verlegt worden, hier aus dem Katalog des Leipziger Antiquariats:


    Mit herzlichen Grüßen verbleibt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ein Besuch, der sich nicht allein für alle die, die List mögen, sehr lohnt.


    Wenn es um das Liszt-Haus in Weimar geht, möchte man ja auch nicht ganz abseits stehen und zumindest die Beiträge von JLang und Rheingold um einige aktuelle Fotos ergänzen, die erst vor 14 Tagen entstanden sind.



    Das Bildnis über dem Klavier zeigt den 58-jährigen Liszt in der Kleidung eines Abbés, denn Liszt hatte 1865 in Rom die niederen Weihen empfangen.




    Im Erdgeschoss stehen an der Fensterseite mehrere originale Porträtbüsten, die Liszt in verschiedenen Phasen seines Lebens zeigen.



    Die Hand des Meisters ist immer ein großes Thema



  • Das Liszt-Denkmal findet man unweit des Liszt-Hauses, das am Rande des Parks an der Ilm liegt. Man geht vom Liszt-Haus, den Eingang links liegen lassend (gilt nur der Weginformation), geradeaus in den Park hinein, biegt dann gleich nach rechts ab und wendet sich bei der nächsten Gelegenheit nach links und steht nach wenigen Schritten vor dem Denkmal.



  • Den heutigen Geburtstag des Komponisten nehme ich zum Anlass, in verschiedenen Beiträgen auf einige der zahlreichen Ehrenplätze hinzuweisen, die Christoph Willibald Gluck gewidmet sind.


    Als der kleine Christoph Willibald am 2. Juli 1714 in der Oberpfalz geboren wurde, war Erasbach noch eine selbständige Gemeinde, so wie auch der Ort Weidenwang, wo am 4. Juli in der Pfarrkirche die Taufe des Kindes stattfand.
    Heute sind diese Orte Ortsteile der Stadt Berching. Zur Gemeinde Berching gehören neben der Stadt Berching 43 Ortsteile. Der Ort liegt in der Nähe der Städte Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt.


    Seit 1871 steht in Weidenwang ein Gluck-Denkmal, denn es hatte sich herumgesprochen. dass dieser hier geborene Gluck ein bedeutender Musiker war. Ab 1868 wurden im Bereich Oberpfalz und Mittelfranken in Zeitungen und Amtsblättern Spendenaufrufe zur Finanzierung eines Gluck-Denkmals veröffentlicht. Die Kunde war sogar zu König Ludwig II. gedrungen, der aus der königlichen Kabinettskasse 400 Gulden zur Verfügung stellte. Dies brachte für die Spendensammler den Vorteil, dass auch der Hochadel noch manchen Gulden springen ließ.


    Die Freude der Weidenwanger erhielt jedoch schon nach vier Jahrzehnten einen Dämpfer, als ein findiger Forscher in Vorbereitung des 200. Geburtsjubiläums herausgefunden hatte, dass Christoph Willibald Gluck zwar in der Pfarrkirche am Ort getauft wurde, aber am 2. Juli 1714 im benachbarten Erasbach zur Welt kam.





    Am 4. Juli 1967 wurde das in Erasbach errichtete Gluck-Denkmal feierlich enthüllt. Auf dem Obelisken sind neben den Lebensdaten auch die wichtigsten Werke in den Stein gemeißelt, sie werden von den Notenzeilen des »Reigens seliger Geister« umspielt und erinnern an den Höhepunkt seines Schaffens. Seit 1987 ist Glucks Geburtshaus mit einer entsprechenden Gedenktafel versehen.


    Christoph Willibald Gluck wurde als erstes von neun Kindern des Försters Alexander Gluck und dessen Ehefrau Walburga geboren. Lange lebt er an seinem Geburtsort nicht; schon 1717 übersiedelt die Familie Gluck ins nordböhmische Reichstadt, das heute tschechisch ist, und 1722 erfolgt ein Umzug nach Ober-Kreibitz (Horní Chřibská). Ganz sicher ist es nicht, aber man vermutet, dass der junge Gluck das Jesuitengymnasium in Komotau (Chomutov) besuchte, wo er Cembalo- und Orgelunterricht erhält. 1727 zieht die Familie schließlich ins nahe gelegene Eisenberg (Jezeří).


    Seine Kindheit und Jugend verbrachte der junge Gluck also in Böhmen, und wäre er dem Willen seines Vaters gefolgt, hätte es einen weiteren Förster in der Familie gegeben und der Sohn wäre musikalisch über das Jagdhornblasen nicht hinaus gekommen.
    Wie es der spätere Komponist beschrieb, loderte in ihm schon früh die leidenschaftliche Flamme für Musik und so verließ er, 13-jährig, fluchtartig das Elternhaus. Zunächst geht es nach Prag. Es liegt da vieles im Dunkeln, aber man liest. dass er zunächst als Sänger unterwegs gewesen sein soll, was erklären könnte, wie er sein Studium an der Universität in Prag finanzierte, das jedoch kein Musikstudium war; verzeichnet sind die Fächer Logik und Mathematik.




    Das 1994 errichtete Denkmal an der Umgehungsstraße in Erasbach



    Die Region hier tut schon allerhand für »ihren« Gluck, und so gibt es nun seit 2006 in Berching auch eine Gluck-Ausstellung im Erdgeschoss des kleinen Museums der Stadt Berching.
    Auf sechs großformatigen Schautafeln werden die wichtigsten Stationen im Leben des Komponisten dargestellt. Auch eine Multimediapräsentation von 35 Minuten Dauer steht zur Vertiefung der Kenntnisse zur Verfügung.




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  • Heute steht es am Promenadeplatz, der eigentlich kein Platz ist, wie man sich einen Platz allgemein vorstellt, sondern eher ein Grünstreifen mit Blumen und Bänken.
    Ursprünglich war das vom Bildhauer Brugger geschaffene Werk am Odeonsplatz aufgestellt, musste dann aber - zusammen mit dem Denkmal für Orlando di Lasso - dem Reiterstandbild für Ludwig I. weichen.
    Als Denkmal hatte Gluck also unruhige Zeiten erlebt; erst musste er seinen ursprünglich angestammten Platz wechseln, weil der stolze Ludwig nicht zwischen Musikern stehen wollte, dann wurde er im Zweiten Weltkrieg gar eingeschmolzen. Aber man erweckte das Gluck-Denkmal anlässlich der 800-Jahr-Feierlichkeiten von München, das war 1958, wieder zum Leben. Ein im Schloss Schleißheim eingelagerter Abguss machte es möglich.


    Orlando di Lasso?
    Von seinen Bewunderern wurde er »princeps musicorum« – Fürst der Musiker – genannt; er schuf so um die 1500 Werke, wobei einige nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sondern für bedeutende Persönlichkeiten komponiert wurden.


    In der Mitte des Grünstreifens stehen insgesamt fünf Statuen:
    Die Lorenz-Westenrieder-Statue, der Renaissancekomponist Orlando-di-Lasso, Kurfürst Max Emanuel, das Denkmal des Willibald Gluck und Maximilian Joseph Graf von Montgelas.
    Der Name Christoph Willibald Gluck ist vermutlich bei Musikliebhabern weit bekannter als der des zur seiner Zeit auch bedeutenden Roland de Lattre, der meist Orlando di Lasso genannt wurde und 1594 in München starb.




    Nur noch bruchstückhaft ist zu erkennen, wem das Denkmal ursprünglich gewidmet war ...


    Seit 2009 erregt das Denkmal des Renaissancekomponisten weit mehr Aufmerksamkeit, als das Standbild von Gluck, denn mit dem Tod von Michael Jackson bekam das Monument eine Doppelfunktion. Als 2009 Michael Jackson starb, haben seine Bayerischen Fans die Bronzefigur Orlando di Lassos auserwählt, um sie mit zahlreichen Erinnerungen, Fotos, Liedtexten, Plakaten, Blumen und Kerzen zu schmücken. So wurde aus dem Orlando-Denkmal auch ein Michael Jackson-Denkmal. Warum das so ist, weiß man nicht genau, aber es wird allgemein vermutet, dass sich dies so ergab, weil Michael Jackson stets im Hotel gegenüber residierte, wenn er Gast in München war.
    Nun soll im Juli mit der Restaurierung der Standbilder auf dem Platz begonnen werden; da wird behutsam abgestrahlt, nachpatiniert und mit Wachs heißkonserviert. Mit den Michael Jackson-Fans geht der Freistaat Bayern genau so pfleglich um, wie mit den Statuen selbst. Klamm heimlich still und leise hat sich also noch ein Musiker auf dem Platz eingefunden. Trotzdem kann Christoph Willibald Gluck stolz da oben stehen - Glucks Leistung für die Erneuerung der Oper ist unumstritten.

  • zDen 20-jährigen Gluck zog es vom Prager Studium, das nicht der Musik galt, nach Wien, wo er 1734 eintrifft und im Palais des kunstverständigen Fürsten Lobkowitz Aufnahme findet und in dessen Hauskapelle spielt. Im Verlauf dieser Tätigkeit ergaben sich Kontakte zu dem in Mailand residierenden Fürsten Antonio Maria Melzi, der Gluck ab 1737 für seine Kapelle engagierte.
    In Oberitalien entfaltete sich ein reges kulturelles Leben, in das natürlich auch Gluck eintauchte; besonders geprägt wurde er von Giovanni Battista Sammartini, dem angesagten Komponisten in Mailand. Manche Quellen sagen, dass Gluck dessen Schüler war, aber es wird auch dargestellt, dass das letztendlich nicht belegt sei. Seis drum, man kann wohl davon ausgehen, dass er von dessen fortschrittlichem Instrumentalstil partizipierte. In Mailand entstanden Triosonaten Glucks, die in London gedruckt wurden.


    Als Gluck sein erstes Werk für die Opernbühne schuf, war er 28 Jahre alt, das Werk heißt »Artaserse«, ein musikalisches Drama in drei Akten. Danach erhielt er den Auftrag eine Oper für Venedig zu schreiben, dann reihte sich Erfolg an Erfolg.


    Gluck hatte sich insbesondere in Oberitalien einen Namen gemacht. Nun brach er zu neuen Ufern auf und reiste 1745 nach London, wie es andere aus südlichen Gefilde4n kommend, schon vor ihm getan hatten. Dort war zu dieser Zeit in Sachen Musik der 60-jährige Barockstar Georg Friedrich Händel federführend. Aus der Bekanntschaft mit Händel resultierte 1746 ein gemeinsames Benefizkonzert.


    Nach Glucks Englandaufenthalt erlebt man den Komponisten 1747 bei einer wandernden Operntruppe in Hamburg. 1748 ist Gluck wieder in Wien, wo er die Musik zur Wiedereröffnung des Burgtheaters schreibt, die mit großem Beifall aufgenommen wird.
    Danach ist Gluck wieder bei seiner Hamburger Truppe, die dann auch in Kopenhagen die Geburt des Thronfolgers musikalisch begleitet.


    1750 heiratete Gluck in Wien eine aus wohlhabendem Hause stammende Kaufmannstochter und ist nun wohl etabliert. Ab 1755 komponiert Gluck regelmäßig für den kaiserlichen Hof. Neben einer Menge Opern komponierte er auch Instrumental- und Ballettmusik.
    In den 1770er Jahren auch Oden und Lieder zu Texten von Friedrich Gottlieb Klopstock.


    Die Oper »Orfeo ed Euridice«, am 5. Oktober 1762 in Wien uraufgeführt, gilt als erste Reformoper Glucks. Das Werk entstand in Zusammenarbeit mit seinem Librettisten Ranieri de´ Calzabigi. Die italienische Oper sollte reformiert werden. Sie lehnten den erstarrten Schematismus ab - Wahrheit und Natürlichkeit waren das Ziel.


    Gluck wandte sich Frankreich zu. Mit François Louis du Roullet fand Gluck 1772 einen neuen Librettisten, der ihm mit Hilfe von Glucks früherer Gesangsschülerin , der französischen Dauphine Marie Antoinette, in Paris einführte. Gluck konnte hier einen Vertrag über sechs Werke mit der Académie Royale de Musique abschließen, reiste mehrmals nach Paris und war dort gut im Geschäft.
    In diese Zeit fällt auch der sogenannte »Piccinni-Streit«, der in der Pariser Presse ausgetragen wurde.
    Die beiden Komponisten hatten eigentlich keinen Konflikt miteinander, ganz im Gegenteil, sie verstanden sich gut; es waren deren Anhänger, die das zu einem Streit hochstilisierten.
    Niccolo Piccinni orientierte sich am traditionellen italienischen Stil der Arien-Oper, die Aktion in den Rezitativen abhandelt und Gluck verschmilzt eben Drama und Musik.
    Als Gluck 1787 starb, war es Piccinni, der in Frankreich und Italien zu einer Subskription aufrief - nicht für ein Denkmal aus Marmor oder Bronze, sondern für ein jährlich zu veranstaltendes Konzert, in dem nur Kompositionen Glucks aufgeführt werden sollten.


    Glucks letztem französischem Bühnenwerk »Echo et Narcisse« (1779) war kein großer Erfolg beschieden, er hatte das Stück dann modifiziert - bei den Schwetzinger Festspielen 1987 wurde das Werk übrigens aufgeführt ...


    Nach Paris kehrte Meister Gluck dann nicht wieder zurück, pflegte das Privatleben in Wien und hatte altersbedingte Probleme; er erlitt drei schwere Schlaganfälle, dann starb Christoph Willibald Gluck am 15. November 1787 in Wien.


    Gluck-Statuen in Wien




    1756 wird in Rom der »Antigono« aufgeführt und Gluck wird zum »Ritter vom goldenen Sporn« ernannt.



    Auch innerhalb des fast zwölf Meter hohen Maria-Theresia-Denkmals in Wien, wo unter der thronenden Kaiserin in Gruppen als Personen Berater, Verwaltung, Militär sowie Kunst und Wissenschaft dargestellt sind, findet man in der letztgenannten Gruppe - rechts hinter der Hauptfigur des Arztes van Swieten - die Komponisten Gluck, Haydn und den im Kindesalter dargestellten Wolfgang Amadeus Mozart.
    Das Maria-Theresia-Denkmal wurde 1888 enthüllt, da war Christoph Willibald Gluck schon mehr als hundert Jahre tot.

  • Jetzt, wo gerade wieder Festspielzeit in Bayreuth ist, kann man mal einen Blick auf das weltweit größte Wagner-Denkmal werfen, das am »schönsten Wanderweg Deutschlands« liegt.
    Dass es ein schöner Wanderweg ist bestätige ich gerne, ansonsten sollte man Superlative eher nur da einsetzen, wo etwas objektiv messbar ist - die messbaren Daten an dieser Anlage sind:



    Gesamthöhe 12,5 Meter, Höhe der Figur 4,2 Meter; Richard Wagner ist überlebensgroß als Gralsritter mit Harfe in der linken und der Schale des heiligen Grals in der rechten Hand dargestellt. Umgeben ist der Meister von fünf weiblichen und männlichen Figuren zu seinen Füßen, die wichtigsten Elemente seiner Musik darstellend: das Sphärische, Lyrische, Dionysische, Dämonische und das Tragische.



    Ein kleiner Weg führt über Treppen zur halbrunden Terrasse hinauf bis zum Sockel der Bronzefigur.


    Zu dem Schöpfer dieses Denkmals sollte man etwas sagen:
    Professor Richard Guhr wurde in Schwerin als Sohn eines in der Hofkapelle spielenden Fagottisten geboren. Sein Vorname lässt schon vermuten, dass die Wagner-Verehrung tiefe Wurzeln hatte.
    Der Maler und Bildhauer Richard Guhr (1873-1956) kann als »Wagner-Verrückter« bezeichnet werden. Jedes Jahr pilgerte er am Ende einer 40-tägigen Fastenzeit nach Bayreuth, um am Grab Richard Wagners zu beten. Seit 1912 entstanden eine Menge Bilder seiner späteren »Wagner-Ehrung«. 1944 zeigte Guhr in einer Ausstellung in Dresden - im Schloss Albrechtsberg - mehr als hundert seiner Bilder sowie den Entwurf des Wagner-Denkmals von 1911; dies alles wurde dann 1945 in der Bombennacht von Dresden zerstört, in der Nachkriegszeit unternahm er den Versuch diese Werke nochmal zu erschaffen.
    1934 war Guhr als Professor an die Dresdner Akademie berufen worden. Dort soll er ein umstrittener Einzelgänger gewesen sein und wurde 1938 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt.


    Konzipiert wurde das Denkmal bereits 1911 aus Eigeninitiative von Guhr, denn Richard Wagners Geburtstag jährte sich bald zum 100. Male und es war angedacht das Denkmal in weißem Marmor auszuführen und im Großen Garten in Dresden aufzustellen, aber das konnte nicht realisiert werden, die Stadtväter zeigten daran nicht das nötige Interesse.
    Auch für den Kurpark in Teplice (Tschechien) fand sich keine Lösung, an diesen Ort war gedacht worden, weil Wagner seinen »Tannhäuser«, im Sommer 1842 hier entwarf, nicht im Kurpark, ihn hatte wohl mehr die Burg Schreckenstein inspiriert.


    Inzwischen hatte sich Guhr von der Idee das Werk in Marmor auszuführen verabschiedet und ließ sein Werk 1928 in der Bronzegießerei Milde in Dresden herstellen; aber vorläufig war niemand an der Aufstellung des Denkmals interessiert. Erst 1930 wurde das Thema wieder belebt, weil sich der Guhr-Schüler Sizzo Stief der Sache mit einigem Eifer annahm; er selbst äußert sich so dazu:


    »Ich habe fast ohne Unterstützung aus eigener Initiative, oft gegen den Willen Prof. Guhrs die Wagnerehrung im Liebethaler Grunde durchgekämpft und durchgeführt. Ohne mich stünde die Bronce noch in den Mildeschen Werkhallen.«


    Am 6. September1932 begannen unter seiner Leitung die Arbeiten für die Aufstellung des Richard-Wagner-Denkmals im Liebethaler Grund. Die Anforderungen, die Prof. Guhr stellte, waren erfüllt.


    1. Der Platz muss zu Richard Wagner in Beziehung stehen
    2. der Platz sollte gestiftet werden
    3. der Platz sollte unentgeltlich geschaffen werden
    4. Denkmal und Anlage sollten unter behördlichem Schutz stehen


    In den Jahren 1932 - 1933 wurde das Denkmal in Verbindung mit einem Sockel an seinem heutigen Standort, an dem romantischen Flüsschen Wesenitz gelegen, unter Leitung von Sizzo Stief errichtet.
    Der Gastwirt der Lochmühle, einem beliebten Ausflugslokal im Liebethaler Grund, hatte ein Felsengelände auf seinem Grundstück zur Verfügung gestellt. Ein solch gewaltiges Denkmal war eine Attraktion und konnte zusätzliche Gäste anlocken.
    Heute ist die Lochmühle längst baufällig und ein Schild weist den Wanderer darauf hin, dass die Passage nicht ganz ungefährlich ist.


    Pünktlich zu seinem 120. Geburtstag stand Richard Wagner in der Felsenschlucht, einen Tag vor seinem Geburtstag, am 21. Mai 1933 konnte das Denkmal endlich eingeweiht werden. Es traf sich gut, dass die nahe gelegene Stadt Pirna gerade 700 Jahre alt wurde; es konnte gefeiert werden.


    Der Musikwissenschaftler Eugen Schmitz sagte in seiner Einweihungsrede unter anderem:


    »Als Künderin aller Herrlichkeiten von Gottes freier Natur hat Richard Wagners Kunst Monumentales verwirklicht. Dafür soll dieses monumentale Mal inmitten von Gottes freier Natur Zeuge sein.«


    Das Denkmal geriet schon einige Jahre später in Gefahr; neun Jahre nach seiner Einweihung bestand die Absicht die Figuren einzuschmelzen. Der damalige Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung schrieb an Prof. Guhr und bat um Verständnis für dieses » Opfer für die Zukunft der Nation und die Erhaltung deutscher Art und Kultur«


    Guhr konnte verhindern, dass die Wagnerfiguren zu kriegerischen Zwecken missbraucht wurden. Vielleicht war die Inschrift im Sockelbereich hilfreich:
    DES RITTERS DRUM SOLLT ZWEIFEL IHR NICHT HEGEN



    Wer nur einen kurzen Abstecher zum Wagner-Denkmal machen möchte und mit dem Treppensteigen keine Schwierigkeiten hat, kann dies vom Ort Daube aus machen, der oberhalb des Denkmals liegt. Man steigt 156 Stufen nach unten, dann wenige Schritte über das Brückchen, dann sind es nur noch 100 Meter zum Denkmal.



    In dieser romantischen Landschaft der Sächsischen Schweiz sollen Richard Wagner auf seinen Wanderungen Melodien zu Lohengrin eingefallen sein.



    Auch wer keinen ipod mitführt, kann hier mitten im Wald Wagner hören ...

  • Perchtoldsdorf darf man sich nicht als typisches Dorf vorstellen, die Marktgemeinde hat etwa 15.000 Einwohner und liegt südlich von Wien; von der Staatsoper aus sind es 15 Kilometer zum Hugo-Wolf-Haus.
    Vor Hugo Wolf war schon andere musikalische Prominenz hier; Christoph Willibald Gluck hatte in Perchtoldsdorf von 1781-1787 ein barockes Haus mit großem Garten, wo er sich in den Sommermonaten aufhielt; wie man der Chronik entnimmt, waren auch Glucks Kollegen, die Herren Mozart, Haydn und Johann Friedrich Reichardt hier zu Besuch.
    Auch der Komponist Franz Schmidt wohnte in Perchtoldsdorf, wo es noch heute einen Gedenkraum gibt. Eine interpretierende Künstlerin, die erst 1987 starb, Rita Streich, wurde auf dem Friedhof in Perchtoldsdorf bestattet.




    Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf, einst zu Wien gehörend, wurde 1954 wieder selbständig und ist seit dieser Zeit - zusammen mit dem Hausbesitzer - bemüht, das Haus vor dem Verfall zu bewahren; es waren komplizierte Verträge auszuhandeln, aber seit 1973 wurde im Wernerschen Haus in der Brunnergasse 26 ein erstes Hugo-Wolf-Museum eingerichtet, nachdem Dr. Otto Werner, der Enkel von Heinrich und Marie Werner, das Haus und Teile seiner Wolf-Sammlung der Marktgemeinde Perchtoldsdorf übergeben hatte. Seit 2003 präsentiert sich das Haus in Form einer würdigen und authentischen Gedenkstätte.


    Das Hugo-Wolf-Haus steht in der Brunnergasse, wo noch niemand verdurstet ist, denn es reiht sich hier Weinlokal an Weinlokal. Die Gedenktafel am Haus hat der Perchtoldsdorfer-Männergesangverein am 4. Juni 1905 anbringen lassen




    Vom Innenhof aus führt eine steinerne Wendeltreppe nach oben zum ersten Stockwerk.


    Heinrich Werner beschreibt, unter welchen Bedingungen Hugo Wolf hier komponiert und gelebt hat:


    »Außer Licht, Luft und Ruhe - letztere war freilich die Hauptsache - hat Wolf nicht viel Annehmlichkeiten in dem alten Haus gefunden, zumal er dasselbe ja nur in der kalten Jahreszeit benützen konnte. Mit der Maiensonne kehrte unsere Familie regelmäßig in diese ihre Sommerwohnung zurück, um sie erst bei Einfall der unwirtlichen Herbstnebel zu verlassen. Kein Trinkwasser unter Dach, spärliche Petroleumbeleuchtung, einen allerdings riesigen, aber schlecht brennenden Kachelofen, bei dessen Vollglut er es im Winter nicht über 8 Grad Reaumur brachte, das verstimmte Klavier und die unzulängliche Bedienung der sonst sehr biederen Gärtnersleute, welche in dem einsamen Bewohner einen unwillkommenen Eindringling sahen, der ihren beschaulichen Winterschlaf durch oftmaliges "Aniklempern", wie sie sein Klavierspiel nannten, störte und nach ihrer Ansicht jedenfalls nicht ganz richtig im Kopfe war, all diese Übelstände und noch andere mußte er in Kauf nehmen. Aber all diese "Greuel" wurden bei seinen späteren Aufenthalten so viel als möglich besser gemacht. Der Ofen wurde durch eine andere Heizvorrichtung seiner eigentlichen Bestimmung angenähert und eine Bedienerin wurde gefunden, namens Pepi, die allerdings bucklig war, aber im übrigen von Wolf als ein Juwel bezeichnet wurde. Das hinderte ihn aber nicht, sie zuweilen, wenn er ungestört sein wollte, unwirsch anzufahren oder zu erschrecken, indem er ihr in die Ohren wispelte: "Wissen S´ denn nicht, daß ich ein Mörder bin? Aber verraten S´ mich nicht"«


    Anmerkung: 8 Grad Reaumur entspricht einer Raumtemperatur von 10 ° C


    Wolfs Tagesablauf war straff organisiert und man muss sich das in etwa so vorstellen:
    Frühes Aufstehen, kaltes Bad, Kaffee und Zigaretten, kurzer Spaziergang, Komponieren, Mittagessen im Gasthaus. Nachmittags wieder Kaffee und Zigaretten bei der Kompositionsarbeit, dann ein karges Abendessen, das oft aus kaltem Fleisch bestand, die vegetarische Phase ist für Wolf vorbei; auch eine Flasche Bier verschmäht er nicht.
    Besucher waren unter der Woche unerwünscht, aber an Sonntagen lud er Freunde ein und spielte ihnen die neu entstandenen Werke vor, aber die Geselligkeit kam dabei auch nicht zu kurz.


    Über den Wiener Rechtsanwalt Joseph Reitzes, der Wolf im Sommer 1880 in sein Mayerlinger Haus einlud, bekam Wolf Zugang zur Familie Hugo Werner. Mizzi Werner, die Tochter - von Wolf »Götterwurzen-Mizzi« genannt - musizierte mit Hugo Wolf und das kindliche »Mäusefallensprüchlein« ist auf ihre helle Stimme wie zugeschnitten. Sogar die Rolle der Susanne aus Mozarts »Figaro« studierte Wolf mit Mizzi ein.


    Im Herbst 1887 stand Wolf wieder einmal vor der Frage eines neuen Domizils und entschied sich für das gastliche Haus der Familie Werner in Perchtoldsdorf, wo er am 23. Januar 1888 eintraf und am 24. Januar seine letzte Heine-Vertonung schrieb »Wo wird einst des Wandermüden Ruhestätte sein«.






    Das Museum ist nur nachmittags an Sonn- und Feiertagen geöffnet


  • Eine Tafel beim Rathaus von Kürten - heute ist der Geburtstag des Ehrenbürgers


    Kürten ist eine Gemeinde des Rheinisch-Bergischen Kreises in Nordrhein-Westfalen, die nach dem Tode des weltbekannten Musikers dem Ortsnamen Kürten noch stolz den Zusatz »Die Stockhausen-Gemeinde« hinzufügte, denn der Bürgermeister ist der Meinung, dass die Gemeinde von dem weltweiten Ruhm des Komponisten profitieren könne. Man spricht von der »Marke Stockhausen« und fühlt sich gleichrangig der »Beethovenstadt Bonn« oder der »Wagnerstadt Bayreuth«.


    Dass Karlheinz Stockhausen hier gelebt hat ist nicht zu übersehen, das wird in Form einer Gedenktafel und Straßenschildern, die den Karlheinz-Stockhausen-Platz anzeigen, optisch ins rechte Licht gerückt, auch die Haltestellen-Häuschen der öffentlichen Verkehrsmittel sind mit dem Michaelskreuz und Texten aus dem Opus »Licht« versehen. Das Michaelskreuz, ein Zeichen, das blaue Ringe zeigt, die in alle Richtungen weisen und auch als die vier Elemente des Lebens zu deuten sind. Stockhausens zweite Frau, Mary Bauermeister, eine Künstlerin von internationalem Rang, hat es für die Figur des Michael in der Oper »LICHT« entworfen.
    Trotz seiner weltweiten Aktivitäten war Stockhausen immer eng mit seiner Heimat verbunden; 42 Jahre lang lebte er in Kürten und wurde 1988 zum bisher einzigen Ehrenbürger der Gemeinde.



    Mary und Karlheinz Stockhausen hatten sich etwas abseits mit ihrem Musikberg, wie sie ihr Refugium nannten, eine Idylle geschaffen. Der Bach im Tal, das Blockhaus am Hang und ein stattliches Wohnhaus, das 1964-1966 gebaut wurde, eine Arbeit des renommierten Architekten Erich Schneider-Wessling.
    Wenn nach einer erfolgreichen Tournee oder dem Verkauf selbst produzierter Kunstwerke Geld ins Haus kam, zogen die Stockhausens los und kauften bei den Besitzern der umliegenden Grundstücke mal wieder ein Stück Wiese oder Wald dazu.


    Stockhausen gilt als einer der überragenden Komponisten und Musikdenker des 20. Jahrhunderts und erreichte durch die Extravaganz seiner Aufführungen, wie zum Beispiel das in den 1990er Jahren konzipierte »Helikopter-Streichquartett«, das seine Uraufführung 1996 in Amsterdam erlebte und dann 2002 auch in Salzburg präsentiert werden konnte, nicht nur das hochinteressierte Fachpublikum und die Musikfachzeitschriften, sondern auch die Spalten der Tageszeitungen.




    »Werbetafeln« der besonderen Art an den Wartehäuschen


    Die Bewahrung des künstlerischen Werks und des Nachlasses von Karlheinz Stockhausen und Verbreitung seines geistigen Erbes, haben die Flötistin Kathinka Pasveer und Klarinettistin Suzanne Stephens, oft als Gralshüterinnen bezeichnet, übernommen. Stephens arbeitete mit Stockhausen bereits seit 1974, Kathinka Pasveer wirkte in vielen Uraufführungen mit.


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  • Erst seit März 2015 gibt es das Komponisten-Quartier in Hamburg. Das Brahms-Museum war schon 1971 da, die Eröffnung des Telemann-Museums folgte 2011. Das Komponisten-Quartier ist in dieser Art wohl einmalig, zumal wenn man noch etwas weiter denkt.
    Seit 2015 präsentieren sich nun zu dem Brahms-Museum die Museen für Georg Philipp Telemann, Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Adolf Hasse in nagelneuer Konzeption.
    Noch im Entstehungsprozess befinden sich weitere Museumsräume, die sich Musikern widmen, die einen besonderen Bezug zu Hamburg haben: Fanny und Felix Mendelssohn und Gustav Mahler.





    Hier muss man klingeln, um eingelassen zu werden


    1965 war das ganze Viertel so verlottert, dass wegen Unbewohnbarkeit der Abriss drohte, gegen den sich allerdings Teile der Bevölkerung massiv wehrten - mit Erfolg, wie man sieht.
    Die Peterstraße versetzt den Besucher heute zurück in das 17. Jahrhundert und besteht aus detailgetreu rekonstruierten, großbürgerlichen Wohnhäusern mit denkmalgeschützten Fassaden. Das Ensemble liegt in unmittelbarer Nähe des Parks »Planten un Blomen« und ist in der jüngeren Zeit dergestalt zu einer Musikerstraße geworden, dass dort eine Gedenkstätte nach der anderen entsteht. Auch von Hamburgs Wahrzeichen aus, dem »Michel«, ist das Komponisten-Quartier in nur wenigen Minuten fußläufig zu erreichen.


    Ein unter Denkmalschutz stehendes typisches Hamburger Kaufmannshaus von 1751 beherbergt seit 1971 das Brahms-Museum Hamburg. Es liegt in der Nähe des 1943 zerstörten Geburtshauses von Johannes Brahms - das war ein sechsstöckiges Haus mit 16 Mietparteien - wo heute nur noch eine Gedenkstele an den ursprünglichen Standort erinnert.



    Der Eingangsbereich im Brahms-Museum



    Im Brahms-Museum werden in vier Räumen Musikalien, Schriftstücke, Konzertprogramme, Brahmsiana, Fotos und Brahms-Büsten gezeigt. Ein originales Glanzstück des Museums ist ein von der Hamburger Pianomanufaktur Baumgardten & Heins um 1859 gebautes Tafelklavier, an dem Johannes Brahms 1861/62 unterrichtete und zwei seiner Chordamen begleitet. Der junge Brahms hatte einige seiner Verehrerinnen um sich versammelt.


    Heute wird der weltberühmte Musiker hier groß als »Sohn der Stadt« herausgestellt und zu seiner Ehrenbürgerschaft kam es zu seiner Lebenszeit auch noch, aber seine künstlerischen Erfolge feierte er vor allem im mehr als tausend Kilometer entfernten Wien.
    Beinahe wäre er noch weiter von seiner Heimatstadt weggekommen, denn ein geschäftstüchtiger Impresario hatte die Absicht, den 10-jährigen Jungen als Wunderkind in Amerika zu vermarkten; Brahms´ Musiklehrer, der Pianiste Friedrich Willibald Cassel, wusste das zu verhindern.


    Mit 20 Jahren ging Brahms erstmals auf Konzertreise. Durch Vermittlung des befreundeten ungarischen Geigers Eduard Reményi lernte er Joseph Joachim kennen, und als Robert Schumann 1853 in der von ihm herausgegebenen »Neuen Zeitschrift für Musik« schrieb: »Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten.«, war das eine Art Ritterschlag für Brahms. Es kam zu Kontakten mit Musikverlagen und anderen bedeutenden Musikern.


    Im Jahre 1859 ließ sich Brahms wieder in seiner Heimatstadt nieder, arbeitete mit dem Hamburger Frauenchor; macht sich dann aber im September 1862 unvermittelt auf den Weg nach Wien. In seinem Hamburger Freundeskreis ging man davon aus, dass er von dort zurückkehren werde, um in seiner Heimatstadt die Philharmonischen Konzerte zu leiten, wenn der aktuelle, schon betagte Kapellmeister Gund aufhört.
    1862 gab er sein erstes Konzert in Wien, das ihm großes Lob einbrachte. Joseph Hellmesberger war begeistert und sagte: »Das ist der Erbe Beethovens!« Dennoch dachte Brahms an eine Rückkehr nach Hamburg


    Brahms fühlte sich in Hamburg heimisch und hoffte dort auf eine Anstellung als Leiter der Philharmonischen Konzerte. Doch man entschied sich für den Sänger und Dirigenten Julius Stockhausen. Brahms´ Traum von einem bürgerlichen Leben war zerstört, er war zutiefst enttäuscht und sagte einmal:


    »Hätte man mich zur rechten Zeit gewählt, so wäre ich ein ordentlicher bürgerlicher Mensch geworden, hätte mich verheiraten können und gelebt wie andere.«


    Nicht der bescheidene Brahms, sondern sein Freund Joseph Joachim sagt den Hamburgern unverblümt seine Meinung:

    »Wie man bei der Wahl zwischen Stockhausen und Johannes als Leiter eines Konzertinstitutes sich für den ersteren entscheiden kann, verstehe ich mit meinem beschränkten Musikverstand nicht!«


    Also zog er nach Wien, wo er Chormeister der Singakademie wurde; dort schrieb er auch das Deutsche Requiem (das allerdings in Bremen uraufgeführt wurde) und die Ungarischen Tänze. Später folgten die großen Sinfonien, Konzerte und Lieder, die den Komponisten unsterblich machten. Aus Johannes Brahms war ein berühmter Mann geworden, und Hans von Bülow in Hamburg an die Spitze der Philharmonischen Konzerte getreten; dieser drängte nun darauf, dass Brahms von seiner Heimatstadt die ihm längst gebührende Ehre zuteil wird.


    Am 14. Juni1889 wurde Johannes Brahms mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Hamburg ausgezeichnet, wobei es ein zähes Ringen war, bis der Beschluss einstimmig zustande kam.


    »Wir, der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, beurkunden hierdurch, daß wir im Einvernehmen mit der Bürgerschaft dem im In- und Auslande infolge seines hervorragenden schöpferischen Genies und edlen Wirkens hochgefeierten Tonkünstler und Componisten, Herrn Johannes Brahms, dem werten Sohne unserer Stadt, in welcher von alters her die Tonkunst mit Vorliebe gepflegt wird, und auch Er für seine künstlerische Laufbahn Anregung und erste Ausbildung empfangen hat – in voller Würdigung seines Künstlerruhms, sowie in Anerkennung seiner der Heimat vielfach bewiesenen Anhänglichkeit –, die höchste Auszeichnung unseres Gemeinwesens: Das Ehrenbürgerrecht der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen . haben. Hamburg, den 14. Juni 1889. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg. Carl Petersen, Doktor.«


    Johannes Brahms bedankt sich musikalisch - das Werk »Deutschen Fest- und Gedenksprüche für Doppelchor, op. 109« wird mit der Ehrenbürgerschaft in Verbindung gebracht.



  • Nur ein paar Schritte vom Brahms-Museum entfernt, befindet sich in der gleichen Straße, Hausnummer 31, das Telemann-Museum, das thematisch auch Bezug auf Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Adolf Hasse nimmt.




    Die Rückseite der Häuserzeile in der die Musiker-Museen untergebracht sind


    Georg Philipp Telemann


    Telemann ist mit über 3.600 Werken einer der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. Dieser große Umfang ist teils auf seine flüssige Arbeitsweise, teils auf eine mit 75 Jahren währende lange Schaffensphase zurückzuführen. Telemanns 1.400 erhaltene Kirchenkantaten stellen fast die Hälfte seines gesamten Nachlasses dar. Daneben schrieb er 16 Messen, 23 Psalmen, 46 Passionen, 6 Oratorien sowie Motetten und andere sakrale Werke und 40 Opern.
    Gleichzeitig war er auch noch ein tüchtiger Verleger, was sowohl seinen Wohlstand mehrte als auch zur Verbreitung seiner Musik beitrug.
    In seiner Hamburger Zeit überragte Telemanns Ruf jenen von Johann Sebastian Bach weit, erst im 19. Jahrhundert kehrte sich das Bild um und Telemann geriet weitgehend in Vergessenheit.


    Georg Philipp Telemann war zwar kein Hamburger, wenn man vom Geburtsort ausgeht, er war 1681 in Magdeburg geboren, aber er verbrachte immerhin etwas mehr als die Hälfte seines langen Lebens in Hamburg.
    Telemann entstammte einer gebildeten Familie; als Musiker war er weitgehend Autodidakt; Kompositionsversuche soll er schon im Alter von zehn Jahren gemacht haben, seine erste Oper entstand als er zwölf war und der Unterricht am Klavier soll nur zwei Wochen gedauert haben ...


    Die Eltern waren von den musikalischen Aktivitäten ihres Sohnes keineswegs begeistert - der Vater starb allerdings im Alter von nur 39 Jahren - die Mutter versuchte des Sohnes Eifer zu bremsen, weil Musiker in dieser Zeit kein besonderes Ansehen genossen. Man konfiszierte all seine Instrumente und schickte ihn zur Schule nach Zellerfeld im Harz. Aus der Sicht der Eltern war das keine gute Idee, denn vermutlich wusste sie nicht, dass der dortige Superintendent Caspar Calvör sich in seinen Schriften intensiv mit Musik beschäftigte und den jungen Telemann förderte. Seine nächste Station war das Gymnasium zu Hildesheim, wo der nunmehr 16-Jährige natürlich weiter drauf los komponierte und musizierte, was bedeutet, dass er autodidaktisch weitere Instrumente wie Orgel, Violine, Gambe, Traversflöte, Oboe, Schalmei, Kontrabass und Bassposaune ... spielen lernte.
    1701 beendete Telemann seine Schulausbildung und schrieb sich, auf Druck seiner Mutter, an der Universität Leipzig als Jurastudent ein - wer denkt da nicht an Schumann?
    Schon die Fahrt nach Leipzig ist bemerkenswert, denn sein Weg führte ihn über Halle, wo er den noch ganz jungen Georg Friedrich Händel besuchte.
    In Leipzig war das Jurastudium gerade ein Jahr gediehen, und schon gründete Telemann für die musikalischen Studenten ein 40-köpfiges Amateurorchester (Collegium musicum), das auch öffentliche Konzerte gab. Die juristische Karriere verschwindet im Nebel ... aber man erlebt Telemann als Leiter von Opernaufführungen.


    Als Telemann Leipzig verließ hatte er einige kleinere Engagements, bevor er dann1712 in Frankfurt am Main auftaucht, wo er ebenfalls als Tausendsassa in Sachen Musik fungierte und bis zum Jahr 1729 blieb, um dann nach Hamburg zu wechseln.
    Zu Hamburg bestanden bereits Kontakte, weil er für das damals hochmoderne Opernhaus am Gänsemarkt geschrieben hatte. Einflussreiche Hamburger Fürsprecher holten Telemann 1721 nach Hamburg. Er war zu dieser Zeit 40 Jahre alt und ein deutschlandweit geschätzter, umworbener und wohlhabender Musiker, denn sein kaufmännisches Talent war auch recht gut entwickelt.
    Georg Philipp Telemanns Leben und Wirken ist wohl eine der längsten und fruchtbarsten Verbindungen der Hansestadt mit einem Komponisten. Diese 46 Jahre währende Beziehung begann 1721 mit der Berufung Telemanns zum Kantor des Johanneums und Musikdirektor der fünf Hauptkirchen und dauerte bis zu seinem Tod im Jahr 1767.


    Dennoch hatte er sich seinen Start in der Hansestadt etwas brillanter vorgestellt, denn unverhofft musste er auf Dinge achten, die in Frankfurt für ihn kein Thema waren. So musste er sich mit Ortsansässigen Druckern herumbalgen, die auf ihre angestammten Rechte pochten. Für Telemann gab es einiges zu nörgeln, bis hin zur viel zu kleinen Dienstwohnung. So schaute er interessiert nach Leipzig, wo gerade der Thomaskantor verstorben war und eine Verdoppelung seiner Bezüge im Bereich des Möglichen war, wenn er nach Leipzig wechselte. Qualität hat ihren Preis, die Hamburger besserten nach und damit blieb Musikus Telemann der Hansestadt erhalten.
    1737 ließ er sich in Hamburg für neun Monate zu einem Aufenthalt in Paris beurlauben; seine Pariser Quartette legen Zeugnis von dieser Studienreise ab. In Paris wurden ihm höchste Ehren zuteil. Außer dem französischen Einfluss enthielten seine Werke aber auch italienische, polnische Stilelemente.



    Auch auf solche Details wird im Museum hingewiesen



    Georg Philipp Telemann stirbt mit 86 Jahren am 25. Juni 1767 in Hamburg. Dort, wo sein Grab war, steht heute das Rathaus. An Telemanns Grab erinnert lediglich eine unscheinbare Gedenktafel neben dem Eingang des Hamburger Rathauses.


  • Hinter dieser Tür soll es demnächst in der Peterstraße weitergehen. Zusätzliche Museumsräume werden den Komponisten und Musikern Fanny und Felix Mendelssohn und Gustav Mahler gewidmet.

  • Lieber hart, Du schreibst in Deinem Telemann-Bericht


    Zitat

    Schon die Fahrt nach Leipzig ist bemerkenswert, denn sein Weg führte ihn über Halle, wo er den noch ganz jungen Georg Friedrich Händel besuchte.


    Und das macht mich mal wieder stutzig, denn diese Angabe findet sich wohl in jeder Telemann- und vielleicht auch in jeder Händel-Biographie. Kann es sein, dass in auch in diesem Fall, wie so oft, ein Biograph beim anderen abschreibt? Ich habe nämlich bis heute keine Belegstelle gefunden, die mir genauestens erklären könnte, wo sich der etwa zwanzigjährige Telemann und der etwa sechzehnjährige Händel kennengelernt haben sollen. Wenn ich es richtig sehe, waren die beiden später zu Recht berühmten Komponisten um 1701 doch noch "No Names".


    ?(


    Ach so, ja, ich wollte aber wenigstens noch angefügt haben, dass ich auch diesen Artikel von Dir mit großem Interesse gelesen habe!
    So viel Zeit für dieses ehrlich Lob muss sein!


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Lieber Musikwanderer,
    wenn ich etwas in einem solchen Forum veröffentliche, dann dient das in erster Linie der Information von Musikfreunden, die, falls an einer Sache Interesse besteht, so einen Tipp verwerten wollen ...
    Nur ein Bild reinstellen und drunter schreiben: Das ist das Telemann-Museum in Hamburg, scheint mir aber etwas zu dürftig. Also schaut man in seinem Bücherregal nach, was sich zu diesem Thema findet.
    Da habe ich nun ein Buch mit dem Titel KLANGVOLLE ZEITEN / MUSIK IN HAMBURG, da steht zum Beispiel im Kapitel 5:
    »Als Telemann 1767 im Alter von 83 Jahren in Hamburg starb ...«, das ist offenbar ein Druckfehler, das merkt man, wenn man andere Quellen zu Rate zieht.
    Aber dieses Treffen 1701 ist tatsächlich sehr oft in der Literatur dargestellt, und so dachte ich mir, dass ich aus seriösen Quellen schöpfen kann, denn wo soll man sein Wissen denn hernehmen, wenn man nicht selbst dabei gewesen ist?


    In der Tat - Informationen über diese Besuche tauchen in Matthesons Veröffentlichung von Telemanns Autobiografie auf, aber den Herrn Mattheson konnte ich bei meinem letzten Besuch in Hamburg auch nicht fragen, der liegt nämlich schon seit vielen Jahren unterm »Michel« in der Gruft ...


    Also wo finden wir dieses ominöse Datum noch?



    Hier steht auf Seite 26:
    »Nun kam Telemann im Herbst 1701 nach einer mehrtägigen Reise mit einem Zwischenstopp in Halle, wo er den jungen Georg Friedrich Händel traf, in Leipzig an.«


    In der Hallische Händel-Ausgabe heißt es in der Zeittafel lapidar:
    »1701 Erstes Zusammentreffen mit Telemann«


    In dem Buch Halle an der Saale Rundgänge durch die Geschichte steht auf Seite 59:
    »Im Jahr 1701 kam es zum ersten Treffen von Georg Philipp Telemann (1681-1757) mit dem damals 16-jährigen Händel.«


    Bei SCHOTT-MUSIK heißt es:
    »Leben:
    Telemann war musikalisch weitgehend Autodidakt, ging 1701 über Halle (Saale), wo er Händel kennen lernte, zum Jurastudium nach Leipzig«


    In WIKIPEDIA steht in dem Beitrag über Georg Friedrich Händel:
    »1701 machte Georg Philipp Telemann auf seiner Reise von Magdeburg nach Leipzig in Halle Station, um den „damahls schon wichtigen Hrn. Georg Fr. Händel“ kennenzulernen.«
    Georg Philipp Telemann: Autobiographie, hrsg. von Johann Mattheson, S. 358


    In einem Programm der HANNOVERSCHE HOFKAPELLE, die ein Konzert mit Kompositionen von Telemann und Händel gab steht:
    »Im Jahre 1701 auf einer Studienreise nach Leipzig hielt Georg Philipp Telemann in Halle, um den damals sechzehnjährigen Georg Friedrich Händel zu treffen. Mit ihm begründete er eine Freundschaft, die sein ganzes Leben andauern sollte.«


    Aus der Zeitung Gazeta Wyborcza (Stadt Żary- deutsch Sorau)
    »Im 1701 auf dem Weg nach Leipzig hielt Telemann in Halle, um den damals sechzehnjährigen Georg Friedrich Händel zu treffen. Wie Telemann berichtet, war diese Begegnung der Beginn einer konstruktiven und produktiven Zusammenarbeit zwischen beiden Komponisten.«


    Diese Auflistung könnte man noch weiter führten, aber es ist etwas spät geworden ...

  • Zu den Informationen von Stimmenliebhaber und hart sage ich "Danke".
    Zum Thema: Wenn Telemann in seiner Autobiographie das ominöse Datum "1701" selbst angibt , dann muss es einfach stimmen!
    Wenn ich den sehr geschätzten Herrn Telemann dereinst (vielleicht im Limbus?) treffen sollte, werde ich ihn fragen, woher er den ebenfalls sehr geschätzten Herrn Händel kannte...


    :stumm:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die Hamburger Brahms-Denkmäler kamen erst später, das erste Denkmal für Johannes Brahms wurde 1899 im Englischen Garten zu Meiningen eingeweiht.


    Seit 1909 steht im Foyer der Laeiszhalle (Musikhalle der Stadt) ein von Max Klinger geschaffenes Marmor-Denkmal, das Brahms mit einer Muse an seine Schulter geschmiegt und mit Zuhörern zeigt.


    In der Gegend, unweit der Musikhalle, wo bis 1943 das Geburtshaus von Johannes Brahms stand, erinnert heute nur noch ein symbolischer Gedenkstein an den ungefähren Standort des Hauses.


    Der einstige Karl-Muck-Platz wurde erst in jüngerer Zeit zum Johannes-Brahms-Platz. Im April 1997, hundert Jahre nach Brahms' Tod, erfolgte die Umbenennung von »Karl-Muck-Platz« in »Johannes-Brahms-Platz.«



    2009 wurde dem Komponisten zu Ehren das Viertel an den Wallanlagen »Brahmsquartier« getauft. Auf dem Areal vor der Laeiszhalle befinden sich, in Gedenken an sein Wirken und Schaffen, zwei Denkmäler. Die Künstlerin Maria Pirwitz ehrte ihn mit einer Bronzeskulptur mit dem Titel »Hommage an Brahms « (1981), was erklärungsbedürftig ist ... Eine andere Plastik steht an der östlichen Seite der Laeiszhalle; dieser Granitwürfel ist auf den ersten Blick informativ. Es handelt sich dabei um einen Steinwürfel an dessen vier Seiten sich Portraits von Brahms zu verschiedenen Lebenszeiten befinden. Das »Brahms-Monument« (1981) wurde vom Hamburger Künstler Thomas Darboven entworfen. Weitere Informationen findet man in der Pflasterung.



    Der junge Brahms



    Der alte Brahms


    Der Bildhauer Thomas Darboven vertritt die Meinung: »Kunst gehört auf die Straße, dorthin, wo alle sie sehen können«


  • Am 7. Mai 1908, dem 75. Geburtstag von Johannes Brahms, wurde dieses Denkmal im Resselpark, nahe der Karlskirche, feierlich enthüllt. Rudolf Weyr, der sich ab 1911 Rudolf Ritter von Weyr nennen durfte, war zu dieser Zeit in Wien ein gefragter Künstler und wurde mit der Ausführung beauftragt.
    Der Sockel ist aus weißem Granit gefertigt, die Figuren aus Marmor. Meister Brahms ist lebensecht dargestellt und scheint in tiefes Nachsinnen versenkt, vielleicht ist ihm gerade etwas Geniales eingefallen ...
    Zu seinen Füßen liegt an den Stufen eine Muse, die in die Saiten einer Lyra greift. Busoni, dieser geniale und exzentrische Musiker, bezeichnete diese Figur als misslungen und beschreibt das in einem Brief an seine Frau so:
    »Unten links liegt (!!) eine Muse mit einem gewöhnlichen Cabaret-Gesicht und greift in eine Lyra, die ebenfalls auf den Stufen liegt - eine mißlungene Figur ...« - So hat eben jeder seine eigene Sichtweise



    Die Stadt Wien bezahlte die Kosten für das Denkmal, und wenn Kosten entstehen müssen die Geldgeber, in diesem Falle die Öffentlichkeit, die Bürger, davon überzeugt werden, dass das Geld für eine gute Sache ausgegeben wird.
    Der Kritiker Julius Korngold (der Vater von Erich Wolfgang Korngold) schrieb in der »Neuen Freien Presse«, dass bereits Brahms´ Zweite Symphonie »Wienerwaldluft« atmet.
    Der Musikkritiker Max Kalbeck - mit Brahms befreundet - hob in der Festschrift ausführlich hervor, dass es erst das »sonnige und entgegenkommende« Wien gewesen sei, das Brahms zur Vollendung gebracht und seine aus dem »abweisenden, düsteren Hamburg« mitgebrachten »rauen und eckigen Kanten« abgeschliffen habe.
    Aus der Rede von Max Kalbeck bei der Enthüllung:
    »Heute, elf Jahre nach Brahms Tod, am 75. Geburtstag des Meisters, wird das Denkmal enthüllt, und es steht auf demselben Platze, den er so oft, hoher Gedanken voll, beschritt, schräg gegenüber vom Musikvereinsgebäude, in dessen Konzertsälen er so manchen unverwelklichen Kranz davongetragen, nahe bei seiner ihm so behaglichen langjährigen Wohnung.«


    Im Oktober 1862 spielte Brahms im Kreise des Pianisten Julius Epstein mit Joseph Hellmesbergers Quartett. 1864-1869 unternahm Brahms Reisen nach Hamburg, Baden-Baden und Zürich, dann ließ er sich endgültig in Wien nieder. 1872-1875 leitete er die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde. 1877 erhielt Brahms das Ehrendoktorat der Universität Cambridge, 1879 jenes der Universität Breslau. Die meisten seiner Werke erlebten ihre Uraufführung ab 1869 in Wien; hier hatte Brahms auch einen ausgedehnten Freundeskreis - darunter: Max Kalbeck, Eduard Hanslick, Joseph Hellmesberger, Johann Strauß (Sohn) ...


    Johannes Brahms blieb für immer in Wien. Sein Begräbnis fand am Dienstag, den 6. April 1897 statt. Ein langer Trauerzug an dem auch Antonín Dvořák, Arthur Nikisch, Fritz Simrock ... teilnahmen, begleitete den Sarg durch die Stadt. Vor dem Haupteingang des Musikvereinsgebäudes machte der Zug halt, Abschiedsworte wurden gesprochen, und der Singverein ließ das Chorlied »Fahr wohl« über dem Platz erklingen. Dann ging es weiter zur protestantischen Kirche in der Dorotheergasse, wo eine kirchliche Trauerfeier stattfand. Der Kirchenchor sang »Jesus meine Zuversicht« und nach dem Nachruf durch den Pfarrer schloss der Wiener Männergesangverein mit dem Goethe-Schubertschen Lied »Der du von dem Himmel bist« die kirchliche Feier. Johannes Brahms wurde auf dem Zentralfriedhof im Bezirk der Ehrengräber in nächster Nähe von Beethoven und Schubert begraben. Die Anteilnahme der Wiener und Hamburger Bürger war sehr groß.
    Zu Brahms' Beerdigung am 6. April 1897 in Wien wurden zur selben Nachmittagsstunde in Hamburg die Flaggen nicht nur in der Stadt, sondern auch auf den Schiffen im Hafen auf halbmast gesetzt.


    Bei den anschließenden Toten- und Gedächtnisfeiern beherrschten die »Tragische Ouvertüre«, das »Requiem« und die »Ernsten Gesänge« die Programme.


  • Ich will hier nicht stören, sondern nur kurz einwerfen, dass diese lebendige, mit großer Sorgfalt gemachte Seite von mir aufmerksam verfolgt wird, auch wenn ich selbst dazu nichts beitragen kann.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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