Bayreuther Festspiele 2016: Parsifal

  • Wir wollen nicht übertreiben!
    Außerdem ist mir grade der ganze Einleitungstext in den Orkus gerutscht. Jetzt kann ich grade nochmal von vorn anfangen.
    Ich bitte also um ein Stündchen Geduld, dann sehen wir weiter...

  • Der Niedergang von Bayreuth ist nicht mehr aufzuhalten, weder szenisch noch sängerisch!!!


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Liebe Taminos,


    auch wenn ich hier vermutlich gegen eine Wand rennen werden - ein Freund und ich besuchten den gestrigen Parsifal in Bayreuth - und es hat uns sehr gefallen. Die Inszenierung fand ich auf weiten Strecken sehr gut (mal von der peinlichen Weltraum- und Wagner-Auflösungs-Projektion abgesehen), und es ist nie langweilig geworden. Zugegebener Maßen war es mein erster Parsifal (Opern auf DVD schaue ich mir nicht an) und habe somit keine Vergleichsmöglichkeiten. Jedoch fanden wir den ersten und zweiten Akt sehr eindrucksvoll dargestellt - ein sehr intensives Erlebnis. Von den Sängern war ich ein wenig enttäuscht. KFV hat zwar einen durchdringenden Tenor und man versteht jedes Wort, allerdings ist sein Timbre und vorallem seine monotone Vortragsweise nicht mein Fall. Zeppenfeld und Ryan McKinny (Amfortas) waren schon eindrucksvolle Stimmen. Gerd Grochowski (Klingsor) war sehr blass und vor allen unverständlich. Das Highlight war das Orchester unter Hartmut Haenchen, auch wenn ich mit dem Klang, der aus dem Orchestergraben kam, nicht viel anfangen konnte. Die Geigen klingen wunderbar daraus empor, Holz aber vor allem Blech und Schlagwerk erklingen doch ganz schön abgedumpft, oder lag das an meinem Galerieplatz?

    Die Atmosphäre auf dem Hügel ist schon besonders - einmal würde ich schon nochmal gerne einen anderen Platz ausprobieren, in der Hoffnung, dass das Orchester daraus besser erklingt. Aber insgesamt war es für mich ein beglückender Opernabend.


    LG
    Christian

  • auch wenn ich hier vermutlich gegen eine Wand rennen werden -


    Du rennst nicht gegen eine Wand, lieber Christian.
    Ich jedenfalls habe mich über Deinen Bericht gefreut.
    Es ist einfach doch ein Unterschied, ob man nur die Übertragung hört, oder aber die Aufführung live im Festspielhaus!
    Insofern war für mich Dein Urteil interessant. Es deckte sich ja auch weithin mit dem Urteil, das ich mir nach dem Anhören am Radio gebildet hatte.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • auch wenn ich mit dem Klang, der aus dem Orchestergraben kam, nicht viel anfangen konnte. Die Geigen klingen wunderbar daraus empor, Holz aber vor allem Blech und Schlagwerk erklingen doch ganz schön abgedumpft, oder lag das an meinem Galerieplatz?


    Das liegt am besonderen Bayreuther Mischklang durch den Orchesterdeckel. Und "Parsifal" ist die einzige Oper, die Wagner für diesen Raum und in Kenntnis der dortigen akustischen Gegebenheiten (durch den "Ring" 1876) komponiert hat.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"



  • Lieber Christian, nach meinen eigenen Eindrücken dringt die besondere Akustik nicht so ganz bis in die Rangplätze vor. Ich habe bei meinen Besuchen auch auf den unterschiedlichsten Ebenen gesessen. An der Galerie ist bekanntlich nachträglich herumgebaut worden, wie Du bei der Gegenüberstellung beider Fotos feststellen kannst. Eingezogen wurde eine dritte Etage. Die dämpfenden Vorhänge und Auspolsterungen sind entfernt worden. Das hatte seine Auswirkungen. Am besten nimmt man den berühmten Bayreuther Klang nach meiner eigenen Erinnerung auf dem Mittelplätzen des Zuschauerraumes war. Dennoch gibt es gerade beim PARSIFAL diesen von Dir beschriebenen Unterschied zu anderen Häusern - und auch zu Plattenaufnahmen. So soll es auch sein. Es klingt immer etwas dumpf, unbestimmt und verhangen und niemals hart und scharf. Der Klang überschlägt sich nie und bleibt gezügelt. Nimm Dir mal die Studioproduktion der Decca unter Solti vor und vergleiche sie mit dem Knapperstbusch-Mitschnitt aus Bayreuth, der offiziell bei der Philips herausgekommen ist und von allen seinen Aufnahmen technisch am besten klingt.



    Bei Solti dröhnt es gigantisch, bei Knappertbusch vollzieht sich das Mysterium wie in der Stille, was auch an den ganz besonderen akustischen Bedingungen liegt. Das sind in aller Kürze einige persönliche Anmerkungen.


    Du solltest Dir einen zweiten Besuche gönnen und dann auf einem Mittelplatz sitzen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lesenswert!


    http://www.katholisch.de/aktue…k.com&utm_campaign=buffer


    "Die Religion hat ausgedient in diesem "Parsifal". Ein Sargdeckel geht auf, die Gralsritter, eine bunte Runde von Juden, Christen und Muslimen, werfen ihre Gebetsutensilien hinein und lösen sich im nebligen Nirwana des Bühnenhintergrunds auf.


    Der Glaube, woran auch immer, ist abwischbar wie ein Fettfleck. Und Gott, der die ganze Zeit puppenhaft-reglos hoch oben in der Kirchenkuppel saß, ist nun zur Seite gekippt und tot. Gestorben zu Bayreuth, anno 2016.


    Die Neuinszenierung von Richard Wagners letztem Werk hat erregte Kontroversen hervorgerufen. Kirchenvertreter äußerten sich mit gemischten Gefühlen. Die Lesart von Regisseur Uwe Eric Laufenberg sei "für einen Christen anstößig", sagte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick. Auch die evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner äußerte deutliche Kritik an der Darstellung. Sie wirke so, als sei die Kunst die höhere Form der Religion. "Das würde ich bestreiten." Quelle: katholisch.de

  • Bevor die Festspiele in Bayreuth am 28.August mit dem nämlichen Parsifal zuende gehen, hier nochmal "frischer Wind" zum Thema:


    Den "Stein des Anstoßes" liefert der Regiesseur persönlich: Antwort an die Schnellvernichter und der einmal mehr etwas oberflächlich recherchierende Brug meint dazu: Bayreuth: Laufenberg geht auf seine „Parsifal“-Kritiker los

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Jö, herzig! Der Herr Laufenberg fühlt sich mal wieder vorschnell abgekanzelt. Kennt man ja mittlerweile zu Genüge aus seiner Kölner und Wiesbadener Amtszeit. Das sich zusammenrottende Publikum ist ja so böse zu den Regisseuren, die selbstherrlich bestimmen, was gutes und modernes Theater ist. Und dann dieses fiese Medium Internet, das jetzt die Möglichkeit bietet, auch noch lange nach der Premiere zu buhen. Schlimme Zeiten für Regietheatervertreter!


    Dummerweise bedaure ich mich mehr angesichts der Fülle an verdrehten Stücken. Allein dieser grässliche Faust in Salzburg. Brech! Und wenn ich noch an diesen unmotivierten Hänsel in Wiesbaden denke, der angeblich "zeitgemäßer" ist als die alte Inszenierung und dabei nur Rumgehampele vor teurer und schlecht ausgeleuchteter Kulisse bietet. Zeitgemäß wegen des Kühlschranks und der in Waldschrate verwandelten Engel, Herr Laufenberg? Bitte erklären Sie uns doch mal, wo und wann SIE aus dem "Regietheater-System" ausbrechen oder ausgebrochen sind? Nur, weil Sie mal beim Herzog Blaubart in Köln ein historisches Kostümchen genehmigt haben? Oder weil sie in Köln einen alten Ponnelle wiederbelebt haben? In Wiesbaden sieht jedenfalls alles gleich aus. Von Vielfalt der Inszenierungsstile bemerke ich leider nichts!

  • Angesichts der ebenso klugen wie nichtssagenden Versuche Laufenbergs, seine peinliche Paraifal-Produktion nach den vernichtenden Kritiken nachträglich unangreifbar zu machen, indem er sowohl auf seine Kritiker als auch auf seine Vorgänger in Sachen Parsifal-Vergewaltigung eindrischt, möchte ich gern eine Empfehlung loswerden, wie wir unsere Nerven schonen können im Umgang mit derartigen Verlautbarungen.


    Bei mir hat es sich seit langem bewährt, die Äußerungen von Regisseuren in Programmheften geflissentlich zu übergehen, um mir unvoreingenommen ein eigenes Bild machen zu können. Ihre Aufgabe ist es, durch ihre Arbeit das Werk verständlich zu erzählen - nicht für ihr Konzept Reklame zu machen.


    Das gilt erst recht für wütende Beschimpfungen von Kritikern. Der Künstler hat gefälligst die Reaktionen der Presse (und des Publikums!) zur Kenntnis zu nehmen, auch wenn sie ihm nicht gefallen. Nehmen wir solche Rundumschläge lächelnd zur Kenntnis - und gehen wir zur Tagesordnung über. Mehr hat solches Verhalten nicht verdient.


    Das jedenfalls empfiehlt, mit herzlichen Grüßen, Sixtus

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