Richard Wagner: "Der Fliegende Holländer", Münchener Opernfestspiele, 19. Juli 2016

  • Bericht zum „Fliegenden Holländer“ bei den Münchener Opernfestspielen 2016 am 19. 7. 2016 in der Bayerischen Staatsoper.


    Ich bin soeben auf dem Rückweg (seit 6 Stunden unterwegs) und habe im Zug ab Frankfurt einen Tisch mit Elektroanschluss. Da kam ich auf die Idee, ich könnte wohl meinen Bericht schreiben.


    Besetzung:


    Daland: Matti Salminen
    Senta: Catherine Naglestad
    Erik: Wookyung Kim
    Mary: Okka von der Damerau
    Der Steuermann: Dean Power
    Der Holländer: Johann Reuter
    Bayerisches Staatsorchester
    Chor und Extrachor der Bayerischen Staatsoper
    Statisterie der Bayerischen Staatsoper
    Dirigent: Asher Fisch
    Regisseur: Peter Konwitschny
    Bühne und Kostüme: Johannes Leiacker
    Dramaturgie: Werner Hintze
    Chöre: Sven Eckhoff,


    Zunächst darf ich vorausschicken, dass ich von der Aufführung ganz überwältigt war, auch wenn ich fand, dass mein Outfit im Vergleich zur absoluten Mehrzahl der festlich gewandeten Damen und Herren der Münchener Haute Volée vielleicht nicht ganz angemessen war, aber, was soll's?


    Die warnenden Stimmen im Vorfeld, als ich meine Reisepläne in Kombination mit dem Namen des Regisseurs bekannt gab, die mich auf den zweiten Akt im Fitness-Studio hinwiesen, haben mich umsonst gewarnt, denn die Szene war m. E. Nicht „verunstaltend“, sondern sie stellte, wie in einem im Wortlaut im aufwändigen 130 Seiten umfassenden Programmbuch abgedruckten Gespräch zwischen dem Regisseur, dem Bühnen-und Kostümbildner und dem Dramaturg mit Hella Bartnig zur Sprache kam, einen Bezug zur Gegenwart dar, nicht nur den vordergründigen Vergleich zweier jungen Frauengruppen bei einer gemeinsamen Tätigkeit, sondern sondern gerade am Beispiel dieser wetteifernden Fitnessgruppe auf ihren Hometrainern den Wertewandel zu demonstrieren. Das schien mir als Aspekt sehr sinnvoll, zumal während Sentas Balladenerzählung inhaltlich der Bogen zurück in die Originalzeit geschlagen wurde.
    Ein humorvolles Schmankerl war m. E. Auch die Szene, als die Mary (Okka von der Damerau) zu Beginn der Ballade die Worte sang: „ich spinne weiter fort“, sich auf einen Hometrainer schwang und mächtig in die Pedalen trat. Man muss dazu wissen, dass sie ungefähr das Doppelte auf die Waage brachte wie die ihr anvertrauten „spinning“-Mädels.
    Auch Erik hatte sich dem Habitus der Spinnerinnen insofern angeglichen, als er sich im Hintergrund hinter einem Pfeiler versteckte und misstrauisch den Fortgang der Ballade beobachtete. Er war in einen weißen Bademantel gekleidet und trug dazu Badeschlappen.
    Am Ende der Szene, als Daland und der Holländer das Fitness-Studio betraten, war es interessant zu sehen, wie natürlich sich die beiden dort bewegten, und zusätzliche humoristische Aspekte traten dadurch zu Tage, dass Daland etliche Hometrainer mit großen Perlenkette behing und selbst sich auf einen Hometrainer setzte und kurz in die Pedalen trat. Puristen mögen darob verständnislos den Kopf schütteln. Ich fand es durchaus originell.
    Nach der Spinn-Szene ging es dann aber in der historischen Szenerie weiter, ebenso wie im ersten Akt.
    Ich fand es sehr pfiffig, dass im Bühnenbild des ersten Aktes statt der Schiffe (wie in Duisburg) nur die Gangways an der jeweiligen Bühnenseite platziert wurden, wodurch in der Bühnenmitte viel mehr Platz für die Aktion des inhaltlichen Geschehens vorhanden war. Selbstverständlich waren die Gangways so beschaffen, dass der Altersunterschied zwischen beiden Schiffen auch an ihnen sofort deutlich wurde, ebenso, wie in der Kleidung der beiden Schiffsbesatzungen.
    Außerdem fand ich es sehr gut, dass die Besatzung des Holländers durchgehend mit in das Geschehen integriert war.
    Langer Rede kurzer Sinn:
    Selbst Puristen müssten mit der Gestaltung des ersten und dritten Aktes, letzterer mit einem frappierenden Ende, durchaus zufrieden sein. Ergänzend zu meinen Ausführungen möchte ich diese Stelle verlinken für diejenigen, die mehr über Konwitschnys Ansatz wissen möchten:
    https://www.staatsoper.de/stue…45558854946d45b279#about.


    Zu den Ausführenden:


    Matti Salminen:

    strahlte in der Tat die Bühnenpräsenz aus, die ich erwartet hatte, auch wenn die Stimme nicht mehr die souveräne Durchschlagskraft früherer Jahre hatte, die Wirkung jedoch noch wie eh und je vorhanden war, ganz abgesehen von seinen darstellerischen Fähigkeiten.


    Catherine Naglestad, eine Amerikanerin mit skandinavischen Wurzeln:

    hat mich vollends überzeugt, eine große Stimme mit lyrischem Potential, die sich vor dem Orchester nicht zu verstecken brauchte. Auch darstellerisch überzeugte sie m. E. durchaus.


    Wookjung Kim, ein Südkoreaner:



    der den Erik sang, überzeugte durch eine lyrische Stimme, die dennoch genügend Kraft besaß. Im darstellerischen Bereich hat er sicherlich noch etwas Entwicklungsbedarf, aber die Art, wie er den Erik anlegte, nämlich als einen jungen Mann, der eigentlich von Anfang an keine Chance hatte, überzeugte offenbar das Publikum, so dass er mit Frau Naglestad und Matti Salminen den meisten Beifall einheimste.


    Okka von Damerau:



    die Mary, war, wie ich schon weiter oben ausführte, schon rein von ihrer äußeren Erscheinung, das Gegenteil der ihr anvertrauten „Spinnerinnen“ und füllte ihre Rolle mit viel Humor. Auch das kam gut beim Publikum an, das schon zu Beginn des Aktes die Szenerie leicht amüsiert begleitete.


    Dean Power:



    ein irischer Tenor, der seit vier Jahren Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper ist, offenbarte eine leichtgängige lyrische Stimme und hatte doch Einiges unter der Knute Dalands und seiner Matrosenkollegen zu leiden. Vor allem in der Auftaktszene des dritten Aktes wurde er regelrecht zum „Spielball“ seiner Kollegen. Da war nun mal sein Name nicht Programm.


    Johan Reuter:



    dänischer Bassbariton, schien mir zu Beginn im ersten Akt, auf dieser großen Bühne in diesem großen Haus noch Schwierigkeiten zu haben, sich gegen das Orchester zu behaupten. Das wurde im Laufe des Abends, als er sich sozusagen „eingesungen“ hatte, besser. Er kam aber m. E. nicht an die Qualitäten eines Matti Salminen und einer Catherine Nagelstad heran.


    Blieben noch Chor und Orchester, die man nur als superb bezeichnen kann, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Chefdirigent Kirill Petrenko das Orchester besser geführt hätte, als es der m. E. vorzügliche Israeli Asher Fish:



    tat, der nicht nur das Orchester antrieb, sondern auch in den ruhigen Sequenzen, schon in der Ouvertüre, die lyrischen Elemente prachtvoll entfaltete und die Solobläser zu ihrem Recht kommen ließ.


    Alles in Allem war das für mich ein sehr erfüllender Opernabend. Doch die Ereignisse des heutigen Abends in München lassen mich auch traurig zurück, dass der Eine oder Andere, der heute zu leiden hatte oder tot ist, mir vielleicht am Montag- oder Dienstagabend unbekannterweise begegnet ist. Ähnliche Gedanken beschlichen mich schon am Dienstag, als ich von dem Terrorakt in Würzburg über mein Smartphone erfuhr, nachdem ich nur wenige Stunden zuvor auf dem Wege nach München durch Würzburg gekommen war.
    In der Hoffnung auf bessere Zeiten


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S.: In der Tat stammt der Beginn meines Berichtes vom Mittwochmittag.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vielen Dank für deinen Bericht. Ich finde übrigens , das Frau von der Damerau ganz gut aussieht, grade weil sie nicht so schlank ist. Deine Meinung zu Johan Reuter kann ich teilen, da ich ihn in Düsseldorf als Holländer gesehen habe.

  • und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Chefdirigent Kirill Petrenko das Orchester besser geführt hätte, als es der m. E. vorzügliche Israeli Asher Fish

    Ich kann mir das schon vorstellen! :D


    Das von mir erlebte Münchner "Salome"-Dirigat Fischs im März 2014 war wirklich grottig.


    Alles in Allem war das für mich ein sehr erfüllender Opernabend. Doch die Ereignisse des heutigen Abends in München lassen mich auch traurig zurück, dass der Eine oder Andere, der heute zu leiden hatte oder tot ist, mir vielleicht am Montag- oder Dienstagabend unbekannterweise begegnet ist. Ähnliche Gedanken beschlichen mich schon am Dienstag, als ich von dem Terrorakt in Würzburg über mein Smartphone erfuhr, nachdem ich nur wenige Stunden zuvor auf dem Wege nach München durch Würzburg gekommen war.

    Ja, du kannst wirklich froh sein, da nicht reingeraten zu sein - und wir sind es mit dir! :yes: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Stimmenliebhaber: Das von mir erlebte Münchner "Salome"-Dirigat Fischs im März 2014 war wirklich grottig.


    Das kann wohl sein, lieber Stimmenliebhaber. Ich kenne Fischs Salome-Dirigat nicht, sondern habe nur sein Holländer-Dirigat genossen, womit ich aber allem Anschein nach im ausverkauften Haus nicht alleine war, denn auch Asher Fish bekam großen Beifall.
    Was die tragischen Ereignisse in München betrifft, so denke ich, dass die zweite Aufführung mit Matti Salminen am Abend wohl ausgefallen sein dürfte.


    Zitat

    rodolfo39: Vielen Dank für deinen Bericht. Ich finde übrigens , das Frau von der Damerau ganz gut aussieht, grade weil sie nicht so schlank ist.


    Natürlich sieht sie gut aus, lieber rodolfo. Vielleicht wurde sie ja auch gerade für diese Rolle besetzt, weil die mögliche Idee des Regisseurs es war, hier schon rein optisch zwischen Mary und den Spinnerinnen einen Gegensatz herzustellen, aus dem humorvolle Aspekte entstehen könnten.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das kann wohl sein, lieber Stimmenliebhaber. Ich kenne Fischs Salome-Dirigat nicht, sondern habe nur sein Holländer-Dirigat genossen, womit ich aber allem Anschein nach im ausverkauften Haus nicht alleine war, denn auch Asher Fish bekam großen Beifall.

    Das kann ja alles sein, ist aber kein Beweis dafür, dass der Abend unter Petrenko nicht noch besser gewesen wäre. Ich habe sowohl Petrenko als auch Fisch etwa je 20 Mal als Operndirigent live erlebt (beide ganz überwiegend in Berlin), und das ist schon ein Klassenunterschied! Es könnte vielleicht sein, dass man gespielt hat, die Leute nach Ende der Vorstellung aber nicht nach Hause gelassen hat.


    Was die tragischen Ereignisse in München betrifft, so denke ich, dass die zweite Aufführung mit Matti Salminen am Abend wohl ausgefallen sein dürfte.

    Da wäre ich mir nicht so sicher. Als die Meldungen kamen, waren viele Besucher doch schon im Opernhaus - warum hätte man sie in dieser Situation wieder hinausschicken sollen. Ich habe jedenfalls bislang keine Meldung über die Absage dieser Vorstellung gefunden.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    ich habe in den letzten Stunden am Fernseher gesessen, und da wurde von den entsprechenden Stellen gesagt, dass die Leute da, wo sie sich an entsprechenden Stellen in öffentlichen Gebäduen aufhielten, in den Gebäuden bleiben sollten, und ich habe das ja am Dienstagabend miterlebt, was da in der Bayerischen Staatsoper für ein Auflauf iwar aber kannst du dir vorstellen, dass dann um 19.30 Uhr die Vorstellung begonnen hätte, so, als ob nichts geschehen wäre? Ich als Sänger oder Dirigent würde mich schlichtweg weigern, in dieser Situation aufzutreten. Außerdem mussten ja die vielen Opernbesucher, die unterwegs oder schon in der Oper waren, auch noch fü ihren Heimweg sorgen. Und wie willst du das machen, wenn der ganze Nahverkehr ausfällt. Das ist in Münchn ebenso unmöglich wie in Berlin.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    Danke für Deinen schönen Bericht! :) Ich habe ja auch noch die Konwitschny-Inszenierung der "Götterdämmerung" auf CD zu studieren. Ich hoffe, während des Sommers findet sich dafür ein Zeitfenster!


    Was da gestern passiert ist, schrecklich! Aber da bleiben wir letztlich machtlos.


    Einen musikalischen Sonntag wünscht
    Holger

  • Wie ich schon vermutet hatte, fand die Vorstellung vom "Fliegenden Holländer" gestern Abend (wenn ich mit heute noch den Samstag meine) tatsächglich statt und fiel nicht aus. Die Außentüren des nationaltheaters blieben während der Vorstellung verschlossen, auf den "Knalleffekt" am Ende der Inszenierung wurde verzichtet, anschließend bot man den Besuchern Hotelübernachtungen an - so hat es eine Besucherin dieser Vorstellung an einem anderen Internetort geschildert.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das wundert mich allerdings. Ich hätte aus Gründen der Pietät als Intendant die Vorstellung abgesagt. Man kann doch nicht einfach durch Abschließen der Türen so tun, als ginge einen das schreckliche Geschehen nichts an. Außerdem fand doch der Amoklauf schon um 18.00 Uhr herum statt, da kann doch nur erst ein Bruchteil des Publikums anwesend gewesen sein, und kurz darauf ist doch, wenn ich alles richtig mitbekommen habe, der Nahverkehr eingestellt worden. Hat denn die Vorstellung vor nur teilweise gefülltem Auditorium stattgefunden, oder sind die Besucher, koste es, was es wolle, auf anderen Wegen in die Staatsoper gelangt?
    Also, das, was du jetzt gesagt hast, lieber Stimmenliebhaber, hat mich doch gewaltig erschüttert, die Vorstellung, die ja bis kurz vor 22.00 Uhr dauerte (ob mit oder ohne Knalleffekt), einfach durchzuziehen, halte ich für petätlos. Das muss ich erst mal sacken lassen, aber schönen Dank trotzdem, dass du das hier gepostet hast.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich wäre zu Hause geblieben, wenn ich mir eine Karte für die Vorstellung gekauft hätte. Ich weiß ja nicht, wieviel Einnahmen der Bayerischen Staatsoper verloren gegangen wären, hätte man die Vorstellung abgesagt . Da war wohl das Finanzielle wichtiger, als die Vorstellung ausfallen zu lasen.

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  • Ich hätte aus Gründen der Pietät als Intendant die Vorstellung abgesagt.

    Lieber Willi, ich glaube, die Verantwortlichen vor Ort konnten die Situation besser einschätzen als du. Da ging es nicht um "Pietät", sondern darum, was das beste für die Menschen ist, und damit meine ich nicht die Vorstellung selbst, sondern die Frage, ob man Panik weiter anheizt - wie das leider so häufig (auch medial) geschehen ist - oder eben nicht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Man kann doch nicht einfach durch Abschließen der Türen so tun, als ginge einen das schreckliche Geschehen nichts an.


    Wir tun es aber, lieber Willi,
    weil wir "schreckliche Geschehen" nur als örtliches Konzentrat wahrnehmen. In Deutschland sterben täglich genaus so viele Menschen im Straßenverkehr wie beim Münchner Amoklauf.
    Das sehen die Meisten, vermutlich aus Mangel an Phantasie, ziemlich gelassen an.


  • Wir tun es aber, lieber Willi,
    weil wir "schreckliche Geschehen" nur als örtliches Konzentrat wahrnehmen. In Deutschland sterben täglich genaus so viele Menschen im Straßenverkehr wie beim Münchner Amoklauf.
    Das sehen die Meisten, vermutlich aus Mangel an Phantasie, ziemlich gelassen an.

    Zur Zeit, als Willi das gepostet hat, lieber Hami, ging man noch davon aus, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Und den Vergleich mit den Verkehrstoten halte ich hier für unangebracht. Autofahren ist gefährlich. Das ist ein Risiko, dass wir bewußt eingehen und als unvermeidliches betrachten. Was natürlich nicht heißt, dass jeder Verkehrstote keine Tragödie ist und nicht einer zuviel. Dass aber Kinder und Jugendliche gezielt in einem Supermarkt erschossen werden, ist nicht etwas, was wir als unvermeidliches "Einkaufsrisiko" hinzunehmen bereit sind analog dem Autofahren. Jedenfalls ich nicht.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Dass aber Kinder und Jugendliche gezielt in einem Supermarkt erschossen werden, ist nicht etwas, was wir als unvermeidliches "Einkaufsrisiko" hinzunehmen bereit sind analog dem Autofahren.


    Von "Unvermeidlich" hat zwar niemand gesprochen, aber es sei denn:


    Dass täglich gezielt Unschuldige ermordet werden, weil kriminelle Subjekte auf den Autobahnen keinen Abstand halten (eine häufige Unfallursache), ist nicht unvermeidlich und dass wir Leute in den Bundestag wählen, die diesem Wahnsinn tatenlos zusehen, ist ebenfalls nicht unvermeidlich. Und dass wir nicht dagegen protestieren, dass Journalisten von Unfällen sprechen, wo es sich um schwere Verbrechen handelt, bedeutet schlicht und einfach, dass ich nicht daneben liege. Es ist auch nicht von Bedeutung, ob man das Risiko im Straßenverkehr bewusst eingeht, die Frage ist doch eher, ob man es freiwillig tut.


    Im Übrigen habe ich von der Wahrnehmung des räumlichen Konzentrats gesprochen. Für mich sind eben 1 Verkehrstoter an 100 verschiedenen Orten kein geringeres Übel als 100 Tote an ein und demselben Ort. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Terrorismus oder Naturkatastrophen.


    Was ist daran nicht zu verstehen?

  • Was ist daran nicht zu verstehen?

    Ich glaube, Deine nivellierenden Gleichsetzungen versteht hier wohl die Mehrheit ganz und gar nicht und auch nicht Dein ziemlich absurdes Verständnis von "kriminell" und "Mord".


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich glaube, Deine nivellierenden Gleichsetzungen versteht hier wohl die Mehrheit ganz und gar nicht und auch nicht Dein ziemlich absurdes Verständnis von "kriminell" und "Mord".


    Wenn jeder mein absurdes Verständnis hätte, gäbe es weit weniger unschuldige Opfer auf unseren Straßen.


    "Nivellierende Gleichsetzung"! Dass du auch jeden Blödsinn, den du selbst nicht verstehst, immer hinter geschwollenen und völlig unangebrachten Ausdrücken verstecken musst. Es scheint mir auch, dass du deine eigene Verkehrsmoral zu verteidigen versuchst.

  • So, ich glaube, jetzt ist es gut, ihr Beiden. In diesem Thread sollte es um den Fliegenden Holländer gehen, und es sollte nicht ausarten in eine Diskussion, wie sie nun begonnen hat. Ich fahre zwar auch gelegentlich mit dem Auto, aber meine Hauptfahrten, vor allem zu den zahlreichen Konzerten, mache ich auch mit der Bahn, wie du lieber Holger und ich glaube auch, wie du lieber Hans Mikkel. Lasst es uns dabei bewenden lassen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • In diesem Tread sollte es um den Fliegenden Holländer gehen, und es sollte nicht ausarten in eine Diskussion, wie sie nun begonnen hat.


    Ich fürchte, lieber Willi, eine Diskussion über diesen Holländer würde noch mehr ausarten, darum lasse ich sie lieber.


    Man höre sich nur die folgende Ungereimtheiten an (aus deinem Konwitschny-Hinweis):


    "Wie im Parsifal gibt es keine Lösungen mehr, nur noch Erlösungen. Das Tragische an der Geschichte ist nun: Der Holländer könnte zwar diese Erlösung finden – aber er hat das Vertrauen verloren, dass diese Frau ihn bedingungslos liebt."


    Dagegen wäre nichts einzuwenden.
    Aber nun:


    "Das liegt an der Unfähigkeit, sich total auf eine Beziehung einzulassen. Das ist wieder ganz aktuell, das kommt dauernd vor, dass man sich immer noch eine Hintertür offenhält. Die Männer haben eine riesige Furcht vor so einer Frau, die zupackt, die unbedingt ist. Daran scheitert das nämlich – nicht an der Untreue der Frau." ??? ?(


    Jetzt ist es plötzlich "die Unfähigkeit, sich total auf eine Beziehung einzulassen".
    Woher kommt denn diese originelle Erkenntnis? Das wäre ja ganz etwas anderes, als das durch lange Erfahrung gereifte Misstrauen in die weibliche Treue.
    Was wäre übrigens das Motiv des Holländers, sich eine Hintertür offenhalten zu wollen?
    Anscheinend fährt er so gerne zur See (sagt der Tiefenpsychologe?), dass er nach Sentas Gespräch mit Erik ein betrügerisches Misstrauen vortäuscht, om der fatalen Bindung zu einer Frau zu entkommen.
    Und das alles nach seinem verzweifeltem Notruf an Daland? Wo bleibt da die Logik?
    "Es kommt dauernd vor", meint der Regissseur. Na und? Auch wieder so eine Begründung, die weder Hand noch Fuß hat.


    Übrigens scheitert hier überhaupt nichts im Wagnerischen Sinne. Die ewige Verdammnis ist schließlich glücklich umschifft.

  • Wenn man über das Stück bzw. über die Sichtweise des Regisseurs diskutiert, lieber hami, ist das durchaus in Ordnung, darum habe ich ja schließlich diese Stelle verlinkt. Dabei kann ich als Nicht-Opernexperte doch noch jede Menge lernen, aber ich halte es für wenig zielführend hier zu erörtern, ob Verkehrsrüpel potentielle Mödrder sind oder nicht. Dazu ist dieses Forum nicht der richtige Ort.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Dass du auch jeden Blödsinn, den du selbst nicht verstehst, immer hinter geschwollenen und völlig unangebrachten Ausdrücken verstecken musst.

    Starke Worte! Und wie ist es damit:


    Dass täglich gezielt Unschuldige ermordet werden, weil kriminelle Subjekte auf den Autobahnen keinen Abstand halten

    Das ist schlicht eine unzulässige Kriminalisierung. Wenn das so stimmen würde, machte der Unterschied von fahrlässiger Tötung und Mord (und noch weitere Differenzierungen) in unserer Rechtsprechung keinerlei Sinn.


    und ich glaube auch, wie du lieber Hans Mikkel.

    Wirklich? (S.o.!)


    Lasst es uns dabei bewenden lassen.

    Ein weiser Rat! Ich bin hier raus aus dem Thread! Wenn offensichtlich der "Sinn" der "Diskussion" nur noch die unanständige Beschimpfung meiner Person ist, verabschiede ich mich sofort, jetzt und in Zukunft. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger