Krystian Zimerman : Primus inter Pares?

  • Dem kann ich mich nur anschließen, wobei für mich auch Fleischer/Szell nicht an Zimerman/Rattle heranreichen.
    Beim zweiten Klavierkonzert dürfte es aber sehr schwer bis unmöglich (?) werden, eine neue Referenzaufnahme zu bieten. Denn die Aufnahme von Richter/Leinsdorf stellt für mich eigentlich so etwas wie eine ultimative Version dar.

  • Eben, ich glaube eine neue Einspielung des 2. KKs ist seit Richter unnötig geworden... dieser ist nur noch in Klangqualität zu toppen.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Original von rappy
    Eben, ich glaube eine neue Einspielung des 2. KKs ist seit Richter unnötig geworden... dieser ist nur noch in Klangqualität zu toppen.


    Das sehe ich vollkommen anders. Es gibt immer mehrere Sichtweisen eines Werkes. Die Richteraufnahme ist sicher großartig, aber ich würde nie auf die Idee kommen, weitere Einspielungen als unnötig einzustufen. Selbst, wenn es kein besser mehr gäbe, existiert immer noch ein anders. Selbst Einspielungen, die insgesamt nicht so befriedigend sein mögen, wie die von Richter, können unabhängig davon Ihren Reiz haben, weil sie in bestimmten Punkten anders sind und deshalb hörbar. Auch gibt es viele junge Interpreten, die bei weitem nicht den Genius von Richter besitzen mögen, dennoch würde ich gerne Ihre Version hören.
    Über den Begriff "Referenz" gibt es ja bezeichnenderweise bereits einen eigenen Thread. Ich denke, es gibt immer mehrere gültige.


    Gruß
    Sascha

  • Vom zweiten Klavierkonzert besitze ich die Aufnahmen von Buchbinder, Pollini und Gilels. Pollini gefällt mir gar nicht, das mag aber auch am Klang des Klaviers liegen, der mir zur verschwommen, wenig transparent ist. Buchbinder hat wenig Eindruck hinterlassen, ich werde ihn mir aber im Zuge eines Harnoncourt-Brahms-Schwerpunkts mal genauer zur Brust nehmen. Gilels höre ich mit Abstand am liebsten, da die Aufnahme dieselben Vorzüge bietet wie die Aufnahme seines ersten Klavierkonzertes. Bei dieser Aufnahme erkannt ich zum ersten Mal die Großartigkeit dieses Konzertes, das ich zuvor immer eher als schwächer, konfuser als das Erste empfunden habe.


    Aber das ist ja schon heillos OFFTOPIC.


    Zurück zu Zimerman. Ich überlege mir die Rachmaninow-Konzerte zu besorgen, weil sei a) billig sind und b) mich Zimerman bei Brahms sehr beeindruckt hat.
    Ist die Aufnahme als Einstieg in Rachmaninow geeignet?


    Bei den Schubert-Impromptus war ich fast versucht zuzugreifen, hab mich dann aber doch für Brendel entschieden, weil mir Zimerman da irgendwie zu kalt war.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Zitat

    Original von georgius1988


    Zurück zu Zimerman. Ich überlege mir die Rachmaninow-Konzerte zu besorgen, weil sei a) billig sind und b) mich Zimerman bei Brahms sehr beeindruckt hat.
    Ist die Aufnahme als Einstieg in Rachmaninow geeignet?


    Hallo georgius1988,


    auf jeden Fall ist sie geeignet. Eine hervorragende Interpretation, wobei mir persönlich Zimermans Interpretation des ersten Konzertes sogar noch besser gefällt, als die des zweiten. Diese ist aber auch sehr gut.


    Überragend ist Zimerman für mich auch vor allem in der Einspielung der Lisztschen h-moll-Sonate, den Chopin-Konzerten und auch den Debussypreludes. Erwirbt man diese Einspielungen, hat man moderne Deutungen auf sehr hohem Niveau, die neben allen anderen (darunter viele ebenfalls hörens- und besitzenswerte Einspielungen) bestehen können.


    Unverständlich für mich: Die großartigste Interpretation, die ich je von Zimerman hörte, war die zweite Klaviersonate von Chopin im Konzert live. Warum er die nie eingespielt hat, ist mir ein Rätsel. Es wäre eine ungemeine Bereicherung des Repertoires.


    :hello:
    Sascha

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von georgius1988


    Zurück zu Zimerman. Ich überlege mir die Rachmaninow-Konzerte zu besorgen, weil sei a) billig sind und b) mich Zimerman bei Brahms sehr beeindruckt hat.
    Ist die Aufnahme als Einstieg in Rachmaninow geeignet?


    Ja, absolut. Obwohl die Konkurrenz bei Rachmaninov ja ziemlich groß ist. Aber die Aufnahme ist alleine schon wegen der Kopplung mit dem 1. Klavierkonzert lohnenswert. Aufnahmen von Nr. 2 und 3 gibt es ja wie Sand am Meer- und dabei kommt das erste Klavierkonzert des Komponisten immer ein wenig schlecht weg, ebenso wie das Vierte. Ebenso zu unrecht wie ich finde, aber das gehört in einen anderen Thread.



    Das Zimerman die Sonate Nr. 2 von Chopin noch nicht aufgenommen hat finde ich auch ausgesprochen schade. Aber das ist eben ein Wesenszug des Pianisten. Er macht vergleichsweise wenige Aufnahmen und ist ein ausgesprochener Perfektionist. Was aber neben den Chopin-Konzerten unbedingt hörenswert ist, ist seine Aufnahme der vier Balladen.



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Christian B.
    ...
    Irgendwo habe ich mal gelesen (evtl in einem Fono-Forum-Interview), dass Zimerman längst die letzten drei Schubert-Sonaten aufgenommen hat, aber seit Jahren nicht dazu kommt, sie wie gewünscht zu editieren und zusammenzuschneiden...


    Zimerman hat, soweit ich weiß, alle drei Sonaten auch in Konzerten gespielt, allerdings nicht an einem Abend. Die mittlere der drei, A-Dur D 959, durfte ich zwei Mal mit Zimerman live erleben, Mitte der 1990er Jahre. Beides waren die absolut perfekten Aufführungen. Ungefähr so gut wie ABMs Konzerte. Die A-Dur-Sonate wurde in der ganzen Bandbreite ihrer Stimmungen dargestellt und war gleichzeitig in der Formdisposition, klanglich und pianistisch perfekt. Allein Grigori Sokolov spielt das ähnlich gut. Bei der A-Dur-Sonate und überhaupt bei Schuberts Schlusstrilogie gibt es meiner Meinung nach nur wenige große Aufnahmen. Brendel ist zu nennen, Pollini auch, aber das war es beinahe schon. Richters Einspielung der c-moll und B-Dur-Sonaten sind mit dem Problem der unzureichenden Aufnahmetechnik verbunden, so wie einiges bei Richter. Also, wie gesagt, es gibt nur wenige große Aufnahmen der letzten drei Schubert-Sonaten. Insofern ist es um so mehr zu bedauern, dass Zimerman keine Aufnahme hiervon veröffentlicht. Aber wir werden damit leben müssen, dass er in dieser Hinsicht frei entscheidet.

  • Sagitt meint:


    Angesichts der Überfülle von Aufnahmen ist es doch grossartig, wenn einer nur das freigibt, was wirklich sein Bestes darstellt. Wir brauchen doch nicht die 25ten Einspielung der Sonate op. 35 von Chopin oder irgendeines der grossen Klavierkonzerte.
    Ich kenne nur einen kleinen Ausschnitt der Aufnahmen von Zimerman, aber eigentlich ist allen eigen, dass sie nicht veralten. Konzerte 3- bis 5 von Beethoven sind nach wie vor in der Spitzengruppe ,ebenso das zweite von Brahms. Das ist die positive Seite solcher Zurückhaltung. Das,was veröffentlicht wurde, ist gültig, manchmal über lange Zeiträume Referenz, wie die beiden Konzerte von Chopin.

  • Krystian Zimerman gibt in naher Zukunft anscheinend wieder einige Solokonzerte. Es soll am 20. Juni in Duisburg im Rahmen des Klavierfestival Ruhr spielen, am 26. April in Wiesbaden und am 27. April in Mannheim. Für Duisburg schient es auch bereits jetzt schon ein mögliches Programm zu geben:


    Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826


    Ludwig van Beethoven: Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111


    Johannes Brahms: Vier Klavierstücke op. 119


    Karol Szymanowski: Variationen über ein polnisches Volksthema h-Moll op. 10

  • In einem Interview sagte Krystian Zimerman über seinen Schüler Roland Krüger:
    Wenn der Roland wieder vorbei kommt, werden wir wahrscheinlich wieder die ganze Nacht durchquatschen.


    Herr Krüger kann aber nicht nur reden. Der frühere Schüler von Krystian Zimerman spielt heute um
    19.30 Uhr in der Hochschule für Musik und Theater Hannover sein Antrittskonzert als Professor.


    Auf dem Programm stehen u.a. Franz Schuberts Sonate a-moll D 845 und seine Deutschen Tänze sowie Werke von Kurtag, Janacek, Tschaikowsky und Strawinsky.

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  • Ich habe Zimermans Konzert in Duisburg gehört; das Programm war in der Tat das von Ralf angekündigte.
    Ich fand nicht alles ebenmäßig großartig, aber ich habe zum ersten Mal die Bedeutung der eeeewig langen Trillerketten im Adagio der op. 111 erahnt. Und mehr als eine Erkenntnis in einem Werk, das man zum weißgottwievielten Mal hört, kann man ja nun von einem Konzert wirklich nicht verlangen!
    Der Szymanowski jedoch ist ein höllisch Ding. Den möcht ich nicht noch mal hören müssen.
    Übrigens hatte Zimerman einen eigenen Klavierbauer mit, der zwischen Bach und Beethoven die Klaviatur ausgebaut und eine andere eingebaut hat. Hat jemand eine Ahnung, warum und inwiefern das den Klang verändert?


    Grüße,
    Micha


  • Dass Pianisten sich den fünf Klavierkonzerten von Beethoven oder den zweien von Brahms im Laufe ihres Lebens mehrfach widmen, ist ja nichts Ungewöhnliches. Dass ein Pianist ein zeitgenössisches Klavierkonzert zweimal fürs gleiche Label einspielt, dann schon eher. So hat Krystian Zimerman das Klavierkonzert des Landsmannes Witold Lutoslawski bereits vor über 20 Jahren unter der Leitung des Komponisten eingespielt, seinerzeit mit dem BBC SO. Die neue Aufnahme kommt aus Berlin mit Simon Rattle und beinhaltet auch die zweite Symphonie.


  • Dazu kann ich nur sagen: Das sind Juwelen moderner Kammermusik! Warum ist diese Komponistin nur so wenig bekannt? Ihr gelingt es, verschiedenste Einflüsse der Musik des 20. Jhd. zu integrieren, ohne jedoch jemals eklektisch zu wirken, sondern eine sehr eigene, höchst originelle, ungemein klare und zugleich facettenreiche, ungeheuer vielschichtige Musik zu schreiben. Das 2. Klavierquintett geht noch weiter in Richtung Abstraktion von Bewegungen und Klängen, ohne jedoch jemals "anstrengend" zu wirken. Die Klaviersonate Nr. 2 hält an Rang mit den bedeutendsten Prokofieff-Sonaten mit und ist von einer großen Kühnheit, Tiefe und auch formalen Kraft. Pianistisch stellt sie riesige Anforderungen. Hier ist ein „ganz großer“ der Pianistenzunft genau richtig am Platze, der sie wahrlich atemberaubend interpretiert: Krystian Zimerman.


    Schöne Grüße
    Holger


  • Der nur 24jährige Krystian Zimerman nahm mit Karajan das Schumann- und das Grieg-Konzert auf. Natürlich besitzt der Liebhaber von Klaviermusik meist mehr als ein Dutzend Aufnahmen dieser beiden so populären Konzerte. Muss man diese also auch noch haben? Die Antwort lautet: Ja! Das pianistische Niveau von Zimerman ist schlicht fabelhaft und er zeigt ein überlegenes Gestaltungsvermögen, dass ihn als einen der ganz großen Pianisten schon in diesen jungen Jahren ausweist. Das ist alles unglaublich feinsinnig abgestuft und jede Note wohlüberlegt gesetzt, ein eher lyrisch-intimes Spiel mit wohldosierten Höhepunkten. Zimerman verzichtet auf jegliche Art von Knalleffekten und stromlinienförmige Oberflächenbrillanz. Aber bei seinen immensen, nahezu grenzenlosen manuellen Fähigkeiten zeigt Zimerman eben an den entscheidenden Stellen, was er vermag. So haben die berühmten Triller in der Kadenz des Schumann-Konzertes wirklich Michelangeli-Niveau, das ist schlicht atemberaubend. Das Schumann-Konzert besonders klingt hier wie ein wunderschönes „romantisches“ Konzert, das man mit geistigem Auge anschaut wie ein stimmungsvolles Bild von C. D, Friedrich oder C. G. Carus. Dazu trägt auch Karajan seinen Teil bei mit seiner wirklich ausgefeilten Orchesterarbeit, die weniger rhetorisch ist als ein schönes Stimmungsbild erzeugt. Ein bisschen kurios-eigenwillig ist, wie Karajan den Schlusseffekt unterstreicht mit einem quasi mit dem demonstrativ-dirigistischen Zeigefinger hervorgehobenen Paukengrollen nach dem Motto: Ich, der überlegene Dirigent und Orchester-Gott, mache für Euch nun dieses Ende! Aber es passt letztlich! Folgt man dem Klappentext, muss es allerdings in der Probenarbeit zwischen beiden mächtig geknirscht haben. Ich kann mir vorstellen, dass das doch etwas behäbige Tempo im Schlusssatz des Grieg-Konzertes dem jungen Virtuosen aus Polen vielleicht weniger gefallen hat. Jedenfalls haben sie sich in der Aufnahme perfekt aufeinander eingestellt. Diese Aufnahme gehört zweifellos zu den exemplarischen, was das Zusammenspiel und die perfekte Übereinstimmung von Solist, Dirigent und Orchester angeht. Romantische Musik für Genießer in jeder Beziehung! :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ein Pianist mit einer sehr starken Persönlichkeit, wie einige Vorkommnisse der letzten Jahre (siehe WIKIPEDIA) zeigen, Ich erinnere mich noch als er blutjung die ersten Platten veröffentlichte, oder vielmehr war es die Deutsche Grammophon Gesellschaft, die mit geübtem Blick das Ausnahmetalent erkannte und ihn unter Vertrag nahm.
    Beide Autoren ihrer Bücher über berühmte Pianisten haben ihn in ihrer Sammlung. Die Bewertung von Joachm Kaiser ist die ältere und kritischere, bei aller Anerkennung , die er dem (damals ) jungen Pianisten zollte, schrieb er dennoch auch über dessen Defizite. Unter anderem monierte Kaiser, daß Zimerman die affektgeladenen Stellen bei Liszt nicht voll auskoste, sonder abmildere. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß ein Freund, der mit mir in denselben Kreisen verkehrte ein, wenig enttäuscht von Zimerman war: Er war ihm - wie er sich ausdrückte - "zu brav". Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß Zimerman viele alte Aufnahmen zurückziehen wollte, weil er sie für ungenügend fand. Jürgen Otten beschrieb ebenfalls den Charakter des eher introvertierten sensiblen und eleganten Künstlers, aber er moniert nicht die "fehlende Attacke", wobei dies ja einerseits eine Geschmacksfrage ist, andrerseits sind ja auch schon einige Jährchen ins Land gezogen....


    mfg aus Wien
    Alfred


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Er war ihm - wie er sich ausdrückte - "zu brav".

    Da ist insofern etwas dran, lieber Alfred, dass es bei Zimerman, gerade wenn er die "Klassiker" spielt, eine gewisse Glätte gibt, wie ich es im Konzert von ihm mit einer natürlich pianistisch delikatest gespielten Haydn-Sonate erlebt habe. Das ist dann letztlich der kleine aber feine Unterschied zu Horowitz. Aber von "brav" kann hier natürlich keine Rede sein:



    Mit dieser Aufnahme hat sich Zimerman selbst ein Denkmal gesetzt, engagierter, genauer, vielschichtiger kann man das nicht spielen, zumal auch das Orchester einmalig gut ist.


    Unverständlich ist mir auch, dass er seine extrem dichte und mit viel Innenspannung eingespielte Aufnahme der Brahms-Klaviersonaten schon vor langer Zeit zurückgezogen hat. Aber das muss man natürlich respektieren.

    Diese Bemerkung von Christian von 2007 spricht mir aus dem Herzen. In meiner Studienzeit hatte ich mir die LPs aus der Bücherei ausgeliehen. Die Aufnahmen sind einfach fabelhaft, meine Referenz. Leider habe ich sie seitdem nie mehr hören können! ;(


    Schöne Grüße
    Holger


  • Die Aufnahme der Ravel-Konzerte zeigt die beiden Seiten von Krystian Zimerman sehr schön: Das "klassische" G-Dur-Konzert spielt er super perfekt, aber es wirkt im Vergleich mit ABM einfach etwas glatt, obwohl das natürlich auch eine tolle Aufnahme ist. Dagegen das D-Dur-Konzert für die linke Hand: Da kommt die Tragik wirklich heraus, denn Zimerman spielt das mit Glut, mit Lisztscher Dämonie wie niemand sonst.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Endlich - die Aufnahmen sind aber wohl schon älter. In einem Interview habe ich mal gelesen, dass er einfach nicht zum Editieren gekommen ist. Ich finde es sehr schade, dass sich Zimerman so rar macht, er gehört doch zweifellos zu den ganz Großen. Und in München ist er schon lange nicht mehr aufgetreten - nachdem er einmal eine schlechte Kritik bekommen hatte, mag er wohl nicht mehr kommen, so zumindest die Bekannte einer hiesigen Konzertagentur.



    Viele Grüße
    Christian

  • Da bin ich wirklich gespannt, lieber Christian, ob er da tatsächlich die alten Aufnahmen genommen (die müssen so 15, 20 Jahre alt sein) oder nicht wirklich eine Neueinspielung gemacht hat. Seine Begründung, die zu lesen war, war zuerst, dass er selbst die Aufnahmen schneidet und keine Zeit dafür fand, später hieß es, er sei künstlerisch mit dem, was er gemacht hätte, nicht mehr einverstanden. Aus dem Grund veröffentlicht er ja auch die Brahms-Sonaten nicht mehr. Die Aufnahmen hätte ich nun wirklich gerne. Mit D 959 habe ich ihn vor Jahren in Düsseldorf gehört - das war überragend!


    Ob er wirklich wegen einer Kritik nicht mehr nach München kommt? Ich vermute mal, dass da mehr noch irgendwelche Probleme mit dem Veranstalter dahinter stecken. Das scheint mir letztlich plausibler.


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Lieber Holger,


    die CD soll am 8. September erscheinen. Weitere Infos habe ich noch nicht.
    Da er aber die Sonaten 2016 live gespielt hat, handelt es sich wahrscheinlich doch um Neuaufnahmen.



    Viele Grüße
    Christian

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  • die CD soll am 8. September erscheinen. Weitere Infos habe ich noch nicht.
    Da er aber die Sonaten 2016 live gespielt hat, handelt es sich wahrscheinlich doch um Neuaufnahmen.

    Lieber Christian,


    mal sehen! :D Bei seiner Mentalität tippe ich, dass es entweder Live-Mitschnitte sind oder er hat doch die alten Aufnahmen freigegeben und bearbeitet. Denn dass er die großen Mühen einer zweiten Studioaufnahme auf sich nimmt, wo er sich doch so rar macht, traue ich ihm eigentlich weniger zu. :hello:


    Zuletzt hörte ich seine Aufnahme der Impromptus - wirklich überragend. Die ist aber auch von 1990 - das ist inzwischen 27 Jahre her!



    Herzlich grüßend
    Holger

  • Es gibt von Krystian Zimerman gerade einmal vier Solo-Aufnahmen, die seinen Ruf begründen, das sind neben der von Holger erwähnten Einspielung der Schubert-Impromptus noch die Liszt-CD mit der Sonate, die Chopin-Balladen und die Debussy-Preludes. That's it! Die spannungegeladenen Brahms Sonaten (inkl. Balladen) hat er aus mir nicht erklärlichen Gründen zurückgezogen, aber sie war eine Zeitlang noch als CD und damit digital verfügbar. Anders sieht es mit den frühen Solo-Aufnahmen von Chopin und Mozart aus, die ich beide nicht kenne und auch nie digital erschienen sind.


    Es gibt keine Pianisten von Weltruf, der weniger veröffentlicht hat als Zimerman. Das ist die totale Verweigerung. Sogar von Sokolov und Lupu gibt es mehr. Und ABM erscheint im Vergleich zu Zimerman geradezu verschwenderisch mit seinen Aufnahmen umgegagen zu sein.


    Die Erwartungen sind nun hoch gesetzt.


    Viele Grüße
    Christian

  • Bei JPC wird angegeben, dass die Aufnahme von 2016 ist, allerdings haben sie dort noch kein Label gezeigt:



    Allerdings sind die Spielzeiten schon angegeben, und da ist Zimerman im Kopfsatz von D.960 mit 20:15 min. bei Denjenigen mit etwas gemäßigterem Tempo. Ich stehe jedenfalls auch schon auf der Bestellliste.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo,


    hatte Krystian Zimerman nicht Anfang Dezember 2016 zum Abschluss eines Recitals in der Kölner Philharmonie angekündigt, mehrere Jahre keine Solo-Abende mehr zu spielen, sondern nur noch mit Orchester zu spielen?


    LG Siamak

  • Bei amazon kann man schon in das Scherzo von D. 959 reinhören - fantastisch gespielt! Ich glaube, das ist ein großer Wurf. Freue mich sehr auf diese Aufnahme.


    Grüße
    Christian

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  • Ich habe soeben, allerdings erst nach Forenkollegen Sagitts Rezension, auf Amazon meinen Kommentar zur neuen Aufnahme eingestellt:


    Einer der sich am rarsten machenden Pianisten veröffentlicht eine neue CD - ein Ereignis, wie auch Wolfram Goertz unter dem Titel "Sonne in der Spätwerkskammer" auf ZEIT online verkündet. Am 7.9. erschien die seit langen Jahren erste Studio-Aufnahme von Krystian Zimerman: Zwei aus der Trias der berühmten späten Klaviersonaten Franz Schuberts, D959 und D960. Erster haptischer Eindruck: Digipak statt Jewel Case, also Pappe statt Acryl - so wurden früher bei der DG günstigere Neuauflagen veröffentlicht. Keine deutsche Lokalisierung mehr auf dem Cover, "Piano Sonatas" statt Klaviersonaten, Text auf dem Rücken nur in Englisch - also eine Ausgabe für den globalen Markt. Das Cover in schwarz gehalten, als ob es schon Zimermans letzte CD ist - was nicht zu hoffen ist (und wohl auch nicht zu befürchten, da im Interview, das im Booklet abgedruckt ist, angedeutet wird, dass er auch die späten Beethoven-Sonaten einspielen will, bevor es altersbedingt zu spät wird).


    Gut, entscheidend ist die Musik. Hier auch erstmal die Rahmendaten. Zimerman sagt, er empfinde die Wiederholungen als absolut notwendig. Dies sei den Zeitangaben vorausgeschickt:


    D. 959:
    1. Allegro 14:14
    2. Andantino 7:36
    3. Scherzo Allegro vivace 4:52
    4. Rondo Allegretto 12:12


    D. 960:
    1. Molto moderato 20:15
    2. Andante sostenuto 10:33
    3. Scherzo Allegro vivace con delicatezza 4:10
    4. Allegro ma non troppo 8:14


    Aufgenommen wurde im Januar 2016 in der Kashiwazaki City Performing Arts Center, Tonmeister war Rainer Maillard.
    Zimerman spielt auf einem Flügel, der mit einer eigenen Klaviatur ausgestattet ist, und sagt dazu im Interview, dass der Hammer an einer anderen Stelle der Saite anschlägt, sodass dies einem sanglichen Klang mehr zugute kommt.


    Was die Aufnahme angeht, zeichnet sie das aus, was aus meiner Sicht auch die anderen Aufnahmen Zimermans adelt: Das Finden eines Pulses und einer Wärme der Musik, einer Gegenwärtigkeit, die nie ins Extrem verfällt. Ein warmes Leuchten, das ist es, was Zimermans Klavierstil auszeichnet. Das Forte ist niemals lärmend, es gibt niemals die berüchtigte Pianistenpranke, es herrscht ein Dienen gegenüber der Musik, ohne sklavisch zu sein. Es geht nie um den Effekt, immer um den musikalischen Fluss, das Narrativ. Wer das Plakative sucht, das zur Schau gestellte Leiden, sucht hier vergeblich. Ein Ereignis? Ja, eben das - kein Event.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Sagitt meint:


    In Sachen Schubert ist Zimerman ja kein unbeschriebenes Blatt. Seine seinerzeitige Aufnahme der Impromptus war schon sehr beeindruckend ( auch wenn ich die Pires vorziehe). Aber er hatte sich schon als wichtiger Schubert – Spieler ausgewiesen. Die Kontroverse bei amazon zeigt natürlich, wie unterschiedlich die Einschätzungen sind.

  • Zitat

    hasiewicz: Was die Aufnahme angeht, zeichnet sie das aus, was aus meiner Sicht auch die anderen Aufnahmen Zimermans adelt: Das Finden eines Pulses und einer Wärme der Musik, einer Gegenwärtigkeit, die nie ins Extrem verfällt. Ein warmes Leuchten, das ist es, was Zimermans Klavierstil auszeichnet. Das Forte ist niemals lärmend, es gibt niemals die berüchtigte Pianistenpranke, es herrscht ein Dienen gegenüber der Musik, ohne sklavisch zu sein. Es geht nie um den Effekt, immer um den musikalischen Fluss, das Narrativ. Wer das Plakative sucht, das zur Schau gestellte Leiden, sucht hier vergeblich. Ein Ereignis? Ja, eben das - kein Event.


    Lieber hasiewicz,


    ich habe gestern Abend die D.960 auch durchgehört, und kann deinen Eindruck vollauf bestätigen. Es gibt bei Zimermans Lesart keine Fragen mehr für den Hörenden, nur Antworten. Wer so spielt, ist immer in der Mitte der Musik, und das heißt, er ist auch sehr nahe am musikalischen Kern. Diesen Eindruck hatte ich auch schon, als ich mir in der Vorbereitung des Anhörens dieser Neuerscheinung noch einmal Zimermans Beethoven KK_Aufnahmen auf DVD zur Hand nahm und zwar diese:

    mit den Aufnahmen der KK Nr. 1 und 2, in denen er wegen Bernsteins Tod vom Flügel aus dirigierte. Schon damals, im Dezember 1991, hieße es in "Die Presse": "The technically invincible Zimerman's touch has forcefulness without hardness; it has clarity and definition as well as disirable degree of warmth and songfulness..." (Der technisch unübertreffliche Anschlag Zimermans vereint kraftvollen Zugriff ohne Härte; Er hat Klarheit und Genauigkeit ebenso wie jeden nur möglich Grad an Wärme und Sanglichkeit, Übers.: William B.A.)
    Ich freue mich jetzt schon auf den 2. Teil, die D.959, die ich mir gleich im Bett zu Gemüte führen werde.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe inzwischen D.959 gehört und muss sagen, diese Interpretation gefällt mir fast noch ein wenig besser als die von D.960, reißt mich noch etwas mehr mit, obwohl er im Andantino, in dem Radu Lupu und Wilhelm Kempff wahrhaft apokalyptische Bilder furchtbaren Schmerzes entfesseln, er da diesen Rubikon nicht überschreitet. Wie in den großen Steigerungen von D.960 bleibt er auch hier in seinem selbstgesteckten dynamisch-expressiven Rahmen.
    Aber die A-dur-Sonate besteht ja nicht nur aus dem Andantino. Sie hat einen furiosen Kopfsatz, ein beseligendes Scherzo und einen der ergreifendsten Finalsätze der gesamten Klavierliteratur, und die Lesart Zimermans ist, vor allem im Finale, eine der berührendsten, die ich bis heut gehört habe, trotz des Livekonzertes mit dem großen Radu Lupu, wo es mich so richtig durchgeschüttelt hat.
    Einige Passagen in den Ecksätzen muss ich allerdings noch überprüfen, wenn ich die Partitur habe, da beschleunigt er das Tempo derart, wie es mir nicht erinnerlich ist, aber das ändert nichts am großartigen Gesamteindruck.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Krystian Zimerman: Schubert-Sonaten D 959, 960


    Aufnahme DGG Januar 2016



    22.9.2017


    Im Interview, das als Klappentext abgedruckt ist, betont Krystian Zimerman, dass er nicht nur höchsten Respekt, sondern sogar Angst vor den großen Klassikern Beethoven und Schubert habe. Wie anders als durch solche Skrupel ist es wohl auch zu erklären, dass er seine vor bestimmt 20 Jahren gemachte Einspielung, auf welche die Musikwelt vergeblich wartete, nicht nur unbearbeitet endgültig liegen ließ – Zimerman schneidet seine Aufnahmen selbst – sondern nun durch die Neuaufnahme überholt erscheinen lässt und auf diese Weise ungeschehen macht? Mit der Sonate D 959 als Schlusspunkt eines Programms mit Haydn und Beethoven hörte ich ihn vor vielen Jahren in der Düsseldorfer Tonhalle. Damals schrieb der Kritiker der „Rheinischen Post“ sehr treffend über den Rhythmus im langsamen Satz, der habe einen mephistophelischen Hinkefuß. Zimerman will Schubert weder in Melodieseligkeit ertränken noch sich vom ästhetischen Schönklang einnehmen lassen. Wie bei keiner anderen Aufnahme sonst wird der treibende Rhythmus zum Tragenden und Bindenden. Im Gespräch verrät Zimerman, dass er in jungen Jahren Schubert für einen todkranken Mann gehalten habe, wo er doch noch zum Schluss 50 Kilometer zu Haydns Grab zu Fuß gelaufen sei. So auf jede romantische Verklärung verzichtend und eben auch Schuberts ungebändigten Lebenswillen nicht unterdrückend gibt Zimerman der Sonate ihre dramatische Vielfalt zurück, ihren Erlebnisreichtum und ihre überreichen seelischer Konflikte. Auf diese Weise wird aus dieser großen Sonate eine Symphonie für Klavier mit orchestraler Vielstimmigkeit. Der Ton ist eher trocken – Zimerman vermeidet einen verschwenderischen Pedaleinsatz. Das typisch Schubertsche „Kontinuum“, es wird anders als bei Wilhelm Kempff oder Pollini nicht durch eine fließende Melodik und quasi „unendliche Melodie“ erzeugt, sondern die Omipräsenz des Rhythmischen. Dieser Rhythmus transformiert sich ständig in alle erdenklichen Gestalten, gibt sich mal trotzig und verzweifelt, dann wieder von Überschwang und Lebensmut getragen bis hin zum Humoristischen (im Scherzo) oder zur stampfenden Durchführungslogik verdichtend. Und gerade weil es bei Zimerman diese orchestrale Durchsichtigkeit und syntaktische Genauigkeit bis in die letzte Note gibt, wirken die melodischen Inseln um so eindringlicher. Revolutionär an dieser Sonate ist das quasi-improvisatorische Recitativo im langsamen Satz, das fast schon die Dimension eines Mahlerschen „Durchbruchs“ annimmt. Bei keinem Anderen fügt sich dieser Ausbruch so organisch in das Sonaten-Ganze ein, weil das rezitativische „secco“ bei Zimerman eben nicht zur Insel im melodischen Fluss wird, sondern von durchgehender rhythmischer Kontinuität getragen ist und bleibt. Gerade hier bewährt sich Zimermans Interpretationsansatz – das rhythmische und nicht nur melodische Kontinuum schließt das Diskontinuierliche nicht aus, sondern ein. Eine wahrlich große Interpretation – auch pianistisch ist das Niveau olympisch. Dazu trägt auch der eigens für diese Aufnahme präparierte Flügel bei. Dazu bemerkt Krystian Zimerman, der von der Technik des Konzertflügels mehr versteht als so mancher Klavierbauer, dass er die Klaviatur in ihrer leichten Spielbarkeit und die Position des Hammerköpfe dem Hammerflügel zur Zeit Schuberts angepasst habe. In der Tat zeigt – was die absolute Durchsichtigkeit dieser in modernster 32 bit-Technik gemachten Aufnahme angeht – der Klang dieses Instruments eine gewisse Verwandtschaft mit Barenboims Maene-Flügel.


    25.9.2017


    Die berühmte B-Dur-Sonate nehme ich mir nun drei Tage später vor – meine Intuition, zwei so gewichtige Werke nicht hintereinander zu hören, erweist sich richtig, denn Zimermans Interpretation ist wahrlich ein Ereignis, dem man sich nur alleine widmen kann! Dabei beginnt er den Kopfsatz mit einer fast schon änigmatischen Zurückhaltung. Die Triller wirken nachdenklich, in Gedanken versunken. Zimerman spielt hier die Kontraste aus, aber ohne dramatisch aufzutrumpfen mit einer eher schlanken Ton. Das kommt besonders der Durchführung zugute, die um so zwingender und intensiver wirkt. Auch in dieser Sonate versteht es Zimerman, die insistierenden Rhythmen auszuhorchen, Tonwiederholungen, die zu einem bohrenden Klopfen werden. Er begründet im Interview sehr einleuchtend, warum der Interpret die Expositionswiederholung nicht auslassen sollte: In der Coda steigern sich die Triller zum bedrohlichen Forte – der unheimliche Hintergrund wird zum drohenden Vordergrund. Zimermans Diskretion im Kopfsatz zeigt sich im langsamen Satz als kluge Dramaturgie. Das ist wirklich allergrößte Interpretationskunst, was der große Pole hier leistet! Der Gegensatz von Melodischem und Amelodischem wird zum Kontrapunkt im Sinne einer Tragödie: Der Rhythmus schleppt wirklich nach, gerät zum Handycap einer in tiefer Trauer versinkenden Melodik, einer tragenden Last, die sie nie los wird und die es ihr verbietet, in selbstgefälliger Larmoyanz zu versinken. Der Schmerz, er wird so gerade nicht sentimental zum Erlöser, sondern zeigt durch den Rhythmus gestört und verstörend die Unmöglichkeit jeglicher Erfüllung an: eine Melodie, welcher die Melodieseligkeit abhanden gekommen ist. Darauf folgt ein fast schon gespenstisch heiteres Scherzo mit quasi Mozartscher Leichtigkeit. Dass dies nur eine Fata-Morgana ist, macht das Unisono klar, der isolierte Ton, mit dem das Schlussrondo beginnt. Hier kommt Zimerman seine große Kenntnis der Klaviermechanik zugute. Der Meister dämpft den Ton ab, wie man es noch nie gehört hat: Der einfache Ton, er produziert so das Echo von Tonlosigkeit. Tonlose Leere, sie stoppt gleich zu Beginn jegliche Seligkeit eines Kehraus-Finale, bringt lärmende Final-Lustigkeit zum Verstummen, bevor sie sie überhaupt aufkommen kann. Auch hier wird das Unerfüllbare spürbar, der Krampf und die Tragik, diese Sonate „klassisch“, wie es geboten ist, zuende bringen zu „müssen“: ein Treiben, das im Grunde nur noch Getriebensein ist eines Subjekts, dass seinen „Willen“ verloren, sein Schicksal nicht mehr selbst in der Hand hat.


    Ohne Überschwang kann man sagen, dass sich Krystian Zimerman mit allerspätestens mit dieser Aufnahme unter die ganz Großen eingereiht hat: eine Aufnahme, zeitlos gültig für die Ewigkeit! :hail: :hail: :hail:


    Schöne Grüße
    Holger

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