Opernaufführungen als Übertragungen per Rundfunk und Fernsehen

  • Ich habe schon vor einem Jahr, als diese Inszenierung im Schweizer Fernsehen kam, (erfolglos) versucht, diese Homoki-Verfremdung bis zum Ende durchzustehen, da mich Terfel interessiert hat.
    Leider werde ich auch diesmal vergeblich darauf warten, dass mir Betonkopf unsere opernbegeisterten RT-Freunde diese Glanzleistung erklären werden, da sie diese Aufführung "nicht gesehen haben". ;)

  • Was an dieser Inszenierung so "vielfach gelobt" sein soll, möge der Teufel verstehen.

    Auch ich weiß nicht, was an dieser Inszenierung lobenswert sein soll,


    Die Ironie erschließt sich nicht sofort: Da wird, natürlich vollkommen harmlos und sachlich, auf die Fernsehaufzeichnung des Zürcher Holländers hingewiesen - nicht, ohne dabei die entsprechende Munition in Form einer Sammlung von im Wesentlichen negativen, also wahren, aber leider eine andere Inszenierung betreffenden Kritiken gleich mitzuliefern (hier). Dafür dann die passenden, aber leider zum Teil durchaus positiven Kritiken (einfach mal im Netz suchen, womöglich "Lügenpresse"?) im Prinzip als gegenstandslos abzutun. - Da ist es doch mal an mir, mich vor lachen nicht mehr halten zu können. Danke dafür!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.


  • Lieber Michael,


    genau auf diese deine Worte habe ich mich bezogen.


    Ja, verehrte Mme. Cortese, und genauso waren sie ja auch gemeint: Bei meiner Recherche im Netz, welche Inszenierung denn heute abend auf 3sat lief und welche Inszenierung auf der von Gerhard verlinkten Site behandelt wird, bin ich auf diverse eher positive bzw. lobende Rezensionen zum Homoki-Holländer gestoßen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Diese Aufführung muss schon vor zweieinhalb Jahren mal auf arte oder 3Sat übertragen worden sein (ich glaube, ich Frühjahr 2013) - und ich erinnere mich dunkel, dass sie mich beim Ansehen vor dem Fernseher weder szenisch noch musikalisch besonders überzeugt hat (Ich habe von einem Freund auch eine DVD-Aufzeichnung davon bekommen, aber zugegebenermaßen nie wieder reingeschaut). Ich erinnere mich noch genau, dass der von mir heißgeliebte Matti Salminen als Daland in einem erschütternden, geradezu erbarmungswürdigen stimmlichen Zustand war und auch Herr Terfel teilweise hörbar an Grenzen stieß. Meine Erinnerung an die anderen Sänger ist weitestgehend verblasst, der in Berlin häufig schwächelnde und an der DOB als Lohengrin in den Wind geschossene Herr Jentzsch war da in Zürich als Erik fast noch der beste...
    Szenisch war es auch einer dieser heute (leider) üblichen "indoor"-Holländer, wo alles in einem Einheitsbühnenbild drinnen spielt, also ohne die Weite des Meeres usw.
    Konzeptionell hat wohl Harry Kupfer damit angefangen, und bei ihm fand ich es (2001 in der Staatsoper Berlin, seine Bayreuther "Holländer"-Inszenieurng kenne ich nur als Video) auch inhaltlich schlüssig und atmosphärisch überzeugend. Seitdem habe ich aber freilich fast nur noch "indoor"-"Holländer"-Inszenierungen erlebt und habe sie irgendwie echt satt (Guth 2005 in Bayreuth fand ich furchtbar, Gürbaca 2009 an der Deutschen Oper Berlin peinlich bis ermüdend - diese Produktion verschwand auch ganz schnell wieder vom Spielplan des Hauses - , Homoki kenne ich wie gesagt nur aus dem Fernsehen und kann die Raumwirkung daher nicht beurteilen, aber in der Fernsehübertragung hat mich sein Einheitsbühnenbildkonzept und die darin gebotene Personenregie gar nicht überzeugt - und auch die "vielgelobte" Stölzl-Inszenierung, live erlebt 2013 Berliner im Schiller-Theater, hat mich nur im 1. Akt überzeugt, ab dem 2. Akt hingegen gar nicht mehr.


    Letztendlich sind diese meine (teilweise leidvollen) Erfahrungen wieder einmal Beleg dafür, dass es noch lange nicht zwangsläufig dasselbe von der Wirkung her ist, wenn zwei verschiedene Regisseure dasselbe tun bzw. anstreben. Das Konzept ist das eine, das Handwerk das andere. Aber dass Daland einen anderen Bräutigam als den Holländer mit nach Hause bringt, habe ich inzwischen echt über, und ich sehne mich für den ersten Akt auch mal wieder nach einer "outdoor"-Variante, nach einem (behaupteten) Meer und, ja, auch nach Schiffen mit Segeln. Vielleicht konnte ich auch deshalb so relativ gut mit dem Berliner "Vasco" leben, weil mir dort beides (Schiffe und Segel) gerade nicht vorenthalten wurde, weil dort Schiffe und Segel das Grundkonzept für das gesamte Bühnenbild waren, was für mich bei dieser Seefahrergeschichte auch großen Sinn macht. Wenn ich also wenigstens mal wieder einen Live-"Holländer" mit Schiffen und Segeln in der Art wie beim Berliner "Vasco" bekäme, wäre ich schon zufrieden! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Michael Schenk schrieb von einem "Homoki-Holländer".
    Ich wusste nicht, dass Homoki (ist das ein Japaner?) auch einen "Holländer" geschrieben hat. :untertauch:
    Wegen "Besuch im Haus" habe ich erst um etwa 22 Uhr den Fernseher eingeschaltet, um Nachrichten zu sehen und zu hören. Ich fand keinen Sender, der um diese Zeit Nachrichten brachte. Beim Zappen kam ich zu 3sat - und blieb dann bis zum Ende dabei. Nicht, dass ich das so spannend gefunden hätte, ich fand im Gegenteil, dass der Text mal wieder nicht zum Bild passte. Aber sonst war nichts spannendes zu finden. Aus dem Matrosenchor wurde ein Chor der Büroangestellten, allerdings hätten sie (die Inszenateure) auch den Text dann neu schreiben müssen. Lachen ist gesund, sagt man. Lächerlichkeit - muss ich noch herausfinden.
    Den großen Beifall konnte ich nicht verstehen. Ein paar Buhs hätten m. E. dem Publikum eher zur Ehre gereicht...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Das wär doch mal was für das nächste Opern Live Event : der fliegende Holländer live auf der Gorch Fock, die in Amsterdam vor Anker liegt :) .

  • Ich war offensichtlich derjenige, der am schnellsten abgeschaltet hat. Eure Beiträge zeigen, dass ich Recht damit hatte.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Zitat

    Zitat von Dr. Pingel: Ich war offensichtlich derjenige, der am schnellsten abgeschaltet hat. Eure Beiträge zeigen, dass ich Recht damit hatte.


    Ja, lieber Jochen, du hast den Wettbewerb um weggeworfene kostbare Zeit offensichtlich gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Das wär doch mal was für das nächste Opern Live Event : der fliegende Holländer live auf der Gorch Fock, die in Amsterdam vor Anker liegt :) .


    Das wäre ja ein grobe Werkverfälschung, schließlich spielt das Ganze an der norwegischen Küste (nachdem es ursprünglich an der schottischen Küste spielte) und nicht an der holländischen! :D


    Eigentlich hat Wagner selbst sein Werk bereits "verunstaltet", als er es wegen eines persönlichen Erlebnisses einfach von der schottischen Küste an die norwegische Küste verpflanzte, aus Donald einen Daland und aus Georg einen Erik machte. 8-)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat von Mme Cortese

    Auch ich weiß nicht, was an dieser Inszenierung lobenswert sein soll, aber vielleicht klären mich Dieter, Bertarido oder auch Holger auf,

    Zitat von MJoho

    Leider werde ich auch diesmal vergeblich darauf warten, dass mir Betonkopf unsere opernbegeisterten RT-Freunde diese Glanzleistung erklären werden, da sie diese Aufführung "nicht gesehen haben".

    Liebe MmeCortese,


    es ist genau so, wie es MJoho schon vorausgesehen hat. Wie immer, wenn es um Konkretes geht, von diesen großen Rednern: Fehlanzeige!! Da warten wir auf eine Erklärung wohl bis in alle Ewigkeit, weil sie es selbst nicht erklären können.
    Vermutlich ist der einzige Zweck ihrer großspurigen Beiträge, die Meinungen anderer mit abwegigen Theorien und mit unverschämten persönlichen Angriffen kaputt zu reden und jegliche Themen über die Verunstaltungen auf den Bühnen aus dem Forum zu verbannen. Aber: Zweck erkannt, Verdruss gebannt! :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wie immer, wenn es um Konkretes geht, von diesen großen Rednern: Fehlanzeige!! Da warten wir auf eine Erklärung wohl bis in alle Ewigkeit, weil sie es selbst nicht erklären können.


    Ich habe die Aufführung nicht gesehen. Ich kenne nicht einmal das Libretto. Und solange meine Freizeit so begrenzt ist (ich hoffe, dass es ab Frühjahr 2016 anders wird), kann ich mich nicht annähernd mit all dem befassen, das mich interessieren würde. Zu Deiner Vermutung, dass Du wohl bis in alle Ewigkeit auf eine Erklärung warten musst, kann ich nichts sagen, weil ich nicht weiß, ob und was ich zu der Inszenierung zu sagen hätte, wenn ich sie gesehen hätte. Immerhin war es in der Vergangenheit ja manchmal schon so, dass für einzelne Inszenierungsideen durchaus Gedanken und Erklärungen kamen (auch wenn Du diese nicht gelten lassen wolltest).

  • Q.e.d.. Übrigens kannte ich den " Holländer" schon mit 16 Jahren, da es eine der eingängigsten Opern überhaupt ist, aber ich war eben schon damals an Opern interessiert.

  • Auch ich weiß nicht, was an dieser Inszenierung lobenswert sein soll, aber vielleicht klären mich Dieter, Bertarido oder auch Holger auf, so sie denn die Übertragung gesehen haben.


    Ich muss leider auch passen, denn ich habe den gestrigen Abend nicht vor dem Fernseher, sondern im Teatro San Carlo in Neapel bei "La Traviata" verbracht. Und auf deutsches Fernsehen habe ich hier in Italien ohnehin keinen Zugriff.


    Dirigiert hat gestern übrigens der schon hochbetagte Nello Santi.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    Zitat von MmeCortese: Am verpassten Termin soll es nicht scheitern.


    Liebe MmeCortese,


    Bertarido ist wenigstens jemand, der mit Opern vertraut ist, auch wenn er in Bezug auf die Entstellungen anderer Meinung ist (und das ist muss man ja gelten lassen). Zwar habe ich auch bisher noch keine Erklärung zu konkreten Aufführungen von ihm gelesen, aber vielleicht kommt das ja noch irgendwann einmal. Ein anderer, MSchenk, den ich ebenfalls als Kenner ansehe, hat sogar vor zwei Jahren einmal einen Erklärungsversuch zum Lohengrin aus der Scala gestartet, was ich ihm auch hoch anrechne, auch wenn ich mir seine Ansicht, dass Wagner Lohengrin als Schwächling (dort Epileptiker) angelegt haben wollte, nicht aneignen kann. Den beiden reinen Theoretikern aber, die sich nicht mit der Oper beschäftigen, aber uns mit ausgedehnten und aus fernen Ecken hervorgeholten Philosophien und Theorien mundtot machen möchten, nehme ich ohnehin kein Wort mehr ab. Sie werden auch keine Zeit finden, sich mit einer konkreten Inszenierung zu beschäftigen, denn die benötigen Sie, um ihre blassen und abwegigen Theorien zu verbreiten. Daher werden sie sich auch nicht auf youtube informieren. Sie bleiben für mich deshalb nur unglaubwürdig und weltfremd und ich erwarte auch nicht mehr, dass wir jemals konkrete Erklärungen von ihnen hören werden. Ich gehe über diese Beiträge schon länger weitgehend hinweg.
    Am Freitag dem 13.11. wäre wieder so eine Gelegenheit, sich mit einer Inszenierung zu beschäftigen. Da sendet arte von 20.15 - 23.15 live aus dem Berliner Schillertheater "Die Hochzeit des Figaro". Ich bin jedenfalls sehr gespannt, ob wir dieses Mal etwas Vernünftiges zu sehen bekommen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Am verpassten Termin soll es nicht scheitern. Die Aufführung ist auf YT zu besichtigen:


    https://www.youtube.com/watch?v=sHG8UId2ses


    Liebe Mme. Cortese,


    bevor ich meine Zeit dafür opfere, mir eine Oper in minderer Bild- und Tonqualität auf YouTube anzuschauen, nur um dann Dir und anderen zu erklären, warum ich die Inszenierung für eine schlüssige Interpretation halte oder auch nicht (ich kenne sie ja nicht), müsste ich schon davon überzeugt sein, dass sich daraus wirklich eine offene Diskussion entwickeln könnte. Dies setzt aber voraus, dass man zumindest versucht, Gegenpositionen zu verstehen und grundsätzlich dazu bereit ist, seine eigene Meinung zu revidieren. Aber würde irgendetwas, das ich zu dieser Inszenierung sagen könnte, Dich oder Herrn Wischniewski oder andere dazu bringen, Eure ablehnende Haltung dazu zu überdenken? Ich glaube das nicht. Dann aber ist mir meine Zeit dafür zu schade.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe schon letzten Sommer vorgeschlagen, das man anhand von unterschiedlichen Opern die Inszenierungsstiele vergleichen könne. Diese Opern waren Aufführungen vom Festival Aix en Provence und waren auf der Arte Homepage für jeden zugänglich. Aber es kam zu diesem Vorschlag keine Resonanz, weder von RT Gegnern bzw Befürworter. Aber ich kann jetzt schon 100 Euro auf die ersten Kommentare am Freitag abend während der Arte Übertragung wetten : Nach 10 Minuten hab ich den Mist ausgeschaltet .. :)

  • Zitat

    Zitat von Bertarido: Dies setzt aber voraus, dass man zumindest versucht, Gegenpositionen zu verstehen und grundsätzlich dazu bereit ist, seine eigene Meinung zu revidieren. Aber würde irgendetwas, das ich zu dieser Inszenierung sagen könnte, Dich oder Herrn Wischniewski oder andere dazu bringen, Eure ablehnende Haltung dazu zu überdenken?


    Lieber Bertarido,


    ich habe schon mehrfach versucht, das, was ich an den das Werk eines anderen entstellenden Inszenierungen konkret auszusetzen habe bzw als gelungen empfinde, klar zu stellen, aber sowohl tadelnde als auch lobende Worte wurden - bis auf den einen, geschilderten Versuch - von der Gegenseite immer nur mit zynischen Worten zerrissen. Dass ein Erklärungsversuch zu einer konkreten Inszenierung - wenn er überhaupt erfolgt, was ja so gut wie nie der Fall ist und für dessen Unmöglichkeit immer neue Ausreden gefunden werden - nicht überdacht wird, ist wohl eine falsche Behauptung. Überdenken heißt aber nicht, dass man sich diese Erklärung auch zu eigen macht und seine Meinung grundsätzlich revidiert. Dieses Verlangen wurde auch bisher nur von der Gegenseite gestellt. Oder hat schon mal einer von uns, die diese Entstellungen für ein Vergehen am eigentlichen Werk halten, jemals von der Gegenseite verlangt, dass sie ihre Meinung revidiert?
    Ich habe das am Beispiel des Epileptikers Lohengrin in der Scala ja deutlich dargestellt, dass es mir - ich muss mich leider wiederholen - nicht plausibel erscheint, dass Wagner diesen als Schwächling angelegt haben möchte und man kann von mir und von anderen kaum erwarten, dass man bei solchen unplausibel erscheinenden Erklärungsversuchen seine Meinung ins Gegenteil verkehrt.
    Wenn wir umgekehrt - wie bei der hier besprochenen Holländer-Inszenierung - eindeutig nachweisen, dass nichts, aber auch gar nichts zu Inhalt und Text des Werkes passt, seid ihr dann bereit, eure Meinung zu revidieren? Bisher konnte ich das nicht sehen. Ich erwarte es aber auch nicht.
    Es dreht sich bei YouTube wohl nicht um einen Musikgenuss, aber den Trend der Inszenierung kann man schon im Querschnitt erkennen und beurteilen. Das erfordert weniger Zeit als das Formulieren längerer Ausreden.


    Gerhard

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  • Wenn wir umgekehrt - wie bei der hier besprochenen Holländer-Inszenierung - eindeutig nachweisen, dass nichts, aber auch gar nichts zu Inhalt und Text des Werkes passt, seid ihr dann bereit, eure Meinung zu revidieren? Bisher konnte ich das nicht sehen. Ich erwarte es aber auch nicht.


    Woher weißt Du denn, wie meine Meinung zu dieser Inszenierung lauten würde? Ich finde doch nicht jede Inszenierung gut, nur weil sie unter den Begriff Regietheater fällt, die Handlungen in andere Zeitepochen versetzt, diese verfremdet etc. Ich habe hier sogar schon eine vernichtende Kritik einer typischen RT-Inszenierung einer Gluck-Oper in Nürnberg verfasst. Und gerade von Homoki habe ich in Berlin einiges gesehen, was mir wenig bis gar nicht gefallen hat. Ich bin aber umgekehrt auch nicht der Meinung, dass man Opern buchstabengetreu am Libretto inszenieren muss und eine Abweichung davon schon alleine ausreicht, um sie als "Verunstaltung" zu disqualifizieren. Es kommt immer auf den einzelnen Fall an, und darum bilde ich mir auch keine Meinung anhand von Szenenfotos oder einzelnen Schnipseln.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Bertarido,


    wer hier mitspricht sollte sich auch informieren (und da meine ich nicht dich speziell, sondern vor allem zwei andere, die sich ständig einmischen, obwohl sie sich nicht mit Opern beschäftigen und die nur mit oft unverschämten Worten polemisieren, ohne je eine konkrete Frage zu beantworten). So wie du dir aber nicht die Zeit nehmen willst, auf youtube nachzuschauen - was ich durchaus verstehen kann -, so wenig möchte ich meine kostbare Zeit verschwenden, mir eine solch entstellende Inszenierung wie diesen Holländer in voller Länge anzusehen. Und dass ein Querschnitt oder ein Ertragen solcher Inszenierungen über eine längere Dauer - manchmal sogar, wie ich es am Beispiel von "Stradella" bewiesen habe, über die ganze Dauer im Fernsehen - nach Meinung einiger Leute hier nicht ausreichen soll, um eine entstellende Inszenierung zu identifizieren, kann mir niemand weismachen. In vielen Fällen reicht sogar ein verrücktes Szenenbild, um sich einen Reim auf den Geist der Inszenierung zu machen, was ihr ja bestreitet. Schon gar nicht sitzt mir das Geld so locker, dass ich mir damit einen Opernabend im Opernhaus verpatze. Aber ich würde gerne wieder einmal, wie früher immer, mit ruhigem Gewissen in ein Opernhaus gehen können.
    Wenn ich den "Holländer" betrachte, so habe ich hier einmal eine Inszenierung von Harry Kupfer in Bayreuth geschildert, die durchaus akzeptabel ist und zeigt, dass man auch deuten kann, ohne die Oper so schändlich zu entstellen. Harry Kupfer hatte das Werk als Hirngespinst Sentas gedeutet, wobei die Handlung unverändert blieb: Das gestrandete Schiff Dalands war und später das Schiff des Holländers war - sogar mit einem sehr dramatischen Auftritt des Holländers (und nicht einem so langweiligen wie im Züricher Kontor) - im ersten Akt zu sehen. Zum Spinnerlied wurde auch gesponnen und nicht an Ventilatoren herumgedreht oder zwischen Kühlschränken agiert oder wie im Züricher Holländer mit Schreibmaschinen und mit Aktenordnern herum gerannt. Die einzigen, aber durchaus plausiblen Abweichungen von konventionellen Aufführungen waren, dass Senta bereits während der Ouvertüre gedankenverloren vor dem Bild des Holländers stand, während der gesamten Oper von einem erhöhten Platz das Geschehen betrachtete, nur in ihren Szenen in das Geschehen eingriff und sich am Ende nicht ins Meer, sondern auf die Straße stürzte. In den letzten Jahren aber wurde meist äußerst grob von den Vorgaben des Originalwerks abgewichen und die Handlung bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Gerade auch der "Holländer" hat viel Verunstaltungen erleiden müssen.
    Und wen wundert's, wenn man diejenigen, die so etwas verteidigen, als Befürworter solcher Entstellungen betrachtet. Schon gar nicht kann man die rein theoretischen Ergüsse einiger Leute, die sich überhaupt nicht mit der Oper beschäftigen, als gewinnbringend ansehen.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Le Nozze di Figaro,


    live aus dem Schillertheater (StOudL), Dudamel, Regie: J. Flimm


    eine stimmige, launige Inszenierung mit ausgezeichneter Personenführung


    ein großartig agierendes Ensemble


    überragend Dorothea Röschmann und Ildebrando d´Arcangelo als Contessa und Conte Almaviva


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Die Inszenierung von Herrn Flimm war einfach nur langweilig. Herr Dudamel sollte die Finger von Opern Dirigaten lassen. Sänger waren ok Schwachpunkt des abends war ausgerechnet der Sänger des Figaros und Herr D' Arcangelo als Graf der einfach immer nur in forte Lautstärke gesungen hat. Die Moderatorin wäre ganz nett gewesen, hätte sie nur den Mund gehalten :) .

  • Ich fand die Sänger durchweg gut. Die Inszenierung: na ja!. Wenigstens konnte man erkennen, dass es sich um "Figaros Hochzeit" handelte, und das ist ja schon mal etwas. Worauf die Regie aber nicht verzichten konnte, waren die teilweise recht albernen Hampeleien (z. B. des Figaro und des Grafen bei "Non piu andrai"), vor allem aber des Grafen. Ebenso albern fand ich in Teilen die Zuckungen von Cherubino und Barbarina und das Puppenhafte der zwei Brautjungfern(?). An einigen Stellen kam ich mir nicht wie in der Oper, sondern wie in einem Pop-Konzert vor. Ist es denn notwendig, zwanghaft "Action" zu schaffen? Ich habe schon einige Inszenierungen des Figaro gesehen, die sehr lebendig waren, ohne dass es solche gestelzten Aktionen und Gesten gab.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Es hat lange gedauert bis diese Figaro-Aufführung ihren Rhythmus und die Sänger und das Orchester zu so etwas wie musikalischer Ausgewogenheit fanden. Die Disharmonie im Zweiten-Akt-Finale schadete diesem Schönsten aller Akt-Finali der Opernliteratur natürlich ganz erheblich. Da zeigte sich auch, dass Dudamel im Orchestergraben wohl überfordert gewesen ist.


    Dorothea Röschmann war eine technisch sehr gute Gräfin, doch ist die Stimme schon oft recht scharf - wie beim Finale von Dove sono nicht mehr zu überhören war. Der beseelte Mozartgesang stellte sich nur in den leisen Momenten ein. Da allerdings wirklich schön.
    Als absolute Fehlbesetzung erwies sich jedoch Ildebrando D'Arcangelo. Noch nie habe ich so einen schwachen Conte Almaviva gehört. Seine Stimme - eher Bass als Bariton - ist viel zu tief, um den Anforderungen der Partie gerecht zu werden. Da steckt so viel in diesem Grafen, doch dazu benötigt die Stimme des Interpreten auch die notwendigen Farben, die D'Arcangelo nie hören ließ. Zudem ist seine Stimme recht ungelenk. Die Verzierungen in seiner Rache-Arie waren jedenfalls KEINE Verzierungen. Da mogelte sich der Sänger irgendwie durch. Spitzentöne wurden rausgeschleudert, das hat mit Mozart's Conte Almaviva nicht viel zu tun. Die Partie lag dem Sänger einfach viel zu hoch.


    Der Figaro wurde von Bariton Lauri Vasar zwar mit ansprechendem, aber doch auch ausdrucksschwachem Bariton, und auch viel zu brav in der Darstellung gegeben. Hier hätten die Rollen getauscht werden müssen. D'Arcangelo - ein bewährter Figaro - hätte mit dem Titelhelden niemals diese vielen Mühen gehabt wie mit dem Grafen, und auch Lauri Vasar hätte der Graf weitaus besser gestanden als der Figaro, denn mit seinem lyrischen Bariton wäre er dem Conte weitaus gerechter geworden als sein italienischer Kollege. Sehr ärgerlich. Hier wurde eindeutig falsch besetzt.
    Anna Prohaska hingegen war der stimmliche Lichtblick als Susanna. Glasklar im Vortrag, sehr flexibel ihr Sopran.


    Die Inszenierung von Jürgen Flimm tut niemanden weh, revolutionär im Sinne Mozart's ist sie jedoch nicht. Aber Verlegungen der Zeit gerade beim Figaro funktionieren einfach nicht. Der Figaro gehört einfach ins späte 18. Jahrhundert. Da funktioniert die Geschichte doch am besten.


    Gregor

  • Aber Verlegungen der Zeit gerade beim Figaro funktionieren einfach nicht. Der Figaro gehört einfach ins späte 18. Jahrhundert. Da funktioniert die Geschichte doch am besten.

    Ich habe weder einen Live-Besuch dieser Produktion geplant noch die Fernsehübertragung gesehen möchte aber ergänzend zitieren, was Wolfgang Schreiber dazu in der "Süddeutschen Zeitung" (vom 9. November 2015) geschrieben hat:


    Zitat

    "Indem sie (die Inszenierung) den Schauplatz, das Schloss des Grafen Almaviva, eliminiert, nimmt sie dem Stück die politische und soziale Fallhöhe."

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Also gestern abend war mir zunächst nicht nach Oper, eher schon nach Fußball zumute. Dann aber schlug, ich kann die Änderung nur mit meinem Hang zu Mozart erklären, mein "Gemüthe" doch zum "Figaro" aus (aber immerhin mit dem neugierigen Blick auf das Fußballergebnis in Paris durch Umschalten). Insofern habe ich die Oper schon zu 97 oder 98% gesehen - und von einigen Mätzchen mal abgesehen auch akzeptabel inszeniert und gesungen. Was rodolfo39 schrieb, finde ich etwas zu harsch formuliert, Gregors Ansicht aber nachdenkenswert.


    Nun gut, der Opernabend ist vorbei, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich schon kramen, um mich an Bilder und Musik zu erinnern. Ganz nach vorne gerückt ist das mörderische Drama. Dabei wäre mir das überhaupt nicht aufgefallen, wenn mich meine Frau nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Jedenfalls habe ich, nachdem im linken Fernsehbild das 2:0 erschien, nicht mehr zum Fußball umgeschaltet, nach dem Hinweis auf den Anschlag aber Oper Oper sein gelassen.


    Mir fällt kein schreibbarer Ausdruck für diese Mörderbande ein, wenn ich nicht aus dem Forum ausgeschlossen werden will. Aber ich denke schon darüber nach, wann es hier bei uns knallt...
    ?(;(:no:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Musikwanderer,


    hoffentlich wird dir das Wort "Mörderbande" nicht hier auch schon als Verstoß gegen die Menschenwürde ausgelegt.
    Um noch einmal auf die Inszenierung zurückzukommen. Du sprachst auch von einigen Mätzchen. Obwohl der "Figaro" insgesamt - wie allgemein festgestellt - zumindest in der Handlung nicht entstellt war, obwohl die zeitliche Verlegung auch kaum als geglückt anzusehen war, scheint es heute vielen Regisseuren nicht mehr zu gelingen, eine Komödie zu gestalten. Manches sah einfach nur nach einer Blödelshow aus, wobei ich nichts gegen Blödelshows habe, wo sie hingehören. In einer Komödie oder heiteren Oper aber sind sie für meine Begriffe Fremdkörper, ohne die aber wohl viele Regisseure nicht mehr auszukommen scheinen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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