Pracht und Präzision. Freie Orgelwerke von Johann Sebastian Bach

  • Zit.: "Euer Wissen ist für mich phänomenal "


    Wie für mich auch, lieber zweiterbass.
    Und bemerkenswert finde ich überdies, wie unprätentiös, ganz und gar sachorientiert und frei von der eitlen Zurschaustellung der personalen Sachkenntnis es daherkommt.
    In Threads dieser Art manifestiert sich - so sehe ich das jedenfalls - die herausragende Stellung des Tamino-Forums in der Internet-Welt.
    Ich begreife und verstehe im Lesen der Beiträge mehr und mehr, warum ich Bachs Musik so großartig finde und sie liebe.
    Und nur die Liebe, die sich auf Verstehen gründen kann und daraus ihre Substanz zu beziehen vermag, hat im Bereich von Musik - wie in dem von Kunst überhaupt - wirkliche existenzielle Relevanz und wahren Bestand.

  • Wunderbare Analyse!! Da kann sogar ich als notenunkundige Graupe wieder vieles lernen. Chapeau!!


    Akustisch sagt mir Koopman eher zu als de Vries, er ist hier mit seiner "pracht- und druckvollen" Spielweise genau richtig. Auch die Orgel ist große Klasse, als brummig oder rauh erscheint mir der Baßklang nicht.

  • als brummig oder rauh erscheint mir der Baßklang nicht.


    Ich schrieb nicht vom Baßklang insgesamt, sondern von tiefen Tönen im Pedal - präzisiert unterhalb von "G" - z. B. im Praeludium Takte 28, 42, 58... oder in der Fuge Takte 27, 29, 40...


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Zweiterbass, Michael und Helmut,


    ich danke euch sehr für eure äußerst lobenden Worte, welche ich erst heute lesen konnte. Dies ist für mich (uns) eine große Freude, dass es hier Taminos gibt, dies solche Inhalte schätzen können. Der Hauptzweck dieser (immerhin relativ aufwändigen) Analysearbeit ist für mich in erster Linie, die Musik besser zu verstehen und neues zu lernen, aber ebenso, mit Menschen darüber zu kommunizieren. Daher ist die Freude groß, wenn hier es Leser gibt.


    Ich war erneut sehr angetan von der Toccata [BWV 564], besonders der Beginn der Toccata mit den virtuosen Manualläufen, die 3 x kurz durchs Pedal unterbrochen werden, bevor dann das Pedal zu einem beindruckenden Solo startet (für mich ist die Toccata der beste Satz aus BWV 564).


    In der Tat ist dies ein sehr sehr schöner Satz. Erst zuletzt ging ich dazu über, auch gleich die Toccata (oder Präludium) zu einer Fuge zu beschreiben. Dies ist natürlich mehr Aufwand, entspicht jedoch meinem Sinn für Ausgewogenheit und Vollständigkeit. Gombert hat hier solidarisch mitgezogen. Ob wir es jedoch so weiter führen werden, darauf möchte ich mich nicht festlegen.


    Viele Grüße,
    :) Bachiania :hello:

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Liebe Bachiania,


    bitte gebt nicht auf!
    Der einzige Thread, der nicht versinkt in Faulheit: des Hörens, Schreibens und Lesens... um in Scheingefechten zu enden.


    Mehr Worte kann ich nicht finden.
    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Um Himmels willen! Zweiterbass! Dich hat doch nicht etwa der Schlag getroffen?
    Als wenig sachkundiger, aber gerade deshalb um so eifriger Leser dieses großartigen Threads, der, wie Melante, dringend möchte, dass er weitergeführt wird, sehe ich heute, auf der Startseite des Forums, dass zweiterbass, der nun wirklich sachkundig ist, einen Beitrag dazu geleistet hat. Ich klicke ihn an, und finde statt eines substanziell relevanten Textes, - nur ein rätselhaft singuläres "H" vor.
    Nun rätsele ich herum und bin in Unruhe.
    Zweiterbass, so meine Bitte, möge mir doch daraus heraushelfen.

  • Hallo,


    ich beziehe mich auf den Beitrag Nr. 39 ff. (Fuge aus Bach BWV 564)


    Gombert stellt wieder mal sein „Licht unter den Scheffel“. Ich kenne seine eigene Einspielung der Fuge – die lässt alle im Beitrag (und den folgenden Beiträgen) genannten Einspielungen „alt aussehen“. Seine Interpretation ist an Leichtigkeit, Fröhlichkeit, überschäumender Freude nicht zu überbieten, hervorgerufen durch seine überragende Spielfreude, -technik und seine beispielhafte Registrierung – Grundlage bleibt natürlich Bachs musikalisches (nicht von der Form her!) Meisterwerk.


    Leider habe ich z. Zt. keine Möglichkeit, seine Einspielung hier im Forum einzustellen.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Oh ja, Zweiterbass :yes: ! Ich stimme dir völlig zu. Ist dies doch auch meine Wahrnehmung, die ich jedoch nicht hier selbständig kundzutun gewagt hätte, denn man könnte mir sehr naheliegend parteiische Voreingenommenheit anheften. Welche auch ganz gewiss vorhanden ist ;), weswegen ich mir selbst dennoch ein klares Urteilsvermögen attestiere. Und so erlaube ich mir zu sagen, dass das Beispiel BWV 564 nicht das einzige dieser Art ist...


    Mike, ich danke dir für deine sehr aufbauenden Worte in deinem letzten Beitrag. Ganz gewiss geht diese Reihe weiter, wenn auch aus verschiedenen Umständen nicht immer genau in gewünschtem Tempo. Und was natürlich sehr freut, ist, dass es offenbar Menschen gibt, die dies alles gerne nachvollziehen und sogar als Bereicherung ihrer Wahrnehmung empfinden. Denn nichts anderes soll es sein: großartiger Musik zu noch mehr Verständnis zu verhelfen!


    Die nächste Portion an Fugen mit Vorspeise wird übrigens gerade aus dem Ofen geholt....


    Viele Grüße :hello:
    Bachiania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Eine Perle im Tamino-Forum ist dieser Thread.


    Ich lese die gemeinsam verfassten, auf grosser Sachkenntnis beruhenden Analysen von Gombert und Bachiana mit grossem Interesse. zweiterbass und Glockenton haben sich auch beteiligt. William B.A. setzt auch einen Akzent.


    Doch vor sechs Jahren wird der Faden nicht weitergesponnen. In Beitrag 69 wurden von Bachiania noch weitere, fertiggestellte Artikel angekündigt.


    Es ist zu bedauern.


    Melante, Helmut Hofmann, hami 1799 m-mueller hatten sich ebenfalls lobend über die hohe Qualität der Beiträge geäussert.


    Zitat Melante: "bitte gebt nicht auf! Der einzige Thread, der nicht versinkt in Faulheit: des Hörens, Schreibens und Lesens... um in Scheingefechten zu enden."



    * * *


    Ich bin ein Laie, bin von den Orgel-Werken Johann Sebastian Bachs tief ergriffen.


    Nach dem Studium der Strecke taucht in mir eine Frage auf, warum bei aller durchdachten Struktur der bachschen Orgelwerke im Titel der Ausdruck "frei" gewählt wurde.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Nach dem Studium der Strecke taucht in mir eine Frage auf, warum bei aller durchdachten Struktur der bachschen Orgelwerke im Titel der Ausdruck "frei" gewählt wurde.

    .

    Um sie von den choralgebundenen Orgelwerken zu separieren wahrscheinlich.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Lieber Johannes Schlüter


    Danke für diese Information, dies scheint mir nachvollziehbar.


    LG moderato

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928