Bayreuther Festspiele: Die Walküre, 22.08.15: Gut mit Abstrichen

  • Das Bühnenbild war beeindruckend, keine Hütte mit nichts als einem Baumstamm, vielmehr ein festungsartiges Anwesen mit ca. 11 m hohem
    Wachturm, großer Scheune und segeltuchüberdecktem Essplatz oberhalb eines Anbaus. Sieglinde (Anja Kampe) fütterte Truthähne in einer
    Käfigbox, die sich später, wenn Johan Botha (Siegmund) losschmettert, erstaunlich ruhig verhielten. Hunding (Kwangchul Youn) erschien
    mit Zylinder und einem auf einer Lanze aufgespießten menschlichen Kopf. Zeitlich ist das ganze wohl Mitte des 20. Jahrhunderts inzuordnen,
    es gibt bereits elektrisches Licht und Eisenbahnschienen, die in die Scheune führen. Später im zweiten Aufzug wird hier offenbar Alkohol schwarz
    gebrannt, dann sieht es aber wieder so aus, als ob Flüssigsprengstoff hergestellt wird. Wotan erscheint mit Rauschebart, wie ein Amish, Fricka
    (Claudia Mahnke) in einer Herodias-Kostümierung. Die Todesverkündung auf freiem Feld fällt aus, Brünnhilde (Catherine Foster) erscheint
    Siegmund neben der Scheune. Warum Sieglinde hier, kurz um die Ecke schon zusammenbricht und sich örtlich nicht mehr auskennt, bleibt
    unklar. Der dritte Aufzug nutzt die volle Breitseite der Festung, jetzt wird dort offenbar nach Öl gebohrt. Für den Feuerzauber verschwindet
    Brünnhilde in das Innere der Scheune, außen lodern auf einem riesigen Ölfass Echtflammen auf. Die ganze Anlage ist jetzt mit fremdartigen
    Schriftzeichen und mit roten Fahnen versehen, den Turm schmückt ein roter Stern. Nach Amerika (Rheingold) hat es Wotan offenbar in die
    russischen Weiten verschlagen. Wieder gibt es einen Kameramann; die entsprechenden Aufnahmen werden auf das Segeltuch übertragen
    (aber nicht so penetrant wie im Rheingold). Insgesamt ist der bühnentechnische Aufwand beträchtlich und außerordentlich beeindruckend.
    Diese Wehranlage vergisst man nicht so leicht.


    Nun zur Hauptsache, wie wurde gesungen? Von gut bis vorzüglich. Wolfgang Koch hat mich etwas enttäuscht. Er ist im Charakterfach
    (Alberich, Telramund u.a.) kaum zu übertreffen. Als Wotan fehlt es ihm aber an Kantabilität, die Töne werden meiner Meinung nach nicht
    ausreichend gebunden, es klingt zumeist deklamatorisch. Darunter leidet nicht der zweite Aufzug, wenn Wotan auf die zeternde Fricka
    antwortet oder Brünnhilde seine Probleme erläutert. Im 3. Aufzug ist Kochs Legatokultur aber nicht wirklich ausreichend, um Emotionen
    hinreichend zum Ausdruck zu bringen (Simon Estes, der deklamatorisch eher schwach war, gelang es einst mit seiner italienisch geschulten
    Stimme als Wotan unvergesslich zu bleiben). Koch ist eher der maßregelnde als der liebende Vater. Das Orchester zeigt es aber anders, die
    väterlichen Emotionen kommen nur aus dem Orchester, nicht vom Sänger des Wotans. Der Schlussgesang „Leb wohl..“ gelang Koch
    wieder gut, damit reüssieren aber selbst eher schwache Sänger. Den meisten Beifall heimste Anja Kampe als Sieglinde ein. Am Anfang schien
    ihr Forte etwas rau, das besserte sich aber bald. Unvergesslich bleibt ihr gellender Schrei, wenn Siegmund fällt. Den Rysanek-Schrei (wenn
    Siegmund das Schwert zieht) hört man dagegen kaum noch, auch heute nicht von Anja Kampe. Johan Botha war gesanglich großartig
    mit lang und kräftig gehaltenen Wälse-Rufen und einem überzeugenden „Wälsungenblut“. Die „Winterstürme“ waren schön anzuhören,
    auch wurde das Problem mit der sich grundlos öffnenden Tür inszenatorisch besser als sonst gelöst, Siegmund und Sieglinde verließen
    schlichtweg das Haus und gestanden sich ihre Liebe vor dem großen Scheunentor (das Schwert befand sich dann direkt hinter dem Tor).
    Catherine Fosters Brünnhilde war brilliant, schon ihr Hojotoho zu Beginn des zweiten Aufzugs beeindruckte. Die Stimme klingt in allen Lagen
    rein und rund, Foster hat das nötige Volumen und in der Mittellage auch eine etwas dunkler grundierte Stimmfärbung (im Gegensatz zum
    etwas einfarbig hellen Sopran von Anja Kampe). Mit diesen technischen Voraussetzungen wird sie mit der Zeit wohl auch noch stärker die
    Seele der Brünnhilde bloßlegen können (zum Beispiel in der Todesverkündung).Den Gesamtklang der Walküren fand ich etwas inhomogen,
    um das Wort grell zu vermeiden. Von Claudia Mahnke als Fricka habe ich wenig mitbekommen, das liegt aber wohl weniger an der Sängerin
    als an der undankbaren Rolle. Kwangchul Youn war ein tadelloser Hunding.


    Der Dirigent des Abends Kiril Petrenko wurde wieder sehr gefeiert. Das Orchester klang heute voluminöser, vielleicht ist es auch die Gewöhnung
    an den Bayreuther Schalldeckel, wahrscheinlich aber eher auch das Faktum, dass in der Walküre große Sängerinnen und Sänger viel Schönes zu
    singen haben und vom gedeckelten Orchesterklang ablenken. Die Akustik des Hauses lässt es sogar zu, dass die Sänger aus dem Hintergrund
    oder auch aus großer Höhe gut verständlich bleiben. Noch etwas zur Bestuhlung, das Theater ist vollgequetscht. Man sitzt sehr eng auf- und
    nebeneinander, die Rückenlehne ist steil und endet bereits knapp oberhalb der Lendenwirbelsäule. Da die Sitzreihen amphitheaterartig ansteigen,
    sieht man von überall gut. In den langen Pausen von knapp einer Stunde jeweils hat man Zeit, sich den Rücken zu ertüchtigen. Nach den
    Aktschlüssen und am Ende ist der Beifall stets rauschend, aber relativ kurz, jeden drängt es aus den Sitzreihen hinaus. Montag folgt Siegfried.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Lieber Ralf Reck,


    habe Dank für deinen interessanten, informativen und gut geschriebenen Bericht.


    Nur diesen Satz verstehe ich nicht:

    Von Claudia Mahnke als Fricka habe ich wenig mitbekommen, das liegt aber wohl weniger an der Sängerin
    als an der undankbaren Rolle.

    Reden wir hier wirklich von der "Walküren"-Fricka als "undankbare Rolle"? Die hat doch eine wunderbare große Szene mit Wotan, die sie dominiert. Ich kenne in diesem Fach kaum dankbarere Rollen als die "Walküren"-Fricka. In vielen von mir besuchten "Walküre"-Aufführungen wurde Fricka besonders stark bejubelt - und damit quantitativ durchaus unproportional. Die "Rheingold"-Fricka ist doch wohl weit undankbarer, da ist die Auseinandersetzung mit Wotan (bei welcher eher dieser dominiert) ganz am Anfang der Partie, eine Szene, die sich auch nicht so rundet wie die in der "Walküre", und nach diesem Beginn ist sie dann quasi zu einer Stichwortgeberin degradiert - da ist die "Walküren"-Fricka mit ihrer einen, aber dafür geschlossenen und starken Szene doch weit dankbarer, findest du nicht?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber, ich kann mich eigentlich nur an eine Walkürenfricka erinnern, die wirklich gesanglich und darstellerisch überzeugte, das war Hanna Schwarz. Auf ihre Art war auch Katja Pieweck überzeugend. Nicht selten wurde die Sängerin der Fricka aberausgebuht. Von der jetzigen Fricka Claudia Mahnke war textlich kaum etwas zu verstehen, trotz der guten Akustik (für die Sänger) im Haus. Fricka ist ständig am Rand der Hysterie (Castorf hat in Frickas Szene mit Wotan auch noch eine Geliebte ieingebaut, was Frickas Wut zusätzlichnerhöht). Fricka hat, finde ich, wenig Melodiöses zu singen, abgesehen von ihren Schlussworten an Brünnhilde,die sehr schön sind (Walvater harret Dein).

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • ich kann mich eigentlich nur an eine Walkürenfricka erinnern, die wirklich gesanglich und darstellerisch überzeugte, das war Hanna Schwarz.

    Ja, das war die beste, aber auch die anderen Frickas, die in den 1990er Jahren in Berlin sangen (Ute Walther alternierend mit Hanns Schwarz an der Deutschen Oper, wärhend Uta Priew und Rosemarie Lang an der Staatsoper alternierten), wurden eigentlich immer beim Solo-Vorhang nach dem 2. Akt am meisten bejubelte (weit mehr als Hunding und meistens auch viel mehr als Siegmund). Noch Leute wie Fujimura, die nun wirklich nicht an die vier vorhergenannten Damen heranreichte, wurde einige Jahre später stets lauthals bejubelt. Dass eine "Walküren"-Fricka ausgebuht wurde, habe ich persönlich nie erlebt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Fricka hat, finde ich, wenig Melodiöses zu singen, abgesehen von ihren Schlussworten an Brünnhilde,die sehr schön sind (Walvater harret Dein).


    Mir scheint, davon gibt es noch etwas mehr wie zum Beispiel "mit Unfreien streitet kein Edler" und vor allem "Deiner ew´gen Gattin heilige Ehre ..."

  • Zitat

    Zitat von Ralf Reck: es gibt bereits elektrisches Licht und Eisenbahnschienen, die in die Scheune führen.

    Mich wundert, was die antiken Götter in mystischen Zeiten schon so alles hatten. Das Smartphone, mit dem man gebeugten Hauptes und Daumen bewegend umher läuft, hat der Regisseur wohl vergessen. Dann hätte wohl eine SMS von Wotan an Brünhilde genügt, um diese vom Willen Wotans zu informieren, Fricka hätte sich gar nicht erst an den Handlungsort bemühen müssen, sondern ihre Botschaft ebenfalls auf diesem Wege übermitteln können. Und gab es wirklich ein Schwert? Vielleicht war es doch nur ein verkapptes Maschinengewehr?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard, es war tatsächlich ein Schwert, Hunding hatte zudem einen Langspiess, waffentechnisch für die Zeit widersinnig, aber das Publikum vermisste nicht die Symbole. ich hatte auch darauf gewartet, wie die Schwertszene gelöst ist. Bei Siegmunds "Ein Schwert verhieß mir der Vater" wurde dasselbige auf das Segeltuch projiziert, bei der Passage "Ich fass es jetzt" stand Botha noch breitbeinig vor der Scheune, ging dann in diese hinein und zog es recht unspetakulär heraus. Am Schluss erhielt Sieglinde auch tatsächlich die von Brünnhilde geretteten Schwerterstücke. Wann gab es im Lohengrin den letzten Schwan auf der Bühne? In der Oper habe ich nie einen gesehen, allerdings in einer Höhle, die sich der Bayernkönig Ludwig II. bei dem Schloss Linderhof anlegen ließ.
    Da wir nun eine Woche in Bayreuth sind, haben wir auch das neue Wahnfriedmuseum besichtigt. Der Anbau ist recht gut gelungen, im Tiefgeschoss sind alte Kostüme und Bühnenbildentwürfe vom Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen. Die sind ganz schön, auch die Bühnenbilder machen was her. Man sieht solche gemalten, für die Illusion perfekten Prospekte heute nur noch im Ballett. Jürgen Rose ist darin ein Meister. Heute geht es weniger um Illusion oder Verklärung, vielmehr werden wir als Zuschauer mit dem Holzhammer auf die ideologische Sicht des Regisseurs getrimmt. Ich kann weitgehend darüber hinwegsehen. Anders als beim Theater gelingt es der Regie in der Regel nicht, den Ablauf der Musikstücke zu verändern, schon gar nicht bei Wagner. Wenn Komwitschny in seiner Hamburger Meistersingerinszenierung allerdings Zwischentext sprechen lässt, bei der Schlussansprache von Sachs, kann man sich ja die Ohren zuhalten. Denn die Dauer ist begrenzt. im Theater fragt man sich ja manchmal, ob der Text überhaupt von Goethe oder von Shakespeare ist. in der Oper sind wir akustisch besser geschützt.


    An Stimmenliebhaber: ZU Fricka, ich meine Ruth Hesse war eine der Unglücklichen, die ausgebuht wurden. Bin mir aber nicht ganz sicher.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Zitat

    Zitat von Ralf Beck: im Theater fragt man sich ja manchmal, ob der Text überhaupt von Goethe oder von Shakespeare ist. in der Oper sind wir akustisch besser geschützt.

    Lieber Ralf,


    in der Oper ist der Anfang dieser Zerstörung doch auch schon gemacht. Siehe "Fidelio" in Salzburg. Wer weiß, was wir noch alles an Widersinn zu erwarten haben.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ja, das war die beste, aber auch die anderen Frickas, die in den 1990er Jahren in Berlin sangen (Ute Walther alternierend mit Hanns Schwarz an der Deutschen Oper, wärhend Uta Priew und Rosemarie Lang an der Staatsoper alternierten), wurden eigentlich immer beim Solo-Vorhang nach dem 2. Akt am meisten bejubelte (weit mehr als Hunding und meistens auch viel mehr als Siegmund). Noch Leute wie Fujimura, die nun wirklich nicht an die vier vorhergenannten Damen heranreichte, wurde einige Jahre später stets lauthals bejubelt. Dass eine "Walküren"-Fricka ausgebuht wurde, habe ich persönlich nie erlebt.


    Wie kann man nur eine Christa Ludwig so schnell vergessen?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Wie kann man nur eine Christa Ludwig so schnell vergessen?

    Diese Frage verstehe ich nicht, denn ich konnte Christa Ludwig als Fricka nicht vergessen, weil ich sie nicht gesehen habe. Ich weiß gar nicht, ob Christa Ludwig die Fricka in den 1990er Jahren überhaupt noch gesungen hat, aber ganz sicher nicht in Berlin. Christa Ludwig habe ich überhaupt nicht mehr live in einer Opernvorstellung auf der Bühne erlebt, nur noch einmal im funkelnden blauen Konzertkleid bei einer "Winterreise", wobei das Kleid leider das einzige war, was da noch funkelte. Die Stimme war damals (1994) zwar immer noch unglaublich intakt, aber interpretatorisch war es leider eine Nullnummer - für eine "Winterreise" jedenfalls viel zu wenig.


    Du musst mir schon gestatten, dass ich hier mit meinem Erfahrungshintergrund schreibe und nicht mit deinem - und zu meinem Erfahrungshintergrund gehört Christa Ludwig als Fricka nicht. Ich kenne sie in dieser Rolle nur durch die MET-Aufzeichnungen und da fand ich sie jetzt nicht sooo nachhaltig...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Da tust du mir leid, denn die Ludwig stand in den 90er Jahren öfter in "Elektra" auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin. Sie sang dort die Klytämnestra, die Elektra sang meistens Gwyneth Jones. Es war jedesmals ein grandioses Spektakel und das Haus tobte.



    :hello: LT

  • Diese Frage verstehe ich nicht, denn ich konnte Christa Ludwig als Fricka nicht vergessen, weil ich sie nicht gesehen habe. Ich weiß gar nicht, ob Christa Ludwig die Fricka in den 1990er Jahren überhaupt noch gesungen hat, aber ganz sicher nicht in Berlin. Christa Ludwig habe ich überhaupt nicht mehr live in einer Opernvorstellung auf der Bühne erlebt, nur noch einmal im funkelnden blauen Konzertkleid bei einer "Winterreise", wobei das Kleid leider das einzige war, was da noch funkelte. Die Stimme war damals (1994) zwar immer noch unglaublich intakt, aber interpretatorisch war es leider eine Nullnummer - für eine "Winterreise" jedenfalls viel zu wenig.


    Du musst mir schon gestatten, dass ich hier mit meinem Erfahrungshintergrund schreibe und nicht mit deinem - und zu meinem Erfahrungshintergrund gehört Christa Ludwig als Fricka nicht. Ich kenne sie in dieser Rolle nur durch die MET-Aufzeichnungen und da fand ich sie jetzt nicht sooo nachhaltig...



    Im März 1991 habe ich in Wien Christa Ludwig als Fricka erlebt, und sie war die Fricka - so wie sie auch noch mehr als drei Jahre später in Wien als einwandfreie Klytemnestra auftrat.


    DIE WALKÜRE
    Sonntag, 17. März 1991 | 18:00 | in deutscher Sprache


    Berislav Klobučar | Dirigent
    Wolfgang Weber | Regie
    Emil Preetorius | Bühnenbild und Kostüme


    James King | Siegmund
    Matti Salminen | Hunding
    Simon Estes | Wotan
    Rebecca Blankenship | Sieglinde
    Gwyneth Jones | Brünnhilde
    Christa Ludwig | Fricka
    Gabriele Lechner | Helmwige
    Maria José Montiel | Gerhilde
    Marjorie Vance | Ortlinde
    Rannveig Braga | Waltraute
    Margareta Hintermeier | Siegrune
    Margarita Lilowa | Roßweiße
    Axelle Gall | Grimgerde
    Gabriella Bessenyei | Schwertleite

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Da tust du mir leid, denn die Ludwig stand in den 90er Jahren öfter in "Elektra" auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin. Sie sang dort die Klytämnestra, die Elektra sang meistens Gwyneth Jones. Es war jedesmals ein grandioses Spektakel und das Haus tobte.



    :hello: LT

    Das war zu ihrem Abschied 1994, aber wohl nr zwei Vorstellungen. Viele Opernfreunde, die ich kannte, waren, nachdem kurz zuvor das die Rysanek gesungen hatte, doch etwas enttäuscht von der Ludwig als Klytämnestra und sprachen von "Hausmütterchen". Rysanek hatte ich auch live als Klytämnestra, aber "Elektra" ist einfach nicht meine Lieblingsoper.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Im März 1991 habe ich in Wien Christa Ludwig als Fricka erlebt, und sie war die Fricka

    Ok, dann sang sie offenbar die Fricka bis 1991, danach wohl nicht mehr. 1991 erlebte ich gerade meine erste "Walküre" überhaupt, mit einer grandiosen Hanna Schwarz als Fricka - und das Haus tobte.
    Hanns Schwarz habe ich in Berlin häufig als Fricka erlebt - im Vergleich dazu finde ich Christa Ludwig auf MET-Konserve wirklich blass - aber natürlich die ein Live-Eindruck immer intensiver als eine (wenn auch Video-) Aufzeichnung.



    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es wirklich nötig war, diese Rubrik zu einer Christa-Ludwig-Rubrik unzufunkionieren...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nein, sie sang die Partie auch Jahre zuvor! Ich war mehrmals drin!


    :hello: LT

    Das kann ja sein, aber "Jahre zuvor" müssen ja dann doch eher die 1980er gewesen sein, während du schriebst:

    Zitat

    denn die Ludwig stand in den 90er Jahren öfter in "Elektra" auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin.

    Und da waren es wohl nur noch die zwei besagten Aufführungen zu ihrem Abschied 1994, denn seit Sommer 1990, wo ich das Haus besuche und die Spielpläne aufmerksam studiert habe, haben wohl keine weiteren Opernvorstellungen mit Christa Ludwig (die ich natürlich von Schallplatte her kannte, nicht zuletzt als Brangäne unter Böhm und als Kundry unter Solti) stattgefunden. Ein Online-Archiv wie bei der Wiener Staatsoper, wo man das nachschauen könnte, gibt es leider nicht, aber in den Jahren 1992 und 1992 hat Christa Ludwig definitiv nicht auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin gestanden, das wüsste ich.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Soll das jetzt ein Ranking der Fricka-Interpretationen werden? Da wären dann doch noch ein paar Namen zu nennen!
    Oder kommt jetzt eine Christa-Ludwig-Diskussion in den Vordergrund?
    Fände ich beides in diesem Thread nicht so sinnvoll.


    Eher schiene mir angesagt, doch noch mal über Petrenkos Interpretation zu reden.
    Ralf Reck hatte sich ja über seine Leistung im Rheingold sehr kühl geäussert. Jetzt in dem Bericht über die Walküre sagt er gar nichts über ihn.
    Er erwähnt aber, dass er mit jubelndem Beifall bedacht wurde.
    Da wäre doch interessant, mal zu fragen: warum?


    Ich habe das Rheingold nicht und von dem ganzen Ring in diesem Jahr nur die Walküre gehört und zwar im zweiten Zyklus!
    Da allerdings war der Eindruck, den Petrenko auf mich gemacht hat, schon sehr stark!
    Wie er den motivischen Verflechtungen nachging, wie er in den Konversationspassagen gleichsam mit dem Orchester den Subtext herauspräparierte und die sinfonischen Strukturen der Musik ausleuchtete, das war schon eindrucksvoll! Eindrucksvoll vor allem auch deshalb, weil er das alles ohne jede Pedanterie oder didaktische Attitüde schaffte.
    Das Bedeutende seiner Interpretation aber war für mich, dass er sich damit nicht begnügte, sondern auch die emotionale Dimension der Handlung mit großem Feingefühl und - wo es gefordert ist - mit schwärmerischer Emphase und mit lodernder Leidenschaft in wundervoll präzise ausgehörten Klängen entfaltete.
    Das war schon was Besonderes! So plastisch und durchhörbar, so leuchtend und farbenreich, so überschwänglich und so mutig hört man die Walküre nun wirklich nicht alle Tage! Da war - meiner Meinung nach - der Jubel am Ende schon sehr berechtigt.


    Dass Petrenko die Sänger gleichsam auf Händen trägt, war zudem noch ein besonderes Charakteristikum des Abends. Und so machten denn auch alle Solisten eine gute Figur! Man konnte zufrieden sein.


    Vergleiche zu den großen Interpreten, die ich im Laufe meiner fast 60jährigen Geschichte mit dem Ring in den verschiedensten Opernhäusern gehört habe, versage ich mir aber doch lieber. Da käme eigentlich keiner, der in diesem Jahr in Bayreuth auf der Bühne stand, wirklich gut bei weg!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Vergleiche zu den großen Interpreten, die ich im Laufe meiner fast 60jährigen Geschichte mit dem Ring in den verschiedensten Opernhäusern gehört habe, versage ich mir aber doch lieber. Da käme eigentlich keiner, der in diesem Jahr in Bayreuth auf der Bühne stand, wirklich gut bei weg!

    Na, ja, aber wenn ich mir dann die Mitschnitte aus den glorreichen goldenen 50er Jahren so anhöre, zieht es mir mitunter die Schuhe aus, was die sängerischen Leistungen betrifft! Ich sag nur: Karajan-Rheingold Bayreuth 51! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Na, ja, aber wenn ich mir dann die Mitschnitte aus den glorreichen goldenen 50er Jahren so anhöre, zieht es mir mitunter die Schuhe aus, was die sängerischen Leistungen betrifft! Ich sag nur: Karajan-Rheingold Bayreuth 51!


    Bester aller Stimmenliebhaber!
    Ganz ehrlich: 1951 war noch nicht mal ich in Bayreuth! :evil::evil::pfeif:


    Meine erste Walküre habe ich erst ein paar Jahre später in Berlin gehört.
    Da sangen Rysanek, Mödl, Dalis, Suthaus, Neralic und Greindl!
    Das war kein so ganz schlechter Start für mich!
    Inzwischen habe ich das Werk über 80 mal auf der Bühne erlebt! Und so habe ich im Laufe der Jahre für jede Partie eine Reihe von Interpreten gehört, die in der einen oder anderen Weise meinen Idealvorstellungen ganz nahe kamen - oder diese Idealvorstellungen selbst mitgeprägt haben!


    Aber das ist ein Thema, das nicht hier in diesem Thread zu diskutieren wäre.
    Zum Teil ist ja auch darüber schon diskutiert worden.
    Ich erinnere mich, dass ich mich mal ausführlich an der Suche der idealen Brünnhilde beteiligt habe.


    Beste Grüße


    Caruso41

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    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Und man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Wenn du jetzt dringesessen hättest, könntest du mit denen vergleichen, bei denen du auch dringesessen hast, denn live ist immer eine ganz andere Intensität als nur Konserve oder Radio-Übertragung. Du hast aber in diesem Jahr nicht selbst im Festspielhaus gesessen, oder?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • ....denn live ist immer eine ganz andere Intensität als nur Konserve oder Radio-Übertragung. Du hast aber in diesem Jahr nicht selbst im Festspielhaus gesessen, oder?


    Allerdings habe ich drin gesesses! Aber nicht in der von Ralf Reck beschriebenen Aufführung, sondern am 10. August!
    Das - dachte ich - ging aus meinem Beitrag Nr. 17 doch eigentlich hervor! Oder nicht?
    Ich hatte geschrieben: ....von dem ganzen Ring in diesem Jahr nur die Walküre gehört und zwar im zweiten Zyklus!
    Da allerdings war der Eindruck, den Petrenko auf mich gemacht hat, schon sehr stark! .....


    Im Übrigen bin ich doch ganz Deiner Meinung! Deshalb mache ich eigentlich nach Möglichkeit auch immer klar, ob sich meine Äusserungen über eine Aufführung oder über einen Sänger auf Live-Eindrücke gründen oder nur auf Übertragungen oder Studioproduktionen!


    Ich bin ja einer, dem Live-Eindrücke über alles gehen!!
    Da ich - aus einsehbaren Gründen - nicht ständig in der Oper oder im Konzertsaal sein kann, und da ich dort auch Vieles und Viele gar nicht zu hören bekäme, lege ich mir denn auch "Konserven" auf. Dass die aber selten die selbe Intensität haben, ist mir voll bewusst!
    Vor dem Hintergrund übrigens erklärt sich auch, warum ich so gut wie nie DVDs anschaue/anhöre. Da drängt sich mir so viel zwischen die Musik und mich, das ich im Opernhaus einfach nicht habe.


    So, nun ist der Ring frei, weiter über die Walküre und besonders über die Interpretation von Petrenko zu diskutieren.
    Da würden mich ja doch noch Stimmen von anderen Taminos interessieren.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Das - dachte ich - ging aus meinem Beitrag Nr. 17 doch eigentlich hervor! Oder nicht?
    Ich hatte geschrieben: ....von dem ganzen Ring in diesem Jahr nur die Walküre gehört und zwar im zweiten Zyklus!
    Da allerdings war der Eindruck, den Petrenko auf mich gemacht hat, schon sehr stark! .....


    Ich habe "gehört" gelesen und bin von einer Radio-Übertragung ausgegangen. Hättest du "gesehen" geschrieben, wäre es mir gleich klar gewesen.


    Da würden mich ja doch noch Stimmen von anderen Taminos interessieren.

    Mich würde mal deine Meinung zur Inszenierung interessieren! 8-)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mich würde mal deine Meinung zur Inszenierung interessieren!


    Lieber Stimmenliebhaber,
    wie ich ja schon öfter betont habe, äussere ich mich hier im Forum nicht mehr zu Inszenierungen.
    Ich habe kein Interesse, die lästigen und oft auch unappetitlichen Grabenkämpfe um das sogenannte 'Regietheater' anzuheizen! Zumal sich darin meist Opernfreunde besonders hervortun, die gar nicht selber in die Oper gehen!


    Um Deine Frage aber nicht unbeantwortet zu lassen, werde ich Dir eine E-Mail schicken!
    Ist das OK?


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Zitat von Caruso: Zumal sich darin meist Opernfreunde besonders hervortun, die gar nicht selber in die Oper gehen!

    Lieber Caruso,


    darin hast du leider Recht. Aber die Beiträge von denen, die sich weder im Opernhaus noch im Fernsehen eine Oper ansehen und dennoch glauben, sich äußern zu müssen, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Kann man für sie überhaupt das von dir gebrauchte Wort "Opernfreunde" verwenden? Jedesmal, wenn wir zu einer Inszenierung eine konkrete, auf den Fall bezogene Äußerung erwarteten, haben sie sich nicht geäußert, weil sie es garnicht gesehen haben. Also was können deren allgemeine Beiträge nützen?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Diese Frage verstehe ich nicht, denn ich konnte Christa Ludwig als Fricka nicht vergessen, weil ich sie nicht gesehen habe.


    Eigentlich war meine Antwort an Ralf Reck gerichtet. Dass Du, Stimmenliebhaber, die Ludwig nicht erlebt hast, dafür kann ich nichts. Wenigstens aus der Solti-Ring-Aufnahme sollte Dir die Ludwig aus 1965 ein Begriff sein.


    Wenn ich hier lese, dass sie in Berlin kaum gesungen hat, so war sie jedenfalls in guter Gesellschaft, denn es gibt ja eine Heerschar hervorragender Sänger und Sängerinnen, die mit ihr dieses Schicksaal teilten. Ich jedenfalls durfte die Ludwig oft in Wien erleben - sie war jedesmal ei Ereignis und bleibt nicht nur mir unvergessen.


    Ich frage mich, warum Du Dich über eine herausragende Sängerin zu Wort meldest, die Dir kaum ein Begriff ist. Da habe ich als Wiener schon einen fundierteren Hintergrund!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Dass Du, Stimmenliebhaber, die Ludwig nicht erlebt hast, dafür kann ich nichts. Wenigstens aus der Solti-Ring-Aufnahme sollte Dir die Ludwig aus 1965 ein Begriff sein.

    Ich habe sie ja erlebt, mit dieser fragwürdigen "Winterreise". Im Solti-"Ring" geföllt mir vor allem die "Rheingold"-Fricka: Kirsten Flagstad! :rolleyes:
    Als "Walküren"-Fricka finde ich die Ludwig damals eigentlich zu jung. Schade, dass die Flagstad damals gestorben ist und das nicht mehr machen konnte.


    Ich frage mich, warum Du Dich über eine herausragende Sängerin zu Wort meldest, die Dir kaum ein Begriff ist. Da habe ich als Wiener schon einen fundierteren Hintergrund!

    Hallo, geht's noch? Ich habe mich hierbezüglich der Frage zu Wort gemeldet, ob die Partie der Fricka in der "Walküre" eine dankbare Rolle ist oder nicht. Ralph war der Meinung, dass es sie nicht ist, ich war der Meinung, dass es sie sehr wohl ist. Darum gin es! Diese Frage habe ich dann mit Ralph anhand selbst erlebter Frickas und der Publikumsreaktionen und diese diskutiert. Zu Frau Ludwig hätte ich überhaupt nichts gesagt, wenn du nicht völlig überflüssigerweise ihren Namen in diese Diskussion geworfen hättest - überflüssig deshalb, weil es hier nicht um sie ging!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe mich hierbezüglich der Frage zu Wort gemeldet, ob die Partie der Fricka in der "Walküre" eine dankbare Rolle ist oder nicht. Ralph war der Meinung, dass es sie nicht ist, ich war der Meinung, dass es sie sehr wohl ist. Darum gin es!


    Hatte ich auch gedacht.
    Da aber auf meinen Einwurf (Nr. 5) von keiner Seite eine Reaktion erfolgte, ging es wohl (auch) um Anderes.
    Dabei ist zu sagen, dass ich in keiner Weise eine Bestätigung meiner Ansichten erwartet hatte, wohl aber eine Ansicht über das bezügliche Thema.


    Geht es also eher ums Rechthaben als um die Sache?
    Es ist eben diese "zu blöder Einwand, um darauf zu antworten-Attitüde" die auch mir das Forum verleidet.

  • Wenn ich hier lese, dass sie in Berlin kaum gesungen hat, so war sie jedenfalls in guter Gesellschaft, denn es gibt ja eine Heerschar hervorragender Sänger und Sängerinnen, die mit ihr dieses Schicksaal teilten.


    Nur um zurechtzurücken, was hier in dieser Polemik unterstellt wird.
    Von der Eröffnung der Deutschen Oper Berlin im Jahre 1961 an hat Christa Ludwig ausgesprochen viel in Berlin gesungen: Amneris, Ortrud, Marie im Wozzeck, Dorabella, Leonore im Fidelio und so fort. Sie gehörte gleichsam zu den Stützen des Hauses!
    Ich bin froh, dass ich sie in allen Partien, in denen sie in Berlin aufgetreten ist, mehrmals hören konnte!
    Unvergesslich!


    Aber eigentlich geht es ja darum gar nicht - sondern um die Frage, ob die Fricka eine dankbare Partie ist und welche Sängerinnen dies haben vorführen und erfahrbar machen können.


    Im Übrigen wäre uns die sonderbare Kontroverse erspart geblieben , hättest Du, lieber Milletre, die Ausführungen von Stimmenliebhaber richtig gelesen. Er hat nicht mehr und nicht weniger geschrieben als dass die Ludwig in den 90er Jahren in Berlin nach seiner Wahrnehmung keine Fricka gesungen hat! Und im übrigen hat er Sängerinnen genannt, die er in den 90er Jahren als eindruckvolle Interpretinnen der Partie erlebt hat. Warum musste er dafür so angeranzt werden?


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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