ABM - Arturo Benedetti Michelangeli

  • Ich habe gerade entdeckt:



    ... es gibt sie auch als "HQCD" (nie gehört, was das ist) - zu erwerben auf dieser Seite - aber nur für Asiaten benutzbar, die Bilderschrift lesen können! ?(


    http://tower.jp/item/2330984/L…tales,-Gaspard-de-la-Nuit


    Dort ist auch diese zu haben (in asiatischer Währung) - enthält außer dem auf dem Cover angegebenen Programm noch die Galuppi-Sonate:



    Diese CD:



    enthält Beethoven-Sonate op. 26, Schubert Sonate D 537, 3 Stücke aus den Images von Debussy, Chopin Sonate Nr. 2 op. 35. Gibts ziemlich teuer bei Amazon für 53 Euro (2 CDs). Mal schaun, ob sie irgendwo noch günstiger zu haben ist...


    Schöne Grüße
    Holger


  • Die beiden Altus-CDs (Bild oben und unten) habe ich direkt aus Japan kommen lassen - und mußte prompt an der Tür dem Postboten noch 6 Euro Zoll zahlen, sonst hätte er mir die Sendung nicht übergeben.


    Vom 5. Klavierkonzert von Beethoven gibt es unzählige Mitschnitte von ABM. Diese Rundfunkaufnahme (NHK) aus Tokyo (Bunka Kaikan 13.3.1965) ist eine der mitreißendsten. Es erfrischt immer wieder das Herz, wie ABM dieses 5. Beethoven-Konzert völlig entschlackt und ohne jeglichen mystifizierenden Weihrauch darbietet, glasklar, hochvirtuos und tonschön, dazu mit feurigem Temperament, so, als läge noch der Morgentau über der Beethoven-Welt, in dem sich die aufgehende Sonne spiegelt. Das japanische Orchester läßt sich davon mitreißen! Es gibt Details, die einem im Gedächtnis haften bleiben wie wenn er zum Ende der Kadenz des 1. Satzes beim auratischen Thema das Tempo rausnimmt - das Orchester setzt dann wieder ein mit Tempo A ein. Sehr intensiv! Das Mozart-Konzert KV 466 spare ich mir für später auf. Die Klangqualität ist sehr gut.


    Sehr gespannt war ich auch auf folgenden Mitschnitt:



    Meine AVM-Anlage schafft es ja, auch die problematischsten historischen Dokumente klar und sauber abzuspielen. Aber dieser semiprofessionelle Mitschnitt aus Frankreich, der offernbar aus dem Publikum heraus gemacht wurde (das Klatschen kommt vor dem Flügel aus der Box) ist was die Aufnahmetechnik angeht leider hart an der Grenze des Zumutbaren. Sehr schade - denn ABM spielt hier Beethovens op. 26, die Schubert-Sonate D 537, eine Auswahl aus den Images von Debussy und Chopins Sonate op. 35 wenn man dem Cover glauben darf (die Klappentexte sind ausnahmslos in japanischen Zeichen geschrieben von Japanern für Japaner und deshalb für arme Europäer unlesbar! :D ) auf einem Bechstein-Flügel - eine absolute Ausnahme, die es wohl kein zweites Mal gibt. Der Klang ist dermaßen topfig, dass mein Mitteltöner nur so scheppert, die Spule an die Trommel schlägt. :cursing: Man kann die singulären Qualitäten der Aufnahme deshalb nur erahnen, besonders schön finde ich den Schubert. Den Chopin habe ich noch nicht gehört.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Hallo Dr. Kaletha,


    Wie kann das sein? "topfiger Klang", "scheppern"?? Das sind aber keine typischen Merkmale für den BECHSTEIN-Flügel!
    Da muß ich aber BECHSTEIN einmal beispringen :) - ich besitze selbst einen Bechstein-Flügel und da ist der Klang alles andere als topfig. Der BECHSTEIN--Klang gilt allgemein als weich bis silbern, klar, und die Mechanik wird z. B. von dem Klavierexperten Jörg Demus als "wunderbar sensibel" beschrieben. Und ABM galt als schon fast übertrieben instrumenten-krtisch. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er auf einem solchen Instrument spielte! Das kann doch nur an der Aufnahme-Technik liegen!


    Ob ABM wirklich nur dieses eine Mal auf BECHSTEIN gespielt hat, wage ich auch zu bezweifeln, denn in der großen BECHSTEIN-Firmenbroschüre ist unter vielen anderen auch ARTURO BENEDETTI MICHELANGELI als BECHSTEIN-Interpret genannt und abgebildet, macht also damit für den BECHSTEIN auch indirekt Werbung, auch wenn er offenbar nur gelegentlich darauf spielte. Als der bekannteste BECHSTEIN-Interpret darf wohl JORGE BOLET gelten, der wohl ausschließlich auf BECHSTEIN spielte, und der sich sehr zur Freude dieses Klavierbauers äußerte: "Nach meiner Meinung ist der BECHSTEIN von so überlegener Qualität, daß er keinen Konkurrenten hat. Die Mächtigkeit des Klanges gibt dem Pianisten ein unbegrenztes Reservoir für die größten Konzertsäle. Die Möglichkeit, den Ton des Instruments zu variieren, macht es zu dem idealen Instrument für Konzerte der gesamten Klavierliteratur". Auch andere Musiker bekannten sich übrigens in dieser Firmenbroschüre zu BECHSTEIN, bzw. lobten dessen Qualitäten, wie z. B. FURTWÄNGLER, BACKHAUS, GIESEKING, KEMPFF, GODOLSKY, ARRAU, CELIBIDACHE, NIKOLAJEWA, RUBINSTEIN, DEMUS, BERNSTEIN, PENDERECKI, S. RICHTER, FRANTZ, KATSARIS, u. a.


    Nun aber zurück zu ABM: Mir ist bekannt, wie hoch Du diesen Pianisten zu Recht einschätzt und Dich für ihn begeistern kannst.
    So hoffe ich für Dich, daß Du auch seine EMI-Einspielung von HAYDN's Klavierkonzerten Nr. 4 und Nr. 11 mit dem vorzüglichen ZÜRCHER KAMMERORCHESTER unter EDMOND DE STOUTZ kennst, vielleicht auch besitzt, eine Aufnahme, für die man sich wahrlich begeistern kann. Ich habe diese beiden wunderschönen Konzerte nie wieder so großartig gespielt und mit fantastisch plastischem Klang gehört.


    youtube.com/watch?v=3imMok5FISo


    youtube.com/watch?v=J9-4brxWcmo


    youtube.com/watch?v=0gfo7tmqAAs


    Viele Grüße
    wok

  • Wie kann das sein? "topfiger Klang", "scheppern"?? Das sind aber keine typischen Merkmale für den BECHSTEIN-Flügel!

    Lieber Wok,


    da hast Du mich aber gründlich mißverstanden! Ich meinte die Aufnahmetechnik! So einen Bechstein-Flügel wie Du hätte ich auch gerne! :) Der Flügel klingt von dem was man bei dieser Aufnahme hört ausgezeichnet - klingt ganz nach ABM, was zeigt, wie gut und flexibel der Bechstein auch den ABM-Ton produzieren kann! :D Der Saal dort muß so ein umgebauter Stall oder eine Scheune sein, wo sie irgend ein Bandgerät aufgetrieben haben und mäßige Mikros. Oder es waren keine Profi-Techniker da, welche die Mikros vernünftig platziert hätten. Die Tonqualität ist einfach grottenschlecht - "Scheunenqualität"!


    Vor dem Krieg war Bechstein ja der meistverkaufte Flügel weltweit. Als dann 1945 alle Werkshallen zerbombt waren, ist Steinway in die Bresche gesprungen und hat die Marktanteile übernommen.


    So hoffe ich für Dich, daß Du auch seine EMI-Einspielung von HAYDN's Klavierkonzerten Nr. 4 und Nr. 11 mit dem vorzüglichen ZÜRCHER KAMMERORCHESTER unter EDMOND DE STOUTZ kennst, vielleicht auch besitzt, eine Aufnahme, für die man sich wahrlich begeistern kann. Ich habe diese beiden wunderschönen Konzerte nie wieder so großartig gespielt und mit fantastisch plastischem Klang gehört.

    Natürlich habe ich die Aufnahme (von ABM sammle ich alles, was für mich zu bekommen war und ist! :) ) Das ist "die" Aufnahme der Haydn-Konzerte schlechthin. Wirklich ärgerlich sind manche Kritiken. Da wurde etwa geschrieben: ABM nimmt Haydn Ernst. Das sei aber Einsatz am falschen Ort! Wieder mal das "Papa-Haydn-Klischee", was nicht totzukriegen ist. Das ist zum Mäusemelken... :D :hello:


    Beste Grüße
    Holger


  • Das Mozart-Konzert KV 466 ist eine von ABMs olympischen Höchstleistungen. Eine unfaßbare Pianistik. Das Bleibende daran ist die Emanzipation von Mozart, der wirklich Beethoven gleichgestellt wird: Klarheit, Kraft, messerscharfe Kontraste, dazu ABMs metaphysischer, reiner Ton und leidenschaftliche, dramatische Intensität (vor allem in den unglaublich gespielten Kadenzen). Keine Sentimentalitäten und sensualistischen Verzärtelungen werden zugelassen - Mozart als erwachsen gewordener Klassiker. Davon läßt sich auch das vorzüglich engagiert spielende japanische Orchester unter Jindrich Rohan mitreißen. Es stimmt also alles auch von dieser Seite her. Die Aufnahmequalität ist hervorragend - glasklares Mono, so durchsichtig, dass es fast Stereo-Qualitäten hat. :)


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Gestern entdecke ich diesen unfaßbaren Mitschnitt von 1968. Ein in jeder Hinsicht magisches Klavierspiel - mit der Mazurka op. 59, 3, die es nur hier zu hören gibt. Ich hoffe nur, dieses wirklich große Konzertereignis wird doch bald einmal veröffentlicht. Im Konzert, gerade, wenn er sich offenbar wie hier absolut wohl fühlt, ist ABM (nicht anders als Gilels etwa) eben doch ein anderer als im Studio. Da folgt er der Inspiration des Moments ohne jeden Zwang, eine Bestandsgarantie in der Reproduzierbarkeit geben zu müssen.



    Schöne Grüße
    Holger


  • Zitat von Christian B.

    sind die Aufnahmen denn klanglich verbessert/verändert worden? Sonst lohnt die Anschaffung ja nicht, da alles - soweit ich sehe - bereits auf dem Markt war (bis auf einige Faschingsschwank-Sätze). Gerade die Teldec-Aufnahmen habe ich klanglich sehr bescheiden in Erinnerung.

    Lieber Christian,


    die digitalen Masterings mit neuester Technik sind wirklich hervorragend! Bei den Teldec Aufnahmen (gehört habe ich Grieg "Erotik" und Chopin Berceuse) ist der Klang noch etwas klarer und sauberer als auf der alten Teldec-CD (Digitaltechnik von 1994). Beim Chopin ist der Flügel nicht so wunderbar präsent wie beim Grieg. Die Telefunken-Aufnahmetechnik für diese Zeit ist wirklich ausgezeichnet, weiträumig, klar und sauber, eindeutig besser jedenfalls als bei EMI-Italiana. Allerdings - das wirst Du in Erinnerung behalten haben - sind das wohl (Aufnahmedatum 1942) Matrizen und keine Bandaufnahmen. Deswegen hört man einen sehr hohen Rauschanteil im Hintergrund (Abspielgeräusche) - es hört sich an wie von der Platte abgespielt. Bei Chopin haben sie wahrscheinlich sogar eine Schellackplatte benutzen müssen, weil die Originalmatrize verloren gegangen ist, was den etwas weniger präsenten Klang und den höheren Rauschpegel erklären würde. Das kann man natürlich durch kein noch so gutes Remastering wegbekommen - in dieser Hinsicht sind die EMI-Italiana-Aufnahmen weniger belastet, frei von solchen Nebengeräuschen, weil es offenbar schon Bandaufnahmen sind und es die Originalbänder noch gibt.


    Kaum zu fassen: Meine schlechte Meinung von der Kompetenz bei EMI (jetzt Warner) wird auch hier mal wieder bestätigt. In der EMI Icon-Box sind alle EMI-Aufnahmen drin - nur Marescotti "Fantasque" hatten sie "vergessen". Die ist nun in der Warner-Box enthalten. Das hat mich natürlich gefreut. Dafür gibt es aber einen neuen Fauxpas. Sie haben offenbar die Lizenz von Fonitcetra erworben und die Rundfunkaufnahmen der RAI mit aufgenommen. Aber von wegen "Complete... "! Da ist das 1. Klavierkonzert von Liszt mit Rafael Kubelik dabei - schön, aber den Totentanz (auch mit Kubelik, das ist derselbe von der RAI aufgenommene Konzertabend, ABM hat beides hintereinander gespielt!) haben sie doch glatt wieder "vergessen". Das vermeintlich Komplette ist also wieder mal nicht komplett - zum Ärger des Sammlers. Bei Lipatti hatten sie sich auch so ein Ding geleistet. Nach der EMI-Box kam eine Einzel-CD heraus mit dem Bartok-Konzert Nr. 3 und Liszt Nr. 1. Dann haben sie die Box neu aufgelegt und diese zwischenzeitlich erschienene Einzel-CD vergessen, da mit aufzunehmen. Solcher Murks hat in diesem Laden offenbar "Tradition". ?(


    Schöne Grüße
    Holger

  • Exklusivrechte verjähren im Verlagswesen. Z.B. hat der Fischer-Verlag die Rechte für Franz Kafka längst nicht mehr - d.h. jeder andere Verlag kann nach dem Verfallsdatum Kafka-Texte herausbringen ohne irgend etwas an Fischer zu zahlen. Genau das ist offensichtlich bei den frühen EMI-Aufnahmen der Fall. Naxos hat die folgende CD bereits 2008 herausgebracht:



    Im Booklet steht:


    Release editor´s note: Although it is konwn that Michelangeli´s war-time recordings for Telefunken and Voice del Padrone Italia (Italian HMV) were made between 1939 and 1945. It is difficult to establish precise recording dates and venues. It is knwon that that the VdP recordings were made in Milan, either in thwe Conservatorio Verdi (the more likely venue) or in a studio especially set up inside La Scala by VdP. Some of Michelangeli´s Telefunken recordings - but which? - were made in the home of private individuals, including the residence of the Counts Bonzi-Lentati in Milan. The four Telefunken recordings included on this disc were made in Januar 1943. Research by courtesy of Angelo Scottini, in collaboration with the Documentazione Arturo Benedetti Michelangeli, Brescia, http://www.centromichelangeli.com

    Das ist also vorbildlich dokumentiert (anhand des ABM-Document-Center in seiner Geburtsstadt Brescia) und für ein Billiglabel wie Naxos um so bemerkenswerter. Konkret steht dann bei Frederico Mompou, Cancion i danza Nr. 1:


    Recorded in Milan, probably beetween December 1941 and February 1942 Mat OBA 4870 Cat HMV DA 5432

    Nun zum Vergleich Warner:



    Das dünne Booklet enthält außer einem schmalen Begleittext in mehrfachen Übersetzungen keinerlei Angaben zu den Aufnahmen. Die stehen jeweils kleingedruckt auf dem Pappcover - als Beispiel wähle ich ebenfalls den Mompou:

    Recorded: 1942 Milan
    Producer: Unknown
    Balance Engeneer: Unknown
    Publisher: Union Musical Ediciones SL (p) 1943 Warner Music Italia Srl. Mono Digital Remastering (p) 1992 Polyphone Records Limited, a Warner Music Group Company


    Was Warner hier macht, finde ich wirklich skandalös. Was Naxos kann, das kann Warner schließlich auch. Dass es dafür irgendwelche juristischen Gründe geben soll, ist also völlig unplausibel. Und es gibt auch so etwas wie ein Verlagsethos, dass nämlich Quellenangaben (und darum handelt es sich hier, und nicht um die Positionierung des Labels auf dem Cover) wie allgemein üblich korrekt sein müssen. Hier wird statt dessen ziemlich perfide - mit pseudokorrekter, ausführlicher Nennung von Daten wie Toningenieur und Produzent - der Eindruck erzeugt, als sei die Warner Group der "Publisher" von 1943. Das ist glatte Datenfälschung und ungefähr so, wie wenn die Tschechen nach der Vertreibung der Sudetendeutschen die deutschen Inschriften an Gebäuden aus dem 17 Jhd. durch tschechische ersetzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die italienischen Mitarbeiter des ABM-Document-Center darüber entweder sehr verwundert oder aber ziemlich erbost sein werden.


    "Schlampigkeit" ist für dieses Verhalten für mich keine plausible Erklärung - man hätte die vermeintlich problematischen Angaben ja z.B. einfach weglassen können, wie das in der Vergangenheit bei den so vielen von ABM kursierenden Raubkopien reichlich praktiziert wurde. Das Motto der Box "The Complete Warner Recordings..." ist an sich schon befremdlich hochtrabend, wenn es um eine bloße Sammlung von Aufnahmen geht, welche von der EMI, von Telefunken und der RAI gemacht worden. Für mich spricht alles dafür, dass da eine ziemlich plumpe Marketingstrategie am Werk ist, wo sich der Aufkäufer ins gemachte Nest setzt und anhand eines großen Interpreten-Namens eine Labelidentität konstruieren will. Dazu werden dann kurzerhand die Quellen umgefälscht, um den Anspruch "Complete Warner Recordings" einzulösen. Mehr als peinlich!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    wie schon an anderer Stelle angedeutet, bin ich der Ansicht, dass Du das Thema viel zu prominent aufhängst... :untertauch:


    Grüße
    Frank

  • Nachtrag: Die Abspielgeräusche (von einer Matrize oder Schellackplatte) sind bei den HMV-Italia-Aufnahmen auch zu hören - mehr oder weniger je nach Aufnahme. Ich hatte gestern den Marescotti gehört, und da sind sie sehr im Hintergrund. :D


    Dieser (unten abgebildete) ABM-Mitschnitt mit Beethovens 5. Konzert ist Top - eine im Vergleich mit anderen Dokumenten eher entspannte Virtuosität - typisch für seinen Vortragsstil von 1970. Auch die sehr sorgfältige, durchsichtige und unaufdringliche Orchesterbegleitung von Jean Martinon ist vorzüglich wie auch die Aufnahmetechnik. Manchmal klirrt allerdings der Obertonbereich des Steinway-Flügels etwas - das sind wohl Verzerrung in der Aufnahme oder vielleicht entstanden durch die Digitalisierung (ich habe das Download):



    Schöne Grüße
    Holger

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  • Gestern kam folgender Mitschnitt nach gut vier Wochen endlich aus Japan bei mir an:



    Es klingelt die Post und ich muß 5.96 Euro passend (!) Zoll zahlen. Gezahlt habe ich dann 6 Euro (drei Cent unfreiwilliges Trinkgeld für den Postboten ohne passendes Wechselgeld :D ). Im sorgsam verpackten Brief drinnen befindet sich eine ausführliche Zollerklärung. Die CD für 30 Euro ging demnach erst einmal nach Bad Hersfeld zum bundesrepublikanischen Zoll, bevor sie sie nach Münster weitergeleitet haben. Einfuhrabgaben von 5.77 Euro sind mit deutscher Gründlichkeit vermerkt. Die deutsche Post hat dann noch einmal 19 Cent draufgeschlagen. Nun habe ich glaube ich alle japanischen Altus-CDs (Mitschnitte aus dem japanischen Rundfunk) komplett. Ich bin schon gespannt auf das Hören - wofür ich wohl aber erst Zeit in etwa einer Woche finden werde. :thumbsup:


    Schöne Grüße
    Holger


  • ABMs Mitschnitt von Beethovens Sonate op. 7 vom 20.10.1973 aus Tokyo wurde mir erst kürzlich zugänglich: Was sich hier offenbart, ist ein wahres Klassizitäts-Wunder: ein immer noch moderner, „klassischer“ Beethoven in der Vermeidung jeglicher affektiver Einmischung, berührend gerade nicht durch Kraftakte oder Sentimentalität, vielmehr seine Unbestechlichkeit und grandiose Schlichtheit.


    Interpretatorisch liegt dieser Mitschnitt auf der Linie der DGG-Studioaufnahme von 1971 (München, Plenarsaal der Akademie der Wissenschaften August 1971) – doch wirkt sie plastischer, noch schärfer in der Zeichnung nicht zuletzt der sehr guten Aufnahmetechnik aus Tokyo wegen. Bei der DGG steht das Klavier nicht nur allzu sehr im Hintergrund, vor allem sind die Bässe aufnahmetechnisch reichlich schlank eingefangen. So kommen der „Biss“ und das zupackend Zuschlagende von ABMs Zugriff, seine „Akkordschleudern“, einfach nicht genug heraus: Schönheit heißt bei ihm nämlich niemals Beschönigung und Verharmlosung, zum Gleichgewicht gehören bei einem Beethoven eben auch die Donnerschläge, die Energieausbrüche in ihrer Grimmigkeit. Die „Widerhaken“ von Beethovens Musik, sie arbeitet ABM mit schonungsloser Offenheit heraus. Dieses nachvollziehen zu können, dafür kann man diesem Mitschnitt aus Tokyo nur dankbar sein.


    Auch die hier dokumentierte Aufnahme von Schumanns Carnaval op. 9 aus Tokyo ist exemplarisch. Wenn man den Notentext mitverfolgt, merkt man erst, wie genau und ehrlich das gespielt ist. Er verzichtet auf jeden virtuosen Tastenzirkus und präsentiert diese „intellektuellste“ Schumann-Klavierkomposition als ein Denken in und mit den Tönen: Musik als tönendes Denken. „Chopin“ ist hinreißend und der Marsch der Davidsbündler gegen die Philister meisterhaft charakterisiert. Die Aufnahmetechnik ist hervorragend – weil nicht so puritanisch-trocken wie die etwas spätere EMI Studioaufnahme aus der Schweiz. :) :) :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Bei der Aktualisierung meiner ABM-Discographie stoße ich auf die Problematik der Zravkovic-Aufnahme aus Belgrad vom 7.10.1973. Hier bei Youtube wird sie fälschlich mit 1974 datiert und immer noch ABM zugeschrieben:



    Ich selbst besitze schon lange eine CD-R-Kopie der CD, die einst erschienen war und unter ABM-Freunden und Verehrern, gerade auch unter den Pianisten, heiß gehandelt wurde. Es ist aber schon lange bekannt, dass dies der einzige Mitschnitt ist, wo ABM selbst die Urheberschaft energisch bestritt. Und das Rätsel ist auch längst gelöst - nur die Rätsels-Lösung wohl offenbar noch immer nicht allgemein bekannt: Hier spielt nicht ABM sondern Maria Tipo!!!


    http://rec.music.classical.rec…ipo-and-abm-beethoven-pc4


    ABM simply wasn't around... The concert took place that day (October 7, 1973) with Maria Tipo replacing ABM. Tipo (as well as Signora Giuliana Benedetti Michelangeli) confirmed that to researcher Stefano Biosa from the Centrodi Documentazione »Arturo Benedetti Michelangeli« in Brescia.


    ABM hat also definitiv nur die Beethoven-Konterte Nr. 1, 3 und 5 gespielt, wovon es auch diverse Mitschnitte gibt.


    Schöne Grüße
    Holger


  • Aus der Begegnung mit dem Coro Della SAT in den 40iger Jahren enstanden diese Bearbeitungen des Chorsatzes von italienischen Volksliedern, die den Stil des Chores, worüber die Chorleiter Auskunft gibt, entscheidend mit geprägt haben. Ich habe diese CD gestern wirklich mit großem Vergnügen gehört. Das ist wirklich in jeder Hinsicht einfach schön, zeugt von der großen Kunst aber auch Einfühlsamkeit für das Schlichte, die ABM auszeichnet. Er war einer, der sich demütig vor der Musik zurücknehmen und zugleich mit äußerster Kunstfertigkeit ihr zu wirklicher Größe verhelfen konnte. :) :) :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Über diese CD haben wir vor einigen Jahren schon gesprochen, lieber Holger. ^^


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Des Rätsels Lösung der Veröffentlichung dieses "Schrumpfprogramms" von ABMs erstem und letzten Auftritt in Salzburg: Der Meister untersagte die Rundfunkübertragung des 2. Teils des Programms mit Debussy Images I u. II, der Chopin-Sonate b-moll op. 35 sowie der Berceuse. Sehr schade!


    Man erlebt ABM in seiner puristisch-eidetischen Phase, wo kein Fünkchen Sentimentalität zugelassen wird. Das ist atemberaubend klar und "analytisch", abenteuerlich virtuos und pianistisch perfekt. Sehr subtil, wie er die großen Emotionen im langsamen Satz der Beethoven-Sonate wohldosiert durchbrechen lässt mit einer leichten Tempo-Verlangsamung und hochdramatische Bewegung entstehen lässt statt romantische Stimmungsmalerei zu betreiben - Expressivität als "tönend-bewegte Form". Es ist natürlich spannend, dieses Dokument mit den anderen aus seinen verschiedenen Lebensphasen zu vergleichen. Das werde ich mal in einer Mußestunde tun! :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • An alle Liebhaber des Klavierspiels,


    wie ich soeben gesehen habe, zeigt Arte heute ab 23:40 Uhr eine 55-minütige Dokumentation über den "unfassbaren Pianisten".


    Da heißt es wachbleiben oder aufnehmen.


    Gruß,


    Rainer

  • Oder jetzt schon hier anschauen.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Lieber Reinhard,


    auch hier vielen Dank für Deinen Tip im Beitrag 109. Ich werde mir den Film spätestens morgen ansehen, denn ABM war ja wirklich eine Ausnahmeerscheinung unter den großen Pianisten des 20. Jahrhunderts. Ein Klavierspieler und ein Exzentriker von hohen Graden.


    Bei der Gelegenheit möchte ich auf eine ziemlich unbekannte CD aufmerksam machen, die mir in einem anderen Thread Holger empfohlen hat. Sie ist, obwohl technisch nicht sonderlich spektakulär (Live-Mitschnitte), sehr empfehlenswert, vor allem das Schumann-Konzert:


    Die Aufnahmen entstanden 1962 im Vatikan (Schumann) und 1963 (Torino Auditorium, Turin). In beiden Fällen sind es Mitschnitte des RAI.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Wäre es u. U. möglich, sämtliche Aufnahmen des Klavierkonzertes von Grieg aufzulisten, die ABM gemacht hat (idealerweise mit Aufnahmejahr und -ort sowie Hinweis, ob Mono oder Stereo)? Besten Dank schon mal!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo,


    die Doku über ABM ist ein echtes Juwel, will man sich diesem Mann etwas nähern.


    Die Aufnahmen in München 1992 mit Celibidache wurden wegen eines ausgefallenen Scheinwerfers auf Anordnung von ABM ja vernichtet, ein echter Jammer, da hier Fachleute von Sony zugegen waren, die sicherlich hifitaugliche Mitschnitte gemacht haben.


    Alle waren ja gespannt, ob die - laut Filmsprecher - Referenzaufnahme von 1982 mit Celibidache in London nach 10 Jahren noch getoppt werden könnte. Und dann so was von Divahaftigkeit, die uns Musikliebhaber unverdientermaßen bestraft.


    Irgendwie ein ausgesprochen gutes Gefühl als Sammler und Liebhaber des G-Dur Konzertes, daß ich dafür diese seltene Aufnahme aus 1982 mit viel Glück erwerben konnte (ME1039/40).


    Es grüßt


    Karl

  • wie ich soeben gesehen habe, zeigt Arte heute ab 23:40 Uhr eine 55-minütige Dokumentation über den "unfassbaren Pianisten".

    Das war gestern meine große Freude, das zu lesen! Besten Dank, lieber Rainer! Ich habe sie eingespeichert, am 15.1, um 5:00 wird sie nochmals wiederholt.

    Oder jetzt schon hier anschauen.

    Ich konnte natürlich nicht widerstehen, mir den Film schon anzuschauen, lieber Reinhard! Dass Ashkenazy das Haus von ABM gekauft hat! :) Er hat ja immer schon bei ihm um die Ecke gewohnt. Im Film sieht man, wie betroffen und mitgenommen Cord Garben reagiert, dass ABM damals die Zusammenarbeit mit ihm beendete. In seinem 1. Buch ist das auch schon geschildert. Schon da habe ich es nicht verstanden. Er ist der Produktionsleiter und wie in der Politik der Minister für seine Mitarbeiter im Ministerium auch für die Fehler seines Teams verantwortlich. Warum hat er sich also nicht "politisch" entschuldigt und es statt dessen persönlich genommen, wo er doch wusste, was für eine Mimose ABM ist? Vom Naturell her finde ich einmal mehr wie schon in seinem natürlich lesenswerten und hoch aufschlussreichen Buch (das neue ist wohl noch nicht erschienen), dass ihm vom Naturell her ein wirklich tiefes Verständnis von ABM doch letztlich abgeht. Wenn etwas evident ist, dann das, dass ABM nie etwas inszeniert musikalisch.

    Wäre es u. U. möglich, sämtliche Aufnahmen des Klavierkonzertes von Grieg aufzulisten, die ABM gemacht hat (idealerweise mit Aufnahmejahr und -ort sowie Hinweis, ob Mono oder Stereo)? Besten Dank schon mal!

    Gerne, lieber Joseph:


    Ansermet (Fragment 1. Satz) Genf 7.6.1941
    Galliera Teldec 9.2.1942
    Rossi RAI 27.6.1963
    de Bourgos BBC London 17.6.1965


    Bei Youtube zu sehen ist noch eine Konzertaufnahme mit Celibidache, die ich nicht auf CD habe allerdings!


    Schöne Grüße

    Holger

  • Wenn etwas evident ist, dann das, dass ABM nie etwas inszeniert musikalisch.

    Darüber könnte man aber nun aber wirklich disktutieren. Wobei für mich "inszenieren" in keinster Weise negativ ist und ich verstehe sehr gut, wie Cord Garben das meint. Auch finde ich, dass er sehr viel Geduld gezeigt hat. Man muss nicht jeden Irrsinn mitmachen.


    Vielen Dank für den Hinweis auf die Doku mit einigen wirklich faszinierenden Einblicken!


    Und da vielleicht doch der eine oder andere im 21 Jh. angekommen ist: man kann die Doku in der sehr guten Arte Mediathek noch eine ganze Weile ansehen. Wer programmiert denn noch einen Videorekorder oder so ein Gerät?


    Viele Grüße

    Christian

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  • Ich , lieber Christian, ich habe tatsächlich noch einen Festplatten-Recorder, den ich programmiere, wenn ich dran denke. Damit bin ich dann nicht davon abhängig, wie lange eine verpasste Sendung in der Mediathek vorgehalten wird. Außerdem kann ich damit Sendungen, die ich behalten will, gleich auf DVD oder Blueray brennen.


    Die Mediatheken nutze ich aber auch...

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Bzgl. Garben / ABM sehe ich es aber wie Du: Wahrscheinlich musste Garben von der "Künstler-Persönlichkeit" ABM im Laufe der 17 Jahre einfach zuviel "politisch" schlucken, wie Holger es ausgedrückt hat. Und dieses eine Mal war nun das eine Mal zuviel, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat...

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Interessant, lieber Uranus! Aber wäre es nicht einfacher, die Sendung aus der Mediathek einfach herunterzuladen? Das ist technisch sehr einfach und wird von den Sender geduldet, obwohl es rechtlich eine Grauzone ist. Aber für den Privatgebrauch ist es erlaubt und die Qualität ist vermutlich besser als bei einer Aufzeichnung.


    Die Doku ist wirklich toll, vor allem wenn ABM KV 466 probt und ziemlich wild mitsingt. Wunderbar.

    Ich war übrigens bei einem der Ravel-Konzerte mit Celibidche 1992 dabei.

    Es war wirklich etwas Besonderes, vor allem die Zugaben.


    Dass er sich daraufhin mit Cord Garben wegen eines Beleuchtungsproblems überworfen hat, wusste ich nicht. Natürlich ist der Ausfall eines Scheinwerfers für einen Pianisten ein großes Problem. Es war aber nicht in dem Konzert, in dem ich war, da bin ich mir sicher. Insgesamt hat er damals ja vier Konzerte gegeben.


    Viele Grüße

    Christian

  • Aufnehmen ?


    An meinem TV ist eine Festplatte angeschlossen, da gibt es keinen Qualitätsverlust. Einen Festplattenrecorder habe ich auch noch, aber den brauche ich kaum noch. Und da mein TV im Internet sehr lahm ist und ich solche Sendungen nicht auf dem Ipad oder dem Rechner ( zu klein, Klang ) sehen möchte nehme ich eben auf - und kann bei Bedarf den Ton über die Stereoanlage hören. Und bei der ABM Sendung wird ja wohl auch Musik dabei sein. Ist zwar offtopic, aber ich wollte das anmerken.


    Kalli

  • Darüber könnte man aber nun aber wirklich disktutieren. Wobei für mich "inszenieren" in keinster Weise negativ ist und ich verstehe sehr gut, wie Cord Garben das meint. (...)


    Ich war übrigens bei einem der Ravel-Konzerte mit Celibidche 1992 dabei. (...)

    Oh, das ist ja toll!


    Dann hake ich da jetzt doch mal ein, da mich das mit der "Inszenierung" interessiert: Wie hast du Garbens Hinweis auf eine Selbstinszenierung Michelangelis aufgefasst? Und hast du sie im Konzert auch so erlebt, "wie Garben das meint"?

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