Vergänglicher Modetrend oder evolutionistische Verhaltensänderung?

  • Hier haben wir es schon: Mir sind alle Leute, die eigentlich von Unkenntnis gezeichnet sind grundsätzlich zuwider. Da gibt es Leute, die sogar über einen niedrigen akademischen Grad verfügen, welche zu Sinfonien "Lied" sagen...igitt igitt - das spricht schon für sich selbst.

    Scheint mir eine Frage der Toleranz und des persönlichen Menschenbildes zu sein, bzw. wo und bei welchem Thema man Prioritäten setzt. "Bildung" und der bürgerliche Bildungsbegriff existieren in einer Zeit, in der das Wissen explosionsartig angestiegen sind, immer weniger. Jemand, der mit Begriffen wie "Lied", "Sinfonie" etc. nicht sauber umgeht, mag ein musikalisch unbeflissener Banause sein, in anderen Bereichen aber über brillante Kenntnisse verfügen. Meiner Ansicht nach etwas einseitig, eine Person nur oder vorwiegend auf Grundlage ihrer Hinwendung zur Musik oder ihrer rein diesbezüglichen Kenntnisse zu beurteilen.



    Zitat

    Wie sich die Klassikszene in Hinkunft entwickeln wird, das wird von der politischen Entwicklung der Welt abhängen - und hier orte ich doch eine Hinwendung zum Neokonservativismus.

    Im Kontext der Bedeutung für das Weltgeschehen ist klassische Musik wohl eher der berühmte Sack Reis. Alles verändert sich. Ständig. Davon bleiben auch Aufführung und Rezeption klassischer Musik nicht unberührt. Siehe HIP, siehe das hier oftmals so verachtete Regietheater, siehe Distributionsformen für Konserven -> Download/Streaming, siehe moderne "klassische" Musik an sich.


    "Event" ist in dieser Diskussion sicher ein zurecht als "unscharf" zu kritisierender Begriff. Von mir in dem Sinne verwandt, dass eine Aufführung eben nicht in einem klassischen Konzerthaus stattfindet. Ich persönlich kann übrigens mit Musicals, elektronischer Verstärkung "echter" Klassik, Crossover-Projekten und zielgruppenbezogen gehypten Künstlern wie z. B. Rieu/Garett herzlich wenig anfangen.


    Ich plädiere aber ausdrücklich für eine Offenheit für verschiedene "Locations" einer Aufführung, weil hier IMHO neue Erfahrungen entstehen können - durch Ambiente, Akustik, Architektur, Spannungen, Kontraste, Licht und Beleuchtung etc. pp.


    Grüße
    Frank

  • Ich dagegen darf (muss) am Sonntag ein Open-Air- Konzert mit überwiegend Musical Nummern durchstehen. An dessen Entstehung wirkte ich sogar mit, denn ich engagierte die beiden Solisten.


    Du bist vermutlich jung und brauchst das Geld!


    Wie sich die klassische Musik entwickeln wird, wir werden es sehen. Ich bezweifle bereits, ob das Attribut "klassisch" sinnvoll ist. Es ist Musik. Mir ist es eigentlich gleich, auf welchen Instrumenten sie gespielt wird oder zu welcher Zeit sie erschaffen wurde. Wie sie sich ausgestaltet, das ist wichtig. Ob Aufbau, Melodik, Rhytmus und Instrumentierung passen. Ich bin auch regelmäßig darüber enttäuscht, dass diejenigen, die Musik eben nicht für große Orchester erschaffen, sondern beispielsweise in Computern erzeugen, oft wenig Sinn für Melodik oder sinnvollen Aufbau haben in dem Sinne, dass Emotionen erzeugt werden. Ebenso wünschte ich mir mehr Vorbildung, Kontrapunkt z.B... Ich muss es eines Tages mal selber machen :D. Es gibt aber gute Elektroniker, die erzeugen Melodien sehr subtil. Das kann sehr toll sein, aus einem Haufen vermeintlichem Chaos Ordnung und Melodie zu finden. Wenn man zum ersten Mal komplexe Sinfonien hört, muss man ja auch mehrfach hören, um ein Verständnis für das Werk zu bekommen.
    Es gibt reichlich interessante Ansätze. Meine Lieblingsband "Autechre" aus dem Bereich fing zunächst irgendwann an Unsauberkeiten in Stücke hineinzubringen (Rauschen, Knackser, Brüche, usw. usw. auch eine Folge der Digitalisierung, die Musik "perfekt" machte zum Beispiel dadurch, dass Bandrauschen wegfiel), später wurden Rythmen "verstolpert", d.h. man versuchte sich an Variationen im Timing; wichtig ist am Ende, dass eine übergeordnete Ordnung bleibt. Letztlich ist man im Bereich der Rythmik viel freier geworden; das verlangte aber mehr Handarbeit. Leute aus meiner Musikszene lieben zum Beispiel solche Kleinigkeiten, wie hier, https://www.youtube.com/watch?…lpage&v=rQ84hKQPTAA#t=377 - wo bei 6:42 diese Art,,, Glockenton ein Stückchen, vielleicht einen Halbton, danebenliegt. So etwas wird nicht zufällig gemacht. Auch sehr gern genommen wird ein irgendwie ausgestalteter Verfall, kommt hier im Stück auch so ab 4:40. Oder wie bei Surripere die 3 Teilstücke bei ca. 4:00 und 7:00 ineinander überführt werden, das ist grandios :D. Aber das glaubt mir ja mal wieder kein ;)


    Oft wird moderne Musik aber platt wie ein Bollywood-Film dargeboten. Ich habe genau EINMAL die ersten 10 Minuten so eines Films geschaut. Die erste episch ausgebreitete Herzschmerz-Szene passierte da schon nach ca. 5 Minuten, als man noch genau gar keinen Bezug zu den Protagonisten hatte. Einfach nur schlecht.


    Von der Großwetterlage gilt klassische Musik wohl immer noch als langweilige Musik für alte Leute. So ist das mit Klischees und Herdentrieb. Wenn die anderen das sagen, dann will man ja dazugehören. Erst heute morgen im Radio: Das Wetter werde "langweilig wie ein Klavierstück" - so in etwa. Ich kann die Unwissenden nur bedauern. Ihnen ist Schostakowitsch entgangen. Eigentlich war deren Leben sinnlos :D. Sie wissen es nur nicht.

  • Als einer der Programmverantwortlichen des Heilbronner Sinfonie Orchesters studiere und analysiere ich zahlreiche Jahresprogramme von Orchestern in der BRD. Dabei ist mir aufgefallen, dass ein Trend, der bei uns schon seit Jahren zunimmt, immer mehr Konzerte außerhalb des gewohnten Konzertsaals zu veranstalten, offensichtlich allgemein gegeben ist. Weiter habe und konnte ich nicht differenzieren. Ich stellte darauf hin die Frage zur Diskussion: Handelt es sich bei dieser Entwicklung um eine kurzfristige, vorübergehende Modeerscheinung, oder ist das Ganze eine Verhaltensänderung des Musikkonsumenten? Als weiteres flankierendes Argument führte ich die an allen Orten zurückgehende Bereitschaft zu abonnieren an. Wobei wir hier in Heilbronn offensichtlich auf einer Insel der Glückseligen leben: Es gibt zwei große Konzertreihen, Württembergisches Kammerorchester und Heilbronner Sinfonie Orchester. Wir - das HSO können immer noch auf eine Abonnentenzahl von knapp 1.400 ganz treuen Besuchern bauen. Zahl von 2014/15 und ich hoffe, dass diese in der neuen Spielzeit 15/16 auch gehalten werden kann. Danke, lieber Holger, dass ich durch Deinen Hinweis zur Präzisierung meiner Fragestellung veranlasst wurde.

    Lieber Operus,


    das finde ich sehr spannend und die Beobachtung ist es wahrlich wert, analysiert zu werden. Nur dazu finde ich die Faktengrundlage etwas dünn (das ist natürlich kein Vorwurf an Dich :), sondern selbstkritisch gegenüber uns Diskussionsteilnehmern gemeint, hier doch etwas mehr "nachzuliefern". Ich finde auch, dass solche Veranstaltungen ihren Sinn haben, die Präsenz der klassischen Musik in der Kultur der Städte zu demonstrieren. Warum soll man dieses Feld auch dem Pop überlassen? Die Orchesterkultur in Deutschland ist einmalig auf der Welt. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine solche Dichte. Und sie lebt von Abbonnements. Dafür muß man werben finde ich und "interessante" Konzepte entwickeln. Warum macht man z.B. nicht "Last-Minute"-Angebote wie bei Reiseveranstaltern? Wenn Konzerte wenig gebucht sind könnte man z.B. 50% Rabatt geben, oder Kontingente an Schulen verteilen.



    Dachte gerade an so manchen Einblendung, die man im TV bei solchen Veranstaltungen wie dem "Echo Klassik" oder dergleichen sehen konnte.

    Lieber Glockenton,


    den "Echo-Klassik" nehme ich schon lange nicht mehr ernst. Da beweihräuchert sich die Industrie und kürt ihre Stars - wie Lang Lang mit absolut mäßigen Leistungen. Als Feigenblatt brauchen sie dann einen "seriösen" Anteil. Alles durchschaubar und im Grunde peinlich.



    Ich denke und hoffe allerdings auch, dass es im Großen Saal des Wiener Musikvereins dennoch auch "richtige" Musikfanatiker gibt, die als gar nicht einmal so wohlhabende Bürger eine teure und lange Anreise in Kauf nahmen, um einmal dort die Wiener Philharmoniker mit einem Spitzendirigenten zu hören. Auch hier in Norwegen sind mir solche Leute bekannt, die tatsächlich viel investieren, um nur einmal dort oder auch in der Berliner Philharmonie etwas wirklich Großartiges hören zu können. Meistens sind es selbst Musiker oder wenigstens sehr interessierte Amateure, die dann in schon gar nicht schlechten Chören mitsingen.

    Das gehört zur Kultur dazu und ich kann das sehr gut nachvollziehen!



    Ich selbst habe bisher nur im Vorbeischlendern auf Sylt (Westerland) ein klassisches Orchester open air gehört. Die quasi nicht vorhandene Akustik hat mit klassischer Musik nichts zu tun, aber der Sound mischt sich gut mit dem Rauschen der Brandung und das Hotel im Hintergrund macht ein gewisses Echo...
    Die Kurverwaltung hat das schon längst eingespart. Jetzt spielen da nur noch tralala-Bands...

    Wirklich schade - und eigentlich eine Dummheit der Kulturpolitiker.



    Um wirklich Musik zu hören ginge ich aber nie in so eine "angesagte" Open Air-Veranstaltung, da für mich solche Dinge wie das Erlebnis der Akustik und die konzentrierte Ruhe beim Zuhören sehr wichtig sind.
    Einer Papstmesse würde ich vielleicht gerade noch wegen des Papstes beiwohnen, aber ansonsten finde ich immer, dass eine sakrale Handlung sehr viel durch den entsprechenden Kirchenraum gewinnt, atmosphärisch und akustisch.

    So geht es mir auch. Aber bei so einer Veranstaltung sind letztlich andere Dinge wichtig, die Atmosphäre, die Geselligkeit. Das kann man glaube ich nicht vergleichen.


    Prozessionen (etwa die berühmte Zigeunerwallfahrt in Südfrankreich, wo die "schwarze Madonna" ins Mittelmeer getragen wird) sind allerdings traditionell immer schon Freiluft-Veranstaltungen gewesen. ;)



    Irgendwann will ich in diesem goldenen Saal auch einmal sitzen, vielleicht 5. Reihe, mittig. Es ist dort einfach zu viel Hervorragendes vorgegangen.

    Ich möchte auch noch gerne mal nach Wien, oder Amsterdam, oder Prag - Leipzig (die Stadt mag ich besonders) würde ich auch gerne besuchen fürs Konzert. Dort sind die Karten auch vom Preis her erschwinglich.



    Zum einen ist es das "verlässlichere" Publikum, zum anderen ein Publikum, das bereit ist auf längere Sicht Geld für Klassische Konzerte auszugeben.

    Das ist richtig, lieber Alfred. Was aber natürlich kein Kriterium für den Sachverstand ist.



    Es kennt die Spielregeln des Konzertsaals, weiss sich in der Regel ädiquat zu kleiden und zu benehmen, vermeidet das Papiergeraschel von Zuckerln oder Sonstigem, weiß, daß man zwischen den Sätzen nicht applaudiert.

    Diese "Spielregeln" unterliegen dem sozialen Wandeln und sind auch lokal unterschiedlich. Man kann auch ohne Anzug und mit Jeans gut angezogen sein. Ein Soziologe kann darauf hinweisen: Kleidung ist auch eine Form von gesellschaftlicher Exklusion. Wer sich keinen Anzug oder Frack leisten kann, kommt nicht ins Theater. Diese Zeiten sind zum Glück längst vorbei - und Städte könnten sich eine solche Sozialromantik der vermeintlichen Eliten auch gar nicht mehr leisten. Das "Papiergerascheln von Zuckerln" nervt in der Tat gewaltig. Da fallen die Damen besonders auf - meist solche über 50, kräftig parfümiert und mit Schmuck behängt und Handtasche. :D



    Das Publikum wusste im voraus, was es erwartet - noch bevor es abonnierte. In Wien - und ich nehme an woanders auch - Waren die Abonnementreihen thematisch gegliedert - so gab es Serien "Die große Symphonie" oder "Berühmte Interpreten" etc etc. Nur bei Jugendabbonements bot man ein Sammelsurium - da war auch manchmal zeitgenössisches untergemischt, allerdings in Form von ganzen Konzerten - nicht etwea - was später geschah - daß man zu Mozart zeitgenössisches mischte.

    In Düsseldorf gibt es neben den reinen Konzert-, Opern und Schauspielabonnements auch Mischprogramme. Das ist sicher eine gute Alternative. Und in Bielefeld sind solche Mischprogramme von modern und alt Normalität - und es funktioniert.



    Da gibt es Leute, die sogar über einen niedrigen akademischen Grad verfügen, welche zu Sinfonien "Lied" sagen...igitt igitt - das spricht schon für sich selbst.

    Das ist glaube ich ein bewußter Affront - für den "Pop"-Hörer gibt es nur "Lieder". Ich mag so etwas auch nicht - das grenzt an Barbarei.


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Dass Orchester an neuen, ungewöhnlichen Orten spielen, um ein Publikum anzusprechen, das eher nicht in die Konzertsäle geht, finde ich sehr gut. Anders als Alfred glaube ich, dass man möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben sollte, einen Zugang zu klassischer Musik zu finden. Diese von vornherein als elitäre Veranstaltung zu verstehen, hieße den universellen Charakter von Musik zu verkennen. Auch wenn es der Wiener Bildungsbürger nicht verstehen will: es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft und Sozialisation niemals den Weg in einen klassischen Konzertsaal finden würden. Warum soll der Klassik-Betrieb diesen Menschen nicht ein Stück entgegen kommen? Wenn auch nur einige wenige Besucher damit für die klassische Musik gewonnen werden, hat es sich schon gelohnt. Und auch der langjährige Klassik-Freund wird es goutieren, wenn seine Musik einmal an ungewöhnlichen Orten dargeboten wird. Ich denke da etwa an die Konzerte in der Bochumer Jahrhundert-Halle, und auch Reetscheunen beim Schleswig Holstein Musikfestival sind ungewöhnliche Orte. So weit ich es überblicke, stellen Aufführungen an derartigen Orten auch immer noch die Ausnahme dar, die meisten Konzerte finden in Konzertsälen statt, die ja auch allerorten neu gebaut werden.


    Unter Event-Kultur verstehe ich dann wieder etwas anderes, Events sind die schon genannten Wiener Opernbälle, Preisverleihungsgalas etc. Da geht es nicht darum, ein neues Publikum für die Klassik zu gewinnen, sondern da feiern sich Promis und solche, die sich dafür halten. Auf diese Art von Events könnte ich gut verzichten, aber seien wir ehrlich: sie hat es auch zu anderen Zeiten gegeben. Waren die Adligen am Wiener Hof, die sich zu Mozarts Zeiten eine seiner Opern angeschaut haben, sachverständiger als die Politiker und Showstars, die alle Jahre wieder zum Auftakt der Wagner-Festspiele nach Bayreuth kommen? Ich glaube nicht.


    Schließlich stimme ich Tapio zu, dass Abonnements nicht mehr zeitgemäß sind. Sich langfristig zu binden, zu vorgegebenen Zeiten ein vorgegebenes Programm anzuschauen, das passt nicht mehr in eine schnelllebige Welt, die zunehmend von Video und Audio on demand bestimmt wird. Aus eigener Erfahrung kann ich beisteuern, dass ich zwar regelmäßiger Opern-Besucher bin, aber noch nie ein Abonnement hatte und wahrscheinlich auch niemals eines haben werde. Ich kann und will meine Termine nicht ein halbes Jahr im voraus planen, und schon gar nicht will ich mir alle Stücke ansehen, die ein Abonnement enthält. Da nehme ich es dann lieber in Kauf, bei manchen Aufführungen wegen der großen Nachfrage nicht zum Zuge zu kommen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Schließlich stimme ich Tapio zu, dass Abonnements nicht mehr zeitgemäß sind. Sich langfristig zu binden, zu vorgegebenen Zeiten ein vorgegebenes Programm anzuschauen, das passt nicht mehr in eine schnelllebige Welt, die zunehmend von Video und Audio on demand bestimmt wird. Aus eigener Erfahrung kann ich beisteuern, dass ich zwar regelmäßiger Opern-Besucher bin, aber noch nie ein Abonnement hatte und wahrscheinlich auch niemals eines haben werde. Ich kann und will meine Termine nicht ein halbes Jahr im voraus planen, und schon gar nicht will ich mir alle Stücke ansehen, die ein Abonnement enthält. Da nehme ich es dann lieber in Kauf, bei manchen Aufführungen wegen der großen Nachfrage nicht zum Zuge zu kommen.


    In vielen Städten ist es aber schon so, lieber Bertarido, dass man ein Kontingent pro Saison hat und dann die Termine selbst wählen kann. In meiner Jugend hatten meine Eltern ein Opern-Abonnement an der Düsseldorfer Rheinoper über viele Jahre. Weil oft einer meiner Eltern nicht konnte oder wollte, bin ich dann in die Oper gegangen, sonst wären die Karten verfallen. Von einem solchen Abonnement profitiert also die ganze Familie - und das ist eine prägende Erfahrung fürs Leben. Ich lernte so schon in meiner Jugend ein breites Opernrepertoire kennen, von Mozart über Rossini, J. Offenbach bis Wagner (Parsifal), Janacek, Schönberg (Moses und Aron), Tschaikowsky, Prokofieff und Aribert Reimann (König Lear). Dazu kamen etliche Ballettabende. Für Schrekers "Die Gezeichneten" z.B. habe ich mir zusätzlich Karten besorgt. Ohne das Abonnement wäre das nie passiert. Insofern glaube ich schon, dass das Abonnement eine Zukunft hat. Ohne wird sich die etablierte Orchester- und Opernkultur nicht erhalten können. Man muß es vielleicht nur noch intelligenter und flexibler gestalten. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich finde es ebenfalls gut, wenn Klassik AUCH außerhalb der Konzertsäle aufgeführt wird, Akustik hin oder her - der "Event" muß nicht perfekt sein, aber vielleicht macht er Lust auf mehr bei Leuten, die Klassik bisher nicht auf dem Schirm hatten. Also klar Evolution, natürlich durch das Internet getriggert.


    Man sehe sich nur einmal an, wie häufig bei youtube der Hallelujah-"Food-Court-Flash-Mob" aufgerufen wurde - beinahe 47 Millionen mal!!



    Vermutlich hat der Mob damit mehr Zuschauer als alle "ernsthaften" Aufführungen zusammen.


    Ein weiterer Flash-Mob kommt auf bald 9 Millionen Aufrufe:



    Valentina Lisitsa, die die Appassionata auf einem normalem Klavier auf einer Pariser Straße spielt, hat über 300.000 Aufrufe.



    Nicht zuletzt wohl deshalb, weil sie ein POP-Star ist, kommt sie in ihrer ernsthaften Appassionata-Aufführung auf fast 3 Millionen Aufrufe, zumindest für den 3. Satz. Man vergleiche mal die Aufrufe für andere bekannte Pianisten.



    Youtube ist vermutlich ein besserer Klassik-Vermittler als alle Konzerthäuser auf der Welt gemeinsam. Um zu wirken, muß aber ein "Act" BEKANNT sein, dann wird er aufgerufen. Und so ein Video darf dann auch gern einen unterhaltsamen Show-Charakter haben. Wenn es die Leute zu interessieren beginnt, wollen sie dann vielleicht das Original hören, vielleicht sogar im Konzertsaal.