Salzburger Festspiele 2014 – Hohes Niveau und gigantische "Inszenierung"

  • Heute Nacht stieg ein Ehepaar bei mir ein, die offenbar aus der Rosenkavalier-Vorstellung kamen. Mehr höflichkeitshalber, um ein wenig Konversation zu machen, fragte ich, wie es denn gewesen sei.


    Beide begannen wie aus der Pistole geschossen praktisch gleichzeitig zu reden, gleichsam ohne eine Atempause zu machen und auch ohne sich darum zu kümmern ob der jeweils andere gleichzeitig redete.

    "Naja also es war wirklich sehr durchwachsen, ja wirklich sehr durchwachsen, man kann halt nicht immer die ideale Besetzung finden, ja die Marshallin war recht gut aber die anderen Sänger ... da hat denn jeder so seinen Haken, der Faninal war so wenig kräftig und die Anina konnte ihre Rolle nicht so gut ausdrücken und überhaupt der Ochs, der war ja indisponiert und er hatte ja nicht einmal ein großes G obwohl das große E und das große D ist ja schon das Mindeste ist für einen Bass, weil das große C hat der ja sowieso gar nie, nein ein tiefer Bass ist das nicht es gibt ja sowieso heutzutage gar keine richtigen Bässe mehr. "


    Dann mussten sie doch ganz kurz Atem holen welches ich nützte um schnell zu sagen:" Oh, Sie scheinen sich sehr gut auszukennen. Haben Sie beruflich mit Musik zu tun ?" (Obwohl ich schon wusste: Berufsmusiker waren die nicht ! Und interessanterweise hatten sie auch gar nicht bemerkt, dass ich "nur" Taxifahrerein sei und folglich auch gar nicht verstehen können müsste, was denn ein großes C sei)


    "Ja wissen Sie wir kennen uns sehr gut aus - ja ich - ja mein Mann schreibt auch manchmal Kritiken für eine Opernzeitschrift und wir sind sehr kritisch wissen Sie also wirklich sehr kritisch aber es gibt ja ein Publikum, dem einfach alles gefällt nur man kann es halt nie wirklich ideal haben, wir reisen überall herum in der Welt und wir kennen alles in der Staatsoper und der Welser Möst den kennen wir auch schon sehr lange und der nimmt ja keine Rücksicht auf die Sänger der sieht hinauf auf die Bühne und sieht die Sänger dabei gar nicht, und sie werden so übertönt, dass man keinen Sänger mehr richtig hören kann... "

    Das Bezahlen und Aussteigen funktionierte sogar während dieser Wortsalve !


    Ufff. Endlich die Türe von außen zu. Und ich dachte mir: "Es gibt offenbar immer wieder neue Methoden, sich sein Leben selbst schwer zu machen und sich um seinen eigenen Genuss zu bringen!"


    Wenig später dann fuhr ich ein (wie ich meine homosexuelles) Männerpaar, die sagten: "wir gehen in ganz Europa und auch in Amerika in die Oper. Solche eine Aufführung in so einer Qualitätsdichte muss man erst einmal wo finden!"


    Ich sage: jeder ist seines Glückes Schmied.


    Viele Grüße
    :hello: Bachiania :hello:

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)


  • Deine Zeilen haben etwas sehr Despektierliches. Muss denn ein jeder in Jubelstürme losbrechen und alles zu einer Sternstunde machen? :rolleyes:
    Es gibt zum Glück noch Menschen, die nicht jedes event hochjubeln und wirklich genau hinhören.


    Mich irritieren solche Leute, die nach Vorstellungen in Salzburg sagen, die Sänger im Don Giovanni sind so überragend, und dann aber gleichzeitig zugeben, noch nie zuvor einen Don Giovanni gehört zu haben und von Singstimmen eigentlich nichts verstehen. ?(


    Was den Rosenkavalier betrifft, scheint dieser wirklich der große Opernerfolg dieser Festspiele zu sein, auch wenn Sophie (Erdmann) und Ochs (Groissböck) nicht einhellig bejubelt wurden.
    Man darf auf die TV-Übertragung gespannt sein.


    Gregor

  • Liebe Bachiania,


    ich amüsiere mich immer, wie du die einzelnen Charaktere der Opernbesucher so herrlich zu schildern verstehst. Es ging, lieber Gregor, wohl nicht um Kritik an Leuten, die eben den Rosenkavalier mal nicht hochjubeln, sondern eher um das Gehabe dieser Leute. Wenn man vor allem den zweiten Absatz der Schilderungen liest, kommt mir das doch vor, als ob darum ging, mehr anzugeben als es der Wirklichkeit entspricht.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Schade, Gregor, dass wir uns nicht kennen. Sonst wüsstest du, dass ich nie gerne jemanden kritisiere und schon gar nicht abschätzig oder abwertend bin.
    Doch ich liebe den Humor und habe einen Hang zur (Alltags-)Satire. Und (zugegeben) ich lege gerne den Finger in allgemein menschliche Schwächen, von welchen ich mich selbst natürlich am wenigsten ausnehme.


    Du hättest die zwei erleben sollen! Da ging es nicht um einen kultivierten Austausch, sondern das war eine Gewehrsalve an Kritik, die in ihrer verbalen Ausformung eine Energie hatte, die ich nicht anders als "fanatisch" nennen kann. Andere Meinungen waren nicht einmal gefragt noch gehört.


    Und ja, Gerhard, ein wenig wollte ich ihre Selbstüberzeugung herausstreichen, die so selbstverständlich war, dass von einer Selbstreflexion gar nicht die Rede sein konnte. Die zwei hätte man wie sie waren auf eine Kabarett-Bühne stellen können, sie wären gut angekommen.


    Doch in erster Linie fiel mir auf, und das war der Hauptgrund für meine Geschichte, was viele von uns Menschen mehr oder weniger in uns tragen, nämlich die Tendenz, an den Dingen zunächst gerne das Negative zu finden und sich dadurch selbst um so manchen Genuss und viele Freuden zu bringen. Denn man neigt in dieser Sucht (so wie in wohl allen anderen Süchten) dazu, seine Umgebung nur noch innerhalb des dazupassenden (Suppen-)Tellerrandes zu sehen. Der Weg, die Dinge positiv zu betrachten und ihnen eine gute Chance zu geben, und dann zu beobachten und eventuell anzumerken, was noch verbesserungswürdig sei, ist der deutlich angenehmere, meint zumindest


    Eure
    Bachiania.

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Ich finde, bachiana hat mit ihren Taxigeschichten sozusagen eine neue literarische Gattung erfunden, die vom Inhalt wie vom Stil ausgezeichnet ist. Es ist Alltagssatire, der ja auch ich verfallen bin, getreu meinem Leitspruch von Karl Kraus: "Nichts ist so satirisch wie die Wirklichkeit!"

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Liebe Bachiania, du bereitest uns mit deinen trefflichen Taxi-Geschichten so viel Freude, mach bitte weiter so! Der Gedanke an das unweigerlich näher rückende Ende der Festspiele erfüllt mich schon fast mit Wehmut. Denk dir bitte rechtzeitig was Neues aus. Sonst gründen wir hier die TAMINO-Festspiele :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Vielen Dank für eure netten und lobenden Worte. Ich habe auch wieder eine nette Geschichte....


    Leider kann ich euch zur Zeit gar nichts über die Premiere des "Fierrabras" von Schubert erzählen... Keiner berichtete mir davon. Vielleicht habt ja ihr etwas darüber gelesen ?


    Jedoch hatte ich heute Nacht eine menschlich wunderbare Begegnung, von welcher ich euch sehr gerne berichten möchte.


    Maurizio Pollini spielte gestern seinen Soloabend im großen Festspielhaus. Anschließend stieg ein – ich darf sagen – altes Ehepaar ins Taxi. Beste Umgangsformen, sie eine richtigge Dame, er ein Kavalier der alten Schule, mit eindrucksvollem weißen Vollbart, sagte beim Eisteigen in wunderbar wienerischer Art "küss die Hand" auf eine Weise, dass man merkte, dies entsprang seiner Gewohnheit und keiner gewählten Attitüde.


    Ich fragte natürlich – meinem oft neugierigen Naturell entsprechend – wie das Konzert gewesen sei. Er antwortete ruhig und auf eine Weise, die mir sofort klar machte: dies war jemand, der verstand, wovon er sprach. Er sagte: Pollini hat zunächst alle Chopin Préludes gespielt und dann noch den ersten Band der Préludes von Debussy. Pollini ist eine Klasse für sich. Er hat eine Anschlagskultur, die man einfach nicht so schnell wiederfindet. Selbst ein Buchbinder kann dabei nicht mithalten. Er sagte dieses nicht kritisch, sondern sachlich. Als ich mich an seiner näheren Einschätzung interessiert zeigte, erzählte er mir in herrlich klassischem wiener Tonfall die folgende Geschichte :


    Vor fünfzig Jahren sagte eine Bekannte zu mir, sie würde mir gerne einen sehr guten jungen Pianisten vorstellen. Ich meinte na gut, soll er doch kommen, geb ma ihm was zu essen und dann soll er uns halt mal vorspielen. Wissen Sie, wir hatten zu der Zeit zuhause ein recht ordentliches Klavier stehen. Der junge Pianist kam. Es war Pollini. Er bekam zu essen und dann bat ich ihn, etwas aus D 960 vorzuspielen. Er spielte die ersten zwei Sätze, doch nach dem langsamen Satz klappte er den Deckel zu und sagte: 'das kann man auf diesem Klavier nicht spielen!'
    Uns war dabei das Ladl obigfalln wia der spüln hot können! [Übs.: uns war dabei die Kinnlade herab gefallen, wie gut der spielen konnte].


    Nun interessierte mich doch, mit wem ich es hier zu tun hatte und ich fragte höflich danach. Es stellte sich heraus, dass dies Dr. Franz Eckert war, seines Zeichens (da im 85ten Lebensjahr) ehemaliger und nunmehr Ehrenpräsident der Alban Berg Stiftung. Er habe die Witwe Alban Bergs gut gekannt.


    Er erzählte mir noch, wie in den Siebziger Jahren ein junges und sehr begabtes Streichquartett zu ihm kam und um Förderung bat, was er ermöglichte. Dieser Förderung zu Ehren nannte sich das Quartett fortan: Alban Berg Quartett.


    Angesichts meiner offensichtlichen Freude über diese Begegnung erbat er meine Adresse und meinte, er würde mir gerne ein Büchlein schicken.


    Und die 'Moral von der Geschicht'? Manchmal braucht es keine 'Moral'! Mich hat es sehr gefreut! :):):)

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Liebe Bachiania,


    deine Beiträge sind eine große Bereicherung für unser Forum. Es macht immer wieder Spaß, deine Erlebnisse zu lesen. Danke auch für deinen letzten Beitrag.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ein kleiner Hinweis am Rande: gestern gab es auf Ö1 in der Reihe "Salzburger Nachtstudio - City sience talk" eine durchaus hörenswerte Sendung über Kunst und Krieg und die Salzburger Festspiele und ihre Geschichte. Auch auf Karl Kraus wird hierbei naturgemäß Bezug genommen. Die Sendung kann eine Woche lang hier nachgehört werden:
    http://oe1.orf.at/programm/379614



    Viele Grüße
    Bachiania

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    (Sir Isaiah Berlin)

  • TV-Übertragung: Il trovatore - nach 45 Minuten


    Das ist doch keine Inszenierung - das ist eine halbszenische Kostümschau-Aufführung!


    Da meine Ohren an Schippers, Mehta und Karajan geschult sind - Musikalische Leitung Gattis: :thumbdown:


    Netrebko kann keine Koloraturen singen und schummelt sich wieder durch: :no:


    Melis Manrico ist im Terzett nicht zu hören: :no:


    Domingo ist in schlechter Verfassung, so schlecht und angestrengt singend habe ich ihn noch nicht erlebt: :stumm:


    :hello: LT

  • Bei Domingo habe ich gelegentlich den Eindruck von Kurzatmigkeit. Meli ist farblos. Netrebko gefällt mir ganz gut; Koloraturen sind allerdings wirklich nicht ihre Sache... Die Inszenierung ist teils recht albern. "Stride la vampa" war eine regelrechte Parodie.


    Der interviewte Teil des Festspielpublikums war sicher gut gekleidet - aber erschreckend unkritisch. Die (sicher nicht repräsentativ) ausgewählten Interviewten verkörperten für mich geradezu das Klischee vom wohlhabenden, aufgetakelten aber von Sachkunde unbelasteten Festspielbesucher.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ich finde das, was ich höre, immer noch etwas langweilig, aber immerhin besser als die Premiere. An den Sängern möchte ich nichts mehr aussetzen; ich finde alle gut. Ist es denn so, dass eine hochkarätige Verdi-Produktion musikalisch nicht mehr so gut möglich ist wie früher mal? Das Halb-Szenische (Halb-Konzertante) trägt wohl dazu bei, dass ich mich langweile. Zu Domingo: wenn es ihm noch Freude macht, gönne ich ihm die Freude von Herzen. Ich will gar nicht sagen "aber wie kommen wir dazu", denn ich bin ja eigentlich nicht dabei, und einem bestimmten Festspielpublikum bereitet er sicher Freude. Es ist offensichtlich, dass er nicht genug Atem hat.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zu Domingo: wenn es ihm noch Freude macht, gönne ich ihm die Freude von Herzen.


    Ich auch, nur sollte er kein Geld mehr dafür nehmen. :D

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Inszenierung? Das ist Rampensingen mt Kostümen. Das einzige was sich bewegt, sind die Bilder, die hin und her gefahren werden. Grade lief die Stretta und auch hier hat Herr Meli sich durchgeschummelt. Das laut Frau Rett " Stimmwunder " Anna Nebtreko singt wie ein Roboter. alles schön herunter aber ohne jegliche Interpretation. Am Besten gefällt mir tatsächlich noch Placido Domingo. Der trotz seines Alters den anderen immer noch haushoch überlegen ist. Wenn ich Intendant der Festspiele wäre, würde meine erste Aufgabe sein, Herrn Gatti nicht mehr als Dirigenten einzustellen,

  • Lieber rodolfo39: Du hast mir die Arbeit abgenommen. Genau das wollte ich zur "Inszenierung" auch gerade schreiben. So einen öden Schmarrn aus der Mottenkiste des Rampenstehtheaters habe ich lange nicht gesehen. Sehenswert ist gerade allenfalls das Dekolleté der Netrebko ;)
    Ist das Zeitalter der Festspiele vorbei? Bayreuth, Salzburg: Gesungen wird anderswo ebenso gut oder besser und und inszeniert gleich gar. Na, ich bin mal auf des Altmeisters Rosenkavalier gespannt.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • ich habe dies jahr leider nur fünf vorstellungen bei den festspielen genießen können:


    1.händel, israel in ägypten. eine sehr intensive, sehr beeindruckende interpretation durch hengelbrock, wenn gleich die trompeter ihre schwächen zeigten und auch der paukist hätte etwas mehr impulsivität zeigen können. dennoch eine sehr bewegende, ergreifende aufführung


    2. haydn, schöpfung. eine solide leistung unter leitung von haitink. die männlcihen solisten gut, die dame recht blass - schon habe ich ihren namen vergessen - das sagt einiges.


    3. leider enttäuschend: liederabend mit hampson. nur strauss-lieder waren doch zu eintönig. leider hatte der sänger große schwächen bei intonation und vibrato. man hatte angst, dass ihm öfters die stimme versagen könnte ... erschütternd, wie ein einst großer verblasst. :-(


    4. ein erlebnis hingegen: bruckner 2 (leider seine schwächste wie ich finde) und das te deum unter dem - wie ich schon einige male und seit einigen jahren festellen konnte - großartigen dirigenten philippe jordan. nich nie habe ich das te deum so gewaltig erlebt wie in sbg.


    5. ein geradezu unvergessliches erlebnis: der jedermann mit grandiosen schauspielern und bildern. fantastische inszenierung bei schönstem sonnenschein vor dem dom!!!!

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Was ein Graus für Augen und Ohren; habe den Fernseher ausgemacht und meine Lieblingstroubadour-CD aufgelegt.


    Das unerträgliche Geseier ausgewählter Claqueure in der Pause fand ich unerträglich.


    Gute Nacht allerseits.

    Beste Grüße, KFB


    _____________________________________________


    Being individual is more important than being popular

  • ... habe den Fernseher ausgemacht und meine Lieblingstroubadour-CD aufgelegt.
    .....


    Verrate mir doch mal, welche das ist. Ich werde als Antidot wohl nachher noch zu Karajan/Corelli/Price/Simionato/Bastianini greifen - es gab bessere Zeiten in Salzburg ;)

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha


  • Verrate mir doch mal, welche das ist. Ich werde als Antidot wohl nachher noch zu Karajan/Corelli/Price/Simionato/Bastianini greifen - es gab bessere Zeiten in Salzburg ;)


    Gerne! Price/Domingo/Milnes unter Mehta, habe ich auch noch als LP.... :angel:


    PS: Gebe zu, habe nochmal zum Schlußapplaus zugeschaltet. Frau Gerlach sollte dringendst den Optiker wechseln! Die rasende Begeisterung des Publikums konnte ich nicht sehen. Phlegmatisches Pflichtklatschen der Silberrücken als gesammelte Hörgeräte wahrscheinlich anfingen wegen Übersteuerung zu piepen......

    Beste Grüße, KFB


    _____________________________________________


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  • Manchmal hat Fernsehen ja auch etwas gutes: Es bringt die Dürftigkeit einer Inszenierung unfreiwillig, dafür aber um so gnadenloser zum Vorschein. Das war also nun der große Höhepunkt der Salzburger Festspiele 2014! :baeh01:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich glaube, der Opern-Höhepunkt ist der Rosenkavalier. In ORF 2 wird er am Montagabend gesendet.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Ich glaube, der Opern-Höhepunkt ist der Rosenkavalier.


    Das muss sich - im wahrsten Sinne des Wortes - erst noch zeigen. Die größeren filmischen Ausschnitte, die dieser Tage hier und da zu sehen waren, haben mich letztlich nicht überzeugt nachdem ich von den ersten Fotos ganz angetan war. Viel zu viel Kupferscher Klamauk mit reichlich Vergnügungspark-Technik. Wie man es von diesem Regisseur immer kennt. Er bleibt dann doch der Alte. Der Schluss im Park und nicht im Hinterzimmer des Gasthauses. Die verzerrten Gesichter der völlig überanstrengten Damen in Großformat sehr ungünstig. Die ganze Geschichte läuft ja nun mal auf dieses Hinterzimmer hinaus. Der "Rosenkavalier" ist viel zu genial gestrickt und auch szenisch vollendet ausgedacht, dass grobe Veränderungen meistens nach hinten los gehen. Das ist wie eine Gesetzmäßigkeit. Man baut eine Kathedrale nicht straflos um. Wer genau hinhört, kommt schnell zu dem Schluss, dass die Musik ja gar keine solchen Eingriffe zulässt. Die sitzt genau auf der Optik. Trotzdem will ich auf das Ganze gespannt sein. Und gesanglich-musikalisch? Na ja. Das war nicht der ganz große Wurf. Am Ende hörte ich nur noch grau. :(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Viel tut sich ja nicht in dieser Inszenierung. Leonora, eine Angestellte im Museum, träumt sich offensichtlich in die Handlung des Trovatore. Da stehen dann also die Hauptfiguren in historischen Kostümen neben Museumsbesuchern von heute und werden von diesen beobachtet. Dazu werden dann die bebilderten Wände des Museums von einer Seite auf die andere geschoben. Das war's dann aber auch schon.


    Von den Sängern hat tatsächlich Anna Netrebko den stärksten Eindruck hinterlassen. Sie hat natürlich ein wunderschönes Timbre, auch wenn sie zu Beginn noch sehr gaumig klingt. Ihre lyrischen Fähigkeiten stehen außer Frage. Doch auch die Koloraturen gelingen gut und sie besitzt inzwischen auch die nötige Dramatik für die Partie. Auch im Spiel ist sie sehr intensiv.


    Um sie herum allerdings nur Mittelmaß: Francesco Meli ist ein sehr blasser Manrico, ohne jegliches Charisma. Zudem singt er sehr am Limit. Dadurch verliert auch Ah si ben mio seinen Zauber, die Spitzentöne in der Stretta werden forciert, wenn sie denn überhaupt gesungen werden.


    Placido Domingo hat offensichtlich immer noch mit Stimmproblemen zu kämpfen, über die er ja bereits bei der Premiere geklagt hat. Domingo ist kein Bariton, den Tönen fehlt es deutlich an Tiefe.
    Nein, das ist kein Luna, aber darstellerisch weiß er immer noch zu überzeugen.


    Auch bei der Azucena würde man sich noch mehr Tiefe wünschen, als sie Marie-Nicole Lemieux hören lässt. Die Bruststimme kommt da nicht wirklich zum Einsatz.


    In den letzten Tagen vor der Premiere wurde in den Medien immer wieder auf die legendären Trovatore-Aufführungen von 1962 hingewiesen. Vielleicht auch mit der Hoffnung auf ein ähnliches Stimmerlebnis. Doch L. Price, Simionato, Corelli und Bastianini bleiben auch weiterhin in einer Klasse für sich.


    Gregor

  • Ein Troubadour zum Abgewöhnen! Ich habe weder Hand noch Fuß in das Regiekonzept hineinbekommen, dazu braucht man wohl ein besonderes Studium. Frühere Inszenierungen, die ich gesehen habe, habe ich durchaus verstanden, aber zu dieser fehlt mir jedes Verständnis.
    Mit Gemäldegalerie hat der Troubadour, so verworren die Handlung sein mag, nun wirklich nichts zu tun. Was sollten die ständig bewegten Bilder und die vielen Figuren, die im Libretto überhaupt nicht vorgesehen sind? Was sollte die Kostümierung zwischen historischen Kostümen und modernem Galerieaufseherdress. Viele der schönsten Szenen hingen völlig daneben und verleideten mir auch die mir sonst so gern gehörte Musik.
    Von Domingo, den ich sehr verehre, bin ich enttäuscht, dass er sich so etwas angetan hat. Bei der Netrebko wundert mich das nicht, denn die macht doch jeden Mist mit. Von Meli einmal ganz abgesehen. Natürlich hat das Publikum nach jeder bekannten Melodie geklatscht, eben, weil sie populär ist bzw. es Domingo oder Netrebko waren, die sie gesungen haben.
    Aber unsere Verunstaltungstheaterexperten werden uns den Sinn dieser Inszenierung sicher erklären können!
    Für eine war es jedenfalls ein "wunderbarer Opernabend": Annette aus dem Tal der Ahnungslosen (wahrscheinlich nach vorgefertigtem Konzept).


    Liebe Grüße
    Gerhard

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  • Gerne! Price/Domingo/Milnes unter Mehta, habe ich auch noch als LP.... :angel:


    PS: Gebe zu, habe nochmal zum Schlußapplaus zugeschaltet. Frau Gerlach sollte dringendst den Optiker wechseln! Die rasende Begeisterung des Publikums konnte ich nicht sehen. Phlegmatisches Pflichtklatschen der Silberrücken als gesammelte Hörgeräte wahrscheinlich anfingen wegen Übersteuerung zu piepen......


    Frau Gerlach sollte keine Vorstellungen mehr kommentieren. Diese Frau regt mich schon seit Jahren auf. Wie kann ein seriöser Sender wie Arte diese Person einsetzen. Ist doch nur peinlich!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Liebe Freunde,


    durch eine wegen Schlechtwetter in die Abendstunden verschobene Geburtstagsfeier bin ich um den ersten Teil der "Trovatore" Übertragung gekommen und erst zum Beginn des Soldatenchors eingestiegen. Ich glaube aber, dass ich nichts versäumt habe. Man hätte um Geld zu sparen, statt des Dirigenten irgendeinen Korrepetitor einsetzen können, schlimmer hätte es auch nicht kommen können. Über die Sänger möchte ich den Mantel des Schweigens breiten und anstelle eines Nachtkrimis im TV mich ebenfalls zu dem schon angesprochenen Karajan - Troubadur zurückziehen.


    (Für mich wirkte Domingo nicht wie Luna, sondern wie Othello und am Ende wie der Vater der lieben Anna ?( )


    Man muss diese grandiose Produktion nicht unbedingt gesehen haben!


    Liebe Grüße an alle mitleidenden Opernfreunde -



    Erich

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