Sterben die Klassikhörer aus?

  • Zitat

    Ich glaube, die Konzerne gehen davon aus, das die nächste Generation keine physischen Tonträger mehr haben möchte, sondern nur noch Downloads oder Streaming.


    Ich glaube, das ist eher ein Wunschtraum der Konzerne, als der Nutzer.
    Der Sammler möchte etwas BESITZEN - nicht NUTZEN.
    Einige Plattenfilmen gaben schon auf Download umgestellt - denn es wäre - wenn der Nutzer mitspielt - eine enorme Umwälzung von Kosten auf den Kunden. Drucken eines Covers, so daß die Farben Jahrzehnte halten - Oder Verzicht darauf.
    Sicherheitskopien auf mehreren Festplatten um die Sammlung gegen Lösung und Viren zu schützen. Dazu komplexe EDV Programm die das alles verwalten. Verzicht auf den haptischen Genuss.
    Die Renaissance der Vinylplatte zeigt die Sehnsucht nach vorzeigbarem Besitz - auch - und vor allem bei jungen Leuten.
    Heute will man den Leuten vorzugsweise virtuelle Dinge verkaufen - gegen nicht virtuelles Geld - versteht sich.
    Ich will auch von meiner Bilbliothek umgeben sein - und nicht Bücher aus einer virtuellen Leihbücherei entlehnen, die dann irgendwann nicht mehr existiert, weil sie zahlungsunfähig ist oder sich einfach nicht mehr lohnt.
    Ich will jede Musik meines Wunsche immer und jederzeit verfügbar haben - ohne Abhängigkeit von der Aussenwelt und zeitlichen Moden.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich glaube, das ist eher ein Wunschtraum der Konzerne, als der Nutzer.

    Es ist die Realität, die du geflissentlich ignorierst. Die Statistiken belegen klar, dass die Online-Angebote von Jahr zu Jahr stärker genutzt werden - und die Konzerne verdienen damit bereits gutes Geld. Und es wird in Zukunft mit Sicherheit weiter zunehmen.


    Außerdem vermischt du zwei Dinge. Der "Sammler" will natürlich die CDs kaufen, und er wird auch in Zukunft bedient werden. Aber er kauft ohnehin nur die Originalausgaben oder spezielle Reihen von Wiederauflagen. Ihm ist weitgehend egal, was die Konzerne mit alten Aufnahmen anstellen, die sich ohnehin schon seit Jahrzehnten in seinem Besitz befinden. Der "Hörer" wiederum ist heute generell nicht so festgelegt. Wie wir wissen, nutzen schon viele den rein virtuellen Besitz von Musik, oder aber sie greifen eben zu so außerordentlich günstigen Großangeboten. Die sind in erster Linie für Einsteiger interessant, die schnell und billig zu umfangreichen Musikbeständen kommen können. Dieser Markt wird auch in Zukunft bestehen, die Konzerne vergeben sich da nichts, sie verdienen ja auch an diesen Boxen und ein kommerziell erfolgreiches weiterführen alter Aufnahmen in ursprünglicher Form ist ohnehin nicht mehr möglich.


    Außerdem ist mir dein ständiges Gejammer wegen der CD-Covers völlig unverständlich. Einen LP-Sammler kann ich verstehen, wenn er den schönen Plattenhüllen nachweint, aber die CD-Cover und Beihefte im XXL-Briefmarkenformat sind doch ohnehin mehr Ärgernis denn Errungenschaft. Die machen sich großformatig am Bildschirm ohnehin viel besser als in natura...



    Die Renaissance der Vinylplatte zeigt die Sehnsucht nach vorzeigbarem Besitz - auch - und vor allem bei jungen Leuten.

    Wo hast du das denn her? Wie viele Jugendliche kennst du, die einen teuren Analogplattenspieler besitzen, der die Luxuspreise neuer LPs rechtfertigt? Die LPs werden überwiegend von älteren Semestern mit entsprechendem Equipment (und ausreichender Finanzkraft) gekauft!
    Außerdem sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Die "Renaissance" der LP ist nicht viel mehr als das Ende von 30 Jahren Talfahrt. Auch wenn die Verkäufe wieder ansteigen, so sprechen wir hier von niedrigen einstelligen Prozentsätzen am Gesamtvolumen. Und mehr wird es auch nicht werden.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Der Sammler möchte etwas BESITZEN - nicht NUTZEN.

    Das gilt sicher für unsere Generation, aber die nachkommenden sind anders gepolt. Auch meine Söhne wollen besitzen, nämlich alle zwei Jahre das neuste und aktuellste Handy und den noch leistungsfähigeren Laptop. Aber nur, um noch schneller und umfassender die digitalen Angebote des Netzes nutzen zu können. An Büchern, CDs und DVDs liegt ihnen nichts, das ist in der heutigen mobilen Zeit "Ballast". Nachdem mein Sohn kürzlich Abitur gemacht hat, hat er nach wenigen Tagen alle Bücher incl. aller Lexika und Dudenreihen bei Papa entsorgt. Braucht er nicht mehr. Auch Autos werden zunehmend zum "Ballast". Deshalb hat man keins, sondern least eins kurzfristig, wenn man es braucht. Zumindest , wenn man in einer Großstadt lebt.


    Und die Vinylrenaissance der Jugendlichen:
    In USA werden Platten und sehr preiswerte Abspielgeräte in Boutiquen verkauft, so als Retrolook-Accessoire. Ob daraus ein langfristiger Boom entsteht, ist zu bezweifeln.


    Beim Stuttgarter "Einklang" ist die Vinylabteilung inzwischen ziemlich umfangreich, aber ausschließlich im Bereich Jazz und Pop. Der Klassikanteil ist nahe null. Verkauft sich nicht.

  • Die Renaissance der Vinylplatte betrifft zum einen Sammler, die sie nie aufgegeben hatten, die meisten vermutlich über 50 (die Jüngsten, die noch mit LPs "sozialisiert" wurden, sind heute knapp 40). Zum anderen einzelne Musiksubkulturen, in denen Vinylplatten, entweder "klassische" oder auch neue immer eine wichtigere Rolle gespielt haben als in der Klassik oder auch im Mainstream Pop. V.a. die "DJ Kultur", aber auch Bereiche des Jazz.
    Insgesamt ist das jedenfalls eine Nische und bei Unter-Dreißigjährigen dominiert, wie lutgra schon bemerkt hat, ohne jeden Zweifel download, mp3, streaming, cloud usw.


    Es ist doch klar: Vor 30, noch vor 15 Jahren musste ein Hörer beinahe zwangsläufig zum Sammler werden, sofern er nicht vom Radioprogramm abhängig werden wollte. Heute ist es möglich, weitgehend aufs Sammeln zu verzichten und entsprechend werden die Präferenzunterschiede deutlicher.


    Boxen, die erheblich preiswerter als Einzelplatten waren, gab es übrigens schon in den 1970ern. Mir ist neulich ein Stapel "Zeit-Magazin" von '79 in die Hände gefallen, von denen eines eine mehrseitige 2001-Anzeige enthält, in der Sammelboxen angeboten werden, bei denen pro LP auch nur noch 5-10 DM zu zahlen sind. Natürlich ist der Abstand nicht so extrem wie heute 2 vs. 20 Euro. Aber die Aufnahmen waren auch keine 50 Jahre alt, Vinylplatten sind teurer in der Herstellung, es gab keine Downloadkonkurrenz usw. Ulrich Schreiber kommentiert in seinem Plattenführer, dass 1977 die Boxen vom vorhergehenden Beethoven-Jubiläum 1970 erheblich billiger angeboten wurden (trotz Inflation).


    Ergänzung: Ich vermute, die Angebote zielten schon aufs Weihnachtgeschäft. In Zeitmagazin Nr. 46 (9.11.79) bewirbt Zweitausendeins u.a. Haydn-Sinfonien unter Dorati auf 48 LPs für DM 279 statt vorher 460), "Welt der Symphonie" 91 LPs für DM 493, Mozart-Klavierkonzerte mit Barenboim 12 LPs 47,90, Beethovensonaten mit Gulda 11 LPs 49,90, 99 LPs Bach (DG/Archiv) DM 699.

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    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Boxen, die erheblich preiswerter als Einzelplatten waren, gab es übrigens schon in den 1970ern.

    Ich erinnere, dass es bei 2001 die Solti-Edition gab (Große weisse Boxen, minimale Infos, bei Opern kein Libretto). Anfangs kostete die noch über DM 1000. Am Ende wurden einzelne Boxen (z.B. alle Mahlersymphonien, alle Wagneroper oder alle Straussopern) für 50-100 DM abverkauft. Für meinen Böhm-Ring habe ich auch nur DM 99 hingelegt.

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  • Da CDs erst einmal mit nominal deutlich höheren Preisen gestartet sind, hat es durchaus gedauert, bis Boxen in ähnliche Regionen gefallen sind. Ich habe meiner Erinnerung nach ca. 1998 (also fast 20 Jahre nach dem oben genannten Angebot) für die 9-CD-Box mit Guldas Beethovensonaten DM 69 bei 2001 gezahlt (vielleicht waren es aber tatsächlich auch nur 49); es war in jedem Falle ein sehr günstiges Angebot, eine neuere GA bei einem Major hätte als Box zwar nicht 30 DM je CD, aber sicher DM 100-200 gekostet.
    Die Wiederauflage des Solti-Ring 1997 kostete um die DM 200; vorher hätte man für die vier Einzelboxen zusammen vermutlich 300 bezahlt, wenn auch wohl nicht ganz die DM 30/CD, die für kleinere Sets fällig waren.
    Der totale Preisverfall bei den Boxen ergab sich erst in den letzten ca. 10 Jahren.

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  • Die Aula in Aachen beim letzten Konzert des Studentenorchesters (Glass und Bruckner) war gut gefüllt, zweimal. Das Durchschnittsalter war unter 30, ich ein alter Sack. Die Kleidung der Besucher war sehr salopp, die Begeisterung bei Dirigent und Musikern groß. Demnach waren hier einige Hundert Nachwuchshörer.
    Aber bekommt der beschlipste Abobesitzer oder der Sammler zu Hause das mit? Wohl kaum. Und CDs kaufen die auch nicht, die hören sich das auf Youtube an, fertig. Was ich mehrfach gehört habe, war, dass es einige wichtig fanden, dass in diesem Rahmen kein Dresscode herrschte und die Räumlichkeiten bekannt waren. Also eine Niederschwelligkeit da war.
    Was aber m.M. wirklich wegbricht, ist das Publikum, das ins Konzert ging, weil es sich sehen lassen wollte und weil man dachte, dass diese Kultur halt dazugehört und man das aushalten müsse.
    Die Klassikhörer sterben also nicht aus, sie verändern sich.
    Ach ja, was wohl auch ziemlich schlimm ist, ist die Ausgrenzung: Wenn also jemand nach der neuesten Platte von David Garrett fragt, dann ist der ja schon unten durch. Den lassen wir ja links liegen. Und da liegt er dann und mag auch nicht mehr zu uns gehören. - Was ich verstehen kann.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Was aber m.M. wirklich wegbricht, ist das Publikum, das ins Konzert ging, weil es sich sehen lassen wollte und weil man dachte, dass diese Kultur halt dazugehört und man das aushalten müsse.


    Die sind meines Erachtens schon längst verschwunden, nur einzelne Exemplare dieser Fossilienart können noch gelegentlich gesichtet werden. ;)


    Um gesehen zu werden muss man heute in die Klatschberichterstattung des Fernsehens kommen. Und da gibt es viele und wesentlich effizientere Methoden als Konzert- oder Theaterbesuche...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Das ist wahrscheinlich hier in der Provinz noch anders. Und auch in der Kölner Philharmonie habe ich schon so manchen gutgekleideten Herrn selig schlafen sehen....

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Und auch in der Kölner Philharmonie habe ich schon so manchen gutgekleideten Herrn selig schlafen sehen....


    Und du meinst, dass er schlafend gesehen werden will?


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hehe. Nein, natürlich nicht. Ich schließe daraus, dass er sich nicht wirklich interessiert, sondern eben hin musste.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2014 erschien die deutsche Bundeskanzlerin Dr. Merkel nicht. Zwar verpasste sie "Tannhäuser", aber heute besuchte sie - in Begleitung ihres Ehemanns - "Siegfried", die umstrittene Inszenierung von Regisseur Frank Castorf.

    mfG
    Michael

  • Zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2014 erschien die deutsche Bundeskanzlerin Dr. Merkel nicht. Zwar verpasste sie "Tannhäuser", aber heute besuchte sie - in Begleitung ihres Ehemanns - "Siegfried", die umstrittene Inszenierung von Regisseur Frank Castorf.


    Und was sagt uns das, liebes Schneewittchen? Immerhin kommt ja im "Siegfried" eine von der herrschenden Weltmacht mit scharfen Sanktionen belegte Person vor, die diese Strafe, die sie sich angeblich selbst schuf, aber "zu neuen Taten" überlebte, um schließlich selbst im Weltbrand unterzugehen. ;) Die Kanzlerin sollte aus gegebenem Anlass also sehr gut zuhören. In dem Stück steckt viel aktueller Zündstoff.



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Aula in Aachen beim letzten Konzert des Studentenorchesters (Glass und Bruckner) war gut gefüllt, zweimal. Das Durchschnittsalter war unter 30, ich ein alter Sack. Die Kleidung der Besucher war sehr salopp, die Begeisterung bei Dirigent und Musikern groß. Demnach waren hier einige Hundert Nachwuchshörer.

    Also - du willst sagen, dass die Klassikhörer nicht aussterben. Ich denke, diese Diskussion wurde vor 20 Jahren genauso geführt. Ich bin nun in der glücklichen Lage, in Berlin zu wohnen, wo es ein mehr als reichhaltiges Klassikprogramm gibt, 4 professionelle Sinfonieorchester, 3 Opern mit Orchester, dazu diverse Gastspiele renommierter in- und ausländischer Klangkörper, so z. B. jetzt beim Musikfest Berlin aber im Prinzip das ganze Jahr über. Dann noch die semiprofessionellen und Amateurorchester und die ganze Breite der Kammermusik. Die Saison hat noch gar nicht begonnen und dennoch gibt es in bestimmten bevorzugten Platzgruppen, vielfach schon für Termine hoch im nächsten Jahr, keine Karten mehr. Die Berliner Philharmoniker, weiß Gott kein Niedrigpreisanbieter, sind regelmäßig ausverkauft. Jetzt im August ist das Young Euro Classic Festival mit internationalen Jugendorchestern, das ebenfalls schon lange ausverkauft ist. Hier ist ein sehr durchwachsenes Publikum bei Eintrittspreisen um die 17 EUR. Ähnlich sieht es bei den Philharmonikern aus, trotz Hochpreisen. Bei den anderen ist die Publikumshaarfarbe mehrheitlich silbergrau. Aber ich denke, dass es hier auch grauen Nachwuchs geben wird, denn vor 20 Jahren sah es doch genauso aus.
    Was in dieser Diskussion so sehr thematisiert wird, ist der Tonträgermarkt. Ich gehöre zu der Generation, an der die Multimediaentwicklung vorbei gegangen ist. Ich kenne aber auch jemanden, der sich alles irgendwie aus dem Internet besorgt. Der kauft auch kein Billigpaket. Natürlich hat der Klassikmarkt es auch deshalb schwer, weil der betroffene Personenkreis schon alles hat und nur noch gezielt Ergänzungen kauft. Aus diesen Gründen gibt es wohl kaum noch gute Musikhandlungen. Ich lebe zum Glück auf einer Insel mit dem Kulturkaufhaus Dussmann, in dem man nach Herzenlust stundenlang stöbern und auch reinhören kann. Da die Klassikhörer nicht aussterben, wird wohl auch dieses Haus bleiben.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • 1. Außerdem ist mir dein ständiges Gejammer wegen der CD-Covers völlig unverständlich. Einen LP-Sammler kann ich verstehen, wenn er den schönen Plattenhüllen nachweint, aber die CD-Cover und Beihefte im XXL-Briefmarkenformat sind doch ohnehin mehr Ärgernis denn Errungenschaft. Die machen sich großformatig am Bildschirm ohnehin viel besser als in natura...



    2. Wo hast du das denn her? Wie viele Jugendliche kennst du, die einen teuren Analogplattenspieler besitzen, der die Luxuspreise neuer LPs rechtfertigt? Die LPs werden überwiegend von älteren Semestern mit entsprechendem Equipment (und ausreichender Finanzkraft) gekauft!


    3. Außerdem sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Die "Renaissance" der LP ist nicht viel mehr als das Ende von 30 Jahren Talfahrt. Auch wenn die Verkäufe wieder ansteigen, so sprechen wir hier von niedrigen einstelligen Prozentsätzen am Gesamtvolumen. Und mehr wird es auch nicht werden.


    zu 1. Mal abgesehen von Deiner ziemlich aggressiven Wortwahl hast Du meines Erachtens auch in der Sache Unrecht. Ich jedenfalls empfinde nach 30 Jahren CD-Konsum auch diese Booklets als haptischen "Genuss", den ich nicht missen möchte.


    zu 2. Teure Plattenspieler kaufen Jugendliche vielleicht nicht, aber ich kenne genug Jugendliche (Neffen, Nichten...), die sich billige angeschafft haben und Vinyl kaufen und hören, weil das viel cooler ist als diese perfekten CDs...


    zu 3. Da hast Du allerdings Recht: Dieser angebliche Vinyl-Boom existiert nur in den Wunsch-Träumen und der Werbung der HiFi-Industrie, die möchte, dass die Konsumenten ein Schweine-Geld für Platten-Laufwerke, Tonarme, Tonabnehmersysteme und Phono-Vorstufen ausgeben - ich würde es nicht mal tun, wenn ich das Geld hätte...

    Herzliche Grüße
    Uranus

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  • Ich jedenfalls empfinde nach 30 Jahren CD-Konsum auch diese Booklets als haptischen "Genuss", den ich nicht missen möchte.

    Sie sind ergonomisch eine einzige Katastrophe (im Handling der Beilage und deren Verstau in der CD-Hülle; die ewige Fistelei ist ein einziger Alptraum). Schon erstaunlich, dass sich dennoch Menschen finden, die ein derart unmögliches Produkt als "haptischen Genuss" empfinden können. Du scheinst nicht viel mit LP-Beilagen zu tun gehabt zu haben... ;)



    Teure Plattenspieler kaufen Jugendliche vielleicht nicht, aber ich kenne genug Jugendliche (Neffen, Nichten...), die sich billige angeschafft haben und Vinyl kaufen und hören, weil das viel cooler ist als diese perfekten CDs...

    Und die kaufen tatsächlich auch in nennenswertem Prozentsatz neue LPs und bedienen sich nicht überwiegend am Gebrauchtmarkt?

    Ciao


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  • Sie sind ergonomisch eine einzige Katastrophe (im Handling der Beilage und deren Verstau in der CD-Hülle; die ewige Fistelei ist ein einziger Alptraum). Schon erstaunlich, dass sich dennoch Menschen finden, die ein derart unmögliches Produkt als "haptischen Genuss" empfinden können.


    Naja, wer feinmotorisch von CD-Verpackungen herausgefordert ist, dürfte mit LPs auch keine reine Freude gehabt haben. :D Die sind bekanntlich erheblich empfindlicher. Wenn CD + Jewelcase wirklich so umständlich wären, hätten sie sich kaum 30 Jahre als dominantes Medium gehalten.


    "haptischen Genuss" sehe ich allerdings auch keinen. Die Coverfläche ist viel zu klein, um diese ästhetisch relevant zu machen. Man hätte für die CD das 7-Zoll-Vinyl-Single-Format wählen sollen, das hätte noch einigermaßen ansprechende Cover möglich gemacht. (Und für manche Sammler bei den Regalen Synergieeffekte...)

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  • Naja, wer feinmotorisch von CD-Verpackungen herausgefordert ist, dürfte mit LPs auch keine reine Freude gehabt haben. :D Die sind bekanntlich erheblich empfindlicher.

    Das ist - mit Verlaub - Unsinn. Ich spreche von der Verpackung, nicht vom Tonträger. Das Herausholen von und Einfädeln in den Deckel der Jewel-Box ist bei Begleitheften eine unselige Spielerei - ohne ein Deckblatt zu zerreißen, wohlgemerkt. Dann brechen die Haltezähne der CDs beim scharfen Anschauen, die Deckelhalterungen bei zweimal scharf Anschauen und hinunterfallen darf so ein Case ohnehin nicht, dann wird bereits ein Neukauf einer Fünferpackung fällig. Von der Miniaturisierung des Gedruckten will ich lieber gar nicht anfangen. Eine Oper mitlesen? Vergiss es - am besten gleich, aber spätestens dann, wenn du selbiges auf einem Tablett oder Notebook in Vollformat genossen hast.



    Wenn CD + Jewelcase wirklich so umständlich wären, hätten sie sich kaum 30 Jahre als dominantes Medium gehalten.

    Du vermischt da die Dinge. Die CD hat sich gehalten, weil ihre Vorteile ihre Nachteile bei weitem überragt haben. Und nicht zuletzt weil sie auch am Computer als Speichermedium Verwendung fand. Das trieb die Stückzahlen an Laufwerken und Datenträgern deutlich in die Höhe, was wiederum die Fertigungskosten drastisch senkte und damit letztlich das Preisniveau für den Endkunden. Mit dem Preisniveau der 80er würdest du heute nicht mehr viele Scheiben verkaufen. Klein, praktisch, robust und preisgünstig, das sind die Gewinnparameter der CD. Deswegen hält sie sich weiterhin - TROTZ der lausigen Verpackung, nicht WEGEN...


    :D

    Ciao


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  • (...) und hinunterfallen darf so ein Case ohnehin nicht, dann wird bereits ein Neukauf einer Fünferpackung fällig.

    Hast Du Fliesenboden? Dann wär's für mich erklärlich- aber bei Teppichen ;(


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Hast Du Fliesenboden? Dann wär's für mich erklärlich- aber bei Teppichen ;(


    Parkett reicht völlig. Ich habe keine Feldversuche gestartet, meine mich aber zu erinnern, dass auch auf Teppichboden eine herabfallende, gefüllte CD-Box zum Brechen der Haltezähnchen führte. Und jeder, der schon einige Male mehrere CDs als Paket bekommen hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dass nach dem Auspacken auch ein kleiner Haufen ausgebrochener Plastikteilchen "übrig" bleibt. Wie man es auch betrachtet, die Jewel-Cases sind ein Fiasko für den Benutzer. Sind sind in erster Linie daraufhin konstruiert, im Geschäft auf mehreren Regalsystemen effizient gestapelt werden zu können.


    Es liegt eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass man bei den DVD-Boxen zwar dazugelernt hat - aber gelegentlich wieder über das Ziel hinausschoß. Man verwendet dort meist Kunststoff, der wesentlich bruchsicherer ist, der aber dafür nicht durchsichtig und daher für klassische CD-Boxen nicht verwendbar ist. Auch die Halterungen sind dort inzwischen nicht mehr sonderlich bruchgefährdet. Dafür stolpert man immer wieder über Boxen, wo die DVD derart streng sitzt, dass man bei jedem Entnehmen Angst um sie hat, da sie stark durchgebogen werden muss um sie herauszubekommen. Irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass die Konstrukteure nicht sonderlich auf die ergonomische Verwendung des Serienprodukts geachtet haben...

    Ciao


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  • Das ist - mit Verlaub - Unsinn. Ich spreche von der Verpackung, nicht vom Tonträger. Das Herausholen von und Einfädeln in den Deckel der Jewel-Box ist bei Begleitheften eine unselige Spielerei - ohne ein Deckblatt zu zerreißen, wohlgemerkt.

    Das tritt nur bei relativ dicken Booklets auf. Ich halte das auch für eine Fehlkonstruktion. Hat aber mit der Handhabung der CD selbst nichts zu tun, während die Handhabung einer LP, gerade auch beim Herausnehmen aus der Hülle durchaus Geschick erfordert.



    Zitat

    Dann brechen die Haltezähne der CDs beim scharfen Anschauen, die Deckelhalterungen bei zweimal scharf Anschauen und hinunterfallen darf so ein Case ohnehin nicht, dann wird bereits ein Neukauf einer Fünferpackung fällig.

    Herunterfallen darf es nicht, aber ansonsten übertreibst du maßlos, zumal es schon seit Jahren Haltesterne gibt, bei denen die Zacken verbunden sind und die kaum je kaputtgehen.



    Zitat

    Du vermischt da die Dinge. Die CD hat sich gehalten, weil ihre Vorteile ihre Nachteile bei weitem überragt haben. Und nicht zuletzt weil sie auch am Computer als Speichermedium Verwendung fand. Das trieb die Stückzahlen an Laufwerken und Datenträgern deutlich in die Höhe, was wiederum die Fertigungskosten drastisch senkte und damit letztlich das Preisniveau für den Endkunden. Mit dem Preisniveau der 80er würdest du heute nicht mehr viele Scheiben verkaufen.


    Mit dem Preisniveau der 1980er würde man heute so gut wie keine Unterhaltungselektronik mehr verkaufen. Da bilden CDs keine Ausnahme. Und genau, die Vorteile haben die trivialen Nachteile der Verpackung weit überwogen. Zumal es seit vielen Jahren alternative Verpackungen gibt. Es gab gut 10 Jahre CDs, bis sie als Computermedium eine Rolle spielten. Und es gibt sie heute noch, obwohl beim Computer schon lange DVDs regieren oder vieles gleich per download bzw. online gemacht wird.

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  • Wie man es auch betrachtet, die Jewel-Cases sind ein Fiasko für den Benutzer.

    Deshalb entsorge ich die Dinger auch sobald eine CD in den permanenten Bestand übergeht. Das Booklet geht in eine passende Weichplastikhülle , die CD ins Booklet und das ganze lässt sich sehr platzsparend in Leitz CD-Boxen aus festem Karton aufbewahren. Die etwas größeren Rückenzettel kommen in einen separaten Schuhkarton falls ich die CD mal doch verkaufen möchte.


    Die Entsorgung der Jewel-Case geht über einen von mir genutzten second hand Laden oder die Musikbücherei, die nutzen das als Ersatz für ihre zerbrochenen Hüllen.

  • Es gibt meines Wissens sogar weiche Hüllen, die ein Fach für das Backcover haben. Nur muss man eben die gesamte Aufbewahrung umstellen, weil die nicht mehr stabil im Regal stehen können. Daher mache ich das nur in Ausnahmefällen und beschränke mich normalerweise auf das Umpacken von breiten Doppelhüllen in schmale (was aber manchmal wegen zu dicker Booklets scheitert).

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  • Interessant, welche Wege eine Diskussion nehmen kann.
    Klassikhörer werden niemals aussterben. In der Klassik wird ein Höchstmaß an Qualität in der Komposition als auch vom Ausführenden verlangt.
    Und Qualität ist immer noch einer der Leitbegriffe in unserer Konsum- und Leistungsgesellschaft.
    Der Erfolg einer Wirtschaft hängt von Leistungsträgern ab, de sich mit Qualität in allen Bereichen auseinander setzen. Diese Leute müssen heutzutage nicht mal mehr nur in Führungspositionen sitzen.
    Wenn sich eine solche Person sich tiefgründig mit Musik auseinander setzt, kommt sie um Klassik gar nicht herum. Also ist das Potential zum Einstieg in die Klassik immer vorhanden.
    Der heutige Mensch will aber auch unabhängig sein. Er will sich nicht mehr nur vor die Stereoanlage zwingen, um seine Musik zu geniessen, sondern nutzt eine freie Stunde um zwanglos eine Beethoven Klaviersonate auf seinem Smartphone zu genießen. In sehr guter Qualität, von der manche Aufnahme aus den Siebzigern sich eine Scheibe abschneiden könnte.
    Wichtig ist auch eine gewisse Identifikation mit dem Musiker. Wenn das Gefühl entsteht, das es Gemeinsamkeiten zwischen Hörer und Musiker gibt, so wird auch der Zugang zu der Musik erleichtert.
    Klassik muss im Gespräch bleiben und intelligente Menschen überzeugen können.

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  • Zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2014 erschien die deutsche Bundeskanzlerin Dr. Merkel nicht. Zwar verpasste sie "Tannhäuser", aber heute besuchte sie - in Begleitung ihres Ehemanns - "Siegfried", die umstrittene Inszenierung von Regisseur Frank Castorf.


    Liebes Schneewittchen,


    wenn die Merkel MICH besucht hätte, dann wäre mir das sicher aufgefallen. Aber da war niemand :D


    PS: Nicht unterschlagen will ich: "deutsche Bundeskanzlerin Dr." sowie "Frau". So viel political correctness muss schon sein.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Thomas Sternberg hat heute das Form nach eine mehr als zweieindhalbjährigen Pause wieder aktiv betreten, worüber ich mich freue.
    Ich habe inzwischen recherchiert welches seine letzte Beitrgäge vor dem "Ausstieg" oder der "Pause" gewesen sind - ob es einen Zwist oder ähnliches gegeben hat - und ich fand in seinen letzten Beiträgen nichts was darauf hindeutete.
    Was ich aber gefunden habe, war ein Statement in diesem Thread:


    Zitat

    Klassik muss im Gespräch bleiben und intelligente Menschen überzeugen können.


    Und genau das ist es was ich seit annähernd 13 Jahren mit diesem Forum zu erreichen versuche
    - mit der Unterstützung der jeweiligen Forenmitglieder selbstverständlich - mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg...


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alle 2 Jahre wird in D eine repräsentative Studie durchgeführt, die unterschiedliche Themen zu aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft untersucht (Allbus). Die Studie Allbus 2014 hatte einige Frage über den Musikgeschmack der Leute - es wird auch ältere Studien geben, die das thematisieren.


    Da kann man sicherlich den einen oder anderen Trend ablesen.

  • Die Frage im Jahre 2014:


    Ich nenne Ihnen im Folgenden verschiedene Musikarten. Bitte sagen Sie mir jeweils anhand der
    Liste, wie gerne Sie diese Musik hören.


    Höre ich… (sehr gern, gern, weder noch, ungern, sehr ungern)


    Deutsche Volksmusik
    Volksmusik anderer Kulturen
    Deutsche Schlager
    Pop-Musik und aktuelle Charts
    Rock-Musik
    Heavy Metal
    Elektronische Musik, wie House, Techno, Electro
    Hip Hop, Soul, Reggae
    Klassische Musik
    Oper
    Musical
    Jazz

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