Beethovens Klavierkonzerte

  • Wie ich gerade sehe, ist der abschließende Teil der "Beethoven Journey" für den 12. September angekündigt:



    Die anderen beiden CDs sehen so aus:



    Thomas hat für mich absolut recht, wenn er Andsnes' Interpretationen lobt. Auch bei aller Konkurrenz, bei allen großartigen Pianisten, Dirigenten und Orchester, die sich Beethovens Klavierkonzerten gewidmet haben, sollte man diese Aufnahmen kennen.


    Mich beeindruckt besonders, daß Leif Ove Andsnes es schafft, seine ausführlich in den Beiheften erläuterten Gedanken zu den Werken in die Praxis, in Klang, umzusetzen.
    Er schreibt: "Ich halte Beethovens Werke für die menschlichste und am höchsten vergeistigte Musik schlechthin. Noch heute werden wir von ihrer bemerkenswerten Radikalität und Modernität erschüttert, aber Beethoven und seine Musik vermitteln uns noch andere wichtige, grundlegende Botschaften... Vielleicht fesselt uns Beethoven deswegen immer noch so stark, weil er uns gleichermaßen tröstet und aufrüttelt:..."


    Trost und Aufrüttlung, Modernität und Humanismus sind für Andsnes nicht nur Schlagworte, sondern er vermittelt diese Attribute mit seiner makellosen Technik, mit einer sensiblen Dynamik und mit einem Orchester, das ebenso feinsinnig engagiert und so farbig ausgewogen (wie ich sie so gut wie noch nie gehört habe) den Orchesterpart übernimmt. Die "Personalunion" aus Dirigent und Solist macht hier absolut Sinn.


    Leif Ove Andsnes versucht nicht, Beethoven "neu zu erfinden", sondern er "nimmt ihn beim Wort". Diese uneitle Musizierweise, diese Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit im Ausdruck machen die bisherigen Interpretationen zu etwas ganz besonderem.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    herzlichen Dank für die Ergänzungen zu Andsnes.
    Ich war so überwältigt von dieser Musik, das ich erstmal nur rudimentär diese Aufnahmen vorstellen konnte.
    Das Einfühlungsvermögen der Musiker in die Interpretation ist einfach unglaublich. Ich stehe sonst eher kritisch Aufnahmen gegenüber, die vom Klavier aus geführt werden. Aber hier gelingt etwas Einmaliges.
    Es wird ein eigenständiger Weg gewählt, ohne jetzt in unbedingter Konkurrenz zu anderen Aufnahmen zu treten, ohne "künstliche Zusätze".


    Toll, toll, toll. :hail:

  • Hallo Thomas,


    ja, es stimmt, nur die wenigsten Aufnahmen, in denen der Solist auch als Dirigent fungiert, können (mich) komplett überzeugen. Selbst Krystian Zimerman erreichte für mich längst nicht die Intensität der Zusammenarbeit mit Leonard Bernstein, als er durch "Lennys" Tod bedingt das erste und zweite Klavierkonzert ohne Dirigenten aufführte.


    Bei Andsnes ist es anders, vielleicht auch, weil das Mahler Chamber Orchestra sich bereitwilliger auf die Intentionen des Solisten einzulassen bereit ist als "konventionelle Sinfonieorchester".


    Sehr gespannt bin ich auf das fünfte Klavierkonzert, denn hier kommt es wegen des umfangreichen Kopfsatzes und des mehr ins Orchester eingebettete statt exponierte Klavier mehr auf eine "ordnende Hand" an als bei Beethovens anderen Klavierkonzerten.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Meine Güte, Norbert, vollste Übereinstimmung!
    Auch ich bin auf das Fünfte gespannt, erstmal aus dem Grund, den Du genannt hast und auch wegen dem "lyrischen" Ansatz, es ist für mich das allgemein gefälligste KK, der dort verlangt wird.
    Es ist schon eine kleine Sensation, das mir so ein Hörerlebnis bereitet wird.
    Ich weiß jetzt nicht mehr genau die Stelle, aber die Klarinette hat ein kleines Solo, das wiederholt wird.
    Man hört, vor dem ganzen Orchester, das der Solist die Wiederholung eine Idee leiser spielt.
    Oder das voluminöse Fundament der Pauke, die aber nie "dazwischen haut".
    Und trotzdem zerfällt das ganze Werk nicht!
    :hail:

  • Seit einiger Zeit besitze ich die CD mit Beethovens Klavierkonzerten Nr 1 und Nr 3 in der Interpretaton von Leif Ove Andsnes als Pianist und Dirigent des Mahler Chamber Orchesters in Personalunion. Das erste Konzert habe ich vor einigen Tagen gehört, heute folgte die Nr 3. Unter den Aufnahmen mit "modernem" Flügel nimmt diese Aufnahme in meinen Augen eine Spitzenposition ein. Die Tempi sind nicht überzogen, Andnes lässt - wo angebracht - den Flügel auch "singen", "klassische Eleganz" würde hier wohl passen, aber auch "entspanntes Musizieren" ohne Erfolgs- und Originalitätsdruck. Einfach perfekt. Die weiteren beiden CDs stehen schon auf meiner Bestell-iste. Das wird meine "Referenz" für die nächsten zwei oder drei Jahre (natürlich höre ich dazwischen auch Alternativaufnahmen). Eigentlich hatte ich vor diesen Aufnahmen einen eigenen Thread zu spendieren, aber angesichts der hier schon geführten kurzen aber interessanten Diskussion vor einem jahr, habe ich es dann doch vorgezogen hier nahtlos anzuschliessen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo!


    Der Sonntagmorgen ist meist geeignet, sich durch einen längeren Thread durchzuarbeiten. Hat auch direkt zu Bestellungen geführt. Inspiriert durch den Thread habe ich meine Lieblingsbox aus dem Regal gezogen, zumindest was die Klavierkonzerte Beethovens anbelangt.



    Bei der Überlegung, was ich daraus hören möchte, habe ich mich allerdings für die Chorfantasie entschieden. Wäre die hier mitzubehandeln oder ist sie eher einer "Hybrid-Gattung" zuzuordnen, wie die Lobgesang-Sinfonie Mendelssohns?


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich komme wieder ganz kurt zurück zu Leif Ove Andsnes und seiner Aufnahme aller 5 Beethoven Klavierkonzerte. Sie wird von der Presse geradezu verdächtig einhellig gelobt. Unser Werbepartner jpc bietet indes auf seiner Website die Möglichkeit diese Aufnahme anonym zu bewerten. Hier wird von einer anonymen Leserschaft 2,3 von 5 möglichen Punkten vergeben.


    Bewertungsübersicht
    (62 Bewertungen)
    5 Sterne --- 9
    4 Sterne --- 3
    3 Sterne --- 3
    2 Sterne ---32
    1 Stern ---15


    Versucht man die detaillierten Begründungen aufzurufen - die es angeblich gibt - so passiert -NICHTS
    Sie sind nicht zugängig oder einfach nicht vorhanden


    Eine mögliche Lösung bestünde darin, daß man sie entfernt hat, weil sie kontraproduktiv für den Verkauf - also vernichtend - sind.
    Die Illusion, durch Leserbewertungen die Verkaufszahlen durch Kundenbindung zu erhöhen ist in der Tat ein süsses Trugbild. Denn in der Regel schreiben dort vorzugsweise Leute, die ihren Frust abladen wollen oder jemandem schaden wollen - und das in aller Regel anonym. Ein Forum mag gelegentlich ähnliche Tendenzen aufweisen - korrigiert sich aber üblicherweise selbst....
    Genug der Themenabweichung - Gibt es von Eurer Seite Einwände zu dieser Aufnahme ? Ich besitze erst eine Folge davon, werde sie aber komplettieren - egal welche Urteile gefällt werden.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Genug der Themenabweichung - Gibt es von Eurer Seite Einwände zu dieser Aufnahme ? Ich besitze erst eine Folge davon, werde sie aber komplettieren - egal welche Urteile gefällt werden.....


    Also, lieber Alfred, von meiner Seite gibt es überhaupt keine Einwände, ganz im Gegenteil. ich halte diese Beethoven Klavierkonzerte für ganz hervorragende Aufnahmen. Das ist insbesondere im 5. KK ganz energisch, aber mit viel Esprit gespielt. Kein übergroßes Pathos, aber das wo es notwendig wird (im Finale) langt er ordentlich zu. Insgesamt habe ich die Aufnahmen als präzise musiziert, aber immer mit einer gewissen leichten Eleganz im Ohr. Ich höre sie einfach sehr gern, wer dafür wieviel Sternchen vergibt, ist mir egal :) Ich würde sie immer guten Gewissens empfehlen, wenn ich nach einer Aufnahme neueren Datum gefragt würde.
    Herzliche Grüße
    JLang


    PS
    Das 5. ist gerade zum Sonderpreis zu haben, da kann man nicht meckern

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Die letzten Beiträge und Norberts Beitrag 181 hatten mich auch schon für diese Klavierkonzerte-Aufnahmen, die es jetzt auch als GA gibt, schon den Mund wässrig gemacht.


    :!: Genau wie Alfred war ich auch an diversen Meinungen zu diesen Leif Ove Andsnes - Aufnahmen interessiert und habe die unterschiedlichsten Kritiken gelesen.
    Dabei stellte ich bei allem Wohlwollen für diese offenbar orchestral "perfekten" Aufnahmen fest, dass der Hörer, der Beethoven gerne heroisch und dramatisch hört, hier doch nicht so ganz auf seine Kosten kommen dürfte.


    Ich bitte dazu mal den Beitrag von Sagitt zu lesen, der eine interessante Rezension bei amazon eingestellt hat:
    Man kann diese Rezension lesen, wenn man in Norberts Beitrag 181 die erste CD mit dem KK Nr.5 anklickt. Wenn ich dort neben weiteren sehr aufschlussreichen Sätzen lese, dass "diese Werke Kern-Beethoven sind und nicht mehr wie weiterentwickelter Haydn" klingen sollten, dann gibt mir das doch zu denken.



    Als GA sind die 3 Einzel-CD´s auch zu haben:

    SONY, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    teleton:Ich bitte dazu mal den Beitrag von Sagitt zu lesen, der eine interessante Rezension bei amazon eingestellt hat:
    Man kann diese Rezension lesen, wenn man in Norberts Beitrag 181 die erste CD mit dem KK Nr.5 anklickt. Wenn ich dort neben weiteren sehr aufschlussreichen Sätzen lese, dass "diese Werke Kern-Beethoven sind und nicht mehr wie weiterentwickelter Haydn" klingen sollten, dann gibt mir das doch zu denken.


    Lieber Wolfgang,


    ich habe vor einein halb Jahren (6. 3. 2014) Leif Ove Andsnes live in der Kölner Philahrmonie erlebt, zwar mit einem Sonatenprogramm, aber auch "Kern-Beethoven", und wie die Anwesenden "Nicht-Karnevals-Geschädigten" ca. 1400 Anwesenden war ich an diesem Aschermittwoch begeistert von Andsnes' Vortrag, der durchaus dem "kern-Beethoven" angemessen war. Du kannst meinen Konzertbericht an dieser stelle nachlesen:


    Konzertbesuche und Bewertung


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S. Im Übrigen bin ich durchaus der Meinung von Jörn (Posting Nr. 188). Bei den Rezensionen Sagitts bei Amazon bin ich auch nicht immer der gleichen Meinung.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Die letzten Beiträge und Norberts Beitrag 181 hatten mich auch schon für diese Klavierkonzerte-Aufnahmen, die es jetzt auch als GA gibt, schon den Mund wässrig gemacht.


    :!: Genau wie Alfred war ich auch an diversen Meinungen zu diesen Leif Ove Andsnes - Aufnahmen interessiert und habe die unterschiedlichsten Kritiken gelesen.
    Dabei stellte ich bei allem Wohlwollen für diese offenbar orchestral "perfekten" Aufnahmen fest, dass der Hörer, der Beethoven gerne heroisch und dramatisch hört, hier doch nicht so ganz auf seine Kosten kommen dürfte.


    Lieber Wolfgang,


    es freut mich, dass ich Dich inspirieren konnte.


    Ich stimme zu, "heroisch und dramatisch" sind Andsnes' Interpretationen nicht. Sie sind wunderbar harmonisch fließend, unaffektiert, auch feinsinnig elegant, aber beim 5. Klavierkonzert gebe ich den "besten" Aufnahmen mit separaten Dirigenten und Solisten doch noch den Vorzug.


    Auch wenn der Vergleich etwas hinkt ist das 5. Klavierkonzert für mich eine Art ein Vorläufer von Brahms' 2. Klavierkonzert. Spätestens hier sprengt Beethoven die Grenzen der bisher bekannten Klavierkonzerte, der 1. Satz umfasst, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, mehr Takte als der 1. Satz der 9. Sinfonie.


    Soll heißen: In "Personalunion" wird man beiden umfangreichen Partien nicht so gerecht als wenn die Aufgaben "aufgeteilt" werden. Das gilt nicht nur für Andsnes, der für mich den "Spagat" noch am besten bewältigt, das gilt z.B. auch für Barenboim oder Rudolf Buchbinder.


    Das 5. Klavierkonzert ist für mich umterm Strich ebenfalls sehr gelungen und "anhörenswert", aber z.B. Davis/Arrau, Haitink/Peraiha, Kubelik/Curzon (Audite), Ozawa/Eschenbach oder Sanderling/Gilels behalten für mich "die Nase vorn".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Da ich derzeit nur im Besitz der Konzerte 1 und 3 bin, vermag ich NOCH kein Urteil über die wichtigen Konzerte Nr 4 und 5 abzugeben. Allerdings ist mir bei den Hörsitzungen von 1 und 3 aufgefallen, daß die Aufnahmen gut durchhörbar, weniger kompakt sind, als üblicherweise bei "modernen" Einspielungen üblich. Ich erinnere mich, daß vor Jahrzehneten meine ersten Eindrücke (Backhaus und Kempf) so waren, daß ich das Orchester als zu kompakt empfand, was ich auf die Aufnahmetechnik schob. Ich gehe davon aus, daß die gute Durchhörbarkeit und die Balance Flügel Orchester - aber auch innerhalb des Orchesters auch einer der Vorzüge dieses Zyklus bei den Konzerten 4 und 5 sein wird...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In "Personalunion" wird man beiden umfangreichen Partien nicht so gerecht als wenn die Aufgaben "aufgeteilt" werden. Das gilt nicht nur für Andsnes, der für mich den "Spagat" noch am besten bewältigt, das gilt z.B. auch für Barenboim oder Rudolf Buchbinder.


    Danke für Eure Antworten. Das Andsnes seinen "Kern-Beethoven" spielen kann, daran habe ich keinen Zweifel. Das Problem ist veilleicht genau das von Norbert angesprochene, gem.Zitat.
    Deine Auflistung der Favoriten für das KK Nr.5 ist interessant - Gilels steht bei mir auch an der Spitze - ;) aber schon alleine wegen des Klanges hier mit Szell.


    Für mich ist bei den Beethoven-Klavierkonzerten auch der Orchesterpart genau so entscheidend, wie der Solist.
    Das fulminat aufspielende Orchester in den Bernstein/Zimerman-Aufnahmen der Klavierkonzerte Nr. 3 - 5 macht diese für mich zu einen meiner Favoriten. Leider konnte Bernstein die Serie der 5KK mit Zimerman nicht mehr beenden, sodass zwei Jahre später Zimerman in "Personalunion" den Zyklus mit den KK Nr. 1 und 2 fertig stellte. :| Wie sehr Bernstein dort fehlt, stelle ich trotz dieser schönen ( 8-) zu schönen) Aufnahmen immer wieder fest.



    DG, 1989 / 1991, DDD


    Ich selber besitze die exquisit klingenden DVD-Box:

    DG, DTS 5.1, 1989 / 1991

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei Gilels/Szell kann ich dir ebenfalls beipflichten, lieber Wolfgang, auch bei Bernstein/Zimerman, aber was das 5. KK betrifft, war auch die Paarung Gilels/Wand ganz hervorragend und allzeit ummantelt von dem Bedauern, dass es nicht zu einer Fortsetzung dieser Konzerte gkommen ist, warum auch immer.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Meine Klassiker sind folgende:




    Geht es um eine Gesamteinspielung, wäre Rubinstein/Barenboim meine erste Wahl. Hier stimmt m. E. einfach alles: Rubinstein ist der vielleicht elegant-aristokratischste Solist, das London Philharmonic Orchestra unter Barenboim (den Rubinstein zum Dirigentenjob animierte) begleitet überirdisch klangschwelgerisch.



    Gleich dahinter wäre als Gesamtaufnahme die von Barenboim/Klemperer zu nennen. Monumentalität, vielleicht nicht ganz so elegant wie in der obigen Aufnahme, diesmal mit Barenboim am Klavier.



    Die viel gescholtene Aufnahme des "Kaiserkonzerts" mit Gould/Stokowski würde ich als exzentrische Alternative ebenfalls unbedingt nennen wollen.



    Wer Beethoven mal mit viel Pathos, ganz wie im späten 19. Jahrhundert, erleben will, ist mit Ney/van Hoogstraten bestens bedient. Sehr gut klingende Stereoaufnahmen aus den frühen 1960ern. Leider nur die Konzerte Nr. 3 bis 5.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    deine Klassiker sind auch meine. Wusstest du, das Arthur Rubinstein drei Gesamtaufnahmen der Beethoven-KK gemacht hat, mit Josef Krips, Erich Leinsdorf und Daniel Barenboim? Und wenn ich nicht irre, war auch sein letztes Konzert, das in den 70ern im Fernsehen übertragen wurde, Beethovens Fünftes.
    Außerdem war das, was Rubinstein machte, dass er Barenboim zum Dirigieren überredete, nicht ganz so selbstlos. Denn als Barenboim ihm vorgespielt hatte, sagte er sinngemäß: Wenn Barenboim jemals nach Amerika kommt, brauche ich nirgendwo mehr aufzutreten :D Ganz so schlimm ist es dann ja Gottseidank nicht gekommen. Jedenfalls konnte er als Pianist mit Barenboim, der diese Konzerte ja unter Klemperer schon eingespielt hatte, dann also Solist und Dirigent mit den Berliner Philharmonikern (1987) sowie als Solist und Dirigent mit der Staatskapelle Berlin auf dem Klavierfestival Ruhr im Jahre 2007, als ich die Ehre hatte, live dabei zu sein in der Bochumer Jahrhunderthalle, mit den Beethoven-KK durchaus mithalten.. Mir fehlen allerdings in meiner Sammlung noch die Aufnahmen Barenboims mit den berliner Philharmonikern. Aber da werde ich bei Gelgenheit auch noch drankommen.


    Elly Ney habe ich natürlich auch. Wusstest du, dass sie mit Willem van Hoogstraten verheiratet war?


    Goulds KK-Aufnahmen, die ich auch in meiner Sammlung habe, gefallen mir um Äonen besser als seine Sonatenaufnahmen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Goulds KK-Aufnahmen, die ich auch in meiner Sammlung habe, gefallen mir um Äonen besser als seine Sonatenaufnahmen.


    Selbstverständlich auch diese KK und nicht Sonaten, lieber Willi.
    Denn schon durch Bernstein und Golschman (1.) am Pult sind diese TOP klingenden Aufnahmen der Klavierkonzerte Nr. 1 - 4 auch von mir sehr geschätzt.
    Aber (und das dürfte bereits aus anderen Beiträgen bekannt sein) - vom KK Nr.5, das Josef als exzentrische Alternative favorisiert, möchte ich mich deutlich distanzieren.
    Die Interpretation ist mir viel zu langsam und von Stokowski absichtlich so gemacht - nach dem Motto: "Heute machen wir´s mal langsam !"


    So sieht die neuste SONY-Auflage aus:



    SONY, 1957-61, 1966, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Danke für Eure Antworten. Das Andsnes seinen "Kern-Beethoven" spielen kann, daran habe ich keinen Zweifel. Das Problem ist veilleicht genau das von Norbert angesprochene, gem.Zitat.
    Deine Auflistung der Favoriten für das KK Nr.5 ist interessant - Gilels steht bei mir auch an der Spitze - ;) aber schon alleine wegen des Klanges hier mit Szell.


    Lieber Wolfgang,


    Pluralis Majestatis, sehr schön... ;):thumbup:


    Bei Gilels hatte ich in der Tat nicht daran gedacht, dass auch ich die Aufnahme mit Szell besitze und ebenfalls sehr schätze; die Aufnahme mit Sanderling brachte mich in Jugendzeiten zur klassischen Musik und hat daher einen besonderen Stellenwert.


    Erwähnt werden sollte auf jeden Fall noch die Paarung Brendel/Levine, ibs. wegen der für mich schönsten, gelungensten, "sanglichsten" Auslegung bzw. Interpretation der langsamen Mittelsätze.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Erwähnt werden sollte auf jeden Fall noch die Paarung Brendel/Levine, ibs. wegen der für mich schönsten, gelungensten, "sanglichsten" Auslegung bzw. Interpretation der langsamen Mittelsätze.


    Man kommt wirklich von einer guten Aufnahme zur Anderen, lieber Norbert.


    Ich habe im Grunde seit meiner Jugend lange gebraucht eine passende Beethoven-KK-Aufnahme für mich zu finden. In Brendel/Haitink (Philips) hatte ich diese dann für viele viele Jahre ohne weitere Vergleiche gefunden (zuerst auf LP, dann auch kratzfrei auf CD). Eine Prägung die Folgen hatte:
    Dann kaufte ich, wegen der guten Kritiken, Brendel/Levine. Ich bin leider mit dieser sicher auch grossen GA dann im Vergeich zu Brendel/Haitink nie warm geworden. Es fehlte mir an allen Enden und Ecken etwas - und habe sie wieder verkauft.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Frage: wer trägt dem Rechnung, dass diese Konzerte kein Zyklus sind, sondern eigenständige "Individuen"?
    Dass das Erste ein "Militärkonzert" ist, das Zweite das eigentlich Erste und etwas zögerlich.
    Das Dritte im Kontext steht zur "Eroica" und somit Gegenpart zum Vierten, das sich, ja: im Tripelkonzert wiederfindet?
    Das Vierte ohnehin ein singuläres Konzert ist, während das Fünfte eine letzte Manifestation des eigenen Könnens- Beethovens- ist?


    Ein Zyklus in einer Aufnahme nur gelingen kann, wenn man den höchst verschiedenen Charakteren gerecht wird.


    Tja, oder man "verbrendelt" alles und stutzt diese großartige Musik auf das Unvermögen des eigenen Könnens herunter.


    Provokation und Frage.


    Mike

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner

  • Man kommt wirklich von einer guten Aufnahme zur Anderen, lieber Norbert.


    Ich habe im Grunde seit meiner Jugend lange gebraucht eine passende Beethoven-KK-Aufnahme für mich zu finden. In Brendel/Haitink (Philips) hatte ich diese dann für viele viele Jahre ohne weitere Vergleiche gefunden (zuerst auf LP, dann auch kratzfrei auf CD). Eine Prägung die Folgen hatte:
    Dann kaufte ich, wegen der guten Kritiken, Brendel/Levine. Ich bin leider mit dieser sicher auch grossen GA dann im Vergeich zu Brendel/Haitink nie warm geworden. Es fehlte mir an allen Enden und Ecken etwas - und habe sie wieder verkauft.


    Das ist wohl wahr, lieber Wolfgang. Es gibt sehr viele sehr gelungene Zyklen der Klavierkonzerte, auch Pollini/Abbado gehört z.B. dazu.


    Brendel/Haitink ist ein "Klassiker" unter den Gesamtaufnahmen, aber tontechnisch und auch vom Zusammenspiel ziehe ich die Einspielung mit Murray Peraiha leicht vor.


    Es sind aber alles Nuancen, die den Unterschied ausmachen. Das gleiche gilt sicher auch für "Haitink vs. Levine" Ich mag den Live-Charakter der Levine Aufnahmen sehr und schätze, wie schon geschrieben, besonders die langsamen Mittelsätze.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Folgende Aufnahmen gefallen mir gut, manche sehr gut und für einige empfinde ich volle Begeisterung:




    Brendel liegt für mich dabei immer in einer nahezu selbstdefinierten, absoluten Spitzengruppe, wobei das z.B. auch für Michelangeli gilt.
    Die beiden Pianisten spielen sehr unterschiedlich und auch sehr profiliert, in durchaus unterschiedlichen Richtungen, die ich aber beide sehr schätze.
    Brendel setzt ein Höchstmaß an expressiver Kunst und Meisterschaft ein. Seine hohe Differenzierungs- und Ausdrucksmöglichkeiten umfassen eine sehr effektive und fein austarierte Agogik, viel Poesie aber ebenso auch Temperament, (nicht nur Anschlags)-Kultur und immer einen exquisiten und gereiften Geschmack. Man kann und darf das sicher auch anders machen, aber manchmal finde ich wirklich, dass es jedenfalls nicht besser ginge :thumbup:


    Bei Michelangeli besticht sein klassisch kraftvoller, wuchtiger und gradlinieger Ansatz, der sehr gut zu Beethoven passt und ebenfalls kongenial zur Beethovenauffassung Giulinis wirkt. Die Einspielung z.B. des ersten Klavierkonzerts zeichnet sich mit diesen beiden Künstlern ( und dem Orchester natürlich!) durch eine hohe Verschleißfestigkeit aus. Man kann es wieder und wieder hören, wodurch diese Aufnahme selbst schon zum Klassiker geworden ist. Auch aufnahmetechnisch bin ich angesichts der gebotenen Qualität der Live-Einspielung sehr positiv angetan.


    Zum Glück muss ich mich zwischen den Brendel- und Michelangeli-Aufnahmen nicht entscheiden, was mir nahezu unmöglich erschiene.
    Auch die Wahl zwischen den Brendel-Aufnahmen wird mir immer schwerer. Aufnahmetechnisch finde ich die die Haitink-Einspielung besser, während ich manchmal finde, dass Rattle noch sinngebender phrasiert.......doch dann tendiere ich doch wieder Haitink. Gut, wenn man beide hat.
    Bei Vergleichen mit der Levine-Einspielung zog ich diese bisher nicht vor.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Lieber Joseph,


    deine Klassiker sind auch meine. Wusstest du, das Arthur Rubinstein drei Gesamtaufnahmen der Beethoven-KK gemacht hat, mit Josef Krips, Erich Leinsdorf und Daniel Barenboim? Und wenn ich nicht irre, war auch sein letztes Konzert, das in den 70ern im Fernsehen übertragen wurde, Beethovens Fünftes.


    Lieber Willi,


    ja, das wusste ich in der Tat. Ich habe vorhin wieder einmal in die Aufnahme des 5. Klavierkonzerts unter Krips mit dem Symphony of the Air (14. Dezember 1956) und unter Leinsdorf mit dem Boston Symphony Orchestra (4. März 1963) hineingehört. Das sind hervorragende Interpretationen. Gleichwohl würde ich doch bei der letzten Einspielung unter Barenboim mit dem London Philharmonic Orchestra (10. & 11. März 1975) bleiben wollen. Barenboim scheint mir am ehesten die noble Eleganz Rubinsteins auch in den Orchesterpart hineinzunehmen. Und orchestral ist die Aufnahme des LPO auch die beste, würde ich sagen. Zudem klingt sie tontechnisch noch ein wenig natürlicher als die beiden älteren Stereoaufnahmen, in denen Rubinstein halt noch ein wenig energischer agiert.


    Die Interpretation ist mir viel zu langsam und von Stokowski absichtlich so gemacht - nach dem Motto: "Heute machen wir´s mal langsam !"


    Lieber Wolfgang,


    soweit ich informiert bin, bestand Glenn Gould darauf, eine ganz "besondere" Aufnahme zu machen. Er stellte Stokowski vor die Wahl, entweder extrem schnell oder getragen langsam zu dirigieren, die Interpretation sollte sich bewusst von anderen abheben. Stokowski entschied sich für die zweite Variante. Er war übrigens neben Bernstein einer der wenigen Dirigenten, die Gould bewunderte. Daher wollte er ihn auch unbedingt als Begleiter.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Elly Ney habe ich natürlich auch. Wusstest du, dass sie mit Willem van Hoogstraten verheiratet war?


    In der Tat. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen (1960/61) allerdings nicht mehr, soweit ich mich entsinne.


    Ihre Einspielung besonders des 5. Klavierkonzerts ist schon eines der ganz besonderen Art. Ihr Zugang wirkt so im besten Sinne spätromantisch und "unzeitgemäß". Die Nürnberger Symphoniker schlagen sich sehr wacker und brauchen hier gar keine Vergleiche scheuen.


    Jeder, der die Ney wegen ihrer politischen Ansichten ablehnt, verpasst hier etwas!

    clck 41741

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • #1 Gould/Golschmann
    #2 Gould/Bernstein
    #3 Rubinstein/Toscanini, Ashkenazy/Solti
    #4 ? zu viele gute, müsste ich nochmal hören
    #5 Fischer/Furtwängler, Kovacevich/Davis, Fleisher/Szell


    set: Kovacevich/Davis
    Immer noch nicht sicher, ob ich eine Interpretation von #5 gehört habe, die den schnellen tempi und der "militärischen" Deutung der marschartigen Kopfsätze in Goulds Aufnahmen von 1+2 so nahe kommt, wie ich mir das vorstelle. Ich glaube, Katchen/Gamba habe ich auch noch irgendwo, vielleicht sollte ich die mal anhören.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Müsste ich Zyklen benennen, die ich bevorzuge, dann wird kaum erstaunen, dass Brendel/ Haitink bei mir eine wichtige Rolle spielt. Ich habe die KK über diese Aufnahme kennengelernt und das 2. KK in dieser Kombination ist eine Aufnahme, aber ich persönlich andere messe. Pollini ist als Beethovenspieler ebenfalls ganz weit vorne für mich.



    Brendel ist eigen, sucht "seinen Beethoven" aber dabei gelingen ihm unglaubliche überzeugende Momente. Insofern würde "verbrennen" als großes Kompliment verstehen ;) In der Kombination mit Levine ist es mir stellenweise etwas zu "glatt".


    Michelangeli/ Giulini sind für mich ebenfalls sehr wichtige Aufnahmen, weil sie sich Brendel/ Haitink im Ansatz sehr stark unterscheiden.
    Uchida/ Sanderling ist der dritte Zyklus, den ich besitze. Ich hab zuletzt aber vor allem Uchida mit Klavier solo gehört, so dass ich noch einmal nachhören müsste, um dazu etwas zu sagen.


    Bei KK 1 rangiert bei mir außerdem Fleisher/ Clytens sehr weite vorne


    Beim 5 KK finde ich es schwieriger, weil es in sehr vielen guten Aufnahmen vorliegt. Zuletzt auch Freire/ Chailly, wobei hier meine Erinnerungen an das Konzert dann doch etwas besser war, als die Aufnahme. Ich finde sie gut, aber sie spielt bei mir nicht ganz oben mit.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Hallo,


    nach der für mich tontechnisch doch sehr enttäuschenden Aufnahme mit Gould/Karajan bin ich bei ABM fündig geworden.


    Ein Live Mitschnitt eines TV-Konzertes von 1987 aus Wien.



    Künstler und Aufnahmeteam haben hier gleiches Niveau. Top.


    Der Funke springt spätestens nach wenigen Minuten über und man erlebt in diesem Feuerwerk aus Energie und Esprit einen Michelangeli, dem in seinem Spiel anscheinend keine Grenzen gesetzt sind.


    Ja, so kann ich mir Beethoven und auch ABM tatsächlich vorstellen, unbändiger Wille und gelegentliche Wut, die sich Platz durch Musik schafft.


    Paßt einfach zusammen, dazu perfekt aufgenommen und abgemischt, dieses Niveau wird nicht häufig erreicht.


    Karl

  • :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: Das freut mich, lieber Karl! Du bringst es auf den Punkt! Das "Niveau" ist einfach olympisch! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Liebe Beethoven-Freunde,







    Ich habe vor etwa 3 Monaten die erste Gesamtaufnahme der Beethoven Klavierkonzerte der Plattengeschichte erworben:


    Artur Schnabel, p
    Malcolm Sargent, cond
    London Symphony Orchestra/London Philharmonic Orchestra


    (HMV/Naxos Historical, AAD, 1932-1935)


    Ich war vom ersten Hören gebannt und erstaunt. Schnabel hat ein derart organisches Verständnis für Beethoven und ist pianistisch extrem beeindruckend. Mal Aufnahmen, die durchweg den Hörer an der Stange halten, auch in den Mittelsätzen !


    LG Siamak

  • Hallo Holger,


    ich muss gestehen, daß ich nach der ersten Begeisterung bewußt auf kleine Fehler im Spiel geachtet und gehört habe.


    Das mache ich eigentlch nicht, wenn mir ein Werk wirklich gut gefällt.


    Aber es hat mich gereizt, irgendwas zu finden, was mich stören könnte. Kann doch nicht sein, daß man das live fast perfekt hinbekommt.


    Aber hier ist es wieder passiert: er zwingt einem Werk seine Spielart in einer derart schlüssigen Art und Weise auf, wie es ein anderer nur selten vermag.


    Eine Besonderheit, die ihm z.B. beim KK 20 von Mozart mit Garben so nicht gelingt.


    Nette Grüße


    Karl

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