Betrachtet man "Die Moldau" für sich allein genommen, also nicht den gesamten Zyklus "Mein Vaterland", so gibt es doch deutlich mehr Interpreten, die Aufmerksamkeit verdienen, bedauerlicherweise aber nur diese eine Tondichtung aufgenommen haben.
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Da wäre zum einen
Furtwängler mit seiner einzigen Aufnahme davon zu nennen, entstanden am 24. Januar 1951 im Großen Saal des Musikvereins in Wien mit den Wiener Philharmonikern. Mit einer Spielzeit von 12:39 lässt er es relativ gemächlich angehen, ohne in Extreme zu verfallen.
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Dann
Karajans erste Aufnahme von Juni 1941 mit den Berliner Philharmonikern. Er ist hier flotter als später (12:17). Eine geradlinige, entschlackte Interpretation, frei von jedem "Schönklang".
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Zum anderen (und das ist eine wirkliche Entdeckung)
Knappertsbusch. Die Aufnahme, die ebenfalls mit Berliner Philharmonikern entstand, datiert vom 4. Januar 1941. Lange nur als Gerücht überhaupt existent, ist sie dank des japanischen Labels Dreamlife nun tatsächlich auf CD greifbar. Zunächst der kleine Wermutstropfen: Leider sind die ersten knapp drei Minuten verlorengegangen. Trotzdem kommt Knappertsbusch auf eine stattliche Spielzeit von 11:22. Der Direktvergleich mit Karajan ist aufschlussreich, sind Orchester und Jahr doch identisch: Es ist wie Tag und Nacht. Wo Karajan unprätentiös vorgeht, entfaltet Knappertsbusch ein wahres Spektaktel spätromantischer Klangkultur. Die sehr gemäßigten Tempi, das präsente Blech und die betonten Pauken lassen keinen Zweifel aufkommen, dass es sich hier um einen echten "Kna" handelt. Wie üblich, versteht es der Dirigent, einen gewaltigen Spannungsbogen zu erzeugen und auch aufrechtzuerhalten. Die Bauernhochzeit am Fluss habe ich nie feierlicher gehört. Ein genauer Vergleich der Spielzeiten des vorliegenden Materials mit Karajan ergibt, dass Knappertsbusch exakt 16 % langsamer ist. Legt man dies auf den fehlenden Anfang um, so lässt sich dieser mittels der um 16 % temporeduzierten Karajan-Aufnahme rekonstruieren (die ersten 2:52 Minuten) und kommt auf eine Gesamtspielzeit deutlich über 14 Minuten, was auf den ersten Moment vielleicht arg langsam erscheint (Fricsay etwa lag tlw. unter 11 Minuten), sich beim konkreten Hörerlebnis aber als absolut angemessen und packend erweist.