Wie überstehe ich einen Wagnerabend?

  • Du wirst lachen: Wenn ich in eine Aufführung einer Wagner-Oper gehe, dann "führe ich mich davor auch jedes Mal so auf". Ich höre am Tag der Aufführung keine einzige Note Musik, um die Ruhe vor dem 5-Stunden-Musiksturm zu genießen. Ich esse mit Bedacht zu Mittag - nicht zu salzig, nicht zu fettig, aber auch nicht zu wenig (eine Hungerattacke in der Wiener Staatsoper kann teuer werden...). Auch Süßes sollte man eher vermeiden - gibt auch Durst.
    Das mit dem Trinken mache ich genauso wie im Artikel erwähnt. Recht viel bis am frühen Nachmittag, aber dann nicht mehr viel Trinken. Gerade beim 1. Aufzug einer "Götterdämmerung" ist man dann dafür dankbar.


    Es ist eben schon ein Marathon, in eine Wagner-Oper zu gehen. Und dementsprechend gut sollte man sich vorbereiten. Gehört zum Erlebnis einfach mit dazu. Das ist kein Tag wie jeder andere :hail:



    Gruss von Louis

  • Naja, etwas augenzwinkernd scheint der Text dann schon zu sein...


    Zitat

    Für das absolute Wellness-Opera-Feeling empfehlen wir Ihnen großzügig Feuchtigkeitspflege auf Gesicht und Hals aufzutragen. Und vergessen Sie nicht eine kleine Tube Handcreme passt in jede Clutch!


    Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha!
Hojotoho! Heiaha!


    Klingt für mich etwas gewollt amüsant.


    Aber Louis Kommentar macht wieder einmal deutlich: Kein Buch oder Text kann so schlecht sein, als dass man nicht irgendetwas daraus lernen kann...
    ;)



    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Hallo,


    der Artikel des Linzer Landestheaters zeigt einmal mehr:
    "Launige" Betrachtungen im Bereich der Hochkultur laufen oft nach dem Prinzip ab: "Witz komm´raus, du bist umzingelt!"


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Weitere Probate Mittel: Ein Schönheitsschlaf, - in den großzügig bemessenen Pausen jeweils 2 Maß Bier - mit dem Sitznachbarn darüber diskutieren, dass dieser Carl Maria v. Weber doch die patriotischsten deutschen Nationalopern komponiert hätte.
    Weitere kreative Lösungen bitte einstellen bei http://www.Überlebensregeln-fürwagneropern.de.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Vielleicht sollte man sich bezüglich der Überlängen an Striche halten, die reichlich von Koryphäen vorgeschlagen wurden. So empfiehlt der philharmonische Sekondgeiger der Wiener Philharmoniker Johann Czapauschek schwarz auf weiß (inzwischen leicht vergilbt) im "Lohengrin", an der Stelle im ersten Akt, wo Lohengrin seine Liebe zu Else bekennt, einen "Tusch in A-Dur" und damit das "Ende der Oper".


    :untertauch:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Meine Tochter hat noch zwei ausgezeichnete Vorschäge als Überlebenshilfen für eine Wagner-Oper beigesteuert. Konservativerer Vorschlag: Ohrenstöpsel der Marke Ohropax (tausendfach bewährt.) Moderner: Einen Walkman und dann während der Oper abspielen eines beliebigen Stückes. Sehr gut geeignet sind heitere Operetten, wie z. B. "Der fidele Bauer" von Leo Fall. Allerdings sollte man vorher ein Antilachtraining absolvieren. Die Gefahr liegt nahe, dass man z. B. wenn im "Parsifal" auf der Bühne eine der langen Gurnemanz-Erzählungen deklamiert wird und im Walkman "Heinerle, Heinerle hab' kein Geld" erklingt einen Lachanfall bekommt. :hahahaha:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Operus: Meine Tochter hat noch zwei ausgezeichnete Vorschäge als Überlebenshilfen für eine Wagner-Oper beigesteuert. Konservativerer Vorschlag: Ohrenstöpsel der Marke Ohropax (tausendfach bewährt.) Moderner: Einen Walkman und dann während der Oper abspielen eines beliebigen Stückes. Sehr gut geegnet sind heitere Operetten, wie z. B. "Der fidele Bauer" von Leo Fall. Allerdings sollte man vorher ein Antilachtraining absolvieren. Die Gefahr liegt nahe, dass man z. B. wenn im "Parsifal" auf der Bühne eine der langen Gurnemanz-Erzählungen deklamiert wird und im Walkman "Heinerle, Heinerle hab' kein Geld" erklingt einen Lachanfall bekommt.


    Mein lieber Hans!


    Solche Sprüche von Dir als Wagnerianer? Tsss... :pfeif:



    Trotzdem:


    Herzlichst Wolfgang


    :hello:

    W.S.

  • Auf eines habt ihr alle vergessen:


    Bequeme Schuhe!


    Denn drückende Schuhe könne einem den Abend ganz schön vermiesen. Die neuen, schönen Treter sollte man wegen Blasenbildung zuvor eintragen. :D

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  • Wie übersteht man heute an einem großen oder mittleren deutschen Opernhaus am besten einen Wagner-Abend?


    Augen zu und durch! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Augen zu und durch!



    Und bitte die Ohren nicht zu vergessen. ;) Denn es wird auch oft nicht gut genug gesungen. Mein Tipp: Nicht erst hingehen. :) Wagner ist zwar nach wie vor das Zentrum meines musikalischen Interesses. Aber ich besuche nur noch selten ein Opernhaus, um diese Leidenschaft zu bedienen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nein, Freunde, bitte unbedingt hingehen! Die Konserve kann den Live-Eindruck nicht erreichen. Und auch vor dem Bildschirm wird man zu oft abgelenkt.

  • Endlich muss die Gegenthese formuliert werden: Einen Wagner-Abend muss man erleben, genießen und den Eros dieser sinnlichen Musik - denn das verkörpert sie am vollkomendsten - in die Tiefe des Herzens und der Seele eindringen lassen und genüsslich auskosten. Gerade habe ich Isoldes Liebestod aus "Tristan und Isolde" mit Caterina Ligendza aufgelegt und vergesse Euch Überlebensstrategen, Eure Diskussionen und genieße nur noch.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • All die hier geäußerten guten und weniger gelungenen Rat-Schläge werden mich nicht davon abhalten können, meine Vorfreude auf die diesjährigen Richard-Wagner-Festspiele in WELS voll auszukosten. Auf dem Programm stehen am ersten Abend "Der fliegende Holländer" und am nächsten "Lohengrin". Das Sitzleder wird also nicht zu sehr beansprucht werden, wobei ich die Beinfreiheit als eher stadttheatergemäß einschätze. Aus diesem Grunde habe ich schon vorgemerkt, mir am Vorabend noch die Fußnägel zu schneiden. :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ich habe mir mal die 5-stündige Übertragung einer Wagneroper in einem Kinosaal auf der großen Leinwand angesehen.


    Mein noch junges Sitzfleisch wurde auf eine harte Probe gestellt aber schlussendlich habe ich es "überstanden", wobei ich natürlich hinzu fügen möchte, dass das Wort "überstanden" hier nur begrenzt zu trifft, es hat ja auch Spaß gemacht. Mein bestes Mittel gegen Ablenkung und Schmerzen im Gesäß/Kreuzbereich war Essen und nochmal Essen im Kinosaal. Zwei große Schachteln Popcorn, Hühnchenkeulen und ein paar Pommes, eine chinesische Nudelbox sowie 0,5l Cola und 1l Wasser fanden unter anderem in mir Platz während der Vorstellung^^ Wenn ich Wagneropern im Kinosaal öfters sehen würde wäre ich vermutlich um einiges runder :D

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • Hallo Traubi,


    denke bei Deinem nächsten Wagner-Kinoerlebnis an den wundervollen Satz, den Siegfried im Zweiten Aufzug/vierte Szene der Götterdämmerung zu Gunther sagt/singt: "Gunther, deinem Weib ist übel!"


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Ich habe mir mal die 5-stündige Übertragung einer Wagneroper in einem Kinosaal auf der großen Leinwand angesehen.


    Mein noch junges Sitzfleisch wurde auf eine harte Probe gestellt aber schlussendlich habe ich es "überstanden", wobei ich natürlich hinzu fügen möchte, dass das Wort "überstanden" hier nur begrenzt zu trifft, es hat ja auch Spaß gemacht. Mein bestes Mittel gegen Ablenkung und Schmerzen im Gesäß/Kreuzbereich war Essen und nochmal Essen im Kinosaal. Zwei große Schachteln Popcorn, Hühnchenkeulen und ein paar Pommes, eine chinesische Nudelbox sowie 0,5l Cola und 1l Wasser fanden unter anderem in mir Platz während der Vorstellung Wenn ich Wagneropern im Kinosaal öfters sehen würde wäre ich vermutlich um einiges runder


    Warum tust Du Dir das an, lieber Traubi? Opern sind nicht erdacht worden, damit sie eines Tages in Kinos übertragen werden zu Popcorn Hühnchenkeulen und chinesischen Nudelboxen. :( Wagner würde toben in seiner Baxreuther Gruft. Ich höre das richtig. :no::no::no: Und ich weiß einmal mehr, warum ich diese Kinoveranstaltungen grundsätzlich ablehne und meide. Oper im kleinesten Haus, mit den bescheidensten Sängern ist immer noch besser als die Met auf der Leinwand. Dadurch wird die Gewöhnung ans Abbild befördert, das den Zugang zu Oper verstellt und unsere Erlebnisfähigkeit verkümmern lässt. Zieh Dich hübsch an und gehe in ein richtiges Opernhaus. Wenn es Dich dort packt - und das wird es nur dort - wirst Du auch nicht mehr auf Deinem Sessel herumrutschen. Oder nimm gleich einen Stehplatz, dann geht das auch nicht - und Du machst den Härtetest. Wenn Du Wagner auf dem Stehplatz überlebst, musst Du ihn lieben.


    Viel Freude wünscht Dir Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Noch stolz darauf, dass es nur ein physisches, kein metaphysisches Erlebnis war? Könnte angesichts des Alters vielleicht noch werden, wenn die Süffisanz der Demut weicht.


    Es gibt übrigens noch ein paar Menschen, für die Wagner nicht das Gleiche ist wie "Star Wars" oder "Fack ju Göhte".


    Um Goethe zu zitieren: "Geselle dich zur kleinsten Schar".

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • ... Ja, unser Olympier!


    Von ihm gibt es ja auch den schönen Satz (aus dem Gedächtnis zitiert): "stets strebe nach dem Ganzen, und kannst du selbst ein Ganzes nicht werden, als dienendes Glied schließ´an ein Ganzes dich an."


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

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  • Es gibt übrigens noch ein paar Menschen, für die Wagner nicht das Gleiche ist wie "Star Wars" oder "Fack ju Göhte".


    Wo denn bitte, lieber Hasiewicz?


    Ich würde liebend gerne mit ihm oder ihr in Kontakt treten.

  • Oder nimm gleich einen Stehplatz, dann geht das auch nicht - und Du machst den Härtetest.


    Härtetest?


    Meinen Meistersinger von 1972 in München auf 2-DM-Stehplatz hätte ich mit Leichtigkeit gleich anschließend noch einmal überstanden.

  • Wer dirigierte und sang damals?


    Ach mein Gedächtnis. Theo Adam ist jedenfalls sicher, aber dann? Die Bjoner und war´s der Prey als Beckmesser?
    Ich schau mal nach, muss aber jetzt weg und bin in ca 2 Stunden wieder da.


    So long!

  • Die Kinoübertragungen aus der Met kann man sich im Kino sehr gut ansehen. Außerdem sind die Sitze bequemer als im Opernhaus. Ich habe auch 2011 den kompletten Ring aus der Met im Kino gesehen. Und sogar schon mal in Köln den Ring an einem Wochenende. Das war ein Härtetest. Vor allem der letzte Teil der Götterdämmerung der dann irgendwann am Sonntag gegen Mitternacht zu Ende war.

  • Wer dirigierte und sang damals?


    Sorry, lieber Stimmenliebhaber,


    auf die Schnelle finde ich erst mal gar nichts.
    Die Vorgeschichte: 1972-74 hatte mich ein grausames Schicksal nach München verschlagen.
    Daneben gab es keine Karten für die Festspiele 1972. Stelle mich jedoch vertrauensvoll an die Abendkasse und warte auf Rückgaben.
    Da kommt schon Einer, sagt, er sei Sven Olof Eliasson und wolle seine Karten abholen (ich glaube, für einen Verdi).
    Ich stürze mich auf ihn, stelle mich vor und frage, (idiotisch, freilich wusste ich, wer er war) ob er jener Eliasson sei, dessen Lohengrin in Stockholm mir so gefallen hatte.
    Er war´s, brauchte seine Karten aber selbst, fragte mich aber unvermittelt: "was machen Sie heute abend? Sie können meine Karte für Ödipus Rex bekommen, ich singe dort die Hauptrolle"
    Immerhin etwas und dazu noch gratis.
    Genieße (trifft es nicht gerade bei dieser Oper) den Strawinskij und gehe in der Pause im dunklen Garten der Residenz spazieren. Da sagt ein junger Mensch zu einem andern jungen Menschen etwas Unglaubliches: "Ich muss leider meine Karte für die Meistersinger loswerden, ich bin verhindert."
    Das war etwa 2 Meter entfernt von mir und ich kann mich nicht erinnern, jemals diese Entfernung in so kurzer Zeit bewältigt zu haben.
    Stehplatz für 2 Mark und der Himmel hatte sich über mich geöffnet.


    Und jetzt? Zu blöd, mich an die Sänger zu erinnern! Schande über mich.


    Die Geschichte ging sogar noch weiter. Einen oder zwei Tage später gehe ich auf der Maximilianstrasse an der Staatsoper vorbei, als plötzlich jemand hinter mir ruft:
    "Herr Mikl"
    Ich schaue mich um und da steht Sven Olof Eliasson und fragt mich, ob ich noch an weiteren Karten interessiert sei. Welche Frage und welches Gedächtnis des Sängers, den ich nur einmal zuvor getroffen hatte.


    In den Meistersingern kam ich dann noch mit einem netten Herrn ins Gespräch, den ich hinterher zu mir nach Hause einlud.
    Er stellte sich als Lateinlehrer und katholischer Priester vor, war aber in Zivil.
    Zu meiner großen Überraschung tauchte er dann Jahre später als häufiger Quizzteilnehmer des Opernrätsels in den Pausen der Met-Liveübertragungen auf.


    So viel bisher. Werde weiterforschen.

  • So viele Dirigenten kommen für 1972 bei den "Meistersingern" in München ja gar nicht in Frage. Wolfgang Sawallisch war damals seit einem Jahr Bayerischer Generalmusikdirektor. Kubelík, damals Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, dirigierte 1967 die heute berühmte Jubiläumsaufführung, die auf CD herauskam. Kempe, Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, käme eventuell noch in Frage. Knappertsbusch und Keilberth ja leider nicht mehr (die lebten da schon nicht mehr).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wolfgang Sawallisch war damals seit einem Jahr Bayerischer Generalmusikdirektor. Kubelík, damals Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, dirigierte 1967 die heute berüh


    Kubelik war es sicher nicht, Sawallisch eher. Auf den war ich damals stinksauer, weil er bei einem Lohengrin Einiges weggeschnippselt hatte, weil´s zu teutsch war.


    An noch etwas kann ich mich schwach erinnern. Der Carlos Kleiber stand eines Abends am Theater und um ihn herum eine große Menge. Dann wurde noch die Rysanek gelobt. Sensation oder so.
    Elektra? Salome? Weiß es nicht genau, irgend sowas Bayrisches jedenfalls.