Gedanken über Booklets zu Klassikveröffentlichungen

  • Meine Lieben,


    ein kleiner Bonus beim Kauf einer Klassik CD ist üblicherweise das Booklet. Manche Hersteller - aber auch Kunden meinen darauf verzichten zu können. Bei Budget-Veröffentlichungen ist das zumindest verständlich und verzeihlich, bei Vollpreis-Editionen indes nicht. Ich liebe es auch nicht, wenn ungarische, französische oder italienische Label lediglich in ihrer Heimatsprache verfasste Booklets beigeben - allenfalls noch als Zweitsprache englisch. Und am schlimmsten ist es, wenn DEUTSCHE Label lediglich ein englisches Booklet beigeben. Auch wenn man die Sprache spricht - so ist es zumindest eine grobe Unhöflichkeit dem Deutschsprechenden Kunden gegenüber.
    Booklets sind in der Tat dann entbehrlich, wenn bei einer CD mit beispielsweise 2 Mozart-Klavierkonzerten im "Booklet" lediglich eine kurze Lebensgeschichte des Komponisten steht - und die Bemerkung, dass er sehr berühmt war (sowas gibts WIRKLICH !!)
    Ein Booklet wird aber von mir beispielsweise sehr geschätzt, wenn ich einen Thread über einen kaum bekannten Komponisten starte, und ich in kaum einem Fachlexikon oder Konzert- bzw Opernführer einen Hinweis auf diesen . geschweige denn auf eines seiner Werke finde. Auch Wikipedia gibt sich bisweilen sehr zugeknöpft - soll heißen Die Artikel über relativ unbekannte Komponisten sind oft sehr kurz gefasst.
    Booklets von Speziallabels für Nischenrepertoire erweisen sich in solchen Fällen als echte Fundgrube. Mit den darin enthaltenen Informationen lässt sich so mancher interessante Einführungsbeitrag zu den entsprechenden Werken gestalten.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie Recht Du doch hast, lieber Alfred! Obwohl ich immer versuche, Zustimmung zu begründen und nicht nur pauschal zu äußern - hier ist dem Beifall nicht hinzuzufügen.



    Heute habe ich mich mit dieser Box beschäftigt, die für sich genommen sehr schön ist für einen, dem Lieder wichtig sind und der zudem noch Gerhaher schätzt. Abgesehen davon, dass es vielleicht etwas übertrieben ist, relativ neue Einzel-CDs schon in einer Sammlung zu vereinen, ist es wirklich ärgerlich, wenn Angaben nicht stimmen. Da nützt einem auch das Booklet mit einem lesenswerten Gerhaher-Porträt von Jens Malte Fischer nichts. So geraten in der Trackliste zur Arien-CD Stücke von Schumann (Genoveva) und Nicolai (Die Heimkehr des Verbannten) durcheinander. Wüsste ich es nicht zufällig richtig, ich bliebe einfach dumm. Das ärgert mich - und ist leider kein Einzelfall in Booklets. Nun ja, was will man für den relativ geringen Preis verlangen? Eigentlich möchte ich mich mit derlei Haltungen aber nicht anfinden müssen. Qualität ist schon etwas schönes.


    Die besten, informativsten und aufwändigsten Booklets, die ich kenne, stecken in diesen Ausgaben:



    Es gibt noch mehr Teile diese Edition, ich habe nur drei ausgewählt. Die Booklets sind schon Bücher, die nicht schlechthin die einzelnen Werke behandeln sondern die Darsteller, die Umstände der Aufnahmen, ganz besondere historische Aspekte usw. Mitwirkende kommen zu Wort, interessantes Bildmaterial ist eingestellt. Die Tracklisten sind beispielhaft, weil sie alle notwendigen Angaben enthalten, was nicht zu ermitteln war wird auch entsprechend bezeichnet. So soll es sein.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • ... das Booklet. Manche Hersteller - aber auch Kunden meinen darauf verzichten zu können. Bei Budget-Veröffentlichungen ist das zumindest verständlich und verzeihlich ...


    Grundsätzlich stimme ich Alfred in dieser Einschätzung zu. Bei einer CD, die nur 5 Euro kostet, kann man nicht unbedingt ein textreiches (sprich: viele Seiten umfassendes) und drucktechnisch aufwendig bebildertes Booklet erwarten.
    Was man allerdings sehr wohl erwarten kann, sind vollständige Werkangaben mit Tonart und Opuszahl und darüber hinaus auch Angaben zum Datum der Aufnahme und auch zum Ort, an dem diese entstand. Diese Dinge sind einfach zu realisieren und kosten keinen Cent mehr. Wenn man diese "Beiblättchen" (Booklets kann man die ja eigentlich nicht mehr nennen) schon bedruckt, dann kann man diese paar editorisch wichtigen Angaben noch mit dazustellen. Leider finden diese Grundregeln nicht überall Beachtung. Und ich wage zu behaupten, dass dies nicht an dem Gedanken, Kosten sparen zu wollen, liegt, sondern schlicht und einfach von den schlampig und oberflächlich agierenden Gemütern bei manchen Labels nicht einmal angedacht wird. Denn diese Leutchen können sich gar nicht vorstellen, dass sich jemand für solche Informationen interessieren könnte. Sich in potentielle Kunden und Käufer hineinzudenken, ist denen nicht gegeben.


    Grüße
    Garaguly

  • Ich glaube die Produktion mit dem besten Booklet aus meiner Tonträgersammlung ist diese hier:



    J.S.Bach, Messe h-moll, Veldhoven


    Man muss das liebevoll gestaltete Booklet schon eher als Buch bezeichnen. Es wird ausführlich auf den gesamten liturgischen Hintergrund der katholischen heiligen Messe eingegangen, natürlich auch auf die h-moll Messe von Bach, dann aber auch auf aufführungspraktische Fragen usw.
    Es gibt Übersetzung in die wichtigsten Sprachen und viele Bilder zum Thema Messe, Altar, Abendmahlsgeräte....
    Obwohl ich auf dem Gebiet nicht ganz neu bin, habe davon doch lernen können, und zwar auf eine flüssige und unterhaltsame Art und Weise.


    Dem Label Channel möchte ich also auf diesem Wege ein dickes Kompliment für ein sehr gelungenes Booklet machen. Die knappen 40 EUR für die SACDS ausgegeben zu haben, bereue ich nicht, was natürlich auch viel mit den eigentlichen Aufnahmen zu tun hat.
    Es ist zwar insgesamt nicht meine Lieblingsaufnahme der Messe (das schwankt ständig und ist je nach Satz unterschiedlich, aber insgesamt betrachtet tendiere ich oft zu Suzuki) aber einige Teile wie z.B. "Cum sancto spiritu" höre ich tatsächlich am liebsten von dieser Aufnahme.


    Wenn es ums Booklet geht, gebührt dieser Produktion jedoch definitiv die Spitzenstellung der 8 Einspielungen, die ich besitze.


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Mit geht es ja vor allem um die Booklets zum "Nischenrepertoire"
    Wenn man über Felix Weingartner oder Felix Dobrzynski, über Heinrich Wilhelm Ernst oder über Robert Volkmann über Nathanel Berg etwas nachlesen will, dann ist man im günstigeren Falle mit Wikipedia einigermaßen im grünen Bereich - im ungünstigeren muß man auf einen ausführlichen Booklet-Inhalt hoffen - denn die meisten Opern- Konzert - Klaviermusik- und Kammermusikführer oder wie sie alle heissen mögen versagen in diesen Bereichen kläglich.
    Ich dachte ursprünglkich, dies sei lediglich eine Schwäche der Harenberg-Führer - aber nein auch die Konkurrenzprodukte glänzen hier mit Nichtwissen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Das Label cpo bietet bei Opernproduktionen fantastische "Beibücher" an (ich habe sicherlich nicht viele cpo-Produktionen, aber die, die ich besitze, haben lobenswerte, einwandfreie und sehr informative Booklets). Als Beispiel nenne ich mal aus dem Stegreif Johann Georg Conradis ARIADNE und Jean Baptiste Lullys PSYCHÉ. Da muß man einfach Lobeshymnen schreiben...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • In diesem Zusammenhang finde ich es auch eher nervig, wenn ich auf Downloads aus dem Internet verwiesen werde, die ich dann erst einmal herunterladen und ausdrucken oder auf den e-reader übertragen muss. Das ist zwar besser als nichts, dennoch gefällt es mir auch besser, wenn ein gedrucktes Booklet dabei ist.

  • Angesichts der Fülle von Produktionen sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass ein Booklet über die Intention der Veröäffentlichung, das Werk und den Interpretationsansatz informiert. Dies gilt meiner Meinung nach besonders für Nischenrepertoire, interessante Werkzusammenstellungen, innovative Interpretationen, Besetzungen uvm. Das Label und die Interpreten sollten so eigentlich über eine Fülle von Informationen verfügen, die genug Stoff für ein Booklet hergeben, das umfassend informiert und anregt. Bei den Kunsthistorikern heisst es manchmal "man sieht nur was man weiß" - auch wenn ich diesen Satz nur bedingt unterschreiben würde, so kann man seinen wahren Kern doch auf die Musik übertragen.


    Die Aufmachung einer CD (oder LP) teilt mir viel über die Absichten des Labels und der Musiker mit. Ich mag es, angesprochen zu werden. Die kleinen Labels machen das oft ganz hervorragend. Wenn sich dadurch etwas von deren Begeisterung für das Projekt einer bestimmten Aufnahme mitteilt, dann spricht das meine Sinne an und vermittelt mir den Eindruck, dass jemand wirklich etwas zu sagen hat. So höre ich dann auch jene CD.

    “Music is enough for a lifetime, but a lifetime is not enough for music”
    Sergei Rachmaninov

  • Ein positive Beispiel einer gelungenen Aufmachung ist m. E. folgendes


    Zwar halten sich die Informationen zu den Stücken selbst in Grenzen (allerdings sind diese ja recht bekannt), doch werden in einem schönen booklet zahlreiche kleine Berichte dazu gegeben (und Photos abgedruckt), wie das Konzert zustande gekommen ist und man kann auch als Spätgeborener erahnen, welches Spektakel mit dem Konzert verbunden war. Schön ist, daß dabei verschiedene Perspektiven zum Zuge kommen. Mir hat auf jeden Fall die Information das Konzert näher bringen können.

    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)


  • Grundsätzlich stimme ich Alfred in dieser Einschätzung zu. Bei einer CD, die nur 5 Euro kostet, kann man nicht unbedingt ein textreiches (sprich: viele Seiten umfassendes) und drucktechnisch aufwendig bebildertes Booklet erwarten.
    Was man allerdings sehr wohl erwarten kann, sind vollständige Werkangaben mit Tonart und Opuszahl und darüber hinaus auch Angaben zum Datum der Aufnahme und auch zum Ort, an dem diese entstand. Diese Dinge sind einfach zu realisieren und kosten keinen Cent mehr. Wenn man diese "Beiblättchen" (Booklets kann man die ja eigentlich nicht mehr nennen) schon bedruckt, dann kann man diese paar editorisch wichtigen Angaben noch mit dazustellen. Leider finden diese Grundregeln nicht überall Beachtung. Und ich wage zu behaupten, dass dies nicht an dem Gedanken, Kosten sparen zu wollen, liegt, sondern schlicht und einfach von den schlampig und oberflächlich agierenden Gemütern bei manchen Labels nicht einmal angedacht wird. Denn diese Leutchen können sich gar nicht vorstellen, dass sich jemand für solche Informationen interessieren könnte. Sich in potentielle Kunden und Käufer hineinzudenken, ist denen nicht gegeben.


    Ganz meine Meinung!


    Wobei das Knausern mit Informationen über die Einspielung ggf. auch noch einen anderen für die Plattenlabels angenehmen Nebeneffekt haben kann: in Verbindung mit einer neuen Verpackung ist das verschiedentlich schon geeignet, dem willigen Konsumenten eine Neu-Aufnahme vorzugaukeln, wo keine ist. So zumindest mein Eindruck. Wobei ich natürlich nie jemandem etwas Böses unterstellen würde... :whistling:

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  • Da ich Booklets als zusätzliche Infoquelle ansehe, kann ich für die LPs und CDs, die ich habe, durchaus feststellen, dass die Mehrzahl der Texte über die bloßen biographischen Daten der Komponisten und das Kompositionsdatum hinaus gehende Infos bieten.
    Spitzenreiter sind für mich die frühen Harnoncourt-Ausgaben, in denen der Dirigent selbst über Zeit, Werke und Aufnahme (!) schreibt. - Überhaupt sind die Aufnahmen der Interpreten Alter Musik (Hogwood, Parrot, Herreweghe, Gardiner, Hilliard Ensemble ... etc.) meistens recht vorbildlich.

  • Die älteren Ausgaben der Bach-Kantaten-CDs haben mitunter sowohl einen Text von Alfred Dürr (von dem Begleitbücher zu den Kantaten erschienen sind) und von Harnoncourt zu spezifisch aufführungspraktischen Aspekten!

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die älteren Ausgaben der Bach-Kantaten-CDs haben mitunter sowohl einen Text von Alfred Dürr (von dem Begleitbücher zu den Kantaten erschienen sind) und von Harnoncourt zu spezifisch aufführungspraktischen Aspekten!


    absolut richtig - und gut, dass es erwähnt wird!

  • Fachlich kompetent, ausführlich und hervorragend gestaltet sind die im Opern- und Sängerbereich geschriebenen booklets von Klaus-Ulrich Spiegel (KUS), die der Autor für die Veröffentlichungen des Hamburger Archivs für Gesangskunst verfasst. Da dieses Label sich auch auf Raritäten spezialisiert hat, werden viele interessante Neuigkeiten geboten.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Also - auch wenn es natürlich immer wieder Grund zum Jammern gibt, so gibt es aber auch immer wieder Grund zum Jubeln. Manche Booklets von sogenanntem Nischenrepertoire bieten Informationen, die jene von altbekannten Musiklexika bei weitem in den Schatten stellen - und man fragt sich oft, woher die Autoren ihr Wissen beziehen. Denn bei manchen Komponisten scheint es eine stille Vereinbarung der Herausgeber von "Fachliteratur" zu geben, diesen oder jenen Komponisten zu ignorieren oder sogar zu boykottieren....
    Das gilt nicht nur für Nischenrepertoire der Vergangenheit (welche mein Spezialgebiet ist) sondern auch für Werke des 20. Jahrhunderts, wo die Quellen ja eigentlich leicht zugängig sein müssten - so man sie nur erschliessen will....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Manche Booklets von sogenanntem Nischenrepertoire bieten Informationen, die jene von altbekannten Musiklexika bei weitem in den Schatten stellen - und man fragt sich oft, woher die Autoren ihr Wissen beziehen.


    Es wird auf dem Gebiet des so genannten Nischenrepertoires nach meiner Beobachtung mehr geforscht als man gemeinhin annimmt. Vieles davon fließt tatsächlich auch in Booklets entsprechender CD-Veröffentlichungen ein, weil sich andere Plattformen oder Verlage nicht anbieten in dieser Zeit. Ich habe das gelegentlich meiner Beschäftigung mit Graener wieder erfahren, dem sich cpo widmet. Die Autoren, von denen Du sprichst, arbeiten meist im Stillen und umsonst. Sie sind ausschließlich daran interessiert, dass eine möglichst breite Öffentlichkeit an ihrer hoch speziellen Arbeit, in die sie viel Zeit und Geist investieren, teilhat. Das macht sie in der Regel sehr freigiebig und sympathisch. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Die Musiklexika bieten zum Thema oft nur sehr wenig. Sie sind inzwischen auch in die Jahre gekommen und verbreitet oft sehr überholte Erkenntnisse. Bei Neuauflagen - wenn es die überhaupt noch gibt - werden Lücken nicht geschlossen. Ich habe mich jetzt aus gegebenem Anlass näher mit dem neuen Richard-Strauss-Handbuch, das durchaus wissenschaftlichen Standart hat, beschäftigt. Mit keinem Wort wird auf den 582 Seiten "Des Esels Schatten" erwähnt. Auch die Goebbels unterwürfig gewidmeten Lieder des Komponisten finden keinerlei Berücksichtigung. Und wo wird man dazu sehr übersichtlich fündig? Im umfänglichen Booklet der neuen Gesamtausgabe der Klavierlieder. Wobei Strauss kein Nischenrepertoire ist. Ich wollte mit diesem prominenten Beispiel nur deutlich machen, worum es mir geht.


    Schöne Grüße nach Wien für Dich von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich vermute, dass zu "Nischenkomponisten" häufig die Alternative zu den Booklet-Texten nur akademische Literatur i.e.S. wäre, d.h. Fachaufsätze, Qualifikationsarbeiten, Herausgeberanmerkungen in Notenausgaben usw. Die sind Laien nur mit einiger Mühe, etwa Fernleihe in einer Uni-Bibliothek zugänglich und oft vermutlich auch teils eher "trocken" oder "technisch" und häufig nicht in deutscher Sprache. Und manches beruht sicher auch auf Bemühungen von Hobbyforschern und Privatgelehrten, deren Arbeiten nicht einmal ordentlich publiziert sind.
    HIP-Pioniere wie Harnoncourt und Goebel haben früher ihre Booklettexte oft selbst verfasst.
    Gerade aufgrund der Abwesenheit oder schlechten Zugänglichkeit dieses Materials sind Booklettexte bei weniger bekannter Musik so wichtig.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    HIP-Pioniere wie Harnoncourt und Goebel haben früher ihre Booklettexte oft selbst verfasst.


    Es gibt auch heute noch Interpret, welche ihre Booklet-Texte selbst verfassen. Spontan fallen mir etwa Angela Hewitt und Paul Badura Skoda ein, es gibt aber noch weitere.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Drei Labels fallen mir ein, die sehr informative Booklet-Texte ihren CD Veröffentlichungen beigeben: Man wird umfassend über die historischen und musikalischen Zusammenhänge informiert. Um an diese Informationen zu gelangen, müsste man eine sehr gut bestückte Fach-Bibliothek eines Konservatoriums oder einer Universität in der Nähe haben.
    Ich schätze es übrigens sehr, wenn die Texte gesungener Musik abgedruckt sind. Eine deutsche Übersetzung ist auch von Vorteil.


    cpo


    Unbekannte oder wenig bekannte Komponisten werden vorgestellt, übrigens durchaus kritisch und mit einem gewissen Abstand zu den eingespielten Werken und Leben der Musiker. Ein schönes Beispiel ist diese Weingartner-Aufnahme.



    Glossa


    Repertoire abseits des Gängigen wird tiefgründig besprochen. So in dieser Einspielung der Madrigale d' Indias. Andererseits werden bekannte Werke in einem anderen Blickwinkel vorgestellt, der nicht dem Klischee entspricht.



    Alia Vox


    Das Haus Label Jordi Savalls bringt zu den CD der Projekte aufwändigst gestaltete Bücher mit Beiträgen hochstehender Fachleute in vielen Übersetzungen heraus. Da bleibt kein Wunsch offen. Dieses Buch hat 564 Seiten...



    NB, noch ein Einzelfall
    Harmonia Mundi hatte für diese Ausgabe der Matthäus Passion mit dem Dirigenten Philippe Herreweghe eine CD ROM produziert, die mit multimedialen Mitteln das Werk anschaulich vorstellt. Dies ist nach meinem Kenntnisstand eine Ausnahme geblieben, wohl weil der Aufwand der Produktion extrem kostspielig sein wird. (Achtung, es gibt eine Edition, welche die CD-ROM nicht enthält. Obere linke Ecke mit dem Vermerk INCLUS / INCLUDED CD-Rom PC/Windows beachten)



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat

    Zitat Rheingold1876: Die Autoren, von denen Du sprichst, arbeiten meist im Stillen und umsonst.

    Dies, so weiß ich aus sicherer Quelle ist zumindest bei CPO nicht so. Diese schreiben ausgesuchte Autoren, die sich als Musikwissenschaftler oder Kenner auf einem gewissen Gebiet bestätigt haben direkt an und bitten um einen Booklettext zu den jeweiligen Werken. Oft haben sich diese Autoren zwar auf ein gewisses Gebiet spezialisiert ( z.B. Dänische Musik :) ), haben sich aber mit der besagten Neuauflage oder dem Komponisten nicht beschäftigt. Deshalb liefern die Produktionsfirmen häufig die Aufnahme (eventuell auch Notenmaterial) mit, damit eben schnell auch etwas zur Musik geschrieben werden kann. Und gemeint ist wirklich schnell, da - so wurde mir gesagt - die Aufträge meist sehr spontan kommen. Für Informationen über den Komponisten muss aber tatsächlich das Archiv befragt werden, wobei man davon ausgehen kann, dass der ausgesuchte Experte(!) die jeweilige Landessprache des Tonsetzers beherrscht und somit auch zeitnah an die Informationen aus erster Hand kommt.


    LG
    Christian

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  • Auf die Bemerkungen von mir, die zitiert werden, bist Du zwar letztlich nicht eingegangen, trotzdem finde ich Deine eigenen Erfahrungen interessant. Da habe ich ja Glück, dass ich von cpo nur die positiven Seiten erfahren habe. Und die sind durch und durch seriös und mir persönlich immer wieder ein Anlass zur Genugtuung.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold.


    mit

    Zitat

    Dies, so weiß ich aus sicherer Quelle ist zumindest bei CPO nicht so.

    wollte ich, wenn auch ziemlich unauffälig in meinem Textkonstrukt, eben genau diesem "stillen und umsonst Arbeiten" wiedersprechen. Sie erhalten sowohl eine Vergütung und werden ja auch im Booklet gut sichtbar erwähnt :yes:


    LG
    Chrissi

  • Du bist wirklich sehr freundlichen und diskret, lieber Chrissi. Dafür danke ich Dir. So weit liegen wir gar nicht entfernt.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent