Thomas Dausgaard - Ein dänischer Dirigent - Von Bach bis zur Moderne

  • Die abgebildete cpo-CD mit den Sinding-Sinfonien Nr.1 und 2 habe ich auch.
    Das scheint auch Dausgaards Repertoire zu sein. Die Sinfonien sind schmissig und in den langsamen Sätzen sorfältig ausbalanciert dirigiert, sadass man Dausgaard diese Int auch ohne jede weitere Vergleichsaufnahme abkauft. Die Sinding - Sinfonien Nr. 1(1890) und 2(1907) sind trotz ihrer nicht mehr zeitgemässen und eher Mendelssohn/Wagner zugewandten Tonsprache unter Dausgaard ganz interessant anzuhören. Dabei überzeugte mich die abwechlungsreichere 1ste sogar noch mehr als die 2te.
    *** Der Klang der cpo-Aufnahmen von 1997 und 1999 mit dem NDR SO Hannover ist gut natürlich eingefangen; das cpo-textheft vorbildlich mit hervorragend betexteten Informationen über Sinding, die Sinfonien und auch Dausgaard.


    Die Sinding - Sinfonien Nr. 3(1920) und 4(1936) habe ich in den Aufnahmen mit Rasilainen/Norwegian RSO (APEX).
    *** Klanglich sind diese von Finlandia übernommenen Aufnahmen von 2000 keineswegs besser, als die cpo-Aufnahmen; eher im Klang etwas dicker und nicht so detailreich, aber insgesamt auch ordentliche DDD-Aufnahmen.
    Nur sind die Sinfonien von 1920 und 1936 noch weniger zeitgemäss und passen eher in die Romantikphase des vorigen Jhd. Die Umstand sollte man dann beim Hören auch aussen vor lassen und Sinding einfach als "romantische Schinken" frei geneniessen. Die cpo-CD der 3 und 4 würde ich mir der Werke wegen nun nicht unbedingt noch mit Dausgaard zulegen. Doch könnte ich mir unter ihm noch mehr Details und Spannung vorstellen, sodass ich das vielleicht austesten sollte.
    Es gibt gerade im 20Jhd mehr skandinavische Komponisten, die mich in ihrer zeitgemässen Tonsprache noch eher überzeugen können.
    (Ähnliche Erfahrungen habe ich mit Langgaard gemacht. Doch der hat 16 Sinfonien ... wer so viel schreibt, wird einiges einiges bringen .. die Nr.4 - 6 sind ein echter Knaller, danach hat er sich (wie Sinding) auch wieder auf alte Konventionen zurückbesonnen.)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was Dausgaard angeht, kenne ich diese beiden Aufnahmen unter seiner Leitung :



    Große Sinfonien mit Kammerorchester gespielt, mögen für manchen ungewohnt oder unbefriedigend sein, aber, wenn man sich darauf einlässt, kann man hier doch einiges entdecken. Sicherlich ist das aber manchmal auch der Grund, warum diese Aufnahmen von so einigen ignoriert werden, zum anderen stimmt es schon, dass sie weniger verbreitet sind. ich selbst kam auch nur darauf, weil bei jpc mal eine Aktion mit CDs dieses Labels gemacht wurde.
    Dausgaards Unvollendete klingt im Gegensatz zu allen anderen Versionen, die ich davon kenne, regelrecht beschwingt, was sicher auch am Tempo liegt. Überhaupt hört sich bei ihm alles klarer und schlichter an.
    Das kann man mögen, muss man nicht. Ich sehe es als Alternative ohne zu werten, was "besser" oder "schlechter" ist

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich werde - sobald die Aufnahmen bei mir eingelangt sind und ich sie gehört habe - einen eigenen Thread über Sinding starten.
    Nur kurz zur Information: Die Sinfonien Nr 3 und 4 auf cpo sind zwar vom gleichen Orchester gespielt - aber nicht unter Dausgaard (um den es in diesem Thread ja letztlich geht)...
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo,


    mir gefallen die schuhmann sinfonien von dausgaard gut wenn ich sie "luftiger" hören möchte - ich gebe zu , dass ich da auch vom SACD klang beinflusst bin ( ich habe einen marantz player der mit einem röhrenausgang modifiziert wurde ) , vielleicht ist es diese klare durchhörbarkeit die trotzdem warm klingt die mich so begeistert. erwähnen möchte ich noch diese cd :


    die ( umstrittene ) version des violinkonzertes finde ich durchaus hörenswert, das liegt sicher an meiner vorliebe für fast alle arten von klaviermusik..........


    gruss


    kalli

  • Wie angekündigt , habe ich gestern abend und heute Beethovens Sinfonie Nr 5 mit dem Schwedischen Kammerorchester unter Thomas Dausgaard gehört.

    Beethoven; Sinfonie Nr 5 in c – moll op 60
    Vorerst ist zu sagen, daß es sich hier um eine Aufnahme handelt, die mehr durch Agilität , Durchsichtigkeit und Temperament, als durch ein titanenhaftes Beethovenbild gezeichnet ist.
    Das gilt auch für die Dynamik, der bei einem Kammerorchester naturgemäß Grenzen gesetzt sind. Hier scheiden sich dann natürlich die Geister. Wer Beethoven Sinfonien unter Klemperer, Thielemann oder Celibidache – oder aber allgemeiner formuliert –„großorchestral“ liebt, wird sich vermutlich erst eingewöhnen müssen. Mir ist das aber sehr leicht gefallen. Im Gegenzug verleiht Dausgaards Aufnahme der Sinfonien Rhythmus, Klarheit und wohlproportionierte Dimensionen. Feinheiten werden gut aufgelöst und sind gut hörbar, die Bläser „stechen“ manchmal geringfügig, was mich persönlich aber nicht stört. Die Tempi sind eher dem Schnellen zugeneigt ohne aber wirklich zu hetzen. Die wirklichen Vorzüge der Aufnahme kommen erst nach einiger Zeit des Hörens zum Tragen, beispielsweise die zwar nicht voll ausgereizte, aber perfekt dosierte Dynamik. Der klang des Schwedischen Kammerorchesters ist – entgegen meinen Erwartungen – gelegentlich betörend, vorzugsweise im Piano.
    Wer kammermusikalische Lesarten Beethovens goutiert, der ist mit dieser im besten Sinne des Wortes klassisch ausgewogenen Aufnahme mit Eigencharakter bestens bedient.

    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mal wieder etwas Neues vom Dirigenten:


    Thomas Dausgaard geht nach Schottland!


    Das BBC Scottish Symphony Orchestra hat angekündigt, dass Thomas Dausgaard sein nächster Chefdirigent sein wird.
    Er wird zu Beginn der Saison 2016/17 starten.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Meine erste Begegnung mit dem Beethoven von Dausgaard und Berezovsky. Geht auf Anregung einiger Taminos zurück. Und gefällt mir sehr, sowohl das brilliante aber nie schwerlastige Klavierspiel von Berezovsky wie auch das wunderbare Orchesterspiel des schwedischen Kammerorchesters. Ich dachte eigentlich, ich bräuchte keine weiteren Beethovenaufnahmen. Diese aber vielleicht doch. PC 1 und 2 werden gleich bestellt.

  • Dausgaards GA des Orchesterwerkes von Beethoven wurde nun endlich mit folgender CD zum krönenden Abschluss gebracht:



    Sämtliche Aufnahmen sind zwischen 1998 und 2009 entstanden, wobei das KK 5 2001 und die Chorfantasie 2005 eingespielt worden sind. Warum sich Simax mit der Veröffentlichung solange Zeit gelassen hat? Keine Ahnung! An der Qualität von Aufnahme und Interpretation liegt es mit Sicherheit nicht.


    Die GA umfasst neben den Sinfonien, Konzerten und Ouvertüren das Ritterballett, die Geschöpfe des Prometheus, Wellingtons Sieg, die Schauspielmusik zu Egmont, Auszüge von König Stephan, die Ruinen von Athen, Tarpeja und Leonore Prohaska. Desweiteren die beiden Violinromanzen, das Gratulationsmenuett, das Rondo WoO 6 und die Tanzmusiken WoO 7, 8 und 14.
    Es fehlt eigentlich nur das Violinkonzert als solches. In seiner Fassung als Klavierkonzert ist es dabei.


    John Doe
    :hail:

  • Da sich das Simax-Label bisher nicht durch die Veröffentlichung preiswerter Boxen einen Namen gemacht hat, gehe ich davon aus, dass man auf absehbare Zeit die CDs dieser GA einzeln ordern muß.

  • … gehe ich davon aus, dass man auf absehbare Zeit die CDs dieser GA einzeln ordern muß.


    Leider … sieht das auch so aus. Des einen Leid – des anderen Freud … :pfeif:


    Früher hatte das Label eine eigene Website; inzwischen ein »Unter-Label« der Website »Grappa« (ein sog. Musikverlag).

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • ...nun einen Grappa!
    Ist doch egal, wo die CD erschien-sie erschien.
    Endlich!


    Thread-übergreifend: in der Labellandschaft bleibt zur Zeit nichts wie es war- und wir verantworten das mit.
    Nicht die Label entscheiden, was gekauft wird, sondern wir- und damit teilweise über Wohl und Wehe mancher.
    Darüber zu lamentieren hieße, sich selbst verantwortlich zu machen am Untergang mancher Labels.
    Was wir nie tun würden, wir sind schließlich erhaben genug, um nachträglich zu jammern: "Wea" statt "EMI"


    Zurück zur Aufnahme:
    mich überraschte von Anbeginn der Aufnahmeserie, dass Dausgaard mit seinem kammermusikalischen Ansatz, einen "Tastenlöwen" wählte für die Einspielung.
    Wohl aber war Bereszowski bereit, Traditionen über'n Haufen zu werfen.
    Da wird, nicht nur hier, anders phrasiert und artikuliert als üblich.
    Vieles ist auf Gespräch angelegt, auf ein Miteinander.
    Funkioniert auch, womöglich aus der Konstellation heraus, eben nicht noch preziöser nachzuklimpern, was andere vorgeklimpert haben.


    Für mich eine einleuchtende Lesart, die verbindet, dass der Pianist eben "sein" Instrument spielt und das Orchester etwas anders agiert.
    Ein überzeugendes Nebeneinander.
    Mir fehlt die organische Phrasierung des Orchesters, im Aufeinanderhören.


    Für mich klingt das Ergebnis überzeugend, bei allen Zweifen.
    Mit Zweifeln daran, dass nicht mehr möglich wäre in diese Richtung zu musizieren und Phrasen sprechen zu lassen statt sie zu erwürgen.
    Die gesamte Artikulation erscheint mir kleingliedrig- was ich mag und schätze- doch nicht, Halbsätze stehen zu lassen.


    Phrasierung ist sooooo wichtig- und das machen beide gut. Aber Artikulation-:Worte bilden Sätze, nicht Grammatik.
    Hätte ein anderes Instrumentarium überzeugender geklungen?
    Wohl kaum.
    Ist schon gut so wie es ist und erfüllt Hörerfahrungen. Mit einem Pianisten, der über allen Zweifeln steht.


    Perfekt für die, die moderne Instrumente mögen und doch den Kompromiss.
    Bisserl wenig für mich, für andere wohl zuviel?